ZitatWie kann es sein, dass sich hier bei den Gegnern des Regietheaters eingebürgert hat, jede moderne Produktion zu verteufeln. Wie kann man sich dem verschließen, dass auch Neues Gutes sein kann.
Lieber Klaus,
ich habe nicht den Eindruck, dass hier jede moderne Produktion verteufelt wird. Verteufelt wird lediglich das, was man heute allgemein unter "Regietheater" versteht, nämlich die Verunstaltung der Werke, indem sich der Regisseur (der in meinen Augen nicht der Künstler ist) das Recht nimmt, ein fremdes Werk zu verschandeln, indem er Ort und Zeit des Werks verlegt und ihm vielfach eine völlig andere (oft verrückte) Handlung unterlegt. Das ist für mich wie wenn ich ein Bild eines älteren Künstlers mir Salzsäure bespritze oder mit Farbe bekleckere, und dann behaupte, nur so wäre es heute noch tragbar. Das Zerstören wäre also dann "Kunst" und ich wäre ein Künstler und das Ganze wir von einigen als Fortschritt bezeichnet!!!
Ich habe deshalb auch immer wieder von "Verunstaltungstheater" oder "sogenanntem Regietheater" oder "modischen" Theater gesprochen, das aber inzwischen vielfach schon so abgeleiert und uniform ist, das der von Knusperhexe gebrauchte Ausdruck "Einheitsbrei" voll ins Schwarze trifft. Ich besitze auch einige moderne Produktionen, die sich aber in Rahmen des Libretttos halten. Man kann also "modern" nicht gleich "Regietheater" setzen. Denn die wenigen werksgetreuen Inszenierungen die in den letzten Jahren entstanden sind, sind ja wohl auch eine moderne Produktion. Leider aber sind heute die modernen Produktionen fast ausschließlich nur noch Verunstaltungen (und damit das, was unter den (fälschlichen) Begriff "Regietheater" fällt).
Gerade die moderne Bühnentechnik hat doch weit mehr Möglichkeiten, ein Werk in seiner Originalform ausdrucksvoll und interessant zu gestalten. Wenn ein Regisseur das nicht mehr vermag, dann ziehen bei mir auch Ausreden wie altbacken, museal, notwendig zu entstauben usw. nicht. Er will "Künstler" genannt werden, beherrscht aber wohl nicht sein Handwerk oder hat sich garnicht mit dem Werk auseinandergesetzt, wenn er es nötig hat, in irre Phantasien auszuweichen und dafür die Musik und den oft nicht passenden Text eines Fremden mißbraucht. Aber Könner wie Zefirelli, Ponelle usw. werden wir wohl nicht mehr bekommen. Der Trend geht zu den Schmarren, wie sie die Privatsender täglich massenweise verbreiten.
Liebe Grüße
Gerhard