Wenn das angeblich immer so ist, dass man die "Seele", den Charakter oder das Leben des Komponisten in seiner Musik findet, ist es nichts Besonderes bei Beethoven. Das war aber gerade behauptet worden, wenn ich recht erinnere...
War es nicht der heroische Mensch Beethoven, der diskutiert wurde?
Ansonsten ist Beethoven natürlich nicht der Einzige, der seine Gefühle in seinen Werken mitschwingen lässt. Warum auch sollte es Komponisten nicht erlaubt sein, wenn es in der Dichtkunst so offen praktiziert wird.
Doch eben nicht von Allen. Man vergleiche die kühle Eleganz in den Gedichten Puschkins mit dem leidenschaftlichen Pathos in Lermontovs Werken, um zu sehen, wo Zurückhaltung geübt wird und wo nicht. Diesem lag eben das Missionieren besser als Jenem, das wird bei den Komponisten nicht anders sein.
Wenn´s um den Charakter geht, oder die Frage, wieviel Herzblut der und der bei der Arbeit vergossen hat, sind Rückschlüsse von Werken auf deren Schöpfer im Grunde fast immer spekulativ und die Toten kann man nicht mehr fragen. Man muss es also bei Annahmen belassen, was den Musikfreund aber nicht allzu sehr verdrießen sollte, weil es schließlich zweitrangig ist.
Eine kleine, private Spekulation erlaube ich mir hier dennoch: Ich glaube nicht, dass Strawinski übermässig romantisch veranlagt war.
Damit komme ich wieder zum Hauptthema: Ist Beethoven überschätzt?
Meine Gegenfrage: Ist das überhaupt möglich?
Grüße
hami1799