Liberec - Hochverdiente umjubelte Premiere einer großartigen "Rusalka"

  • Liebe Freunde des guten, traditionellen Theaters /Oper
    Vorhin von einem herrlichen Theatererlebnis nach Hause gekommen, möchte ich Euch den ersten Eindruck schildern:
    Rusalka ist ja eine "Märchenoper" und das trifft es. Die Premieren - Aufführung, die wir heute abend erleben durften, war in allem hervorragend und "märchenhaft gut". Langanhaltender Beifall am Schluß, Bravo- Rufe für alle Beteiligten, für die Solisten, den Chor, das, wie schon gewohnt hervorragende Orchester und seinen Dirigenten und zu recht, hoch verdienter Jubel, Beifall und Bravo- Rufe für den Regisseur und den Bühnenbildner. Wo kann man das für die beiden Letztgenannten heute noch irgendwo erleben? Irgendwann habe ich gespürt, daß mir vom vielen intensiven Klatschen die Handflächen weh getan haben. In den nächsten Tagen werde ich etwas mehr berichten.
    Jetzt muß ich erst mal wieder zur Ruhe kommen, die Begeisterung ausklingen lassen. Außerdem habe ich Hunger und ein "Radeberger" wartet auch auf seine Vernichtung.
    Allen eine Gute Nacht und bis demnächst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Mein lieber Chrissy! Man soll ja nicht neidisch sein. Aber ich bin es!

    Mein lieber Wolfgang
    Das darfst Du zu recht. Ich durfte gestern wieder eine "Sternstunde in der Oper" erleben, vor allem auch betreffs der Inszenierung. Es ist erstaunlich und fast unglaublich wenn man nicht dabei war, was an solch einem "kleinen Haus" im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine, bzw. auf die Bühne gestellt wird.
    Ich werde demnächst davon etwas mehr berichten. Das bedarf aber einer gewissen Konzentration und auch Zeit. Beides habe ich momentan nicht ganz so. Aber Du kannst mir vorab glauben, es war überwältigend großartig.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    Hier ein erstes Bild - "Wassermann und Rusalka"

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,
    Rusalka ist eine wunderbare Oper, die leider auf deutschen Bühnen zu wenig aufgeführt wird, und wenn meistens in deutsch, aber da bevorzugge ich die Originalsprache. Ich habe auch die Erfahrung gemacht das kleinere Opern Häuser häufiger in der Lage sind einem einen schönen und gelungenen Opernabend zu bescheren als dir großen.

  • Zitat

    Ich durfte gestern wieder eine "Sternstunde in der Oper" erleben, vor allem auch betreffs der Inszenierung.


    Lieber Chrissy!


    Ich frage mich wieder einmal: Warum kann ich so etwas Schönes nicht mehr bei mir in der Nähe erleben? Muß ich dafür erst einige 100 Kilometer reisen, um dem hiesigen Klamauk zu entgehen? :evil:



    Herzliche Grüße


    Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Crissy,


    ich fürchte, wenn du hier weiter diese schönen Erlebnisse aus Liberec erzählst, dass wir nach Görlitz umziehen müssen. So etwas ist ja in unserem Bereich nicht zu erwarten. Aber im Ernst: Herzlichen Glückwunsch zu deinem überwältigenden Erlebnis. Das erste gezeigte Bild ist ja sehr vielversprechend. Ich hoffe, dass wir noch weitere davon zusehen bekommen. Dann kann man wenigstens noch von guten Inszenierungen träumen, wenn man auch leider nicht mehr in der Lage ist, solche zu finden.
    Ich frage mich, warum die Regisseure bei uns immer nur den Alltag und seine Schattenseiten zeigen wollen. Der Prinz wäre bei uns sicher ein leitender Angestellter in einem schäbigen Büro, Rusalka ein Straßenmädchen, der Wassermann der Zuhälter und die Hexe die Bordellmutter. Die anderen würden in ihren Kleidern und Anzügen aus der Altkleidersammlung drumherum stehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mein lieber Harald!


    Ja, Ausnahmen gibt es natürlich, solche "Glückstreffer" gehören aber nicht zum Standard der meisten Opernbühnen. 8-)



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Liebe Freunde, die ihr Euch den Sinn für Operngenuß bewahrt habt. Nun möchte ich, wie versprochen, Euch ein paar Eindrücke von einer überaus hervorragend gelungenen Premiere der "Rusalka" berichten. Schade, daß ihr leider alle so weit entfernt wohnt - ich nehme es vorweg, ihr habt einen großartigen Opernabend verpaßt.
    Es war ein beglückendes Erlebnis, aber wir hatten auch insgesamt in allem richtig Glück.
    Aber der Reihe nach:
    Es war bestes Wetter, sogar spät abends noch windstill und um die 16 °C und der Zufall wollte es, genau vor dem Theater bekam ich einen Parkplatz für mein Auto. Diesmal mußte nämlich ich sicherheitshalber fahren, das Auto meines Freundes war technisch nicht ganz in Ordnung.
    Wir haben geahnt, daß die Premiere der tschechischen Nationaloper ausverkauft sein wird, was sie dann auch war. Wir kamen eine 3/4 Std. vor Vorstellungsbeginn an und es gab nur noch vereinzelt ganz wenige Restkarten auf den hinteren oberen Plätzen. Aber zwei richtig gute waren doch noch dabei, und die bekamen wir - 2. Rang, 1. Reihe, fast in der Mitte mit herrlicher Sicht (150 Kronen = 5,80 €). Die Zuschauer durchweg festlich gekleidet, der Würde des Hauses angemessen und was mir aufgefallen ist, es war nicht nur Publikum des reiferen oder älteren Semesters, nein, auch viele junge Leute und größere Kinder in Begleitung.
    Am Liberecer Theater ist es seit langem üblich, daß die Opern in der Originalsprache des Werkes aufgeführt werden. D. h., die Rusalka in tschechisch. Das war für mich eine interessante, neue Erfahrung. Natürlich kenne ich den Inhalt der Handlung, aber eben doch keine Einzelheiten. Ich habe die Oper bisher noch nie live auf der Bühne erlebt. Und so habe ich es zum ersten Mal als sehr gut, hilfreich und nützlich empfunden, daß der Text auf dem oberen Bühnenrand projiziert wurde und zwar in deutsch! Und von unserem Platz aus bequem auf Augenhöhe sichtbar. Die Vorstellung begann um 19 Uhr und war kurz vor 23 Uhr zu Ende, unterbrochen von zwei etwa 20 Min. Pausen.
    Alle agierenden Künstler, einschließlich Regieteam, waren Tschechen und ich spare mir hier mal Namen zu nennen. Sie würden Euch wohl kaum bekannt sein. Aber alle, Dirigent und Orchester, Solisten und der Chor, boten eine hervorragende Leistung, die ich an dem Haus inzwischen gewohnt bin. Jede Partie war optimal besetzt, ließ keine Wünsche offen und allen war eine intensive Hingabe und Spielfreude anzumerken. Musikalischer Höhepunkt ist natürlich "das Lied an den Mond". Das hat mich wieder unheimlich berührt und ergriffen. Nicht nur der Gesang, auch die Orchestrierung, das geht emotional so richtig durch. Mit dem Chor in der Szene im Schloß, standen wieder so ca. 50 Personen auf der Bühne.
    Nun komme ich aber zum Wichtigsten, was ich versuchen will Euch rüberzubringen, zur Inszenierung. Ich habe zwar keine Vergleichsmöglichkeit, kann aber für mich sagen, es war fantastisch. Es waren drei Bühnenbilder, wovon das erste mit dem dritten, der Handlung entsprechend, ähnlich war.
    Nach dem Vorspiel öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf Bäume und einen grünen Waldboden, auf dem vereinzelt Blätter verstreut liegen und auf dem 8 Nixen sich wiegend bewegen. In der Mitte der Bühne in einem großen Oval ist ein See mit echtem (!!!) Wasser und ein paar Schaumkronen drauf. Die Bühnenrückwand ist mit einer Wasser bemalten (oder projizierten?) Leinwand bespannt, die dauernd leicht in Bewegung ist und man den täuschend optischen Eindruck hat, dort bewegt sich tatsächlich Wasser in leichten Wellen. Der große Mond darauf hat natürlich auch nicht gefehlt. Und immer ziehen unaufdringlich Nebelschwaden im Hintergrund vorbei. Vom Waldboden ragt ein Steg in den See und am Rand steht ein Bambusstrauch, der geschickt eine Bodenöffnung verdeckt. Aus dieser taucht der Wassermann an die Oberfläche und später auch dort wieder ein, ebenfalls auch die Rusalka. Es ist eine total gut gemachte und fantastische Illusion, man hat wirklich den Eindruck , sie tauchen aus dem See an die Oberfläche. Am Schluß des Aktes fallen von oben Blätter von den Bäumen. Selbst an solche kleinen wirkungsvollen Effekte hat man gedacht.
    Im zweiten Bild ist ein Raum im Schloß des Prinzen dargestellt mit Treppe, umrahmt mit Amphoren und drei großen Lüstern an der Decke.
    Das dritte Bild ist wie das erste, nur ist der grüne Boden inzwischen weiß von Schnee bedeckt. Im Hintergrund tanzen ein paar Irrlichter. Und statt des Blätterfalls fallen nun am Schluß Schneeflocken von oben (fast wie in einer gut gemachten "Boheme").
    Wie ich eingangs schon schrieb, zum Ende der Vorstellung für alle Beteiligten hoch verdienter lang anhaltender Beifall, Jubel und Bravo - Rufe, auch von mir vor allem Bravo für die Regie und die Bühnen- und Kostümausstattung.
    Liebe Freude des guten Theaters, ich kann Euch versichern, es war ein überaus beglückender Opernabend, den man gern im Gedächtnis behalten wird. Meine Hochachtung mit großem Dank gilt diesem "kleinen" Haus, das wiederum durch seine hervorragenden Darbietungen zu einem "großen" geworden ist. Es beweist, daß man auch mit kleinem Budget hervorragendes Theater machen kann. Man muß halt auch Liebe und Verantwortung zu seinem Beruf, den Zuschauern und dem Werk gegenüber haben.
    Zum Abschluß meines Berichtes ein besonderes Grußwort an unsere lieben Wiener Freunde.
    Ihr seid zum Glück an Eurem schönen Opernhaus viele Jahre verwöhnt und damit zurecht auch anspruchsvoll geworden. Natürlich ist auch der Klang der Wiener Philharmoniker und die großen Stars bei Euch noch um einiges besser. Was ich aber sagen will, ich bin überzeugt, diese Inszenierung, einschließlich der Kostüme, die ich hier erlebt habe, wäre garantiert auch bei Euch ein riesengroßer Erfolg.
    Ich hoffe, ich konnte eine kleinen Eindruck über einen großartigen Opernabend vermitteln und danke allen für Eure Aufmerksamkeit und evtl. Interesse.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY
    (Übrigens, es klingelte kein Handy und zum Glück bin ich diesmal auch von "Knoblauchgeruch" verschont gewesen).

    In der Hoffnung, daß es sich öffnet, stelle ich nachfolgend einen Link ein, der ein klein wenig von der Inszenierung vermittelt.


    http://www.ceskatelevize.cz/ct…tazich-bude-srozumitelna/

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    und zum Glück bin ich diesmal auch von "Knoblauchgeruch" verschont gewesen).


    Na, chrissy!


    Dann mü0te ich wohl "Opernverbot" bekommen, denn Knovi gehört zu mir wie das tägliche Brot! Aber an solchen Tagen gibt es eine Zehe weniger. :stumm:

    W.S.

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  • Alle agierenden Künstler, einschließlich Regieteam, waren Tschechen und ich spare mir hier mal Namen zu nennen. Sie würden Euch wohl kaum bekannt sein.


    Lieber Chrissy,
    danke für deinen ausführlichen, informativen Bericht. Wäre es möglich, dass du die Namen der Künstler doch nennst? Es könnte ja sein, dass man den einen odern anderen mal an einem anderen Haus hört, und dann wäre man schon rechtzeitig positiv "vorgewarnt".

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • von Antonín Dvořák
    Dirigent: František Babický
    Regie: Martin Otava
    Szene: Ján Zavarský
    Kostüme: Aleš Valášek
    Chorleiter: Martin Veselý
    Choreografie: Marika Hanousková
    Premiere: 25. 10. 2013
    Besetzung:
    Vodník JIŘÍ PŘIBYL, PAVEL VANČURA
    Princ RICHARD SAMEK, TOMÁŠ SUP, TOMÁŠ ČERNÝ
    Rusalka GABRIELA KOPPEROVÁ, LÍVIA OBRUČNÍK VÉNOSOVÁ, VĚRA POLÁCHOVÁ
    Ježibaba KATEŘINA JALOVCOVÁ, PETRA VONDROVÁ, BLANKA ČERNÁ
    První žínka LENKA PAVLOVIČ, VANDA ŠÍPOVÁ
    Druhá žínka GABRIELA KOPPEROVÁ, BARBORA PERNÁ
    Třetí žínka ALŽBĚTA VOMÁČKOVÁ, PETRA VONDROVÁ
    Lovec, Hajný JIŘÍ KUBÍK, OLDŘICH KŘÍŽ
    Cizí kněžna LUCIE HÁJKOVÁ, KATEŘINA ŠMÍDOVÁ
    Kuchtík LENKA PAVLOVIČ, BARBORA PERNÁ


    weitere Vorstellungen:
    Samstag 2.November, 2013
    Dienstag 12.November, 2013
    Dienstag 26.November, 2013


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Gerhard an dieser deiner Inszenierungsidee solltest du dir unbedingt die Rechte sichern lassen, sonst finden wir die Tatsächlich irgentwann auf einer Opernbühne wieder und du würdest leer ausgehen.
    Da wäre doch wirklich ungerecht.

  • Mein lieber Chrissy,


    ich fange an, Dich nicht mehr zu mögen!! Im letzten Jahr konntest Du über 3 hervorragende unverunstaltete Inszenierungen berichten.


    Ich war im letzten Jahr nicht einmal in der Oper (das ändert sich am 1. Feiertag, da ist die wunderbare schweigsame Frau in Chemnitz dran). Die Verteilung ist ungerecht, aus mir spricht der Neid!!


    Nur ein Beispiel - in Altenburg hatte die lustige Witwe jetzt Premiere. In der Zeitung ein Bild - Graf Danilo steht in Alltagsklamotten auf dem Dach eines Oldtimers und singt "Da geh ich ins Maxim". Das Publikum wäre irritiert gewesen. Ich geh nicht rein, mir reicht das Bild, ich bin schon davon nicht nur irritiert, sondern ablehnend.


    Aber das Liberecer Theater gastiert regelmäßig in Bad Elster, und das ist nur 85 km entfernt. Sicher werde ich da die Rusalka und auch die Macht des Schicksals sehen können. Dann ist mein Neid weg.


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • das Liberecer Theater gastiert regelmäßig in Bad Elster, und das ist nur 85 km entfernt. Sicher werde ich da die Rusalka und auch die Macht des Schicksals sehen können.


    Lieber La Roche
    Da drücke ich Dir die Daumen, daß das klappt. Vor allem die Rusalka wird Dich begeistern, falls die Inszenierung dort genau so möglich ist. Bin schon jetzt auf Deinen Bericht, bzw. Deine Bestätigung gespannt.
    Bei der Gelegenheit eine Frage an unsere Mitglieder, die hier mitlesen. Könnt ihr den von mir reingestellten Video- Link sehen?

    Dann müßte ich wohl "Opernverbot" bekommen, denn Knovi gehört zu mir wie das tägliche Brot! Aber an solchen Tagen gibt es eine Zehe weniger.

    Jawohl, mein Lieber. Von mir bekämst Du Hausverbot!!!
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Nur so am Rand mein lieber La Roche.
    Bereits 1886 entwickelte Carl Benz den ersten mit einem Motor betriebenen Wagen.
    Das Werk von Franz Lehar Die lustige Witwe feierte am 30.12.1905 ihre Uraufführung.
    Das Graf Danilo sich also per Automobil auf dem Weg ins Maxime macht wäre auch wenn die literarische Vorlage von 1861 stammt, nicht so ungewöhnlich.
    Zumal die erotischen und politischen Anspielungen in Lehars Werk sich auf seine Zeit bezogen und nicht auf die Zeit der litararischen Vorlage.
    Also auf die Zeit um 1905 und da gab es bereits das Automobil, also warum damit dann nicht ins Maxime fahren.


    Und ebenfalls nur so am Rande, ich habe gestern meinen Kollegen erzählt, das ich heute abend in die Oper gehe.
    Ich glaube kaum das irgentjemand bei diesem meinem Kommentar davon ausging ich würde zu Fuß dahin gehen, ich nehme nämlich die U-Bahn.