Bernarda Fink - ein stiller Star, der viel zu sagen hat!


  • Ihre Eltern waren Flüchtlinge, die ihre Heimat nach dem zweiten Weltkrieg verlassen, dann zwei Jahre in einem Flüchtlingslager in Italien gelebt und schließlich auf der anderen Seite des Atlantik ein neues Zuhause gefunden hatten. Dort wurde Bernarda Fink geboren, dort wuchs sie auf.
    Das Leben als Flüchtlinge war für die Familie schwer und so konzentrierte sie sich darauf, ihre kulturelle Identität zu pflegen. Zu Hause wurde slowenisch gesprochen. Und man sang die Lieder, die man mitgebracht hatte, mit besonderer Begeisterung und emotionaler Hingabe. Viel slowenische Lieder aber auch Kunstlieder von Schubert, Schumann und Brahms. Darüber entwickelte sich bei Bernarda Fink früh eine tiefe Liebe zur Musik.


    Nach der Schule studierte sie zunächst Pädagogik aber eine Arbeit als Lehrerin mochte sie sich nicht vorstellen. Deshalb bemühte sie sich um eine Zulassung zum Gesangsstudium. Mit den beiden Arien der Gräfin Almaviva gelang es ihr, einen Studienplatz an dem renommierten "Instituto Superior de Arte del Teatro Colón" in Buenos Aires zu bekommen. Erst nach drei Jahren wurde dort erkannt, dass ihre Möglichkeiten eigentlich im Mezzosopranfach viel besser entwickelt werden konnten. Von hier an ging es stetig bergauf.


    Nach Studienende und dem Gewinn des ersten Preises beim Wettbewerb ‚Nuevas Voces Líricas’ kam Bernarda Fink 1985 nach Europa; zunächst nach Genf. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann, einen österreichischen Diplomaten , der zur slowenischen Minderheit Österreichs gehört, kennen. Als er nach Prag versetzt wurde, folgte sie ihm. Sechs Jahre lebten sie in der goldenen Stadt Prag. Für die junge Sängerin war das eine Zeit, in der sie viele neue Eindrücke und Impulse aufnahm. Hier kam sie intensiv mit der slawisch-böhmischen Musik in Kontakt, lernte diese zu schätzen und lieben und konzertierte mit vielen tschechischen Künstlern und Orchestern. Es war eine Zeit, die sie künstlerisch und kulturell deutlich geprägt hat. Vor allem kam Bernarda Fink damals in Prag erstmals in Berührung mit Alter Musik und der historischen Aufführungspraxis, einem Bereich, von dem sie während des Studiums noch nicht einmal eine Ahnung bekam.


    Nach den Prager Jahren nahm die Karriere von Bernarda Fink richtig Fahrt auf. Sie arbeitete mit so renommierten Dirigenten wie John Eliot Gardiner, Nikolaus Harnoncourt, Trevor Pinnock, Philippe Herreweghe, Sir Neville Marriner, Marc Minkowski, Sir Roger Norrington, Riccardo Chailly, Mariss Jansons, Riccardo Muti, Sir Simon Rattle, Paul McCreesh, Andres Orozco-Estrada, Daniel Harding - und immer wieder besonders eng mit René Jacobs.


    Heute ist sie weltweit als Mezzosopran gesucht und gefeiert. Zu Recht! Eine der bedeutendsten Sängerinnen unserer Zeit!
    Dabei ist sie eher ein stiller Star - eine Sängerin, die sich langsam und stetig ihren Platz am Sängerhimmel erarbeitet hat. Eigenwerbung und Schlagzeilen sind ihr zuwider und auf Publicity und Ruhm scheint sie keinen gesteigerten Wert zu legen.


    So verwundert es auch kaum, dass sie vergleichsweise wenig auf Opernbühnen zu hören ist sondern eher auf Konzertpodien. Dabei hat sie auf etlichen Gesamtaufnahmen von Opern bewiesen, dass sie Figuren Profil geben und Charaktere klar und tief ausleuchten kann.


    Ihr Repertoire ist riesig. Es reicht von Monteverdi, Bach, Haydn, Händel, Gluck und Mozart bis zu Schumann, Brahms, Bruckner, Mahler und Schönberg. Auch Dvorak und Martinu, Berlioz, Duparc, Ravel und Debussy stehen immer wieder auf ihren Programmen. Sie singt Wagner und Elgar - und immer wieder Bach.


    Soviel erst mal zu Biografie und Karriere.


    Vielleicht sollte ich aber auch noch kurz angedeuten, was mich an dieser Sängerin so besonders fasziniert und begeistert.
    Zunächst natürlich die Stimme selbst. Bernarda Fink verfügt über einen lyrischen Mezzosopran, der ein ungewöhnlich rundes und satt dunkles Alt-Fundament hat, dessen Lagen perfekt verblendet sind, der in der Mittellage einen verblüffenden Reichtum an Schattierungen und Farben besitzt und in der Höhe frei, hell und leuchtend aufblühen kann. Diese Stimme klingt immer sicher beherrscht und nobel im Timbre. Vorbildlich ist das Legato, in dem nichts verschmolzen oder gar verschmiert wird sondern jedes Deatil genauestens hörbar bleibt. Diese kostbare Stimme wird mit einer technischen Meisterschaft geführt, die heute keine Konkurrenz hat.


    Mehr noch aber imponiert mir, wie unprätentiös Bernarda Fink singt. Sie braucht keine äußerlichen Akzente oder histrionischen Effekte. Die Gesangslinie wird gleichsam von innen heraus beleuchtet und kann den Ton des Leidens und der Klage genau so transportieren wie den der Sehnsucht oder auch den Ton der Überschwanges und des Glückes. Im Gesang von Bernarda Fink verbinden sich Schlichtheit und Reinheit mit emotionalem Reichtum und Tiefe. Dabei kann sie auch zauberhaft leicht klingen (Ich verweise auf die zweite Dorabella-Arie in der Gesamtaufnahme von Cosi fan tutte unter Jacobs.).

    Bei ihr hört man hinter den Tönen immer den Sinn und die Wahrheit der Musik.


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    Ich bin gespannt, was ihr über Bernarda Fink erzählen könnt und welche Höreindrücke ihr in ihren Konzerten oder von ihren Aufnahmen gewonnen habt.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Erste Wallungen, die keiner vergisst, erste Geständnisse, erste Schwüre zweier Liebender unter den Sternen Italiens, dessen heiße Luft kein Zephir kühlt, wo in der Ferne Orangen duften und die Nachtigall sich in langen Seufzern verzehrt!
    Welche Kunst besäße eine Sprache, auserlesen genug, um solch himmlische Verlockung zu schildern?
    Erste Liebe, schwebst du nicht höher als alle Poesie? Oder bist du nicht selbst jene Poesie, verbannt unter uns Sterbliche, deren höchstes Geheimnis Shakespeare allein kannte und mit sich in den Himmel nahm?
    Glückliche Kinder mit flammenden Herzen! Vom Zufall in Liebe vereint durch einen einzigen Blick, so lebt ihr beide in einer einzigen Seele; verbergt es wohl im Schatten blühender Sträucher, dieses göttliche Feuer, das euch entzündet, dieses reine Verzücken, das nicht Worte, nur Tränen kennt! Welcher König könnte glauben, dass seine Liebeswallungen eurem keuschen Taumel glichen? Glückliche Kinder!
    ... und welche Schätze wären so viel wert wie ein einziges Lächeln von euch? Ah! Schlürfet recht lang aus dieser Honigschale, sie ist viel süßer noch als jene Kelche, aus denen die Engel, eure Wonnen euch neidend, himmlische Seligkeit schöpfen!


    Mit dem Altsolo aus "Roméo et Juliette" von Berlioz - so hinreißend wie berühmt - verbinden sich mir wunderbare Erinnerungen an Bernarda Fink. Deshalb habe ich es in einer deutschen Übersetzung voran gestellt. Das Besondere an dem Stück ist ja, dass die Liebesgeschichte ausschließlich durch das Orchester erzählt wird - und nicht durch Solisten. Danke, dass Du diesen Thread eröffnet hast, lieber Caruso. Sie wirkte vor nicht so langer Zeit bei einer Aufführung im Berliner Konzerthaus unter Marek Janowski mit. Ein oder zwei Tage später sang sie unter demselben Dirigenten "Les nuits d'été". Mehr noch die Kantate als die Lieder prägte sich mir ein, obwohl ich für beide Werke eine starke Zuneigung habe. Es mangelt ja nicht an Einspielungen, monströsen und weniger monströsen. Eigentlich sind keine richtigen Ausreißer darunter, wie ich finde. Die Fink aber, deren Stimme wie von innen leuchten kann, trifft nach meinem Dafürhalten genau den schwebenden Ton, den ich hier suche. Sie erreicht ihre Wirkung nicht mit äußeren Mitteln. Sie muss niemals Effekte nachschieben. Du hast ihre Kunst ja bereits sehr eindringlich beschrieben. Und Du hast auch ein Lied aus den Zyklus eingestellt. Ich werde es mir noch heute am späten Abend anhören und freue mich jetzt schon drauf. Auch wenn es noch kein Sommer ist - ein Lied der Nacht!


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Gerade habe ich, bin ich doch zurzeit damit befasst, Mahlers "Urlicht" gehört, - und war hingerissen. Unter dem unmittelbaren Eindruck stehend, würde ich sagen: Ich habe es nie schöner und sein liedmusikalisches Wesen interpretatorisch besser treffend gehört.

  • Bernarda Fink wirkt bei einigen meiner favorisierten Aufnahmen von Barockmusik mit, z.B. Messiah unter McCreesh, Matthäuspassion unter Harnoncourt und noch einige mehr. Und meistens ist ihre Mitwirkung ein wesentlicher Beitrag dazu, dass es favorisierte Einspielungen sind!

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Mit dem Altsolo aus "Roméo et Juliette" von Berlioz - so hinreißend wie berühmt - verbinden sich mir wunderbare Erinnerungen an Bernarda Fink. Deshalb habe ich es in einer deutschen Übersetzung voran gestellt.

    Lieber Rheingold,


    gerade damit hast Du auf wunderbare Weise ausgedrückt, wie tief poetisch die Kunst von Bernarda Fink ist!
    Von den "Nuits d'été "wollte ich eigentlich "Sur les lagunes" einstellen. Das fand ich aber nicht bei Youtube. Allein schon die wundervollen Phrasen in der tiefen Lage sind hier bemerkenswert. Und wenn man das
    "Je chante ma romance
    Que le ciel entend seul."

    oder natürlich dann das
    "Ah ! sans amour s’en aller sur la mer!"
    hört, ist man der Welt tatsächlich gänzlich entrückt.


    Es lohnt übrigens die CD mit den "Nuits d'été "und der "Shéhérazade "anzuschaffen, nicht zuletzt weil man da auch noch die "Cinq Mélodies Populaires Grecques "von Ravel hören kann, die Fink ganz schlicht und gerade darum mit so großer Intensität singt:




    Gerade habe ich, bin ich doch zurzeit damit befasst, Mahlers "Urlicht" gehört, - und war hingerissen. Unter dem unmittelbaren Eindruck stehend, würde ich sagen: Ich habe es nie schöner und sein liedmusikalisches Wesen interpretatorisch besser treffend gehört.

    Lieber Helmut,


    wenn Einer, der sich gerade so intensiv mit Mahler befasst, von der Interpretation so hingerissen ist, dann könnte kein Lob besser sein!
    Höre Dir vielleicht auch mal die Aufnahme der Kindertotenlieder an!




    Bernarda Fink wirkt bei einigen meiner favorisierten Aufnahmen von Barockmusik mit, z.B. Messiah unter McCreesh, Matthäuspassion unter Harnoncourt und noch einige mehr. Und meistens ist ihre Mitwirkung ein wesentlicher Beitrag dazu, dass es favorisierte Einspielungen sind!

    Lieber Johannes,


    das kann ich gut verstehen!
    Meine erste Begegnung mit Bernarda Fink hatte ich übrigens in einer Aufführung des Matthäuspassion.
    Das war noch in Gent unter René Jacobs! Lange her! Ich bin froh, dass ich sie seither immer wieder mal hören konnte - einmal sogar auf der Opernbühne - als Orfeo.


    -


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Bisher unerwähnt geblieben ist noch, dass Bernarda Fink auch eine erstklassige Inerpretin spanischsprachigen Liedgutes ist (was bei ihrer Biographie ja durchaus nicht verwundert). So hat sie eine sehr schöne CD vorgelegt, die sich spanischen Liedern widmet, so unter anderem auch die "Siete canciones españolas".


    Sie singt die Lieder mit kraftvollem, geschmeidigem, leuchtendem Timbre, gepaart mit dem notwendigen Temperament und großem Einfühlungsvermögen. Am Klavier begleitet sie souverän Anthony Spiri. Neben de Fallas Liedzyklus und seinen "Tus ojillos negros" finden sich auch noch andere hochinteressante Kompositionen, wie zum Beispiel einige Lieder aus der Feder Joaquín Rodrigos. Alle Lieder werden sorgfältig und liebevoll gestaltet; Bernarda Fink erweist sich hier als vielschichtige, spannende Gestalterin.










    Ein Heimspiel ist für sie natürlich auch diese CD mit argentinischen Liedern:

    Auch diese CD ist voller Entdeckungen; wunderschöne Lieder, die hierzulande weitgehend unbekannt sind; wunderschön zum Beispiel "Encantimiento", mit impressionistisch-zarter Klavierbegleitung (sie wird hier kongenial von Carmen Piazzini begleitet, die ich durch eine sehr schöne Gesamtaufnahme von Mozarts Klaviersonaten kennengelernt habe). Bernarda Fink macht einmal mehr ihren Ausnahmerang als sensible, gefühlvolle und energiereiche Interpretin deutlich, die für diese unbekannten Werke eindrucksvoll eine Lanze bricht.


    Fazit: eine wirklich herausragende, phänomenale Sängerin, der man stundenlang zuhören kann.

  • Lieber Don Gaiferos,


    was Du über die CD mit den argentinischen Liedern schreibst, kann ich wirklich nur Wort für Wort unterschreiben! Ein Genuß!!!


    Die CD mit spanischen Liedern kenne ich nicht. Noch nicht!!! - Verlasse Dich drauf, dass ich mir die schnellstens besorgen werde!
    Danke für den Tipp!


    Ich hatte bei der Threaderöffnung ja bewußt darauf verzichtet, auf alle CDs hinzuweisen, die es von bzw. mit Bernarda Fink gibt. Nach meiner Wahrnehmung sind es weit über 60 Gesamtaufnahmen von Oratorien, Passionen, Opern, Kantaten, Madrigalen und Sinfonien und dazu kommen noch etliche Lieder-CDs und Sammelprogramme mit Arien und so weiter. Ich wollte einfach nicht gleich alles selber hier einstellen. Vielmehr bín ich neugierig, wie andere Taminos diese Sängerin hören und welche ihrer Aufnahmen sie besonders wichtig finden.



    Fazit: eine wirklich herausragende, phänomenale Sängerin, der man stundenlang zuhören kann.


    Das hast Du wohl voll Recht!


    Beste Grüße


    Caruso41


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  • Ich hab noch mal meine alten Programmhefte rausgekramt und festgestellt , das ich Bernarda Fink zusammen mit Frau Gruberova in einer konzertanten Norma in Duisburg gehört habe, dort hat sie die Adalgisa gesungen. Ich hatte das Glück das alle Sänger in meinem Programmheft unterschrieben hatten, da mein Bekannter der in Duisburg ein Schallplattengeschäft hatte u.a. mit für die Betreuung der Sänger verantwortlich war.

  • Ich hab noch mal meine alten Programmhefte rausgekramt und festgestellt , das ich Bernarda Fink zusammen mit Frau Gruberova in einer konzertanten Norma in Duisburg gehört habe, dort hat sie die Adalgisa gesungen.


    Ist ja interessant, lieber Rodolfo! Ich habe bisher nicht gewußt, dass Bernarda Fink auch im Belcanto-Fach aufgetreten ist.
    Gibt es da wohl einen Mitschnitt?


    Beste Grüße


    Caruso41

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  • Lieber Caruso,


    sie hat auch zum Beispiel die Cenerentola gesungen. Nur allzu häufig hat sie glaub ich Belcanto nicht gesungen.

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  • Schade, dass ich in den allgemeinen Chor der Begeisterung nicht einstimmen kann. Aber das liegt wohl eher an meinem »Geschmack« und nicht an Bernarda Fink.
    Auf diesen Liederabend - 18. Juni 2013 in Schwarzenberg - hatte ich mich sehr gefreut, aber dann war vom Sologesang der Bernarda Fink an diesem Abend enttäuschend wenig zu hören.
    Sehr viele Stücke sang sie im Duett mit Marcos Fink, da war es mir nicht recht möglich mich voll auf die Stimme der Sängerin zu konzentrieren.
    Also musste ich mich zu Hause wieder mit der von ihr gesungenen »Frauenliebe« trösten ...

  • Zit. Caruso41: „Höre Dir vielleicht auch mal die Aufnahme der Kindertotenlieder an!“

    Das habe ich eben getan, lieber Caruso, und es wurde zu einem mich ergreifenden Hörerlebnis. Ich möchte Dir danken dafür, dass Du mir das mit diesem Link ermöglicht hast, denn diese Aufnahme findet sich nicht unter meinen Beständen. Bernarda Fink verfügt über ein wunderbares Legato. Es ist hochgradig binnendifferenziert, was bei den „Kindertotenliedern“ von eminenter Bedeutung ist, denn sie stellen diesbezüglich hohe Anforderungen an die gesanglichen Interpreten.
    Ich kenne nur eine Aufnahme, die für mich auf diesem interpretatorischen Niveau angesiedelt ist, - dieses freilich noch ein wenig übertrifft:
    Es ist die mit Kathleen Ferrier und den Wiener Philharmonikern unter Bruno Walter vom Oktober 1949 (publiziert von EMI).

  • Zitat Caruso41

    Zitat

    Ich bin gespannt, was ihr über Bernarda Fink erzählen könnt und welche Höreindrücke ihr in ihren Konzerten oder von ihren Aufnahmen gewonnen habt.


    Ich bin ja (und kann es nicht oft genug betonen) kein besonders guter Stimmenkenner. Bernarda Fink war mir aber immerhin ein Begriff, weil sie in zwei Aufnahmen von von mir sehr geschätzten Werken singt, nämlich Das Paradies und die Peri (ja ich weiß, ich nerve vermutlich damit, aber es gehört einfach zu meinen bevorzugten Werken) sowie die Szenen aus Goethes Faust von Robert Schumann. Im Paradis und die Peri sang sie sehr häufig, unter anderem unter Harnoncourt, Gardiner oder Rattle. Ich finde sie als Engel als ideale Besetzung. Hier passt ihre Stimme einfach: edel, selbstsicher, klar. Dabei erreicht sie durch feine Schattierungen eine große Wirkung. Das ist nicht plakativ gesungen, sie entfaltet in dieser Rolle vor allem durch die Schlichtheit glaubhaft die Präsenz eines "überirdisches Wesens". Ich meine, mich zu erinnern, dass ihr gerade in dieser Rolle einmal der Vorwurf gemacht wurde "nur" schön zu singen, nicht genug zu gestalten. Aber ich finde, dass sie in der Dosierung gerade eben richtig gestaltet, denn wohnt einem Engel nicht zwangsläufig immer auch eine Distanz inne, so dass ein "zu viel" an Gestaltung eher fehlt am Platze wäre?


    Als Beispiel dafür kommt mir das Solo des Engels im dritten Teil, mit der Zurückweisung der Peri in den Sinn ("Noch nicht...").
    Ich habe sie in dieser Aufnahme (die Aufnahme gefällt mir besser Harnoncourt/ RCA, u. a. weil ich Röschmann als Peri nicht ideal besetzt finde).



    Beste Grüße
    JLang


    PS
    Im Belcanto Fach wäre mir Fink einzig durch ihr Mitwirken in einer Einspielung von Rossinis Zelmira bekannt

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich finde sie als Engel als ideale Besetzung. Hier passt ihre Stimme einfach: edel, selbstsicher, klar. Dabei erreicht sie durch feine Schattierungen eine große Wirkung. Das ist nicht plakativ gesungen, sie entfaltet in dieser Rolle vor allem durch die Schlichtheit glaubhaft die Präsenz eines "überirdisches Wesens".


    Lieber JLang,


    Du machst mich neugierig. Ich habe die Aufnahme im Regal, kann mich aber nicht erinnern, sie je genau angehört zu haben.
    Das werde ich heute Abend auf jeden Fall nachholen. Jetzt lockt einfach das herrliche Frühlingswetter!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Bernarda Fink verfügt über ein wunderbares Legato. Es ist hochgradig binnendifferenziert, was bei den „Kindertotenliedern“ von eminenter Bedeutung ist, denn sie stellen diesbezüglich hohe Anforderungen an die gesanglichen Interpreten.
    Ich kenne nur eine Aufnahme, die für mich auf diesem interpretatorischen Niveau angesiedelt ist, - dieses freilich noch ein wenig übertrifft:
    Es ist die mit Kathleen Ferrier und den Wiener Philharmonikern unter Bruno Walter vom Oktober 1949

    Größer, lieber Helmut, kann eigentlich ein Lob für diese Aufnahme nicht sein! Und das von einem Fachmann wie Dir!



    Ich finde sie als Engel als ideale Besetzung. Hier passt ihre Stimme einfach: edel, selbstsicher, klar. Dabei erreicht sie durch feine Schattierungen eine große Wirkung. Das ist nicht plakativ gesungen, sie entfaltet in dieser Rolle vor allem durch die Schlichtheit glaubhaft die Präsenz eines "überirdisches Wesens".

    Lieber JLang


    Jetzt habe ich die Aufnahme endlich mal gehört. Das Werk ist mir zwar eigentümlich fremd - und auch in dieser Interpretation fremd geblieben. Aber dass die Leistung von Bernarda Fink, die Du so genau charakterisiert hast, höchstes Lob verdient, ist keine Frage.
    Was mich so überzeugt, lässt sich gar nicht einfach in Worte fassen. Fink gibt den ja doch durchweg eher kurzen Solostellen des Engels Autorität und Würde und macht zugleich ein Mitfühlen und Verstehen hörbar, das wohl für die Dramaturgie dieser Geschichte wichtig ist.


    Einen schönen Tag noch und beste Grüße


    Caruso41

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  • Zitat von Caruso41

    Lieber JLang
    Jetzt habe ich die Aufnahme endlich mal gehört. Das Werk ist mir zwar eigentümlich fremd - und auch in dieser Interpretation fremd geblieben. Aber dass die Leistung von Bernarda Fink, die Du so genau charakterisiert hast, höchstes Lob verdient, ist keine Frage.
    Was mich so überzeugt, lässt sich gar nicht einfach in Worte fassen. Fink gibt den ja doch durchweg eher kurzen Solostellen des Engels Autorität und Würde und macht zugleich ein Mitfühlen und Verstehen hörbar, das wohl für die Dramaturgie dieser Geschichte wichtig ist.


    Einen schönen Tag noch und beste Grüße


    Lieber Caruso41,


    hab vielen Dank für Deine Zeilen und entschuldige die späte Reaktion. Ja, so unterscheiden sich dann doch die Geschmäcker. Ich habe eine ganz besondere Zuneigung zu Schumanns Peri (ebenso für die Faust-Szenen), die ich kaum erklären kann. Vielleicht ist es gerade diese gewisse Fremdheit, die es für mich so interessant macht. Natürlich sind die Partien von Fink nicht sonderlich lang, aber es ist genau das, was Du beschreibt. Sie ist ein ein sehr zentraler link innerhalb dieser Geschichte. Die Zurückweisung der Gaben bringt die Geschichte ja erst voran und insbesondere Fink schafft es, mit der Stimme etwas zu erzeugen, das ich am besten mit Bildkraft umschreiben könnte. Man hat das Gefühl, sie weiß, warum diese Gaben dargebracht wurden und empfindet Mitgefühl bei der Ablehnung, das aber von der notwenigen Distanz überlagert wird (um ein gerechtes Urteil über die Gaben zu fällen).


    Ein sonniges Wochenende wünscht Dir
    JLang



    PS Schumann selbst hielt die Peri, soweit ich weiß, für sein "bestes Werk".

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ja, so unterscheiden sich dann doch die Geschmäcker. Ich habe eine ganz besondere Zuneigung zu Schumanns Peri (ebenso für die Faust-Szenen), die ich kaum erklären kann.


    Lieber JLang!


    Ja, die Faustszenen schätze ich auch sehr! Wenn man erst mal den ersten Teil überstanden hat, wird es richtig spannend! Habe gerade kürzlich das Werk unter Daniel Harding mit Gerhaher gehört! Ganz eindruksvoll!


    Vielleicht finde ich ja auch noch Freude an der Peri.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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