Der Computer als Komponist

  • Anlass zu diesem Thread war ein Bericht über die hinrverbrannte Idee, das Fragment von Beethovens 10 Sinfonie mittels eines Computers fertigstellen zu lassne. Irgendwie erinnerte ich mich, daß schon Mozart eine Anleitung geschrieben hatte, wie man mittels Algorithmen Walzer komponieren könne. Vor mehr als 10 Jahren wurde das Thema sogar hier bei Tamino gefunden - aber ich finde es nicht mehr.

    Gefunden habe ich indes Artikel im Internet, welche über Computer berichten, die sebständig "klassische Musik" Komponieren könnten - einmalige Geniestreiche, welch die großen Komponisten zu medioklen Zwergen der Kunst degradieren könnten etc etc. Die Zukunft gehört dem Computer - die Kunst ebenso.

    Ich habe einen Artikel zu diesem Thema verlinkt. und ausserdem gibt es dort einen Link zu einem Konzert, welches von einer dieser musikalischen Geistegrößen komponiert wurde - ein einmaliges Meisterwerk eine vom Prozessorgeteuerten Originalgenie geschaffen.

    Ich habe in dieses Kunstwerk hineinegehört und muß sagen - ähh deirMeister hat meinen Geschmack nicht getroffen und ich bleibe für die nächsten 35 Jahr lieber bei Mozart.

    Dann hat der Meister seinen 300 Geburtdtag - und ich meinen 107. Und dann werde ich mein Urteil einer neuerlichen Überprüfung unterziehen.

    https://orange.handelsblatt.com/artikel/29870

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich frage mich ja, wie diese "völlige Selbstständigkeit" aussieht.

    Da erhebt sich die Frage, inwieweit "Selbständigkeit§ - im Sinne von "Freier Wille" überhaupt existent ist.

    Ob unser "Freier Wille" nicht überhaupt ILLUSION ist oder ob unser persönliches genetisches Stickmuster nicht ein Käfig ist, dem wir gar nicht entrinnen können.

    Die Versuche mit eineiigen Zwillingen einerseits, die Familienclans in Sachen Musik oder einer anderen Kunst kann man durchaus als Hinweis darauf deuten.

    Sicher spielt hier das familiäre Umfeld auch eine Rolle, aber sicher nicht die wesentliche, denn bei den einieigen Zwillingen konnt man of weitgehend identische Verhaltensmuster und Karrieren nachweisen. Zu Ende gedacht, würde das bedeuten, daß auch der Mensch aus einer in ihm vorprogramierten Anzahl von musikalischen Mustern auswählt (ebenfalls vermutlich determinisiert) und dann seine Komposition zu Papier bringt. Das Schematische ist in vielen Fällen sogar als "Personalstil" zu erkennen.

    Natürlich ist das verfügbare Reperoire wesenltich größer als derzeit vom Menschen geschaffene Computer.

    Man versucht ja heute (und das seit längerem) sogar den URKNALL zu berechnen - IMO ein IRWITZ, offenbar hat man keine Ahnung von der Komplexität dieses Ereignisses - so er überhaupt in der von uns angenommenen Form stattgefunden hat - aber das ist eine andere Baustelle...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das geht jetzt ins Philosophische.

    Ich frage mich aber eher, welche Grenze überschritten wurde, um vom Computer als Mittel des Komponisten, wie es seit den 60ern vorkommt, zum Computer als Urheber zu kommen - und ob das überhaupt der Fall ist.

    Die Antwort ist wahrscheinlich so kompliziert, dass sie keiner lesen will.

    :D

  • Lieber Alfred,

    ...Man versucht ja heute (und das seit längerem) sogar den URKNALL zu berechnen - IMO ein IRWITZ, offenbar hat man keine Ahnung von der Komplexität dieses Ereignisses - so er überhaupt in der von uns angenommenen Form stattgefunden hat - aber das ist eine andere Baustelle...

    was es genau bedeutet, den "Urknall zu berechnen" müsst freilich erst mal definiert werden, aber soo ganz unwissend sind wir da nicht mehr. Mir ist bewusst, dass hier im Forum schon diskutiert wurde, ob der Inhalt folgenden Links eher Unterhaltung darstellt (statt Wissensvermittlung), ich wage es dennoch:



    Harald Lesch erklärt da leicht verständlich für Laien (wie mich) was über den Urknall schon bekannt ist....



    Aber zum eigentlichen Thema:


    Ich hab mit "Adsum" angehört, mit Mozart ist das auch m.E. nicht im Ansatz vergleichbar. Müsste ein Computer nicht über eine ausgeprägte KI (also eine "starke" KI) verfügen, um nicht zu sagen über eine Persönlichkeit, um Musik zu komponieren?

    Soweit sind wir wohl doch noch nicht....

    ________________________________________________________________________________________


    Gruß
    Nicolas

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  • Das geht jetzt ins Philosophische.

    Ich frage mich aber eher, welche Grenze überschritten wurde, um vom Computer als Mittel des Komponisten, wie es seit den 60ern vorkommt, zum Computer als Urheber zu kommen - und ob das überhaupt der Fall ist.

    Die Antwort ist wahrscheinlich so kompliziert, dass sie keiner lesen will.

    Natürlich geht es ins Philosphische - Aber zumindest ICH sehe keinen Fehler darin.

    Mal eine Abwechsung vom Thema Regietheater:untertauch::stumm::P

    Wenngleich nicht ohne Sprengkraft...

    MEINE Antwort ist die, daß das meistre, das wir in uns als "spontan" empfinden bereits "vorprogrammiert" ist

    Wir treffen also keine freien Entscheidungen - sondern führen ein Programm Aus. Das gilt natürlich auch für "Kreative Prozesse"

    Diese sind indes so komplex verschachtelt, daßman das "Schema gar nicht bemertkt.

    Es gibt also keinen "Zufal" sondern nur eine Kette von miteinander verschachtelten Ereignissen , deren Kausalitär vereits nicht mehr nachvollziehbar ist.

    Das sind Gedanken, die durchaus in den Irrsinn führen könne - aber dennoch hochinteressant sien.

    Zum Beispiel ob eine "verlorene Komposition" wirklich verloren ist

    Denn die dazu nötigen Noten sind universell und es sollte möglich sein -JEGLICH mögliches Musikstück "nachkomponieren zu lassen oder zumindest ANNÄHERND wiederherzustellen. Die Crux ist lediglich, daß wir, sollte uns ein Computer DEREINST als "Auftragsarbeit" 2000 "mutmaßliche Mozartsinfinein" liefern, wir nicht wüsten, welche davon WIRKLICH dereinst in Mozarts Kopf existiert habe, bzw ob da überhaupt eine gültige darunter war.

    Mozart komponierte ja bekanntermaßen oft lediglich im Kopf. Auf die Frage, ob er ein bestimmtes Werk bereits fertig ko,poniert habe, antwortete er: "Komponiert habe ich es bereits - nun aufgeschrieben habe ich es noch nicht.


    Zum Urknall gäbe es noch viel zu sagen aber leider ist hier nicht der geeignet Ort- Den Lesch werde ich mir über die Weihnachtsfeiertage konzentriert anhören.


    Trotzdem eine winzige Bemerkung von meiner Seite.

    Ich bestreiten den URKNALL nicht - nur das UR stört mich. Denn es wird immer behauptet, daß mit dem Urknall die Zeit erst begonnen hat.

    Würde das stimmen, dann hätte der Urknall nie stattfinden können, denn es muss einen Ausläser gegeben haben. Wenn es aber keine Zeit gab, dann gäbe es auch keinen Auslöser. Daher gehe ich davon aus, daß der urkanll nur der Beginn UNSERES "Weltalls" war - davor gab es aber was anderes.

    Was so undenkbar erscheint, die Ewiglkeit nach beiden Richtungen wurde in einem Kirchenlied auf den Punkt gebracht

    Er, der nie begonnen, er der immer war, ewid ist und waltet - sein wird immerdar !


    So jetzt sind wir glücklich im Advent gelandet....


    Über unsere Fähigkeiten am Computer wird man dereinst lachen und über unsere versuche Gott zu spielen ebenso...


    Es hat mal jemand so formuliert:

    Wir können Raketen und untraschnelle Flugzeuge konstruieren -

    eine Stubenfliege* indes nicht.


    (Diejenigen wenigen, die mich bis dato nich nicht für verrücht gehalten habeb - werden dies vermutlich ab jetzt tun - aber damit kann ich leben)


    mfg aus Wien

    Alfred



    *damit ist gemeinnt eine Stubenfliege mit einer Seele und Emotionen - wie im Leben

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Natürlich hat das mit der Frage zu tun.

    So wie der Computer nicht wirklich "etwas eignes" schaffen kann - weil es im nicht programmiert wurde ("Lernfähigkeit" inbegrifen"

    so kann es IMO der Mensch auch nicht - lediglich auf einem WESENTLICH höheren Niveuau.

    ich behaupte, daß man sich beim "komponierenden Computer" etwa dort befindet, wo sich vor Jahren das "Psychoanalytische Program "Eliza" befand: Ein liebes Spiezeug für "Computerwissenschaftler"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Frage ist, wer der Urheber ist. Wenn nach Deiner Herangehensweise quasi Gott der Urheber von allem ist, dann ist das ja nett, die Frage ist aber nur umgangen.

    Ich verstehe jetz DEINE Frag erst richtig.

    Ich war davon ausgegangen, daß es um die Frage gin, inwieweit ein Comuter "kreativ" sein kann. - und würde das verneinen.


    Verstehe ich richtig, wenn du die Frage so verstendehnhaben willst, ob der Computer sozusagen über das Copyright verfügt - oder dessen Konstrukteut oder Litenzgeber.?


    Das wäre interssant, denn theoretisch könnte man so einen Computer - auch wen der Typ veraltet wäre - Fast ewig am Leben ehalten, was dann ein "immerwährendes Copyrigt bedeuten würde. Hier sollte man ohnehin regulierend eingreifen. Copyright schön und gut - aber ich sehe nicht ein warum die Erben noch weiter versorgt weerden solle - das ist ja bei anderen Berufen auch nict der Fall. Prinzipiell geht es aber den Verwertungsgesellschften scheinbar um ihren eigenen Profit.


    "Gott als Urheber von allem"

    Ein theoretisches Denkmodell, man kann genauso von "Naturgesetzen" spechen - wenn einem ansonst zu theologisch wird....


    Aber das ist ein weites Feld.

    Eine Nebenfarf - die durchaus hierherpass - wäre:

    Wer hat Interesse daran Komponisten durch Computer zu ersetzen ?

    Und hinzufügend: Diesen Leuten solte man genau auf die Finger sehen.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Verstehe ich richtig, wenn du die Frage so verstendehnhaben willst, ob der Computer sozusagen über das Copyright verfügt - oder dessen Konstrukteut oder Litenzgeber.?

    Ja, so in etwa. Viele Komponisten lassen sich vom Computer Detailentscheidungen abnehmen, das Stück ist aber klar "von ihnen" komponiert und nicht vom Computer.

    Offenbar geht es aber darum, dass der Computer quasi alle Entscheidungen für ein neues Stück fällen soll und der Programmierer keine mehr - was an sich mE gar nicht möglich ist, da der Programmierer durch die Programmierung diverse Entscheidungen getroffen hat. Aber irgendwo glaubt man offenbar, die Schwelle überschritten zu haben, ab der der Computer als Urheber anzusprechen sei. Und dann wüsste ich gerne, wo genau diese Schwelle gewesen sein soll.

  • Künstliche Intelligenz funktioniert doch heute so: man überläßt einem Computer einen großen Haufen Beispiele, daran kann er dann "lernen", das ganze heißt ja auch "deep learning". Ist das Feld gut algorithmisierbar, ist der Computer gut in dem, was er tut, nachdem er gelernt hat: er schlägt Menschen im Schach oder noch schwierigeren Brettspielen. Ein Zug ist da ein Zug und die Konsequenzen sind genau erkennbar, die Anzahl der Regeln ist endlich, sie sind scharf definiert und ändern sich nicht.


    So geht ein tief lernender Computer aber auch an einen Haufen Töne heran. Er betrachtet sie als einen Haufen Töne mit Überstrukturen, er kennt die ganze Theorie, den Quintenzirkel und alles andere, was Menschen über Musik WISSEN. Aber natürlich versteht er ganz und gar nichts von dem was er tut, er hat keinerlei Emotionen bei dem Zusammenstellen von Noten, er kann eine schöne Wendung nicht von einer schlechten unterscheiden, wenn das durch die Algorithmen (also das, was ihm die Programmierer erzählt haben) vorher nicht unterscheidbar gemacht worden ist. Er kann sich an seiner Musik nicht erfreuen und er kann nicht beurteilen, inwieweit sie Menschen erfreut.


    Das ist so ähnlich wie mit der Witzigkeit eines Witzes. Das ist auch nur in Ansätzen algorithmisierbar, und genauso wenig, wie sich ein Computer einen Witz ausdenken kann, der wirklich originell ist (wo er also nicht nur Stücke anderer Witze durcheinandermischen muß), kann ein Computer heute originelle, ergreifende Musik schreiben. Was er kann, ist, nach alten und bewährten Strickmustern neue Gebilde zu basteln. Ohne irgendwas davon verstanden zu haben.

  • Ich würde ja lieber mal Kompositionen "im Stile von Komponist xy" hören, die ein Computer hergestellt hätte. Da wäre es leichter, zu beurteilen, was schon funktioniert. Bei Gegenwartsmusik ist schon das Beurteilen der Komponisten sehr schwierig.

  • ...solange KI noch auf dem Level der "Expertenprogramme" verharrt wird das wohl nichts werden. Denn wie schon beschrieben wurde kann sich der Rechner dann nur innerhalb der vom Programmierer vorgegebenen Grenzen bewegen. Es wäre eine "starke KI", sprich menschenähnliche Intelligenz nötig. Mit dieser könnte der Computer eigene, kreative Entscheidungen treffen. Die von Alfred angerissene Diskussion um harten Determinismus mal außen vor :untertauch:...

    ________________________________________________________________________________________


    Gruß
    Nicolas

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  • das Programm hat die Technik von Bach kopiert, ohne die Musik von Bach verstanden zu haben.

    DAS ist genau der springende Punkt.

    Ich kann der Maschine jegliche Art von Wissen und Technik beibringen - aber keine Seele


    Es gab mal einen Idoten (im medizinischen - nicht im beleidigenden Sinne) welcher imstande war, 2 mehrstellige Zahlern (der Erinnerung nach waren es jeweils 20, oder mehr Stellen) innerhalb einer Sekunde zu lösen.

    Man war verblüfft und Frage den Rechenkünstler:

    Erklären Sie uns bitte den Trick

    Der Kandidat blickte stumpf vor sich hin und fragte: Welcher Trick ???


    Intelligenz ist eben eine sehr komplexe Sache.

    Viel komplexer aber sind Emotionen. Man kann die Schaltstellen im Gehirn lokalisieren und solche wie Heiterkeit oder Angst künstlich hervorbringen - sie sind - wie alles in uns ein chemischer oder besser gesgrt elektro-Chemischer Prozess, der kaum durchschaubar ist.


    Ein Computer mit menschenähnlichen Eigenschaften ?

    Ein Schreckgespenst.

    Dieses wurde bereits im Film 2001 -Odyssee im Weltraum gezeigt.


    Der Bordcomputer einer Mission namens HAL hat eine fehlerhafte Angabe gemacht, was an Hand einer Kontrolle , durch Vergleich mit Ergebnissen seines auf der Erde befindlichen Zwillingsbruders nachgewiesen werden kann.

    HAL ermordet nun einen der Wissenschaftler um seinen Fehler zu vertuschen - aber es gelingt ihm nicht.


    Man beschliesst den Computer nun abzuschalten. Das muss ausserhalb der Sichtweite dieses Geräts geschehen, da er

    lippenlesen kann. Schliesslich verschaft man sich zutritt ins Zentralgehirn welches (der Film wurde 1968 gedreht) auch zahlreichen riesigen Platinen besteht - ein komplexes Rechenzentrum. Man beginnt um Platine um Platine zu entfernen und allmählich weiss der Computer was da passiert. Er produzier ein weinerliches Verhalten und - wenn ich mich richtig erinnere -Sprachstörungen. Letztlich sing er ein Kinderlied, jenes das ihm sein "Vater", der Programmiere als erstes Programm eingespeichert hat.

    Dann gibt HAL den Geist auf.


    * der Name HAL ist eine boshafte Spitze - Wer kennt sie ? (Techniker und EDV Spezialisten sind vom Rätse fürs erste ausgeschlossen):baeh01:


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • eher flach und reizlos, das Programm hat die Technik von Bach kopiert, ohne die Musik von Bach verstanden zu haben.

    Mal unter uns ... welcher Mensch würde es anders machen? Klar ein Bach nicht, aber wieviele von denen gibt es denn so?



    Ich würde ja lieber mal Kompositionen "im Stile von Komponist xy" hören, die ein Computer hergestellt hätte. Da wäre es leichter, zu beurteilen, was schon funktioniert. Bei Gegenwartsmusik ist schon das Beurteilen der Komponisten sehr schwierig.


    Hier versucht einer chatGPT zum Komponieren à la Bach zu verleiten. Ein hübsches Narrativ: :)


  • Künstliche Intelligenz funktioniert doch heute so: man überläßt einem Computer einen großen Haufen Beispiele, daran kann er dann "lernen", das ganze heißt ja auch "deep learning".

    Mehr oder weniger funktioniert menschliche Intelligenz nicht viel anders ...



    Ist das Feld gut algorithmisierbar, ist der Computer gut in dem, was er tut, nachdem er gelernt hat: er schlägt Menschen im Schach oder noch schwierigeren Brettspielen. Ein Zug ist da ein Zug und die Konsequenzen sind genau erkennbar, die Anzahl der Regeln ist endlich, sie sind scharf definiert und ändern sich nicht.

    Tiefe neuronale Netze kalukulieren eben die Züge nicht durch. Das macht nicht einmal ein Schachcomputer, bei Go ein Ding der schieren Unmöglichkeit. Das macht ja gerade deren Reiz aus.


    ...solange KI noch auf dem Level der "Expertenprogramme" verharrt wird das wohl nichts werden. Denn wie schon beschrieben wurde kann sich der Rechner dann nur innerhalb der vom Programmierer vorgegebenen Grenzen bewegen.

    Ki bewegt sich da schon sehr lange nicht mehr auf dem Niveau von Expertensystemen. Die "vom Programmierer vorgegebenen Grenzen" umschreiben nicht viel weniger als alles Berechenbare, was eine bisher nicht verstandene Menge an Ergebnissen impliziert. Übrigens versteht natürlich kein Programmierer, was ein trainiertes Netzwerk so entscheidet. Das ist BTW eine nicht zu unterschätzende Gefahr solcher Systeme, wenn sie ohne Verständnis eingesetzt werden.

  • Vor zwei Tagen hat sich der (mMn fantastische) Youtube-Kanal Ultralativ in einem 13-minütigen Video mit der Funktionsweise von ChatGPT sowie der Frage, ob solche künstlichen Intelligenzen "kreativ" sein können, auseinandergesetzt. Ein sehr empfehlenswerter Beitrag!



    Liebe Grüße

    Amdir

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  • das ist auch meiner Meinung nach ein kluges Video. Allerdings finde ich, dass große Teile menschlicher Konversation ähnlich simpel funktionieren. Deswegen wird es ja auch verwechselt. Der letzte Satz des Videos ist da doch bezeichnend :)


    Kreativität ist solchen Netzwerken natürlich nicht gegeben, aber welcher Mensch ist schon wirklich kreativ.


    Man muss fürchterlich aufpassen, in welchen Bereichen man diese Techniken einsetzen möchte. Bei der Tumorerkennung ist sie sicherlich eine Hilfe, aber in der Jurisprudenz wäre ich vorsichtig…..;)


  • Kreativität ist solchen Netzwerken natürlich nicht gegeben, aber welcher Mensch ist schon wirklich kreativ.


    Ich ziehe jedes von einem menschlichen Wesen erzeugtes künstlerisches Produkt (Gedicht, Text, Bild, Skulptur, Musik) denjenigen von KI erzeugten vor.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich ziehe jedes von einem menschlichen Wesen erzeugtes künstlerisches Produkt (Gedicht, Text, Bild, Skulptur, Musik) denjenigen von KI erzeugten vor.

    Bist Du Dir ganz sicher, dass dieses Urteil eine Entscheidung und nicht bloß eine Vorentscheidung darstellt. Man denkt natürlich sofort, dass jedes menschliche Erzeugnis den Geist einer "Seele" atmet.


    Mein Eindruck ist, dass vielleicht bei ganz jungen Menschen Kreativität Bestandteil des Ausdrucksvermögens ist. Im Regelfall (von Künstlern und ein paar anderen Ausnahmen abgesehen) wird es aber später einfach nur durch Gelerntes ersetzt, was die Produkte professioneller, im Endeffekt aber auch berechenbarer im Sinne des Wortes macht.


    Für mich ist das der Grund, warum "sprechende" KI so verwechselbar mit menschlichen Erzeugnissen ist ....


    Anders gefragt: Bist Du sicher in einem sogenannten Turing-Test Mensch von Maschine unterscheiden zu können?

  • Lieber astewes


    Ich muss es nicht unterscheiden, auch wenn ein Vergleich verführerisch ist. Muss ich mir von Maschinen perfekt Ausgekotztes antun?


    Es trifft zu: Ich habe zugunsten des Menschen und für seine Unzulänglichkeit und die Grenzenlosigkeit des Denkens entschieden. Es fehlen der KI die Leidenschaft, die Fantasie, das Phantastische, die Freude, die Begeisterung, die Tränen, das Leiden, die Zweifel, das Versagen, das Unerwartete, alles, was den Menschen ausmacht und ich in der Musik finde. Ein Bereich der Welt, die nur vom Menschen erfühlt und durchlebt wird.


    Wenn ich die Musikgeschichte überblicke, sind es Wagnis und Fehlversuche, das Verwerfen und Abwägen die Komponisten befähigt haben ihre Werke zu erschaffen, die uns heute begeistern, ergreifen und erschüttern.


    * * * * *


    Du bist, wie ich weiss, mathematisch ausgerichtet. Im Bereich der Mathematik gibt es ungelöste Probleme, und die Geschichte dieser Wissenschaft zeigt, dass an ihren Lösungen erfolgreich gearbeitet wurde und Fragestellungen weiter mit gedanklicher Arbeit durchdrungen werden. Ich bin mir sicher, dass mathematische Kreativität nur dem menschlichen Geist möglich ist: Der Mensch formuliert Theorien und führt Beweise.


    Im Bereich der Physik hat Albert Einstein mit seinen Überlegungen eine bahnbrechende Theorie entwickelt. Im Experiment konnte sie bewiesen werden. Nachträglich. Und denke ich an die heisenbergsche Unschärferelation wird keine KI je auf diese Theorie gekommen sein, hätte es sie damals schon gegeben.


    Der menschliche Geist sprengt jede Grenze, schafft Neues und erklärt uns die Welt.


    * * * * *


    1968 kam Stanley Kubrick 2001: Odyssee im Weltraum in die Kinos. Ein, wie ich finde, genialer Film, der in seiner Aussage erstaunlich aktuell ist. Der Regisseur und der Drehbuchautor Arthur C. Clarke haben eine Vision umgesetzt, welche die KI und die daraus resultierenden Fragestellungen vorweg genommen haben, hätte es sie damals gegeben.


    Denke ich an den Computer HAL 9000, mit dem der Astronaut kommuniziert, sehe ich Parallelen zur heutigen Diskussion um KI. Aufschlussreich ist jener Teil des Film, in dem der Astronaut den Computer, seinen Gegenspieler, Zug um Zug abstellt. Im Film wird der Computer bezwungen.


    Ich empfehle jedem, der sich mit KI beschäftigt, sich den Film 2001: Odyssee im Weltraum anzuschauen.


    PS: Nachträglich sehe ich, dass Alfred Schmidt in Beitrag 17 den Film und den Computer HAL bereits erwähnt hat.


    .

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  • Ich muss es nicht unterscheiden, auch wenn ein Vergleich verführerisch ist.

    Natürlich muss man es nicht unterscheiden, aber ich sehe schon neinen Reiz darin, zu verstehen, was nun menschliche Leistungen von Maschinenleistung unterscheidet. Häufig sind es gar nicht die Dinge, auf die viele Menschen so stolz zu sein scheinen ....


    Ich habe zugunsten des Menschen und für seine Unzulänglichkeit und die Grenzenlosigkeit des Denkens entschieden. Es fehlen der KI die Leidenschaft, die Fantasie, das Phantastische, die Freude, die Begeisterung, die Tränen, das Leiden, die Zweifel, das Versagen, das Unerwartete, alles, was den Menschen ausmacht und ich in der Musik finde. Ein Bereich der Welt, die nur vom Menschen erfühlt und durchlebt wird.

    Das unterschreibe ich trotz meiner Ausbildung bedenkenlos. Aber es ist doch ein erstaunliches Phänomen, dass gerade diese wichtigen Eigenschaften wirklicher Errungenschaften von vielen zeitgenössischen Menschen gar nicht erkannt werden. Da braucht es manchmal 100 Jahre oder länger ...


    Der menschliche Geist sprengt jede Grenze, schafft Neues und erklärt uns die Welt.

    Aber wer folgt ihm nun wirklich und versucht nachzuvollziehen? Wenn ich 'mal in die Runde fragen würde, wer sich mit allgemeiner Relativitätstheorie und ihren Implikationen auseinandergesetzt hat?


    Du bist, wie ich weiss, mathematisch ausgerichtet. Im Bereich der Mathematik gibt es ungelöste Probleme, und die Geschichte dieser Wissenschaft zeigt, dass an ihren Lösungen erfolgreich gearbeitet wurde und Fragestellungen weiter mit gedanklicher Arbeit durchdrungen werden. Ich bin mir sicher, dass mathematische Kreativität nur dem menschlichen Geist möglich ist: Der Mensch formuliert Theorien und führt Beweise.

    Volle Zustimmung. Ich glaube kaum, dass es Mathematiker gibt, die denken, dass ihre Tätigleit durch KI ersetzt werden könnte. Ich würde mir auch nie (außer aus reiner Neugier) computergenerierte Musik anhören. Ich würde das aber bei André Rieu und seinem Tamtam auch nicht anders machen :)


    Und denke ich an die heisenbergsche Unschärferelation wird keine KI je auf diese Theorie gekommen sein, hätte es sie damals schon gegeben.

    Dazu hat es ein paar der größten Köpfe dieser Zeit bedurft ... Natürlich kann keine jetzige KI auch nur ansatzweise eine solche Theorie entwerfen ...


    Ich bin aber immer wieder daran interessiert, die Grenzen dieser Technik zu verstehen. Tatsächlich bin ich mir auch nicht sicher, ob Begriffe wie Bewußtsein und Verstand nicht einfach Illusionen sind, deren wir uns bedienen, weil es im evolutorischen Prozess des homo sapiens (meines Erachtens haben auch andere Lebewesen diese Begriffe in Teilen entwickelt) sich als nützlich erwiesen hat. Evolution ist übrigens ein gehirnbildendes Phänomen, das keine künstliche Intelligenz erlebt hat. Das ist für mich auch das Problem, wenn KI Entscheidungen trifft, die wir mit unserem durch die Evolution gebildeten Gehirn nicht mehr nachvollziehen können.


    Lieber moderato ich glaube, dass wir die Dinge im Endeffekt gar nicht so verschieden sehen.

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  • Die Besorgnis der Wissenschaftler, Experten und Unternehmer findet ihren Ausdruck in der Forderung nach einem Moratorium in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz.


    https://www.tagesschau.de/wiss…e-ki-entwicklung-101.html


    Ein hilfloser Aufruf dieser 1000 Personen angesichts der rasanten Entwicklung. Siehe Beitrag 20 in diesem Thread. Bei 1 min 03 s ist in diesem You Tube Beitrag erwähnt, wie lange es brauchte, bis 1 Million Nutzer eine Applikation nutzten. Bei ChatGPT dauerte es 5 Tage. Wenn die Tools der KI vorhanden sind, werden sie auch genutzt. Es wird mit sehr viel Geld von einflussreichen Weltkonzernen daran geforscht. Wenn sie ein Geschäft wittern, wird mit Nachdruck gefördert und KI eingesetzt.


    Die Menschheit hat die Tragweite der Veränderungen, die auf sie zukommt, noch nicht erkannt.


    Die streikenden Schauspieler und Schauspielerinnen sowie Drehbuchautoren und -autorinnen der Filmindustrie in Hollywood, die erste Auswirkungen am eigenen Leib erleben, sind eines der Zeichen dafür.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber moderato das Thema ist wichtig (nicht nur in Bezug auf computergenerierte Musik) und komplex. Mein Wissen ist an sehr vielen Stellen deutlich zu klein, um in diesem Rahmen antworten zu können. Auch ist das Forum wahrscheinlich nicht der geeignete Ort dazu.


    Ein paar Bemerkungen, die vielleicht zum Nachdenken anregen könnten, möchte ich dennoch machen.


    Die Besorgnis der Wissenschaftler, Experten und Unternehmer findet ihren Ausdruck in der Forderung nach einem Moratorium in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz.


    https://www.tagesschau.de/wiss…e-ki-entwicklung-101.html


    Ich habe auch große Besorgnis. Allerdings empfinde ich diesen Text eher als Reklame für KI oder als Ausdruck der Angst, die ich allerdings einem Elon Musk nicht wirklich abkaufe :P


    Es wird so getan, als könne KI den Menschen ersetzen und deswegen solle die Forschung angehalten werden.!


    1. Das ist ganz offensichtlich illusorisch, einmal in der Beschreibung des Zustandes der KI und zum anderen im geäußerten Wunsch auf Stillstand in der Entwicklung.

    2. Wir beide wissen wahrscheinlich, dass keine Regierung der Welt das machen wird. Allein das Militär wird das nicht zulassen.

    3. Eine Untersuchung, was denn KI nun leistet und was nicht , ist gerade wegen 2. unumgänglich und kann die wirklichen Risiken besser einschätzen lehren. Hier ist der Beitrag #20 sehr hilfreich für einen Laien.


    Wenn ich Texte lese wie


    Für die ethische Bewertung von KI ist das von Bedeutung, denn es genügt nicht, nur die Technologien zu verstehen. Auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Technik sowie gesellschaftliche Effekte müssen beachtet werden.


    bekomme ich ernsthafte Angst wegen der Hilflosigkeit der Formulierung, die eine Platitude ausführt und deswegen als Motivation offenlegt, dass die Technologie gerade nicht verstanden wird. Das ist in meinen Augen ein Grund zur Besorgnis.


    Natürlich reicht es nicht, die Technologien zu verstehen, aber ohne ihr Verständnis werden wir keine sinnvolle politische Lösung finden und Treibgut einer technologischen Entwicklung werden, die durch ökonomische Interessen amerikanischer Großkonzerne angetrieben wird.


    Texte, die einfach nur Angst machen (wollen), fördern gerade dieses Verständnis nicht, sondern eher ein Ohnmachtsgefühl, was im Endeffekt die beschriebene Tendenz unterstützt.


    Das vom Ethikrat auf der verlinkten Seite zu findende pdf (https://www.ethikrat.org/filea…e-mensch-und-maschine.pdf) macht auf den ersten Blick einen etwas differenzierteren Eindruck. Ich habe es aber noch nicht lesen können.