Im Operalia-thread habe ich Brian Jagde seinerzeit so vorgestellt:
"Jagde's Tenor ist von sehr robustem Charakter mit ordentlich Metall in der Stimme. Für die filigranen Tenorpartien ist er nicht geeignet. Aber die leidenschaftlichen und kämpferischen Figuren liegen ihm schon sehr gut. So reüssiert er im italienischen Fach mit Spinto- und Verismopartien und feiert beachtliche Erfolge mit Rollen wie Alvaro, Radames, Kalaf und Turiddu.
Besonders scheint er sich aber auch für das deutsche Fach zu eignen. Mit seinem kräftigen Tenor singt er mühelos Partien wie Bacchus in Ariadne auf Naxos, Narraboth in Salome und Froh in Das Rheingold.
Mir ist aufgefallen, dass er sich gut auf der Bühne bewegt, diese wirklich nutzt, und er eine gute Bühnenpräsenz hat. Man darf gespannt sein, wie sich dieser Sänger - und vor allem in welche Richtung - weiterentwickelt."
Seit seiner Auszeichnung bei Operalia hat er eine große Karriere hingelegt und empfiehlt sich längst für einen eigenen thread.
Brian Jagde wurde am 21. August 1980 in Long Island, im Bundesstaat New York geboren. Er begann ein Gesangsstudium, zunächst als Tenor, wechselte aber dann ins Baritonfach, nur um einige Zeit später unter seinem Lehrer Michael Paul wieder ins Tenorfach zurückzukehren. An der Oper in San Francisco trat er einem Nachwuchskünstlerprogramm bei.
2012 nahm er an Placido Domingos Wettbewerb Operalia teil, bei dem er den Zweiten Platz belegte und auch mit dem Birgit-Nilsson-Preis als "Bester junger Sänger im Wagner-Strauss-Fach" ausgezeichnet wurde. Zwei Jahre später gewann Jagde (dessen Nachname wie das englische Wort "Jade" ausgesprochen wird - das G ist stimmlos) den Ersten Preis beim Zachary Wettbewerb.
Nach den ersten Karriereerfolgen führte ihn sein Weg rasch an alle bedeutenden Häuser. Sein Debüt an der New Yorker MET gab er 2014 als Graf Elemer in Arabella. Dort sang er inzwischen auch Cavaradossi in Tosca, Pinkerton in Madama Butterfly, Radames in Aida und Don Alvaro in La forza del destino.
Er debütierte an der Lyric Opera in Chicago als Cavaradossi und an der Houston Grand Opera als Prinz in Rusalka. Am Royal Opera House im Londoner Covent Garden stellte er sich dem Publikum als Pinkerton vor, am Teatro San Carlo in Neapel mit dem Don José in Carmen, an der Wiener Staatsoper mit dem Turiddu in Cavalleria Rusticana.
Neben Verpflichtungen in weiteren Häusern in den USA wie beispielsweise der Palm Beach Opera, der Opera in San Antonio und der Opera in Santa Fé folgten zudem Auftritte an der Deutschen Oper Berlin, der Bayerischen Staatsoper München, dem Teatro Massimo in Palermo, dem Teatro San Carlo in Neapel sowie dem Teatro La Fenice in Venedig und der Arena von Verona.
Sein Rollenrepertoire ist breit gefächert, reicht vom Italienischen über das Französische bis hin zum Slawischen als auch Deutschen Fach. So singt er auch Partien wie Alfredo in La traviata, Macduff in Macbeth, Ismaele in Nabucco, De Grieux in Manon Lescaut, Calaf in Turandot, Canio in I pagliacci und Maurizio in Adriana Lecouvreur sowie Samson in Samson et Dalila, Hoffmann in Les contes d'Hoffmann und die Titelrolle in Werther sowie Froh in Das Rheingold, Bacchus in Ariadne auf Naxos, Narraboth in Salome und Matteo in Arabella.
Wie bereits erwähnt ist die kräftige, virile Tenorstimme von Brian Jagde ideal für Spinto- und Verismopartien aber auch für gewisse deutsche Partien von Richard Wagner und Richard Strauss. Mühelos erfüllt seine heroische Stimme auch über ein klangstarkes Orchester hinweg den Raum. Er versteht jedoch auch differenzierenden Gesang und weiß seine Mezza Voce hervorragend einzusetzen. Jagde besitzt Charisma und spielt seine Rollen auch sehr engagiert und leidenschaftlich. Zudem sieht der US-Amerikaner auch noch wie ein Hollywood-Filmstar aus. Seine Bühnenpräsenz ist also beachtlich.
Eine ganze Reihe seiner Partien sind heute nicht leicht zu besetzen. Da kommt Brian Jagde so manchen Operndirektoren, Managern und Agenten gerade recht.
Gregor