Lieber Rheingold!
So wie ich manchmal Deine Begeisterung für neue Stimmen überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist es Dir unmöglich das zu teilen, was ich für mich an dieser Aufnahme von Knapperftsbuschs "Fidelio" herausgefunden habe nachdem ich sie nach ursprünglicher Ablehnung und mehr als zehn Jahren Pause wieder intensiv und mehrfach gehört habe. Damit können wir doch wohl gut leben.
Ja, damit können wir gut leben!
Allerdings sehe ich doch beides auf unterschiedlichen Ebenen:
Wenn ich über eine NEUE STIMME berichte, dann muss ich doch erst mal versuchen, zu vermitteln, dass der Sänger oder die Sängerin Qualitäten hat, die es lohnen, sich mit ihm zu beschäftigen, vielleicht sogar Karriereaussichten begründen. Das mag dann so klingen, als sei ich begeistert von ihm oder ihr - obwohl ich auch stets bemüht bin, deutlich Mängel in Stimme, Technik, Stil oder Darstellung anzusprechen.
Wenn Du über die problematische oder gar misslungene CD-Aufnahme eines Dirigenten schreibst, der längst eine Legende ist und den manch einer -zumal hier nostalgisch gestimmten Forum- als Messias verehrt, und seine Interpretation in ein positives Licht rückst, dann lese ich das, als sollte dieser Aufnahme nun doch noch das Siegel des Großen, Gültigen, Unvergänglichen aufgedrückt werden.
So sind Intention und Rezeption von Texten sowie ihr Verhältnis zueinander letztlich relativ.
Vermutlich war das übrigens das größte Problem des NEUE-STIMMEN-Threads, der ja nunmehr ausgelaufen ist:
Ich wollte Entdeckungen vorstellen. Manche Leser aber haben Superstars erwartet und diese Entdeckungen an Milanov und Björling, Taddei oder Ludwig gemessen - mitunter sich freilich auch damit begnügt, Links zu schlechten Kritiken einzustellen.
Aber auch damit können wir leben!
Grüße in herzlichem Einvernehmen
sendet Dir am Tage der deutschen Einheit
Caruso41