Karl Amadeus Hartmann

  • Karl Amadeus Hartmann, dass es diesen Komponisten gibt, war mir wohl bekannt, erlebt habe ich seine Musik erstmalig in einem Konzert im September in der Berliner Philharmonie. Isabelle Faust spielte mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester unter Marek Janowski sein Concerto funebre für Violine und Streichorchester.
    Die Solistin hat das Werk auch auf dieser CD eingespielt:


    Karl Amadeus Hartmann
    Concerto funebre
    4. Sinfonie für Streichorchester
    Kammerkonzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester
    Isabelle Faust,Violine
    Paul Meyer, Klarinette
    Petersen Quartett
    Münchener Kammerorchester
    Dirigent: Christoph Poppen


    Ich will mich hier nur zum Violinkonzert äußern, das mir überraschend so gut gefallen hat, dass ich mir die Aufnahme zulegte und mir von der netten Frau Faust ein Autogramm holte.
    Komponiert wurde das Konzert im Sommer und Herbst des Jahres 1939, die Überarbeitung stammt aus dem Jahre 1959. Die 4 Sätze gehen pausenlos ineinander über. Es beginnt mit einem Choral in der Solovioline und endet ebenfalls mit einem Choral, dessen Charakter mit einem langsamen Schreiten, einer liedartigen Melodie beschrieben werden kann. Der funebre Charakter des Werkes ist ohne Zweifel von Gustav Mahler inspiriert. Auch nimmt Hartmann mit den Chorälen Anleihen bei Alban Bergs Violinkonzert, wenngleich sie bei Hartmann eine zusätzliche Dimension erhalten: Sie sind weltlichen, ja revolutionären Ursprungs. Im zweiten Satz werden zwei Phrasen aus der "Trauermusik für Bratsche und Orchester" von Paul Hindemith aus dem Jahre 1936 zitiert. Nach dem martialischen Lärm , dem geradezu hysterischen Gekreisch des dritten Satzes berührt das erschütternde Finale doppelt. Unüberhörbar ist die Melodie des Trauermarsches "Unsterbliche Opfer, ihr sanket dahin", ein alter russischer Militärmarsch, der während der Revolution 1905 und 1927 nach der Oktoberrevolution bei Trauerfeiern für die gefallenen Arbeiter, Soldaten und Matrosen komponiert wurde.
    Hartmann widmete das Konzert seinem damals vierjährigem Sohn Richard.


    Mit besten Grüßen


    :hello:
    timmiju

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Während der 50. Todestag von Karl-Amadeus Hartmann in Deutschland weitgehend folgenlos blieb, haben die Kollegen in Holland ihm eine Gesamtaufnahme seiner Symphonien gewidmet, von denen die meisten live aufgezeichnet wurden. Ähnlich wie bei der ersten GA von Wergo sind mehrere Dirigenten daran beteiligt. Laut Deutschlands führendem Klassikmagazin sind die Aufnahmen interpretatorisch wie klanglich vom Allerfeinsten (*****/*****) und dürfen somit als neue Referenz gelten.


  • Karl Amadeus Hartmann wurde am 2. August 1905 geboren und starb am 5. Dezember 1963. Zu seinem Ehrentage habe ich dies ausgesucht:



    Heute ist der 110. Geburtstag von Karl Amadeus Hartmann.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo zusammen,


    Karl Amadeus Hartmann (1905-1963)
    Symphonien Nr.1-8
    Nr. 1 "Versuch eines Requiems" für Alt & Orchester (1937 / 48); Nr. 2 "Adagio" (1946 / 50); Nr. 3 (1948 / 49); Nr. 4 für Streichorchester (1947); Nr. 5 "Sinfonia concertante"; Nr. 6 (1952 / 53);Nr. 7 (1957 / 58); Nr. 8 (1960 / 62)
    Cornelia Kallisch, Bamberger Symphoniker, Ingo Metzmacher

    EMI, DDD, 93-96
    3 CDs


    Ich kann die oben geäußerte Kritik an Metzmacher nicht ganz nachvollziehen, denn seine Aufnahmen (Preis der Deutschen Schallplattenkritik, 1998) haben mich bereits im Erstkontakt für diese ausdrucksstarken, eigenständigen Sinfonien begeistert. Klar fehlt mir der Vergleich, aber einen beliebigen, langweiligen Eindruck vermitteln mir Metzmacher und die Bamberger nun nicht gerade. Vielleicht ist es ein Stück weit das zu wenig direkte Klangbild, welches die Musik aus Sicht mancher Hörer nicht optimal präsentiert? Hier wären tatsächlich etwas mehr Drive und Durchhörbarkeit wünschenswert und vermutlich dem Werkverständnis dienlich. Mir scheint nachstehende Passage aus dieser Besprechung recht treffend:

    Zitat

    The Wergo set still sounds pretty spectacular with close-up miking and potent dynamics. Each of those radio tapes was an event and you can feel that. The Metzmacher versions are good and better but, swings and roundabouts allowing, the Wergo is more likely to deliver a memory-etched experience than the EMI. The Wergo is not as well documented as the EMI and of course you have to put up with good analogue FM sound. This means background hiss which many will want to avoid. For those who go for the Metzmacher they are unlikely to be disappointed. These EMI versions are likely to be the library standards for at least the next decade. On this basis I can happily recommend this set and would only propose the Wergo to those who want to hear the closest approach to the maker's readings of these strangely chilly and chilling documents of tragedy and disillusion and for those who must also have the Gesangs-Szene. The EMI also has the advantages of economy as against the more opulently laid out full-price 4 CD Wergo set.


    Da mir gute Klangqualität wichtig ist (und ich mit vielen älteren Radio-Produktionen sowie Mono-Klang so meine Probleme habe) werde ich es eventuell ergänzend mit der noch recht neuen Challenge-Ausgabe versuchen.


    Hier noch die aktuellen Cover der seinerzeitigen EMI-Edition:


    Viele Grüße
    Frank

  • Während der 50. Todestag von Karl-Amadeus Hartmann in Deutschland weitgehend folgenlos blieb, haben die Kollegen in Holland ihm eine Gesamtaufnahme seiner Symphonien gewidmet, von denen die meisten live aufgezeichnet wurden. Ähnlich wie bei der ersten GA von Wergo sind mehrere Dirigenten daran beteiligt. Laut Deutschlands führendem Klassikmagazin sind die Aufnahmen interpretatorisch wie klanglich vom Allerfeinsten (*****/*****) und dürfen somit als neue Referenz gelten.



    Hallo Lutgra,


    in der Niederländischen GA ist Metzmacher, von dem man eigentlich "loskommen" wollte, aber schon wieder dabei. :?: Welche Sinfonie(en) dirigiert er in dieser neuen GA ?
    Meine Metzi-GA (EMI), die Frank im Vorbeitrag oben abgebildet hat, habe ich bereits vor einigen Jahren bei EBAY noch verkaufen können. Heute ist sie für unter 9Euro als Ramschangebot greifbar ...


    @Frank: Die Gründe, die eindeutig für die WERGO-GA (mit Leitner, Rieger, Kubelik, Macal), sprechen findest Du in diesem Thread zahlreich formuliert. Ohne Vergleich kann man dann auch nur schwer feststellen, was eigentlich noch in diesen Parituturen steckt und geweckt werden kann/sollte.


    Ich selber habe mich immer noch nicht zu einem weiteren Kauf der Sinfonien auf CD durchringen können und habe "nur" die WERGO-LP-Box.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Leider finde ich im Beiheft keine genauen Aufnahmedaten. Aber meines Wissens ist alles aus der Wergo-Box ordentliches Stereo, wenn auch aus der Analogzeit und kaum spektakulär. Wenn es Teleton klanglich ausreicht, sollte man eigentlich keine Bedenken haben ;)
    (Ich kenne aber die Metzmacher-Aufnahmen nicht, daher kann ich keinen Vergleich ziehen, weder klanglich noch interpretatorisch...)


    Die "Funebre"-CD (Beitrag #31) ist hauptsächlich des Kammerkonzerts wegen zu empfehlen (weiß nicht, ob es davon andere Aufnahmen gibt). Vom Concerto funebre gibt es relativ viele Aufnahmen, das dürfte Hartmanns meist(ein)gespieltes Werk sein.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • in der Niederländischen GA ist Metzmacher, von dem man eigentlich "loskommen" wollte, aber schon wieder dabei. Welche Sinfonie(en) dirigiert er in dieser neuen GA ?


    Das kann ich leider nicht sagen, da ich diese Box (noch) nicht habe. Gestehen wir aber auch Herrn Metzmacher zu, dass er sich verbessern kann, irgendjemand schrieb auch, dass er mehrere Live-Konzerte dirigierte hätte, die alle besser als die EMI Aufnahmen gewesen seien. Die Schelte, die Metzmacher hier im Forum bekommt, steht auch in einem gewissen Kontrast zu verschiedenen Besprechungen und Schallplattenpreisen. Ich habe sowohl die beiden EMI-Twofers wie auch die Wergo Box (Vinyl), habe aber ehrlich gesagt die Aufnahmen nie im Vergleich gehört. Bei Wergo sind m.W. aber alle Aufnahmen auch in Stereo, an Mono kann ich mich nicht erinnern. Ich kenne die Symphonien überhaupt noch nicht sehr gut. Das sind ja wieder viele Tage Hörarbeit, die das erfordert.


    Laut David Hurwitz ist der absolute Kracher aber diese Telarc CD von Leon Botstein, die ich gerade geordert habe.


    If you like the pulverizing primitivism of Stravinsky’s Rite of Spring, the Bartók of The Miraculous Mandarin, or Varèse’s Amériques, then baby, your ship has come in. Hartmann will blow you away. Telarc’s sound smokes, and so do Botstein’s blistering performances.

  • Aber meines Wissens ist alles aus der Wergo-Box ordentliches Stereo, wenn auch aus der Analogzeit und kaum spektakulär. Wenn es Teleton klanglich ausreicht, sollte man eigentlich keine Bedenken haben


    Auch ich bin mit den Wergo-Aufnahmen klanglich zufrieden, und ich bin da auch ziemlich anspruchsvoll. ;) Und da auch die Interpretation nichts zu wünschen übrig lässt, habe ich bisher keinen Anlass gesehen, mir die eher kritisch bewerteten EMI-Aufnahmen von Metzmacher zuzulegen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Die Metzmacher-Aufnahmen sind keineswegs "schlecht". Speziell die dritte würde ich mit ihm auch der WERGO-Einspielung vorziehen und klanglich sind sie mindestens so stark wie Kubelik und Vorgänger. Ich gestehe aber gerne zu, dass (insbesondere) Kubelik vor allem bei den späten Sinfonien eine archaischere Wucht erzielt und noch stärker packt.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die CD habe ich auf Anregung von David Hurwitz gekauft. Ist tatsächlich ein Hammer, schon allein aufnahmetechnisch. Jedes Detail steht plastisch im Raum und die Pauken lassen um die LS fürchten. Jard van Nees ist genau die Richtige, die Verse von Walt Whitman eindrucksvoll herüberzubringen. Bin gespannt auf den Rest.

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  • Seit vielen Jahren bin ich immer noch mit der WERGO-SInfonien-GA-Box als LP-Box zufrieden.
    Gehört werden die LP´s nicht oft, weil ich eigentlich "im Prinzip" keine LP´s mehr höre .. aber manchmal muss man auf die "krazware" zureückgreifen, wenn nix anderes greifbar ist ...


    Die Metzmacher-GA (EMI), die ich später auf CD kaufte, hatte mich unsagbar enttäuscht und wurde alsbald wieder schnell verkauft.


    Nun habe ich mir die BerlinClassics-CD mit Herbig Sinfonien Nr.5 und 6; sowie mit Kegel die Sinfonie Nr.8 gekauft.
    Was die Int angeht scheinen mair das auch ganz grosse Würfe zu sein. Auch die Pauken - bes. bei der Sinfonie Nr.6 und 8 sind der Hammer.
    :thumbsup: Die Sinfonien NR.6 und 8 sind es denn auch, die mich nach Jahren wieder neu fastzinieren können.
    Die Sinfonie Nr.5 mag ja ein TOP-Aufnahme sein, wie es Klawirr hier schon vor Jahren schrieb, aber das Werk = ein Sinfonia Concertante ist mir zu kammermusikalisch aufgebaut - das ist einfach nicht meine Klangwelt - das wenig sinfonische "orchestrale Gefipse" dort törnt mich nicht an. Da wird auch keine 3. oder 4.Chance mehr etwas daran ändern.
    8o Totaler Kontrast ist die Sinfonie Nr.6 - die Herbig zu gespannten dramatischen Gipfeln aufbaut und mit absoluter Wucht entaden lässt ... :hail:


    Da kann ich mir gut vorstellen, das Lutgra die TELARC-CD (gem.Vorbeitrag) mit Botstein als Hammer bezeichnet - - er bezieht sich zwar auf die Sinfonie Nr.1 aber auch die Sinfonie Nr.6 ist der Hammer ... auch unter Herbig auf BerlinClassics. Auch klanglich gibts da nix zu meckern.



    BerlinClassics, 1971, 1979, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang