Point d’ironie – Ironie in der Klassik

  • Zitat

    Original von Blackadder


    Und damit landet der Sommernachtstraum prompt auf meinem Wunschzettel...


    kommt übrigens bald im radio:


    Samstag,
    03. Februar 2007,
    19:30 Uhr Ö1


    Benjamin Britten: "A Midsummer Night's Dream"


    Mit Daniela Fally (Tytania), David DQ Lee (Oberon), Karl Markovics (Puck), Elisabeth Kulman (Hippolyta), Adrineh Simonian (Hermia), Ursula Pfitzner (Helena), Sebastian Holecek (Theseus), Mathias Hausmann (Demetrius), Daniel Behle (Lysander), Lars Woldt (Bottom), Karl Huml (Quince), Wolfgang Gratschmaier (Flute), Adrian Cave (Snout), Josef Forstner (Starveling) und Markus Raab (Snug). Grazer Kapellknaben; Orchester der Volksoper Wien, Dirigent: Alfred Eschwé (Aufgenommen am 8. November 2006 in der Volksoper Wien). Präsentation: Chris Tengel

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Und damit landet der Sommernachtstraum prompt auf meinem Wunschzettel...



    servus Blackadder


    ich habe folgende DVD und kann sie dir guten gewissens empfehlen.



    [tip]2082859[/tip]


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)


  • Hallo Faun,


    wird bei Dir das Gewissen klein geschrieben?? :stumm: :D


    LG
    Wulf.

  • Zitat

    Original von Wulf
    Hallo Faun,
    wird bei Dir das Gewissen klein geschrieben?? :stumm: :D


    servus wulf


    immer - ich bin ein verfechter der radikalen kleinschreibung ,-)


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Hallo ‚Blackadder’


    die ironische Botschaft ist angekommen. Dennoch: Kaum ein Thema ist so interessant, komplex und zugleich emotionsgeladen wie dieses. Darin ist es dem Thema „Frömmigkeit“ gar nicht so unähnlich, wie ich selbst ja kürzlich erleben musste. Schwer zu sagen, ob ein Diskussionsforum dafür geeignet ist und ein persönliches Gespräch ersetzen kann. Dennoch will ich versuchen, ein paar Gesichtspunkte beizusteuern.


    Sicher: Ironie ist eine Notwendigkeit, wenn es sonst nicht möglich ist, offen seine Meinung zu äußern, so zum Beispiel unter Metternich oder Stalin.


    Ironie ist in der Regel eine notwendige und befreiende Phase während des Erwachsen-Werdens, wenn eigene Selbständigkeit an die Stelle eines nichts hinterfragenden Grundvertrauens an die vorgefundenen Autoritäten tritt. Ironie hat daher viel mit Frechheit und Lässigkeit (Coolness) zu tun und richtet sich gegen Selbstgefälligkeit, Langeweile, innere Leere, Doppelmoral. Ohne solche Ironie würde alles erstarren. In diesem Sinn kann Erwachsen-Werden auch eine gesellschaftliche Entwicklungsstufe sein, siehe die Ironie des Sokrates gegen die Sophisten oder der Aufklärer gegen die kirchlichen Institutionen.


    Heute ist Ironie jedoch zu einem eigenen Lebensgefühl geworden, und wer nicht mitmachen will, erlebt die typischen Reaktionen, die jedem Non-Konformisten entgegenschlagen (wo ironischerweise inzwischen alle sich als Non-Konformisten verstehen). Gibt es zum Beispiel noch Werbung, die nicht in diesem Sinn ironisch ist und damit bestens ihre Produkte verkauft? Und es zeichnet sich ab, wie die nächsten Generationen ihrerseits einen Weg finden müssen, gegenüber der dauerhaft gewordenen Ironie ihrer Lehrer und Eltern selbständig zu werden. Wie es dazu gekommen ist, darauf habe ich keine klare Antwort und will daher hier erst einmal nur diese Frage aufwerfen.


    In der Musik sehe ich die „Sinfonie fantastique“ von Berlioz als den Wendepunkt. Mit wie viel Ironie beschreibt er seine eigenen Liebesenttäuschungen, und vor allem die ironische Grundhaltung gegenüber solchen Rückschlägen. Ihm wurde vom „Zeitgeist“ seiner Zeit nahegelegt, sich mit Phantasie darüber zu erheben und nichts zu schwer zu nehmen. Diese Sinfonie ist für mich das bisher beste Beispiel, das Gelingen und Misslingen der Ironie in einem darzustellen, enthält also auch viel Ironie gegenüber der eigenen Ironie und zeigt die Uferlosigkeit einer ironischen Einstellung. Nach Berlioz klingt viele Musik unfreiwillig ironisch, angefangen bei Wagner, und macht es schwer, Musik zu schreiben, die nicht mehr ironisch ist.


    Viele Grüße,


    Walter

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  • Zitat

    Nach Berlioz klingt viele Musik unfreiwillig ironisch, angefangen bei Wagner, und macht es schwer, Musik zu schreiben, die nicht mehr ironisch ist.


    Das glaube ich nicht. Es ist nicht auszuschließen, dass es manchen Hörern so ergehen mag, aber das ist nicht Schuld der Musik.


    Ich glaube auch nicht, dass Berlioz wirklich viel Ironie in die Fantastique gelegt hat. Das war durchaus ernst gemeint, und es sagt mehr über den heutigen Rezipienten aus, der das ironisch findet oder sogar nach Ironie sucht.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Das war durchaus ernst gemeint


    Zumindest der Gang zum Richtplatz hat (in seiner ursprünglichen Instrumentation!) schon was ironisches - zumindest humorvolles - nämlich wenn das aus der Mode gekommene Serpent im Bass herumorgelt und dagegen die modernsten Blechblasinstrumente gesetzt werden (weiß jetzt nicht, wie die heißen). Zu hören bei Gardiners Einspielung.

  • Ich würde da von der typischen "romantischen Ironie" sprechen: Ein an sich schon grauenvolles Bild wird fratzenhaft verzerrt. Musik, die in etwa den Geschichten von E.T.A. Hoffmann entspricht.


    :hello:

    ...

  • Auf Berlioz hinsichtlich Ironie wäre ich mein Lebtag nicht gekommen. Und so ganz überzeugt bin ich da auch nicht. Wobei ich mich gerne überzeugen lasse, denn dass mir Berlioz sehr nahe stünde, kann ich nun nicht behaupten...


    Zitat

    Original von Walter.T
    Nach Berlioz klingt viele Musik unfreiwillig ironisch, angefangen bei Wagner, und macht es schwer, Musik zu schreiben, die nicht mehr ironisch ist.


    Unfreiwllig komisch würde ich noch verstehen, aber ironisch? :hello:


    Sicherlich ist eine genaue Definition des Ironiebegriffs in der Musik von vielen Dingen abhängig. Gibt es eine (nachweisbare) Intention des Komponisten? Gibt es eine (nachweisbare) Intention des Interpreten? Und letztlich die Frage, ob der Hörer, durch seine Disposition, da irgendwie zu einem ironischen Gelingen beitragen kann. Andererseits frage ich mich gerade, ob man bei der Programmzusammenstellung nicht schon eine volle ironische Breitseite abfeuern kann, indem man Banales neben Erhabenes stellt...

  • Zitat

    Unfreiwllig komisch würde ich noch verstehen, aber ironisch?


    Unfreiwillig ironisch geht nicht. Ironie ist niemals freiwillig, sondern immer Absicht.


    Was Berlioz betrifft: Ich korrigiere mich, ich würde weniger von "ironisch" als von "grotesk" sprechen.


    :hello:

    ...

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