Dvorak-Sinfonien - - Gesamtaufnahmen

  • Hallo zusammen,


    da bei mir derzeit im Auto die GA der Dvorak Sinfonien der Tschechischen Philharmonie unter Belohlavek läuft, und ich sie als sehr ansprechend empfinde, wollte ich diesen Thread mal wieder beleben, um diese in der Zwischenzeit entstandene GA zu diskutieren:

  • Hallo Damiro,


    das muss eine ganz tolle GA der Dvorak-Sinfonien & Konzerte sein.
    Wenn ich nicht mit Kubelik (DG) und der viel besseren mit Kertesz (Decca) schon bestens bedient wäre, würde ich die auch kaufen.


    Von den Sinfonien Nr. 7 - 9 hat man ja ohenhin noch zahlreiche Spitzenaufnahmen mit Dohnanyi, Szell, Levine, Bernstein, Karajan (die 8 mit den Wiener PO (Decca) und von der 9 die von 1964 mit den Berlinern (DG); und nicht zu vergessen die 9 mit Fricsay (DG) und mein Favorit Solti (Decca).
    Die Konzerte mit Richter - Milstein - Starker ...


    :| DA bleibt dann für Belohavlek keine Notwendigkeit mehr übrig.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • DA bleibt dann für Belohavlek keine Notwendigkeit mehr übrig.


    Hallo Teleton,


    schade... Aber wenn man bereits derartig umfangreich ausgestattet ist durchaus verständlich. Mir gefällt an der Belohlavek Aufnahme vor allem der Klang der Tschechischen Philharmonie und wie sie "ihren" Dvorak spielen.
    Ketesz steht bei mir aber auch hoch im Kurs, neben den Aufnahmen der 3., 6., 7. und 8. von Myung-Whung Chung mit den Wiener Philharmonikern.

  • Kertesz steht bei mir aber auch hoch im Kurs, neben den Aufnahmen der 3., 6., 7. und 8. von Myung-Whung Chung mit den Wiener Philharmonikern.


    Ich hatte mir 2017 wegen einer Empfehlung auch die Doppel-CD der Sinfonien 3-6-7-8 zugelegt.
    Ich war nihct besonders positiv überrascht. Mir fehlt bei der 7 und ganz besonders bei der 8 das Üerschwängliche, die grosse Fröhlichkeit, der absolute Spielspass. Das klingt mir alles zu kontrolliert ...
    Höre Dir mals die Sinfonie Nr.7 mit Levine / Chicago SO (RCA) , oder mir Dohannayi / Wiener PH (DEcca) an - dann die Sinfonie Nr.8 mit Karajan / Wiener PH (DEcca) an, dann weisst Du was die Jungs auch den Stücken an Lebensfreude herausholen.


    Einzig die Sinfonie Nr.6 fand ich auch sehr spritzig und mit Power gespielt ... aber auch nicht unbedingt besser als mit Kertesz (DEcca); so wie die 3.


    ** Die Myung-Whung Chung - Dvorak-Doppel-CD ist für mich absolut entbehrlich --- :D Wer will sie ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ich möchte nochmal eine Lanze brechen für die günstige Brilliant-Box der Sinfonien und Sinfonischen Dichtungen unter Zdenek Kosler (1.-7. Sinfonie, Slowakisches PO), Yehudi Menuhin (8. Sinfonie, Royal PO) & Paavo Järvi (9. Sinfonie, Royal PO). Manchmal ist bei den günstigen Brilliant-Boxen erstaunliche Qualität vorhanden (z.B. auch Mozart-Klavierkonzerte mit Derek Han oder Schostakowitsch-Sinfonien mit Rudolf Barshai). Ich finde, dass ist hier größtenteils auch der Fall: Mir gefällt Koslers Zugriff, mit slawischer Spielfreude und hoher Dynamik. Dass die Tonqualität nicht immer optimal ist, hat oben u.a. teleton schon erwähnt. Sie ist bei der 1. Sinfonie am schlimmsten, danach wird es besser. Die 4. und die 7. Sinfonie höre ich mit keiner anderen Interpretation lieber. Menuhin überrascht zudem mit einer schönen, runden 8. Sinfonie. Und Järvis 9. gehört für mich ebenfalls zu den besten verfügbaren Aufnahmen. Also, an diesem Geheimtipp habe ich viel Freude!



    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ja, ich besitze auch die von Tristan verlinkte Dvorak-Integrale der Sinfonien - später kamen dann Kertesz, Kubelik und wohl schon vorher der sehr transparente Anguélov hinzu.


    Ich müsste mit jetzt besserem CD-Spieler und besseren Lautsprechern mal wieder hineinhören - regelrecht schlecht war die Vorgänger-Apparatur, die jetzt im Wohnzimmer steht, aber auch nicht.


    Doch bisweilen ändert sich der Höreindruck. Denn aus dem oben genannten Grund war ich jetzt in den Neunzigern nicht hellauf begeistert. Das ist - so alles in allem, meine ich - ein wenig zu dicht, zu dick, zu lärmend aufgenommen.


    Danke an den Kollegen! Für Lob bin ich immer zu haben, weniger für Kritik, wenn ich selber überzeugt bin. ;)


    PS: Im Übrigen sehe ich gerade, dass ich mich vor auch schon wieder sechzehn Jahren hier zu Anguélov und zu Kosler e.a. geäußert hatte.


    Den gesamten, nicht sonderlich umfangreichen Thread mal durchzugehen, ist ja pfiffig! Es wird viel gemotzt - mich eingeschlossen - und auch Alkohol scheint eine Rolle zu spielen ... ;):P

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Doch bisweilen ändert sich der Höreindruck. Denn aus dem oben genannten Grund war ich jetzt in den Neunzigern nicht hellauf begeistert. Das ist - so alles in allem, meine ich - ein wenig zu dicht, zu dick, zu lärmend aufgenommen.

    Ja, zugegeben, ein bisschen lärmend ist diese GA durchaus. Bei der 1. Sinfonie ist es - auch tontechnisch - am schlimmsten. Aber in vielen Fällen gefällt mir der dichte, dick aufgetragene Zugriff eben auch. Und dann habe ich so meine Stellen - als Beispiel sei der Kopfsatz der 4. Sinfonie mit dem wunderbar wiegenden Hauptthema genannt - das finde ich nirgendwo schöner...


    Danke an den Kollegen! Für Lob bin ich immer zu haben, weniger für Kritik, wenn ich selber überzeugt bin. ;)

    ^^:cheers:

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Bei den Gesamtaufnahmen von Dvoraks Symphonien führt finde ich kein Weg an Vaclav Neumann und der Tschechischen Philharmonie vorbei. Da hat man dann auch den spezifischen, sehr idiomatischen, böhmischen Klang des Orchesters. Hier die zweite Aufnahme von Neumann:



    Schöne Grüße

    Holger

  • Das glaube ich durchaus gerne. Neumann habe ich mit dem Violinkonzert in Berlin gehört, vor ziemlich genau vierzig Jahren. Es müssten dann die Berliner Philharmoniker gewesen sein. Aber einen Nachweis finde ich nicht mehr. Der Solist fällt mir auch nicht mehr ein.


    :cheers: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Das glaube ich durchaus gerne. Neumann habe ich mit dem Violinkonzert in Berlin gehört, vor ziemlich genau vierzig Jahren. Es müssten dann die Berliner Philharmoniker gewesen sein. Aber einen Nachweis finde ich nicht mehr. Der Solist fällt mir auch nicht mehr ein.


    :cheers: Wolfgang

    Wenn Du die Neumann-Aufnahme einmal hast, wirst Du kaum mehr eine andere hören wollen! :)


    Ich vermute mal, der Solist war Josef Suk (der Geiger und Enkel des Komponisten Josef Suk). Es gibt auch eine sehr schöne Aufnahme des Dvorak-Violinkonzerts mit Neumann und Suk:



    Dazu gibt es die Box mit den etwas älteren Aufnahmen der Symphonien - dabei sind dann die hervorragenden Aufnahmen der Symphonischen Dichtungen:



    Schöne Grüße

    Holger

  • Neumann ist natürlich sehr gut und für eine Gesamteinspielung eine treffliche Wahl. Trotzdem ist es nicht so, dass dazu keine adäquaten Alternativen gäbe. Selbst wenn man allein tschechoslowakischen Orchesterklang akzeptieren will, gibt es weitere Optionen: Jiří Bělohlávek mit der Tschechischen Philharmonie (Decca), Zdeněk Mácal mit der Tschechischen Philharmonie (Exton, es fehlt offenbar Nr. 1), Zdeněk Košler mit der Slowakischen Philharmonie (Opus) sowie Ivan Anguélov mit dem Slowakischen RSO (Oehms).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dvorak findet bei mir kaum auf der CD statt, sondern fast ausschließlich auf der Schallplatte. Da es hier um GAs geht, nenne ich mal diejenigen, die mir seit Jahren vertraut und lieb sind (wofern die auch mal als CD verfügbar waren).


    Platz 1 wäre jene von Witold Rowicki



    Danach folgt die GA von Kertesz:



    Die in dieser Box zusätzlich versammelten sinfonischen Dichtungen waren zu LP-Zeiten ein eigenes Doppelalbum. Durch diese Aufnahmen habe ich die Musik Dvoraks in der Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek kennengelernt. Schon fein, der DECCA-Sound bei dieser Aufnahme.


    Abschließend dann diese von Rafael Kubelik:



    Was soll ich dazu sagen? Ich mag diese Musik sehr, schätze aber auch ihren Unterhaltungswert. Ich bilde mir ein, das die Rowicki-Aufnahme in Teilen temperamentvoller und prächtiger ist, Kertesz sicherlich malerischer. Das sehe ich auch bei Kubelik so. Wie hochwertig dieses GAs sind sehe ich für mich darin, dass ich bislang keine Einzelaufnahme gefunden habe, die mich dermaßen vom Hocker haut, dass ich sie dem Gegenstück aus einer dieser drei GAs vorziehen würde.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Neumann ist natürlich sehr gut und für eine Gesamteinspielung eine treffliche Wahl. Trotzdem ist es nicht so, dass dazu keine adäquaten Alternativen gäbe. Selbst wenn man allein tschechoslowakischen Orchesterklang akzeptieren will, gibt es weitere Optionen: Jiří Bělohlávek mit der Tschechischen Philharmonie (Decca), Zdeněk Mácal mit der Tschechischen Philharmonie (Exton, es fehlt offenbar Nr. 1), Zdeněk Košler mit der Slowakischen Philharmonie (Opus) sowie Ivan Anguélov mit dem Slowakischen RSO (Oehms).

    Leider ist die Tschechische Philharmonie im deutschen Kulturraum nicht so bekannt - alles dreht sich immer nur um die Berliner und Wiener Philharmoniker. Da schadet es nicht, auf sie aufmerksam zu machen. In ihren besten Tagen zu Neumanns Zeiten war die Tschechische Philharmonie eins der fünf besten Orchester der Welt. (Nach der Wende 1989/90 musste sich das Orchester erst wieder neu formieren, weil viele Musiker aus der zweiten und dritten Reihe in den Westen abgewandert sind. Bei einem Provinzorchester in Deutschland ließ sich mehr Geld verdienen als in Prag.) Besonders die Bläser der Tschech. Philh. sind unglaublich. Man vergleiche mal Mahler 9 den Ländner Neumann mit der Tschech. Philh. und Abbado mit den Berlinern. Da spielen die Prager die Berliner glatt an die Wand - man muss es so drastisch sagen.


    Dvorak mit der Tschech. Philh. geht natürlich mit nahezu jedem Dirigenten. Szenek Kosler ist leider früh verstorben - der war hervorragend. Nur bei Mahler speziell zeigt sich, dass alle, die nach Neumann kamen, seien es nun Behlolavek oder Makal, das Niveau von Neumann nicht mehr erreicht haben. Unbedingt erwähnen muss man natürlich Karel Ancerl und auch Vaclav Talich.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Dvorak findet bei mir kaum auf der CD statt, sondern fast ausschließlich auf der Schallplatte.

    Bei mir auch. Und obwohl ich mich beim Umzug von Stuttgart nach Hamburg von erheblichen Teilen meiner Schallplattensammlung trennen musste, konnte ich keine der vier Dvorak GA zurücklassen und auch hier: Rowicki, Kertesz und Kubelik plus Neumann (1. Zyklus). Mit Neumann höre ich gerade die 6. :)

    Von den Tschechischen Philharmonikern habe ich seinerzeit praktisch jede Supraphon LP gekauft, die mir in die Hände fiel.

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    Was große tschech(oslowak)ische Dirigenten der Dvořák-Sinfonien anbelangt, muss man noch ein paar Namen hinzufügen. Václav Smetáček spielte für Supraphon 1959 die Stereoschallplattenpremiere der 3. Sinfonie ein (von Hurwitz als Referenz bezeichnet) und legte 1983 für Panton zumindest noch die 6. Sinfonie vor (beide mit den Prager Sinfonikern). Leider scheint er ansonsten keine Sinfonie von Dvořák aufgenommen zu haben, spielte aber eine großartige Aufnahme des Te Deum ein.


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    Als sehr überzeugend habe ich auch die Einspielung der 9. Sinfonie unter dem häufig vergessenen Jaroslav Krombholc in Erinnerung, die dieser 1975 mit dem Prager RSO für den Tschechoslowakischen Rundfunk machte und die später auf CD erschien.


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    Mit Košler gibt es übrigens neben der slowakischen Gesamtaufnahme zumindest die 7. Sinfonie als Supraphon-Studioeinspielung mit der Tschechischen Philharmonie (1964). Die 9. wurde von Supraphon mit demselben Orchester zudem 1979 live mitgeschnitten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões