Walter Braunfels (1882 - 1954)
Te Deum op. 32
Für gemischten Chor, Sopran- und Tenor-Solo, großes Orchester und Orgel
1. Te deum laudamus
2. Judex credis esse venturus
3. Aeterna fac cum sanctis tuis in gloria numerari
4. Dignare, Domine, die isto sine peccato nos custodire
Entstehung: 1920 - 1921
Uraufführung: 28.02.1922, Köln
Ausführende Künstler:
Sopran – Amalie Merz-Tunner
Tenor – Emil Graf
Orgel – Franz Michàlek
Gürzenich-Chor
Gürzenich-Orchester
Hermann Abendroth
Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten
Verlag: Universal Edition, Wien
Orchester:
2 Piccoloflöten
3 Flöten
2 Oboen
1 Englischhorn
4 Klarinette in A
1 Bassklarinette in A
4 Fagotte
1 Kontrafagott
4 Hörner in F
3 Trompeten in C
3 Posaunen
1 Basstuba
Pauken
Schlagzeug
5 Glocken
2 Harfen
1 Klavier
1 Orgel
16 Violinen I
16 Violinen II
14 Violen
12 Violoncelli
10 Kontrabässe
"... ein etwa einstündiges Te Deum des Müncheners Walter Braunfels für Sopran- und Tenor Solo, Chor, Orchester und Orgel hat [ ... ] durch seine unerhörte Gewalt und Größe jeden Widerspruch bezwungen und sich, dem Autor und allen Mitwirkenden nach tiefer Erschütterung der Zuhörer jubelnde Zustimmung eingetragen. Diese große Wirkung ist zu innerst verankert in der Gläubigkeit und Hingabe des Künstlers an sein religiöses Ideal, ist sein Bekenntnis."
Gerhard Tischer, Kritik zur Uraufführung, Rheinische Musik- und Theaterzeitung, März 1922
Über das Werk:
Die großen geistlichen Chorwerke Walter Braunfels' stehen unter dem Eindruck seiner Konversion zum Katholizismus. Nach Kriegsende will sich der Komponist anfänglich mit Studien zu einem Requiem auseinandergesetzt haben. Warum er diese Arbeit abbrach, begründet er wie folgt:
"Aber meine zunehmende Fundierung im Christentum, die es mir immer ferner rückte, mit Symbolen zu arbeiten, hinter denen nicht ganz konkrete Wahrheiten stünden, führten mich schließlich dazu, dieses Stück aufzugeben, und ich schrieb statt dessen das Te Deum."
Dennoch ist festzuhalten, dass sowohl das "Te Deum" als auch die folgende "Große Messe" nicht liturgisch konzipiert, sondern für den Konzertsaal bestimmt sind.
Den Ambrosianischen Lobgesang vertonte Braunfels in den Jahren 1920 - 1921, ohne zu ahnen, dass seine Wirkung mit nahezu hundert Aufführungen fast noch die der "Vögel" übertreffen und seine Übersiedlung nach Köln zur Folge haben sollte.
Braunfels gliedert den feierlichen Lob-, Dank- und Bittgesang in vier Hauptteile: der erste, umfangreichste, behandelt den doxologischen und christologischen Teil; der zweite verschränkt den Schlußvers des hymnischen Hauptteils "Judex crederis esse venturus" mit dem ersten Vers des Gebetsteiles "te ergo quaesum"; der dritte eröffnet das eigentliche Bittgebet, kündet von Seligkeit der Erwählten und der vierte mit seiner Bitte um Barmherzigkeit schließt mit der Glaubensgewissheit um die Güte des Allmächtigen.
Dieses Werk verströmt sich gleichsam in einer Emanation tiefster Empfindung; die überflutende Glaubensseligkeit kündet von einer Weltanschauung, die sich in gewaltiger Ergriffenheit vor dem Unfassbaren verzehrt. Der leidenschaftliche Wille drängt den Komponisten an die Grenzen musikalischer Realisierbarkeit: äußerste Steigerungen, Alterationsketten, Dissonanzschärfen, thematische Überdehnungen, Repetitionskomplexe, formale Aufblähung etc., so dass sich bei diesem Chorwerk der Vergleich zu Mahlers späten Symphonien und Bruckners aufgetürmten Themenblöcken praktisch anbietet.
Die öffentliche Resonanz auf dieses Werk war umwerfend. Das neunte Gürzenich-Konzert endete mit den größten Erfolg, den je eine Uraufführung in Köln hatte.
Einspielungen:
Leonie Rysanek
Helmut Melchert
Gürzenich-Chor Köln
Rundfunk-Sinfonieorchester Köln
Günter Wand
Gitta-Maria Sjöberg
Lars-Erik Jonsson
Eric Ericson Chamber Choir
Swedish Radio Choir
Swedish RSO
Manfred Honeck
Davidoff