Herbert von Karajan zum 100. Geburtstag - Was bleibt?

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    ...
    Die Tradition der Opern-Uraufführungen wurde von Karajan gebrochen mit Hinweis auf den Mißerfolg von Heimo Erbses "Julietta" (der aber nur ein Presse-, kein Publikumsmißerfolg war; wer's nicht glaubt, möge sich beim ORF den Uraufführungsmitschnitt bestellen).
    ...


    Nur aus Neugier: welche Opern sind seither entstanden, die einer Aufführung in Salzburg Wert gewesen wären und welche Opernkomponisten wären auf dem Niveau, um Aufträge für eine Salzburg-Oper zu bekommen?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,
    das ist natürlich eine extrem schwer zu beantwortende Frage, da jeder Komponist willentlich oder unwillentlich auf den Auftraggeber reagiert. Die Hypothese, der oder jener hätte eine Salzburg-taugliche Oper schreiben können, ist ebenso wenig falsifizierbar wie verifizierbar.
    Also: Die Uraufführung der "Julietta" erfolgte 1959, somit gehen wir von Möglichkeiten ab 1960 aus. Komponisten, die in den Karajan-Jahren aufgrund ihrer Reputation in Frage gekommen wären, wären in etwa gewesen (zwanglose Aufzählung unter Nichtbeachtung meines eigenen Qualitätsurteils und unter Weglassung der wenigen, die mit Opern aufgeführt wurden):
    Egon Wellesz
    Benjamin Britten
    Boris Blacher
    Luigi Dallapiccola
    Roman Haubenstock-Ramati
    Olivier Messiaen
    Ernst Krenek
    Pierre Boulez
    Jean Francaix
    Alberto Ginastera
    Karl Birger Blomdahl
    Gian-Carlo Menotti
    Witold Lutoslawski
    György Ligeti
    Samuel Barber
    Alfred Schnittke
    Luigi Nono
    Paul Dessau
    Karl Amadeus Hartmann
    Darius Milhaud
    William Walton
    Giselher Klebe
    Aribert Reimann
    Goffredo Petrassi
    Wolfgang Fortner
    Ysang Yun
    Bernd-Alois Zimmermann


    Dabei habe ich jetzt mit Absicht nicht regionale Entwicklungen berücksichtigt und auch nicht eine Konzentrierung auf Österreich betrieben - im zweiten Fall müßte man sonst noch Komponisten wie Alfred Uhl, Paul Kont, Theodor Berger, Helmut Eder etc. anführen.


    Eine andere Frage ist die nach den Salzburg-würdigen Opern. Wir wissen beide, daß in der fraglichen Zeit sehr wenige Opern komponiert wurden, die sich, unabhängig davon, wo sie uraufgeführt wurden, im Repertoire halten konnten. Festspiele bedeuten eine besondere Situation, sie sind dem Repertoire nicht unterworfen, etwas, was im Repertoire nicht funktioniert, kann es auf der Festspielbühne durchaus. Unter diesem Aspekt würde ich auf jeden Fall diese Handvoll als Salzburg-würdig einstufen:


    BRITTEN
    Midsummer Night's Dream
    Death in Venice


    DALLAPICCOLA
    Ulisse


    KRENEK
    Der goldene Bock


    REIMANN
    Lear
    Troades


    LIGETI
    Grand Macabre


    WALTON
    Troilus und Cressida


    DESSAU
    Lanzelot


    ZIMMERMANN
    Die Soldaten


    SALLINEN
    Der Reiter


    FORTNER
    Elisabeth Tudor


    ORFF
    Prometheus


    NONO
    Al gran sole carico d'amore


    BALASSA
    Draußen vor der Tür


    GINASTERA
    Bomarzo


    EDER
    Der Aufstand


    Daß sich unter den Opern auch solche von Komponisten befinden, die in der Komponisten-Liste nicht aufscheinen, hat damit zu tun, daß ich diese Komponisten nicht a priori für einen Salzburg-Auftrag vorgeschlagen hätte, die Werke aber Salzburg-tauglich wären entweder aufgrund der Festlichkeit bzw., salopp gesagt, des Unterhaltungswertes bzw. des gehobenen Anspruchs.


    :hello:

    ...

  • Im "Mannheimer Morgen" erinnert sich Karajans seinerzeitiger Assistent in Salzburg Friedemann Layer an die Zusammenarbeit:


    "http://www.morgenweb.de/nachrichten/kultur/20080417_srv0000002377595.html"


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Theophilus,
    das ist natürlich eine extrem schwer zu beantwortende Frage, ...


    Besten Dank!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Alexander,

    Zitat

    Im "Mannheimer Morgen" erinnert sich Karajans seinerzeitiger Assistent in Salzburg Friedemann Layer an die Zusammenarbeit:


    danke für die Übermittlung dieses interessanten Artikels.


    Sehr lesenswert.


    LG,
    Michael

  • Hallo Christian,


    ich kenne mit Karajan nur die Mahler-Einspielung von 1982 als Live-Recording.


    Für mich ist diese Aufnahme das Non plus ultra. Der letzte Satz mit fast 27 Minuten ist überirdisch und ich habe Igelhaare beim fortissimo. Also alles was recht ist, hier ist HvK in Höchstform!


    LG
    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Was bleibt von Karajan? Unter anderem seltene Live-Mitschnitte von einer UdSSR-Tournee der Berliner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten aus dem Jahre 1969.


    Ich hatte sie bereits zu Jahresbeginn kurz erwähnt, allerdings habe ich mir die Aufnahmen nicht zugelegt. Am interessantesten aus meiner Sicht CD 1, die Beethovens Fünfte und Sechste enthält. Nicht im Studio "geschönte" Live-Aufnahmen Karajans und der Berliner zum Zeitpunkt ihres Zenits, noch dazu in guter Stereo-Qualität, sind ja eher eine Rarität.


    Vielleicht kennt mittlerweile ja jemand einen oder mehrere Titel der Serie.


    Hier noch einmal die komplette Reihe:



    Beethoven: Coriolan-Ouvertüre;Symphonien Nr. 5 & 6


    Symphonie Nr. 5
    Gesamtspielzeit 30'37 (1962 Studio 31'04)
    I. Allegro con brio 7'13 (1962 Studio 7'13)
    II. Andante con moto 9'31 (1962 Studio 10'01)
    III. Allegro 4'51 (1962 Studio 4'54)
    IV. Allegro 9'02 (1962 Studio 8'56)


    Symphonie Nr. 6 "Pastorale"
    Gesamtspielzeit 34'23 (1962 Studio 36'05)
    I. Allegro ma non troppo 8'44 (1962 Studio 8'56)
    II. Andante molto moto 10'52 (1962 Studio 11'32)
    III. Allegro 3'00 (1962 Studio 3'02)
    IV. Allegro 3'14 (1962 Studio 3'25)
    V. Allegretto 8'33 (1962 Studio 8'46)



    Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 1
    +Schostakowitsch: Symphonie Nr. 10


    Symphonie Nr. 10
    Gesamtspielzeit 53'21 (1966 Studio 51'23)
    I. Moderato 23'13 (1966 Studio 22'07)
    II. Allegro 4'08 (1966 Studio 4'12)
    III. Allegretto 12'09 (1966 Studio 11'22)
    IV. Andante – Allegro 13'51 (1966 Studio 13'42)



    Mozart: Divertimento Nr. 17
    +Strauss: Ein Heldenleben op. 40

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Hallo Manfred!


    Welche ist denn das?


    Die hier (ich fürchte nein...)?



    Danke,
    Flo(tan)

  • Lieber flotan,


    Deine Befürchtung ist korrekt. ;)


    Die von Dir gezeigte Aufnahme ist die Studio-Einspielung. Die Live-Aufnahme ist jene:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler