Ist "klassische Musik" elitär ?

  • Was war dann deiner Meinung nach die Tanzmusik in Kneipen, Lokalen die es damals genauso gegeben haben muss di ehalt nur nicht erhalten ist? Es gab damals genauso Menschen die nichts mit der "elitären" Musik eines Mozart etc. anfangen konnten. Ich glaube nicht das es damals so viel anders war, es ist nur so das wir über diese Sparte der damaligen Musik so gut wie nichts wissen.


    Heute steht in Kritiken oder Zeitungsberichten auch das z.B. "Ganz Wien dem neuen Traumpaar Netrebko und Villazon zu Füßen liegt". Glaubst du deswegen das mehr als 1,5 Mio. Wiener sich dafür interessiert??

  • Salut,


    dahingehend gebe ich Dir zwar prinzipiell Recht, es gab Leier- und Lauten-Spieler und dergl., aber meines Wissen nach haben sie sehr viel Themenmaterial von den gerade aktuellen Opern übernommen. Zudem gab es öffentliche Bälle, wo höfische Tanzmusik gegeben wurde.


    Um nicht missverstanden zu werden: Ich empfinde die heutige U-Musik eher als Nachfolgerin der Klassischen Musik, als Stockhausen und Rihm, da die U-Musik den Zeitgeist wi[e]derspiegelt.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Schon Anzug und Kravatte sind für mich zutiefst bürgerliche Symbole

    .


    Ja. Und ?


    Das ist ja wohl keine Schande.


    Hier ist wohl eine "bürgerliche" Angst wohl angebracht- die davon ausgeht, daß bei einer Verproletarisierung des Konzertlebens es
    gang und gäbe werde könnte, lleergetrunkene Cola Flaschen in den Mittelgang des Saales zu werfen, öffentlich auszuspucken, und daß man mit Krawatte (Ich schreibs noch immer mit w in der Mitte, sorry) noch angepöbelt würde, weil man ja "bürgerlich" aussieht. X(


    Man darf nicht vergessen, daß die Mehrheit der Konzertsääle, bzw die Gesellschaften die sie betreiben in "bürgerlichen" Händen sind - und daher haben sie dort auch das Sagen


    Das Konzertleben ging etwa ab 1800 langsam vom Adel ans Bürgertum über, wobei die Unterschiede gleitend sind. Aus meiner Sicht war es nicht so, daß das Bürgertum dieses "Privileg" dem Adel entriss, sondern der Adel sich dieser lästigen , und vor allem teuren Aufgabe entledigte.


    Ein Versuch des Proletariats, die "bürgerliche" Konzertkultur zu übernehmen (etwa ab 1930) scheiterte jedoch aus meiner Sicht aus mehreren Gründen:


    1) War die Mehrheit des Proletariats an klassischer Musik überhaupt nicht interessiert. (zumindest nicht so, daß es für eine "Übernahme gereicht hätte)


    2) War das notwendige Geld nicht vorhanden (Man behalf sich eine Zeitlang mit Subventionen, aber die werden immer seltener gewährt)


    Der Versuch eine "eigene" Klassische Musik zu etablieren - ich meine hier die "moderne Musik" ist, so meine ich, im wesentlichen gescheitert.
    Heute sind die Verfechter dieser Musikarten, mehr denn je, vom "bürgerlichen Gutwill" und von Subventionen abhängig.


    Ich sehe wirklich nicht ein, warum ein ordentliches Mitglied der"Gesellschaft der Musikfreunde"(ich bin keines) sich für korrekte Kleidung schämen sollte. Aber ich kann gut nachempfinden wenn ein Stifter (das sind jene Mäzene. die mit ihren privaten Mitteln den Betrieb erst möglich machen) es mit scheelen Augen sieht, wenn sich im Ambiente des ausgehenden 19 Jahrhunderts, Leute bewegen, die offensichtlich für ein Pop-Festival, einen Fußballplatzbesuch oder dergl. gekleidet sind.


    Aber das ist ja nicht nur eine Frage des Konzertbetriebs. - Welcher
    clevere Jungunternehme würde in Jeans und Punkerfrisur bei einer Bank um einen Kredit einreichen ???? -- Na eben !!!!


    Nich nur der Schönbergkreis ist elitär - viel der Konzertgesellschaften sind es auch - Und sie halten ihre Konzerte weitgehend unter sich.
    Ein Abonnement an der Wiener Staatsoper ist heute etwas, das von Generation zu Generation vererbt wird. Wird ein solche Abonnement (selten genug) zurückgegeben, dann gibt es bereits eine Warteliste von "Bewerbern". Bei den Musikvereinen ist die Verwaltung häufig autonom. Führende Mitglieder legen die Richtlinien fest nach denen die Vereine zu agieren haben.


    So gesehen wird das Konzertleben wahrscheinlich in der ersten Liga IMMER bürgerlich, bzw elitär bleiben. - mit "elitärer Musik" hat dass allerdings nichts zu tun. Klassische Musik bleibt IMO eine Musik für auserwählte Minderheiten, egal unter welchen Bedingungen sie dargeboten wird.


    Amen :stumm:


    Gruß aus Wien


    Alfred


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


  • Salut,


    übrigens fällt mir da noch peinlicher Weise ein, was auf einer neulich postalisch zugestellten Einladungskarte zu einer Hochzeitsfeier von Freunden stand:


    Um festliche Kleidung wird gebeten.


    Ich war geneigt, mein Kommen zu dieser Veranstaltung abzublasen, weil ich es für eine bodenlose Frechheit halte, mich auf Dinge hinzuweisen, die mir bereits in Fleisch und Blut übergegangen und deswegen selbstverständlich sind. Offenbar war aber der Hintergrund dieses Hinweise die schlechte Erfahrung der Gastgeber...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Um nicht missverstanden zu werden: Ich empfinde die heutige U-Musik eher als Nachfolgerin der Klassischen Musik, als Stockhausen und Rihm, da die U-Musik den Zeitgeist wi[e]derspiegelt.


    Und eben das finde ich nicht ( Darin liegt glaub ich auch der große Unterschied zwischen uns ). Die zeitgenössische Musik macht mit ihren neuen Mitteln ( Elektronik, freie Tonalität etc. ) dasselbe wie Mozart mit seinen Mitteln, nur mit dem Unterschied das die Leute damals ein Gespür für diese Mittel hatten, im Gegensatz zu uns, die wir total mit dem Klangeindruck der letzten Jahrhunderte behaftet sind und uns auch erwarten diesen geliefert zu bekommen ( wobei diesen Klangerwartungen eigenartigerweise die U-Musik am ähnlichsten kommt, wenn auch großteils auf äusserst niedrigem Niveau ).


    Nicht falsch verstehen, ich bin bei Gott kein Fanatiker für zeitgenössische Musik, gehe kaum auf Konzerte derselben oder praktiziere sie in irgendeiner Weise, mich stört einfach nur dieses "mit zweierlei Maß messen". Zeitgenössische Musik wird immer gleich mit hässlichem Klang und Harmonien in verbindung gebracht, wobei man sich vielleicht Gedanken machen müsste das dies seine Gründe hat. Ich glaube kaum das das Groß der Komponisten sich gedanken darüber macht wie sie die Leute aus dem Konzertsaal treiben können sondern glaube eher das sie sich etwas spezielles bei gewissen harmonien, Reihen oder Themen denken. Glaubt ihr das allen Konzertzuhören Bachs seine Zahlensymbolik oder Tonartbedeutung geläufig war? Ähnliches erleben wir mit der heutigen Musik, wir verstehen sie nicht und dies wird sichauch nicht mehr ändern da wir einfach zu sehr mit "klassischer" Musik infiltriert sind.

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  • Salut Ulli


    Zitat

    Original von Ulli
    Übrigens fällt mir da noch peinlicher Weise ein, was auf einer neulich postalisch zugestellten Einladungskarte zu einer Hochzeitsfeier von Freunden stand:


    Um festliche Kleidung wird gebeten.


    Ich war geneigt, mein Kommen zu dieser Veranstaltung abzublasen, weil ich es für eine bodenlose Frechheit halte, mich auf Dinge hinzuweisen, die mir bereits in Fleisch und Blut übergegangen und deswegen selbstverständlich sind. Offenbar war aber der Hintergrund dieses Hinweise die schlechte Erfahrung der Gastgeber...
    Ulli


    Ist es nicht eine etwas übertriebene Reaktion auf etwas, das einen persönlich nicht betrifft? ?(


    Solche Karten sind doch einheitlich, und was für dich selbstverständlich ist, wird es für eine größere Gruppe in der Regel nie sein...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut,


    mit Bach's Zahlensymbolik kenne ich mehr ehrlich gesagt nicht speziell aus, weiß aber von deren Existenz, habe allerdings auch gelesen, dass vieles davon "an den Haaren herbei gezogen" sein könnte. Wie dem auch sei: Ich pflichte Dir bei, dass die damalgie Zuhörerschaft dies nicht erkannt hat, so wie heute viele Petersdombesucher ebensolche Symbolik in den Fresken und Gemälden von Michelangelo nicht erkennen und dies ja auch nicht brauchen. Der "goldene Schnitt" beispielsweise ist ein malerisches Mittel, eine bestimmte "Schönheit" oder besser: ein besonderes Glückgefühl hervorzurufen, ohne dass man weiß, warum. Solches findest sich in ähnlicher Weise in der Klassischen Musik und eben auch in der U-Musik wieder. Deswegen ist es eben gar nicht eigenartig.


    Zitat

    Ähnliches erleben wir mit der heutigen Musik, wir verstehen sie nicht und dies wird sichauch nicht mehr ändern da wir einfach zu sehr mit "klassischer" Musik infiltriert sind


    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier - keine Frage, aber ich erlaube mir zu Behaupten, dass sich hier "evolutionsbedingt" nur die guten Gewohnheiten durchsetzen. Nehmen wir an, dass die Musik eine Sprache ist [die Diskussion gab es auch bereits hier] oder zumindest bedeutend viele Ähnlichkeiten mit einer Sprache haben, so ist jede irdische menschliche Sprache erlernbar und der Mensch auch fähig, dies zu tun, sich darin mehr oder weniger komfortabel auszudrücken, zu verstehen und verstanden zu werden. Das misslingt zeitgenössischen Komponisten. Die Musik bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde immer verstanden, wenn auch oft kritisiert. Musik des 21. Jahrhundert's wurde selten bis nie verstanden. Darin liegt der Unterschied. vielleicht haben wir nun endlich die "Elite" gefunden... nämlich die Menschen, welche in der Lage sind, die Sprache von Stpckhausen und Rihm zu verstehen.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Also mich beschäftigt gelegentlich die Frage, inwieweit der besonders seriöse, besonders ernste Anstrich, den sich die klassische Musik gibt, nicht in gewisser Hinsicht auch eine Art Überkompensation ihrer eigentlichen Ursprünge ist.


    Natürlich hat die klassischen Musik auch ihre Ursprünge in der Kirchenmusik, dennoch steht der weltliche Musiker doch in einer Art "Tradition", die ein bißchen fragwürdig und anrüchig ist.


    Den Ursprung aller weltlichen Musik muß man sich ja wohl so denken: Da gab es ein paar fahrende Musikanten, die durch die Welt zigeunerten und zu Hochzeiten aufspielten und dergleichen, und allerlei Volk strömte herbei.


    Man muß es doch wohl einmal aussprechen: Die Ursprünge weltlicher Musik sind nicht von ganz so fragloser und wohlanständiger Bürgerlichkeit wie die "anständiger Berufe".


    Es wäre doch tatsächlich mal eine prima Aktion, wenn sich unser NDR Sinfonie Orchester, die die Nase von all unseren Hamburger Orchestern am höchsten tragen, sich mal einen Tag frei nähmen, um Kammermusik in der Hamburger Fußgängerzone zu machen. Und wenn sie einen Hut hinstellen, schmeiß ich vielleicht sogar was rein.


    Irgendwie verkörpert für mich der Musiker in der Fußgängerzone ein bißchen den Ursprung der weltlichen Musik.


    Die durchgeknallte Dame, über die Michael berichtete, die empört darüber war, weil der Konzertmeister braune Schuhe trug, ist sich solchen Ursprüngen wohl nicht mehr bewußt.


    Mir ist dies wirklich grundsätzlich zuwider und ich frage mich wirklich, ob es wirklich not tut, daß "ernsthafte Künstler" bei der Exekution ihrer ernsthaften Kunst gekleidet sein müssen wie Beerdigungsunternehmer, um sozusagen als gute Bürger für voll genommen zu werden.


    Gruß Martin

  • Zitat

    Solche Karten sind doch einheitlich, und was für dich selbstverständlich ist, wird es für eine größere Gruppe in der Regel nie sein...


    Salut,


    Zunächst war die Karte nicht einheitlich, sondern hand- bzw. PCgeschrieben, so dass kleine, feine Unterschiede hätten gemacht werden können. Zudem ist es selbstverständlich zu einem Hochzeitsfeste in festlicher Kleidung zu erscheinen. Andernfalls müsste es Hochzeitsparty oder -gelage benannt werden. Entsprechend würde ich mich kleiden.


    Es sind genau die Gruppenregeln, die in unserer Zeit mehr und mehr an Achtung verlieren und zugunsten der persönlichen Freiheit aufgegeben werden, ohne Rücksicht, damit das Gegenüber verletzen zu können. Die Hauptsache ist die völlig egoistische Freiheit und Selbstdarstellung, die ich in einem Miteinander nicht dulden kann.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Michael


    Zitat

    Die zeitgenössische Musik macht mit ihren neuen Mitteln ( Elektronik, freie Tonalität etc. ) dasselbe wie Mozart mit seinen Mitteln, nur mit dem Unterschied das die Leute damals ein Gespür für diese Mittel hatten, im Gegensatz zu uns, die wir total mit dem Klangeindruck der letzten Jahrhunderte behaftet sind und uns auch erwarten diesen geliefert zu bekommen ( wobei diesen Klangerwartungen eigenartigerweise die U-Musik am ähnlichsten kommt, wenn auch großteils auf äusserst niedrigem Niveau ).


    Ist es nicht so, dass sich der kommerziell wichtige Kernbereich der modernen U-Musik harmonisch und melodisch mehr oder weniger konstant im Bereich späte Wiener Klassik und Frühromantik bewegt? Das sind doch die Art Klänge, die von den meisten Menschen in unserem Kulturkreis ganz automatisch als wohlklingend und schön empfunden werden. Nur Randbereiche von Pop, Rock und dann vor allem Free-Jazz weichen bewusst auf "modernere" Klänge aus und suchen auf ihre Weise nach neueren Ausdrucksmitteln.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Um festliche Kleidung wird gebeten

    .


    Lieber Ulli, Eigentlich bin ich verwundert, daß Du nicht weißt Daß das durchaus üblich ist.- Gerade in besseren Kreisen.


    Durch die Auflockerung der Bekleidungsvorschriften ist es üblich geworden, den Gast darauf hinzuweisen, wie der Gastgeber die Bekleidung wünscht, es git ja auch Nobelhochzeiten, wo ausdrücklich legere Kleidung gewünscht wird.


    Hier eine Bekleidungsvorschrift der Wiener Staatsoper
    OPERNBALL 2006
    Die Preis sind in Euro



    Es war also in keiner weise diskriminierend vom Gastgeber gemeint


    Frackzawan bedeutet übrigens WÖRTLICH was dort steht.
    Du kannst so berühmt sein wie Du willst - Ohne Frack - kein Eintritt


    Liebe Grüße aus Wien


    Alfred


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


  • Zitat

    Mir ist dies wirklich grundsätzlich zuwider und ich frage mich wirklich, ob es wirklich not tut, daß "ernsthafte Künstler" bei der Exekution ihrer ernsthaften Kunst gekleidet sein müssen wie Beerdigungsunternehmer, um sozusagen als gute Bürger für voll genommen zu werden.


    Salut,


    ich werde ein klein wenig nachgeben: Von Beerdigungskleidung halte ich auch nicht unbedingt viel. Jedoch sollte die Executive im Mindesten einheitlich, ordentlich, farblich abgestimmt gekleidet sein. Frische Farben können kein Fehler bei frischer Musik sein.


    Und auch den Gästen gestehe ich abwechslungsreiche Kleidung zu, aber ein gewisser "Geschmack" sollte vertreten sein - die Alltagskleidung sollte definitiv im Alltag bleiben!


    Liebe Grüße

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo Michael



    Ist es nicht so, dass sich der kommerziell wichtige Kernbereich der modernen U-Musik harmonisch und melodisch mehr oder weniger konstant im Bereich späte Wiener Klassik und Frühromantik bewegt? Das sind doch die Art Klänge, die von den meisten Menschen in unserem Kulturkreis ganz automatisch als wohlklingend und schön empfunden werden. Nur Randbereiche von Pop, Rock und dann vor allem Free-Jazz weichen bewusst auf "modernere" Klänge aus und suchen auf ihre Weise nach neueren Ausdrucksmitteln.


    Genau das meinte ich ja, und diese Randbereiche von denen du sprichst sind ja genau der Teil von "Elite" aus "ausgegrenzten" die sich eben nicht an festgelegte Normen halten wollen/können und die eben "nicht verstanden" werden.


    Nur eben deswegen sehe ich die U-Musik nicht als Nachfolger der "klassischen" Musik sondern als schlechter Abklatsch derselben.

  • Zitat

    Du kannst so berühmt sein wie Du willst - Ohne Frack - kein Eintritt


    So sei es! Ich habe auch null Problem damit - nur: halte ich es für selbstverständlich. Und was ich eigentlich meinte ist, dass diese Selbstverständlichkeit heute verlorengegangen ist. Wäre sie da, könnte man sich den Hinweis sparen - ich finde soetwas oberpeinlich. Vielleicht sollte man künftig solchen Einladungen gleich den "kleinen Knigge" auch noch beilegen [gratis, natürlich].


    :evil:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Lieber Alfred,


    selbstverständlich ist es keine Schande, mit Anzug und Kravatte ins Konzert zu gehen. Also wenn es soweit kommen sollte, daß das zur Schande würde, nähme ich für mich diese Schande vielleicht wirklich gerne auf mich.


    Sehr bedenklich finde ich allerdings, daß Du meinst, daß eine Verproletarisierung dazu führen würde, daß Colaflaschen in den Mittelgang geworfen würde und dergleichen. Das spiegelt meiner Meinung nach eine gewisse Voreingenommenheit gegenüber einem gewissen Milleu wieder.


    Ich könnte die Gegenrechnung aufmachen: Der Proletarier, der aus eigenem Antrieb einen Konzertsaal findet, wird sich dort sehr gut benehmen, der Bürger, der aus sich aus gesellschaftlichen Gründen dort aufhält, obwohl er diesen ganzen Quatsch mit der klassischen Musik sowieso nie verstanden hat, wird die erstbeste Gelegenheit, sich im Konzertsaal daneben zu benehmen, mit Freuden wahrnehmen.


    Gruß Martin

    Einmal editiert, zuletzt von Martin ()

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  • Zitat

    Den Ursprung aller weltlichen Musik muß man sich ja wohl so denken: Da gab es ein paar fahrende Musikanten, die durch die Welt zigeunerten und zu Hochzeiten aufspielten und dergleichen, und allerlei Volk strömte herbei.


    Ein schönes Bild. - Wahrscheinlich aber falsch


    Den ursprung aller weltlichen Musik sehe ich in der Höfischen Musik.
    Musik "zur Ehre Gottes" war ja in allen Kulturkreisen üblich.


    Mancher Herrscher fühlte sich aber ohnedies als Gott, und wurde auch als solcher verehrt. Was lag näher , als sich Musik zu eigenen Ehre machen zu lassen.


    Vermutlich ist aber die Höfische und die Musik des Volkes in etwa gleichzeitig entstanden.


    Jene Musik, auf der die "Klassische" basiert ist allerdings tatsächlich nicht bürgerlichen Ursprungs. - - - sondern sie wurde vom Adel gepflegt.


    Minnesang ist die älteste uns überlieferte Kunstform. Die meisten dieser Herren waren adelig.Es folgte Lautenmusik der Renaissance , an italienischen, französichen und englischen Königshöfen. Seit dem Barock ist auch die kirchliche Musik eher auf Zurschaustellung der eigenen Macht als zu Ehre Gottes eingesetzt worden.....


    Der Rest ist bekannt..


    Gruiß aus Wien


    Alfred


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


  • Salut,


    könnte Martin sein Posting von 18:33 bitte näher kommentieren?


    Ich verdrücke mich für die Zeitspanne zum Verdrücken eines oder mehrerer Flammkuchen nun auf unser Brüggefeschd [fête du pont]... mit Dreitagebart, Schlabberpulli und Jeans - "volksnah" eben.


    Bis später...


    Ulli



    P.S. Dies ist nur ein Ping- :D :D :D

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Michael


    Zitat

    Nur eben deswegen sehe ich die U-Musik nicht als Nachfolger der "klassischen" Musik sondern als schlechter Abklatsch derselben.


    Da gebe ich dir grundsätzlich Recht.


    Ich glaube auch, dass es z.B. zu Mozarts Zeiten durchaus U-Musik gegeben hat. Aber wir kennen sie kaum, sie war zu flüchtig und von keinen kommerziellen Interessen im heutigen Sinn getragen. Aber schon im 19. Jahrhundert ändert sich das. Da gibt es Unternehmungen (z.B. Tanzsääle), die U-Musik benötigen und sie sich auch schreiben lassen. Leute wie Lanner, Strauß und Suppé waren zumindest teilweise U-Musik-Produzenten. Leider bewegte sich diese Art U-Musik auf einem Niveau, vom dem die heutige U-Musik zumeist nur träumen kann.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Alfred


    Zitat

    Den ursprung aller weltlichen Musik sehe ich in der Höfischen Musik.
    Musik "zur Ehre Gottes" war ja in allen Kulturkreisen üblich.


    Das ist jetzt fast ein Widerspruch. War es jetzt höfisch oder religiös?


    Ich weiß es nicht, aber wenn ich raten müsste, würde ich meinen, dass die Ursprünge von gezielt eingesetzter Musik eher im kultischen und religiösen Bereich lagen.


    Außerdem gibt es noch die Variante, wo in kriegerischen Auseinandersetzungen bewusst Krach gemacht wurde. Daraus konnte sich möglicherweise auch eine musikalische Entwicklung ergeben, denn die Instrumente, mit denen der Gegner eingeschüchtert wurde, waren die gleichen, mit denen man auch hätte Musik machen können.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo Alfred



    Das ist jetzt fast ein Widerspruch. War es jetzt höfisch oder religiös?


    Ich weiß es nicht, aber wenn ich raten müsste, würde ich meinen, dass die Ursprünge von gezielt eingesetzter Musik eher im kultischen und religiösen Bereich lagen.


    Zu dieser Zeit war die zweiteilung von Kirche und Staat ja noch nicht vollzogen, insofern war der Hof eine kirchliche "Anstalt". So ist es kein widerspruch.

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  • Ich bin, das gebe ich zu, kein Experte auf diesem Gebiet. Nur liegt halt - Expertentum hin oder her - viel, sehr viel im Dunklen. Aber daß die klassische Musik ihren Urspung beim Adel hatte, das glaube ich nun wirklich nicht.


    Das erinnert mich irgendwie an Durants "Kulturgeschichte der Menschheit". In seinem Band über die chinesische Kultur gibt es da großartige Geschichtsschreibungen. Nach Meinung der chinesischen Geschichtsschreibung müssen diese alten chinesischen Kaiser einfach großartig gewesen sein. Was diese chinesischen Kaiser nicht alles erfunden haben! Das Feuer, das Porzellan, die Schrift, den Ackerbau - alles erfunden von den chinesischen Kaisern!


    Man kann dazu nur sagen: Wo wären wir heute ohne die chinesischen Kaiser.


    Gruß Martin

  • Zitat

    Was diese chinesischen Kaiser nicht alles erfunden haben! Das Feuer, das Porzellan, die Schrift, den Ackerbau - alles erfunden von den chinesischen Kaisern! Man kann dazu nur sagen: Wo wären wir heute ohne die chinesischen Kaiser.


    So siehts aus :D :D :D


    Und wahrscheinlich haben sie ihre Paläste auch noch mit eigenen Händen erbaut und die chinesische Musik selber erfunden und gespielt :D

  • Zitat

    Original von Heinz


    So siehts aus :D :D :D


    Und wahrscheinlich haben sie ihre Paläste auch noch mit eigenen Händen erbaut und die chinesische Musik selber erfunden und gespielt :D


    So lustig ist das ganze gar nicht da uns die Geschichtsschreibung das ja teilweise wirklich unter die Nase reiben will. Ähnlich ist es ja auch mit der westlichen Musik. Das früheste was wir "wissen" sind, wie Alfred_Schmidt gesagt hat, die Minnesänger, aber was war davor? Was war zur gleichen Zeit? Gab es damals nur die Minnesänger? Haben die "normalen" Leute keine Musik gemacht?


    Was "wissen" wir? NICHTS

  • Nachhilfe ganz kurz:


    Die Chinesen erfanden VOR UNS


    Das Schießpulver,
    das Feuerwerk
    Papier
    Buchdruck mit beweglichen Lettern
    den Kompass
    das Porzellan
    die Akupunktur


    Natürlich war der Erfinder IMMER der Kaiser, das Volk war so unwichtig, daß es gar nicht erwähnt wurde, dazu muß man sich mal mit asiatischen Denkweisen befassen. Das Individuum zählte da bis heute nicht viel, früher war das natürlich ausgeprägter


    Aber jetz bitte ich eisern beim Thema zu bleiben - Abweichungen werden erbarmungslos gelöscht.
    Es hat hier 10 Monate keine gegeben - ich werde sie auch in Zukunft nicht zulassen. Sonst werden wir ein WISCHI-WASCHI- Forum, wie .......so viel andere :stumm::D :D :D


    freundliche Grüße
    Alfred Schmidt
    Administrator


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


  • Hallo Ulli,
    Zitat:
    wieso besetzt Du den eigentlich positiven Ausdruck elitär so negativ? Über den Inhalt des von mir zitierten ersten Absatzes von Dir bin ich mit Dir einig, wenn Du elitär gegen abgehoben auswechselst.
    Elitär im Sinne dieser Fragestellung dürfte aber mithin die Unterkategorie Kammermusik sein, oder irre ich?
    ---------------------------------------------------------------------


    Das wurde bewusst etwas ketzerisch an dem zitierten Beispiel von mir so dargestellt - mit den Neureichen, Tennis- Golfclubs und ihrem Getue und Gehabe -, welches ich in der Klassischen Musik-Umwelt als absolut nicht wünschenswert erachte.
    Sei mal ein Mitglied dieser Vereinigungen dann wirst Du schnell feststellen, dass sie " E l i t ä r " angesehen werden wollen und sich auch so fühlen und geben.


    Aus diesem Grund bin ich kein Freund des Ausdruckes Elitär, was ja auch übersetzt wie folgt definiert
    wird:


    Zu einer Elite gehörend oder sich ihr zurechnend, wie in einer Elite üblich, sich überheblich gegenüber anderen abgrenzend; ein elitäres Verhalten, Denken.

    Das Wort "Elitär" sehe ich dort als absolut richtig interpretiert und auch angebracht, wo Vereinigungen aus einer bestehenden Elite sich zusammenfinden. Beispeil: Teffen der Nobelpreisträger am Bodensee,
    die Lions-Clubs, etc.

    Genau so sehe ich das auch für die von Dir zitierte "Unterkategorie Kammermusik". Was soll hier
    elitärer sein, als ein normales Konzert, Opernaufführung, etc.

    Ich wiederhole meine Aussage - wenn ich ein Konzert besuche rechne ich mich einem "Elitären Kreis" nicht dazugehörend -, sondern befinde mich unter "Gleichgesinnten", die das Konzert erleben und anhören möchten. Hieraus eine Begründung als Elitär zu begründen sehe ich als absolut falsch an.

    Herzliche Grüsse
    reklov29



    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • Salut,


    das muss doch ein wenig differenziert werden: Vorausgesetzt, es gibt eine Elite, deren wir uns per definitio einig sind. Wenn diese Elite sich dann aber als "besser" fühlt, als andere Menschen, dann gehört die betreffende Person in die Kategorie der A...bgehobenen. Es gibt, weiß Gott, gute Elite-Schulen - Beispiel: Saalem. Sicher einigen ein Begriff. Dort finden sich überwiegend Kinder reicher oder blaublütiger Eltern, aber auch "normale" ein. Die Elite beschreibt hier primär das Mensch-Sein-Wollen. Daß natürlich einige, denen ihre Bildung ob der angehäuften Kohle prinzipiell egal sein kann, abheben und meinen, sie seien [wegen des Reichtumes] etwas besseres, wird hier nicht geduldet. Genau das Beschreibt eigentlich die Auslese.


    Elite ist für mich schon die "Auslese der Besten".


    Könntest Du dem in etwa zustimmen?


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Alfred,


    sind wir wirklich so arg weit vom Thema abgekommen?


    Um nur ganz streng beim Thema zu bleiben, habe ich heute nur noch mal in den Duden hineingeschaut:


    Der definiert den Begriff Elite so:


    "Elite 1a Auslese der Besten 1b Führungsschicht"


    Punkt Nummer 2 ( den Schreibmaschinentypus) können wir wohl umgehen.


    Interessanterweise finden wir nun also zwei Definitionen von Elite, die aber interessanterweise in einem Punkt zusammengefaßt werde, sonst hätte ja dem Punkt 1b "Führungsschicht" wie dem Schreibmaschinentyp ein eigener Punkt zugestanden.


    Dies läßt doch schon tief blicken oder etwa nicht? Der Adel etwa war über viele Jahrhunderte zweifellos die Führungsschicht, man muß ihn also zweifellos im Sinne von Punkt 1b als Elite ansprechen. Also der Adel war mal die Elite, jedenfalls mal dem Duden nach, wenn auch nur dem Punkt 1b nach, wenn auch vielleicht nicht dem Punkt 1 a nach.


    In dieser "Bedeutungsvariation" von 1a und 1b liegt aber nun doch wohl ein gewisses nicht zu übersehenes Ärgernis. Auch wenn mir der Duden ein hochheiliges Buch ist, kann ich diese Bedeutungseinteilung des Duden nun wirklich nur mit sehr viel Ironie sehen.


    Vor einem solchen Hintergrund sollten wir das Thema "elitärer" klassischer Musik sehen.


    Tatsache ist wohl, daß klassische Musik sehr oft als "elitär" im Sinne von 1b gedeutet wurde, allerdings mit der hochnäsigen Ansicht, daß man als 1b doch sehr mit 1a in eins zu setzen sei. Schon deshalb stört mich der Begriff "elitär" ganz entschieden, wenn ich nicht überhaupt glaube, daß die Begriffe "Elite" und "elitär" angesichts solcher peinlichen "Bedeutungsvariationen" ganz aus dem Wortschatz gestrichen gehören.


    Gruß Martin

  • Salut, Martin,


    auch, wenn Du mich nicht direkt ansprichst:


    Zitat

    Der Adel etwa war über viele Jahrhunderte zweifellos die Führungsschicht, man muß ihn also zweifellos im Sinne von Punkt 1b als Elite ansprechen.


    Auch, wenn heute nicht mehr der "Adel" die Führungsschicht im deutschsprachigen Raum ist, so erhebe ich doch zumindest den Anspruch, dass Führungsschichten heute deren "elitäre" Position einnehmen.


    Übrigens ist der Beitrag zur Schreibmaschinenschrift gar nicht so entfernt: Es steht zumindest bei mir noch in Klammern Perlschrift dazu. Ich denke, dass gerade die Perle eine besondere Bedeutungszuweisung an die Musik sein kann, im Sinne von Elite.


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Tag erneut,


    hält man als Liebhaber die klassische Musik nicht gern für elitär, so hält sich die Neue Musik selbst zu gern für elitär: für vermeintlich einer Elite zugehörig.


    MfG
    Albus

  • @Ullis Zitat:
    Elite ist für mich schon die "Auslese der Besten".


    Könntest Du dem in etwa zustimmen?
    -------------------------------------------------------------


    Diese Interpretation trifft genau den Nagel auf den Kopf, hiermit kann man leben.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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