Anton BRUCKNER: Sinfonie Nr 5

  • Nächste Woche steht bei mir u.a. Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle auf dem Programm - Bruckners 5. im Brucknerhaus Linz. Auch wenn ich die Nullte (1. Satz) sehr schätze, so beginnt Bruckner für mich erst mit der 5. (den Hype um die 4. verstehe ich bis heute nicht). Jedenfalls beginne ich gerade, mich auf das Werk einzustimmen. Deshalb hier mal ein paar meiner persönlichen Favoriten ohne Reihenfolge (abgesehen von Platz 1 und 2):

    1. Bayrisches Staatsorchester - Sawallisch
    2. NDR-Symphonieorchester - Wand
    Wiener Philharmoniker - Thielemann
    Rundfunk Sinfonieorchester Saarbrücken Skrowaczewski
    Orchestre de la Suisse Romande - Janowski

    Nächste Woche dann mehr dazu :)

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Die Fünfte ist und bleibt mein persönlicher Favorit unter den Symphonien von Anton Bruckner. Ich empfinde sie nach wie vor auch als das Musterbeispiel für eine Bruckner-Symphonie überhaupt. Übertroffen hat der Komponist dieses Werk nach meinem Dafürhalten später nicht mehr, allenfalls erreicht (Achte, Neunte). Die Fassungsfrage spielt bei der Nr. 5 heutzutage praktisch keine Rolle mehr, da Haas und Nowak im Prinzip identisch sind und Schalk bedeutungslos geworden ist.

    Nach neuerlicher Bruckner-Beschäftigung während der Corona-Anfangszeit hat sich auch meine favorisierte Einspielung noch klarer herauskristallisiert. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe an sehr guten bis ausgezeichneten Aufnahmen, doch spätestens seit dem neuesten Remastering (Tower Records, Japan) gibt es in meinen Augen auch klanglich keine Einschränkungen mehr hinsichtlich folgender Einspielung:


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    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

    Dirigent: Eugen Jochum


    Aufnahme: Herkulessaal der Münchner Residenz, 8.-15. Februar 1958

    Deutsche Grammophon Gesellschaft / Tower Records Vintage Hybrid SACD PROC-2289/91

    Jochum setzt in der Coda des Finalsatzes bekanntlich die "elf Apostel" ein, verdoppelt also die Blechbläser. Der Effekt ist phänomenal. Alle früheren Ausgaben, ob LP oder CD, wiesen ausgerechnet an dieser Stelle eine merkwürdige Störung der Balance der beiden Stereokanäle auf. Nun bedurfte es also japanischer Enthusiasten, die sich der Originaltonbänder in den Emil Berliner Studios neuerlich annahmen und das Unglaubliche möglich machten, denn nach über sechs Jahrzehnten konnte dieses Manko nun vollständig behoben worden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eine Aufnahme will ich hier noch besonders hervorheben:


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    Gennadi Roshdestwenski hat als einziger Dirigent überhaupt wirklich alle Fassungen sämtlicher Symphonien von Anton Bruckner eingespielt. Ganz spät, nämlich am 19. Mai 2017, ein Jahr vor seinem Ableben, hat er die letzte noch ausstehende Fassung, die berüchtigte Schalk-Bearbeitung der Fünften, in Japan dirigiert. Das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra aus Tokio ist Insidern seit langem als einer der besten japanischen Klangkörper geläufig, mit dem u. a. auch Stanislaw Skrowaczewski eine enge Zusammenarbeit pflegte. Man muss auch hier zum etwas umständlichen Japan-Import greifen, will man an die CD (Altus ALT-411) gelangen. Das Ergebnis ist mit Sicherheit die überzeugendste Interpretation der Schalk-Fassung seit Hans Knappertsbuschs Einspielung mit den Wiener Philharmonikern bei Decca. Roshdestwenski nimmt sich allerdings deutlich mehr Zeit, was gleichwohl auf seine Art zu überzeugen weiß.

    Die Spielzeiten im Vergleich:


    Knappertsbusch (1956): 18:46 - 13:19 - 9:31 - 18:42
    Roshdestwenski (2017): 26:02 - 19:26 - 11:44 - 21:09

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Weitere m. E. erwähnenswerte Aufnahmen:


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    Gewandhausorchester Leipzig

    Franz Konwitschny

    1961


    Philadelphia Orchestra

    Eugene Ormandy

    1965


    New Philharmonia Orchestra

    Otto Klemperer

    1967


    BBC Symphony Orchestra

    Jascha Horenstein

    1971


    Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester

    Günter Wand

    1974


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    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig

    Herbert Kegel

    1977


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    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

    Kurt Eichhorn

    1990


    Wiener Philharmoniker

    Nikolaus Harnoncourt

    2004


    London Philharmonic Orchestra

    Stanislaw Skrowaczewski

    2015

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kenne an die zehn (oder etwas mehr) Aufnahmen, die schon genannt wurden. In letzter Zeit bin ich besonders angetan von der BluRay mit Thielemann und den Wiener Philharmonikern, obwohl ich die Nahaufnahmen vom Dirigenten und einzelner Musiker nicht so mag, aber ich glaube, dass meine Lieblingsaufnahme nach wie vor die mit Harnoncourt ist.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Ich habe heute auch Bruckners Sinfonie Nr. 5 gehört, in einer Aufnahme mit Günter Wand aus dieser Box:



    Wozu ich hier im Faden noch nichts gelesen habe: Die Einwürfe der Klarinette zu Beginn des vierten Satzes sind ja erstmal, sagen wir, bemerkenswert. Wie ist das zu bewerten - als ein Einsprengsel musikalischen Humors? Als ein kalkulierter Moment der Schrulligkeit, als Kontrast zum Weihevollen? Ich habe noch keinen Sinfonienführer über das Werk gelesen, aber vielleicht hat dazu jemand einen Gedanken.


    Gutes Hören
    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Wozu ich hier im Faden noch nichts gelesen habe: Die Einwürfe der Klarinette zu Beginn des vierten Satzes sind ja erstmal, sagen wir, bemerkenswert. Wie ist das zu bewerten - als ein Einsprengsel musikalischen Humors? Als ein kalkulierter Moment der Schrulligkeit, als Kontrast zum Weihevollen? Ich habe noch keinen Sinfonienführer über das Werk gelesen, aber vielleicht hat dazu jemand einen Gedanken.

    Ich kenne dazu folgende Interpretation (die ich sehr reizvoll finde):


    Das Orchester versucht die Introduktion des ersten Satzes zu wiederholen, die Klarinette wehrt sich dagegen und stört das Orchester immer wieder, baut dabei ein eigenes kleines Thema auf. Genervt von der Störung versucht das Orchester stattdessen das Hauptthema des ersten Satzes zu wiederholen, die Klarinette stört erneut. Das Orchester spielt daraufhin den Beginn des Adagios, die Klarinette wehrt sich abermals. Daraufhin gibt das Orchester nach und übernimmt das Klarinettenthema, entwickelt es weiter, fugiert, etc., die Klarinette hat sich durchgesetzt.

    Lustigerweise treten im Satzverlauf ja doch noch alle wichtigen Themen auf, auch das Orchester "behält also Recht" ;)


    Liebe Grüße

    Amdir

  • Lieber Amdir,


    das ist eine sehr schöne und stimmige Erläuterung...Danke!


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • [...] aber ich glaube, dass meine Lieblingsaufnahme nach wie vor die mit Harnoncourt ist.

    Ich habe vorhin alte Rezensionen studiert. ClassicsToday vergab seinerzeit (2005) die Höchstwertung sowohl für die künstlerische als auch für die klangliche Qualität (übrigens Victor Carr Jr, nicht "Chef" Hurwitz). Und auch die übrigen Kritiken priesen die Aufnahme in den höchsten Tönen. Ich habe sie lange nicht mehr gehört, aber in genauso guter Erinnerung. Vielleicht auch Harnoncourts beste Bruckner-Aufnahme generell. Die Rezensenten verwiesen auf die "barocke" Tradition der Fünften, die Harnoncourt, von der Alten Musik kommend, wohl auch daher so gelungen sei. Die Einspielung ist für mein Hörprogramm bereits vorgemerkt, diesmal in der SACD-Spur, was sie auch zu einer der überschaubar vielen Aufnahmen des Werkes in audiophiler Klangqualität macht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Herrlich - vielen Dank dafür, Amdir!

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

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  • Die Rezensenten verwiesen auf die "barocke" Tradition der Fünften, die Harnoncourt, von der Alten Musik kommend, wohl auch daher so gelungen sei.

    In der Amsterdamer Aufnahme kommen diese barockisierenden "Mätzchen" noch viel deutlicher zur Geltung. Ich fand es spannend und erhellend aber man muss es wohl doch als ein Nebengleis der Interpretationsmöglichkeiten bezeichnen.


    Er hat Jehova gesagt!

  • Neulich zum ersten Mal Franz Welser-Möst/London Philharmonic (EMI) gehört. Ich glaube, dass war eine seiner ersten bekannteren Aufnahmen. Faszinierend, die wohl schnellste, die ich je gehört habe, dabei aber ohne "Pomp" einzubüßen. Den o.g. Beginn des 4. Satzes hatte ich früher immer ein wenig in Analogie zu Beethoven's 9. mit der "Ablehnung" der Themenfragmente vorhergehender Sätze gehört, aber der "freche" Charakter der Klarinette war mir so weniger aufgefallen (ich hatte das eher "nachdenklich" gehört), bei Welser-Möst geht die Wirkung aber auch in diese Richtung.

    Wand/WDR war meine erste Bruckner-CD...

    Harnoncourt scheint mir von seinen (spät)romantischen Aufnahmen (kenne aber nicht alle, so auch "nur" 4 und 9 seines Bruckner) klar die beste zu sein und gehört jedenfalls auch zu meinen Favoriten.


    Als Muster würde ich die 5. aber gar nicht sehen, da sie ja, etwa durch die beiden Einleitungen, sich deutlich von anderen Brucknersinfonien unterscheidet. Sie ist eher ein Beleg dafür, dass Bruckner nicht ganz so eng dem Muster folgt, wie man vielleicht manchmal meinen mag.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Nach Wiederhören der Wiener Einspielung Harnoncourts letzte Nacht möchte ich den positiven Eindruck noch einmal unterstreichen. Das ist gewiss nicht die definitive Interpretation, aber eine insgesamt schon sehr überzeugende. Die spätere Concertgebouw-Aufnahme habe ich als nicht ganz so herausragend in Erinnerung.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nach Wiederhören der Wiener Einspielung Harnoncourts letzte Nacht möchte ich den positiven Eindruck noch einmal unterstreichen. Das ist gewiss nicht die definitive Interpretation, aber eine insgesamt schon sehr überzeugende. Die spätere Concertgebouw-Aufnahme habe ich als nicht ganz so herausragend in Erinnerung.

    Fast volle Zustimmung, Harnoncourts Aufnahme der 5. ist tatsächlich eine meiner liebsten, wenn nicht sogar meine liebste Aufnahme dieser Sinfonie. Die zusätzliche CD mit Erläuterungen zur Sinfonie empfinde ich als absolut gewinnbringend und hat mir beim Verständnis der Sinfonie wirklich extrem geholfen. Beides gilt übrigens auch für Harnoncourts Aufnahme der 9. inkl. Gesprächskonzert, ebenfalls eine großartige Aufnahme mit höchst informativem Werkstattkonzert zum Finale!


    Ich habe nur zwei Einschränkungen. Die eine betrifft die Coda des Finales, den Trompeten geht nach der letzten großen Steigerung leider für zwei Takte die Luft aus (T. 624+625, direkt vor der Wiederkehr des Themenkopfes des Hauptthemas des 1. Satzes ganz am Ende). Der zweite Punkt trifft das Adagio, so korrekt das schnelle Tempo auch ist, manchmal habe ich es doch gerne noch etwas langsamer ^^


    Ansonsten kann man die Aufnahme wirklich fast perfekt nennen, ein toller Klang, absolut schlüssige Temporelationen, kein furchtbares Riesen-Ritardando vor der Final-Coda oder noch schlimmer: ein Accelerando (auch schon gehört ?(). Für die Coda bleibt Karajan meine Referenz. Ansonsten stehen bei mir insgesamt noch Celibidache (MPO) und Abbado weit vorne.

    Harnoncourts Concertgebouw-Aufnahme fand ich übrigens ebenfalls deutlich schwächer als seine Wiener Aufnahme.


    Liebe Grüße

    Amdir

  • In der Amsterdamer Aufnahme kommen diese barockisierenden "Mätzchen" noch viel deutlicher zur Geltung. Ich fand es spannend und erhellend aber man muss es wohl doch als ein Nebengleis der Interpretationsmöglichkeiten bezeichnen.


    Mir gefällt die Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern besser - sie erscheint mir weniger verkopft, dafür wunderbar pointiert und kraftvoll.

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Roshdestwenski nimmt sich allerdings deutlich mehr Zeit, was gleichwohl auf seine Art zu überzeugen weiß.

    Das scheint ein Alterstempo zu sein.Ich habe gestern seine Aufnahme mit dem USSR Ministry of Culture Symphony Orchestra gehört, da ist er deutlich zügiger unterwegs. Bei Rozhdestwensy muss auch nach die Urfassung der Achten gefahndet werden. Die bei Melodija erschienene DLP enthält die geläufig bekannte Fassung (gotteidank). Ich bin mir gar nicht sicher, ob die ganzen Aufnahmen, die ja alle zu Zeiten der Agonie der Sowjetunion entstanden, tatsächlich alle in Vinyl gepresst worden sind. Einige davon sind recht einfach zu greifen (00, 0, 1 (Linz), 2, 3, 4 (Mahler-Bearbeitung), 5, 6, 7, 8 und 9 mit einem Finale der Vierten, nicht das Volksfestfinale).


    Alle Aufnahmen sind an entlegener Stelle in zwei Sets von insgesamt 16 CD veröffentlicht worden und da finden sich dann


    CD1

    [1-4] Symphony No.1 “Linz red.”

    CD2

    [1-4] Symphony No.1 “Viena red.”

    CD3

    [1-4] Symphony No.2 (1877 red.)

    CD4

    [1-4] Symphony No.3 (1877 red.)

    CD5

    [1-4] Symphony No.3 (1873 red.)

    CD6

    [1] Symphony No.3 (1876 red.) – Adagio

    [2-5] Symphony No.3 (1889 red.)

    CD7

    [1-4] Symphony No.4 (1874 ver.)

    CD8

    [1] Symphony No.4 – Volksfest Finale

    [2-5] Symphony No.4 (red. G.Mahler)

    Vol.2

    CD1

    [1-4] Symphony No.4 (1878-1880 red.)

    CD2

    [1-4] Symphony No.5

    CD3

    [1-4] Symphony No.6

    CD4

    [1-4] Symphony No.7

    CD5

    [1-4] Symphony No.0

    [5] Symphony No.8 – I.

    CD6

    [1-3] Symphony No.8 – II. III. IV.

    CD7

    [1-3] Symphony No.9

    CD8

    [1] Symphony No.9 – Finale (Samale, Mazzuca rec.)

    [2-5] Symphony No.00 (red. 1863)


    Es fehlen also die Schalk-Fassung von Nr. 5, die ja dann in Japan aufgenommen wurde, und die Urfassung der Nr. 8.


    Sorry für die kleine Abschweifung, aber Rozhdestwensky gehört mit zum Besten, was man an Bruckner Aufnahmen bekommen kann, und kennengelernt habe ich seinen Bruckner tatsächlich über seine Aufnahme der 5. Zum Nachhören hier:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Es fehlen also die Schalk-Fassung von Nr. 5, die ja dann in Japan aufgenommen wurde, und die Urfassung der Nr. 8.

    Lieber Thomas,


    die machte er auch. Laut eigener Aussage sogar zu Sowjetzeiten (wie er in einem Mail Jahrzehnte später mal behauptete), definitiv aber mit dem Orchester des Bolschoi-Theaters vor etwa 10-15 Jahren, die bei abruckner.com als einer der "Downloads des Monats" zur freien Verfügung gelangte.


    Ich pflichte Dir bei: Roshdestwenski ist bei Bruckner in der Spitzengruppe. Man muss sich eben auf den rauen russischen Orchesterklang einlassen können.


    Beste Grüße

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Man muss sich eben auf den rauen russischen Orchesterklang einlassen können.

    Gerade der ist das Packende, lieber Joseph, vor allem die Bläser.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Es fehlen also die Schalk-Fassung von Nr. 5, die ja dann in Japan aufgenommen wurde, und die Urfassung der Nr. 8.

    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, gibt es auch noch eine nicht eingespielte Fassung der 6. Sinfonie, die Gustav Mahler für die Erstaufführung der kompletten Sinfonie erstellte, inkl. Umarbeitungen und Kürzungen.


    Liebe Grüße

    Amdir

  • Und weil an anderer Stelle an ihn erinnert wird, hier die wohl erste Plattenaufnahme der 5. aus dem Jahr 1936 mit Karl Böhm und der Staatskapelle Dresen:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Sorry für die kleine Abschweifung, aber Rozhdestwensky gehört mit zum Besten, was man an Bruckner Aufnahmen bekommen kann, und kennengelernt habe ich seinen Bruckner tatsächlich über seine Aufnahme der 5. Zum Nachhören hier:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Huh, das Horrorbeispiel hatte ich schon beinahe vergessen :untertauch:

    Da kann ich (zumindest was diese Aufnahme der 5. angeht) leider gar nicht zustimmen! Man höre sich nur mal die Finalcoda an! Überall falsche Töne (auch in der Melodie --> z.B. Schlusston Hornmelodie 1:16:40), fehlende wichtige Töne (1. Trompete in der großen Kadenz 1:17:09) und eine komplett auf links gedrehte Stimmenbalance (direkt nach der großen Kadenz ab 1:17:13 --> kein klanglicher Unterschied zwischen Posaunen und Trompeten feststellbar, vielleicht wurden Instrumentenstimmen getauscht, erzeugt für Kenner des Stückes ein gigantisches Tonchaos).

    Trauriger Höhepunkt: Die letzten Takte, in denen der Themenkopf des Hauptthemas des 1. Satzes (der erst hier wieder auftaucht) nicht mehr wiederzuerkennen ist und die Aha-Wirkung somit vollständig verloren geht. :(


    Liebe Grüße

    Amdir

  • Horrorbeispiel

    Wie meinte mal wer: Das ist nicht das Durchschreiten des Himmelstores unter dem Klang der englischen Fanfaren, das ist der Einmarsch der Roten Armee. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie meinte mal wer: Das ist nicht das Durchschreiten des Himmelstores unter dem Klang der englischen Fanfaren, das ist der Einmarsch der Roten Armee. :pfeif:

    Danke für die Nicht-Empfehlung.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Wie meinte mal wer: Das ist nicht das Durchschreiten des Himmelstores unter dem Klang der englischen Fanfaren, das ist der Einmarsch der Roten Armee. :pfeif:

    Kollege Hurwitz beschreibt die Roshdestvensky-Aufnahme der 4. sowie 5. Bruckner mit der Überschrift "CD From Hell: Bruckner and the Siege of Leningrad".

    Passt wie die Faust aufs Auge - allerdings fehlt mir der Hinweis auf die Siebtbesetzung der Blechbläser, nachdem die eigentlichen Spieler und ihre ersten fünf Ersatzgruppen ohrenscheinlich einen grausamen Tod gefunden haben müssen - anders kann ich mir diese Leistung nicht erklären :S:stumm:

  • Das möchte ich so auf dem guten Rozhdestwensky nicht sitzen lassen. Ich hatte Rozhdestwensky im Zusammenhang mit dem Klang sowjetischer Orchester erwähnt. Mann muss ihn mögen, ich persönlich weiß ihn sehr zu schätzen. Es gibt bei Tamno einen eigenen Thread dazu, der eher zufällig heuer wieder aktiviert wurde:


    Russischer Orchesterklang - Nur eine Frage der Instrumente?


    Wir sind mittlerweile an hochpolierte Aufnahmen gewöhnt, die massiv geschnitten und nachbearbeitet werden. Und auch an einen orchestralen Wohlfühlsound. Das gab's bei Furtwängler, Knappertsbusch, Ansermet, Schuricht und Co nicht. Wäre ich boshaft würde ich von einer Karajanisierung des Orchesterklanges sprechen. Die alten sowjetischen Orchester, von den niemand so recht weiß, wie die heute heißen, ob sie überhaupt noch existieren oder in Um- und Neugründungen aufgegangen sind waren so ziemlich das Gegenteil von diesem Klangideal. Das von Rozhdestwensky dirigierte USSR Ministry of Culture Symphony Orchestra war zudem ein reines Schallplattenorchester und stand nur für die Plattenaufnahmen Rozhdestwenskys zur Verfügung. Es steht außer Frage, dass dieser Klang für unsere Ohren zunächst mal ungewohnt ist. Das gilt dann auch für die Sibelius-GA Rozhdestwenskys. Was mich technisch an den Aufnahmen stört ist der permanente Hall, der keine Zutat der CD-Umschnitte ist, sondern auch auf den Platten zu hören ist. Schadet aber nix. Die Aufnahme insgesamt zählt zu den von mir sehr geschätzten. Interessieren würde mich die von Joseph II. genannte japanische Aufnahme mit Rozhdestwensky: die dürfte wahrscheinlich einen völlig anderen Grundklang haben, oder?


    Für die Liebhaber der 5. hier noch ein Extrembeispiel: knapp 5 min länger als Celi und ein Orchester, das wohl kaum jemand auf dem Radar hat:


    Horst Stein und das Wuppertaler Sinfonieorchester:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Nicht, dass ich hier jetzt falsch verstanden werde, lieber Thomas Pape :

    Ich habe an sich nichts gegen den "Russischen Orchesterklang" mit z.T. extremer Hervorhebung der schneidenden Blechbläser, der ja prominent in Roshdestvenskys Aufnahmen zu finden ist. Im Gegenteil, seine Aufnahmen der Prokofiev-Sinfonien haben mir wirklich sehr gut gefallen, ich hatte glaube ich Ende letzten Jahres oder Anfang diesen Jahres im "Was hört ihr gerade jetzt?"-Thread von meinen Höreindrücken berichtet.

    Bei Sibelius finde ich dieses Klangideal auch z.T. sehr interessant, musste aber auch Furchtbares feststellen (z.B. wie die Hörner und Trompeten das "Schwanenthema" in der 5. Sinfonie maximal staccato spielen).


    Was aber in der von dir verlinkten Aufnahme der 5. Bruckner in der Finalcoda passiert, ist für mich nicht mehr tolerabel, das kann mMn nicht mehr mit dem Argument einer anderen sozialisierten Klangerwartung oder den Merkmalen des "Russischen Orchesterklanges" entschuldigt werden. Wenn das, was Bruckner für die Finalcoda niederschrieb, nicht mehr erkennbar ist (in diesem Falle durch - Verzeihung - schlechte Orchesterbalance, falsche Töne und der Unhörbarkeit eines der wichtigsten Themen der Sinfonie an wohl DER wichtigsten Stelle), dann kann da mMn wirklich nicht vom "Besten, was man an Bruckner-Aufnahmen bekommen kann" gesprochen werden, tut mir sehr leid!


    Ich kann natürlich nachvollziehen, dass dir emotional viel an der Aufnahme liegt, da du die Sinfonie damit kennengelernt hast, objektiv gesehen muss der Blick aber deutlich nüchterner ausfallen.


    Ich habe extra noch einmal ein wenig nachgehört, der Anfang des 1. Satzes zeigt doch schon klar, dass es auch viel besser geht! Auch der Anfang entspricht vielleicht nicht 100%ig meiner Idealvorstellung, gefällt mit aber tausendmal besser als die im Vergleich wirklich schlampig gespielte Finalcoda.


    Liebe Grüße

    Amdir

  • dann kann da mMn wirklich nicht vom "Besten, was man an Bruckner-Aufnahmen bekommen kann" gesprochen werden, tut mir sehr leid!

    Lieber Amdir, die Bemerkung galt allerdings nicht ausschließlich auf die 5. bezogen, sondern seine Sicht auf Bruckner insgesamt. Dass die Aufnahmen in ihrer Gesamtheit kaum zu greifen sind finde ich schon beklagenswert. Bruckner hat in der Sowjatunion keinen großen Stellenwert gehabt, Svetlanov nahm die 8. auf, dder sehr katholische Mravinsky durfte die 9. aufnehmen (ich empfinde es als Bosheit von Melodija, dass die nicht das Scherzo geschnitten haben, sondern den dritten Satz).


    Was das Finale von Nr. 5 betrifft wirst Du sicher recht haben. Von den großen Sinfonien war das diejenige, die ich am längsten beiseite geschoben habe (und ich höre Bruckner seit 45 Jahren). Manchmal kommt dann ein zündender Funke, diese Finalfeinheit ist mir indes noch nicht in der von Dir beschrieben Form aufgegangen Material zum Nachhören habe ich genug.


    Danke für den Hinweis und liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Interessieren würde mich die von Joseph II. genannte japanische Aufnahme mit Rozhdestwensky: die dürfte wahrscheinlich einen völlig anderen Grundklang haben, oder?

    Lieber Thomas,


    mit dem alten russischen Orchesterklang hat das zwar in der Tat wenig zu tun, allerdings ist das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra aus Tokio ein exzellenter Klangkörper, der von Kennern auch zu den führenden Orchestern Japans gerechnet wird. Es wurde 1962 gegründet und hatte in der Reihe seiner Chefdirigenten so namhafte wie Hiroshi Wakasugi, Rafael Frühbeck de Burgos, Heinz Rögner, Gerd Albrecht, Stanisław Skrowaczewski und Sylvain Cambreling. Seit 2019 wird es von Sebastian Weigle geleitet. Bzgl. dieser Einspielung meinte Ralph Moore in "The Bruckner Journal", dass es ein ausgezeichnetes Bruckner-Orchester sei. Ich erlaube mir in dem Zusammenhang auch auf die vorzügliche Einspielung der "Nullten" durch dieses Orchester unter Skrowaczewski hinzuweisen, die seine Saarbrückener Aufnahme noch übertrifft.



    Beste Grüße

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Amdir, die Bemerkung galt allerdings nicht ausschließlich auf die 5. bezogen, sondern seine Sicht auf Bruckner insgesamt. Dass die Aufnahmen in ihrer Gesamtheit kaum zu greifen sind finde ich schon beklagenswert. Bruckner hat in der Sowjatunion keinen großen Stellenwert gehabt, Svetlanov nahm die 8. auf, dder sehr katholische Mravinsky durfte die 9. aufnehmen (ich empfinde es als Bosheit von Melodija, dass die nicht das Scherzo geschnitten haben, sondern den dritten Satz).

    Danke für deine Klarstellung, von Roshdestvenskys Bruckner kenne ich ansonsten nur wenig, ich habe glaube ich mal die 6. mit ihm gehört. Dass die Aufnahmen schwer zu finden sind ist - trotz meiner Abneigung gegen die Aufnahme der 5. - wirklich schade, alleine aus historischen Gründen.

    Was das Finale von Nr. 5 betrifft wirst Du sicher recht haben. Von den großen Sinfonien war das diejenige, die ich am längsten beiseite geschoben habe (und ich höre Bruckner seit 45 Jahren). Manchmal kommt dann ein zündender Funke, diese Finalfeinheit ist mir indes noch nicht in der von Dir beschrieben Form aufgegangen Material zum Nachhören habe ich genug.

    Das kann ich dir nur sehr empfehlen, bei anderen Dirigenten wie den genannten Harnoncourt, Celibidache oder Karajan zeigt sich gegenüber Roshdestvensky im Finale eine ganz andere Welt :)


    Lieber Thomas,


    mit dem alten russischen Orchesterklang hat das zwar in der Tat wenig zu tun, allerdings ist das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra aus Tokio ein exzellenter Klangkörper, der von Kennern auch zu den führenden Orchestern Japans gerechnet wird. Es wurde 1962 gegründet und hatte in der Reihe seiner Chefdirigenten so namhafte wie Hiroshi Wakasugi, Rafael Frühbeck de Burgos, Heinz Rögner, Gerd Albrecht, Stanisław Skrowaczewski und Sylvain Cambreling. Seit 2019 wird es von Sebastian Weigle geleitet. Bzgl. dieser Einspielung meinte Ralph Moore in "The Bruckner Journal", dass es ein ausgezeichnetes Bruckner-Orchester sei. Ich erlaube mir in dem Zusammenhang auch auf die vorzügliche Einspielung der "Nullten" durch dieses Orchester unter Skrowaczewski hinzuweisen, die seine Saarbrückener Aufnahme noch übertrifft.

    In dem Zusammenhang: Wer gewillt ist, die Unsumme von 36,99€ auszugeben: JPC hat noch ein Exemplar der 5. Sinfonie mit dem genannten Orchester und Stanislaw Skrowaczewski seit gestern von 47,99€ reduziert auf Lager. Ich kenne die Aufnahme allerdings nicht.



    Liebe Grüße

    Amdir

  • jpc hat auch die besagte "Nullte" auf Lager, ich habe daher in meinem vorherigen Beitrag den Link zum Werbepartner eingefügt. Dummerweise bietet jpc aber nicht die Altus-Einspielung der Schalk-Fassung von Nr. 5 unter Roshdestwenski an.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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