"GASPARONE" von Karl Millöcker

  • Selbst auf die Gefahr hin, hier wieder ganz allein zu schreiben, will ich das Operettenforum mit einem Beitrag über die Operette "Gasparone" beleben.


    Hier sei erst einmal kurz der Komponist vorgestellt:


    (Quelle: Wickipedia, gemeinfrei)


    Karl Millöcker (* 29. April 1842 in Wien; † 31. Dezember 1899 in Baden bei Wien), österreichischer Operettenkomponist.
    1858 Flötist im Orchester des Theaters in der Josefstadt, 1864 (auf Empfehlung von F. von Suppé) Theaterkapellmeister in Graz; dann am Harmonietheater in Wien, wo er mit L. Anzengruber zusammenarbeitete, 1868 in Budapest, 1869-83 am Theater an der Wien. Millöcker war neben J. Strauß Sohn und F. von Suppé der dritte Vertreter der klassischen Wiener Operette. Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (1901). Sein bekanntestes Werk ist der "Bettelstudent".


    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


    Hier geht es um ein anders Werk von ihm, nämlich "GASPARONE"


    Gasparone
    Operette in drei Akten von Karl Millöcker, Text von Zell und Genée
    uraufgeführt am 26.1.1884 in Wien



    Die Gräfin Carlotta, die nichts davon weiß, daß ihr ein Riesenvermögen durch einen Prozeßentscheid zugefallen ist, wird von Graf Erminio geliebt. Der Podesta von Syrakus, Nasoni, hat Carlotta aber für seinen Sohn Sindolfo auserkoren. Als einziger weiß er durch einen Zufall vom Vermögen der Gräfin . Erminio erkennt diesen Plan.
    Sizilien wird zu dieser Zeit von einem gefüchteten Räuber namens Gasparone heimgesucht. Während Nasoni ihn fangen will, wird auf Carlotta ein Überfall verübt. Erminio rettet sie; hat er doch selber den Scheinüberfall veranlaßt. Wegen Carlottas Zuneigung zu Erminio drängt Nasoni nach seiner Rückkehr auf die Hochzeit Carlottas mit Sindolfo. Carlotta wird dadurch überrumpelt, erfährt aber dadurch von ihrem Vermögen. Sindolfo wird von Banditen (Erminio) entführt. Carlotta bezahlt das geforderte Lösegeld.


    Gasparone steigt bei Carlotta ein und holt sich die Millionen. Carlotta erkennt Erminio, verrät ihn aber nicht. Sie schickt seine Verfolger auf eine falsche Fährte. Nasoni hat es plötzlich - mangels Masse bei Carlotta - gar nicht mehr so eilig mit der Hochzeit.
    Carlotta beschreibt Gasparone völlig falsch, um Erminio zu retten. Erminio erkennt, daß sie ihn liebt.
    Das Lösegeld für Sindolfo wird von Gasparone als Hochzeitsgeschenk zurückgegeben, Nasini erklärt aber die Verlobung für gelöst, da nur lumpige 10 000 Zechinen von Carlotta zu erben seien.
    Happy End für Carlotta und Erminio, der die Millionen wieder erscheinen läßt, den Banditen Gasparone gibt es nicht mehr.


    Näheres siehe auch im Operettenführer hier!


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    Hier eine hübsche Gesamtaufnahme unter der Stabführung des Kölner "Operettenpapstes" Franz Marszalek - und zugleich eine Glanzrolle für Josef Metternich:



    Aufnahme: März 1956, Studio WDR Köln
    Dirigent: Franz Marszalek
    Rundfunkorchester des WDR Köln
    Chor des WDR Köln


    Benozzo: Willy Hoffmann
    Carlotta: Anny Schlemm
    Der Fremde: Josef Metternich
    Nasoni: Benno Kusche
    Sindulfo: Philipp Gehly-Gruber
    Sora: Herta Talmar


    Als Bonus finden sich auf CD2 noch Ausschnitte aus "Der arme Jonathan" (NDR 1952).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,
    nein, dieses Mal schreibst Du nicht für Dich allein! :hello:
    Gasparone hörte ich schon als Kind, da meine Mutter ein Operettenfan war.
    Ich habe soeben bei jpc von Deiner geposteten Ausgabe die Hörschnipsel angehört und bin dabei auf eine neuere Gasparone-Aufnahme gestoßen. Interpreten sind u. a. Hermann Prey :jubel:, Günther Wewel und Anneliese Rothenberger.
    Insgesamt erscheint mir diese klanglich (verzeih mir die unbeholfene Bezeichnung) eleganter. Das ist jedoch nur meine ganz persönliche Meinung.

  • Vielen Dank für Deinen Beitrag, liebe diotima.
    Die von Dir gezeigte Aufnahme war viele Jahre lang die einzige kommerzielle Gesamtaufnahme auf dem Plattenmarkt und gilt sozusagen als Referenz.


    Die Köner Rundfunkaufnahme, die jetzt bei Membran (nach Ablauf der 50-Jahre-Frist) offiziell erschienen ist, war jahrzehntelang unter Sammlern (auf Tonband oder Cassette) ein begehrtes Tauschobjekt. Persönlich ziehe ich diese alten Rundfunkaufnahmen den glatten Industrieprodukten jederzeit vor!


    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


    In den 70er Jahren wurde die Operette für das Fernsehen von Wolfgang Liebeneiner verfilmt.
    Der ZDF-Theaterkanal hat diesen Film ausgegraben und wird ihn im Monat Oktober mehrfach ausstrahlen:


    Gasparone


    Operette von Karl Millöcker


    Libretto: Gerhard Bronner und Wolfgang Liebeneiner
    Fernsehinszenierung, BR Deutschland 1972


    Carlotta - Arlene Saunders
    Nasoni - Benno Kusche
    Erminio - Barry McDaniel
    Benozzo - Friedrich Lenz
    Sora - Brit Bern
    Zenobia - Martha Mödl
    Massaccio - Werner Kotzerke
    Sindolfo - Walter Hoor
    Luigi - Joachim Hansen


    Orchester: Münchner Philharmoniker
    Musikal. Leitung: Heinz Wallberg
    Ausstattung: Maleen Pacha
    Regie: Wolfgang Liebeneiner



    Zitat

    Der Gouverneur hat sich verkleidet, um unerkannt - unter dem Namen Erminio - der Schmuggelei und Räuberei in den sizilianischen Dörfern, die oft sogar von Amtspersonen gedeckt oder absichtlich übersehen wird, auf die Spur zu kommen. Bürgermeister Nasoni macht da - was seine Amtsführung betrifft - keine Ausnahme. Zwar ist er verzweifelt hinter dem Räuber Gasparone her, der sich in der Gegend herumtreiben soll, aber er merkt nicht, dass er damit auf ein von den Schmugglern planvoll verbreitetes Gerücht hereinfällt. Nebenbei möchte er seinen Sohn Sindolfo, einen Leichtfuß und Taugenichts, mit der Gräfin Carlotta verheiraten. Doch Carlotta wird entführt und ausgerechnet von Erminio gerettet. Dann verhält er sich so, als wolle er Carlotta um ihre Million bringen und gerät damit endgültig in Verdacht, der gesuchte Gasparone zu sein.


    Dieser Film bringt auch ein Wiedersehen mit vielen bekannten Opernstars wie Arlene Saunders, Martha Mödl und Barry McDaniel in der Titelrolle!


    Die genauen Sendetermine habe ich noch nicht, werde sie aber rechtzeitig hier einstellen!


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    Gasparone ist eine meiner Lieblingsoperetten. Ich besitze die von diotima vorgestellte Einspielung und ich mag sie sehr. Natürlich gerade wegen Hermann Prey, aber nicht nur. Welche schutzlose Frau möchte sich nicht gern von so einem Retter retten lassen. ;) Ich denke diese Einspielung ist wirklich eine sehr gelungene, so gar nicht nach dem Motto: "Stockfinster war die Nacht..." :D


    Die Fernsehinszenierung werde ich mir auf jeden Fall mitschneiden. Vielen Dank für den Hinweis.


    LG


    Maggie

  • Das ist ja erfreulich, dass die Verfilmung im Oktober im TV ausgestrahlt werden soll! :jubel:
    Sobald Du den genauen Termin hier postest, werde ich mir ein dickes rotes Ausrufzeichen in meinen Planer machen, damit ich's nicht verpasse. :yes:


    Mit lieben Grüßen,


    diotima. :hello:

  • Lieber Harald!


    Da hast Du eine meiner Lieblingsoperetten angeführt,


    Ich selbst habe 3 Aufnahmen, einmal die schon angeführte Gesamtaufnahme:



    diesen aber noch als LP Gesamtaufnahme.


    Dann habe ich einen großen LP Querschnitt (RCA LC 0316) mit:


    Carlotta - Anny Schlemm,
    Nasoni - Benno Kusche,
    Sindulfo - Philipp Gehly,
    Der Fremde - Josef Metternich,
    Benozzo - Willy Hofmann,
    Sora - Herta Talmar.


    Köner Rundfunkorchester und Chor, Dirigent: Franz Marszalek.


    und der zweite große LP Querschnitt (NT 731 / 6.21288 AF) mit:


    Carlotta - Sari Barabas,
    Nasoni - Heinz - Maria Lins,
    Der Fremde - Wilfried Badorek,
    Benozzo - Ernst Schütz,
    Sora - Rita Bartos.


    Sprecher: Rita Benkhoff und Karl Schönböck.


    Chor und Orchester des Bayrischen Rundfunks. Dir.: Carl Michalski


    Wobei mir der letztgenannte große Querschnitt am Besten gefällt.


    Bei der Gesamtaufnahme ist Anneliese Rothenberger, für mich das erste Mal in einer Operette, glaubhaft!


    Lieb Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    Es gibt von dieser Operette noch mehrere Querschnitte, die Du nicht erwähnst.


    Franz Marszalek hat bereits 1949 in Köln eine Aufnahme gemacht, mit Sena Jurinac, Peter Anders, Georg Hann und Karl Schmitt-Walter.


    Ferner habe ich noch eine CD mit Hermann Prey und Anneliese Rothenberger, die bereits 1965 unter Carl Michalski entstand, es singen dabei außerdem Christine Görner und Kurt Böhme.
    Das klang damals besser als in der gelackten Gesamtaufnahme von 1981 unter Wallberg, der übrigens eine musikalische Neufassung von 1931 von Steffan und Kneppler zugrunde liegt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Die Volksoper hat, ungefähr 1992, Gasparone im Repertoire gehabt,


    wo Marion Lambriks die Carlotta sang, Adolf Dallapozza mit Helga Papouschek (Benozzo und Sora), den Fremden sang Kurt Schreibmeier, also ein Tenor. Karl Dönch war der Nasoni und Ossi Kolman der Sendulfo.


    Leider habe ich diese Aufführung irrtümlich gelöscht.


    Hat Jemand diese Aufführung aufgenommen?, denn sie war wirklich nett und eine Freundin von mir sang eine kleine Rolle,


    nur ist sie im ORF nicht erhältlich.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Um das Thema abzurunden, hier noch die alte Spielfilm-Version von "Gasparone":



    Darsteller: Marika Rökk, Johannes Heesters, Heinz Schorlemmer, Leo Slezak
    Regisseur: Georg Jacoby
    Komponist: Peter Kreuder
    Warner Home Video - DVD
    Produktionsjahr: 1937
    Spieldauer: 88 Minuten


    Zitat

    Carl Millöckers Operette um den Räuberhauptmann Gasparone, der sich als ehrenwertes Haut entpuppt, wurde mit viel Musik, Tanz und Romantik zu einem unterhaltsamen Spielfilm aufbereitet. Neben Johannes Heesters bringen Leo Slezak als Polizeipräfekt und Marika Rökk mit ihrer virtuosen Tanztechnik Schwung in die sorglos dahinplätschernde Handlung.


    Ziemlicher Schrott, hat nicht viel Ähnlichkeit mit der eigentlichen Operette!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Da bist Du ja noch gnädig mit dem Urteil:


    "Hat nicht viel Ähnlichkeit mit der Operette!"


    Ich finde gar keine!


    Liebe Grüße sendet Dir aus Wien Peter. :hello: :hello:

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  • Hier nun, wie versprochen, die Sendetermine im ZDF-Theaterkanal für die Operette im Oktober 2008:


    Do, 02.10.2008 15:00 Uhr(101 min.)
    Mo, 06.10.2008 10:00 Uhr
    Mo, 13.10.2008 15:00 Uhr
    Do, 16.10.2008 10:00 Uhr
    Sa, 18.10.2008 15:00 Uhr
    Do, 23.10.2008 15:00 Uhr
    Mo, 27.10.2008 10:00 Uhr


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo zusammen,


    heute hatte ich nun Gelegenheit mir die von Harald angekündigte Fernsehinszenierung anzusehen.


    Wenn ich nicht die weiter oben bereits gepostete CD kennen würde, hätte ich die Fernsehinszenierung sicher für sehr gut befunden. Doch so fällt der Vergleich zu Gunsten der CD aus.


    Die Inszenierung selbst finde ich sehr gelungen - charmant, rustikal.


    Etwas enttäuscht bin ich, dass die Texte der Lieder sehr stark von den mir bekannten abweichen. Da der Inhalt dadurch aber nicht verfälscht wird, kann ich das gerade noch verzeihen. Nicht verzeihlich ist allerdings, dass Sindulfos Lied "Wenn der Morgen hold erwacht" und die wohl bekannteste Arie aus der Operette "Dunkelrote Rosen" vollkommen fehlen. Schade.



    LG


    Maggie

  • Liebe Maggie!


    "Dunkelrote Rosen" ist eine Einlage aus einer anderen Millöcker - Operette,


    muss also nicht drin sein, das hängt von dem Produzenten der Operette, also von Liebeneiner ab.


    Der hat halt dieses Lied herausgenommen, wie es im Original auch ist, damit fehlt zwar eines der bekanntesten Lieder,


    aber es ist ja auch bei der "Zigeunerliebe" so,


    "Hör' ich Czymbalklänge" ist auch im Original nicht drin.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem fast sommerlichen warmen Wien. :hello:

  • Lieber Peter,


    bei wikepedia kann man nachlesen, dass der Komponist Karl Millöcker selbst diese Arie aus der wenig erfolgreichen Operette "Der Vizeadmiral" übernommen hat. Somit gehört sie für mich eben in Gasparone hinein.


    LG


    Maggie

  • Liebe Maggie!


    Damit hast Du Recht, "Der Vizeadmiral" ist eine schwache Operette und Millöcker hat auf Anraten Jauners die "Dunkelroten Rosen" in den "Gasparone" gegeben.


    Wenn sie nicht drin sind ist es schade, denn auf dieses Lied des "Fremden" wartet man ja.


    Liebe Grüße, und sei nicht traurig, wenn Du schon von Millöcker keine Rosen bekommst, so bekommst Du sie jetzt von mir.


    Bildlich gesprochen. Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Ich stoße gerade aus einer anderen Beschäftigung mit diesem Werk auf diese Diskussion, die ich nicht unkorrigiert lassen möchte.


    Ich kenne Millöckers VIZEADMIRAL nicht, und kann deshalb seine Qualität nicht beurteilen, würde mich allerdings wundern, wenn das Werk wirklich so schlecht wäre, wie es hier anklingt. Vergessenheit alleine ist bekanntlich nicht das zuverlässigste Kriterium für ein Qualitätsurteil, schon gar nicht bei der deutsch-österreichischen Operette, die bekanntlich in ihrer Geschichte gravierende Veränderungen zu ihrem Nachteil erlebt und deshalb sehr viele frühe Werke von hoher Qualität aus dem Bewusstsein verdrängt hat, die späteren Vorstellungen von Gefühlsseligkeit nicht mehr entsprachen. Jedenfalls stmmt es nicht, dass Millöcker selbst das unpassende Rosenlied aus diesem Werk in den GASPARONE verfrachtet hätte.


    Bevor ich mich wiederhole, kopiere ich einfach mal, weil es eigentlich eher hierher gehört, mein Posting aus dem Rätselthread Banditenstreiche - Das diebische Rätsel zu kriminellen Vereinigungen im Musiktheater in Bearbeitung hierher:


    "Dank seines doppelbödigen Librettos und einigen eingängigen Nummern ("Im dunklen Wald so ganz allein", "Auch ich war einst ein junger Mann" oder "Denk ich an dich, schwarze Ninetta" ), unter denen allerdings der große Hit fehlte, hat sich GASPARONE bis heute einen Platz unter den beliebtesten Werken seiner Gattung erhalten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass, wie in allen herausragenden Operetten ihre größte Qualität in den Ensembles und Finales zu finden ist,


    Zwar ist es musikalisch wie inhaltlich mit seinen pseudoitalienischen Anleihen so unauthentisch, wie man es sich nur in der Operette vorstellen kann. Das schadet aber keineswegs, jedenfalls wenn man es mit so viel Witz und Hintergründigkeit auszugestalten weiß wie Friedrich Zell und Richard Genee das in ihrem Libretto getan haben. Allerdings braucht man für die Umsetzung von Text und Musik eine sehr stilsichere, leichte Hand, und die fehlt leider nicht nur den meisten gegenwärtig verfügbaren Aufnahmen.


    Schon Anfang des letzten Jahrhunderts hatte man nämlich das Gefühl, das Werk sei nicht gefühlvoll und melodietrunken genug und ließ es 1931 zunächst von dem Duo Ernst Stefan und Paul Knepler überarbeiten und noch einmal 1936 von Paul Burkhard und Eduard Rugati. Stefan und Knepler schleppten den umgetexteten Schlager „Dunkelrote Rosen bring ich, schöne Frau“ aus Millöckers nicht mehr gespieltem VIZEADMIRAL ein, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass weder die schmachtende Melodie noch der neue Text mit dem hintersinnigen Witz des originalen GASPARONE korrespondierten.


    Die verfügbaren Aufnahmen wurden schon ansatzweise in diesem Thread diskutiert. Wie man gleich sehen wird, bin ich nicht mit allen dort ausgedrückten Wertungen einverstanden, denn meiner Vorstellung von dieser Operette kommt eine Aufnahme von 1949 am nächsten, von der ich leider nur fünf Nummern habe. Unter der Leitung von Carl Michalski singen da Peter Anders (:wacky:), Karl Schmitt-Walter (:yes: ) und eine ganz hervorragend aufgelegte Sena Jurinac (:jubel: ). Sollte es davon eine vollständigere oder gar eine Gesamtaufnahme geben, würde ich gerne davon hören.


    Von der bereits erwähnten und wohl bekanntesten EMI-Aufnahme mit Anneliese Rothenberger, Kurt Böhme und Hermann Prey unter der Leitung von Heinz Wallberg habe ich nur einen Querschnitt, aber auf dessen Basis nur wenig Lust darauf, mir die Gesamtaufnahme anzuschaffen, weil sie, nach den Ausschnitten zu schließen, viel zu sehr dem Missverständnis der beschwingt-sentimentalen Operettenseligkeit aufsitzt, der man nur einschmeichelnde Melodien abgewinnen kann, deren Texte man aber besser nicht ernst nehmen sollte. Bei solchen Aufnahmen frage ich mich immer, warum man sich überhaupt die Mühe gibt, einen Text zu präsentieren, wenn es doch nur darum geht, ein Wunschkonzert mit schönen Stimmen und Melodien anzubieten. Vokalisieren würde da reichen und wahrscheinlich sogar mehr Effekt machen.


    Gelungener ist da schon diese bereits von Harald angesprochene Gesamtaufnahme, die auf einer alten Rundfunkaufnahmen fußt. Von deren beiden Editionen, nämlich


    .......


    würde ich trotz des geringfügig höheren Preises der letzteren den Vorzug geben, da sie auch noch einen Querschnitt durch Millöckers DER ARME JONATHAN als recht großzügigen Bonus bietet, den ich allerdings noch nicht kenne. Der bewährte Spezialist Franz Maszalek hat mit Anny Schlemm, Hertha Talmar, Josef Metternich und Benno Kusche ein keineswegs schlechteres Ensemble als die prominentere der EMI. Leider ist die Hörspielbearbeitung des WDR weitaus alberner als vom Original gerechtfertigt, aber wenigstens stimmt der Ton der Musik, und bei Bedarf kann man ja seinen cd-Player so programmieren, dass die Dialoge nach einmaligem Kennenlernen entfallen.


    Leider kenne ich die Bearbeitung nicht, die Gerhard Bronner und Wolfgang Liebeneiner 1972 für das Fernsehen vorgenommen haben, und die es gerade wieder im Theaterkanal des ZDF gab, aber immerhin spricht es für sie, dass sie anscheinend die dunkelroten Rosen als Fremdkörper erkannt und eliminiert haben.


    Wieder einmal ist es angebracht, das Fehlen einheimischer Pellys oder Minkowskis zu bedauern, die wenigstens die ganz großen deutschsprachigen Operetten so ernst nehmen wie diese ihren Offenbach und sie uns als die Kunstwerke nahe zu bringen vermögen, die sie eigentlich sind. GASPARONE wäre eine von denen, die es verdienten – und die damit befassten Künstler wie deren Zuschauer reichlich belohnen würden.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Meine Lieben!



    Eine recht gute Gesamtaufnahme, gefällt mir bedeutend besser als die Aufnahme mit der Rothenberger.


    Anny Schlemm als Carlotta ist besonders gut, Benno Kusche als Nasoni ist schon 1956 ein blendender Komödianten - Bass gewesen. Herta Talmar als spanisch/sizilianische Sora ist blendend auch der Benozzo von Willy Hofmann ist charmant.


    Die "Dunkelroten Rosen" werden von Josef Metternich, der ja ein Tenor ist, sehr gut gebracht.


    Es war halt damals "Sitte" die Prosa von Schauspielern sprechen zu lassen, dabei konnten die Sängerinnen doch gut sprechen, sie Carlotta, bzw. höre, Lola Müthel in der Sprache für Anny Schlemm, man kann zwischen beiden Stimmen keinen Zusammenhang finden.


    Ebenso hat Josef Metternich als Fremder, als Tenor keine Ähnlichkeit in der Stimme mit Wolfgang Lutschky.


    Aber sonst eine gelungene Aufnahme.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello:

  • oper337


    Das ist die 100% identische Aufnahme wie die LP, die Du in Deinem ersten Posting am 26.9. genannt hast.
    Marszalek pflegte seinerzeit 2gleisig zu fahren, d.h. für die Plattenfirma produzierte er den Querschnitt (bzw. "musikalische Gesamtaufnahme", also ohne Dialoge) und für den WDR die Gesamtaufnahme mit Dialogen.
    Die "Gasparone"-Gesamtaufnahme wurde vom WDR vor ein paar Jahren nochmal gesendet, von Hörern mitgeschnitte und von mehreren Plattenfirmen auf CD veröffentlicht (frei, da über 50 Jahre alt).


    Dass Josef Metternich Tenor war, ist mir allerdings bis heute unbekannt gewesen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Lieber Harald!



    Das habe ich jetzt auch gesehen, aber bei der CD Gesamtaufnahme steht Josef Metternich - Tenor,


    ja es ist dieselbe Aufnahme wie bei dem LP Großen Querschnitt,


    nur sprechen da die Zwischentexte Lola Müthel und Karl Schönböck.


    Auch mir war neu, dass Josef Metternich ein Tenor sein sollte, er hatte aber einen relativ hohen Bariton, zumindest auf dieser Aufnahme, die ich seit 2 Tagen besitze.


    Leider gibt es ja nirgends die Jurinac Aufnahme, die hätte mich ja mehr gereizt.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello:

  • Bedauerlicherweise ist ja die Auswahl an Aufnahmen der Millöcker-Operette "Gasparone" nicht sehr groß. Meist kommt man dann doch wieder auf die alte Marszalek- Produktion zurück, die von mehreren Labels angeboten wird:



    Carl Millöcker (1842-1899)
    Gasparone

    Künstler: Metternich, Schlemm, Kusche,
    RSO Köln,
    Franz Marszalek


    +Der arme Jonathan (Auszüge mit Hoffmann, Linder, Glawitsch,
    Hamburg RO, Wilhelm Stephan / 1952)



    Umso erfreulicher ist es, dass es jetzt auch im TAMINO-Operettenführer einen Beitrag über diese Operette gibt, wer mehr wissen will, einfach hier anklicken:


    MILLÖCKER, Carl, Gasparone


    PS: Auch für die als Bonus of dieser Doppel-CD enthaltene Operette "Der arme Jonathan" gibt es im TAMINO-Operettenführer einen entsprechenden Beitrag von musica:


    MILLÖCKER, Carl, Der arme Jonathan




    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

    Einmal editiert, zuletzt von Harald Kral ()

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zum aktuellen Streit um die richtige Libretti-Version in zwei anderen Threads (für die ich jezt hier keine Werbung machen möchte) sei zu sagen, dass es von Gasparone ja vielfältige Versionen gibt. Namentlich bekannt sind mir die Neubearbeitungen durch Paul Knebler und Ernst Stefan aus dem Jahre 1931 sowie durch Eduar Rogatti und Paul Burkhard aus dem Jahre 1940. Zumindest in letzter Bearbeitung als auch im Original ist der Ort der Handlung Syrakus. Und in beiden Versionen gibt es auch nur 3 Akte mit je einem Bild und nicht neun Bilder wie in der von Engelbert beschriebenen Version.


    Volker Klotz gibt in seinem Buch "Operette" dem Original den Vorzug. Ich kann das nicht beurteilen, weil es von der Originalversion offenbar keine CD mehr gibt. Auf dieser Webseite habe ich allerdings das Originallibretto von F. Zell/Richard Genée gefunden: http://www.impresario.ch/


    Das Original hat auch trotz der Empfehlung durch Volker Klotz bestimmt keine großen Chancen, einmal wieder aufgeführt zu werden, denn es fehlen ihm einige inzwischen durch die Neubearbeitungen sehr populär gewordenen Lieder, wie z. B.


    Die schwarze Ninetta
    Das waren Zeiten
    Dunkelrose Rosen.


    :) Uwe

  • Die Erstfassung, die am 26.Januar 1884 im Theater an der Wien in Wien Premiere hatte, scheint tatsächlich vergessen zu sein - wenn man heute "Gasparone" meint, so scheint es sich immer um die Neufassung aus dem Jahr 1932 von Ernst Steffan und Paul Knepler zu handeln. Der Wiener Ernst Steffan (* 22.1.1890) war ja selbst ein erfolgreicher Komponist.


    Der Streit hier im Forum scheint mir jedoch recht überflüssig, zumal wir ja schon seit 2007 einen kundigen Beitrag in unserem Operettenführer zu "Gasparone" haben, seinerzeit verfasst von Raphael L., siehe hier:


    MILLÖCKER, Karl: GASPARONE


    LG


    ;)

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe jetzt doch noch eine Aufnahme entdeckt, die zumindest weitgehend der Orignalfassung entspricht.



    Diese CD enthält neben Querschnitten vom "Bettelstudenten" und der "Dubary" auch einen vom "Gasparone". Es fehlen die in meinem vorigen Beitrag genannten Lieder und die Texte der enthaltenen Lieder stimmen zum großen Teil mit dem Originallibretto überein. Allerdings enthält auch dieser Querschnitt ein Lied, das ich nicht im Originallibretto finden konnte und auch sonst nicht kenne, mit dem Titel "Augenblick, träum' vom großen Glück". Dieses Lied passt auch nicht zum sonstigen Stil und scheint somit einer weiteren Bearbeitung zu entstammen.


    Die Interpreten des Querschnittes sind lt. Angaben Amazon: Ilse Liebesberg , Gerda Scheyrer , Hans Strohbauer , Karl Terkal , Paul Walter , Chor Und Orchester Der Volksoper Wien .


    :) Uwe

  • Hallo, Uwe!


    Diese Aufnahmen der wunderschönen Millöcker-Operetten habe ich auch. Sie sind mit sehr guten Interpreten wie Gerda Scheyrer und Karl Terkal besetzt. Sehr empfehlens- und hörenswert!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Samstag, 10. Dezember 2011 - 11:00 Uhr


    Gasparone
    Spielfilm, Österreich 1956
    Darsteller:
    Nasone - Wolfgang Heinz
    Sindulfo - Kurt Preger
    Cefalu - Karl Skraup
    Benozzo - Karl Benozzo
    Erminio - Bert Fortell
    u.a.
    Regie: Karl Paryla
    Länge: 89 Minuten



    Zitat

    Im Städtchen Dioppo verbreitet der korrupte Bürgermeister Nasone Angst und Schrecken, denn er "konfisziert" alles, was er brauchen kann. Der Wirt Benozzo will sich den Handel mit geschmuggelter Ware nicht von ihm durchkreuzen lassen. Mit geschickt gestreuten Gerüchten lässt er den legendären Räuber Gasparone wiederauferstehen: Der befreundete Fischer Erminio verkleidet sich und versetzt damit alle in Angst und Schrecken. Fräulein Carlotta, eigentlich dem tumben Bürgermeistersohn versprochen, verliebt sich in den falschen Räuber. Der Bürgermeister lässt die Zurückweisung nicht auf sich sitzen und hetzt seine Leute auf Gasparone. Spielerisch lässt das Volk die Polizei ins Leere laufen. Blamiert bis auf die Knochen, wird der Bürgermeister abgesetzt. Erminio legt die Identität des Gasparone ab, um mit Carlotta leben zu können. Friede, Liebe und Harmonie kehren ein.
    "Gasparone" ist ein österreichischer Spielfilm nach der gleichnamigen Operette von Carl Millöcker.
    (ORF)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Schade, diese frühe Uhrzeit. Da bin ich unterwegs, sonst hätte ich die mir angesehen und gehört. Die Musik von GASPARONE ist köstlich! Von der Besetzung kenne ich allerdings nur Kurt Preger.

    W.S.

  • Dafür höre ich nun eine sehr gute Aufnahme der "GASPARONE" als Querschnitt auf einer LP. Mit Ursula Schirrmacher, Herbert Ernst Groh, Eva Maria Großmann und Brigitte Mira. Auf der Rückseite ist die "ZIRKUSPRINZESSIN" von Kálmán. Mit Sári Barabás, Ursula Köster, Heinz Maria Lins und dem unvergessenen Kurt Wehofschitz.

    W.S.

  • Schade, diese frühe Uhrzeit. Da bin ich unterwegs, sonst hätte ich die mir angesehen und gehört.


    Hallo Wolfgang!


    Der alte Film wird in der Vorweihnachtszeit noch ein paarmal - zu jeweils andern Uhrzeiten - wiederholt. Im web und in den Premium-Programmzeitschriften wird das sicher noch angezeigt.
    Ausserdem steht noch ein alter "Schwarzwaldmädel" -Spielfilm auf dem Programm.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Es gibt doch immer auch mal wieder etwas Erfreuliches zu berichten. Ich entnehme gerade der homepage der Dresdner Staatsoperette:


    Zitat

    Die Inszenierung der Staatsoperette Dresden orientiert sich an der Urfassung von „Gasparone“, die mit den operettentypischen Charakteren und Wendungen virtuos spielt.


    Es scheint glücklicherweise einen Trend in deutschen Theatern zu geben, wieder vermehrt auf die ursprünglichen Fassungen zurückzugreifen.


    Wem Dresden zu weit ist, dem mögen vielleicht zwei Gastpielorte weiterhelfen:


    am 22.01.2014 gastiert der Dresdner Gasparone in Köln (Philharmonie) und vom 02. bis 05.07.2014 in Fürth (Stadttheater).


    :thumbup: Uwe

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