Hallo Dieter,
statt mich an dieser - wie üblich - fruchtlosen Diskussion über das Für und Wider des Regietheaters zu beteiligen (deren stets gleichen Wider-Argumentationslinien Du im übrigen tatsächlich recht schnell durchschaut zu haben scheinst ... ), möchte ich auf den von Dir in den Raum geworfenen Ausgangspunkt zurückkommen, nämlich
Eigentlich finde ich es interessanter, dass ich einerseits nur sogenannte »HIP«-Einspielungen von Werken älterer Komponisten kaufe, dass ich aber andererseits von den wenigen Opern, die ich gesehen habe, nur diejenigen erträglich – oder besser: spannend, packend, schlüssig statt einfach nur lächerlich – fand, die eben modern inszeniert waren. Wie kann ich diesen Widerspruch auflösen?
und fragen, warum Du hier überhaupt einen Widerspruch vermutest? - Eine Erklärung (vermutlich neben vielen anderen) wäre z.B. folgende: Eine Idee der historisch informierten Aufführungspraxis besteht wohl darin, die Musik durch das Zurückspiegeln auf die Zeit ihrer Enstehung zugleich auf ihren ursprünglichen Kern zurückzuwerfen; es geht ja nicht nur um historisches Instrumentarium, sondern auch um Vorstellungen von Tempo, Dynamik etc. zum Zeitpunkt der Entstehung und damit schlußendlich wieder um Interpretation. Das ein solcher HIP-Ansatz nicht immer zum Erfolg gereicht bzw. auf Gegenliebe stößt, liegt wohl in der Natur der Sache und sei deshalb nur am Rande erwähnt Bzgl. des Regietheaters oder besser der damit verfolgten Intention könnte man nun behaupten, daß auch dort oftmals - mal in gelungener, mal in missratener Art und Weise - versucht wird, ein Werk auf seinen wesentlichen oder ursprünglichen Gehalt zu "reduzieren" und diesen explizit zu machen. Was dabei tatsächlich der wesentliche Gehalt ist und es gibt vermutlich derer viele, liegt wiederum im Auge des Betrachters bzw. Regisseurs.
Insgesamt könnte man also von beiden Interpretationsansätzen - HIP und Regietheater - sagen, sie versuchten hinter das äußere eines Werkes und vor allem auch hinter eine tradierte Aufführung- bzw. Interpretationspraxis zu schauen, um so bisher Ungehörtes bzw. Ungesehenes hör- bzw. sichtbar zu machen.