"Das Hoffen auf die ultimative Aufnahme geht weiter , ebenso wie das Hoffen auf eine bessere lichte Welt , die es vielleicht geben mag und nach der sich Schubert so sehr sehnte" .
- "Zelenka" ( verstorben 2008 ) in seinem phänomenalen Übersichtsaufsatz über Franz Schuberts Klaviersonate in B - Dur D 960 . London , 7. Juli 2007 -
V O R B E M E R K U N G :
Manfred Voss ("Zelenka" ) hatte nach mehr als sechs Monaten intensivsten Recherchen , Hörvergleichen , Korrespondenzen den nachfolgend abgedruckten Aufsatz am 7. Juli 2007 in London in das damalige Forum der "Klassikakzente" ( DG / Universal ) gesetzt .
Dieser bahnbrechende Artikel in einem der Foren für klassische Musik ist von Manfred Voss damals bewusst in diesem Forum gepostet worden . Dieses Forum ist seit 2008 geschlossen und es sind kaum noch Beiträge daraus erhältlich . "ab" hat den Text dann für einen breiteren Leserkreis dankenswerterweise gerettet ( 10. März 2009 ) .
Persönlich habe ich dieses halbe Jahr der immensen Vorbereitungs - Leistungen von Manfred ( Voss ) mit ihm durch wechselseitige Korrespondenz , Mitteilung mir bekannter Aufnahmen und wichtige Hinweise durch ihn sowie durch den Austausch von unseren vergleichenden Hörerfahrungen teilen können .
Meinen eigenen vorgesehenen und fertigen kürzeren Aufsatz über diese letzte Schubert - Klaviersonate habe ich daher zurückgestellt und Manfred Voss zur Verfügung gestellt aus meiner Reihe "Meine 100 definitiven Werke und Interpretationen" ( Klassikakzente-Forum ab 2004 im Anschluss an die Edition druch Norman Lebrecht ab September 2004 - 2007) .
Zu der von Manfred Voss noch in einem Hinweis geplanten eigenen Überarbeitung seines Übersichtsartikels in der grossen Tradition von "Gramophone" , "International Piano Quarterly" oder "Diapason" unter Einbeziehung neuer Aufnahmen ( etwa durch Gerhard Oppitz oder G. Wallisch ) sowie Tendenzen der Schubert - Forschung ist es nicht mehr gekommen .
Leider ist Manfred Voss am 12. August 2008 plötzlich verstorben . In einer Widmung im Rahmen meines durch ihn mitangeregten Aufsatzes "Panthéon der Pianisten" ( Forum der Klassikakzente vom 29. Oktober 2008 ) sind auch gerade Pianisten enthalten , die von ihm hochgeschätzt und verehrt worden sind und auch wichtige Interpreten dieser Klaviersonate Franz Schuberts bis heute geblieben sind .
Walter Tydecks ( http://www.tydecks.info ) , 2008 , sowie zuvor in einer Stellungnahme zu meinem Beitrag in dem Klassikakzente - Forum hat sich auch aus philosophischer Sicht auch mit der Frage der "Weisen des Klavierspiels im 20. Jahrhundert" befasst und ausdrücklich auf "Zelenka" / Manfred Voss hingewiesen und die Frage aufgegriffen , in welcher Form im Internet eines Verstorbenen gedacht wird und werden kann ( näheres bei Walter Tydecks , aaO ) .
Grundsätzlich halte ich es für angemessen , dass wir eines sehr geschätzten Menschen auch dadurch gedenken , indem wir seine uns zugänglichen Publikationen erhalten und einem breiteren Leserkreis weiterhin zugänglich machen .
Es gab zu keinem Zeitpunkt von Manfred Voss einen Hinweis , dass er mit dem http://www.Tamino-Klassikforum.at als Publikationsort nicht einverstanden wäre . Das Gegenteil ist eher der Fall , weil er - wohl aus privaten Korrepondenzen - einige der hier schreibenden Mitglieder auch persönlich sehr geschätzt hat .
Meinerseits habe ich bewusst darauf verzichtet , als Anhang zu dem Aufsatz von Manfred Voss inzwischen erschienene neuere Aufnahmen der Klaviersonate von Franz Schubert in B - Dur D 960 vorzustellen und zu besprechen oder auf neuere Ergebnisse und Tendenzen in der Schubert - Forschung einzugehen . Dies soll der hoffentlich regen Diskussion hier überlassen bleiben .
Da ich gut in Erinnerung habe , dass und wie sich Alfred Schmidt , Wien , als Begründer und Leiter dieses Forums in 2007 auch selbst aktiv in die Diskussion über diesen Artikel mehrfach und ausführlich eingebracht hat , habe ich ihn gefragt und gebeten , diesen Übersichtsaufsatz von "Zelenka" / Manfred Voss über Franz Schuberts letzte vollendete Klaviersonate hier quasi als Reprint publizieren zu können . In erster Linie , um die herausragende Leistung eines begeisterten Musikliebhabers , eines stets sehr besonnenen , weitsichtigen und klugen Mannes wie Manfred Voss für Musikkenner und auch an wissenschaftlichen Arbeiten interessierten Menschen weiterhin zugänglich zu machen .
Frank G. Bechyna
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ZitatAlles anzeigenSchubert, Klaviersonate D 960
Das Zeug [Schuberts Klaviersonaten D 784 und D 960] kann Einen ...
noch in der Imagination unglücklich machen.
Carl Fuchs in einem Brief an Friedrich Nietzsche vom 14.4.1874
Licht und Schatten, Dur und Moll: Schuberts Klaviersonate in B-Dur D 960 und ihre Aufnahmen
0. VORBEMERKUNG
Gleich zu Anfang eine Melodie, die man nicht wieder vergißt, ein zweiter Satz, der erschüttert, und anderes mehr, z.B. Gedanken an Leben und Tod und je nach Standort himmlische oder höllische Längen: Nachdem mich D 960 etwa ein halbes Jahr lang in den verschiedensten Stimmungen fast täglich begleitet hat, ist es wohl an der Zeit, wenigstens eine längst überfällige vorläufige Bilanz zu ziehen, auch wenn, wie jetzt ganz zuletzt zweimal geschehen, immer wieder hochinteressante Neuerscheinungen auf den Markt kommen. In den letzten Monaten habe ich 73 Versionen gehört, die wiederum allenfalls ein Drittel der jemals veröffentlichten Aufnahmen ausmachen dürften. Vollständigkeit konnte und wollte ich nie erreichen, aber das intensive Eingraben in die Diskographie hat mich doch einige Male im positiven wie im negativen Sinn überraschen können. Meine D 960-Welt vor Beginn dieser diskographischen Entdeckungsreise war eher klein und bestand im wesentlichen aus Aufnahmen von Schnabel, Curzon, zweimal Kempff, Dalberto, Uchida und Staier.
Die in jeder Hinsicht große Sonate gehört sicher zu den Werken, die, um mit Schnabel zu reden, besser sind als sie jemals gespielt werden können, ihr Status zieht allerdings auch öfter Pianisten an, die nichts Rechtes mit ihr anzufangen wissen. Daß wiederum sehr unterschiedlich interpretiert worden ist, wird schon dadurch klar, daß der schnellste hier vertretene Pianist (Erdmann) nur halb so lang für seinen Durchgang braucht wie der langsamste (Afanassiev). Es sei gleich vorneweg gesagt: Ich habe meine Idealversion, die eine Mischung aus wohl sich gegenseitig ausschließenden Vorgaben darstellt, noch nicht gehört.
Es wäre vielleicht wünschenswert gewesen, Schuberts letzte drei Sonaten zusammenfassend zu besprechen, es gibt ja zwischen ihnen, wie es z.B. Brendel vielleicht etwas zu weitgehend gezeigt hat, enge Verbindungen. Leider hat mich schon diese letzte Sonate allein völlig ausgelastet.
Eine detaillierte Liste der gehörten Versionen, auf die ich mich in der Diskussion beziehe, und Hinweise auf ungehörte Interpreten des Werks sind unter GEHÖRTES UND UNGEHÖRTES am Ende des Beitrags zu finden.
1. ENTSTEHUNG UND INTERPRETATION
Dieser Abschnitt stützt sich ganz wesentlich auf Brendels Aufsatz "Schubert's Last Sonatas" in Music Sounded Out (1990) (deutsch als "Schuberts letzte Sonaten" zuletzt in Über Musik (2007)). Er sei hier ausdrücklich zur Lektüre empfohlen, auch wenn ich im einzelnen nicht immer von Brendels Argumenten überzeugt bin und ich seine Aufnahmen der Sonate nicht recht empfehlen mag. Von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen sind die meisten Booklets der besprochenen Aufnahmen unzulänglich, hingewiesen sei hier besonders auf Badura-Skodas eigenen Kommentar, auf den meisterhaften bündigen Text von Kurt Oppens zu Goodes Einspielung und Peter Gülkes Text zu Staiers Aufnahme.
Schubert schloß das Manuskript der Sonate am 26. September 1828 weniger als zwei Monate vor seinem Tod ab. Er hatte an den letzten drei Sonaten vom Frühjahr an immer wieder gearbeitet, wobei D 960, nach Brendel die schönste, zuletzt fertig wurde. Es ist ganz unwahrscheinlich und sollte auch nicht als Grundlage für eine Interpretation in Betracht gezogen werden, daß Schubert seine letzten Sonaten quasi als letztwillige Verfügung betrachtete und mit seinem baldigen Ableben rechnete. Er litt zwar schon einige Jahre an Syphilis, die die zeitgenössische Medizin nicht wirklich kurieren konnte, die unmittelbare Todesursache war aber wohl eine Infektion möglicherweise durch Bauchtyphus, die plötzlich kam, nicht die übliche schleichende Vergiftung mit Quecksilber. (Diese Ferndiagnose über die Zeiten hinweg ist natürlich mit Vorsicht zu genießen.) Schubert hat u.a. kurz vor seinem Tod eine längere Wanderung unternommen und Kontrapunkt-Stunden genommen, eher keine Aktivitäten, die man geschwächt kurz vor seinem erwarteten Hinscheiden in Angriff nimmt. Obwohl er verschuldet war, konnte Schubert in der Zeit vor seinem Tod insgesamt eher optimistischer als gewöhnlich in die Zukunft sehen, er war keineswegs ein Unbekannter mehr, selbst Verleger aus dem deutschen Ausland fragten bei ihm an.
Brendel charakterisiert die einzelnen Sätze der Sonate so:
Molto moderato: Im Grundcharakter gefaßt, unschwärmerisch, zart-hymnisch. Große Zusammenhänge, die gegen Ende von Exposition und Reprise aufgesplittert werden: in Süßigkeit ermüden. Demuts-Coda.
Andante sostenuto: Hellsichtig-melancholisch, mit rühmendem Mittelteil.
Scherzo: Allegro vivace con delicatezza: Schwebend verspielt. Im Trio zugleich bockig und umflort.
Allegro ma non troppo: "Ermüdung und Resignation"? Nein: graziöse Entschlossenheit, spielerische Kraft. Ironisches Augenzwinkern; großer kantabler Fluß; obstinate Streitlust. Überwindung der c-Moll-Fixierung beim neunten Anlauf: Moment größter Selbstvergessenheit. Betont fröhliche Miene am Schluß.
Was kann oder will uns die Sonate sagen? Ein Programm hat uns Schubert auch hier nicht mitgeteilt. Häufig zu lesen ist, daß hier ganz simpel ein Weg aus dem Dunkel ins Licht beschritten wird. Eine weniger wahrscheinliche Spielart dieser Sichtweise ist nach Cassard die eines "Lebensweg[s], der von der Gegenwart und dem nahenden Ende ausgeht und bis zur unbeschwerten Zeit der Jugend in verklärter Erinnerung zurückverfolgt wird." Ein erster Anhaltspunkt könnte Schuberts Wahl der Grundtonart B-Dur für die Sonate sein, die u.a. "heitere Liebe, gutes Gewissen, Hoffnung, Hinsehnen nach einer bessern Welt" (Ch.F.D. Schubart) ausdrückt. Die Partien in cis-moll in der Durchführung des 1. Satzes und im 2. Satz könnten eine "Bußklage" oder "trauliche Unterredung mit Gott" suggerieren, während das A-Dur des tröstenden Mittelteils des Andante sostenuto u.a. für "Erklärungen unschuldiger Liebe, Zufriedenheit über seinen Zustand; Hoffnung des Wiedersehens beym Scheiden des Geliebten; jugendliche Heiterkeit, und Gottesvertrauen" steht. Die Bandbreite der Inhalte, den man den genannten Tonarten zuordnen könnte, scheint eher Richtungen, aber keine eindeutigen Hinweise für die Interpretation geben zu können. Ein andere Möglichkeit, die sich im Falle Schuberts natürlich besonders anbietet, ist, nach musikalischen Zitaten oder Anspielungen auf seine Liedvertonungen zu forschen. Die zugehörigen vertonten Texte könnten dann Schlüssel für ein Verständnis der Sonate liefern. Badura-Skoda z.B. sieht am Anfang der Sonate eine melodische Verwandtschaft mit dem Lied "Am Meer" ["Schwanengesang" D 957] ("Das Meer erglänzte weit hinab im letzten Abendscheine …"), "wehmutsvolle Erinnerungen werden hervorgerufen, die zu Unruhe und Trübung führen." In der Durchführung wird das dritte Thema nach Badura-Skoda in Motive und Harmonien umgeformt, die dem Lied "Der Wanderer" [D 489] entsprechen, Verzweiflung und Heimatlosigkeit könnten dargestellt sein. Der tröstende Mittelteil in A-Dur des zweiten Satzes ruft vielleicht die Stimmung des Liedes "Der Lindenbaum" ["Winterreise" D 911] wach: "Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu: Komm her zu mir, Geselle, hier find'st du deine Ruh!"
Wie andere vor ihm und nach ihm spielt auch Badura-Skoda mit dem Gedanken, daß die Sonate durchaus mit ihrem zweiten Satz hätte enden können (und in dieser Hinsicht Beethovens letzter Sonate ähnlich wäre). Auch wenn die Klage nach dem tröstenden Mittelteil, wieder neu in cis-moll beginnt, endet der Satz in einem beruhigten und beruhigenden Dur. Das Andante sostenuto ist öfter direkt mit dem Tod selbst in Verbindung gebracht worden. Es ist nun einerseits möglich, daß dem Tod nur ins Angesicht geschaut wird, andererseits liegt der Gedanke auf der Hand, daß die letzten beiden Sätze als Mitteilungen aus dem Jenseits aufzufassen sind, wie es z.B. Uchida tut. Die zweite Möglichkeit scheint mir eher unwahrscheinlich. Der Kampf zwischen Dur und Moll, Licht und Schatten geht ja weiter, nichts ist aufgelöst, Schubert holt uns wohl doch ins Diesseits zurück (oder hält uns auf der Erde zurück). Es folgen noch das Scherzo mit seinem trüben Trio in B-moll und das Rondo mit seinem Wechselspiel von cis-moll und B-Dur, um dann beim neunten Versuch endlich bei Dur anzukommen. Wie es Brendel im Hinblick auf den Schluß der Sonate so schön salopp formuliert: "Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst."
Allerdings müssen noch zwei recht ernste Probleme Erwähnung finden, die immer wieder zu teils erbitterten Meinungsverschiedenheiten führen. Soll oder muß die Wiederholung der Exposition im ersten Satz mit ihren "zuckenden Überleitungstakten" (Brendel) gespielt werden? Brendel wehrt sich mit z.T. grotesken Argumenten vehement dagegen und greift wie viele andere seiner Kollegen ungeniert in den Notentext ein. Er unterstellt, die Überleitung fortissimo sei aus einer früheren Arbeitsphase Schuberts stehengeblieben, sei viel zu melodramatisch und stehe auch sonst völlig isoliert. Gewöhnlich wird sie mit den bedrohlichen Baßtrillern, die schon früh wie aus der Ferne eine Gefahr anzudeuten scheinen, in Verbindung gebracht. Grundsätzlich gehen Kürzungen am Text der Sonate schon in das 19. Jahrhundert zurück, weil der erste Satz im Gesamtzusammenhang einfach als zu lang empfunden wurde. Möglicherweise hat man deswegen auch die ersten beiden Sätze oft eher schneller als heutzutage üblich gespielt, was vielleicht auch schon von Schubert so erwartet wurde, denn ich gehe davon aus, daß die Tempi zu seiner Zeit schneller genommen wurden. Die zweite Streitfrage ist also, was unter den Tempobezeichnungen molto moderato und andante sostenuto denn nun zu verstehen ist. Eindeutig ist sie nicht zu lösen. Die Tempi liegen benachbart, wobei das Tempo des ersten Satzes, wenigstens am Anfang, etwas schneller als das des zweiten Satzes sein sollte. Bei Richter und einigen anderen wird aus dem Molto moderato allerdings ein Adagio molto oder noch Langsameres.
2. REZEPTION
Einen Tag nach Abschluß des Manuskripts von D 960 spielte Schubert die letzten drei Sonaten in privatem Kreis am 27. September vor. Er war ganz offensichtlich kräftig genug, diese ungeheuere Anstrengung durchzustehen. Die nicht seltenen Programme, die D 958-60 an einem Abend bringen, können sich auf dieses Vorbild berufen. Kommentare der Zuhörer scheinen nicht überliefert zu sein. Schubert selbst bot die Sonaten, noch mit einer Widmung an Hummel, dem Verleger Probst in Leipzig an. Zu einer Drucklegung kam es aber erst lange nach seinem Tod 1838 bei Diabelli. Der Verleger widmete die Werke aus durchsichtigen Gründen Schumann, der in seiner Rolle als Musikkritiker günstig zu stimmen war. Mit seinen kritischen Bemerkungen in der Neuen Zeitschrift für Musik hat Schumann allerdings der Rezeption der späten Sonaten eher einen Bärendienst erwiesen. Da ist von "eine[r] viel größeren Einfalt der Erfindung" und der "Ausspinnung von allgemeinen musikalischen Gedanken" die Rede, weiter von einem "freiwilligen Resignieren auf glänzende Neuheit, wo er sich sonst so hohe Ansprüche stellt." "Als könne es gar kein Ende haben, nie verlegen um die Folge, immer musikalisch und gesangreich, rieselt es von Seite zu Seite weiter, hier und da durch einzelne heftigere Regungen unterbrochen, die sich aber schnell wieder beruhigen."
Mit öffentlichen Aufführungen seiner Sonaten konnte Schubert nicht rechnen, Werke dieses Typs für Soloklavier waren zu seiner Zeit, vor der Erfindung des öffentlichen "Klavierrecitals" durch Liszt, für den privaten Bereich bestimmt. Vorzugsweise waren sie selbst zu spielen. Als es dann öffentliche Klaviervorträge gab, hatten es Schuberts Sonaten wohl für den ganzen Rest des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus sehr schwer. Auch der Einsatz der meisten namhaften Komponisten der Zeit für Schuberts Werk insgesamt hat an diesem Tatbestand nichts verändert. Eine eigentliche Aufführungstradition hinsichtlich der Sonaten konnte sich nicht herausbilden, Schubert hatte auch keine Klavierschüler wie etwa Liszt. Vieles weitere bleibt mir einstweilen leider unklar. Von Karl Halle (später Sir Charles Hallé und Orchestergründer in Manchester) weiß man, daß er Ende der 60er Jahre komplette Zyklen der damals veröffentlichten Sonaten spielte, nach einem zeitgenössischen Bericht korrekt und kalt, und auch aus den U.S.A. gibt es Nachricht, daß es wenigstens in einem Fall einen Zyklus gegeben hat. In Frankreich wurden in den 70ern immerhin einzelne Sonaten präsentiert, etwa von Alkan. Von den Verhältnissen in Rußland weiß ich nichts. Was Deutschland angeht, so ist mir nur bekannt, daß von Bülow und von Dohnányi in den 90ern gelegentlich einzelne Sonaten öffentlich spielten. Dafür, daß man sich privat mit Schuberts Sonaten auseinandersetzte, ist das Motto über meinem Beitrag ein Indiz. 1892 oder 1893 geschieht dann Entscheidendes in den Annalen der Schubert-Rezeption (zumindest nach der üblichen Geschichtsschreibung): Der große Leschetitzky schlug dem Knaben Artur Schnabel, einem seiner Schüler, vor, Schuberts (angeblich) völlig vergessene Sonaten zu spielen. So ist jedenfalls in Schnabels Erinnerungen zu lesen. Er hatte übrigens theoretischen Unterricht bei Mandyczewski, einem der Herausgeber der ersten Schubert-Gesamtausgabe, an der auch Brahms beteiligt war. Leschetitzky prophezeite Schnabel, aus ihm würde kein Pianist, sondern eben nur ein Musiker werden. Die Scheidung in Pianisten und Musiker mag uns unsinnig vorkommen, aber Schuberts Sonaten waren offenbar gut genug für jemanden, der ungeeignet für eine Virtuosenkarriere schien. Aber auch andere Leschetitzky-Schüler, möglicherweise manuell begabtere als Schnabel, haben sich Schuberts Sache angenommen, nämlich Horszowski und der Amerikaner Richard Buhlig, der 1909 D 960 als erster vollständig auf Abspielrollen für das Reproduktionsklavier aufnahm. Schon 1906 hatte Carl Friedberg allein das großartige Andante sustenuto auf Klavierrolle eingespielt. (Diese Aufnahme war auf Telefunken-LP und Teldec-CD zeitweise verfügbar. Ich habe die recht eindringliche Version auf einer ziemlich abgenutzten LP gehört. Grundsätzlich ist den Klavierrollen allerdings mit einigen Zweifeln zu begegnen.)
Auf das Schubert-Jahr 1928 hin hat sich dann langsam eine erste "Schubert-Industrie" entwickelt. In England spielte Myra Hess Sonaten, 1928 erschien pünktlich ihre Aufnahme von D 664, wohl die erste Einspielung einer Schubert-Sonate auf Schallplatte überhaupt. Horszowski, Serkin und Arrau waren aktiv, von denen es erst sehr viel später, in Arraus Fall z.B. erst 1980, Aufnahmen von D 960 gibt. Friedrich Wührer ist hier zu erwähnen. Ende der 20er begann auch Kempff Sonaten zu spielen, ein öffentlicher Vortrag von D 960 ist allerdings erst für 1940 belegt. Es sind aber wohl Schnabel und neben ihm der mit ihm befreundete Eduard Erdmann, die sich die größten Verdienste bei dem Versuch erworben haben, dem Publikum die Sonaten möglichst textgetreu, wie es modern im Zuge der "Neuen Sachlichkeit" wurde, näherzubringen. 1928 wußte angeblich Rachmaninov noch nicht einmal von der Existenz von Schubert-Sonaten. Horowitz mag sich unsäglich gelangweilt haben, aber Schnabels Schubert-Abende im Schubertjahr in Berlin und andernorts waren wohl insgesamt zumindest ein großer Achtungserfolg, der letztlich aber nicht recht von Dauer war. Auch die ab Ende der 30er einsetzende, allenfalls durch den letzten Weltkrieg unterbrochene Aufnahmetätigkeit auf Schallplatte kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Schuberts Sonatenwerk in seiner Gesamtheit sich bis heute nicht richtig auf dem Konzertpodium durchgesetzt hat. In jüngerer Zeit ist es Brendel, der sich besonders für die Sonaten eingesetzt hat, allerdings sich nur auf die späteren Sonaten konzentrierend. (Brendel räumt auch, ohne Namen zu nennen, "den Russen" Verdienste bei der Popularisierung der Sonaten insgesamt ein.) Auch hier bleibe ich ein wenig skeptisch. Möglicherweise hatte Rubinstein nicht ganz unrecht, wenn er meinte, daß die Sonaten in den häuslichen Bereich gehörten, wenn man sie schon nicht selbst spielte, dann sollte man sie eben mittels der Schallplatte hören. Rubinstein selbst hat nach eigenem Bekunden schon lange sehr viel und sehr gern Schubert privat gespielt, ehe er dann spät Aufnahmen von D 960 machte.
3. AUFNAHMEN
Was erhoffe ich mir von einer Aufnahme der Sonate? Zuerst möchte ich kein "vermaledeytes Hacken" (Schubert) oder Hämmern hören, das "weder das Ohr noch das Gemüth ergötzt", sondern einen schönen Anschlag, ein sauberes Spiel voll Geist und Empfindung und Finger, die den Tasten nicht wie Stoßvögel zu Leibe rücken, Charakteristika, die man Schuberts eigenem Spiel zuschrieb. (Allerdings war Schubert selbst, folgt man anderen Berichten, keineswegs ein brillianter Pianist, oft genug in seinem Leben hatte er nicht einmal ein eigenes Klavier zur Verfügung.)
Für die ersten beiden Sätze wünsche ich mir keine schleppenden Tempi, die an Trauermärsche oder Gänge zum Schafott erinnern. Das hymnische erste Thema etwa sollte kantabel und nicht zögerlich und unsangbar langsam gegeben werden. Die Pausen sollten nicht überdehnt werden, es sollte stets ein sich vorwärtsbewegender Puls und ein Fließen zu spüren sein. Wenn Schuberts himmlische Längen zu höllischen werden, liegt es, wie Kempff geschrieben hat, am Interpreten. Mit Schnabel erwarte ich, daß man auch im Takt die vielstimmigen, oft sich abrupt ändernden Gefühlslagen angemessen darstellen kann. Unmarkierte Ritardandi, Schneckentempi und andere Mittel machen das Spiel nicht tiefgründiger, sondern im schlimmsten Fall nur melodramatisch-schmalzig und plakativ. D 960 ist nicht das Werk eines alten Mannes und nur zufällig Schuberts letzte Sonate. Nicht hören möchte ich auch Wiener Heurigenseligkeit, "Österreichelei", und harmlos schönklingendes, "lyrisches" Spiel, das den dramatischen Bestandteilen der Sonate nicht gerecht wird. Schubert war kein sentimentaler Einfaltspinsel. Strengstens abgewertet werden allerdings Interpretationen, die emotional sozusagen "außen vor bleiben" und sich nicht engagieren wollen.
Was die Wiederholung der Exposition samt der "zuckenden Überleitung" angeht, würde ich es generell vorziehen, wenn sie gespielt würde. Großzügigkeit in dieser Hinsicht wird allerdings fast schon dadurch erzwungen, daß 32 von den 73 gehörten Versionen, darunter sogar die neueste, auf die Wiederholung verzichten.
Die Besprechung der gehörten Aufnahmen geht grundsätzlich chronologisch vor, allerdings werden beim ersten Erscheinen eines Pianisten oder einer Pianistin alle seine/ihre Versionen zusammenhängend besprochen. Ich habe mich nach einigem Überlegen doch entschlossen, die Aufnahmen auf Instrumenten der Schubert-Zeit oder kurz danach separat zu behandeln, weil ihre Klangwelt eine recht andere ist.
Die 30er
Die Einspielung von Schnabel (1939) ist nicht die erste der Sonate auf Schallplatte, wenigstens Ern(e)st Victor Wolff ist ihm 1937 auf der amerikanischen Columbia zuvorgekommen. Wolff ist vergessen, Schnabel dagegen, obwohl sicher nicht mehr auf seinem pianistischen Höhepunkt, genießt klassischen Status und steht verdientermaßen immer wieder am Anfang von diskographischen Überblicken. Für meinen Geschmack verwendet Schnabel besonders im ersten Satz ein wenig viel Rubato, gerät aber insgesamt keineswegs aus dem Rhythmus, das Drama, das abläuft, wird angemessen dargestellt. Das bewegende Andante sostenuto ist bis auf den heutigen Tag eines der längsten geblieben. Insgesamt zeichnet die Version einen weniger lyrischen als robusten Schubert. Bedauerlich, aber Schule machend, war allerdings das Weglassen der Wiederholung der Exposition durch Schnabel, das schon der Rezensent des Gramophone (1/1941) bedauerte.
Die 40er
Yudina (1947) beginnt ihre, um es milde auszudrücken, sehr eigene oder eigenartige Interpretation ungeheuer tastend, was für den weiteren Verlauf schon ganz früh Ungewöhnliches ahnen läßt. In der Tat bleibt ihr Spiel von extremen Temposchwankungen und nicht immer notengetreuen dynamischen Akzenten gekennzeichnet. Es ist kein Wunder, daß Richter nach eigener Aussage Kopfschmerzen bekam, wenn er Yudina hörte. Ihr Allegro ist gewiß nicht ma troppo und das kürzeste der gehörten Versionen. Die sicher tiefempfundene Aufnahme fällt durch praktisch alle Raster meiner Erwartungen an eine Interpretation von D 960, trotzdem sollte man sie wenigstens einmal gehört haben. Der Originaltonträger ist im zweiten Satz beschädigt, was leider erst im Booklet mitgeteilt wird. Eine weitere Aufnahme (Kiev, 1954) scheint derzeit nicht erhältlich zu sein. Die Version von Hess leidet unter einer schlechten Tonqualität und zahlreichen bronchialen Eruptionen, sie ist im ganzen respektabel, bleibt aber leider nicht im Gedächtnis haften.
Die 50er
Kempffs erste Einspielung von 1950 ist wohl als die etwas späte Antwort von Decca auf Schnabels Version bei HMV zu verstehen. Sie scheint leider bislang nicht auf CD erschienen zu sein, obwohl sie vielleicht insgesamt die überzeugendste ist. Kempff ist Schnabel technisch sicher überlegen. Sein singendes Spiel ist hier wie auch in den späteren Aufnahmen von 1967 über einem steten Puls erwartungsgemäß farbig, expressiv oder zart, wo nötig, und alert, was die häufigen plötzlichen Stimmungswechsel angeht. Vielleicht fehlt bei ihm ein wenig mehr Biß im Finale. In der Studioaufnahme von 1967 spielt er die Wiederholung der Exposition. Eine der großen Überraschungen dieser diskographischen Entdeckungsreise war für mich Eduard Erdmann (1950, 1951, 1952), den ich vorher nur als Interpreten einer kurzen eigenen Komposition gehört hatte. Er ist bei der Schubert-Interpretation einen ganz anderen Weg gegangen als sein Freund Schnabel, dem er technisch hochüberlegen ist. Grundsätzlich wählt er schnellere Tempi, von ihm werden langsame Sätze nicht nach Schnabels Modell eher noch langsamer gespielt. Sein Spiel bleibt trotzdem warm und klar im Hinblick auf Nebenstimmen. In allen drei Rundfunk-Studioaufnahmen (WDR, Radio Bremen, BR) sind leider zahlreiche Patzer nicht zu überhören, Erdmann übte nicht gern, u.a. weil er als Bibliomane lieber Bücher kaufte und sie auch noch intensiv las. Die Flüchtigkeitsfehler sollten allerdings niemanden abschrecken. Die neuerschienene Orfeo-Ausgabe der WDR-Version könnte seine Kunst endlich ein wenig bekannter machen. Eine Studioaufnahme von EMI Electrola aus dem Jahre 1953 harrt noch einer Veröffentlichung auf CD. Haskil (1951 und 1957) scheint mir die Sonate in beiden hier gehörten Versionen nur schlecht und recht gefühllos (und recht schnell) herunterzuspielen. Manche schätzen diese angeblich "klassische" (im Gegensatz zu einer "romantischen") Spielweise, ich tue es nicht. In Kennerkreisen wird von der Sonaten-"Gesamtausgabe" (der ersten überhaupt) von Wührer mit Ehrfurcht gesprochen, nur kennt sie fast niemand, da sie bisher nicht auf CD erschienen ist. Seine D 960-Version, die ich auf LP hören konnte, ist elegant und flüssig. Eher erstaunlich ist, daß Horowitz sich der Sonate angenommen hat, auffälligerweise kurz bevor er sich auf 12 Jahre vom Konzertpodium zurückzog. Was zu befürchten ist, trifft auch ein: Er scheint sich am wohlsten zu fühlen, wenn er fortissimo hämmern kann, ansonsten findet er sich in der Architektur der Sonate nicht zurecht und verliert sich in meist unbedeutenden Einzelheiten. Eine späte digitale Version (DG) habe ich mir einstweilen erspart.
Richter
Wer sie gesehen hat, wird die Anfangssequenz in Monsaingeons Film über den Pianisten nicht vergessen, in der Richter zu den Klängen des Andante sostenuto durch eine verschneite sozialistische Stadtlandschaft stapft. Nach eigener Aussage spielte er als erster Schubert-Sonaten in der UdSSR (Monsaingeon, Richter), D 960 hat er allerdings nach den erreichbaren Quellen zuerst 1949 im Konzert gespielt, nachdem Yudina ja schon 1947 die Sonate aufgenommen hatte. Die Sonate hat Richter ganz offensichtlich über eine lange Zeit sehr viel bedeutet. Derzeit sind auf CD die 4 Versionen von 1957, 1961, 1964 und 1972 (Anif) mehr oder weniger leicht erhältlich, die fünfte hier vertretene (1972, Prag) ist ebenso vergriffen wie eine Konzertaufnahme aus Kiev (1964), von der ausgerechnet der Kopfsatz fehlt. (Der traurige Rest ist auf der Website von tnc gegen einen bescheidenen Obolus herunterladbar. Ich kenne die Aufnahme nicht.) Privat zirkulieren weitere Aufnahmen ab 1949.
Richter ist bei der Interpretation der Sonate einen ganz eigenen Weg gegangen, der bis heute höchst kontrovers bleibt. Besonderer Stein des Anstoßes ist der erste Satz, der von ihm in ungewöhnlich breitem Tempo gegeben wird, wobei sich von 1957 bis 1972 eine Tendenz zur Verlangsamung andeutet. (In seinen Gesprächen mit Meyer-Josten hat Richter, man möchte es kaum glauben, gesagt, er spiele nur moderato, nicht einmal molto moderato.) Die Folge dieses Ansatzes ist, daß die Architektur der ganzen Sonate ins Wanken gebracht wird. Sie wird, wenn man den zweiten Satz mitheranzieht, endgültig kopflastig. Richters Spiel ist derart intensiv, daß die letzten Sätze, die ihn letztlich nicht mehr so recht zu interessieren scheinen, als überflüssige, nicht aus dem Vorausgegangenen erklärbare Anhängsel erscheinen. Man kann sich einfach nicht recht vorstellen, was nach den ersten beiden intensiven Sätzen noch sinnvoll gesagt werden könnte. Dementsprechend halte ich Richters Interpretationen für verfehlt. Dies heißt aber keinesfalls, daß ich seine Aufnahmen nicht ganz dringend zum Hören empfehlen würde, ganz im Gegenteil! Die vielleicht besonders dunkle Prager Version, die ich als erste der fünf Aufnahmen kennenlernte, hat mich tief berührt, aufnahmetechnische Mängel dürfen hier nicht im geringsten abschrecken. Es ist einfach erstaunlich, wie Richter den überlangen ersten Satz zusammenhalten kann. (Pianisten, die Richter imitieren wollen, scheinen zum Scheitern verurteilt zu sein.) Von den anderen Aufnahmen ist vielleicht die von 1964 besonders hervorzuheben, mit der Studioaufnahme von 1972 ist Richter selbst offenbar ganz zufrieden gewesen.
Die 60er
Sofronitzky (1960, live) erinnert mich in mancher Hinsicht an Erdmann. Sein Spiel ist elegant und flüssig (technisch sicherer als Erdmanns), nicht kalt und teilt alles mit, das gesagt werden muß, nicht mehr und nicht weniger. Ich habe mich sehr gefreut, diese Interpretation kennenzulernen. Eine Studioaufnahme aus dem Jahr 1956 ist offenbar derzeit vergriffen. Annie Fischer (1960) ist eine weitere hochempfehlenswerte Aufnahme, die derzeit leider nur gebraucht zu schwindelerregenden Preisen verfügbar ist. Die Interpretation ist aus einem Guß und konzentriert, das Spiel wärmer als in der späteren Version von 1968. Auf Anda hatte ich einige Hoffnungen gesetzt, die rein pianistisch gesehen gewiß nicht enttäuscht worden sind, bedauerlich ist u.a. eine Anzahl von Manierismen bei der Wahl der Tempi, die die Interpretation sehr eigenwillig machen. Die zwei Versionen von Rubinstein haben ihre eigene, etwas merkwürdige Geschichte. Freigegeben zur Veröffentlichung hat er nur die spätere Aufnahme von 1969, die im Gesamteindruck ein wenig düsterer ist als die frühere von 1965, die spielerisch eher mehr betört und harmloser wirkt. Die Genehmigung zur Veröffentlichung kam erst nach seinem Tod von seiner Witwe. Ich habe beide Versionen gern gehört und Rubinsteins Klavierton in vollen Zügen genossen, vielleicht mit ähnlich schlechtem Gewissen wie im Falle von Haebler (1967). Von einem Hörgenuß kann man im Hinblick auf Horszowski (1966) leider nicht sprechen, im Gegenteil, die Tonqualität, möglicherweise auch ein schlecht regulierter Flügel, sind eine Zumutung. Von besonderem Interesse ist die Aufnahme, weil Horszowski sehr früh an der Durchsetzung der Schubert-Sonaten im Konzertsaal mitgewirkt hat. Mit seinem eher bedächtigen ersten Satz und dem schnellsten Scherzo innerhalb dieses Überblicks (dazu einigen Fehlgriffen in die Tasten) ist diese Version leider nur von historischem Interesse. Seit dem Erscheinen einer BBC-Fernsehaufnahme von 1968 auf DVD vor kurzem, ist Curzon schon hier zu besprechen. Das andere Medium bringt einiges an Zugaben, neben Wortbeiträgen von Curzon u.a. auch die Wiedergabe seiner D 960-Ausgabe, die mit zahllosen sorgfältigen Anmerkungen in verschiedenen Farben übersät ist. Curzon war ein Perfektionist, der offenbar nichts dem Zufall oder, wie im Falle Kempffs, der plötzlichen Eingebung überlassen wollte. Die neue BBC-Version der Sonate (Mono) zeigt sein hochkonzentriertes Spiel, seine Mimik und seine ungeheuere Versenkung in die kleinsten Details. Die beiden anderen Versionen von 1970 und 1974 (live) belegen ähnlich Curzons teils herrlich singendes Spiel, wobei seine letzte Version einen etwas freieren Eindruck macht. Die eher enttäuschende Live-Aufnahme von Firkusný ist sicher flüssig gespielt, vernachlässigt aber die lyrischen Momente und hält die Sonate nur über relativ rasche Tempi zusammen.
Die 70er
Während ich die schriftlichen Leistungen von Brendel anerkenne, stehe ich seinen drei hier vertretenen Versionen (1971, 1988, 1997, live) eher ablehnend gegenüber. Er ist sicher wie Curzon vom Temperament her ein Perfektionist, ohne aber dessen spielerisches Niveau erreichen zu können. Die analoge Aufnahme wirkt im ganzen eher wie eine trockene akademische Vorlesung, die eine Folge von einzelnen Notizzetteln verarbeitet. Es fließt nichts richtig, der große Zusammenhang wird nicht deutlich und sein Spiel singt nicht recht, wo Leichtigkeit am Platze wäre, wird es etwa im Scherzo staubtrocken. Die späteren digitalen Versionen bringen keine Fortschritte. Klien, recht häufig gelobt und Interpret einer billigen Gesamtausgabe, zu der diese Version gehört, ist gewissenhaft und klingt besser als Brendel, ist im übrigen interpretatorisch nicht bemerkenswert. Ciccolini (1974) verstört mich mit einigem melodramatischen Gehämmere, Serkin (1975) mit einem durchgehend perkussiven Klavierton, der wohl zu nah aufgestellten Mikrophonen zu verdanken ist. Die Interpretation ist völlig ohne Wärme. Die Version von Goode ( 1978 ) mit ihrem vielleicht eher düsteren Grundcharakter ist für mich eine der großen Aufnahmen der Sonate. Es scheint hier alles im genau richtigen Maß an seinem Platz zu sein, hier gibt es keine Längen. Eine Enttäuschung war Kraus (1979), die eher unbeteiligt und monoton wirkt. Lefébure (1979) scheint mir ebenfalls eher distanziert.
Die 80er
Arrau (1980) ist mit seinem baßlastigen, sonoren und unsteten Spiel, Kennzeichen seines Altersstils, in dieser Schubertsonate letztlich fehlbesetzt. Schon die völlig mangelhafte Aufnahmetechnik sorgt im Verbund mit allerlei Nebengeräuschen und einem wohl nicht perfekten Flügel dafür, daß Bermann (1980) mit seiner eher melodramatischen Interpretation keine Freude bereitet. Weitere Aufnahmen bei EMI und Discover sind derzeit vergriffen. Die Version von Rösel (1984) ruhte bis zu ihrer Veröffentlichung 16 Jahre im Archiv der Plattenfirma. Sie hätte dort weiter ruhen sollen, sie bereichert die Diskographie leider nicht. Keinerlei Freude bereitet haben mir auch die beiden Aufnahmen von Afanassiev (1985, 1997), denen ich, gewitzt durch frühere schlimme Erlebnisse mit dem Pianisten, schon mit einigem Herzklopfen gegenübergetreten bin. Schon in der früheren Version siecht die Sonate gleich im Kopfsatz unter seinem unbeständigen, breiten, von Gehämmer unterbrochenen Spiel dahin, gerade in den eher konventionell gespielten letzten Sätzen werden auch pianistische Defizite deutlich, die Joachim Kaiser in seiner im Booklet abgedruckten, grundsätzlich positiven Rezension aus der Süddeutschen Zeitung auch zu Recht moniert. Noch weiter zerdehnt wird die Sonate in der späteren Version von 1997, die für mich die endgültige pianistische Hölle darstellt. Viel weiter kann man sich vom Schubertschen Geist nicht mehr entfernen. Vielleicht sollte man aber die Hölle wenigstens einmal geschaut haben, damit man sich umso besser auf den Pfad der Tugend besinnt, meine Aufnahmen werden jedenfalls bis auf weiteres ungespielt bleiben. Nach diesen höllischen Erlebnissen ("Laßt, die ihr eingeht, fahren alle Hoffnung!") wirkt Katsaris (1986) noch glatter und gefälliger als er ohnehin schon ist. Auch Pollini (1986) verweigert uns eine Interpretation und spielt im wesentlichen nur sehr schön die Noten. Man erinnert sich an Richters Urteil, daß Pollini Schubert wie Prokofiev oder andere Komponisten des 20. Jahrhunderts spiele. Sehr viel erfreulicher ist Cooper (1988, ursprünglich Ottavo), die bei Brendel Unterricht hatte und auch Hinweise zum Schubertspiel von Curzon einholte. Sie spielt die Sonate mit einem wunderschönen Ton und einer gewissen Freiheit, die den beiden genannten Herren eher abgeht.
Die 90er
Bei Lupu (1991 ) gefällt mir schon der relativ straff gespielte erste Satz sehr, der sich deutlicher als sonst üblich vom langsamen zweiten Satz abhebt. Angesichts seines wunderschönen Tons und seiner rhythmischen Kontrolle müssen kleinere Einwände hinsichtlich des vielleicht nicht scharf genug gezeichneten Finales verstummen. Dies ist eine der großen Versionen der D 960-Diskographie. Einen fast ähnlichen Status möchte ich Orozco (1992 ) zubilligen, bei dem das Tempo im ersten Satz vielleicht mehr fluktuiert und das Scherzo etwas zu langsam wirkt. Sokolov (1992 ) bleibt mir vor allem wegen seiner durchlaufenden Tempofluktuationen und einem Mangel an Vorwärtsbewegung im Gedächtnis. Schiff (1993 ) zeichnet auf seinem Bösendorfer leider zu weich und ist einfach zu zurückhaltend, um nicht zu sagen, langweilig. Die Bulgarin Marta Deyanova (1993 ) spielt eine insgesamt sehr solide Version, in der das verhalten beginnende Scherzo ungewöhnlich ist. Kovacevich (1994 ) betont, wie es wohl kein anderer hier vertretener Pianist tut, das in der Sonate auch vorhandene Drama. Die "zuckenden Überleitungstakte", die zur Wiederholung der Exposition gehören, klingen hier gewaltig. Ich empfinde großen Respekt vor Kovacevichs tiefdurchdachter Aufnahme und bin dankbar, sie kennengelernt zu haben, aber ich habe leider die größten Schwierigkeiten mit seiner Spielweise und besonders mit seinem in meinen Ohren unschönen Ton. Im Gegensatz unterbetont Koroliov (1994 ) das Drama des Kopfsatzes, an den weiteren Sätzen habe ich wenig auszusetzen. Die Version von Endres (1994 ) ist Teil einer Gesamteinspielung, die mittlerweile billig zu haben ist. Der Preis sagt nichts weiter über die Qualität aus, die Fassung ist sauber gespielt, farbenreich und sehr akzeptabel, auch wenn sie nicht in das Pantheon gehören dürfte. Fiorentino (1994 ) spielt für meinen Geschmack zu meditativ, aber auch sehr schön. Die Einspielung von Dalberto (1995 ) ist wieder Teil einer Gesamtausgabe, die inzwischen bei Brilliant angekommen ist. Sein D 960 ist mir vielleicht ein wenig zu verhalten, ich würde mir auch mehr Farbigkeit des Spiels wünschen. Leonskaja (1997 ) mißfällt mir mit ihren generell breiten Tempi und einem übersonoren Spiel. Die Version von Uchida (1997 ) ist für mich dagegen ein weiterer Höhepunkt innerhalb der D 960-Diskographie, auch wenn ich leider Vorbehalte habe. Die Fülle an Einzelbeobachtungen und der Klangfarbenzauber sind berückend und so vielleicht noch nicht gehört, allerdings geht diese Detailversessenheit samt Auskosten von Pausen auf Kosten eines kontinuierlichen Fließens. Die Neuhaus-Schülerin Malikova (1997 ) schlägt einen ganz anderen Weg ein, hier ist einfach alles im Gleichgewicht. Sie hat es nicht nötig, irgendetwas überzubetonen, alles fließt folgerichtig aus dem Vorausgehenden. Ihr Spiel ist wunderschön. Der einzige Minuspunkt, den ich verteilen möchte, ist, daß sie leider die Wiederholung der Exposition nicht spielt. Planès (199 7) und Hough (1998 ) bemühen sich ehrlich, ohne etwas Wesentliches mitteilen zu können.
Nach der Jahrtausendwende
Cassard (2001 ) erschöpft sich hauptsächlich in Schönklang. Der von mir bewunderte Perahia (2002 ) sorgt ebenfalls für eine Enttäuschung. Auch er klingt über weite Strecken wunderschön, ist stellenweise aber fast geistesabwesend. Ein interpretatorisches Konzept ist für mich nicht erkennbar. Korstick (2003 ) verbreitet gepflegte öde Stimmung mit seinen überlang geratenen ersten zwei Sätzen. Die Aufnahme stellt vielleicht die Vorhölle zu Afanassievs Vollversion dar. (Im aktuellen Heft 11 der Zeitschrift Partituren stellt Korstick in einem Blindhören einigen Schubertaufnahmen von Pianistenkollegen sehr gepfefferte Zeugnisse aus. Von den hier vertretenen Namen ist nur Perahia betroffen.) Lazic (2004 ) hat eine sehr schöne Version eingespielt, die mir leider dann doch etwas lang vorkam und letztlich wirklichen Charakter vermissen läßt. Andsnes (2004 ) ist eine überragende Einspielung gelungen, die ohne Extreme und billige Effekte die Stimmungswechsel innerhalb der Sonate perfekt darstellt. Ich hätte mir allerdings den ersten Satz gern ein wenig straffer gespielt vorgestellt. Fleisher (2004 ) hat mich beim ersten Hören völlig überzeugen können, beim Wiederhören schien mir sein Spiel vielleicht doch ein wenig zu monochrom und steif. Zhu (2004 ) steigt in die Sonate etwas zögerlich ein, überwältigt dann allerdings mit einem geradezu unglaublich schönen Spiel, das eher nicht mehr von dieser Welt ist. Ich hoffe, es ist nicht nur die hervorragende Aufnahmequalität, die mich überrumpelt haben könnte. Barnatan (2005 ) besticht an seinem Steinway von 1904 ebenfalls mit einer Fülle des Wohllauts, erreicht aber nicht die schwindelnden Höhen, in denen sich Zhu bewegt.
Originalklang
Das Hammerklavier ist hier leider nur mit drei Aufnahmen vertreten, obwohl ich seinen Klang, der u.a. durch den sehr unterschiedlichen Charakter der Lagen und einen schnelleren Verfall des Tons gekennzeichnet ist, sehr schätze. (Ich habe leider bislang noch niemanden von den Vorzügen der alten Flügel so recht überzeugen können.) Badura-Skoda (1992 ) spielt auf einem Graf-Flügel aus dem Jahre 1826, der in meinen Ohren nicht sonderlich attraktiv klingt. Mein Höreindruck ist, daß es dem Pianisten einigermaßen schwerfällt, dem Instrument die richtigen Töne zu entlocken. Bei Staier (1996 ), der einen Fritz-Flügel von 1825 spielt, ist dies ganz anders. Hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Die Baßtriller im ersten Satz klingen hier ganz anders, entfernter, aber vielleicht noch bedrohlicher als gewöhnlich. Die Interpretation braucht den Vergleich mit Interpretationen auf dem modernen Flügel nicht zu scheuen. Dies ist nur etwas eingeschränkt der Fall bei der Aufnahme von Lahusen (2000), der auf einem wohlklingenden Graf-Flügel spielt, der erst 1835 nach Schuberts Tod gebaut wurde. Rhythmische Unregelmäßigkeiten im ersten Satz gefallen mir z.B. nicht sehr.
4. UNVERZICHTBARE AUFNAHMEN
Zur Zeit habe ich eine Schwäche für Interpretationen, in denen die ersten beiden Sätze relativ rasch gespielt werden. Das mag sich alles ändern, und ich hoffe, dies hängt nicht etwa damit zusammen, daß ich nach 73 gehörten Versionen ungeduldig geworden wäre. Wie eingangs ja schon bemerkt, meine ich nicht, daß ich meine ideale Aufnahme wirklich gefunden hätte. Es wäre auch sonst wenig sinnvoll, eine Rangliste der gehörten Aufnahmen zu versuchen oder Punkte, Stimmgabeln und Sterne zu verteilen. Die sieben Pianisten, die mir zur Zeit besonders viel bedeuten, sind Kempff (1950 ), auch mit seinen anderen Aufnahmen, Curzon (1968 ), Goode (1978 ), Lupu (1991 ), Staier (1996 ), Malikova (1997 ) und Uchida (1997 ). Weitere Aufnahmen, die mir aus ganz unterschiedlichen Gründen viel bedeuten, sind Schnabel (1939), Erdmann (1950, 1951, 1952), Richter (1957, 1961, 1964, 1972, Prag und Anif), Sofronitzky (1960 ), Cooper (1988 ), Orozco (1992), Kovacevich (1994), Andsnes (2004) und Zhu (2004). Das Hoffen auf die ultimative Aufnahme geht weiter, ebenso wie das Hoffen auf eine bessere lichte Welt, die es vielleicht geben mag und nach der sich Schubert so gesehnt hat.
5. ANDERE MEINUNGEN DER LETZTEN ZEIT
Building a Library (BBC Radio 3) empfahl von 1987 bis 2005 Brendels analoge Aufnahme von 1972, derzeit ist Uchida die Spitzenempfehlung (wenn man die Einspielung schon geschenkt bekommt, sollte man sie nicht unbedingt für EUR 3.77 bei ebay verramschen), im Niedrigpreissegment wird zu Richter (1972, Anif) und im Bereich der historischen Aufnahmen zu Schnabel (im Transfer von Pearl) geraten. Der Penguin Guide vergibt Rosetten an drei Einspielungen: Rubinstein (1965), Kempff (1967, DG) und Kovacevich (1994 ). Im Mai/April-Heft 2007 von International Piano hat Benjamin Ivry 33 Versionen gehört. Er empfiehlt Schnabel, Horszowski, Zacharias, Perahia und Andsnes. Beim französischen Diapason (9/2003) ist Serkin das Maß aller Dinge, neben der von mir gehörten Aufnahme von 1975 wird auf eine derzeit nicht greifbare Live-Version von 1978 hingewiesen. Weiter werden Curzon (1970), Arrau und Lupu besonders.
6. GEHÖRTES UND UNGEHÖRTES
(oW) = ohne die Wiederholung der Exposition und ohne die "zuckenden Überleitungstakte"; das Nichtbeachten anderer Wiederholungen ist nicht vermerkt
Schnabel (1939) EMI Références CHS7642592 (oW) 13.50 11.18 4.09 7.11
Yudina (1947) Vista Vera The Legacy of Maria Yudina vol. 6 VVCD00074 22.00 9.43 3.25 6.37
Hess (1949) Appian Musique-Verité APR5520 (oW) 13.12 9.04 3.46 7.33
Erdmann (1950) Orfeo Orfeo d'Or C722071B (oW) 12.23 8.04 3.59 6.53
Kempff (1950) Decca LXT2577 (LP) (oW)
Haskil (1951) Philips Great Pianists of the 20th Century 4568292 (oW) 13.21 8.03 3.33 6.51
Erdmann (1951) Tahra TAH386/387 (oW) 12.13 7.59 3.53 7.03
Erdmann (1952) Tahra TAH218/219 (oW) 12.05 7.23 3.47 6.42
Wührer (1953) Vox PL8210 (LP) (oW)
Horowitz (1953) RCA Victor Gold Seal GD60451 (oW) 13.08 8.28 3.57 6.56
Richter (1957) Parnassus Sviatoslav Richter in the 1950s vol. 5 PACD 96017/18 23.14 9.20 3.28 7.30
Haskil (1957) Orfeo Orfeo d'Or C706061B (oW) 13.15 7.31 3.36 7.42
Sofronitzky (1960) Denon COCQ83667-8 17.33 8.10 3.25 7.14
A. Fischer (1960) EMI Les Introuvables 72435692176 (oW) 12.45 8.47 3.54 7.28
Richter (1961) Brilliant Historic Russian Archives 92229 24.16 9.20 3.24 6.54
Anda (1963) DG Original Masters 002894775289 (oW) 14.54 10.30 4.36 6.58
Richter (1964) BBC Legends BBCL41962 25.23 10.09 3.34 7.26
Rubinstein (1965) RCA Victor Red Seal Arthur Rubinstein Collection vol. 54 09026630542 (oW) 14.17 9.24 4.12 7.49
Horszowski (1966) Arbiter 145 (oW) 15.06 8.55 3.07 7.47
Kempff (1967) DG Collectors Edition 4637662 21.09 9.18 4.48 8.01
Kempff (1967) BBC Legends BBCL41692 (oW) 15.42 9.12 4.22 7.37
Haebler (1967) Philips Eloquence 4646332 (oW) 14.55 9.22 4.16 8.33
Curzon (1968 ) Decca 0743186 (DVD) (oW) 12.42 9.26 4.08 7.35
A. Fischer (1968 ) Hungaroton HCD31494 (oW) 13.23 10.05 4.03 7.54
Firkusný (1969) BBC Legends BBCL41732 (oW) 13.10 8.13 3.35 7.27
Rubinstein (1969) RCA Victor Red Seal Arthur Rubinstein Collection vol. 55 09026630552 (oW) 15.29 10.31 4.21 8.01
Curzon (1970) Decca Original Masters 4750842 (oW) 13.16 9.17 4.14 7.38
Brendel (1971) Philips Duo 4387032 (oW) 14.35 8.52 3.55 8.28
Klien (1971-3) Vox VoxBox CDX5175 21.12 9.11 4.22 7.50
Richter (1972, Anif) Regis RRC1049 24.31 10.04 3.51 7.52
Richter (1972, Prag) Praga PR254032 25.52 9.58 3.36 7.45
Curzon (1974) Orfeo Orfeo d'Or C401951B (oW) 14.01 9.21 4.17 8.12
Ciccolini (1974) EMI Les Introuvables 724357359528 (oW) 14.35 9.32 3.49 7.39
Serkin (1975) Sony the art of interpretation 5128742 20.44 10.03 4.22 8.38
Goode (1978 ) Elektra Nonesuch 9791242 (oW) 13.55 11.03 4.08 7.43
Kraus (1979) Vanguard COCQ83792 18.59 10.06 3.43 8.00
Lefébure (1979) Solstice FYCD078 (oW) 13.11 8.04 3.47 7.07
Arrau (1980) Philips 4739262 20.15 10.52 4.50 8.28
Berman (1980) Brilliant Historic Russian Archives 93006 22.05 10.04 4.31 8.52
Rösel (1984) Capriccio 1 plus 51078 22.00 9.50 4.07 8.55
Afanassiev (1985) ECM New Series 1682 4627072 22.45 11.25 4.12 9.56
Katsaris ((P) 1986) Teldec Digital Experience 4509996902 20.58 10.56 3.50 7.58
Pollini (1986) DG Originals 4746132 18.56 9.42 3.52 7.26
Brendel (1988 ) Philips 4220622 (oW) 14:47 9.18 3.46 8.30
Cooper (1988 ) Philips 4762095 (oW) 15:03 9.33 3.50 8.40
Lupu (1991) Decca 4757074 18.17 9.33 3.50 7.41
Badura-Skoda (1992 ) Arcana A410 19.37 8.52 3.58 8.00
Orozco (1992 ) Auvidis Valois V4683 19.07 9.53 4.26 7.52
Sokolov (1992 ) Naive Opus 111 OP30387 20.15 10.47 4.08 8.06
Schiff (1993 ) Decca Double Decca 4751842 20.08 9.00 3.59 9.15
Deyanova (1993 ) Nimbus NI5476 22.21 8.08 4.45 8.37
Kovacevich (1994 ) EMI Great Artists of the Century 724356281721 20.06 9.28 3.57 8.00
Koroliov (1994) Tacet 46 19.32 9.54 3.51 7.27
Endres (1994) Capriccio 49456 19.40 8.15 3.40 7.46
Fiorentino (1994) Appian APR5553 (oW) 16.02 10.30 4.27 9.15
Dalberto (1995) Denon CO18027-28 21.01 9.54 3.47 8.05
Staier (1996) Teldec Das alte Werk 0630131432 21.59 9.48 4.18 8.48
Leonskaja (1997) Warner Apex 2564619092 23.58 10.04 4.08 8.17
Uchida (1997) Philips 4756282 22.00 10.40 3.57 8.02
Malikova (1997) Real Sound RS9510021 (oW) 15.01 9.30 3.59 7.52
Afanassiev (1997) Denon Crest 1000 COCO70804/5 28.13 12.40 5.06 10.20
Planès (1997) Harmonia Mundi HMX2908201.08 21.12 10.11 4.16 8.48
Brendel (1997) Philips 4757191 (oW) 15.05 9.08 4.02 8.46
Hough (1998 ) Hyperion CDA67027 19.57 10.32 4.10 8.40
Lahusen (2000) Celestial Harmonies 131952 20.38 10.26 4.10 8.44
Cassard (2001) Ambroisie AMB9923 20.56 10.26 4.02 7.41
Perahia (2002) Sony S2K87706 19.00 9.48 3.54 7.56
Korstick (2003) Ars Musici AM13732 25.39 11.10 3.53 8.11
Lazic (2004) Channel Classics CCSSA20705 20.22 9.51 3.52 8.44
Andsnes (2004) EMI 724355790125 20.32 10.17 3.46 7.53
Fleisher (2004) Vanguard ATMCD1551 20.47 11.05 4.01 7.36
Zhu (2004) Mandala MAN5085 19.26 9.00 4.02 7.47
Barnatan (2005) Bridge 9197 (oW) 15.09 10.15 4.08 8.14
Von einigen der aufgeführten Pianisten/Pianistinnen existieren weitere Versionen, die in der Diskussion weiter oben nicht unbedingt erwähnt werden.
Auch Christian Zacharias (EMI 094636754529 ) sollte ursprünglich Gehör finden, zwei gelieferte Boxen enthielten aber Fehlpressungen (CDs 4 und 5), auf denen französisches Liedgut aus der Zeit um 1945 (Piaf etc. ) statt Schubert-Sonaten erklang. (D 960 hätte sich auf CD 4 befinden sollen. )
Im Finale der Sonate ist Rudolf Serkin auf der DVD The Golden Age of the Piano (Philips 0750929) zu hören und mit seinen charakteristischen Manierismen auch zu sehen. Der Klavierton ist schöner als auf der gehörten CD weiter oben. Von Brendel gibt es als Geschenk zu seinem gewesenen 75. eine DVD mit den letzten drei Schubert-Sonaten (Philips 07011393 ). Die enthaltene D 960-Version wird hier nicht berücksichtigt, zumindest Ausschnitte sind aber bei YouTube zu sehen.
Pianistinnen und Pianisten, die aus verschiedenen Gründen (u.a. Unerreichbarkeit der Aufnahmen, Kosten, Vorurteile, schieres Desinteresse meinerseits, negative Rezensionen) unberücksichtigt bleiben, sind:
Adni, Aitken, Ashkenazy, Bärtschi, Barenboim, Benend, Berkowitz, Betz, Bilson, Braun, Buchbinder, Cazal, Chodos, Ciocarlie, Corbett-Jones, Crow, Dähler, Damerini, Damgaard, Demus, Elzeser, Eschenbach, Farkas, Filatova, Foldes, Frank, Goldsmith, Goldstone, Gothóni, Grubert, Gulda, Hatto oder "Hatto", Hatzopoulos, Hautzig, Hecher, Hierholzer, Hobson, Holtmann, van Immerseel, Jandó, Joeres, Katin, Kazakevich, Kitchin, Kissin, Kronenberg, Kruchin, Krumpöck, Kuerti, de Larrocha, Lauriala, Lee, Leibnitz, Leonhardt, Lévinas, Levine, Levy, Lewis, Leygraf, Lisney, Litwin, Madzev, Marengoni, Marks, Marseille, Marshev, Marsoner, J. Menuhin, Milic, Moser, Nadelmann, Nalley, Naoumoff, Ohmen, O'Hora, Palsson, Passigli, Pennetier, Perelman, Petermandl, Petrov, Pierce, Pires, Pludermacher, Rangell, Ránki, Roberts, Rose, Rosenberger, Scharapan, Schuchter, Sherman, Shure, Södergren, Solar-Kinderman, Y. Solomon, Stan, Stein, Tabe, Tan, Tirimo, Ts'Ong, Ullrich, Volpa, Vosgerchian, Watts, Wayenberg, Weichert, Wolff, Würtz, Zacharias, Zayas, Zitterbart
Im Falle der genannten 113 Namen konnte ich die Existenz von Aufnahmen (in einigen Fällen nicht nur einer Version) zweifelsfrei feststellen. Ich wäre natürlich für Hinweise auf weitere Aufnahmen dankbar, ebenso für Empfehlungen. Es wäre kurios, wenn hier nicht noch einige Schätze zu heben wären. Die Zahl der Einspielungen wird unbarmherzig weiterwachsen: Oppitz wird D 960 demnächst aufnehmen, Hamelin und Fellner hatten die Sonate letztes Jahr in ihren Programmen, Demidenko hat sie in jüngerer Zeit gespielt … Und in den Archiven wird sich auch noch einiges finden und veröffentlicht werden.
Zelenka