Hier ein paar ganz schnelle Fidelio-Eindrücke: Die inszenierung war so etwas wie Bieito light d.h. auf Sex- und Gewaltszenen wurde weitgend verzichtet. Es war nicht schlimmer wie andere typische Regietheater-Inszenierungen, die man überall sehen kann. Insgesamt eher langweilig und nichtssagend und teilweise unfreiwillig komisch. Ein Labyrinth aus Glas hängt über der Bühne, dahinter ein weiteres Labyrinth, welches sichtbar wird, nachdem das erste mit Baulärm nach der Pause nach hinten klappt.V.a. im ersten Akt müssen dann die Sänger drauf rumklettern, egal wie sehr es beim Singen stört. Statisten turnen fast ununterbrochen über das Gerüst, im zweiten Akt zappeln sie an Seilen über der Bühne aufgehängt. Hauptsache irgendwas bewegt sich immer. Die Bühne ist derart verbaut, dass die von Regietheater-Anhängern immer geforderte Personenregie nur sehr eingeschränkt möglich ist. Im Quartett des zweiten Aktes übergiesst Leonore Pizzaro mehrfach mit Lauge, anstelle eine Pistole herauszuziehen. Toll. Sehr orginell. Trotzdem hat Pizzaro danach nur einen Kopfverband. Natürlich darf es bei Bieito keine Dialoge geben, an deren stellen treten teiweise völlig sinnentleerte Sätze wie "Ich kann den Weg nicht finden".
Gesungen wurde dagegen auf durchweg hohem Niveau, voran Anja Kampe, deren Leonore mir sehr gut gefallen und die mit dem wie (fast) immer grossartigen Jonas Kaufmann harmonierte. Auch Franz Josef Selig und Wolfgang Koch machten ihre Sache als Rocco und Pizzaro ordentlich. Laura Tatulescu musste ihre Arie mit Kopf nach unten beginnen, schlug sich aber gut. Daniele Gattis Dirigat war nicht mein Geschmack, die heftigen Buhs nach der Pause waren aber unverdient. Am Ende Jubel für die Sänger, gemischte Reaktionen für Bieito &Co. Der einzige wirklich gelungene Moment war, als das Streichquartett vor dem 2. Finale in Käfigen von oben herunter schwebten.
Gleich nach der Aufführung wandte sich der Bachler dem Champus zu, der hinter ihm in der Loge bereits vorbereitet war. Wohl bekommts!