Giovanni Guareschi (1908 - 1968)

  • Heute vor 105 Jahren geboren:

    Giovannino Oliviero Giuseppe Guareschi (* 1. Mai 1908 in Fontanelle di Roccabianca, Italien; † 22. Juli 1968 in Cervia) war ein italienischer Journalist, Karikaturist und Schriftsteller, der auch als Werbezeichner, Lehrer und Pförtner arbeitete. Bekannt wurde er vor allem durch seine Geschichten über Don Camillo und Peppone.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Allerdings für mich einer der seltenen Fälle, wo Verfilmungen besser sind als die Romanvorlage. Zwar sind die auch teilweise sehr schön zu lesen und mit einer großen Heimatliebe geschrieben. Allerdings taucht immer wieder auch eine mir suspekte politsiche Haltung auf. Wo in den Filmen oft doch eine Gleichheit der Linken und der Rechten dargestellt wird, sind es in den Büchern leider doch meist die rechten Ideen, die als die richtigen dargestellt werden.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Allerdings für mich einer der seltenen Fälle, wo Verfilmungen besser sind als die Romanvorlage. Zwar sind die auch teilweise sehr schön zu lesen und mit einer großen Heimatliebe geschrieben. Allerdings taucht immer wieder auch eine mir suspekte politsiche Haltung auf. Wo in den Filmen oft doch eine Gleichheit der Linken und der Rechten dargestellt wird, sind es in den Büchern leider doch meist die rechten Ideen, die als die richtigen dargestellt werden.


    Genau das, lieber Klaus, ist die Crux dieser ansonsten brillanten Romane. Der linke Bürgermeister ist eben immer der Trottel, hingegen sucht der schlitzohrige Pfaffe mit verdrehten Augen vom ratgebenden Gekreuzigten am Kruzifix seine weitere Vorgehensweise zu erhalten.


    Ein bezeichnender Topos aus den Zeiten des kalten Krieges.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Der Zeit angemessen hat Don Camillo auch in den Filmen seine intellektuelle Dominanz, von Gleichheit der beiden keine Rede. Die Filme leben vor allem von den beiden Hauptakteuren Fernandel und Gino Cervi. Ich habe aber auch durchaus den Eindruck, dass in Italien die Uhren etwas anders ticken, was links und rechts betrifft. Die sehen das längst nicht so ideologisch-verbissen wie etwa die depperten Deutschen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Die sehen das längst nicht so ideologisch-verbissen wie etwa die depperten Deutschen.


    Das Wort zum Sonntag schon am Donnerstag!


    Um Himmels Willen, was würde wohl Bürgermeister Wöller dazu sagen?
    Aber es stimmt schon. Der italienische Pragmatismus entschärft die fragwürdige Ideologie, wenn sie überhaupt beabsichtigt war.


    Liebe Grüße vom depperten Hami.

  • Das Wort zum Sonntag schon am Donnerstag!


    Um Himmels Willen, was würde wohl Bürgermeister Wöller dazu sagen?
    Aber es stimmt schon. Der italienische Pragmatismus entschärft die fragwürdige Ideologie, wenn sie überhaupt beabsichtigt war.


    Liebe Grüße vom depperten Hami.


    Wenn solche Aussagen jetzt schon zum "Wort zum Sonntag hochstilisiert werden, dann wundert es mich gar nicht, wenn der EKD die Schäfchen scharenweise weglaufen. ;)
    Aber im Ernst: Guareschi hat mit Don Camillo und Peppone eine interessante und teilweise gar nicht so lustige Gesellschaftsstudie des Nachkriegsitaliens geschaffen. Es gab dort nämlich sehr wohl extremistische Kräfte, die das Land in eine zweite Diktatur, diesmal kommunistischer Couleur, führen wollten. Dass dies glücklicherweise nicht so gekommen ist, verdankt man gemäßigteren und vor allem informierteren Kreisen sowie der Tatsache, dass nach Stalins Tod und der folgenden "Entstalinisierung" auch viele politische Romantiker auf den Boden der Tatsachen zurückkamen. Don Camillo wird in seiner Selbstgerechtigkeit in vielen Geschichten des Buches ebenso aufs Korn genommen wie der verbohrte Peppone, und "Il Signore" am Kruzifix nimmt den Menschen - nicht den "Politiker" - Peppone nicht nur einmal vor seinem übereifrigen "Bodenpersonal" in Schutz.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Ich habe das nie so verbiestert, schon gar nicht "deppert" gesehen. Die Filme waren, wie Thomas richtig schrieb, auf die beiden Protagonisten Fernandel und Cervi zugeschnitten. Ich habe auch nie die Original-Bücher gelesen, kenne den Stoff also wirklich nur aus den Filme, und wir haben früher immer wieder laut gelacht, und wir, meine Freunde aus alten Zeiten, lachen alle noch heute von Herzen darüber. Die Filme waren Unterhaltungsstoff, und zwar guter. Das mag bei den Büchern anders gedacht worden sein, aber wie ich schon Eingangs schrieb...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Freut mich ja, dass Strano und ich mal einer Meinung sind. Und tatsächlich: in den Filmen wird ja auch Don Camillo vom Herrn am Kreuze immer wieder gedeckelt. Liest man aber die Bücher, dann sieht man als Verursacher der Besonderheiten im Dorfe von Camillo und Peppone die Hitze der Po-Ebene, ein Hinweis Guareschis, der sich wie ein roter Faden durch die Bücher zieht. Der Gegensatz links oder rechts mag vielleicht ein Aufhänger für die Geschichten sein, aber eben nur ein Aufhänger. Es sind vor allem Abgrenzungsgeschichten. Abgrenzung gegen das städtische Leben. Und unser heutigen Politiker könnten sich von Don Camillo und Peppone mal eine Scheibe abschneiden. In einem der Filme werden nämlich Bauern bestreikt, es sind keine Knechte zum Melken der Kühe da. Von Peppone geht die Aktion zwar aus, aber Don Camillo überzeugt ihn, dass man den Tieren gegen den Willen der Partei helfen müsse. Und so sitzen sie dann nächtens abgeschieden in den Ställen und melken gemeinsam Kühe.


    Und man merk es ja über die Filme (und Bücher) hinweg: die urbanen Kräfte dringen von außen irgendwie in das wundervolle Bresciello nicht ein. Weder von Seiten der Kirche, noch von Seiten der kommunistischen Partei. Strano hat völlig recht, wenn sie die Geschichten als Studie des Nachkriegsitalien bezeichnet. Sie haben allerdings keinen ideologischen Duktus, sondern beschreiben vor allem das Alltägliche in einem Dorf (komisch, dass ein gewisser Uderzo mit seinem Freund Goscinny eine ähnliche Idee eine abgeschiedene Dorfes zu ungefähr der selben Zeit entwickelte, auch wenn er diese gallische Geschichte in die Zeit um 50 vor Christus verlegte).


    Jedenfalls fällt es mir schwer, die Geschichten von Don Camillo und Peppone ideologisch zu sehen. Sie sind, was sie sind: sympathische Zustandsbeschreibungen eines Dorfes in der Po-Ebene aus den mittleren 50er Jahren. Und genau dafür liebe ich die Filme und Bücher zu diesem Gespann.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Und so sitzen sie dann nächtens abgeschieden in den Ställen und melken gemeinsam Kühe.


    Ein Sieg des Pragmatismus über die Ideologie, aber auch eine Erinnerung daran, wie leicht ein System ein Eigenleben entwickelt und selbst einflussreiche Kräfte nicht mehr korrigierend eingreifen können.


  • Einer Meinung? Gemach, gemach! Ich kann gut damit leben, anderer Meinung zu sein, und das bin ich insbesondere dann, wenn alle Deutschen im Bausch und Bogen als "deppert" bezeichnet werden. Italiener können übrigens sehr ideologisch und fanatisch sein, wenn sie wollen, und sie stehen darin den Deutschen in nichts nach. Einzig die Puste geht ihnen irgendwann früher aus.
    Guareschi hat übrigens zu seinem Buch gesagt, dass er als Konservativer darin auch ein Stück seiner eigenen Überzeugungen niedergeschrieben hat. Allerdings betrachtet er durch die feine Ironie, mit der er auch Camillo überzieht, beide "Lager" sozusagen aus der Vogelperspektive. Das macht für mich z.B. den besonderen Reiz der Geschichten aus.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • Und so sitzen sie dann nächtens abgeschieden in den Ställen und melken gemeinsam Kühe.


    Eine der starken Szenen in den Camillo-Filmen, den Ideologen wird durch die letztlich doch Vernünftigen Paroli geboten.

  • Eine kleine Nebenbemerkung im Verdi-Jahr:
    Giovanni Guareschi lebte von 1952-1968 in dem kleinen Dorf Roncole,
    in dem 1813 Giuseppe Verdi geboren wurde.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.