Künstler: Adrian Eröd, Albert Dohmen, Christina Landshamer, Andreas Bauer, Georg Zeppenfeld, Sächsischer Staatsopernchor Dresden, Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann
Label: CMajor, 2015
Um es gleich vorwegzunehmen: Thielemann ist weit entfernt von der romantisch-stürmisch-drängerisch-aufwühlenden Deutung eines Carlos Kleiber, aber ebenso von der herrlich romantischen Prägung durch Joseph Keilberth. Selbst die Interpretation durch Daniel Harding hat mehr zu bieten als jeder Duktus Thielemannscher Eindimensionalität.
Schon das Zusammenspiel von Dirigent und Orchester bei der Ouvertüre ist ein vorzügliches filmisches Dokument eines vorgeführten Missverständnisses: Thielemann lässt das Orchester wieder wenig Raum zum Atmen, die Ruhemomente als Stimmungsvorgaben Webers gehen völlig daneben. Man kann richtig spüren, wie einige Orchestermitglieder gegen die erdrückende Handhabe Thielemanns rebellierten. Und der ist am Ende der Ouvertüre völlig platt und entnervt. Thielemann-Claqueure können sich nicht entblöden, dies ganze noch zu beklatschen!
Bezeichnend wie er im 1. Akt (Terzett mit Chor) beim "Lasst lustig die Hörner erschallen!" die Hörner fast völlig unhörbar wegretuschiert. Die herrliche Szene der Agathe im 2. Akt wird durch Thielemann jeglicher Stimmungsschwankungen beraubt und durch eine balladenartige Verfremdung ersetzt. Meines Wissens gehört der große Akkord nach Schlag 1 der Uhr in der Wolfsschlucht und nicht davor! Der Entre'akt wird an anderer Stelle gespielt! Der herrliche Jägerchor wird von Thielemann durchgepeitscht nach dem Motto: Lasst ihn schnell hinter uns bringen...
Insgesamt kracht es im Orchestergraben, wilde Staksereien und Poltereien sind zu vernehmen - nur hat das mit der breit gefächerten Orchesterklangkultur in der Partitur eines Carl Maria von Weber nichts zu tun.
Fazit: Thielemann hat den Freischütz um seine romantischen Züge beraubt!
LT