Jägermeier-Empfehlungen

  • Hallo!
    Bei einer Notiz in einem anderen Thread wurde mir bewußt, daß mein Bestand an Aufnahmen mit Werken Otto Jägermeiers überaus dürftig ist. Und das, obwohl ich durch eine Cousine meiner Großtante mütterlicherseits ja durchaus Kontakte zum madegassischen Musikleben habe. Wer kann mir Einspielungen empfehlen?

  • Lieber Armin,


    meine Recherchen ergaben diese hervorragende Einspielung. Leider ist nicht ersichtlich, ob der Komponist tatsächlich OTTO mit Vornamen geheißen hat.




    :hahahaha:



    Maggie

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich
    Bei einer Notiz in einem anderen Thread wurde mir bewußt, daß mein Bestand an Aufnahmen mit Werken Otto Jägermeiers überaus dürftig ist. Und das, obwohl ich durch eine Cousine meiner Großtante mütterlicherseits ja durchaus Kontakte zum madegassischen Musikleben habe. Wer kann mir Einspielungen empfehlen?


    Nun, es soll ja einen - allerdings nur schwer erreichbaren - Mitschnitt einer Aufführung seiner einzigen Messe geben, die er 1904 in Madagaskar geschrieben hat. Soweit ich weiß, wurde die Aufführung gesungen und gespielt vom Orchestra & Chorus of the Age of Prosperity unter der Leitung von Mihai Blablanescu.


    Sollte ich an eines der seltenen Exemplare kommen, werde ich das Forum umgehend informieren ...


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von van Rossum
    Ich besitze allerdings wirklich eine Einspielung des Violinkonzertes von Otto Jägermeier mit den Nürnberger Symphonikern unter Klauspeter Seibel und Jenny Abel an der Violine.


    Das Concerto nostalgile (1919)?


    LG Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius
    Soweit ich weiß, wurde die Aufführung gesungen und gespielt vom Orchestra & Chorus of the Age of Prosperity unter der Leitung von Mihai Blablanescu.


    Meine Quellen nennen das Manchester Orchestra of Industrialism. Das bemerkenswerte Durchschnittsalter der Musiker: 12,5 Jahre... Man kann HIP auch wirklich übertreiben :no:

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Meine Quellen nennen das Manchester Orchestra of Industrialism.


    Da irrst Du leider. Dieses Orchester hatte lediglich ein Werk des Meisters im Repertoire, das Oratorium für Chor, Orchester und zwei Soloflati "Im Greise der Senilie" Op. pränat. 4.
    Den Chor gab damals Chester "Spoon" Mellish aus Croydon.


    Gruß,



    audiamus


    .

  • Zitat

    Original von audiamus


    Da irrst Du leider. Dieses Orchester hatte lediglich ein Werk des Meisters im Repertoire, das Oratorium für Chor, Orchester und zwei Soloflati "Im Greise der Senilie" Op. pränat. 4.
    Den Chor gab damals Chester "Spoon" Mellish aus Croydon.


    mea culpa... ich sehe gerade Du hast Recht. Da hätte ich aber selbst drauf kommen können. Was mich aber an den legendären Dirigenten Jack "the ripper" Dumarest erinnert, der das Manchester Orchestra mit der Peitsche anstelle eines Taktstocks durch die Partitur trieb... Aber das ist OT... Was heute ganz besonders selten vorkommt...

  • Zitat

    Original von Blackadder
    [ Was mich aber an den legendären Dirigenten Jack "the ripper" Dumarest erinnert, der das Manchester Orchestra mit der Peitsche anstelle eines Taktstocks durch die Partitur trieb...


    Der Name kommt mir so bekannt vor ; ist das nicht der Komponist der "Splatter Sonata"?

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich
    Der Name kommt mir so bekannt vor ; ist das nicht der Komponist der "Splatter Sonata"?


    exakt derjenige... weniger bekannt ist die Symphonische Dichtung "Suicide" für 24 Rasiermesser und eine Triangel. Uraufführung 1899. Es kam natürlich zum Eklat, als der Triangelist sein Instrument einpackte und alleine von der Bühne schlich, während das Publikum mit offenem Mund beinahe komplett in Ohnmacht fiel. Leider findet sich heute nur schwer ein Orchester, das bereit ist diese interessante Komposition aufzuführen...

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  • Zitat

    Original von Blackadder


    exakt derjenige... weniger bekannt ist die Symphonische Dichtung "Suicide" für 24 Rasiermesser und eine Triangel. Uraufführung 1899. Es kam natürlich zum Eklat, als der Triangelist sein Instrument einpackte und alleine von der Bühne schlich, während das Publikum mit offenem Mund beinahe komplett in Ohnmacht fiel. Leider findet sich heute nur schwer ein Orchester, das bereit ist diese interessante Komposition aufzuführen...


    Hieß der Triangelist zufällig Sweeney Todd?

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Leider findet sich heute nur schwer ein Orchester, das bereit ist diese interessante Komposition aufzuführen...


    ...was eigentlich höchst verwunderlich ist, da das Werk bereits bei jener denkwürdigen Uraufführung für erhebliches Auferstehen gesorgt hatte.

  • Zitat

    Original von pbrixius


    Das Concerto nostalgile (1919)?


    LG Peter


    Genaus dieses habe ich letztens auf 3Zack in einer Ballettfassung für fünf weinende Jungfrauen gesehen, getanzt von den legendären TwistedSisters, die zu Dritt auch noch die 2 fehlenden Jungfrauen und die Solovioline lautmalerisch darstellten und damit einen Achtungserfolg beim Festival-für-zu- recht-vergessene-Musik erzielten.


    Grüsse
    Achim :hello:

  • Zitat

    Original von Achim


    Genaus dieses habe ich letztens auf 3Zack in einer Ballettfassung für fünf weinende Jungfrauen gesehen, getanzt von den legendären TwistedSisters, die zu Dritt auch noch die 2 fehlenden Jungfrauen und die Solovioline lautmalerisch darstellten und damit einen Achtungserfolg beim Festival-für-zu- recht-vergessene-Musik erzielten.


    Grüsse
    Achim :hello:



    Ja, ja, immer diese Transkriptionen... und es ist wirklich das Concerto nostalgile.

  • Zitat

    Original von Achim


    Genaus dieses habe ich letztens auf 3Zack in einer Ballettfassung für fünf weinende Jungfrauen gesehen, getanzt von den legendären TwistedSisters, die zu Dritt auch noch die 2 fehlenden Jungfrauen und die Solovioline lautmalerisch darstellten und damit einen Achtungserfolg beim Festival-für-zu- recht-vergessene-Musik erzielten.


    Grüsse
    Achim :hello:


    Du vergisst dabei das zu Herzen gehende Duett "Es ist einem Ros(endorf) entsprungen" für Universalsopran und Meckertenor in freestyle-intonation, zu dem Jägermeier durch ein russisch-maltesisches Vokalensemble inspiriert worden ist und das den Höhepunkt des europäischen Liedgutes markiert. Sein Widersacher Edwin B. stürzte in eine Sinnkrise, verschrieb sich fortan der Orchestermusik und widmete sein weiteres Leben dem Kampf für richtige Intonation und gegen Strapse auf der Bühne!
    lg Severina :hello:

  • Vielleicht kann ich quasi als Landsmann von Otto Jägermeier mit ein paar biografischen Hinweisen hilfreich sein:


    Otto Jägermeier wurde 1814 als Sohn des Kantors Weert Jägermeier in Emden geboren und starb 1921 im hohen Alter von 107 Jahren auf der Nordseeinsel Madagaskar.


    Nach der musikalischen Grundausbildung durch seinen Vater studierte er in Leipzig, Paris, und St. Petersburg Klavier, Blockflöte und Basstuba.


    Er ist Komponist bedeutender Werke der Orchestermusik im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Da er ein extrem schüchterner Mann war, hat er nur wenige Werke unter eigenem Namen publiziert. Er war vor allem Ghostwriter. Sein Erstlingswerk, das er als Sextaner komponiert hat, wurde 1824 als die sogenannte „Neunte“ uraufgeführt.


    Für Johannes Brahms komponierte er ein Konzert für Schifferklavier und Orchester. Dieses etwa zehnminütige Werk aber war mit dem musikalischen Profil von Brahms schlecht vereinbar, sodass sie nicht öffentlich aufgeführt wurden.


    Jägermeier verstand sich als Weltbürger, daher wird sein musikalisches Erbe international gepflegt. So nahm er verschiedentlich an Butterfahrten in die Niederlande Teil und gewann bei einem Preisausschreiben u.a. einen zehntägigen Urlaub in der Schweiz, der musikalisch und literarisch äußerst fruchtbar war. Jägermeier war jedoch der Meinung, dass Gebirge ein sehr unökonomischer Umgang mit Fläche sind.


    Jägermeier ist auch verantwortlich für den fehlenden 4. Satz der neunten Symphonie von Bruckner. Er hat Bruckner entscheidende Impulse für dessen achte und neunte Symphonie gegeben. Durch eine Kreuzfahrt kam er nach Madagaskar, und er war nicht von dem Irrglauben abzubringen, dass es sich hier um die Nordseeinsel Spiekeroog handelte. Er nahm eine ehrenamtliche Beauftragung als Kurdirektor an und setzte sich jahrelang mit der Reederei darüber auseinander, dass die Überfahrtszeit von Neuharlingersiel aus zu seiner Insel so lange dauerte. Eine tragische Figur.


    In seiner knapp bemessenen Freizeit assistierte er Becquerel bei der Entdeckung der Radioaktivität, so dass für das Finale der Neunten einfach keine Zeit war. Deshalb überließ das Fehlen dieses Schlusssatzes seiner Nachwelt ein reiches Betätigungsfeld …

    Zitat

    Original von van Rossum
    Ich besitze allerdings wirklich eine Einspielung des Violinkonzertes von Otto Jägermeier mit den Nürnberger Symphonikern unter Klauspeter Seibel und Jenny Abel an der Violine.


    In seine Zeit fällt auch die Komposition des von Rossum angesprochenen Violinkonzert, das aus zwei Sätzen besteht: dem ersten und dem zweiten.


    Als Gegenstück hat Jägermeier 16 Streichquartette komponiert, die heute bei einem Konzert in der Regel ohne Pause nacheinander musiziert werden, da sie insgesamt nur eine Spielzeit von 73 Sekunden aufweisen.


    Berühmt geworden ist sein Klaviere-Konzert, zu dem er von Mozarts Konzert für drei Klaviere und Bachs Konzert für vier Cembali inspiriert wurde. Seine Grundidee war, dass die Anzahl der Klaviere die der übrigen Orchesterinstrumente übertreffen sollte. Das war schon ein gewisses räumliches Problem. Bei der Uraufführung dirigierte übrigens Max Bruch, der sich in diesem Zusammenhang zu der bekannten Äußerung über den Berg brennender Klavier hinreißen ließ …


    Jägermeiers Konzert für Schifferklavier und Orchester wird zurzeit in einer Version für Hammond-Orgel von Ton Koopman eingespielt.


    Vielleicht stehen wir heute erst am Anfang der Entdeckung eines der größten musikalischen Genies Nordeuropas. Wer weiß …?


    Ich weiß es. :yes: Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Lieber Andrew,
    du weisst Daß ich Dich sehr schätze - aber dein Artikel strotzt voller (absichtlicher??) Fehler - er ist eine grobe Geschichtsverfremdung und stellt den großen Mann als lächerliche Figur dar: Nicht mal die Geburtsdaten stimmen - vom Rest will ich schweigen.


    Da die Seite der Otto-Jägermeier-Society leider arg verstümmelt ist - vermutlich ist ihnen das Geld ausgegangen -



    bietet sich nun folgende Seite an.
    Ich verlinke ungern zu anderen Klassikseiten - das ist bekannt - aber im Falle Otto Jägermeiers wird man sellten solch profunde Kenner traffen wie Berthold Hummel. Hier werden offen Fragen korrekt behandelt und wenn man die Seite verlässt, dann ist man über otto Jägermeier bestens informiert. Wohltuend sachlich der Stil - erfreulich umfangreich die Information.


    Auch der Eintrag aus dem Riemann Musiklexikon stellt jenes Vertrauen in Kompetenz und Seriosität wieder her, welches in der Musikwissenschaft heute in Frage gestellt scheint
    1870-1933 - das sind die wahren Lebensdaten des Komponisten - so steht es in der gesamten einschlägigein Literatur....!!!



    http://www.bertoldhummel.de/pd…en/hummel_jaegermeier.pdf


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ich muss natürlich Abbitte tun. Verzeih, lieber Alfred, dass mir ein so grober Fehler unterlief. Es geschah wohl in lokalpatriotischem Übereifer.


    Es lag meinerseits eine Verwechslung mit einem vor längerer Zeit von dir erwähnten großen norddeutschen Künstler vor:


    hilfe: wie "channelt" man mit verstorbenen komponisten? (blackadder !!!)


    Ich hoffe, ich habe die Seriösität unseres Forum gerade noch retten können.


    Freundliche Grüße vom zerknirschten Andrew ;(

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Als Klaviermusik-Freund sind mir natürlich besonders Jägermeiers Werke für Klavier ein Anliegen! Dabei sind es besonders ewei Interpreten, die sich besonderes um diesen vernachlässigten Komponisten verdient gemacht haben. Den immens schweren Zyklus "Huize Prétudes" übte- meines Wissens- der legendaäre Pianist Rolf Dach mehrfach ein. Näheres findet sich vielleicht auf dieser Seite:


    Rolf Dach



    Außerdem gibt es natürlich noch die Großtat, der weitbekannten Pianistin Joyce Hatto, welche die äußerst schwierigen 666 Klaviersonten in einer 97 CD.Box einspielte. Es wird berichtet, dass die Pianistin, nicht länger als EINE WOCHE dafür im Studio war!!!
    Wenn man sich das atmeberaubende Tempo anhört, welches sie in fast allen Sonaten angeht eigentlich kein Wunder. Auch am Scheidetisch haben Tonmeister und Produzent ware Wunder vollbracht!

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)