Alfredo Casella

  • Alfredo Casella


    (* 25. Juli 1883 in Turin; † 5. März 1947 in Rom)



    Alfredo Casella war ein italienischer Komponist, Pianist, Dirigent, Musikschriftsteller und Musikkritiker. Er gilt in seiner Heimat als einer der populärsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, da es ihm gelang, einen typisch italienischen Nationalstil auch in die Neue Musik einfließen zu lassen. Daneben war er ein angesehener Pädagoge und Herausgeber.


    Alfredo Casella wurde in eine Musikerfamilie geboren, deren Tradition bis in die Zeit Dantes zurückreicht. Sein Großvater, sein Vater sowie zwei seiner Onkel waren Cellisten, seine Mutter Pianistin. Von ihr erhielt er seinen ersten Klavierunterricht.


    1896 begann er ein Studium am Pariser Konservatorium in den Fächern Klavier bei Louis Diémer und Komposition bei Gabriel Fauré. Unter seinen Studienfreunden waren Maurice Ravel und George Enescu. Während der Studienzeit schloss er Bekanntschaften mit Claude Debussy und den Kollegen seiner Komponistengeneration wie Manuel de Falla und Igor Strawinsky, aber auch mit den damals schon berühmten Komponisten Ferruccio Busoni, Gustav Mahler und Richard Strauss.


    Nach seinen Studien unterrichtete Casella am Pariser Conservatoire Klavier und wurde dort Assistent des Pianisten Alfred Cortot. Als junger Dirigent setzte er sich als einer der ersten in Frankreich für das Werk Gustav Mahlers ein.


    Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte er in seine Heimat zurück und wurde 1915–23 Lehrer am Liceo Musicale di Santa Cecilia in Rom, nach 1933 auch an der Academia des römischen Instituts. Neben Tätigkeiten als Konzertdirigent und Musikkritiker war Casella vor allem einer der führenden italienischen Pianisten seiner Zeit. Mit dem Cellisten Arturo Bonucci und dem Violinisten Alberto Poltronieri gründete er 1930 das Trio Italiano, das in ganz Europa und in den USA gefeiert wurde. Viele Kammermusik- und Klavierwerke dieser Zeit entstanden für den eigenen Konzertgebrauch.


    Die Stadt Neapel stiftete ihm zu Ehren einen "Preis der Stadt Neapel", der im Rahmen eines "Internationalen Casella-Wettbewerbes" vergeben wird.


    Obwohl er zunächst vielen Einflüssen auf seine musikalische Sprache nachgab – in der Jugend Richard Wagner, dann seinem Lehrer Fauré, Mahler und Strauss, schließlich Strawinsky – knüpfte Casella an die italienischen Vorbilder des 17. und 18. Jahrhunderts an und schrieb vor allem neoklassizistische Kompositionen, teilweise in der Technik der Zwölftonmusik. Dabei zielte er auf eine Verbindung von nationalen Stilelementen der Vergangenheit mit europäischen der Gegenwart. In seiner Reifezeit fand er seinen persönlichen Stil, eine Verbindung von tänzerischer, motorischer Rhythmik und einer Melodik, die von der süditalienischen Volksmusik inspiriert ist. Seine Musik klingt farbig und ausgewogen, er galt als herausragender Orchestrator. In der polyphonen und durchsichtigen Satztechnik etwa an Paul Hindemith erinnernd, sind seine Kompositionen oft polytonal.


    Mit den anderen Komponisten der generazione dell’ottanta – die um 1880 geborenen Franco Alfano, Gian Francesco Malipiero, Ildebrando Pizzetti und Ottorino Respighi, die der musikalischen Generation nach Giacomo Puccini und dem Verismus angehörten – beschränkte sich Alfredo Casella nicht auf Instrumentalwerke, sondern setzte ebenso die italienische Operntradition fort.


    Die Wiederentdeckung von Antonio Vivaldis Musik im 20. Jahrhundert geschah zum großen Teil dank Casellas Einsatz. 1939 veranstaltete er zusammen mit dem Dichter Ezra Pound in Siena eine Vivaldi-Festwoche. Seitdem ist Vivaldi wieder zu einer festen Größe im Repertoire der Barockmusik geworden und erfreut sich in der historischen Aufführungspraxis großer Beliebtheit.


    1947 gründete Casella das Istituto Italiano Antonio Vivaldi, dessen künstlerischer Leiter Malipiero wurde. Einer der Schwerpunkte dieses Instituts ist die wissenschaftliche Neuedition der Werke Vivaldis.


    Als Herausgeber und Kommentator betreute Casella auch Werke von Domenico Scarlatti und Muzio Clementi, Mozart und Beethoven. Dazu führte seine Beschäftigung mit der Musik anderer Komponisten immer wieder zu Bearbeitungen fremder Werke, so etwa zu Orchesterfassungen von Johann Sebastian Bachs Chaconne in d-Moll für Violine solo, Balakirews Klavierfantasie Islamey oder Märschen von Franz Schubert.

    (Quelle: Wikipedia)


    Werke:


    Orchesterwerke
    Symphonie Nr. 1 h-Moll op. 5 (1905/6)
    Italia, Orchesterrhapsodie op. 11 (1909)
    Symphonie Nr. 2 c-Moll op. 12 (1908/9)
    Suite C-Dur op. 13 (1909/10)
    Ballettsuite aus Das venezianische Kloster op. 19 (1912/3)
    Pagine di Guerra op. 23bis (1918 )
    Pupazzetti op. 27bis (1920)
    Elegia eroica „Dem unbekannten Soldaten“ op. 29 (1916)
    Konzert für Streicher op. 40bis (1923/4)
    Sinfonische Suite aus Der Krug op. 41bis (1924)
    Serenade für kleines Orchester op. 46bis (1930)
    Marcia Rustica op. 49 (1929)
    Frau Schlange, Symphonische Fragmente I/II op. 50bis und op. 50ter (1928–31)
    Introduzione, Aria e Toccata für Orchester op. 55 (1933)
    Introduzione, Corale e Marcia op. 57 (1931–35)
    Konzert für Orchester op. 61 (1937)
    Symphonie Nr. 3 op. 63 (1939/40)
    Divertimento per Fulvia op. 64 (1940)
    Paganiniana, Divertimento für Orchester op. 65 (1942)



    Konzertante Werke
    A notte alta für Klavier und Orchester op. 30bis (1921)
    Partita für Klavier und Orchester op. 42 (1924/5)
    Concerto romano für Orgel, Blechbläser, Pauken und Streicher op. 43(1926)
    Scarlattiana für Klavier und kleines Orchester op. 44 (1926)
    Violinkonzert op. 48 (1928 )
    Notturno e Tarantella für Violoncello und Orchester op. 54 (1934)
    Tripelkonzert op. 56 (1933)
    Violoncellokonzert op. 58 (1934/5)
    Konzert für Klavier, Streicher, Pauken und Schlagzeug op. 69 (1943)


    Kammermusik
    Barcarole und Scherzo für Flöte und Klavier op. 4 (1903)
    Violoncellosonate Nr. 1 op. 8 (1906)
    Sicilienne et Burlesque für Flöte und Klavier op. 23 (1914)
    Pagine di Guerra für Klavier zu vier Händen op. 25 (1915)
    Pupazzetti für Klavier zu vier Händen op. 27 (1915)
    Fünf Stücke für Streichquartett op. 34 (1920)
    Konzert für Streichquartett op. 40 (1923/4)
    Violoncellosonate Nr. 2 op. 45 (1926)
    Menuett aus Scarlattiana für Violone und Klavier (1926)
    Serenade für fünf Instrumente op. 46 (1927)
    Cavatine und Gavotte aus Serenata Italiana für Violine und Klavier (1927)
    Prelude und Danza siciliana aus Der Krug für Violine und Klavier (1928 )
    Sinfonia für Klavier, Violoncello, Klarinette und Trompete op. 53 (1932)
    Notturno für Violoncello und Klavier (1934)
    Tarantella für Violoncello und Klavier (1934)
    Sonata a tre für Klaviertrio op. 62 (1938 )
    Harfensonate op. 68 (1943)


    Klavierwerke
    Pavane op. 1 (1902)
    Variations sur une Chaconne op. 3 (1903)
    Toccata op. 6 (1904)
    Sarabande op. 10 (1908 )
    Notturnino (1909)
    Berceuse triste op. 14 (1909)
    Barcarola op. 15 (1910)
    À la Manière de... Teil 1 op. 17 (1911)
    À la Manière de... Teil 2 op. 17bis (1914)
    Neun Stücke op. 24 (1914)
    Sonatina op. 28 (1916)
    A notte alta op. 30 (1917)
    Deux Contrastes op. 31 (1916–18 )
    Inezie op. 32 (1918 )
    Cocktail Dance (1918 )
    Elf Kinderstücke op. 35 (1920)
    Zwei italienische Volkslieder op. 47 (1928 )
    Zwei Ricercare über den Namen B-A-C-H op. 52 (1932)
    Sinfonia, Arioso e Toccata op. 59 (1936)
    Ricercare über den Namen Guido M. Gatti (1942)
    Studien über große Terzen (1942)
    Sechs Studien op. 70 (1942–44)


    Vokalwerke
    Nuageries (1903), Text: Jean Richepin
    Fünf Lieder op. 2 (1902)
    La Cloche Felée op. 7 (1904), Text: Charles Baudelaire
    Trois Lyriques op. 9 (1905), Texte: Albert Samain, Charles Baudelaire, Paul Verlaine
    Sonnett op. 16 (1910), Text: Pierre de Ronsard
    Fünf symphonische Fragmente für Sopran und Orchester aus Das venezianische Kloster op. 19 (1912–14)
    Notte di Maggio für Gesang und Orchester op. 20 (1913)
    Due Canti op. 21 (1913)
    Deux chansons anciennes op. 22 (1912)
    L’Adieu à la vie, vier Trauergesänge op. 26 (1915) für Gesang und Klavier, Text: Rabindranath Tagore, französisch von André Gide
    L’Adieu à la vie für Sopran und Kammerorchester op. 26bis (1915–26)
    Tre canzoni trecentesche op. 36 (1923), Text: Cino da Pistoia
    La sera fiesolana für Gesang und Klavier op. 37 (1923), Text: Gabriele D'Annunzio
    Quattro favole romanesche op. 38 (1923), Text: Trilusso
    Due liriche für Gesang und Klavier op. 39 (1923)
    Tre vocalizzi für Gesang und Klavier (1929)
    Tre canti sacri für Bariton und Orgel op. 66 (1943)
    Tre canti sacri für Bariton und kleines Orchester op. 66bis (1943)
    Missa Solemnis Pro Pace für Soli, Chor und Orchester op. 71 (1944)


    Bühnenwerke
    Ballette
    Das venezianische Kloster (Il convento veneziano) op. 18 (1912/3) nach Jean-Loius Vaudoyer
    Der große Krug (La Giara) op. 41 (1924) nach Luigi Pirandello
    Das gestohlene Bilderbuch (La camera dei disegni) op. 64 (1940)
    La rosa del sogno op. 67 (1943)


    Opern
    Frau Schlange (La donna serpente) op. 50 (1928–31), Libretto nach Carlo Gozzi
    La Favola d’Orfeo, Kammeroper op. 51 (1932) nach Angelo Poliziano
    Il deserto tentato, Mysterienspiel in einem Akt op. 60 (1937)



    Welche Werke kennt ihr und welche Erfahrungen habt ihr mit diesem Komponisten gemacht?

  • Ich habe den Komponisten vor einigen Jahren kennen gelernt, als sein Violinkonzert hier in Weimar aufgeführt wurde. Aus diesem Grund möchte ich auch hier mit dem Violinkonzert beginnen:


    Alfredo Casella


    Violinkonzert a-moll op. 48


    I. Primo tempo
    II. Adagio
    III. Rondo. Allegro molto vivace e scherzoso


    In mehreren seiner Solokonzerte orientierte sich Casella an Bachs Vivaldi-Adaptionen. Das Violinkonzert lehnt sich bis hin zu rhythmischen Mustern und Sequenz-Melodik an Vivaldi an.


    Das dreisätzige Konzert mit althergebrachter Satzfolge schnell-lamgsam-schnell gründet weitgehend auf a-moll, gibt ausgeprägten Solokadenzen Raum und pflegt traditionell den Dialog zwischen Solist und Orchester. Auf einige Besonderheiten sei hingewiesen:


    Primo tempo ist der erste Satz überschrieben, was eigentlich nichts aussagt. Folglich präzisiert Casella sofort: Mosso. Wenige Takte später fordert er Grave, quasi funébre. Unvermittelt springt das Tempo zu Allegro molto vivace, um gleich darauf in einen ständigen Wechsel zwischen Tranquillamente und Animando zu verfallen. Agitato, Allargando, Moderato kommen im ersten Satz noch vor. Das Prinzip ist klar. Der Stil ist rhapsodisch frei. Episode reiht sich an Episode. Über allem herrscht eine südliche Stimmung. Die Violine schwebt in höchsten Höhen, klagend mischt das Englischhorn eine Kantilene ein. Nicht wirklich traurig bricht ein kurzer trauermarsch dazwischen, der später als Geschwindmarsch wieder erscheint. Spielerisch wandelt Casella ganz unversehens Idyllisches zu Burlesk-Satirischem und umgekehrt. Eine pastorale Grundstimmung über wiegenden Rhythmen gibt dem Siciliano des zweiten Satzes sein Gepräge. Das Finale gewinnt Witz und Charme aus rhythmischen und instrumentalen Verwandlungen eines einzigen Motives. Lapidarer könnte man den Begriff Rondo nicht fassen. Die Solovioline bleibt stets virtuos dominierend, locker sich ins Geschehen einfügend, ohne vordergründig zu sein.


    Auf CD ist das Werk in folgender Einspielung zu haben (+Tripelkonzert op. 56 für Klaviertrio & Orchester):


  • Lieber Andythr,


    schön das Du uns das beachtliche Œuvre des italienischen Komponisten Casella hier vorstellst.
    Wirklich geläufig sind mir nur einige Kammermusikwerke. Eine Aufnahme der Sonaten für Violoncello und Klavier kann ich mit dem Duo Pepicelli empfehlen:


    Sonate für Violoncello und Klavier op. 8 (1906)


    Sonate für Violoncello und Klavier op. 45 (1926)


    Notturno für Violoncello und Klavier (1934)


    Tarantella für Violoncello und Klavier (1934)


    Duo Pepicelli


    Dynamic



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Danke an Andythr für den kenntnisreichen Beitrag.


    Ich höre Casella sehr gerne, kenne sein Violinkonzert, Paganiniana und Scarlattiana, das Konzert op. 69 und das Tripelkonzert und manch anderes. Es überwiegen jedoch Rundfunkmitschnitte, die ich teilweise schon vor Jahrzehnten gemacht habe.


    Ich liebe die klassizistische Italianita, die eigenwillige Motorik, die raffiniert-banale bis ostinate diatonische Harmonik und Melodik.


    Die wichtigste meiner wenigen CDs wäre die folgende:



    Folgende drei Werke würden mich jedoch unbedingt auf CD interessieren, da sie mir ganz besonders gefallen und die Mitschnitte nicht so toll sind:


    - das festliche, pompöse "Concerto Romano" für Orgel und Orchester
    - die motorisch spritzige Serenade für kleines Orchester von 1930
    - die ausgesprochen witzige, vielleicht etwas banale, aber von Ohrwurmqualitäten geprägte Partita für Klavier und Orchester - hier ist, was ich besitze, eher jämmerlich anzuhören!


    Hat jemand Kenntnisse?


    :] Herzliche Grüße, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Wolfgang,


    leider kenne ich die von dir genannten Werke auch noch nicht. Aber ich habe mal etwas gestöbert und von allen Werken Aufnahmen gefunden, die jedoch zum Teil nur noch gebraucht zu erhalten sind:


    das Concerto Romano f. Orgel & Orchester ist in dieser Aufnahme im Handel erhältlich:



    Partita und Serenade sind auf dieser Aufnahme zusammen enthalten:



    die Serenade ist ebenfalls auf dieser Aufnahme:


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  • Die Serenade (Serenata) für kleines Orchester von 1930 habe ich auf Kassette wiedergefunden und mir außerdem eine CD zugelegt.



    In beiden Fällen handelt es sich um die Bearbeitung des Komponisten (als op. 46b) einer noch kleineren Originalfassung mit - soweit ich mich recht erinnere - fünf Streichern, Klavier und Trompete, die mir einst zugänglich war, jetzt aber nicht mehr ist und um deren Neuerwerb ich mich kümmern sollte.


    Mein Faible für die Atmosphäre dieser kleinen Suite hat sich sofort wieder eingestellt; als nicht uninteressant erwies sich dann der Vergleich, bei dem der alte Rundfunkmitschnitt mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Rudolf Kempe aber trotz etwas schwächerer Klangqualität den Sieg davontrug. Es handelt sich im letzteren Fall um einen Konzertmitschnitt, wohl aus den Sechzigern. Die CD mit dem Orchester der Italienischen Schweiz unter Christian Benda (Naxos, 1995, Lugano) ist klanglich ordentlich, wohl nicht überragend. Dauer: bei Benda 22:24 min.


    1. Satz:
    Marcia: Allegro vivace e ritmico - Ein pochender Marsch mit einem typisch simpel-verführerischen Casella-Thema, das Benda etwas zurückhaltender nimmt als Kempe, wodurch Letzterer ungezwungener wirkt, Benda nobler.


    2. Satz:
    Notturno: Lento, grave - Obwohl auch Benda sich um eine gewisse Abgründigkeit und Doppelbödigkeit bei diesem zwischen Bedrohung und Friedfertigkeit changierenden Nachtstück bemüht, zu dem man die heimelige Unheimlichkeit einer (fast) verlassenen nächtlichen Piazza assoziieren könnte, gelingen Kempe hier rauere folkloristische Farben in den Bläsern und er kreiert mehr Assoziationspotential im Hinblick auf eine latente Gefährdung der Idylle.


    3. Satz:
    Gavotta: Vivacissimo e spiritoso - Man beachte die Tempovorschrift, die Kempe beherzt und griffig angeht, während mich das arg behäbige Zeitmaß bei Benda einigermaßen befremdet hat!


    4. Satz.
    Cavatina: Adagio molto e sentimentale ma senza parodia - wahrlich eine sprechende Bezeichnung! Beide Interpretationen bin ich - wie auch im Finale - gerne bereit zu akezptieren. Wieder ist Benda nobler, Kempe ruft eine wahrhafte Gassenlarmoyanz beim Hörer wach.


    5. Satz:
    Finale: Vivacissimo, alla Napoletana - Dieser Satz schließt schwungvoll tänzerisch und in der klassizistischen Attitüde, die alle ungeraden Sätze kennzeichnet, das reizvolle Werk ab. Nimmt man die Tempobezeichnung wörtlich, müsste man den Satz m.E. rascher als in meinen beiden Einspielungen angehen, was ich aber nicht für nötig halte.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Vor etlichen Jahren habe ich für die effektvoll diatonische, neoklassizistisch gewandete, kraftvoll rhythmisierte, freilich auch mild parodistische und im Ganzen von Trivialität nicht ganz freie "Partita" von Alfredo Casella eine vorübergehende Begeisterung entwickelt. Dann war der Mitschnitt von der Bandmaschine nicht mehr verwendbar, kaum ein späterer Kassettenmitschnitt.


    Jetzt habe ich mir obige CD, die ORF-Aufnahme, die anythr vor knapp einem Jahr benannt hat, zugelegt und das Werk endlich mal wieder hören können. Danke für den Tipp!


    Die alte Euphorie will sich zwar nicht mehr einstellen, aber auf eine gewisse Art attraktiv und vor allem unverwechselbar finde ich diese Musik voller "Italianitá" nach wie vor.


    Eine Orchesterfassung der "Serenade" ist außerdem enthalten. Ich würde sie der Version mit dem Schweizer Orchester (siehe meinen obigen Beitrag), die ich auf CD besitze, vorziehen, nicht jedoch dem Kassettenmitschnitt.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Alfredo Casella:
    Concerto Romano für Orgel und Orchester, 1926


    Die ideale instrumentale Osterfestmusik - nach vielen Jahren Hörpause dank dieses durchaus ansprechenden Neuerwerbs wieder für mich zugänglich und gestern gleich zweimal gehört.


    Das Orgelkonzert ist dreisätzig und dauert über eine halbe Stunde - eine effektvolle Mischung aus neobarockem Pomp vor allem in der Harmonik und der eingängig diatonischen, bisweilen spröden Linienführung des Italieners.


    Stärker als in manch anderem Konzert gibt es abrupte Brüche und Längen durch Repetitionen ähnlicher Phrasen vor allem gegen Ende des Finales. (Aber das gilt ja auch für Beethovens Fünfte ... ;))


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ganz neu bei cpo:




    Symphonie Nr. 3 op. 63 (1939/40)
    Italia, Orchesterrhapsodie op. 11 (1909)


    WDR SO Köln, Alun Francis


    Na, da bin ich mal gespannt!

  • Hallo,


    Alfredo Casella hat sich - was wohl viele nicht wissen - große Verdienste erworben um Muzio Clementi, denn er war der erste, der dessen Symphonien "entdeckte", revidierte und publizieren ließ. Wenn Casella also nicht gewesen wäre, hätten die wunderbaren Clementi-Symphonien wahrscheinlich noch viel länger nichts von der ihnen gebührenden Anerkennung erfahren.


    Zugeben muss ich allerdings: Als Komponist ist Casella mir nahezu vollkommen unbekannt...aber ich kann mir vorstellen, dass er mehr Beachtung verdient hätte, genauso wie seine Landsleute Saverio Mercadante, Ermanno Wolf-Ferrari oder auch Muzio Clementi.


    :hello:


    lg Helge

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  • Die zweite Sinfonie ist ein relativ frühes Werk und steht der Spätromantik näher als dem Neoklassizismus. Sie ist ausladend, umfangreich und voller Binnenspannung. Vielfältige Orchesterfarben, gerade auch im perkussiven Bereich, nimmt man hier wahr und einen ernsten Grundton - der Moll-Duktus herrscht vor.


    Die Aufnahmequalität ist erstklassig, die Interpretation schlüssig. Immerhin sind Landsleute des Komponisten am Werk, auch wenn sie bei uns wohl nicht so sehr bekannt sein dürften.


    Kennt jemand auch die dritte Sinfonie?


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo WolfgangZ,


    mit dieser Aufnahme der Sinfonie Nr.2 hast Du die Hammeraufnahme des Werkes, die der NAXOS-Aufnahme weit überlegen ist. Diese hatte ich zuerst erworben und im Casella Parallel-Thread auch vorgestellt.


    Ich hatte im Thread Potential zur Legende - Aufnahmen ab 2000 folgendes über die CD geschrieben:



    Die Sinfonie Nr.3 op.63 (1939/40) ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
    Von vorherein habe ich auf die schwache NAXOS_Aufnahme mit dem Orchestra Sinfonica di Roma verzichtet und mir die abgebildete cpo-CD zugelegt.
    Das Werk überzeugt nicht weniger als die Sinfonie Nr.2 (1908-10); nicht ganz so mahlerisch emotional, dafür bereits etwas moderner klingend und damit dem Neoklassizismus schon näher.
    Casella hat dem Werk zunächst die Bezeichnung Sinfonia per Orchestra gegeben - vermutlich weil die Form nicht streng sinfonisch ist. :yes: Warum sollte sich ein Komponist des 20.Jhd auch streng an diese Formen halten - jede Erweiterung dieser altbackenen Form gibt den Werken ohnehin einen interessanteren Touch !


    Trotzdem auch hier vier Sätze:


    1.Allegro mosso
    2.Andante molto moderato quasi Adagio
    3.Scherzo ... (mehrere Tempoangaben)
    4. Rondo Finale --- (ebenfalls eine ganzes Arsernal an Tempoangaben) = Gesamtspieldauer 45Minuten



    CPO, 2006, DDD


    :!: Eine TOP-Aufnahme des Kölner RSO (alter Name) mit Alun Francis, der wiedereinmal gekonnt mit einem Werk des 20.Jhd brilliert.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In diesen Thread passt ja gut die Erinnerung an den 132. Geburtstag von Alfredo Casella. Alle Wichtige über den italienischen Komponisten hat andythr im Eröffnungsbeitrag aufgezeichnet.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Letztes Jahr habe ich die Sinfonien und Cellosonaten Casellas kennengelernt. Es hat nicht sofort gefunkt – am ehesten noch bei der 1. Sinfonie Op. 5 – aber ich finde seine Musik ziemlich interessant.

    Bemerkenswert ist, dass Casella in Italien relativ bekannt zu sein scheint und relativ häufig aufgeführt wird. Man hält ihm halt zugute, dass er spätromantische bzw. Neue Musik im italienischen Stil geschaffen hat und damit, neben Busoni und vor allem Respighi, abseits der Oper italienische Musik von Rang geschaffen hat.


    Noch nicht vorgestellt wurde hier die 1. Sinfonie Op. 5, die ich besonders schätze. Das Lento grave – Allegro vivo beginnt mit einer vielversprechenden dunklen Melodie, die sich wunderbar entfaltet und mediterran anmutet. Wie daraus im Allegro-Teil ein mitreißender Strom wird, gefällt mir sehr. Zwischendurch fallen markante Stilmittel auf, wie die schnellen Blech-Fanfaren oder die Harfenstelle. Manches klingt in dieser 1905 entstandenen Sinfonie nach Mahler, aber die Klangmischung ist faszinierend. Das Adagio mit seinem durchgängigen hämmernden Pochen gibt sich pathetisch. Der Beginn der Klagemelodie lässt an Bruckner denken, allerdings erneut nur im Ansatz. Die Steigerungswellen sind einigermaßen beeindruckend und rufen die großen spätromantischen Klangwelten hervor. Es folgt ein Lento molto das nicht recht zum Scherzo taugt. Verhalten und ein wenig geheimnisvoll stockt es immer wieder und wird kaum zum eigenständigen Satz. Es erinnert mich teilweise an eine Filmmusik-Szene. Tatsächlich scheint es in dieser klassischen Per aspera ad astra Sinfonie das Finale vorzubereiten und einzuläuten. So erfolgt der Übergang zum Finale dann auch attaca. Mit mächtigem Paukenwirbel gibt sich der Satz von Beginn an als Apotheose und schnell entwickelt sich das bewegte Hauptthema zur feierlichen Hymne. Interessant, dass er dann gemäßigt schließt.

    Im Vergleich zu späteren Werken, wie z.B. der Elegia eroica Op. 29, erklingt hier in der 1. Sinfonie ein melodischer, spätromantischer Casella.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Alfredo Casellas Oper "La Donna Serpente" wird zwar sehr selten aufgeführt, ist aber 2014 unter Fabio Luisi und 2016 unter Gianandrea Noseda als Video aufgezeichnet worden.


    https://b23.tv/ZW18qSK


    Mitte Juni 2023 wird es in Tokyo zwei konzertante Aufführungen unter Noseda geben.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Alfredo Casellas Oper "La Donna Serpente" wird zwar sehr selten aufgeführt, ist aber 2014 unter Fabio Luisi und 2016 unter Gianandrea Noseda als Video aufgezeichnet worden.


    https://b23.tv/ZW18qSK


    Mitte Juni 2023 wird es in Tokyo zwei konzertante Aufführungen unter Noseda geben.

    Noseda scheint ohnehin - zumindest auf dem Plattenmarkt - DER Casella-Dirigent zu sein.

    Ich bin gespannt!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Man hält ihm halt zugute, dass er spätromantische bzw. Neue Musik im italienischen Stil geschaffen hat und damit, neben Busoni und vor allem Respighi, abseits der Oper italienische Musik von Rang geschaffen hat.

    Malipiero nicht zu vergessen.