Emma Carolyn Kirkby wurde am 26. Februar 1949 in Cambridge geboren. Sie studierte in Oxford Altphilologie. Dabei beteiligte sie sich am reichen musikalischen Leben in der Universitätstadt. Sie beschreibt ihre musikalischen Anfänge so:
„Ich habe in der einen oder anderen Form mein Leben lang gesungen. (…) Ich hatte das große Glück, Schulen zu besuchen, wo jeder zum Singen und Spielen ermutigt wurde; als Klavierspielerin war ich schrecklich, aber als Chor- und Madrigalsängerin war ich nicht schlecht. Die Musik von Byrd, Gibbons und den anderen zog mich mit ihrer intimen Perfektion, ihren wunderbar ausgewogenen und mit einander verwobenen Melodien sofort an.“
Emma Kirkby nahm Gesangsunterricht bei Jessica Cash. Sie hatte aber nicht vor, Profi-Sängerin zu werden, sondern wurde Lehrerin. In ihrer Freizeit sang sie in Ensembles und konzentrierte sich immer auf Alte Musik. Seit 1971 gehörte sie zum Taverner Choir, und seit 1973 ist sie Mitglied im Consort of Musicke. Dann begann ihre langjährige Zusammenarbeit mit der 1973 gegründeten Academy of Ancient Music und ihrem Leiter Christopher Hogwood.
Trotz ihrer musikalischen Karriere behielt sie immer die Verbindung zur Altphilologie und Altertumswissenschaft. Beide Wissenschaften haben die musikwissenschaftliche Arbeit stark mit geprägt. Für ihr fachliches Engagement wurde Emma Kirkby 2000 von der Classical Association mit der Ehrenpräsidentschaft für ein Jahr ausgezeichnet. Statt des üblichen wissenschaftlichen Fachvortrages gab sie gemeinsam mit Rooley ein Konzert mit Lautenliedern, der trotz des gewissen Traditionsbruches großen Beifall fand.
“Zwei Jahrzehnte hat Emma Kirkbys klare, behende Stimme den makellosen Klang der Alten Musik verkörpert”, heißt es im Toronto Globe and Mail.
Emma Kirkby kann wohl als Anti-Typus der Primadonna oder der Diva bezeichnet werden. Sie ist eine Künstlerin, die so wenig Aufheben um die eigene Person macht, dass es schwierig ist, biografische Informationen zu finden. Ich habe im Vergleich dazu einmal den Namen einer z.Zt. sehr bejubelten Sängerin eingegoogelt und bin überflutet worden mit Specials, Interviews, Fanpage usw. Das will auch nicht kritisieren.
Emma Kirkby wird als die Königin der Alten Musik bezeichnet. Dieser Titel wirkt angesichts der Bescheidenheit und Zurückhaltung dieser Künstlerin etwas vollmundig. Aber er drückt auch den Respekt und die Liebe vieler Menschen zu dieser sympathisch uneitlen Künstlerin aus.
Emma Kirkby hat viele CDs mit Musik des 16., 17. und 18. Jahrhunderts aufgenommen. Darunter sind Werke englischer Komponisten wie Byrd, Gibbons, Purcell, Arne und anderen. Sie hat CDs mit Arien und Kantaten Bachs aufgenommen und sich besonders dem Werk Händels gewidmet. Sie hat mit Roy Goodman, Christopher Hogwood und anderen Dirigenten, Orchestern und Solisten der historisch informierten Aufführungspraxis zusammen gearbeitet.
Emma Kirkby formuliert ihr Selbstverständnis als Künstlerin, und dies charakterisiert auch ihre Gesangskunst: „Diese Musik stellt hohe Anforderungen an einen Sänger: Die Stimme muss einfach und direkt eingesetzt werden, stets in guter Partnerschaft mit anderen Instrumenten, doch zugleich auch mit der besonderen Verantwortung für den Textausdruck, den Thomas Morley die ‚lebendige Seele’ der Musik genannt hat.“
Über die Bedeutung der Musik des 16.-18. Jahrhunderts für unsere moderne Zivilisation sagt sie: "Wir brauchen Musik ganz genau so sehr wie früher. Wir brauchen gerade heute eine Stimme der Balance, des Ausgleichs und der Ruhe inmitten dieses Babels aus Sound-Bytes! Musik heilt die Seele und ist eine Sprache, die von jedem Menschen jeden Tag verstanden wird. Dies kann die Musik jeder Epoche leisten, aber ich glaube, dass gerade die Alte Musik eine ganz spezielle Qualität an Nähe und Direktheit, dazu auch an Raffinesse und hohem Bestreben besitzt."
Es wäre schön, wenn Taminos und Paminas beschreiben könnten, welche Einspielungen mit Emma Kirkby sie besonders gern hören und bevorzugen. Vielleicht haben auch einige Konzerte mit ihr erlebt.
Über interessante Beiträge würde sicher nicht nur ich mich freuen, mit freundlichen Grüßen, Andrew