Falstaff : Roberto de Candia
Alice Ford : Katja Pieweck
Ford : Artur Rucinski
Nannetta : Katerina Tretyakova
Fenton : Dovlet Nurgeldiyev
Philharmoniker Hamburg und Chor der Staatsoper Hamburg unter der musikalischen Leitung von Carlo Montanaro;
Inszenierung und Bühnenbild Marco Arturo Marelli, Kostüme Dagmar Niefind-Marelli.
(49.Vorstellung seit der Premiere am 15.06.1997)
Wahrscheinlich läßt sich anhand von Aufführungsstatistiken belegen, das der Falstaff unter den populären Verdi-Opern die am wenigsten gespielte ist!? - Wenn es tatsächlich so ist, dürfte dies zum einen darin begründet sein, dass man zum Gelingen auf eine ausnehmend gute Ensemble-Leistung angewiesen ist und zum anderen, dass es sich (für den Ersthörer) um ein musikalisch erstaunlich komplexes und nachgerade un-verdisches Werk handelt. Es scheinen all die schönen und eingängigen Melodien und Arien, wie man sie aus dem Trovatore, dem Rigoletto, der Tarviata oder sogar dem Don carlos kennt, zu fehlen. Stattdessen finden sich in Giuseppe Verdis letzter, komischer Oper eher "sperrige" Dinge, wie ein Nonett oder eine (Schluss-)Fuge (in dessen musikalische "Falle" das Publikum auch prompt hineingetappt ist - doch dazu später).
Glücklicherweise war an diesem Abend vor allem an der Leistung des Ensembles kaum etwas auszusetzen. Der für den erkrankten Andrzej Dobber eingesprungene Roberto de Candia verlieh der Titelpartie sowohl in ihrer komischen, als auch in ihrer tragischen Glaubwürdigkeit. Bei den Damen stach besonders Katja Pieweck mit leicht gebremster Dramatik hervor. Und auch D.Nurgeldiyevs Fenton konnte mich einmal mehr überzeugen. Etwas hart in der Stimme Mrs.Quickly gesungen von Larissa Diadkova, dafür umso zarter K.Tretyakova als Nanetta.
Am Pult stand der Italiener Carlo Montanaro, welcher mich an der Staatsoper bereits mit einer Aida und einer Turandot erfreut hat. Für den Falstaff hätte ich mir allerdings manchmal (vor allem in 3ten Akt) etwas mehr "italienisches Feuer" gewünscht.
Die Inszenierung Marco Arturo Marellis könnte insbesondere einigen Wienern hier bekannt sein: ist sie doch identisch mit dem Falstaff an der Wiener Staatsoper(Premiere 2003). Marelli beschränkt sich auf eine einfach gehaltene, quadratische Holzbühne, welche sich je nach Szene anhebt, um den Blick auf "die Unterwelt", d.h. Falstaffs ureigenstes Refugium, das Gasthaus zum Hosenband freizugeben. Am Schluss fällt erwartungsgemäß der rote Vorhang und der Titelheld hebt sozusagen außerhalb des (Welt-)Theaters zum "Tutto nel mondo è burla" an.
Weniger erwartungsgemäß der verfrühte Schlussapplaus des anscheinend ob der "schweren Kost" erschlafften Abonnement-Publikums in der Generalpause vor Verdis/Falstaffs letztem "Tutti gabatti!". - Da fehlte wohl die Vorbereitung oder wenigstens der Ansatz eines musikalischen Verständnisses ...
Falstaff im TMOO mit weiteren Links u.a. zum Tamino-Opernführer