Wandel im Geschmack bei Gesangsstimmen/Opern

  • Hallo, :pfeif:


    es gibt für mich einen Wandel im Geschmack - ob ich das will oder nicht. Zum einen hat natürlich, wenn man so will, die gesangliche Umwelt für mich Einfluss. Zum anderen ist es aber auch so, dass ich mich auf einmal mehr dem zuwende, für das meine Singstimme geeignet ist. Das ist auch die Operette, meist die deutsche oder österreichische Operette und ich kann gar nicht dagegen an.


    Um auf die Singstimmen zu kommen: So nach und nach zählen für mich die schmalen, leichten, fast überirdisch schön klingenden Stimmen mehr als die vollen, sehr warmen (Obwohl Placido Domingos Stimme für mich noch immer schön und vor allem warm klingt.).


    Neulich hatte ich Gelegenheit, bei einem Lieder- und Arienkonzert von Gesangsstudentinnen einer Musikhochschule zuzuhören. Gleich die erste Stimme, ein schmaler Sopran mit fast sphärischem Klang hat mich sehr beeindruckt. Die nachfolgenden, technisch unglaublich gekonnt klingenden Lieder und die Stimmen dazu waren für mich irgendwie nicht so hochwertig - aber das ist wohl mein Zeitgeschmack.


    Schaden kann es bestimmt nichts, sich selbst von Zeit zu Zeit klarzumachen, das man sich vielleicht nicht so dem jeweiligen Modegeschmack angleichen darf. Aber wahrscheinlich ist davor niemand gefeit.


    Viele Grüße :hello:


    Belkanta

  • Für mich persönlich kann ich sagen, dass mir die sogenannten Mozartstimmen sehr gut gefallen, was aber auch daran liegen mag, dass ich seine Musik eben so liebe. Allgemein gefallen mir Stimmen am besten, die - egal ob groß, klein, leicht, schwer, lyrisch, dramatisch - diesen gewissen lyrischen Schmelz haben, also trotz eventueller dramatischer Veranlagung dennoch schlank geführt werden. Ansonsten ist es mir aber ziemlich egal, ob jemand Soubrette, lyrischer Sopran, jugendlich-dramatisch oder Wagneralt ist - ich definiere meine Präferenzen mehr oder weniger über das individuelle Timbre der Stimme, welches mich persönlich berühren muss.


    Liebe Grüße


    Vitellia

  • Sagitt meint.


    ich wundere mich über mich selbst. Alles ist im Wandel, aber mein musikalischer Geschmack hat ausgesprochen lange Halbwertzeiten. Sänger, die ich vor Jahrzehnten gut fand, finde ich heute noch immer gut; der umgekehrte Fall gilt auch, es sei denn,ich höre neue Aufnahmen. Ich war ja nie einer sonderlicher Wunderlich-Fan und habe daraus auch keinen Hehl gemacht, aber seine Privataufnahmen haben mir sehr berührt, weil denen alles Show-Hafte fehlt.
    Sonst seit Jahrzehnten: Fischer-Dieskau ( bei weitem nicht mit allem), Hans Peter Blochwitz ( bei weitem nicht mit allem), Kathleen Battle ( mit sehr vielem),Elly Ameling ( mit sehr vielem).Insgesamt die lyrischen Stimmen, die mich mehr ansprechen, eigentlich in allen Stimmlagen, vor allem aber bei Sopranen und Tenören.

  • Zitat

    Sänger, die ich vor Jahrzehnten gut fand, finde ich heute noch immer gut;


    Ja das findet man häufig - Aber nur dann, wenn man von diesen Stimmen sein Leben lang gewissermaßen "begleitet" wird.


    Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, daß Stuimmen, die einen einst fastiniert hatten, an Wirkung auf einen verloren, wenn man sie sehr lange nicht mehr gehört hatte. Die "Verklärung" fiel weg und man war mit der Realität konfrontiert.....


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe Petra, Lieber Siegfried,


    Ich habe gerade bei mir nachgeschaut. Leider nicht "Ich baue ganz auf deine Stärke" von Réti.


    Dagegen habe ich die vielleicht schönste Aufnahme von "Il mio tesoro", die es je gegeben hat. Diese Aufnahme von Domingo will jede Vergleichung glanzvoll bestehen.
    Vermutlich hat er weder davor, noch danach, dieses Nummer so schön gesungen. Eine einmalige Leistung.
    Ich hatte jene Arie zuerst auf einer RCA Domingo Sammel-LP
    Und später fand ich auf einer Mozart-CD von Eurodisc(?) die digitalisierte Version. Auch wieder Fragmente. So schlecht sind die doch nicht. :D


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    Domingo und Mozart passten bisher bei mir überhaupt nicht zusammen
    (von dem jungen Pavarotti weiß ich, dass er zumindest am Anfang seiner Laufbahn im Idomeneo wunderbar gesungen hat, mit Gundula Janowitz!).
    Aber wenn Du als Mozartkenner das sagst, und weil wir uns bei Réti auch einig sind, macht mich das neugierig. Ich werde mich mal nach "Il mio tesoro" umschauen, zumal diese Arie neben der Baumeister-Arie des Belmonte meine Lieblings-Arie aus Mozarts Opern ist.


    Liebe Grüße,
    Petra

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint.


    ich wundere mich über mich selbst. Alles ist im Wandel, aber mein musikalischer Geschmack hat ausgesprochen lange Halbwertzeiten. Sänger, die ich vor Jahrzehnten gut fand, finde ich heute noch immer gut; der umgekehrte Fall gilt auch, es sei denn,ich höre neue Aufnahmen. Ich war ja nie einer sonderlicher Wunderlich-Fan und habe daraus auch keinen Hehl gemacht, aber seine Privataufnahmen haben mir sehr berührt, weil denen alles Show-Hafte fehlt.Sonst seit Jahrzehnten: Fischer-Dieskau ( bei weitem nicht mit allem), Hans Peter Blochwitz ( bei weitem nicht mit allem), Kathleen Battle ( mit sehr vielem),Elly Ameling ( mit sehr vielem).Insgesamt die lyrischen Stimmen, die mich mehr ansprechen, eigentlich in allen Stimmlagen, vor allem aber bei Sopranen und Tenören.


    Hallo Sagitt :hello:
    Etwas verwundert stelle ich fest, daß wir doch eine gemeinsame Schnittmenge haben :yes:

    Freundliche Grüße Siegfried


  • Hallo Petra,
    seit zwei Wochen ist eine neue Domingo-CD auf dem Markt (von Esprit, PD singt die schnsten Opernarien), offensichtlich die highlights seiner Karriere, und da ist u.a. auch "Il mio tesoro" dabei. Bei amazon um 6.45 Euro. Ich werde wohl zuschlagen! :]
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    seit zwei Wochen ist eine neue Domingo-CD auf dem Markt (von Esprit, PD singt die schnsten Opernarien), offensichtlich die highlights seiner Karriere, und da ist u.a. auch "Il mio tesoro" dabei. Bei amazon um 6.45 Euro. Ich werde wohl zuschlagen!


    Liebe Severina,


    Wenn es die Ausführung ist, die ich zuerst auf LP hatte, und später auf CD, empfehle ich Dir auch diese CD zu kaufen. Und nicht nur Dir, sondern eigentlich überhaupt in Gesang interessierten Personen.
    :jubel: :jubel::jubel:
    Noch nie habe ich diese Arie TECHNISCH schöner ausgeführt gehört. Er singt weiter an Stellen, wo andere Sänger eine Atmungspause machen. Und seine Stimme war damals soo schön.
    Diese Leistung hat er vermutlich nie mehr - aufgenommen - geliefert. ;( ;(


    LG, Paul

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  • Lieber Paul,
    du hast mich überzeugt, bei meiner nächsten Bestellung bei amazon wird diese CD wohl dabei sein! Danke für den Tipp :lips:
    lg Severina :hello:

  • Da ich es mal wieder im Rücken habe, komme ich dazu in all den alten Threads zu stöbern und deshalb auch ein Beitrag dazu.


    Ausgangspunkt aller Leidenschaft war die Callas, die ich 1977 am Tage ihres Todes erstmals hörte und die mich seit damals nie wieder losgelassen hat. Über Callas kamen dann di Stefano und Gobbi hinzu. Vor allem di Stefano ist immer noch ein Hausgott, ebenso wie Wunderlich. Diese Trias wird immer bleiben. Schwarzkopf gehört auch dazu, auch wenn ich immer häufiger Schwierigkeiten mit ihrem Liedgesang habe, vor allem, wenn ich sie dabei sehe. Ferrier ist erstaunlicherweise in den Hintergrund gerückt, genauso wie Schreier. Solange er im Michel (Kirche) in Hamburg in der Matthäus-Passion gesungen hat, lag ich ihm zu Füßen. Nilsson ist auch so ein Fall. Sie war meine erste Brünhilde und ich war fasziniert von ihren Trompetentönen. Nun, da ich so viele andere kenne, reicht sie mir nicht mehr.


    Natürlich sind in den letzten Jahren viele dazu gekommen. Mödl, Grümmer, Simoneau (Gott, all die Alten!), Bartoli (und ist schon wieder am Verschwinden), Kozena. Aber so richtig gefunkt hat es am Anfang meiner Opernhörerkarriere. Dass ich doch stark die längst Verblichenen bevorzuge, liegt vielleicht auch daran, dass wir in Hamburg einen Großteil der bedeutenden aktuellen Sänger nicht erleben können.


    Gott, jetzt habe ich Christa Ludwig :jubel: :jubel: und Julia Varady :jubel: :jubel: vergessen. (Irgendwie sopranlastig das Ganze!)


    :hello: Gustav


  • O souverain, ô juge, ô père

    aus "Le Cid", Jules Massenet


    Ein Vergleich der Interpretationen in vier historischen Aufnahmen aus den Jahren 1906, 1916, 1920, 1933.


    Léonce Escalaïs

    Fonotipia 39563, mat. XPh 1720, enr. à Milan le 20 mars 1906


    Enrico Caruso artlyriquefr.fr/son/Victor 88554 - Caruso - le Cid.mp3

    Victor 88554, mat. C-17122, édité sur Disque Pour Gramophone 2-032025, enr. à Camden, New Jersey, le 02 mai 1916


    Paul Franz

    Pathé saphir 80 tours n° 260, mat. 1957, enr. en 1919/1920


    Georges Thill

    Columbia LFX 309, mat. LX 1660-2, enr. à Paris le 02 février 1933


    gegen vier Interpretationen aus der Gegenwart. Nicht die Qualität der Aufnahme soll verglichen werden, sondern nur der Interpretationsansatz


    Jonas Kaufmann

    https://www.youtube.com/watch?v=wPBR5UmYLls


    José Carreras

    https://youtu.be/uTi_3Jm2GZ8?t=13


    Vittorio Grigolo

    https://www.youtube.com/watch?v=nTkRGPt9JI8


    Roberto Alagna

    https://www.youtube.com/watch?v=5HGtVn_wJ_Y

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Interessant !!

    Vor einigen Tagen erwog ich, einen thread dieser Thematik zu eröffnen. Nun sehe ich, sa0 er bereits seit der Steinzeit des Forums existiert - und ich selbst auch mitgeschrieben habe.


    Prinzipiell sehe ich die frage nach heutiigen Stimmen, die angeblich nicht mehr so gut sind wie die einstigen., so:


    Nicht die heutigen Stimmen sind weniger gut, sondern die Sänger bekommen andere Ausbildungen, die sich in 2 wesentlichen Punkten von dereinst unterscheiden:


    1) Die heutigen Singtechniken sind darauf angelegt, die Stimme des Sängers nicht überzustrapazieren - man singt - "ökonomischer". Damit will man "Kurzzeitkarriere" verhindern, wie es sie in der Vergangenheit immer wieder gab. Ein Sänger - viel bejubelt - gab in wenigen Jahre sein Bestes - und war nach wenigen Jahren "ausgesungen", bzw "ausgebrannt"

    Das willman heute verhindern - was sich natürlich auch auf den Klang auswirkt.


    2) Das Schönheitideal hat sich gewandelt. Auch wenn vereinzelt noch stark übergewichtige Damen und Herren den Weg auf die Bühne finden, so schwebrt dem Publikum - beispielsweis im Falle von Tamino ein "jugendlicher schlanker Prinz" mit dezent erotischer Ausstrahlung vor, was natürlich auch auf den Stimmcharakte Auswirkungen hat - was teilweise sogar erwünscht ist.

    Ein Tamino mit Stentorstimme, eine Salome mit 100 Kilogramm sind eben heute nicht mehr ideal.......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Neuer Versuch, hoffentlich spinnt die Verlinkung nicht wieder

    Vittorio Grigolo


    Roberto Alagna

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo