Zwar kann ich die Ausführungen Alfreds in vielen Details nicht teilen und meine auch nicht, daß sein aus den 50er bis 70er Jahren gespeistes Mozartbild (wie einige hier schon angemerkt haben) für alle Zeiten allgemeingültig heissen kann.
Wie er zur Hinterfragung der "spannenden" Interpretation kommt, kann ich jedoch sehr gut nachvollziehen. Gerade bei Besprechungen historischer Aufführungspraxis (oder mittlerweile HIP) haben mich schon immer die Topoi genervt. Mussten in so einer Besprechung noch vor ein paar Jahren auf jeden Fall Worte wie "entschlackt" oder "frischer Wind" vorkommen (auch "Frischzellenkur" konnte man da gerne mal fallen lassen), so ist eine Interpretation in letzter Zeit immer "spannend". Mich erinnert das immer an die "Würdigung" einer etwas eigentümlichen Mahlzeit als "Interessant!"
Allerdings sollte man dieses "spannend" nicht als "angespannt" im Gegensatz zu "entspannend" verstehen - es geht also nicht um einen ständigen Dauerreiz (auch von Alfred ins Spiel gebracht). Sondern gemeint ist natürlich "spannend" im Sinne von "nicht langweilig/Interesse weckend". Die Ergebnisse vieler neuer Einspielungen finde ich allerdings höchst langweilig und überhaupt nicht spannend.
Nein ich sehe hier die "Vertreter der Hässlichkeit" auf dem Vormarsch (der allerdings schon eingebremst wurde)
Mmh... gibt es überhaupt Hässlichkeit in Kunst? Kunst kann von schlechter Qualität sein, eine Interpretation nichtssagend, aber hässlich? Wenn Hässliches gekonnt dargestellt ist wird es zur Kunst und ist damit ästhetisiert. Aber das wäre wohl ein eigener Thread.
Jedenfalls hat es für mich nichts mit Hässlichkeit zu tun, wenn in einer Einspielung auf alten Intrumenten Passagen in aberwitzigem Tempo runtergenudelt werden, oder Sforzati übertrieben rausgeknallt werden. Ich weiß auch nicht was daran revolutionär sein soll. Es macht für mich einfach nur keinen Sinn.
Gruß aus Freiburg
Byron