Die großen Sänger der DDR

  • Vielleicht hast Du aber auch mal die Gelegenheit, noch eine andere DVD zu sehen, mit dem Original- Mitschnitt der Tosca und außerdem das Duett aus Cavalleria Rusticana


    Lieber Chrissy,


    ja, gestern habe ich auch die Orfino-DVD mit den umfangreichen Ausschnitten aus einer "Tosca"-Vorstellung (unter Heinz Fricke!) an der Deutschen Staatsoper Berlin mit Tomowa-Sintow, Orofino und Adam gesehen - sehr gut und eine schöne Erinnerung an eine häufig von mir erlebte Inszenierung von Carl Riha - Tomowa-Sintow hatte ich als Tosca in den Neunzigern noch einige Male live, aber WEIT von der Top-Form entfernt, die sie zum Zeitpunkt dieser Aufzeichnung noch hatte, Adam war wie schon mal erwähnt mein erster Scarpia, während ich Orofino wie erwähnt nicht mehr live erlebt habe.


    Ein merkwürdiger Zufall: Gestern schaue ich mir die DVD an und heute lese ich, dass Carl Riha gerade 89-jährig vestorben ist.



    "Alles, was ist, endet" (Erda im "Rheingold")


    Herzliche Grüße vom Stimmenliebhaber


    P.S.: Der Beifall für Tomowa und Orofino am Ende der Vorstellung ist ja wirklich unbeschreiblich!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • gestern habe ich auch die Orfino-DVD mit den umfangreichen Ausschnitten aus einer "Tosca"-Vorstellung (unter Heinz Fricke!) an der Deutschen Staatsoper Berlin mit Tomowa-Sintow, Orofino und Adam gesehen - sehr gut

    Hallo, lieber SLH
    Da freue ich mich aber, daß Dir die DVD gefallen hat.



    Der Beifall für Tomowa und Orofino am Ende der Vorstellung ist ja wirklich unbeschreiblich!

    ... und auch der Szenenapplaus nach ihrer Arie "Vissi d´arte!
    Hervorragend auch Orofino´s "Vittoria, Vittooooriiiiiiiiiiiaaaaaaaaaaaa" und E lucevan le stelle"!
    Die Tosca läuft seit der Premiere am 3. März 1976 immer noch so an der Staatsoper, jetzt Schillertheater. Allerdings leider nicht mehr in der damaligen Besetzung.
    In dieser Vorstellung war ich live dabei. Dadurch für mich auch ein wunderbares Zeitdokument.
    Was sagst Du zum Duett aus "Cavalleria Rusticana"? Sind Tarres/ Orofino da nicht großartig?


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das Duett Santuzza - Turiddu kannte ich schon als Audio-Aufnahme und war akustisch eigentlich eindrucksvoller als jetzt mit dieser Optik.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Für alle, die sich bei diesem Thema nicht nur für das italienische Repertoire, sondern eben auch oder sogar besonders für das deutsche Repertoire und hier verstärkt für Wagner interessieren, habe ich folgende Literaturempfehlung:


    Werner P. Seifert: "Wagner in der DDR - Versuch einer Bilanz"


    (Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung 4, hg. v. Richard-Wagner-Verban Leipzig e.V.), Markkleeberg (Sax Verlag) 2012.


    Ich habe dieses Buch seit heute in meinen Händen und bereits stundenlang die umfangreichen Auflistungen von Wagner-Inszenierungen in der DDR (mit Besetzungen!) förmlich verschlungen - und dabei auch schon den einen oder anderen Fehler gefunden, aber dennoch:


    Dieses Buch ist eine Tat!!! :)


    Sehr hilfreich für Leute, die sich über das Wirken einzelner Künstler informieren wollen, ist das Personenverzeichnis am Schluss des Buches.


    Beste Grüße vom Stimmenliebhaber


    P.S.: Einer meiner Vorsätze für das neue Jahr ist es hier, denjenigen meiner Lieblingssänger, die in der Abteilung "Die berühmte Stimme - Sängerportrait" noch keine eigene Rubrik haben, einen solches Sängerportrait zu schreiben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Was sagst Du zum Duett aus "Cavalleria Rusticana"? Sind Tarres/ Orofino da nicht großartig?


    Da ich diese Aufnahmen auch kenne, kann ich eure Begeisterung teilen! Leider erfährt man über verschiedene Künstler wie z. Bsp. Hermin Esser sehr wenig. Ich habe in "Die berühmte Stimme" schon darauf hingewiesen. Er singt bei mir auf einem TURANDOT-Querschnitt einen großartigen Kalaf.

    W.S.

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  • Er wurde hier in diesem Thread mehrfach schon erwähnt, der aus Danzig stammende Bariton:



    Freier, Jürgen, deutscher Bariton, * 3.2.1943 Danzig.
    Er studierte in Halle a.d.S., Weimar und Berlin und debütierte 1973 in Dresden an der Staatsoper als Silvio. Gehörte 1974–80 diesem Ensemble an (Harlekin, Wolfram), singt auch an der Berliner Staatsoper (in der Wiederaufnahme von Der Schmied von Gent 1981 sowie den Lysiart in Webers Euryante bei der Wiedereröffnung des Hauses nach der Renovierung 1986).
    1987 und 1988 Gastspiele bei den Bregenzer Festspielen in Offenbachs Hoffmanns Erzählungen.
    In Berlin trat er 1991 als Eugen Onegin, 1992 als Nelusco auf. Zur Eröffnung des Chemnitzer Theaters 1992 sang er den Pizarro. 1993 Beckmesser in Frankfurt.



    (hier singt er den Schuhu)


    Bei uns wurde er bekannt durch die Bregenzer Festspiele vor 25 Jahren, als er sämtliche Bösewichter in "Hoffmanns Erzählungen" sang, neben Josef Protschka in der Titelrolle (wurde auch im Fernsehen übertragen). Die Inszenierung (in deutscher Sprache) war von Jerome Savary, dirigiert hat Marc Soustrot.


    Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Und in Chemnitz sang er vor etwa 10 Jahren, als die Chemnitzer Oper noch richtig gut war, den Alberich im Ring. Prachtvoll, habe alles mind. 2 x gesehen, manches sogar 3x (z.B. die Walküre). Das war noch ein Ring!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich möchte an dieser Stelle darüber informieren, dass Kammersänger Michael Rabsilber, einer der wichtigsten Tenöre der Komischen Oper Berlin in den 1980er und 1990er Jahren bereits am 30. Januar 2013 im Alter von 59 Jahren verstorben ist.


    Da er einer meiner wichtigsten live erlebten Opernsänger war, möchte ich ihn ausführlicher würdigen und so zugleich an eine Ära an der Komischen Oper Berlin erinnern:
    Der Tenor war in den 80er und 90er Jahren eine der Säulen des Ensembles der Komischen Oper Berlin und einer der wichtigsten Protagonisten von Harry Kupfer, der Rabsilber sehr schätzte, da ohne ihn viele seiner Inszenierungen so nicht möglich gewesen wären. Das gilt ganz besonders für die legendäre „Giustino“-Inszenierung von 1984, die zugleich der künstlerische Durchbruch des Countertenors Jochen Kowalski war, wobei Rabsilbers Kaiser Anastasio keinesfalls unbedeutender war. Weitere Protagonisten dieser legendären Inszenierung (welche die Händel-Pflege revolutionierte, weil sie neben der wunderbar herausgearbeiteten zutiefst humanistischen Botschaft des Stückes auch den großen Theaterspaß – man denke nur an die wunderbaren Kühe, das Pferd und das Ungeheuer auf der Bühne! – bei Händel entdeckte) gehörten neben Rabsilber und Kowalski vor allem Dagmar Schellenberger (Arianna) und Günter Neumann (Vitaliano), den Quasi-Händel (der Orgelspieler auf dem Berg) im mich häufig zu Tränen rührenden Finale sang Rudolf Asmus. Die musikalische Leitung der Premiere hatte Hartmut Haenchen inne. Diese Produktion wurde 1986 vom DDR-Fernsehen aufgezeichnet und noch 1996 auf 3Sat ausgestrahlt, vor einigen Jahren auch nochmal im ARD-Digital-Kanal 1-festival. Eine der wenigen offiziellen Aufnahmen Rabsilbers, zu erwähnen ist ansonsten noch der „Lelio“ von Berlioz unter Rolf Reuter (aufgenommen 1990, erschienen auf CD bei Berlin Classics 1994) und – ebenfalls unter Rolf Reuter – Händels Oratorium „L’Allegro, il Penseroso, ed il Moderato“ (aufgenommen 1990, erschienen auf CD bei Berlin Classics 1995).


    Von seinen weiteren wichtigen Opernpartien gibt es leider keine offiziellen Aufnahmen, aber ich habe inzwischen so einiges zusammengesammelt – auch im direkten Austausch mit dem Kammersänger, zu dem ich gerade in seinen letzten Lebensmonaten regen Kontakt pflegte. Spannend ist auch ein Live-„Giustino“, weil dort nicht nur die unmittelbaren begeisterten Reaktionen des Publikums eingefangen sind (im Vergleich dazu wirkt die Verfilmung, für die erst der Ton im Studio aufgenommen wurde und anschließend im Play-Back-Verfahren gespielt wurde, sehr steril), sondern will hier die vollständige Aufführung aufgezeichnet wurde, während in der Verfilmung ein ganz Handlungsstrang weggekürzt wurde, wodurch Rabsilber gleich zwei seiner Arien und Schellenberger ihre größte Bravour-Arie weggekürzt wurden und sich daher die Gewichte (ungerechterweise) zugunsten Kowalskis verschoben.


    Auch an Harry Kupfers Mozart-Zyklus an der Komischen Oper Berlin war Michael Rabsilber in gleich vier Rollen maßgeblich beteiligt:
    - als Belmonte in „Die Entführung aus dem Serail“ (alternierend mit Günter Neumann und später Clemens Bieber, Bühnenpartner waren u.a. Madga Nador, Rebecca Littig, Marcela de Loa und Regina Schörg als Konstanze, Barbara Sternberger und Tatjana Korovina als Blonde, Uwe Peper und Andreas Conrad als Pedrillo, der unvergessene Hans Franzen und nach dessen Tod Helmut Berger-Tuna, Günter Missenhardt und Peter Rose als Osmin, Bassa waren u.a. Hans-Peter Minetti, Werner Haseleu, Thomas Rühmann und Christoph Felsenstein, es dirigierte zuerst Rolf Reuter, später auch Yakov Kreizberg),
    - als Ferrando in „Così fan tutte“ (Premierenbesetzung und für die ersten ca. 10 Jahre alleinige Besetzung der Rolle am Haus, Bühnenpartner waren u.a. Magda Nador, Gertrud Ottenthal und Dagmar Schellenberger als Fiordiligi, Milagro Vargas und Christiane Oertel als Dorabella, Eva-Maria Bundschuh, Barbara Sternberger und Yvonne Wiedstruck als Despina, Michael Ebbecke, Andreas David und Stephan Heidemann als Guglielmo sowie Werner Haseleu und Wolfgang Hellmich als Don Alfonso, es dirigierte Joachim Willert und später auch Yakov Kreizberg)
    - als Don Ottavio in „Don Giovanni“ (von der Premiere 1987 bis zu den letzten Aufführungen 2000 sang er fast alle Aufführungen, erst Ende der Neunziger Jahre sang auch Donald George alternierend einige wenige Vorstellungen, u.a. mit Roger Smeets als Giovanni, Eva-Maria Bundschuh, Celina Lindsey, Dagmar Schellenberger und Miranda van Kralingen als Donna Anna, Thea van der Putten, Gertrud Ottenthal und Ulrike Helzel als Donna Elvira, Ellenvan Lear, Yvonne Wiedstruck und Anna Korondi als Zerlina, Klemens Slowioczek als Leporello u.a., es dirigierten u.a. Rolf Reuter, Winfried Müller und Yakov Kreizberg)
    - als Tamino in „Die Zauberflöte“ (alternierend mit Donald George und Herbert Lippert, u.a. mit Dagmar Schellenberger und Juliane Banse als Pamina, Bernd Grabowski und Philip Kang als Sarastro, Andreas David und Karsten Mewes als Papageno, es dirigierten Rolf Reuter, Winfried Müller und Yakov Kreizberg)


    Daneben sang er an auch regelmäßig Partien des jugendlichen Heldenfaches, darunter an der Komischen Oper Berlin u.a.:
    - Florestan in „Fidelio“ (alternierend mit Albert Bonnema, Inszenierung Harry Kupfer, mit Miranda van Kralingen und Marilyn Schmiege als Leonore, es dirigierten Yakov Kreizberg, Vladimir Jurowski u.a.) (Florestan auch in Erfurt und im litauischen Kaunas)
    - Max in „Der Freischütz“ (alternierend mit Günter Neumann, Inszenierung Günter Krämer, Dirigent Rolf Reuter, u.a. mit Dagmar Schellenberger und Sabine Paßow als Agathe, Erik Stumm, Jacek Strauch und Klemens Slowioczek als Kaspar, Rudolf Asmus war der Samiel)
    - Jenik (Hans) in „Die Verkaufte Braut“ (Premierenbesetzung, später alternierend mit Stephan Spiewok, Inszenierung Harry Kupfer, Dirigent Rolf Reuter, mit Charlotte Margiono und Sabine Paßow als Marenka, Andreas Conrad als Vasek, Klemens Slowioczek und Hans-Martin Nau als Kezal)
    - Herzog von Urbino in „Eine Nacht in Venedig“ (Übernahme der Partie, nachdem Kollege Hans-Otto Rogge in der Premiere die Nerven flatterten und er die Rolle daraufhin nicht mehr sang, Inszenierung Friedrich Meyer-Oertel, mit Sabine Paßow und Isolde Starke als Annina, Stephan Spiewok und Andreas Conrad als Caramello, Andreas David und Johannes Preißinger als Pappacoda, Horst-Dieter Kaschel und Werner Haseleu als Delaqua)
    - Grigori Otrepjew (Der falsche Dimitri) in „Boris Godunow“ (alle Vorstellungen der Inszenierung von Harry Kupfer, Dirigent Rolf Reuter, mit Siegfried Vogel als Boris, Jochen Kowalski als Feodor, Dagmar Schellenberger als Xenia, Ruth Schob-Lipka als Schenkwirtin, Leonard Mroz als Pimen, Hans-Martin Nau als Warlaam, Uwe Peper als Missail u.a.)
    - Lenski in „Eugen Onegin“ (Inszenierung Adolf Dresen, Dirigent Rolf Reuter, mit Werner Enders als Triquet, die Inszenierung lief nicht lange, ich habe sie selbst nicht mehr erlebt)
    - Pinkerton in „Madame Butterfly“ (alternierend mit Günter Neumann, Inszenierung Joachim Herz, mit Jana Smitkova als Cio-Cio-San)
    - Turiddu in „Cavalleria rusticana“ (Premierenbesetzung, später alternierend mit Stephan Spiewok, Inszenierung Christine Mielitz, Dirigent Joachim Willert, später auch Simone Young, mit Maria Slavkova, Christa Ranacher und Yvonne Wiedstruck als Santuzza)
    - Titelpartie in Strawinskys „Oedipus Rex“ (Premierenbesetzung und zugleich alleinige Besetzung, Dirigent Yakov Kreizberg) (in dieser Rolle auch Gastspiele in Athen!!!).


    Weitere Gastspiele: Joachim Herz holte ihn 1991 als Gast für die Tenorhauptrolle in Janáčeks Oper „Osud“ („Schicksal“) an die Semperoper Dresden, wo er später auch als Kent in Reimanns „Lear“ gastierte.
    1994 sang er in Gera unter der Leitung von Wolfgang Wappler den Lohengrin. Dort sang er auch in der Titelpartie von Offenbachs „Ritter Blaubart“ und als Riccardo im „Maskenball“

    Vor seinem Wechsel an die Komische Oper war der 1953 in Staßfurt geborene Tenor, der an der Musikhochschule Leipzig studierte, Ensemblemitglied des Opernhauses Halle/Saale, wo er bereits in großen Tenor-Partien zu erleben war, neben viel Händel auch etwa der Rodolfo in "La Bohème".
    Rabsilber trat auch regelmäßig als Konzertsolist (Mozart, Beethoven, Bruckner u.v.a.) in Erscheinung. Unvergessen bleibt mir eine Aufführung von Pfitzners Eichendorff-Kantate "Von deutscher Seele" 1995 in der Komischen Oper Berlin unter Rolf Reuter mit Dagmar Schellenberger, Christiane Bach-Röhr, Michael Rabsilber und Siegfried Vogel sowie dem Ernst-Senff-Chor Berlin.


    Mit Rabsilbers Tod ist nun eine der schönsten Tenorstimmen, die je an der Komischen Oper Berlin zu hören war, endgültig verstummt. Sein edel timbrierter lyrischer Tenor besaß Substanz in allen Lagen und war äußerst modulationsfähig. So war Rabsilber ein Sänger, dem ein decrescendo auf einem langen Ton keine Mühe bereitete. In der Höhe half ihm ein fundiertes Vibrato, mühelos das Orchester zu überstrahlen. Seine Textverständlichkeit war zudem äußerst vorbildlich. Darstellerisch polarisierte er ebenso wie die Inszenierungen seines Hauptregisseurs, denn ein Klischee-Held und Strahlemann war er nicht, sondern vielmehr ein vielschichtiger Darsteller und mitunter geradezu ein Antiheld, der die charakterlichen Schwächen der Rollen, die er darstellte, wunderbar glaubhaft machen konnte. Sein Anastasio in besagtem „Giustino“ war neben dem König Bobèche von Werner Enders im legendären Felsenstein-„Blaubart“ die vielleicht umwerfendste darstellerische Leistung, die ich auf dieser besonderen Bühne erleben durfte. Waren Arianna, Giustino und Vitaliano doppelt- und dreifach besetzt, so war Rabsilbers Anastasio unverzichtbar. Als er 1998 zu krank war, um eine geplante Wiederaufnahme dieser Kult-Inszenierung bestreiten zu können, musste diese abgesetzt werden – an eine Umbesetzung war überhaupt nicht zu denken!
    15 Jahre lang kämpfte Michael Rabsilber erfolgreich gegen den Krebs, neun Chemo-Therapien musste sein Körper dabei über sich ergehen lassen. 2003 wurde er als berufsunfähig frühverrentet. Rabsilber war und blieb stets ein politisch und künstlerisch vielseitiger und aktiver Mensch. Vor ein paar Jahren wurde ein Band mit seinen Gedichten unter dem Titel „WAS NUTZ ICH ANDERS ALS ICH LIEBE?“ veröffentlicht. Auch als Komponist konnte Rabsilber Erfolge erzielen: Seine „Legende der dritten Taube“ nach Stefan Zweig wurde 1987 von Rolf Reuter im Rahmen eines Sinfoniekonzerts des Orchesters der Komischen Oper Berlin ebendort uraufgeführt. Sein Violinkonzert erlebte die Uraufführung in Rostock, während einige seine „Liebeslieder“ für Frauenstimme und Orchester auch in Karlsruhe gespielt wurden.
    Rabsilber war einer der eindrucksvollsten Sängerdarsteller, die ich auf der Bühne erleben durfte. Rund 100 Mal war dies der Fall. Darüber hinaus war er ein feiner Mensch, der sein gesundheitliches Schicksal in den letzten Jahren tapfer ertrug, weiterhin interessiert Opernvorstellungen und Konzerte besuchte, wenn ihm dies gerade möglich war, und sich für freundschaftliche Gefälligkeiten stets sehr dankbar zeigte. Er fehlt mir!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber


    Vielen Dank für dieses interessante Porträt. Für mich war es besonders interessant zu lesen, weil ich viele der anderen aufgeführten und erwähnten Sänger kenne und auch über einige Aufführungen Bescheid weiß.


    Aber ebenfalls ein ganz großes "Danke"!!!, daß Du nach langer Abwesenheit wieder zurück bist.
    Ich bin ja mächtig erstaunt und ich freue mich sehr darüber. Du warst (und bist nun wieder) eine Bereicherung für unser Forum und ich sage "Herzlich willkommen".


    Mit besten Grüßen
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    auch ich freue mich über die Rückkehr des "verlorenen Sohnes", der sich gleich mit einem interssanten Porträt nachdrücklich in Erinnnerung bringt.
    Jeder Beitrag, der uns ehemalige DDR-Sänger näherbringt ist wertvoll. Diese zum Teil hervorragenden Gesangsgrößen sind durch die damaligen Verhältnisse gegenüber unseren Westdeutschen-Sängergrößen nidht ihrem Können entsprechend wahrgenommen und gewürdigt worden. Insofern ist jeder Erinnerungsbeitrag auch eine Art Wiedergutmachung, die diese Künstler verdienen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Lieber Stimmenliebhaber,


    recht herzlichen Dank für Deine ausführlichen Informationen zu Michael Rabsilber. Sein Tod ging nicht durch die Presse, erst durch Deinen Artikel habe ich davon erfahren.


    Die von Dir erwähnten 3 Gastrollen in Gera habe ich alle drei erlebt. Und die von Dir erwähnten Namen, angefangen von Siegfried Vogel, Sabine Paßow und..... über Dagmar Schellenberger bis zu Rolf Reuter wecken aktive Erinnerungen nicht nur an Gera, auch an Dessau, Chemnitz, Dresden usw. Nochmals vielen Dank. In Berlin war ich noch nie in der Oper, in keiner. Leider.


    Und schön, wieder von Dir zu hören.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber "La Roche",


    ja, so ist das heute, "dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze"!


    Das Opernhaus, das er über zwei Jahrzehnt lang entscheidend bereichert hat und in dem er nicht selten 3x pro Woche in Hauptrollen auf der Bühne stand, hielt diese Todesnachricht keiner Meldung wert...


    Ich hatte aber sogar weiter oben noch eine vierte Gera-Rolle aufgeführt: Max im "Freischütz" (mit von einem Sprecher gesprochenen Monologen statt der üblichen Dialoge zwischen den Musiknummern - war es vielleicht eine konzertante Aufführung?


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • Ich hatte aber sogar weiter oben noch eine vierte Gera-Rolle aufgeführt: Max im "Freischütz" (mit von einem Sprecher gesprochenen Monologen statt der üblichen Dialoge zwischen den Musiknummern - war es vielleicht eine konzertante Aufführung?


    Ist mir nicht bekannt. Ich kenne in Gera einen Freischütz aus den 60-er Jahren, da war Rabsilber auf alle Fälle nicht dabei, da war (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) Georg Czekalla der Max. Und es war nicht konzertant.


    Mir fehlen aber ein paar Geraer Jahre, da ich von 1970 bis 1977 in Halle-Neustadt bzw. im Fläming gewohnt habe. Und von 1986 bis 1989 hab ich an der Trasse gearbeitet, da kenne ich nur Aufführungen in Perm.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wenn dieser konzertante "Freischütz" mit Rabsilber, den ich auch auf Band habe, in Gera stattgefunden haben sollte, dann müsste das auch in der ersten Hälfte der 1990er Jahre stattgefunden haben. Ich bin mir aber nicht sicher, wo genau das war (schlecht beschriftet und ihn kann ich nicht mehr fragen) - da er damals aber recht viel unter Wolfgang Wappler und neben Jeanette Lewandowski in Gera sang, liegt mein Verdacht nahe, dass es dort eine vielleicht nur einmalige konzertante Aufführung dieser Oper gegeben haben könnte. Vielleicht war es aber doch woanders...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • da er damals aber recht viel unter Wolfgang Wappler und neben Jeanette Lewandowski in Gera sang, liegt mein Verdacht nahe, dass es dort eine vielleicht nur einmalige konzertante Aufführung dieser Oper gegeben haben könnte. Vielleicht war es aber doch woanders...



    Kann ich nicht auschließen, daß das Ehepaar Wappler sowas einmalig gemacht hat. Ich weiß es leider nicht.


    Viele Grüße aus dem leicht bezuckerten Gera von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wie ich leider erst vor einer Stunde telefonisch erfahren habe, ist die Sopranistin Irmgard Arnold, Ehrenmitglied der Komischen Oper Berlin, zuvor dort langjähriges Ensemblemitglied und eine der wichtigsten Protagonistinnen Walter Felsensteins (u.a. seine Füchsin Schlaukopf in den 218 Vorstellungen seiner legendären Inszenierung vom "Schlauen Füchslein") und übrigens auch Hanns Eislers, bereits am 31. Januar 2014 im 95. Lebensjahr verstorben.



    Da ich dazu in der Presse nichts gelesen hatte, habe ich auch die Trauerfeier am 9.2. in der Komischen Oper Berlin verpasst.


    http://www.komische-oper-berli…pielplan/gedenkfeier/752/


    Auch wikipedia bestätigt ihren Tod:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Irmgard_Arnold#cite_note-1



    Ich habe im Jahre 2004 Irmgard Arnold zweimal besucht (anlässlich einer Glückwunschsammlung zum 80. Geburtstag ihres Kollegen Werner Enders) und habe sie dabei auch interviewt und dieses Interview auf Band aufgezeichnet. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es bis jetzt nie abgehört geschweige denn abgeschrieben habe, obwohl es hochinteressant und sehr spannend war. Ich sollte das unbedingt ändern.


    Hier Szenen aus der Verfilmung der Felsenstein-Inszenierung des "Schlauen Füchsleins" mit Irmgard Arnold in der Titelpartie:




    Und hier noch ein Beispiel für die enge künstlerische Partnerschaft von Hanns Eisler und Irmgard Arnold - zuerst singt Eisler seine "Kinderhymne" auf den Text von Brecht seiner Protagonistin vor, um ihr zu zeigen, wie er es sich vorstellt. Danach singt die Arnold das Lied. (Die Bebilderung im "Video" hat nur bedingt mit dem eigentlichen Stück zu tun!):



    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Tja, leider scheint diese Nachricht, die mich sehr traurig machte (trotz ihres hohen Alters!) hier niemanden wirklich zu interessieren. Es ist ja nicht so, dass alle "Ossis" hier inzwischen "ein goldenes Schloss vor den Mund" bekommen haben...


    Hat niemand hier mehr die Felsenstein-Inszenierung "Das schlaue Füchslein" in der Komischen Oper Berlin (1956-1964) gesehen??? Oder zumindest die DVD?


    Und interessiert sich außer mir hier niemand für Lieder von Hanns Eisler?


    :(

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nun, lieber Stimmenliebhaber, vielleicht machen manche Nachrichten zunächst auch sprachlos. Obwohl sie ja irgendwann zu erwarten war, die Gewissheit ist dann noch etwas anderes. Ich habe Irmgard Arnold in den Partien, die sie berühmt machten über die Grenzen Deutschlands hinaus, nicht mehr erleben können. Die DVD von "Füchslein" kenne ich sehr wohl und habe sie auch hier zur Hand. Es braucht natürlich einiges an Vorstellungsvermögen, um diese große Leistung im Lichte unserer heutigen Erfahrungen gebührend begreifen zu können. Trotz aller Einschränkungen, die auch die Bildqualität betreffen, wird etwas ganz Neues deutlich, ein überaus poetischer und individueller Zugang zum Genre Oper. Nichts ist mehr dem Zufall überlassen, und dennoch wirkt alles, als müsste es so und nicht anders sein. Diese Produktion hat auch entscheidend dazu beigetragen, Janacek auf deutschen Bühnen zu etablieren. Wer immer in der Zukunft über den Regisseur Walter Felsenstein sprechen und arbeiten wird, wird auch der Arnold gedenken. Sie war wie ein Medium für diesen bedeutenden Theatermann. Ohne Sängerinnen und Sänger wie sie, wäre er ein reiner Theoretiker geblieben.


    Wie Du, denke auch ich sehr gern an ein längeres Zusammensein mit ihr bei Kaffee und Kuchen. Mich beindruckten ihre Freundlichkeit und Natürlichkeit. Auch deshalb empfand ich sie immer als große Künstlerin, obwohl sie ganz zierlich gewesen ist.


    Es grüßt Rheingold


    P.S.


    Vielleicht erbarmt sich ein Moderator und trennt die Einträge zu Irmgard Arnold als einen gesonderten Thread ab. Sie hätte das verdient. Danke.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber "Rheingold1876", herzlichen Dank für deine Rückmeldung, durch die ich mich etwas weniger exotisch fühle. :)
    Eine Abtrennung in eine eigene Rubrik halte ich aber nicht für nötig - vielleicht widme ich ihr selbst noch eine eigene Portrait-Rubrik, nachdem ich die Bänder angehört habe. Die Beiträge in dieser Rubrik wären dann weit detaillierter.


    Noch kurz zu dem Jürgen-Freier-Artikel von Harald in dieser Rubrik (Beitrag 246), der sichh natürlich auch auf das verlassen muss, was er im Netz dazu findet:

    in der Wiederaufnahme von Der Schmied von Gent 1981

    Das war keine Wiederaufnahme, sondern eine Premiere, sogar zugleich die DDR-Erstaufführung. Jürgen Freier war nicht nur die Premierenbesetzung, sondern zugleich die einzige Besetzung dieser Hauptrolle in allen 8 Aufführungen dieser Inszenierung.


    In Berlin trat er 1991 als Eugen Onegin, 1992 als Nelusco auf.

    Jürgen Freier trat nicht nur 1991 an der Staatsoper Berlin als Eugen Onegin auf, sondern zwischen 1980 und 1992 immer wieder. Der Neluco in Meyerbeers "Afrikanerin" war im Mai 1992 seine letzte Premiere und zugleich sein letztes Rollendebüt an der Deutschen Staatsoper Berlin vor seinem Ausscheiden aus dem Ensemble seines langjährigen Stamhauses.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Tja, leider scheint diese Nachricht, die mich sehr traurig machte (trotz ihres hohen Alters!) hier niemanden wirklich zu interessieren. Es ist ja nicht so, dass alle "Ossis" hier inzwischen "ein goldenes Schloss vor den Mund" bekommen haben...
    Hat niemand hier mehr die Felsenstein-Inszenierung "Das schlaue Füchslein" in der Komischen Oper Berlin (1956-1964) gesehen??? Oder zumindest die DVD?
    Und interessiert sich außer mir hier niemand für Lieder von Hanns Eisler?


    Die Inszenierung habe ich selbst nicht gesehen, ich habe aber im Rahmen eines Felsenstein-Gesamtpaketes die DVD. Das ist eine sehr schöne lebendige Inszenierung, die es immerhin auf 218 Vorstellungen in 8 Jahren brachte. Der Name Irmgard Arnold ist mir sehr wohl bekannt, hier spielt sie ganz zauberhaft die Hauptrolle und ist stimmlich die Idealbesetzung. Felsenstein hat eigentlich das Regietheater erfunden, ob er mit dem was heute darunter zu verstehen ist, zufrieden wäre, ist äußerst zweifelhaft.
    Möge sie in Frieden ihre Ruhe finden.

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Felsenstein hat eigentlich das Regietheater erfunden

    Das würde ich so nicht unterschreiben. Felsenstein hat das "Musiktheater" erfunden, ihm ging es um die Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit von Musik und Theater - bis dato war die Szene gegenüber der Musik nicht gleichberechtigt. Im "Regietheater" dominiert meines Erachtens die Szene, ist die Regie über die Musik gestellt - das ist meines Erachtens ein wesentlicher Unterschied zwischen Felsenstein und dem heutigen "Regietheater".

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Felsenstein hat das "Musiktheater" erfunden, ihm ging es um die Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit von Musik und Theater - bis dato war die Szene gegenüber der Musik nicht gleichberechtigt.



    Waren da nicht schon ganz wichtige Anfänge an der Krolloper in Berlin mit Otto Klemperer und beispielsweise Natalja Saz, die dort den "Falstaff" von Verdi inszenierten in genau dem Bestreben, der Musik und dem Theater zur Gleichberechtigung zu verhelfen?


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Sicher war Felsenstein nicht der erste, der dieses Bestreben hatte, keine Frage, aber durch ihn und durch die Intensität und die Konsequenz, mit der er dieses Bestreben über Jahre(!) an der von ihm gegründeten Komischen Oper Berlin betrieb - und durch die internationale Ausstrahlung, die das hatte - war er in meinem Augen der eigentliche Begründer dieses "realistischen Musiktheaters".

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nochmal zurück zu Irmgard Arnold:


    Die Aufnahme mit Puccinis "Mantel" mit ihr, Kurt Rehm und Hermin Esser ist inzwischen doch offiziell auf CD erschienen:



    Auch bei jpc bestellbar:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Ja, das hatte ich ganz vergessen, weil ich diesen MANTEL schon seit Ewigkeiten habe, allerdings aus anderer Quelle, sozusagen nicht offiziell. Hervorzuheben ist auch der Bariton Kurt Rehm, zudem ein vorzüglicher Verdi-Sänger. Rehm, der im Westen Berlins lebte, blieb auch nach dem Bau der Mauer 1961 Mitglied der Staatsoper Unter den Linden. Die Tonqualität ist nicht berauschend, deshalb werde ich wohl zur Anschaffung dieser Ausgabe schreiten. Profil Günter Hänssler schätze ich in seinem Bemühen, auch Bestände des Deutschen Rundfunkarchivs zu erschließen, sehr. Alle CDs, die ich von diesem Label habe, waren ihr Geld wert. Klang und editorische Aufbereitung sind ganz vorzüglich.


    Zuletzt ist dieses Doppelalbum erschienen:


    Die Trötschel ist zwar keine "echte" Sängerin der DDR, sie hat aber noch in der DDR gewirkt - in Dresden und bei Felsenstein an der Komischen Oper. Hier wird sie als Liedsängerin vorgestellt - teils in sehr seltenen Aufnahmen, darunter ihr letzter Liederabend in Dresden. Beeindruckend ist auch ihr Hinwendung zu zeitgenössischem Liedgut wie dem "Marienleben" von Hindemith. Sie überzeugt mich deshalb so in diesem Liedern, weil sie sie mit der gleichen Hingabe singt wie Mozart oder Hugo Wolf.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Trötschel ist zwar keine "echte" Sängerin der DDR, sie hat aber noch in der DDR gewirkt - in Dresden und bei Felsenstein an der Komischen Oper.

    Und natürlich auch im Ausweichquartier der Deutschen Staatsoper Berlin nach dem Krieg, also im Admiralspalast, u.a. als Sophie im "Rosenkavalier" (24.10.1950/12.11.1950/9.12.1950/31.12.1950/28.01.1951/31.1.1951/17.6.1951/24.1.1951) und als Eva in den "Meistersingern" (24.09.1950/11.02.1951/1.4.1951), vermutlich in sogar noch mehr Rollen.


    Bei Felsenstein an der Komischen Oper Berlin sang sie die Kluge (alternierend mt Grümmer), Eurydike in "Orpheus in der Unterwelt", Micaela in "Carmen", Susanna in "Figaros Hochzeit" und Agathe im "Freischütz".


    Elfriede Tröt(z)schel passt also durchaus in diese Rubrik. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Eurydike in "Orpheus in der Unterwelt"



    Ihre wohl erste Rolle in Berlin, die Anlass zu der Auffassung bot, die Trötschel sei die kommende Operettensängerin von Rang. So äußert sich zumindest Felsenstein in seinem als gesprochenes Dokument erhaltenen Nachruf auf die Sängerin.


    Elfriede Tröt(z)schel? Das e im Vornamen kommt heute noch vor, obwohl es da nicht hingehört, das z im Nachnamen habe ich bewusst noch nie gelesen. ?(


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Elfriede Tröt(z)schel? Das e im Vornamen kommt heute noch vor, obwohl es da nicht hingehört, das z im Nachnamen habe ich bewusst noch nie gelesen. ?(

    In der Sängerübersicht des Jahrbuchs der Komischen Oper Berlin von 1972 (zum 25. Geburtstag des Hauses) steht "Elfriede Trötzschel", ich habe das Buch gerade aufgeschlagen und das nochmal konrolliert. Ich wähne mich auch zu erinnern, dass der Name auch auf den Besetzungszetteln der Admiralspalstvorstellungen so geschrieben wurde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Für Elfride Trötschel (geb. am 22. Dezember 1913 in Dresden) wurde schlicht die Schreibweise ohne e verwendet. Gibt es doch außer der gebräuchlichsten Schreibweise Elfriede auch häufig Elfrida, Elfride und deren Kurzformen Frida, Fride, Frieda, Friede, Elfi und Elfie.


    Noch eine OT-Anmerkung:


    Später wurden in der DDR bewusst veränderte Schreibweisen für geläufige Vornamen verwendet. Ein mit den Gepflogenheiten vertrauter Bekannter erläuterte mir: Um sich vom damaligen „Klassenfeind“ zu unterscheiden, wurde aus Annette Annett, aus David Devid (Paradox: Es sollte wohl amerikanisch klingen), aus Mike wurde Maik, aus Madeleine bzw. Magdalene wurde Madlen, aus Christina bzw. Kristina wurde Krystyna usw.


    Es lebe der (kleine) Unterschied. Das wird vermutlich auch so bleiben.

    Freundliche Grüße Siegfried

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