Günther Treptow – Ein großer Heldentenor der Nachkriegszeit

  • Offenbar hat einer meiner liebsten Tenöre bis dato noch keinen eigenen Thread. Dieser unhaltbare Zustand sei hiermit Vergangenheit.



    Günther Treptow, geb. am 22.10.1907 in Berlin, gest. am 28.03.1981 ebd., dt. Heldentenor.


    Nach seinem Gesangsstudium in Berlin und Mailand (bei Giovanni Scarmeo) debüttierte Treptow 1936 am Deutschen Opernhaus Berlin. 1938 folgte ein Gastspiel an der Wiener Volksoper. Im Jahr darauf trat er bei den Festspielen von Zoppot auf. 1940 wurde er Mitglied der Bayerischen Staatsoper München. Er widmete sich fortan hauptsächlich dem Wagner-Fach. 1947–1955 war er zudem Mitglied der Wiener Staatsoper. Weitere Gastspiele führten ihn an die Scala von Mailand (1950), an das Royal Opera House von Covent Garden, London, (1953) sowie nach Frankreich, Belgien (Théâtre Royal de la Monnaie, 1954/55), Spanien, in die Schweiz, nach Argentinien (Teatro Colónl, Buenos Aires, 1954) sowie in die Sowjetunion (Moskau, Leningrad). Seit der Spielzeit 1950/51 war er auch an der MET in New York beschäftigt. Bei den Bayreuther Festspielen wirkte er als Siegmund (1951/52), Ulrich Eißlinger (1963/64) und Balthasar Zorn (1968) mit. 1955–1961 wirkte er an der Berliner Staatsoper, anschließend bis 1972 an der Deutschen Oper Berlin. Treptow zählte zu den großen Heldentenören seiner Generation. Seine Glanzrollen waren Siegmund, Siegfried und Tristan; ferner sang er den Florestan, den Otello sowie den Stewa in "Jenůfa". Günther Treptow nahm 1972 im Alter von 65 Jahren seinen Bühnenabschied und starb neun Jahre später in seiner Geburtsstadt Berlin.


    Diskographie (Auswahl):


    - Die Walküre, Dir.: R. Moralt (Wien 1948)
    - Siegfried, Dir.: R. Moralt (wien 1948)
    - Götterdämmerung, Dir.: R. Moralt (Wien 1948)
    - Parsifal, Dir.: R. Moralt (Wien 1948)
    - Die Meistersinger von Nürnberg, Dir.: E. Jochum (München 1949)
    - Tannhäuser, Dir.: K. Schröder (Frankfurt 1949)
    - Rienzi, Dir.: W. Zillig (Frankfurt 1950)
    - Tristan und Isolde, Dir.: H. Knappertsbusch (München 1950)
    - Die Meistersinger von Nürnberg, Dir.: H. Knappertsbusch (Wien 1950/51)
    - Das Rheingold, Dir.: W. Furtwängler (Mailand 1950)
    - Die Walküre, Dir.: W. Furtwängler (Mailand 1950)
    - Tristan und Isolde, Dir.: E. Kleiber (München 1952)
    - Rienzi, Dir.: R. Heger (Wien 1953)
    - Tiefland, Dir.: R. Moralt (Wien 1954)
    - Die Meistersinger von Nürnberg, Dir.: K. Böhm (Bayreuth 1964)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Sehr überzeugend und ingesamt als seine allerbeste Leistung empfinde ich seinen Tristan in der auch anderweitig herausragenden Aufnahme unter Knappertsbusch aus München 1950.



    Ebenfalls auf hohem Niveau gestaltet er den Siegmund bzw. Siegfried im "Ring" unter Moralt aus Wien 1949, wunderbar besonders "Winterstürme wichen dem Wonnemond".



    Als Tannhäuser weiß er unter Schröder ebenfalls zu gefallen (Frankfurt 1949 oder doch 1950?).



    Seinen Rienzi unter Zillig aus Frankfurt 1950 würde ich genauso hevorheben.



    Ein wenig reif ist er vielleicht für den Parsifal unter Moralt 1948, ebenfalls aus Wien.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe dieses Album von Günther Treptow, bei Preiser erschienen:


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Danke, lieber Manfred!


    Das Album enthält offenbar Aufnahmen zwischen 1937 und 1950. Sieht man sich die meisten seiner Aufnahmen an, fällt auf, daß fast alle um 1950 entstanden sind. Daher sprach ich im Titel auch von einem großen Heldentenor der Nachkriegszeit.


    Beste Grüße
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In diese Aufnahme werde ich heute auszugsweise reinhören:


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Hallo Joseph II.


    den Zillig-Rienzi von 1950 mit Treptow konnte ich mir vorige Woche in München unter den Nagel reißen. Er ist Teil der Kassette ´Richard Wagner the complete opera collection´.


    Das Ganze besteht aus 43 CDs und hat 59 Euro gekostet. Ein Glückstag, denn es war das letzte Exemplar.


    Der Ring mit der Badischen Staatskapelle ist darunter, nicht umwerfend, aber nicht schlecht, ohne Schwulst.


    Gerade höre ich die Meistersinger. Olala!! Bayreuth 1951 Karajan. Otto Edelmann, was für ein Sachs, bin ganz aus dem Häuschen :thumbsup:


    Vom gleichen Jahr ist noch der Knappertsbusch-Parsifal dabei. Die Kassette ist ihr Geld wohl wert.


  • Hallo hami1799,


    diese Box habe ich auch, schon seit einigen Jahren, und ich denke, dass sie auch die 59 EUR wert ist.


    Allein dieser ziemlich gute "Rienzi", die Karajan'schen "Meistersinger" (Edelmann ist hier wirklich toll), der Kna-"Parsifal von 1951, der "Tristan" von Furtwängler von 1952, der Krauss-"Holländer" von 1944 (Hans Hotter ist phantastisch!), m. E. aber auch der "Lohengrin" unter Keilberth und der "Tannhäuser" unter Heger rechtfertigen den Kauf. Der "Ring" unter Neuhold ist als Zugabe sicher ganz nett, wenngleich auch die m. E. schwächste Beigabe der Kollektion.


    Besten Gruß
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • und ich denke, dass sie auch die 59 EUR wert ist.


    ja, aber der entsetzliche Unterschied, sicher zehn Liter Bier und dann erst beim Heurigen. Was kriegt man denn dort für 24 Euro? Sicher soviel, um auch ohne Dackel von Grinzing heimwärts zu wackeln.


    Bin gerade bei Wahn, Wahn und denke dabei an Alberich: Hagen, mein Sohn. Hat Edelmann das je gesungen? Wenn nicht, ist´s ein Verlust für die Wagnerwelt.
    Vom Neuhold-Ring habe ich Ausschnitte gehört und muss sagen, dass er bisher durchaus hörbar ist.


    Auf den Holländer bin ich schon gespannt, Hotter war ja immer schon einer meiner Sängergötter. Vielleicht kann ich dabei den schmerzlichen, materiellen Verlust vergessen.


    In Grinzing trink ich halt Selterswasser.



    Viele Grüße
    hami

  • Günther Treptow, Bernd Alldenhoff und Ludwig Suthaus waren Heldentenöre der alten Garde. Gesegnet mit großen unermüdlichen Stimmen mit enormer Strahl- und Durchschlagskraft. Treptow war wahrscheinlich sogar der stimmächtigste dieses Trios. Max Lorenz wäre ebenfalls noch zu nennen. Wieland Wagner wollte für sein Neu- Bayreuth schlankere Stimmen, mehr Beweglichkeit und vor allem Darstellungskunst. Prototyp dieses geforderten Ideals war Wolfgang Windgassen. Hans Hopf war ein Grenzfall, mehr heldisch als Windgassen, aber nicht mit dessen singschauspielerischen Qualitäten. Dann wurden die Helden, wie z. B Jean Cox, James King, Jess Thomas, Peter Hofmann, Siegfried Jerusalem, René Kollo stimmlich immer leichter. Und so sind die schweren Helden a la Treptow nach und nach ausgestorben, weil sie nicht mehr gefragt wurden. Und so wundern wir uns heute, warum es den unendlichen Stimmreichtum z. B. eines Treptow nicht mehr gibt. Ähnliches könnte man bei den Heroinen und den seriösen, schwarzen Bässen konstatieren.


    Jede Zeit "züchtet" ihre Sängerideale. Damit wären wir wieder beim Regietheater. Moderne Regisseure bevorzugen Sänger der leichteren Art und deshalb dominieren heute Stimmen, die genau auf die aufgezeigten Forderungen hin ausgebildet werden und wir trauern verlorener Fülle, großem Volumen und unverwechselbarer Eigenständigkeit nach. Man möchte fast lakonisch, resignierend feststellen: Selber schuld!


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Liebe hami1799.


    Otto Edelmann hat in kluger Selbsterkenntnis und Selbstbeschränkung nie einen Hagen gesungen. Edelmann war wegen der Spannberite seines Schaffens, Leporello, Holländer, Pizarro bis hin zum Ochs, zu bewundern. Bei seiner Stimme haben sich die ganz tiefen Partien eigentlich von selbst verboten. Um so mehr verblüffte sein ausgezeichnetes tiefes D im "Rosenkavalier". Aber dabei handelt es sich um die Produktion eines schwierigen, extremen Tones, während Hagen, Hunding, Fafner, Papst in "Palestrina" u. a. weitgehend die tiefe Lage erfordern. Deshalb waren Frick und Edelmann auch niemals Konkurrenten, sondern gute, lebenslange Freunde, die oft zeitgleich am selben Haus sangen und in vielen Tonproduktionen gemeinsam wirkten.


    Herzlichst
    Operus

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  • Selber schuld!


    Ja, lieber Operus, ich geb´s ja zu. Vielleicht - bin mir aber nicht sicher - will man wenigstens die Wagner-Tenöre etwas luftiger, möglicherweise weil Stärke gern mit Schwulst verwechselt wird.


    Aber die Bässe? Da muss ich lauthals protestieren. Diese gewaltigen Nachtschwarzen, wer sollte sie nicht lieben?
    Das könnten höchstens die Erbauer moderner Opernhäuser sein, die die Tragfähigkeit der Pfeiler mit Hinblick auf die Kosten berechnet haben.


    Vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag.


    Herzlich
    hami

  • Nenne mir bitte heute machtvolle, schwarze Bässe? Ausser Salminen im Ausklang seiner Karriere und dem famosen Hans-Peter König kenne ich keine. Alle anderen aktuellen Bässe sind trotz z. T. wunderschöner Stimmen in die Tiefe "gequälte" Bassbaritone.


    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber Operus,


    ich mag sie doch immer noch, die großen Bässe, auch wenn sie fast ausgestorben sind. Ich bezog mich auf das ´selber schuld´. An mir lag´s jedenfalls nicht.


    Bei Edelmann habe ich den Alberich gemeint: Schläfst du, Hagen mein Sohn.


    Das Letztere war jetzt ganz unabsichtlich :hello:


    Herzlichst
    hami


  • Er hätte heute seinen 105. Geburtstag:

    Günther Treptow, (* 22. Oktober 1907 in Berlin;
    † 28. März 1981 in Berlin) war ein deutscher Opernsänger (Tenor), der am besten bekannt ist für seine Rollen in Opern von Richard Wagner.

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Bei dem Ring aus Baden Baden muß ich zustimmen, ich habe schon schlimmere gehört.
    Aber jetzt im ernst.
    Wer keinen Nibelungen Ring im Schrank stehen hat und dieses Werk einfach einmal kennenlernen möchte, dem würde ich diese Produktion guten Gewissens empfehlen.


    Überhaupt halte ich diese Wagnerbox interpretatorisch betrachtet in all seinen Einzelteilen für wertvoller und für gelungener als seinerzeit die Wagenrbox von der Phillips mit dem Boulez Ring, wo man einzig und allein den Tristan mit Nilsson und Windgassen und den Tannhäuser ohne zu erröten Ausnahmslos empfehlen kann.
    Alles andere ist mehr oder weniger Schrott.
    Denn der Parsifal mit Waltraut Meier ist wegen Peter Hofmann indiskutabel, Der Ring aus den selben Gründen, die Meistersinger ( selten eine schrecklichere Aufnahme gehört, bei "Selig wie die Sonne..." fällt alles auseinander), der Lohengrin ist durchwachsen und den Holländer kann man wegen der Senta knicken und vom damaligen horenden Preis wollen hier einmal gar nicht reden.
    Gewissermaßen eine Jugendsünde von mir.

  • als seinerzeit die Wagenrbox von der Phillips mit dem Boulez Ring, wo man einzig und allein den Tristan mit Nilsson und Windgassen und den Tannhäuser ohne zu erröten Ausnahmslos empfehlen kann.
    Alles andere ist mehr oder weniger Schrott.
    Denn der Parsifal mit Waltraut Meier ist wegen Peter Hofmann indiskutabel, Der Ring aus den selben Gründen,...


    Meinst du die Bayreuth-Edition? Nun, Hofmans Siegmund ist alles andere denn indiskutabel und Nelssons Holländer eigentlich auch recht gut (obwohl man natürlich in beiden Fällen auf das Video ausweichen sollte).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Das Ganze besteht aus 43 CDs und hat 59 Euro gekostet. Ein Glückstag, denn es war das letzte Exemplar.


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    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Günter Treptow starb am 28. März 1981. Zu seinem Todestag habe ich eine Aufnahme mitgebracht:


    die ich auch bei der Erinnerung an Hilde Konetznis Geburtstag mitgebracht hatte, die ebenso wie Modest Mussorgsky am 21. Määrz Geburtstag hatte.


    Heute ist Günter Treptows 34. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).