Am 23.3.2013 um 20.15 stellte ich den Sender 3 Sat ein. Auf dem Programm: Parsifal, eine Oper von einem Komponisten namens Richard Wagner.
Ein sehr getragenes, schönes und gutgespieltes Vorspiel eröffnete die Übertragung. Ein Dirigent namens Thielemann stand am Pult.
Dann öffnete sich eine Bühne. Irgendwelche Glasvitrinen mit raffinierter Beleuchtung stellten die Hauptattraktion dar. Ein krank aussehender Herr im grünlichen Gesicht, man nannte ihn Amfortas, war offensichtlich nicht ganz auf dem Posten. Er war umgeben von weißgekleideten Astronauten, und tonangebend auf der Bühne war eine figürlich imponierende männliche Gestalt in einem tollen Anzug. Sein Name war Gurnemanz, er hatte unheimlich viel zu tun. Er mußte die Astronauten beaufsichtigen, den Herrn Amfortas zum Baden schicken, und eine unendlich lange Geschichte erzählen. Er hatte echt Last!
Nun kommt eine Dame, im Kleid und einem sehr eleganten Mantel darüber, aber barfuß, und bringt ein Reagenzglas mit einem Zauberstoff aus Arabia, welches dem armen Amfortas helfen soll. Aber das scheint nicht zu klappen, denn dieser hat eine offene Wunde, die nur durch übersinnliche Macht wieder geheilt werden kann. Sehr beeindruckend war, daß diese Dame namens Kundry von einem Schatten begleitet wurde, auf Schritt und Tritt, und dieser Schatten hatte irgendeine Ähnlichkeit mit Jesus und der Dornenkrone. Was für ein schönes Bild.
Immerzu tanzten im Hintergrund hübsche Mädchen, faszinierend. Doch plötzlich wird der Frieden gestört. Irgendein Bösewicht hat einen Schwan verletzt, doch er weiß gar nicht, daß das ein Frevel ist. Der Ärmste weiß nicht seinen Namen, nicht woher und wohin, zudem ist er fast noch ein Kind, in laubfarbenen kleidsamen Sakko und mit seinem Bogen unter dem Arm paßte er toll in das astronautische Ambiente.
Bei herrlicher Musik färben sich die Glasvitrinen, irgendeine Ernährungsberatung scheint zu folgen. Wieder kommt der arme Herr Amfortas, unter dem Arm eine Blechbüchse, die er vor sich hinstellt. Aus dem Himmel ertönt eine Stimme, er soll die Büchse öffnen. Doch er ist störrisch, er will nicht, er hat das Leben irgendwie satt. Die Stimme aus dem Himmel und die Astronauten fordern ihn jedoch auf, die Büchse zu öffenen, so daß er es doch tut. Einer der schönsten und berührendsten Momente, als er die Blechkiste aufmacht. Alle kommen her, blicken hinein und fallen fast in Ohnmacht. Ich kann es verstehen, das war ja auch wirklich ein großer Zauber, das Öffnen der Büchse, die sie hier Gral nennen. Ich habe eine ähnlich aussehende Werkzeugkiste, bei deren Öffnen sich nicht so eine Erlösung einstellen will. Die Astronauten legen sich abwechselnd hin und stehen wieder auf, sie singen schöne Musik. Nur der Schwanentöter versteht gar nichts.
Das war der 1. Akt. Leider war ich so müde geworden, daß ich danach eingeschlafen bin und nicht weiß, wohin die Astronauten geflogen sind.
Bisher habe ich Parsifal 2x live gesehen, beide Male in Dresden in der lengendären Inszenierung von Theo Adam. Da war alles ein bißchen viel anders. Und ich konnte noch Kurt Moll erleben, Siegfried Jerusalem, Deborah Polaski u.a.
Gerne hätte ich gewußt, wie die Reaktion des Publikums am Schluß war. Nach dem 1. Akt haben 3 Mann geklatscht, dann wurde umgeschaltet. Am Beeindruckendsten waren die Tonstörungen auf dem digitalen Kanal, ich mußte auf analog umstellen. Offensichtlich gibt es bei Übertragungen von Wagner Probleme, es war ja nicht das erste mal.
La Roche