Der Musiker Gräber


  • Nur wenige werden es wohl anstreben, unter ihrem Arbeitsplatz begraben zu werden, aber es war auch eine ganz besondere Arbeit, die da verrichtet wurde. Anton Bruckner war von 1850-1855 Organist in der mächtigen Stiftskirche St. Florian, nahe der Landeshauptstadt Linz an der Donau. Aber auch später kam der Komponist bis an sein Lebensende immer wieder in die Stiftskirche, um die Orgel zu spielen. Mit 74 Registern und 5.230 Pfeifen galt dieses Instrument bis zum Jahre 1886 als die größte Orgel (Franz Xaver Krismann) der österreichisch-ungarischen Monarchie, wurde aber in den Folgejahren mehrmals umgebaut; seit 1996 erfreuen 7.386 Pfeifen die Besucher der Kirche. Anton Bruckner war hier im Stift weit vor seiner Organistentätigkeit mit Musik befasst, nämlich als Sängerknabe und Lehrer.
    In der Mitte des Kirchenvorraumes, also direkt unter der Bruckner-Orgel, sieht der Besucher im Boden eine Marmorplatte mit der Inschrift »Anton Bruckner 1824-1896«. Direkt in der Gruft darunter hat der Komponist seine letzte Ruhestätte gefunden, was in seinem Testament mit folgendem Text zum Ausdruck kommt.
    »Ich wünsche, dass meine irdischen Überreste in einem Metallsarge beigesetzt werden, welcher in der Gruft unter der Kirche des reguliert lateranensischen Chorherrenstiftes und zwar unter der großen Orgel frei hineingestellt werden soll, ohne versenkt zu werden, und habe mir hierzu die Zustimmung schon bei Lebzeiten seitens des hochwürdigsten Prälaten genannten Stiftes eingeholt.«
    Der optische Eindruck ist so, dass man meinen könnte, es handele sich um zwei aufeinander stehende Särge, aber der Metallsarg steht auf einem sargähnlichen Sockel. Dieser Sarkophag-Sockel trägt die Aufschrift: Non confundar in aeternum (»In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden«), die Schlusszeile des Te Deums).
    Bruckners Testament ist exakt formuliert und so geschah es. Vielleicht hatte sich Bruckner am seinem norddeutschen Kollegen Dieterich von Buxtehude, der schon 1707 in St. Marien zu Lübeck beigesetzt wurde, orientiert.
    Anton Bruckners Kompositionen waren umstritten, wie die anderer Komponisten auch. Unbestritten waren jedoch seine ausgeprägte Frömmigkeit und sein gekonntes Orgelspiel.

  • Und weiter geht es mit den Dänischen Komponisten. Ebenfalls auf dem Vestre Kirkegaard liegt der Komponist Asger Hamerik mit seiner Familie begraben.


    Asger Hamerik ( *8. April 1843 †13. Juli 1923 ) war ein Dänischer Komponist und Dirigent. Eigentlich Hammerich im Nachnahmen, wandelte er es in ein dänischer klingendes Hamerik um. Als Sohn einer Theologieprofessors, sollte er zuerst auch das Fach erleben, doch nahm die Musik überhand, dass er bei den Urvätern der Dänischen Musik - Niels Wilhelm Gade und Johann Peter Emilius Hartmann - bald Musik studierte. In Deutschland war er Schüler Hans von Bülows und lernte in Paris ebenfalls bei Berlioz ( was sich deutlich in seiner verschollenen, mit rund 20 Harfen ausgestatteten Hymne à la paix deutlich zeigt ). Nach Berlioz Tod reiste er durch Europa bis er 1871 mit 28 Jahren Leiter einer Musikakademie in Baltimore wurde. Amerika wurde auch bald sein Hauptwirkungszentrum, komponierte dort große Sinfonien, die vom Amerikanischen Volk begeistert angenommen wurden. 1900 kehrte er nach Dänemark zurück und hörte nahezu mit dem Komponieren auf, unterstützte jedoch junge Komponisten wie Ludolf Nielsen weiterhin. Hamerik wird heute als der allgemein unnordischste Dänische Komponist der Spätromantik angesehen. Bis auf seine Nordischen Suiten, sind seine Werke frei vom nordischen Koloriert und zeigen ihn als einen Meister der Form. Er hinterließ 7 Sinfonien, die vom DaCapo-Label unter Thomas Dausgaard mustergültig eingespielt wurden.


    Grüße
    Christian




  • Mit dieser Überschrift eröffnete Alfred am 23. Mai 2007 einen Thread, und heute finde ich dazu den Beitrag Nr. 73. In all diesen Beiträgen kommen die unterschiedlichen Meinungen bezüglich der musikalischen Qualität zum Ausdruck und die Ausführungen sind reichlich mit CD-Produktionen illustriert.


    Als wohl eher unwichtige Ergänzung stelle ich hier einen Beitrag ein, der zeigt, was nach einem arbeitsreichen Leben bleibt...
    Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof gibt es selbstverständlich Hinweise zum Grab von Arthur Schopenhauer, aber den Komponisten und Pianisten Ferdinand Ries findet man nicht mal so eben en passant, er ist recht versteckt und gehört wohl auch nicht zu den bekanntesten Namen.
    Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof gibt es als Besonderheit eine fast 200 Meter lange klassizistische Gruftenhalle (1828 fertiggestellt). Es handelt sich um eine Kolonnade mit 55 rundbogigen Arkaden. Die Gruften sind durchnummeriert und im Falle Ferdinand Ries sprach ich deshalb von "versteckt", weil er in der Gruft 45 der Familie Klotz untergekommen ist. Auf einer großen Steintafel an der Wand sind insgesamt 24 Namen aufgeführt, die in dieser Gruft untergebracht sind und ganz oben stehen dann die Daten des Komponisten, das ist von unten kaum zu lesen und ohne Leiter nicht ordentlich zu fotografieren. Aber das ist ja schließlich kein Fotowettbewerb, sondern ein Thread, der aufzeigt, was aus einmal bekannten Musikerpersönlichkeiten im Laufe der Jahre geworden ist.
    In diesem Falle sind seit dem Todesjahr 176 Jahre vergangen und eine optisch erfassbare Resterinnerung ist noch vorhanden, was hiermit dokumentiert wird.
    Wer war nun dieser Ferdinand Ries?
    Ferdinand Ries wurde am 28. November 1784 in Bonn geboren. Sein Vater (Franz Anton Ries) war kurkölnischer Musikdirektor und Geiger und Ferdinands jüngerer Bruder war ein bekannter Violinist und Komponist, die ganze Familie war musikalisch. Der Vater unterwies natürlich seine Söhne frühzeitig, Ferdinand zunächst im Klavierspiel, danach wurde der Sohn vom Vater an befreundete Musiker anderer Disziplinen weitergereicht. Durch revolutionäre Einwirkungen (1794 wurde die Hofkapelle aufgelöst) gab es für Ferdinand Ries im Rheinland keine beruflichen Perspektiven. Arnsberg und München waren die weiteren Stationen seiner musikalischen Ausbildung.
    In München stattete der Komponist Carl Cannabich den jungen Mann mit einem Empfehlungsschreiben an den Pianisten Andreas Streicher aus, denn Ries machte sich auf den Weg nach Wien. Im Frühjahr 1803 wurde Ferdinand Ries Schüler bei Ludwig van Beethoven. Interessant ist dabei, dass Beethoven selbst einmal bei Franz Anton Ries, also dem Vater seines Schülers, gelernt hatte. Ries war aber bald mehr als nur Klavierschüler bei Beethoven; er führte Korrespondenzen, kopierte Noten und war sich auch für Botengänge nicht zu schade.


    Da Ferdinand Ries etwa vier Jahre lang mit Beethoven in engem Kontakt stand, verdankt die Musikgeschichte den Aufzeichnungen von Ries wichtige Erkenntnisse. Die »Biografischen Notizen über Ludwig van Beethoven« erschienen 1838. Der Erlös dieses Buches sollte nach dem Willen der Autoren (Mitautor war der Arzt Franz Gerhard Wegeler) für das Beethoven-Denkmal in Bonn verwendet werden. Kurz vor dem Escheinen der Publikation starb Ferdinand Ries am 13. Januar 1838 in Frankfurt am Main.


    Im August 1804 debütierte Ferdinand Ries in Wien mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37.
    1805 wurde Ries ins Rheinland beordert, er sollte dort zum Militärdienst eingezogen werden, war jedoch in dieser Sache untauglich. Er blieb dennoch über ein Jahr in seiner Heimatstadt und schrieb sein erstes Klavierkonzert. 1807 ging es nach Paris, aber auch dort konnten keine direkten beruflichen Erfolge erarbeitet werden. 1808 taucht er wieder in Wien auf, wo es zu einer kurzen Verstimmung mit Beethoven kam, die jedoch bald beigelegt war. 1809 verlässt Ries Wien wieder recht schnell, weil ihm nun die Einberufung zum österreichischen Militär droht, und wieder geht es zurück nach Bonn. Zum Jahresbeginn 1811 bricht der Künstler zu einer ausgedehnten Konzertreise auf, die ihn über Kassel, Hamburg, Kopenhagen, Stockholm nach Sankt Petersburg führt.
    Doch droht hier plötzlich wieder Gefahr durch Napoleons Truppen und er flieht über Stockholm nach London, wo er im Frühjahr 1813 eintraf und Unterstützung durch einen Bekannten seines Vaters bekam, der ihn in wichtige Kreise der Londoner Musikwelt einführte. Ries erwarb sich als Klavierlehrer ein gewisses Renommee beim Geldadel der Stadt und heiratete zudem 1814 in eine begüterte Familie ein.
    1815 wurde er Mitglied der »Philharmonic Society« und bald darauf einer der Direktoren. Von London aus war Ries auch wieder in Kontakt mit Beethoven, bei dem er im Auftrag der »Society« 1817 die 9. Symphonie bestellte. Musikalisch waren die letzten Jahre in London nicht besonders herausragend und es gab auch Zwistigkeiten mit den anderen Direktoren, weil Ries glaubte, dass seine Werke bei der Programmgestaltung zu wenig beachtet werden; eine Rückkehr nach Deutschland wurde ins Auge gefasst. Im Mai 1824 gab Ries in London sein Abschiedskonzert und kehrte ins Rheinland zurück.
    Im Frühjahr 1827 begab sich der Komponist mit seiner Familie nach Frankfurt/Main, wo ein Haus erworben wurde. Das kulturelle Leben war in dieser reichen Stadt sehr rege und schließlich wurde seine erste Oper »Die Räuberbraut« am 15. Oktober 1828 im Frankfurter Opernhaus uraufgeführt.
    Weitere Opernaktivitäten entwickelten sich während eines weiteren Aufenthaltes in London. In den Jahren 1832/33 unternahm Ries mit seiner Frau eine ausgedehnte musikalische Bildungsreise nach Italien.
    Bis zu seinem Tod musizierte Ferdinand Ries auf hohem Niveau mit erstrangigen Orchestern und Künstlerkollegen, er war finanziell nicht darauf angewiesen unbedingt Geld verdienen zu müssen. Am 13. Januar 1838 war dieses bewegte Musikerleben zu Ende.

  • Lieber Hart,


    danke für den Beitrag über Ferdinand Ries, die auch für den, der diesen Komponisten zumindest dem Namen nach kennt Neues und Interessantes enthält und deshalb keinesfalls unerheblich ist. Du bist derjenige, der das Thema
    "Gräber der Musiker" am Leben hält und immer wieder mit neuen Beispielen bereicherst. Dafür Dank und Anerkennung.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Und weiter geht es mit den Dänischen Komponisten mit Fini Henriques. Dieser lebte von 1867 bis 1940 und war neben seiner Tätigkeit als Komponist auch ein vorzüglicher Geiger. Henriques lernte bei Valdemar Tofte, Johan Svendsen und Joseph Joachim, die ihm eine gute Ausbildung ermöglichten, weshalb er 1892 als Bratscher, später als Geiger ins Königliche Dänische Orchester aufgenommen wurde. 1896 entschied er sich ein freies Leben als Komponist, Geiger und Pädagoge zu führen, was ihm mit großen Erfolg gelang. Er schrieb virtuose Soloviolinstücke die er selber aufführte, 3 Sinfonien, mehrere Opern sowie zahlreiche Lieder. Unter anderen schrieb er ein Ballett zu H. C. Andersens Märchen Den lille havfrue (die kleine Meerjungfrau), von dem Auszüge auf CD vorliegen. Seine Musik ist der leichteren Muse zuzuordnen. Über seine Qualitäten als Sinfoniker lässt sich nichts sagen, da keine Aufnahmen vorliegen. Er ist auf dem Vestre Kirkegaard in Kopenhagen unweit seines guten Freundes Carl Nielsen begraben.



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  • m
    Ein schönes, ästhetisches Grabmal mit dezenter Schrift, dem man auf dem Frankfurter Hauptfriedhof im Gewann »F« unweit vom Eingang »Neues Portal« begegnet.


    Anton Urspruch wurde am 17. Februar 1850 in Frankfurt am Main geboren und starb am 11.November 1907 an seinem Geburtsort. Man weiß, dass er einer künstlerisch begabten Familie entstammt und sich schon früh für Musik interessierte.
    Seine erste Ausbildung erhielt er bei Ignaz Lachner und weitergehenden Unterricht bei Joachim Raff - soweit sein Frankfurter Anfang; später soll er in Weimar einer der Lieblingsschüler von Franz Liszt gewesen sein.
    1878 erfolgte eine Berufung als Lehrer für Klavier und Komposition an das renommierte Hoch´sche Konservatorium in Frankfurt, wo er schließlich Kollege von Clara Schumann war.
    Im Jahre 1883 heiratete er die Tochter eines Musikverlegers, eine recht günstige Konstellation für einen Komponisten. Neben seiner Lehrtätigkeit schuf er ein breit angelegtes kompositorisches Werk. In seiner aktiven Zeit gehörte Urspruch zu den namhaften Komponisten der Spätromantik, geriet dann jedoch immer mehr in Vergessenheit.


    Wenn ich an diesem Grabe stehe, denke ich natürlich besonders an seine hinterlassenen Lieder. Deren Texte kennt man zum Teil in den bekannteren Vertonungen von Schumann nach Texten von Heine (Opus 6). Aber es gibt daneben auch noch die Lieder op. 8, 23 und 25, die auf CD zu hören sind - so ganz vergessen ist Anton Urspruch also nicht.


    Die Neue Musik-Zeitung schrieb in ihrem Nachruf vom 28. Februar 1907:
    »Nein, die Lebenden haben bei uns nicht recht, sie und ihre Werke müssen hundert Jahre warten, bis sie reif für die "Forschung" geworden und von einer Doktordissertation gewürdigt werden können. Auch Urspruch war ein Stiller im Lande. Ein Meister, nicht nur von außerordentlichem technischen Können, sondern auch ein eifriger Schönheit-Sucher auf unbetretenen Pfaden.«


    Diese hundert Jahre sind längst um. Im Dezember 2009 hat sich in Münster eine Anton Urspruch-Gesellschaft mit dem Ziel gegründet, das Leben und Wirken des Komponisten zu erforschen und die Aufführung seiner Werke zu fördern.


  • Harald Kral teilte vor fünf Jahren hier im Forum den Tod des Sängers mit und schrieb unter anderem:
    » Tagsüber hatte er noch in seinem Garten gearbeitet, über Nacht kam es zum plötzlichen Herzstillstand.«


    Der Tod ereilte ihn am 12 Februar 2009 in seiner Heimat, wo dann auch am 18. Februar die Trauerfeier in der Pfarrkirche von Marxzell (nördlicher Schwarzwald) stattfand.


    Hermann Becht wurde am 19.März 1937 in Karlsruhe geboren und hätte heute seinen 77. Geburtstag feiern können. Ganz sicher hatte man sich im Februar 2009 schon Gedanken gemacht, wie der 70. im März gefeiert werden sollte - dazu kam es nicht, man musste eine Trauerfeier ausrichten.


    Hermann Becht erhielt seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt; später dann bei Kammersänger Josef Greindl an der Musikhochschule Saarbrücken. 1968 errang er den ersten Preis beim Landesgesangswettbewerb in Berlin. Bühnenerfahrung sammelte er in Braunschweig und Wiesbaden. 1974 kam er als festes Mitglied an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf.
    Hermann Becht gastierte in Bayreuth, bei den Salzburger Festspielen, in Orange... und vielen anderen Orten, pauschalierend lässt sich sagen, dass er an allen bedeutenden Orten der Welt aufgetreten ist und mit namhaften Dirigenten musizierte.
    Für die Aufnahme des „Alberich" im Bayreuther „Jahrhundert-Ring" von Patrice Chereau und unter der musikalischen Leitung von Pierre Boulez bekam er 1984 einen Goldenen Grammy, 1992 wurde er zum Kammersänger ernannt. Im August 1999 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.


    Generalintendant Professor Tobias Richter erklärte zum Tode von Hermann Becht:
    »Hermann Becht wird uns in Erinnerung bleiben - als herausragender Künstler mit großer Ausstrahlung und als liebenswürdiger Kollege, dessen Wirken von hoher künstlerischer Verantwortung und Leidenschaft getragen war.«

    Nun ruht er hier; am höchstgelegenen Ortsteil der Gemeinde Marxzell, auf dem Friedhof in Schielberg in einem wunderschön gestaltetem Grab. Ein Flötenspieler sorgt dafür, dass an diesem stillen Ort die Musik zumindest symbolisch präsent ist. Der Friedhof befindet sich am Ortsende. Das Grab findet man, wenn man etwa 100 Meter von der Trauerhalle entfernt geradeaus in östlicher Richtung geht, dann wenige Schritte nach links.

  • Der Dänische Komponist Johann Peter Emilius Hartmann ( * 14. Mai 1805 Kopenhagen + 10. März 1900 ebenda ) gilt mit Niels W. Gade als Hauptvertreter der "goldenen Zeit" in der Musik Dänemarks. Er, wie auch Gade prägte mit seinem nationalromantischen Tonstil die spätere Komponistengeneration wie kaum ein anderer und wurde von zahlreichen Musikstudenten wie auch Komponisten in Kopenhagen geradezu vergöttert. Durch seine langes Leben lässt sich wunderbar die Entwicklung des Komponisten nachvollziehen der Anfangs noch vom Deutschen beeinflusst, schnell eine eigene, düster-kraftvolle Tonsprache fand. In seinem Ouvre finden sich Opern, Sinfonien, Klavierwerke, Lieder und vieles mehr. Sein Sohn Emil wurde ebenfalls Komponist, stand aber Zeit seines Lebens ( m.E. verdient ) im Schatten seines großen Vaters. Hartmanns Grab befindet sich direkt an der Garnisonskirche in Kopenhagen.




  • Kurt Hessenberg gehört zu den wichtigsten Vertretern der evangelischen Kirchenmusik im 20. Jahrhundert. Am berühmten Hoch´schen Konservatorium in Frankfurt/M. erhielt er bereits als Neunjähriger Klavierunterricht, und studierte dann von 1927-193 am Landeskonservatorium in Leipzig Klavier und Komposition. 1933 wurde er an das Hoch´sche Konservatorium als Theorielehrer berufen. Wie auch andere Künstler, die in dieser Zeit herausragten, stand er auf der sogenannten »Gottbegnadeten-Liste« der damaligen Machthaber, was eine lebenserhaltende Maßnahme sein konnte.
    Ab 1953 unterrichtet Hessenberg Komposition an der Frankfurter Musikhochschule und übte diese Tätigkeit bis zum Jahre 1973 aus. Neben einigen Konzerten und Kammermusikwerken umfassen seine Kompositionen vor allem geistliche Chormusik, Oratorien und Kompositionen für Orgel. Hessenbergs Persönlichkeitsstil wird durch Kontrapunktik, rhythmische Prägnanz und Formdisziplin geprägt.
    Hessenberg wurde 1951 mit dem Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet und erhielt 1973 die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main, 1979 die Goethe-Plakette des Landes Hessen


    Zitat von Kurt Hessenberg aus »Kleine Selbstbiographie«:
    »Gemeinsam ist aber allen Kompositionen, unabhängig von der Entstehungszeit, das Festhalten an der wenn auch oft frei behandelten Tonalität, am melodischen Einfall und der (zum mindesten angestrebten) geschlossenen Form. Bestrebungen der kompositorischen „Avantgarde“ verfolge ich mit Interesse, aber mein Weg ist nicht der des Experimentierens mit dem Material; auch habe ich, außer zu Übungszwecken, mich nie einer wie auch immer gearteten Reihentechnik bedient. Natürlich bemühe ich mich, eine eigenständige Musik zu komponieren, ich schreibe aber das Wort „neu“ klein, und der Grad der „Aktualität“ und somit des derzeitigen Marktwertes interessiert mich wenig.«


    Am 17. Juni 1994 starb Kurt Hessenberg in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main und wurde dort auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Man findet das Grab im Gewann G an der Mauer 540

  • Liebe Taminos,


    der nächste Dänische Komponist war selbst mir unbekannt, doch der Zufall wollte, dass ich auch vor seinem Grab lande. Es ist das Grab von Henrik Rung. Rung wurde 1807 in Kopenhagen geboren und erhielt in Naestved Musikunterricht im Gitarren- und Violinspiel. Zurück in Kopenhagen wurde der berühmte C.E.F. Weyse sein Lehrer. Später wurde er selber Tondichter und machte sich einen guten Namen als Komponist von Lieder und Romanzen. Heute ist er vollkommen vergessen. Nur sein Lied I Danmark er jeg født ist noch "bekannt". Sein Grab befindet sich auf dem Holmens Kirkegaard in Kopenhagen.



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  • Gertrude Walpurga Sontag, Henriette Gräfin von Lauenstein, Henriette Rossi, Henriette Sontag-Rossi


    Henriette Sontag wurde am 3. Januar 1806 morgens um 6 Uhr als Tochter einer Schauspielerin in Koblenz geboren. Der Vater war Buffo-Sänger, an Künstlerblut mangelte es also nicht. Folgerichtig stand das Töchterchen bereits im Alter von vier Jahren am Hoftheater zu Darmstadt auf der Bühne.
    Bei diesen Auftritten sang Henriette nur nach Gehör und hatte bis dahin keine gründliche musikalische Ausbildung. Die Ehe der Eltern wurde geschieden und Henriettes Mutter hatte ein Engagement in Prag angenommen. Freunde rieten dazu, Henriette professionell am Konservatorium ausbilden zu lassen. Mit einer Ausnahmegenehmigung, die einflussreiche Gönner ermöglichten, durfte die junge Dame ein Jahr früher eintreten als es in den Statuten vorgesehen war, der Eintritt erfolgte 1817. Obwohl normalerweise am Konservatorium eine Studienzeit von sechs Jahren obligatorisch war, wurde sie schon nach zwei Jahren wieder entlassen (auch dazu werden in der Literatur die unterschiedlichsten Gründe genannt), eine Begründung sagt, dass es nicht gerne gesehen wurde, dass sie während ihrer Ausbildung mehrfach am Prager Theater auftrat. Ihr vorzeitiges Ausscheiden beeinflusste ihre Karriere jedoch in keiner Weise negativ, denn in den Folgejahren zeigte die Erfolgskurve steil nach oben
    Im Rahmen eines Gastspiels stand Henriette, zusammen mit ihrer Mutter 1822 im Theater an der Wien und im Kärntnerthor-Theater auf der Bühne, von 1823-25 war sie dort fest engagiert.
    Am 3. August 1825 stand sie auf der Bühne des Berliner Königsstädtischen Theaters, sang auch am Königlichen Opernhaus in Berlin und wurde im Mai 1826 zur preußischen Kammersängerin ernannt.


    Zeitgenössische Nachrichten berichten von einer Art »Sontag-Fieber«, das ganz Berlin ergriffen hatte. Natürlich gab es auch damals Konkurrentinnen, wie zum Beispiel Maria Malibran oder Angelica Catalani. Letztere soll einmal kritisch zum »Phänomen Sontag« bemerkt haben:
    »Sie ist die erste Sängerin ihres Fachs, aber ihr Fach ist nicht das erste«.


    Aber auch in anderen Städten war sie der Anlass wahrer Begeisterungsstürme und zwar europaweit. Bei aller sich überschlagender Popularität waren da zeitbedingt jedoch immer noch fast unüberwindliche Standesschranken. Ihre erste Verbindung mit einem Grafen wurde deswegen wieder aufgelöst. Den sardischen Gesandten Carlo Graf Rossi heiratete sie (1828) heimlich, die gesellschaftlichen Gepflogenheiten erlaubten es eigentlich nicht, dass eine Sängerin einen Adeligen heiratete. Als verheiratete Frau erfüllte sie nur noch einige alte Gastspielverpflichtungen und zog sich dann ins Privatleben zurück, um sich dem Mann und den sieben Kindern zu widmen. Der Preußenkönig hob die vermählte Gräfin Rossi dann unter dem Namen von Lauenstein in den Adelsstand.
    Ab Oktober 1831 lebte Henriette Sontag als Frau des Gesandten Graf Rossi in Den Haag und kümmerte sich hauptsächlich um die Familie und die allmählich anwachsende Kinderschar.
    Die nächsten Stationen des Diplomatenhaushalts waren St. Petersburg und Frankfurt.


    Das ging bis 1848 gut, dann verlor die Familie durch die politischen Umstände große Teile ihres Vermögens; plötzlich mangelte es an Geld und man sah sich nach einer Einnahmequelle um und erinnerte sich an vergangene Zeiten.
    Nach einer Unterbrechung von zwanzig Jahren versuchte die Künstlerin ihre Karriere fortzusetzen, und das Comeback gelang.


    Heinrich Heine kommentiert diese Rückkehr so:
    »Es knallt, es ist ein Fest vielleicht.
    Ein Feuerwerk zur Goethefeier! -
    Die Sontag, die dem Grab entsteigt,
    Begrüßt Raketenlärm - die alte Leier.«


    Am 28. Juni reiste die Sängerin von Berlin nach England, wo sie am 7. Juli 1849 ihr Engagement in London antrat; Sie war 43 Jahre alt. Im Anschluss daran folgte eine Tournee durch England und Schottland. 1851 konnte man sie auch wieder in Paris hören.
    Auf der Grundlage dieser Erfolge ging Henriette Sontag mit ihrem Mann und einem kleinen Gefolge (die Kinder blieben in Europa zurück) auf eine Tournee durch die USA. Zunächst gab sie in New York 23 Konzerte und trat in der Oper auf; danach folgten Auftritte in Buffalo, Cleveland, St. Louis, Louisville, Cincinnati, Washington und New Orleans.
    Von dort aus bestieg sie am 1. April 1854 das Schiff nach Vera Cruz und reiste nach viertägiger Überfahrt mit dem Postwagen weiter. Berichten zufolge ist ihr das Klima dort recht gut bekommen und die Erkrankung kam am 11. Juni plötzlich, sie wurde Opfer einer Cholera-Erkrankung. In Europa kursierende Vergiftungsgerüchte haben eigentlich keine reale Basis.


    Henriette Sontag starb am 17. Juni 1854 in Mexiko. Am 19. Juni wurde die Sängerin zunächst in der Klosterkirche San Fernando unter großer Anteilnahme beigesetzt. Henriette Sontags Gatte, Graf Rossi, erfüllte ihren letzten Wunsch und ließ ihre sterblichen Überreste nach dem Kloster Marienthal in der Lausitz überführen, wo ihre jüngere Schwester Nina seit 1848 - jetzt als Schwester Juliana - lebte. In diesem alten Zisterzienserkloster endete die lange Reise der Henriette Sontag.


    Ein Ausstellungskatalog des Mittelrheinmuseum Koblenz (2006) gibt folgende Daten an:
    »Am 19. Juni 1854 wurde die Sängerin in einer Nische der Klosterkirche von San Fernando bei Mexiko City beigesetzt. Erst am 28. November 1855 wurde der Sarg von Vera Cruz nach Hamburg eingeschifft. Die endgültige Beisetzung in der Michaelskapelle des Klosters Marienthal fand am 3. Mai 1956 statt.«


    Auch ihr Mann, Carlo Graf Rossi, der zehn Jahre nach seiner Gattin starb, wurde dort beigesetzt. Die jüngere Schwester Anna, »Nina« genannt, starb erst 25 Jahre nach ihrer berühmten Schwester.

  • Liebe Taminos,

    das Grab Peter Erasmus Lange-Müllers ( 1. Dezember 1850 - 26. Februar 1926 ) war das letzte Grab, welches ich in Kopenhagen besucht habe. P. E. Lange-Müller galt als Nachfolger Niels Wilhelm Gades und prägte die Dänische Romantik wie kaum ein anderer. In seinem Gesamtwerk finden sich Oper, Sinfonien, Lieder, Klavier- und Kammermusikwerke von denen einige wenige Stücke noch bis heute den Charakter eines Volkslied haben und u.a. zu Mittsommer gesungen werden. Trotz großer Erfolge zur Lebenszeit ist Lange-Müller heute weitegehend vergessen. Dennoch liegen Einspielungen verschiedener Labels, u.a. DaCapo vor, die von seiner herrlichen melodischen Findungsgabe zeugen. Sein Grab befindet sich auf dem Vestre Kirkegaard in Kopenhagen.

    #


    Grüße Christian


  • Gonszar, Rudolf, Bariton, * 14.4.1907 Berlin, † 19.9.1971 Frankfurt a.M. Gesangstudium an der Musikakademie Berlin. 1930 wurde er durch Carl Ebert im Berliner Lokal »Zigeunerkeller« entdeckt, wo er als Sänger und Geiger auftrat. 1930 kam er an das Deutsche Opernhaus Berlin, dem er bis 1934 angehörte; hier sang er am 10.3.1932 in der Uraufführung der Oper »Die Bürgschaft« von Kurt Weill. 1934-35 am Stadttheater von Königsberg (Ostpreußen) engagiert. 1935 wurde er an das Opernhaus von Frankfurt a.M. berufen, wo er bis 1969 wirkte und zu den beliebtesten Künstlern dieses Hauses gehörte. Nur während der Spielzeit 1941-42 war er an der Wiener Staatsoper verpflichtet. Im Laufe seiner langen Tätigkeit entwickelte sich seine Stimme zum Heldenbariton, der namentlich im Wagner-Fach (mit dem Hans Sachs in den »Meistersingern« als Glanzrolle), aber auch im italienischen Repertoire erfolgreich war. Am 20.2.1943 sang er in Frankfurt in der Uraufführung der Oper »Die Kluge« von Carl Orff den König, 1947 die Titelpartie in der Premiere von »Mathis der Maler« von Hindemith. 1955-61 ständiger Gast an der Staatsoper Berlin. Gastspiele an den großen Theatern des deutschen Sprachraumes wie im Ausland machten den Namen des Sängers weithin bekannt.
    Nach Sängerlexikon Kutsch/Riemens
    Heute sind noch zahlreiche Opern-CDs, beziehungsweise Querschnitte - in der Hauptsache Verdi und Wagner - im Handel, deren Cover die Mitwirkung von Rudolf Gonszar anzeigt. Er hat dem Frankfurter Opernpublikum manchen guten Abend beschert und war auch, wie man seiner Biografie entnehmen kann, andernorts ein gern gehörter Gast.
    1971 hatte man ihn auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben. Der Bildhauer hat zu dem Namen und dem Titel KAMMERSÄNGER noch einen Violinschlüssel in die Holzstele geschnitzt und dazu geschrieben:
    DEM VOGEL
    DER HEUT SANG
    DEM WAR DER
    SCHNABEL HOLD
    GEWACHSEN

    Zur Orientierung:
    Nur etwa fünfzig Meter von Gonszars Grab entfernt ruht Ferdinand Ries (siehe Beitrag 153), ein Vertrauter Beethovens.


  • So ein denkmalartiges Grab fällt auf, da geht man nicht so einfach daran vorbei, sondern interessiert sich dafür, wer dieser Mann war und was er in seinem Leben geleistet hat.


    Es handelt sich hier um den Komponisten und Musikpädagogen Joseph Joachim Raff, der am 27. Mai 1822 in dem Schweizer Ort Lachen geboren wurde und am 24. Juni 1882 in Frankfurt am Main starb. 1877 übertrug man ihm den ehrenvollen Auftrag, die Leitung des Hoch'schen Konservatoriums in Frankfurt zu übernehmen, die er bis zu seinem Tode innehatte.
    Raff leistete dem Konservatorium auch gute Dienste indem es ihm gelang erstrangige Lehrkräfte an das Institut zu holen, die prominenteste Lehrerin war wohl Clara Schumann - für 1½ Stunden täglich...
    Im fünfundzwanzigsten Jahresbericht dieses Instituts erfährt man zu diesem Grab-Denkmal folgendes:


    »Eine Gedenkfeier ernsterer Art war die Enthüllung des neuen Grabdenkmals für Joachim Raff, welche in Gegenwart seiner Witwe und Tochter, sowie seines Bruders am 24. Mai 1903 in feierlicher Weise erfolgte. Das Kuratorium hatte für den verewigten ersten Direktor des Conservatoriums eine umfangreiche Grabstätte erworben zur Bestattung seiner sterblichen Überreste, welche bis dahin in einem bescheideneren Grabe geruht hatten und nun dahin übergeführt wurden. Auf der neuen Grabstätte inmitten eines Birkenwäldchens wurde das Denkmal errichtet, welches aus den Mitteln des von Dr. Hans von Bülow begründeten Raff-Denkmalvereins bestritten und von Ludwig Sand in München ächt künstlerisch ausgeführt worden ist«


    Ein weiteres Raff-Denkmal wurde 69 Jahre später in seinem Heimatort am Zürichsee errichtet und am Geburtshaus findet sich der Hinweis:
    HIER STAND DIE WIEGE
    VON
    JOSEPH JOACHIM RAFF
    1822-1882
    PIANIST - KOMPONIST
    MUSIKPÄDAGOGE


    Seine Lebensdaten zeigen, dass er ein Zeitgenosse von Brahms, Bruckner, Liszt, Mendelssohn, Schumann und Wagner war.
    Von dem Dirigenten Hans von Bülow ist der Ausspruch »Donnerwetter, war der Raff gut« überliefert.
    Raff schuf elf Sinfonien, drei Orchestersuiten, neun Ouvertüren, Klavierkonzerte, Violinkonzerte, Streichquartette, Männerchorlieder, mehrere Opern, Chorwerke und Bühnenmusiken. Er galt zu seiner Zeit als einer der größten Komponisten romantischer Instrumentalmusik und arbeitete und komponierte in Köln, Berlin, Leipzig, Dresden und Wien, später auch in Stuttgart, Hamburg und Weimar
    Seine mehr als 200 Werke sind einerseits etwas in Vergessenheit geraten, andererseits hat sich 1972 die Joachim-Raff-Gesellschaft gegründet, die sich zur Aufgabe macht, das Andenken an den Komponisten zu bewahren und seine Werke der Nachwelt zu erhalten. Auf dem aktuellen CD-Markt sind relativ viele Stücke von Raff erhältlich. Die im Folgenden zitierten Fachkritiken zeigen, dass die Musik von Joachim Raff auch in unserer Zeit noch Bestand hat.


    „Müller-Schott gewinnt dem ersten Cellokonzert Joachim Raffs so viel leidenschaftliche Glut ab, dass kaum erklärbar scheint, wie eine derart farbige Musik so lange in Vergessenheit geraten konnte.“
    Fono-Forum, Juni 2005
    "Dem ersten Cellokonzert von Joachim Raff wäre eine Rückkehr ins aktive Repertoire durchaus zu wünschen, jedenfalls wenn ein solcher Meister des kantablen Spiels und der eleganten Virtuosität wie Daniel Müller-Schott den Solopart übernimmt."
    http://www.klassik-heute.de / 7.2.2005


    Praktischer Hinweis:
    Das Grabdenkmal befindet sich auf dem Hauptfriedhof Frankfurt am Main im Gewann D in der Nähe Eingang / Ausgang Grünflächenamt Altes Portal. Ganz in der Nähe findet man auch die Gruft von Ferdinand Ries (Beitrag Nr. 153) und das Grab von Kammersänger Rudolf Gonszar (Beitrag Nr. 163)


  • Es gibt ja einen Thread »Die wahren Helden der Oper« der auf Opernsänger/Innen hinweisen möchte, die nicht den ganz großen Bekanntheitsgrad erreicht haben, aber in unzähligen Opernabenden, manchmal sogar großen Opernabenden, ihr Publikum begeisterten und denen man jederzeit zutrauen würde, dass sie auch auf den ganz großen Bühnen bestehen könnten.
    Allzu viele Leser werden wohl den Namen Else Gentner-Fischer nicht kennen, denn das Publikum, das diese Sängerin noch kannte, ist natürlich auch weggestorben. Diese Abende sind im Nichts versunken... - wenngleich auch ganz wenige Tonaufzeichnungen noch im Handel verfügbar sind.


    Else Gentner-Fischer sang 30 Jahre an der Frankfurter Oper und hatte ein Repertoire von etwa 130 Rollen, so etwas ist heute einfach nicht mehr vorstellbar. Sie wurde am 5. September 1883 in Frankfurt am Main geboren und studierte am berühmten Hoch´schen Konservatorium in ihrer Heimatstadt. Ihr Debüt fand 1905 am Theater in Mannheim statt. Ab 1906 war sie dann an der Frankfurter Oper engagiert.
    Im Lexikontext stellt sich ihr Leben so dar:
    »Gentner-Fischer, Else, Sopran, * 5.9.1883 Frankfurt a.M., † 26.4.1943 Prien am Chiemsee; eigentlicher Name Else Fischer. Sie studierte in Frankfurt und debütierte 1905 am Hof- und Nationaltheater von Mannheim. 1907 wurde sie an die Oper von Frankfurt a.M. berufen, deren erste Sopranistin sie für die folgenden zwanzig Jahre war. Sie heiratete bereits 1905 den Tenor Karl Gentner (1876-1922), der ebenfalls in Frankfurt engagiert war. Nachdem sie zuerst nur kleinere Rollen gesungen hatte, wurde sie bald eine der bedeutendsten dramatischen Sopranistinnen in Deutschland. 1911 sang sie in der Frankfurter Premiere des »Rosenkavaliers« die Partie der Sophie, 1914 wirkte sie in der ersten Aufführung des »Parsifal« mit. Am 18.1.1912 sang sie in der Uraufführung der Oper »Oberst Chabert« von Hermann Wolfgang von Waltershausen in Frankfurt die Partie der Gräfin. Im weiteren Verlauf ihrer Karriere wandte sie sich mehr und mehr dem dramatischen und dem Wagner- Fach zu, während sie zuvor auch lyrische Partien vorgetragen hatte. 1923-24 bereiste sie mit der German Opera Company Nordamerika und erregte großes Aufsehen als Gräfin in »Figaros Hochzeit«; sie kreierte bei dieser Tournee in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Die toten Augen« von d'Albert 1923 in Chicago die Partie der Myrtocle. 1926 sang sie am Teatro Colón von Buenos Aires die Isolde im »Tristan« und die Brünnhilde im Ring-Zyklus. Mehrfach gastierte sie an der Staatsoper von Berlin, auch am Teatro Liceo Barcelona und am Teatro Real Madrid trat sie als Gast auf. Am 25.4.1918 sang sie an der Frankfurter Oper in der Uraufführung der Oper »Die Gezeichneten« von Schreker die Rolle der Carlotta, am 9.6.1924 in der von »Der Sprung über den Schatten« von Krenek, am 1.2.1930 in der Uraufführung von Schönbergs »Von heute auf morgen«. 1929 gestaltete sie in Frankfurt in der deutschen Erstaufführung von Janáceks »Die Sache Makropoulos« die Partie der Emilia Marty. 1934 war sie mit dem Ensemble der Frankfurter Oper in Holland zu Gast, wobei man ihre Marschallin im »Rosenkavalier« bewunderte. 1935 verabschiedete sie sich in Frankfurt als Isolde von der Bühne. In zweiter Ehe war die Künstlerin mit dem Bariton Benno Ziegler (1887-1963) verheiratet; dieser mußte 1939 als Jude nach England flüchten, auch ihre Karriere hatte unter den politischen Verhältnissen in Deutschland zu leiden, so daß sie zuletzt ganz zurückgezogen in Oberbayern lebte.«


    Schallplatten: G & T (ein Duett mit dem Tenor Hermann Schramm, Frankfurt 1906), Polyphon, Polydor (1924, darunter das Wiegenlied aus »Der Schatzgräber« von F. Schreker), einige elektrische Aufnahmen auf HMV.
    [Lexikon: Gentner-Fischer, Else. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 8745 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1300-1301) (c) Verlag K.G. Saur]


    Und was bleibt, 71 Jahre nach ihrem Tod? Wie oben gesagt, es sind wenige Aufnahmen in der eben damals üblichen Qualität erhalten.
    Die ästhetische Qualität ihrer letzten Ruhestätte war nicht vom Allerfeinsten, wie mir Fotos von Herrn Günther Beeg (im Internet zu sehen) zeigten, der nun seit 2006 dieses Grab als Pate betreut. Mein Foto für diesen Beitrag ist im März 2014 entstanden.
    Von Herrn Beeg erfuhr ich übrigens, dass Else Gentner-Fischer an einer Fischvergiftung starb; sie überlebte den Krankentransport nach München nicht. Eine Nachfahrin der Sängerin hatte es ihm so erzählt.


    Praktischer Hinweis:
    Hauptfriedhof Frankfurt am Main. Wer die Grabstätte sucht, geht idealerweise durch den Haupteingang an der Eckenheimer Landstraße und hält sich etwas rechts.
    Lage: Gewann 2 / 32

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  • Lieber Hart,


    nicht nur, dass Du zusammen mit Christian Biskup diesen interessanten Thread fast alleine mit immer neuen Entdeckungen belebst, ich lerne darüber hinaus aus Deinen bereichernden Kommentaren eine Menge. So heute aus Deinem Bericht über Else Gentner-Fischer, die ich nicht kannte. Danke - und bitte weiter so!


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Dem kann ich mich nur anschließen! Voll Ehrfurcht habe ich Eure Beiträge gelesen und sage ein herzliches DANKE! :angel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Giacomo Meyerbeer (1791 - 1864)
    einer der erfolgreichsten und bedeutendsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts


    Heute, an seinem 150. Todestag, soll auch seine Grabstätte auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin, Schönhauser Alle, Eingang in diese schon erfreulich stattliche Rubrik finden:



    Das letzte Bild ist eine Zeichnung von Meyerbeers Beisetzung 1864.


    Mehr Infos zu Meyerbeer habe ich an anderer Stelle in diesem Forum "hinterlegt", einfach mal "Meyerbeer" ins Suchfeld eingeben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Generalmusikdirektor Prof. Rolf Reuter
    (geboren am 7. Oktober 1926 in Leipzig, gestorben am 10. September 2007 in Berlin)


    Nach Stationen als Kapellmeister ist Eisenach und GMD in Meiningen wurde er 1961 GMD des Leipziger Opernhauses und 1978 Chefdirigent der Staatskapelle Weimar. Von 1981 bis 1993 war er Musikalischer Oberleiter der Komischen Oper Berlin, daneben auch ein international erfolgreicher Gastdirigent (u.a. regelmäßig beim Münchner Rundfunkorchester). Daneben war auch ein angesehener Pädagoge und Dirigierlehrer. Sein prominentester Schüler ist der russische Dirigent Wladimir Jurowski (Vladimir Yurovsky).


    Die Grabstätte von Professor Rolf Reuter befindet sich auf dem Inneren Plauenschen Friedhof in Dresden.


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Walther Ludwig wurde am 17. März 1902 geboren und starb am 15. Mai 1981; der heutige Tag ist also Anlass, seiner zu gedenken.


    Er ist weitgehend in Vergessenheit geraten und nur noch der älteren Generation ein Begriff. Diese Art von Sängern, die zuerst einen »normalen« Beruf erlernten und dann eine Sängerkarriere wagten, ist inzwischen ausgestorben. Sowohl seine Tenorkollegen Karl Erb (*1877) und Franz Völker (*1899) als auch der Bariton Heinrich Schlusnus (*1888), um nur einige zu nennen, gingen diesen Weg vom bürgerlichen Beruf zur Kunst.


    Aber der Lebensweg von Walther Ludwig weist eine wohl einmalige Besonderheit auf, die in den 1970er Jahren die Musikfreunde mal nicht der Tenorstimme wegen aufhorchen ließ - er hatte sein in der Jugend begonnenes Medizinstudium wieder aufgenommen und legte 1969 sein ärztliches Staatsexamen ab.
    1971 promovierte er an der Freien Universität Berlin mit der Dissertation »Musik und Medizin, Musik und Mediziner - Die Bedeutung der Musik in der Medizingeschichte der Neuzeit« Diese Dissertation steht inmitten meiner Musikbücher; sie umfasst exakt 100 Druckseiten, ich stelle ausnahmsweise auch das Deckblatt dieser Druckschrift mal im Bild hier ein.


    Der Lebenslauf von Walther Ludwig stellt sich so dar:


    Geboren wurde Walther Ludwig am 17. März 1902 in Bad Oeynhausen in Westfalen. Sein Vater war Kaufmann und verordnete seinem Sohn zunächst eine Banklehre. Aber schon bald stellte sich heraus, dass das für seinen Sohn Ludwig nicht das Richtige war. Also probierte er es mit einem Jurastudium, aber auch diese Richtung erwies sich als nicht geeignet. Es folgte also ein dritter Anlauf und diese Orientierung sah zunächst erfolgversprechend aus, Walther Ludwig studierte Medizin.


    Offenbar erschien ihm nach einer längeren schweren Erkrankung der Arztberuf als Traumziel und so schrieb er sich an der Universität von Königsberg in Ostpreußen ein. Doch bei verschiedenen studentischen Veranstaltungen wurde alsbald seine Stimme entdeckt, sogar das damals noch junge Radio interessierte sich für ihn - und in der Folge schließlich auch der Opernchef der Stadt; er debütierte 1928 am Stadttheater. Ohne je eine formelle Ausbildung genossen zu haben, erfolgte sein Debüt - und erst danach kam die eigentliche Gesangsschulung: und zwar in Berlin durch den bedeutenden Pädagogen Professor Jacques Stückgold.


    In der Saison 1931/32 war er am Staatstheater Schwerin engagiert, wo er in der Uraufführung von Paul Graeners Oper »Friedemann Bach« die Titelrolle sang. 1932 wurde Walther Ludwig dann an die Städtische Oper Berlin berufen.
    Walther Ludwig wurde rasch bekannt, auch Schallplatte und Film interessierten sich für den neuen Tenor. 1935 erhielt Walther Ludwig eine Einladung nach Glyndebourne, wo er den Belmonte und Tamino sang und dadurch mit einem Schlag weltweit bekannt wurde. Er sang an der Grand Opéra Paris (1941), der Oper von Rom, am Teatro Barcelona und regelmäßig an der Wiener Staatsoper. Heutzutage würde einem Künstler die Welt offen stehen, aber die politischen Umstände schoben allen Plänen einen Riegel vor.
    Nach dem Krieg mussten Auslandskontakte erst wieder aktiviert werden. In dieser Zeit sang Ludwig sehr viel in Wien und Salzburg, was in der Folge auch seine internationale Karriere wieder förderte. 1946-1948 war er an der Staatsoper von München und 1948-1950 an der Wiener Staatsoper engagiert. In den Jahren 1951-1953 sang er an der Staatsoper Stuttgart, und 1955 noch als Gast an der Städtischen Oper Berlin.


    Mitte der 1950er Jahre begann er schließlich, seine Opern-Auftritte einzuschränken, auf dem Konzertpodium konnte man ihn allerdings bis 1964 erleben. Nur wenig Freude bereitete ihm eine Professur an der Berliner Musikhochschule. Die pädagogische Arbeit frustrierte ihn immer stärker - und das gab schließlich auch den Ausschlag, sich wieder der Medizin zuzuwenden.
    Mit 60 Jahren nahm er also das seinerzeit unterbrochene Medizinstudium wieder auf und legte 1969 sein ärztliches Staatsexamen ab. Dazu ist zu bemerken, dass sein vor vier Jahrzehnten erworbenes Physikum anerkannt wurde, die Prüfungsordnung sprach nicht dagegen. Er war dann als Arzt in einem Sanatorium im Odenwald, später in Lahr in Südbaden tätig, wo er überraschend starb.


    Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Oberkirch, einem Ort von ca. 20.000 Einwohnern, der etwa 25 Kilometer von Straßburg entfernt liegt.
    Die Grabinschrift ist auf meinem Bild etwas mühsam zu lesen; sie lautet:


    LUDWIG
    PROF. DR.
    WALTHER
    1902-1981


    Der Friedhof hat eine ungewöhnlich große Trauerhalle, unmittelbar hinter dieser Trauerhalle befindet sich das Grab von Walther Ludwig.

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  • Gioachino Rossini (* 29. Februar 1792 in Pesaro; † 13. November 1868 in Paris-Passy)


    Zunächst wurde Rossini, dessen Bedeutung als Komponist hier nicht ausgebreitet werden muss, auf dem berühmten Pariser Friedhof Père-Lachaise beigesetzt, bevor seine Gebeine im Jahr 1887 in der Kirche Santa Croce in Florenz ihre letzte Ruhestätte fanden. Der Komponist befindet sich dort in allerbester Gesellschaft. In der Kirche sind ebenfalls Michelangelo, Machiavelli und Galilei bestattet. Das Grabmal von Dante Alighieri ist allerdings nur ein Kenotaph, in dem keine sterblichen Überreste liegen. Es ist ein Zeichen der Wiedergutmachung an den Verfasser der "Göttlichen Komödie" für in der Stadt erlittenes Unrecht. Santa Croce, der dreischiffige Kirchenbau aus dem 13. Jahrhundert, verdankt ihre Berühmtheit nicht nur diesen Grabmalen, die sich an den Wänden des Hauptschiffes erheben und nicht verfehlt werden können. Sehenswert sind auch die Fresken in den Kapellen, die von Giotto di Bondone, Taddeo Gaddi und anderen Meistern ausgestattet sind. Ich liebe diese Kirche, die sehr zentral gelegen ist, über die Maßen und habe sie noch bei jedem Aufenthalt in Florenz mitunter mehrfach besucht.



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Heute, am 2. Juni 2014, wäre Josef Metternich 99 Jahre alt geworden. In meinem Beitrag Nr. 124 hatte ich bereits geschrieben, dass Josef Metternich am 21. Februar 2005 starb und auf dem Friedhof in Feldafing seine letzte Ruhe fand. Das von mir damals eingestellte Bild zeigt den noch frischen Grabhügel und ich bemerkte in diesem Beitrag »Wenn ich da einmal wieder vorbeikomme, werde ich das aktualisieren«.
    Dieser Tage war ich nun wieder da oben auf diesem wunderschönen Platz mit dem schönen Ausblick auf den Starnberger See und die Alpenkette. Anstatt des schlichten Holzkreuzes von damals, steht nun hier ein edel gestaltetes Kruzifix.
    Nimmt man den Threadtitel ernst, ist es eine Verpflichtung darauf hinzuweisen, dass hier auch eine Sängerin begraben ist, nämlich die Sopranistin Liselotte Losch - so ihr Name vor der Eheschließung mit Josef Metternich. Zu ihrer aktiven Zeit sang sie - um einen Einblick in diese Zeit zu geben - mit Peter Anders, Josef Greindl, Erika Köth, Leonie Rysanek, Anny Schlemm, Marianne Schech, Rudolf Schock, Maria Stader, und Rita Streich ...


    Kutsch/Riemens Sängerlexikon nennt für Liselotte Losch folgende Daten:
    »Sie studierte bei Lorenz Hofer in Berlin und begann ihre Bühnenkarriere mit einem vierjährigen Engagement am Stadttheater von Ulm in den Jahren 1939-42, sang 1942-44 an der Volksoper Berlin und 1945-48 am Städtischen Opernhaus Berlin. 1948-61 war sie an der Staatsoper Berlin tätig, an der sie eine Vielzahl von Partien sang. Einen ihrer größten Erfolge hatte sie dort als Verdis Traviata. Aus ihrem Bühnenrepertoire seien genannt: die Ottavia in Monteverdis »Incoronazione di Poppea«, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Leonore im »Troubadour«, die Amelia in »Simon Boccanegra« von Verdi, die Titelpartien in den Opern »Martha« von Flotow und »Halka« von Moniuszko, die Prinzessin Elvira in »La Muette de Portici« von Auber, die Concepcion in »L'Heure espagnole« von Ravel und die Lady Billows in »Albert Herring« von Benjamin Britten.«


    Die Metternichs sind da oben nicht alleine, wenn man das fachspezifisch betrachtet, sondern in prominenter Gesellschaft, wie man in einem der nächsten Beiträge sehen wird.

  • Johann Sebastian Bach


    Bei einem Besuch in Leipzig vor wenigen Tagen bin ich auch in die Thomaskirche gegangen und habe dort vor Bachs Grab verweilt.


    Ich wundere mich, dass in diesem Thread sein Grab bisher nicht erwähnt wurde. Ich habe in einem Augenblick, als die vielen Bachpilger weggegangen waren, die sonst die engste Umgebung bevölkern, die nachfolgende Aufnahme gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:



    1949 wurden die Gebeine von Johann Sebastian Bach von der im Krieg zerstörten Johanneskirche in die Thomaskirche überführt. 1950 wurde zum 200. Todestag des großen Thomaskantors im Chorraum das hier abgebildete Bachgrab errichtet.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Hab vielen Dank, lieber portator für den Hinweis auf die Ruhestätte von J. S. Bach und vor allem die sehr schöne Aufnahme. In der Thomaskirche befindet sich die sogar die dritte Ruhestätte. Bach war zunächst auf dem Johannisfriedhof beigesetzt, wurde dann Ende des 19. Jahrhunderts in die Johanniskirche überführt (man hielt die Identifizierung des überführten Leichnams als Bach für überzeugend, aber gesichert ist sie meines Wissens bis heute nicht) und von dort in die Thomaskirche.


    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)


  • Der Tenor Heinrich Knote wurde am 26.11.1870 in München geboren und starb am 12.01.1953 in Garmisch-Partenkirchen.


    Seine Stimme wurde durch den Kantor Emanuel Kirschner in München ausgebildet. Der Generalintendant der Münchner Hofoper, Baron von Perfall, verpflichtete ihn für sein Haus, wo er 1892 als Georg im »Waffenschmied« von Lortzing debütierte. Zu Beginn seiner Karriere sang er Partien für Tenor-Buffo, doch entwickelte seine Stimme sich bald zum lyrischen, dann zum Heldentenor, wobei er sich vor allem auf den Wagnergesang spezialisierte.


    Die Sängerin Henny Wolff berichtet, dass in Sängerkreisen folgende Anekdote über Heinrich Knote erzählt wurde: (zum Beitrag Nr. 172)
    Wenn die Staatsoper eine neue Partie für ihn hatte, schickte sie ihm frühzeitig den Klavierauszug ins Haus, nach zwei Monaten fragte sie schüchtern an, wie weit er denn wäre. Das Hausmädchen gab folgende Auskunft:»Ja, wissen´S, die Frau Kammersängerin kann die Partie und i kann´s oa, bloß der Herr Kammersänger kann´s fei noch net.«
    Frau Wolff sang einmal unter Hausegger zusammen mit Heinrich Knote und spricht von einer unvergleichlichen Stimme. Man führte Beethovens Neunte auf, wobei Knote - damals 71 Jahre alt - bei seinem großen Einsatz einen vollen Takt zu spät kam. Und er hat unbeirrbar durchgehalten bis zum Schluß, berichtet die Sängerin. Nachher sagte er seelenruhig: »Dös hob i nie kunnt; dös lern i a nimmer.«


    Aber einiges scheint er doch gelernt zu haben, denn sein künstlerischer Lebenslauf weist beeindruckende Daten auf.
    Obwohl Heinrich Knote seinem Münchner Stammhaus 40 Jahre lang treu blieb, wo ihm das Publikum zu Füßen lag, trat er auch in anderen deutschen Städten, in Wien, Brüssel, Stockholm, an der Covent Garden Oper London und der Metropolitan Oper New York auf, wo er in den Jahren 1904-1908 immerhin 53 Vorstellungen in neun Partien gab. Insbesondere in seinen Paraderollen als Siegfried und als Tannhäuser setzte er weltweit Maßstäbe, auch weil er rein optisch dem Idealbild eines Wagner-Heroen entsprach.


    1923-1924 nahm er an der USA- Tournee der German Opera teil, bei der er als Tristan und als Rienzi auftrat. Noch im Alter von 60 Jahren studierte er neue Partien ein, darunter den Herodes in »Salome« von Richard Strauss. 1932 verabschiedete er sich an der Münchner Oper als Siegfried von der Bühne. Bemerkenswert ist dabei, dass dieser kultivierte Wagner-Sänger nie in Bayreuth sang ...


    Nach seinem Bühnenabschied war er noch in Wagner-Konzerten zu hören, so 1933 und 1935 in Berlin, 1934 in Weimar. Er lebte dann als Pädagoge in München, später in seinem Landhaus in Possenhofen am Starnberger See.


    Nun ruht er seit 1953 da oben am Gallerberg, im alten Teil des Friedhofs, unweit von Josef Metternich, das Grab ist von Efeu umrankt, der freundliche Herr Mahr hat mir mittels Gartenschere die Schrift erst sichtbar gemacht. Der Text oberhalb von Harfe und Zweig lautet:


    ALLMÄCHT´GER DIR SEI PREIS
    GROSS SIND DIE WUNDER DEINER GNADE

    RICHARD WAGNER
    TANNHÄUSER


    (Tannhäuser 1. Akt - dritte Szene)

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  • Für mich spiegelt sich wirkliche Sängerverehrung in idealer Form genau in diesen Beiträgen. Wenn das so weitergeht sollte man überlegen ob man nicht ein kleines Büchlein mit Bildern und Kommentaren zu den Gräbern der Musiker gestalten und herausgeben könnte.


    herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Liebe Taminos,


    der schwedische Nationalkomponist Wilhelm Peterson-Berger war eine der beliebtesten und gefürchtetsten Persönlichkeiten in Schweden. Geliebt für seine zum Volksgut gewordene Musik, gefürchtet wegen seiner spitzen Zunge als Kritiker, ist sein Name aufgrund dieser beiden Wirkungsstränge noch bis heute fast jedem Schweden bekannt. Früh entdeckte er seine Liebe zur wilden, ursprünglichen schwedischen Landschaft Jämtland, wo er sich 1914 sein Haus Sommarhagen errichten ließ, welches heute ein heimiliges Museum beherbergt, welches seinem umfangreichen Schaffen gewidmet ist. Von hier aus hatte er einen fantastischen Ausblick auf den großen See Storsjön sowie das Fjäll, die Berge, die Norwegen von Schweden trennten und ihn zu seinen schönsten Schöpfungen inspirierten. Nur 15 Gehminuten von seinem Haus entfernt liegt die Frösö Kyrka (auch über diese schrieb er eines seiner bekanntesten Klavierwerke), in der nach seinem Tod am 3. Dezember 1942 eine prächtige Trauerfeier stattfand. Direkt vor der Kirche, mit Blick auf die majestätischen Berge liegt er begraben - inmitten seiner so geliebten nordschwedischen Naturlandschaft.




    Beste Grüße
    Christian

  • Lieber Christian,
    gerade habe ich mir »Sommarsång« von Wilhelm Peterson-Berger auf YouTube angehört, wo knappe drei Minuten Musik mit schönen nordischen Landschaftsaufnahmen verknüpft sind; so ist es möglich, einen musikalischen Eindruck zu Deinen Bildern herzustellen.


  • Vorgestern war der Todestag dieses großen Bassisten. Schon drei Jahrzehnte vorher (Publikationen nennen die Jahreszahlen 1980 und 1981) verabschiedete er sich in der Rolle des Eremiten im »Freischütz« am Frankfurter Opernhaus von der Bühne.
    Wie gerne hätte er weitergesungen, aber es war ihm wegen einer Ertaubung, die sich schon in den 1970er Jahren bemerkbar machte, nicht mehr möglich. Es sorgte zunächst für Irritationen, weil man ihn nicht mehr auf der Bühne sah; einige Jahre später sagte er rückblickend in einem Interview: »Ich hätte mich besser hinstellen und mein Schicksal laut verkünden sollen«


    Bevor Franz Crass an der Kölner Musikhochschule Gesang studierte, hatte er als Schauspieler begonnen. 1954 debütierte er in Krefeld als König in »Aida«. Über viele Jahre hinweg war er in Bayreuth zu hören und im Folgenden natürlich an vielen bedeutenden Häusern in Deutschland und in der ganzen Welt. Neben seiner Operntätigkeit widmete sich Franz Crass aber auch dem Oratoriengesang und dem Kunstlied.


    Interpreten dieser Generation hinterlassen nachhörbare Tondokumente und sind somit nicht ganz verstummt. So sind auch von Franz Crass noch viele Aufnahmen erhältlich, die an den bekannten Quellen erworben werden können.


    Da ich mich so sehr für Liedinterpretationen interessiere, möchte ich ganz besonders auf eine Live-Aufzeichnung aus dem kleinen Sendesaal des Funkhauses Hannover aus dem Jahre 1964 hinweisen, wo Lieder von Beethoven, Schubert, Brahms, Schoeck, Strauss - und sogar vier lustige Lieder von Hugo Wolf auf dem Programm stehen. Sebastian Peschko begleitet den Bassisten am Klavier - 78:01 schöne Minuten! (kann auf YouTube gehört werden).


    In Hochheim am Main (nahe Frankfurt) verbrachte Franz Crass seinen Lebensabend. Infolge eines Unfalls lebte der Sänger seit 2011 in einem Pflegeheim und verstarb im nahen Rüsselsheimer Krankenhaus.


    Praktischer Hinweis:
    Der Friedhof ist von Wohnbebauung umgeben und durch Fluggeräusche kein ganz so ruhiger Ort.
    Alter Friedhof - Anschrift: Flörsheimer Straße 13-19, 65239 Hochheim am Main.
    Wenn man den Haupteingang des Friedhofs benutzt, geht man zunächst in Richtung Trauerhalle (die jedoch links liegt), das Grab findet man aber rechts des Weges. Es ist durchaus möglich, dass dieses Holzkreuz nicht für längere Zeit Bestand hat und durch einen Stein ersetzt wird.

  • In Hochheim am Main (nahe Frankfurt) verbrachte Franz Crass seinen Lebensabend. Infolge eines Unfalls lebte der Sänger seit 2011 in einem Pflegeheim und verstarb im nahen Rüsselsheimer Krankenhaus.


    Lieber Hart,


    Dein Bericht und Bild mit der Grabstätte von Franz Crass hat mich aus mehreren Gründen persönlich berührt. Ich habe an der Beerdigung des großen Sängers teilgenommen. Frick und Crass waren sich während ihrer aktiven Zeit persönlich-freundschaftlich sehr verbunden. Franz Crass war einer der aktivsten Förderer und regelmäßiger Besucher bei der Gottlob-Frick-Gesellschaft. Einen Tag, bevor der tragische Unfall geschah, saßen wir noch lange mit Franz Crass und seiner Frau bei der Einweihung einer Gedächtnisstätte für Anneliese Rothenberger auf der Mainau zusammen. Von dort fuhr er direkt nach München und stürzte dann so unglücklich am Pasinger Bahnhof. Hubertine Crass besucht uns erfreulicher Weise nach wie vor bei den jährlichen Künstlertreffen. Weil Franz wegen seiner Erkrankung nicht teilnehmen konnte überlegten wir, wie wir ihn grüßen könnten. Wir schufen also große Plakate mit Rollenfotos von seinen großen Partien und die Gäste aus dem künstlerischen Bereich schrieben auf diese Großgrußkarten ihre Grüße und Wünsche. Frau Crass berichtete, dass er bereits schwerst krank sich alle die Unterschriften von ihr vorlesen ließ und darüber alte Erinnerungen und auch Lebensgeister wieder aktiviert wurden.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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