Darius MILHAUD

  • Darius Milhaud (1892 – 1974)


    Bevor wir Spezialthreads über Werkgattungen dieses heute eher doch verkannten Komponisten eröffnen, erscheint es angebracht uns ein wenig mit Leben, Umfeld und Gesamtwerk zu befassen. Und das ist gewaltig: über 400 Werke auf fast alle Werkgattungen verteilt.


    Geboren am. 4.9.1892 in Aix en Provence, in einer wohlhabenden jüdischen Familie, studiert er am Pariser Konservatorium, vorerst Violine , wechselte dann aber ins Fach Komposition.


    Zu seinen Lehrern zählen unter anderen auch Widor und Dukas. Sein Bekannter und Freund, Paul Claudel wird als französischer Gesandter nach Rio de Janeiro geschickt, und dieser nimmt Milhaud als Gesandtschaftsattaché mit.
    Nach seiner Rückkehr in Paris (1919) ist er Mitbegründer der Gruppe Les Six (Cocteau, Durey, Poulenc, Auric, Honegger, Milhaud. Tailleferre) Nach 1920 befasst er sich mit dem Jazz. Überhaupt sind die 20er und 30er Jahre Milhauds produktivste und aktivste Zeit, vor allem als Komponist, aber auch als Pianist und Dirigent. 1940 emigriert er in die USA, wo er in Kalifornien Komposition unterrichtete, Ende der vierziger Jahre kehrte er nach Frankreich zurück, wo er ebenfalls unterrichtete, aber auch öfters auf Reisen war. Das stellte er auch nicht ein, als er krankheitshalber an den Rollstuhl gefesselt war, er reiste, lehrte und komponierte nahezu ungebremst bis zu seinem Tode 1974 in Genf.


    Sinfonien und Konzerte,


    Ballettmusik


    Kammermusik und Lied


    Die abgebildeten Aufnahmen sollen nur appetitanregend sein, hier kann über die Bedeutung und den Standort des Komponisten geschrieben werden, auch flüchtig ein Werk vorgestellt - die EIGENTLICHEN Threads über Mihauds Werke werden erst in Kürze - je nach Interesse - gestartet.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Darius Milhaud (1892 – 1974)


    Bevor wir Spezialthreads über Werkgattungen dieses heute eher doch verkannten Komponisten eröffnen,


    Ja, in der Tat, ich war vor einigen Wochen überrascht, dass es nicht nur seine Streichquartette nicht komplett gibt, sondern auch die namhaftesten Opern/Oratorien nicht so ohne weiteres erhältlich sind.

  • Immer mehr komme ich zur Überzeugung, daß wir besser daran tun, Milhauds Werke in EINEM Thread abzuhandeln. Das hat verschiedene Gründe. Natürlich auch denn,daß er im Forum relativ unbekannt ist, aber vor allem deshalb, weil viele seiner Werke sich nicht in ein Schema pressen lassen, ich könnte sie kaum zuordnen.
    Beginnen wir willkürlich mit dieser heute erworbenen CD. Nein eigentlich ist das gar nicht willkürlich - denn diese Cd enthält einige der zu Lebzeiten Milhauds meistgespielten Werke:

    Das Ballett " "La Creation du monde" op 81a ist ein abwechslungsreiches Stück, wo lyrische Stellen mit rhythmisch betonten im krassen Gegensatz stehen. Die Instrumentierung ist eindrucksvoll und originell, Einflüsse brasillianischer und Jazzmusik sind unüberhörbar. Liebhaber audiophiler Aufnahmen werden hier in jeder Hinsicht auf ihre Rechnung kommen.
    Man wäre geneigt zu sagen: "Gershwins Rhapsodie in Blue lässt grüßen" - aber das geht nicht, denn die wurde erst ein Jahr später komponiert. Beiden Werken liegt indes der Wunsch zugrunde Jazzelemente mit jenen der Klassik zu verbinden. Das Ballet war - nach anfänglicher Skepsis des Publikums - ein Renner. Warum es das heute nicht mehr ist ist mir unverständlich.


    "Le Boeuf sur le toit" (1919) op. 58 war ursprünglich eine um 1919 übliche Stummfilmbegleitung, wurde dann aber für ein Ballett umgearbeitet. Der Titel "Der Ochse auf dem Dach" hat keinerlei Beziehung zum Stück an sich, das aus zahlreichen ineinander fliessenden Sätzen besteht, deren gemeinsamer Nenner der südamerikanische "Refrain" ist.


    Milhaud ist ein Komponist der Gegensätze und Überraschungen. Seine "Suite Provencale" op 152d (1936) hat überhaupt nicht südamerikanisches , hier wurden Melodien der Provence verarbeitet - weniger exotisch - aber traumhaft schön und durchaus eindrucksvoll.


    "L Homme et son desir" op 48 (1917/18) ist ein weiteres Ballet Milhauds. Als Besonderheit sind nicht nur die 4 Singstimmen (Sopran-Mezzosopran-Tenor-Baß) zu erwähnen, sondern auch die erneut eigenwillige geradezu hypnotische Wirkung, die diese Musik hervorbringt. Irgendwie fühle ich mich durch die Mischung von Rhythmik und Melodik an die "Terpsichore" von Michael Preatorius erinnert - und der war ja bekanntlich nicht im 20. Jahrhundert existent. Im Verlaufe des Werkes kommen jede Menge exotischer Geräusche bis hin zum Peitschenknall zum Einsatz......


    mit freundlichen GRüßen aus Wien
    Alfred

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  • Ich mag Milhaud sehr! "Le boeuf sur le toit" ist einfach unglaublich geistreich und witzig - besonders mit Gidon Kremer.


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    Besonders mag ich auch seine "Kammersymphonien", zauberhafte Miniaturen, genial orchestriert und wiederum sehr geistvoll. Diese Aufnahme vom Label MDG ist ganz ausgezeichnet:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zusätzlich zu den "Kammersinfonien" hat Milhaud auch 12 "große" Sinfonien geschrieben, andere Quellen berichten von 13. MILHAUD hatte den erklärten Ehrgeiz mehr Sinfonien schreiben zu wollen als Beethoven. DAS ist ihm ja letztlich auch geglückt.
    Ich möchte nun einige Zeilen über Milhauds Sinfonie Nr 4 hier verfassen.
    Es handelt sich um ein Auftragswerk der französischen Regierung anlässlich des Jahrhundert-Jubiläums der Revolution von 1848.
    Die Sinfonie hat vier Sätze:


    1. Satz: "Der Aufstand"
    2. Satz: "Die Toten der Revolution"
    3. Satz: "Die friedlichen Freuden der wiedererlangten Freiheit
    4. Satz: "Gedenken 1848"


    Die Schlagzeugsoli am Beginn des ersten Satzen klingen wie Kanonenschüsse - und das ist vermutlich auch beabsichtigt, danach folgen marschartige Sequenzen von hoher Lautstärke.


    Der Zweite Satz ist eine Totenklage, zuerst eher leise und weinerlich, dann stellenweise aufschreiend.


    Eher wild als friedlich geht es im 3. Satz zu - aber auf alle Fälle doch ausgelassen, chaotisch.


    Der 4 Satz erinnert von den Themen her wieder an den ersten und verbindet angeblich das Gedenken an 1848 mit der Gegenwart von 1947.


    Nicht jeder wird das Werk als "musikalisch" empfinden - beeindruckend ist es allemal, vor allem in dieser Aufnahme des Orchestre Philharmonique de l´O.R.T.F. unter dem Komponisten höchstpersönlich. Die Aufnahme stammt von 1968 (Erato) und lässt Zweifel daran aufkommen, daß die Digitaltechnik der analogen überlegen wäre.........


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Hallo Alfred,


    den Milhaud-Sinfonfonien habe ich bisher wenig Beachtung geschenkt und nur mal am Rande reingehört. Gewiss ein Fehler, denn die gut klingende Milhaud-Sinfonien - GA (mit Alun Fracis / RSO Basel (cpo, 1995-1997), die ja aus den Einzel-CD's besteht, habe ich schon seit dem Jahre 2008 (aus meiner damaligen Sammlungsübernahme) !


    Dein interessanter Beitrag hat mich bewogen mit der Sinfonie Nr.4 einen Wiedereinstieg zu beginnen. Die 4te habe ich noch als eine der Interessanten in Erinnerung:
    Man muss aber streckenweise schon einen guten Geduldsfaden haben, denn bereits der 2.Satz wirkt auf mich eher langatmig und ist mit 12Minuten etwas lang geraten (im Verhältnis zu den anderen Sätzen) - am Ende des Satzes langweiliges gefiepse in Flöten und Klarinetten - regt mich nicht an ! Die Sätze 3 und 4 sind da wieder aus "anregenderem Holz" geschnitzt - eben ganz nett, auch der fetzige Schluss.
    :| Irgendwie sind das nicht die grossen Sinfonien, die man mit Spannung oft und gerne hört. Von daher kann ich in etwa nachvollziehen, dass diese wenig gespielten Werke so unbekannt geblieben sind.
    ;) In der Tat - ein Thread für jede Sinfonie einzeln würde kaum lohnen - die kämen dann nicht gross weiter ... nirgendwo kann man besser sehen als bei Tamino welche Therads und Sinfonien es sind, die als Lohnend ankommen.


    In den nächsten Tagen werde ich mal weitere Milhaud-Sinfonien austesten.
    Und dann auch eine TOP-Bernstein-CD von Milhaud als Gegenpool zu der Naxos-Aufnahme in Beitrag 3 vorstellen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wie der Zufall es so will, habe ich mir letzte Woche gerade die CPO-Box mit den 12 Symphonien kommen lassen und entdecke jetzt, dass es einen frischen Thread zu diesem Koponisten gibt. Meine Interesse war geweckt worden, weil ich im Urlaub die sehr lesenswerte Biografie von Charles Munch gelesen habe, in der natürlich auch Milhaud - wenn auch nur am Rande - vorkommt.
    Es gibt hier auch schon einen älteren Thread mit einigen kompetenten Reszensionen, vielleicht kann man das vorholen.


    Viele Jahre kannte ich nur die beiden bekanntesten Stücke von Milhaud in der umwerfenden Bernstein-Aufnahme:



    Die Choreophores habe ich dann auch kennengelernt, dirigiert von zwei meiner Lieblingsdirigenten, eben Bernstein und Markevitch:




    Ein merkwürdiges Stück, mit dem ich nicht richtig warm wurde bisher.



    Ja, in der Tat, ich war vor einigen Wochen überrascht, dass es nicht nur seine Streichquartette nicht komplett gibt, sondern auch die namhaftesten Opern/Oratorien nicht so ohne weiteres erhältlich sind.



    Seine Streichquartette gibt es komplett, aber sie sind derzeit leider vergriffen, zum Glück stehen sie bei mir im Regal. Ich habe aber bisher nur sporadisch mal hineingehört, doch das wird sich ändern.


    Von den 12 Symphonien habe ich bis jetzt 1-3 und 5 gehört, 1, 2 und 5 gefallen mir gut; 3 ist ein merkwürdiges Stück, "Te Deum" lautet der Untertitel und zwei Sätze sind mit Chor, einer davon nur mit vokalisierendem Chor. Diese Symphonie muss ich sicher noch mal hören, eigentlich alle bevor ich mir ein etwas sichereres Urteil erlauben kann.

  • lutgra schrieb:

    Zitat

    Es gibt hier auch schon einen älteren Thread mit einigen kompetenten Reszensionen, vielleicht kann man das vorholen.


    Das lässt sich machen - Ich nehme an, daß dieser hier gemeint ist:
    Darius Milhaud - Empfehlungen gesucht


    Die Problematik bei Threads über Milhaud dürfte sein, daß ihn viele nicht kennen, bzw sich nicht für ihn erwärmen können (296 Seitenaufraufe seit Threaderöffnung -da sind die Mitleser mitgezählt - sprechen eine klare Sprache) und auch keine Aufnahmen von ihm kennen - geschweige denn besitzen.
    Das ist verwunderlich und auch nicht, denn er ist nicht nur ein "moderner" Komponist, sondern auch einer der - hierin Schostakowitsch und Strawinsky nicht unähnlich - eine nicht zu überhörende Rückbindung an die Vergangenheit hat. Persönlich höre ich auch manchmal Ähnlichkeiten zu einigen Werken Coplands (?)

    Auch eine Liebe zum knalligen Effekt, zum "jazzigen" mit leicht südamerikanischen Kolorit ist vorhanden - auch ein Bestreben "zu gefallen" - Anklänge an Folklore und auch an Kinomusik. Vermutlich zu Lebzeiten revolutionär, vermag er heutzutage vermutlich eher zu gefallen als zu schocken Schwer einzuordnen, dieser Milhaud - und schwer , zu bestimmen wen seine Werke ansprechen könnten. Vermutlich teilt er das Schicksal mit vielen, deren Musik von den heutigen Vertretern der modernen Musik als zu wenig progressiv gesehen wird, den die Traditionalisten indes mit Scheu, Vorbehalten oder Ablehnung begegnen - oder was noch schlimmer ist - mit Gleichgültigkeit.
    Ich höre soeben die Cellokonzerte Nr 1 op 136 (1934) und Nr 2 op 255 (1945) , die sich seit einigen Monaten in Form der hier abgebildeten CD des Schweizer Labels "DORON " in meiner Sammlung befinden - erstmals und kann sie Liebhabern der gemässigten Moderne (Milhaud wird mir diese Bezeichnung vermutlich NICHT verzeihen (? )) empfehlen.
    Die Empfehlung schliesst auch die "Suite Cisalpine sur des airs populaires piemontais" für Cello und Orchester op 332 (1954) ein


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 296

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  • Viele Jahre kannte ich nur die beiden bekanntesten Stücke von Milhaud in der umwerfenden Bernstein-Aufnahme


    Ich habe Milhaud´s bekannteste Ballette (und Werke) vor vielen Jahren auch über diese EMI-CD kennengelernt. Alleine wegen der herausragenden Kritiken (in Hifi-Zeitschriften und Klassik-Foren) musste die CD unbedingt in meine Sammlung !
    :!: Diese Bernstein-Aufnahmen der Ballette La Creation du monde - op81 und Le Boeuf sur le toit" (1919) - op. 58 sind auf jedenfall ein sehr interessantes Gegenstück zu der recht neuen von Alfred vorgestellten NAXOS-CD in Beitrag 3, die hier bei Bernstein aber noch um das Stück Saudades do Brasil (1921) - op.67 erweitert ist.
    Bei Saudades (Souvensiers) do Brasil werden die Satztteile nach den Stadtteilen von Rio de Janeiro benannt. In Bernsteins Aufnahme dirigiert er aber nur 4 (von 12) dieser Sätze und Stadtteileindrücke Milhauds. Er wird seinen Grund gehabt haben ! Ich könnte nun sagen - "Schade das es nicht alle sind", aber die Musik reisst mich nicht so gross vom Hocker, dass ich den weiteren fehlenden Sätzen nachtrauere.
    8-) Ich finde auch ehrlich gesagt hauptsächlich das feurige humorvolle und lebensbejahende :thumbsup: Ballett Le Boeuf sur le toit (Der Ochse auf dem Dach) für meinen Geschmack am Hörenswertesten von diesen bekannten Milhaud-Stücken der EMI-CD. Milhaud hat wirklich seine eingene Tonsprache, die nicht unbedingt bei Jedem so ganz zünden muss - auch wenn er offenbar mit zündenden Jazz-Elementen arbeitet.


    Alfred schreibt im Vorbeitrag:

    Zitat

    Das ist verwunderlich und auch nicht, denn er ist nicht nur ein "moderner" Komponist, sondern auch einer der - hierin Schostakowitsch und Strawinsky nicht unähnlich - eine nicht zu überhörende Rückbindung an die Vergangenheit hat.


    Das ist zwar richtig - aber Schostakowitsch, Strawinsky und auch Copland haben von diesen "gemässigten Modernen" einen ungleich höheren Stellenwert für mich, der mich geschmacklich ungleich mehr anspricht. Vielleicht tatsächlich deshalb wie Alfred es schreibt - "zu wenig progressiv" aber auch mit zu wenig nachdrücklicher Ernsthaftigkeit und oft zu leichtgewichtig !??!


    Ich habe mich bis heute auch etwas schwer getan (und lange gebraucht) alle Milhaud-Sinfonien in meiner cpo-GA ganz durchzuhören. Gefallen mir teils ganz gut ... welch ein Unterschied zu Schostakowitsch - da habe ich mich damals (in den 70/80ern) um die Eurodisc-Platten in den Läden gerissen und war dann platt vor hinreissender Begeisterung. Das fehlt mir bei Milhaud !


    Das alte bekannte Cover sieht so aus:


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    EMI, 1978, ADD



    Das Werk Les Choreophores habe ich in der ausserordentlich hinreissenden Bernstein-Aufnahme, die lutgra in Beitrag7 als 2.CD abgebildet hat, dieses Jahr mit grosser Freude kennengelernt. Ich hatte die CD wegen der umwerfenden Hammer-Aufnahme der Roussel 3 gekauft - aber Milhaud ist hier auch was ganz feines und etwas total ungewohntes in Instrumentation und Cholorit ! Kam bei mir jedenfalls gut an ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Als Gegenstück zu Gershwins - Ein Amerikaner in Paris hat Milhaud - Ein Franzose in New York geschrieben:
    Ein Franzose in New York"- Suite für Orchester:
    - New York - Nebel über dem Hudson
    - Der Kreuzgang
    - Pferd und Wagen im Centralpark
    - Times Square
    - Dachgärten
    - Baseball im Yankee-Stadion



    Als ich mir die Milhaud/Bernstein-CD (gem.Vorbeitrag) vor vielen Jahren kaufte, war ich eigendlich davon ausgegangen, dass dieses vermeindlich bekannte Gegenstück da mit drauf ist. Da hatte ich mich geirrt - leider nicht.


    Ich kann auch jetzt nur diese abgebildete LP unter dem Titel "Ein Franzose in New York" finden:

    Auf der LP: "Ein Amerikaner in Paris" von George Gershwin & "Ein Franzose in New York" von Darius Milhaud.


    :?: Wer kennt das Stück ?
    Das wäre doch ein fabelhaftes Programm für ein TOP-Stück mit genau so grossem Bekanntheitsgrad wie Ein Amerikaner in Paris in gewesen; da hätte man doch richtig was draus machen können ? ... jetzt finde ich davon nicht mal eine CD ?
    :( Offenbar kein Meisterstück in dem Sinne, wenn sich nur Arthur Fiedler und das Boston Pops Orchestra (die ich weniger schätze) dafür finden ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Wer kennt das Stück ?
    Das wäre doch ein fabelhaftes Programm für ein TOP-Stück mit genau so grossem Bekanntheitsgrad wie Ein Amerikaner in Paris in gewesen; da hätte man doch richtig was draus machen können ? ... jetzt finde ich davon nicht mal eine CD ?
    Offenbar kein Meisterstück in dem Sinne, wenn sich nur Arthur Fiedler und das Boston Pops Orchestra (die ich weniger schätze) dafür finden ?

    :) Also, ich habe das Stück mal auf Tape gehabt - vielleicht habe ich es noch, ich schau mal nach, meine selbstbespielten Cassetten habe ich z.T noch - und fand es wunderbar. Und zwar genau in dieser Aufnahme, das Boston Pops Orchestra setzt sich immerhin weitgehend aus Mitgliedern des Boston Symphony Orchestras zusammen und die haben ja wohl unter Monteux und Munch gelernt, wie französische Musik zu klingen hat.


  • Je weiter ich mit meiner Exploration der 12 Symphonien von Darius Milhaud komme, um so beeindruckter bin ich. Das sind ja alles interessante Werke. Wieso sind die so unbekannt? Gibt gerade mal diese eine Gesamteinspielung und noch zwei Symphonien vom Komponisten selbst dirigiert, werde ich umgehend bestellen. Das kann sich doch alles mit den Werken z.B. von Martinu und Honegger messen. Also, der Darius, der bei mir bisher unter "ferner liefen" verbucht wurde, ist in den Zirkel der bedeutenden Komponisten aufgestiegen.

  • Zitat

    Das sind ja alles interessante Werke. Wieso sind die so unbekannt?


    Ich glaube, dafür gibt es viele Gründe. Die Konservativen werden ihn ablehnen, weil er ihnen zu modern ist. den Modernen ist er vermutlich zu tonal. Im dritten Reich war er in Deutschland seine Stammbaums wegen sicher verboten. Und daß er lateinamerikanische und schmissige Elemente in seiner Musik verarbeitet hat (dieses Faktum hat MIR den Zugang möglich gemacht) wird seine Beliebtheit in der Klassikszene auch nicht grade gesteigert haben. Vermutlich ist er in Frankreich hochgeschätzt.
    Aber sind die als Referenz herangezogenen Komponisten Martinu und Honegger bekannter ? Ich glaube nicht.
    Bekanntheit und Beliebheit sind zudem ganz verschiedene Dinge.


    Wie dem auch sei - die Resonanz auf diesen Thread (ich bin hier in die eigene Falle getappt und habe einige Milhaud-CDs erworben, weitere werden allmählich folgen) ist - nach langsamen Start - erfreulich hoch...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Offenbar kein Meisterstück in dem Sinne, wenn sich nur Arthur Fiedler und das Boston Pops Orchestra (die ich weniger schätze) dafür finden ?

    Ich habe die Cassette tatsächlich noch und auch schon gehört. Das ist typisch Milhaud, natürlich nicht sehr tiefschürfend, aber sehr farbig instrumentiert, ziemlich amerikanisch, d.h. einiges klingt fast wie Copland und recht laut. Es gibt tatsächlich nur diese eine Aufnahme, war eine Living Stereo LP (LSC-2702) und ist gebraucht kaum unter $ 50 zu bekommen.


    Dass es bisher keine anderen Aufnahmen gibt, ist jetzt nicht so überraschend, dass es ja von vielen der 400 (!) Stücke noch gar keine gibt. Obwohl die Kombination mit Gershwins Amerikaner in Paris eigentlich sehr, sehr naheliegend ist. Ich bin mir eigentlich sicher, dass wir noch mal eine andere Aufnahme bekommen werden, z.B. von Naxos.

  • Heute vor 40 Jahren gestorben:



    Darius Milhaud (* 4. September 1892 in Marseille; † 22. Juni 1974 in Genf) war ein französischer Komponist und Kompositionslehrer.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Eine kürzlich gehörte zu empfehlende Aufnahme, das erste Streichquartett, gespielt vom Galatea Quartett:


  • Und hier wieder eine CD mit Werken von Darius Milhaud. Diesmal geht es um eher anspruchslose Klavierstücke, jeweils zu einer Suite zusammengefasst. Persönlich hat mir lediglich der Zyklus "Saudades do Brazil" op 67 (1921/22) gefallen, vor allem wegen der hervorragenden Imitation brasilianischer Volksthemen in Verbindung mit einem Hauch von Moderne. Milhaud hat sehr um die Fähigkeit gerungen, das typische der Brasilianischen Musik zu analysieren und für seine Werke einzusetzen, welche keine Zitate enthalten, sondern durchaus selbständige Kompositionen sind.Die einzelnen Stücke sind - wie wir dem Booklet entnehmen können - nach Stadtteilen von Rio de Janeiro benannt Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach hören lassen. Der Komponist hat diesen Zyklus Audrey Parr und Paul Claudel gewidmet
    Die beiden restlichen Zyklen heissen "La muse Menagére" op 245 (1944) und "L'album de Madame Bovary" op 128b (1934)


    La muse Menagére widmete Mihaud seiner Frau Madeleine (1902-2008), welche er 1925 geheiratet hatte. Das Werk ist eine Hommage an Frau Milhaud in ihrer Funktion als Muse, Hausfrau, Chauffeurin, Librettistin und sonstiger Funktionen im Haushalt Milhaud. Die Stücke sind recht einfach gehalten, aber durchaus ansprechend. Was mich persönlich stört, ist daß bei der mir zugänglichen Naxos-Aufnahme aus dem Jahre 1995 jeder Titel in englischer Sprache einzeln von Madeleine Milhaud angesagt wird. Ob die eine Eigenwilligkeit des Produzenten - oder so vorgesehen ist - das entzieht sich meiner Kenntnis.


    "L'album de Madame Bovary" Wie schon das b hinter der Opuszahl erahnen lässt handelt es sich hier um eine Umarbeitung eines anderen Werkes - in diesem Falle der Filmmusik zu "Madame Bovary" - Und wieder wird jedes kurze Klavierstück von Frau Milhaud in englischer Sprache angesagt....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • La muse Menagére widmete Mihaud seiner Frau Madeleine (1902-2008), welche er 1925 geheiratet hatte. Das Werk ist eine Hommage an Frau Milhaud in ihrer Funktion als Muse, Hausfrau, Chauffeurin, Librettistin und sonstiger Funktionen im Haushalt Milhaud. Die Stücke sind recht einfach gehalten, aber durchaus ansprechend. Was mich persönlich stört, ist daß bei der mir zugänglichen Naxos-Aufnahme aus dem Jahre 1995 jeder Titel in englicher Sprache einzeln von Madeleine Milhaud angesagt wird. Ob die eine Eigenwilligkeit des Produzenten - oder so vorgesehen ist - das entzieht sich meiner Kenntnis.

    Es ist ja ein besonderer Witz der Stücke, dass sie so prosaischen Dingen wie dem Haushalt gewidmet sind. Da finde ich die Ansage, worum es jetzt geht, recht passend.

  • Ich hatte weiter oben im Thread angekündigt, meine Milhaud- Sammlung allmählich zu erweitern. Das geschah vereinzelt auch - aber irgendwann ist dieser Vorsatz allmählich vergessen worden. Vor kurzem ist mir klar geworden, daß die Gesamtaufnahme aller Mihaud-Sinfonien bei cpo nicht ewig im Programm bleiben würde - und daß dieses Manko vermutlich nicht zu ersetzen wäre - zumindest in der mir noch zur Verfügung stehenden Lebensspanne. Es kann durchaus sein, daß die nächste Gesamtaufnahme von Milhauds Sinfonien noch 20 und mehr Jahre auf sich warten lässt. Daher habe ich vor einigen Tagen das Paket bestellt - und seit einigen Minuten bin ich glücklicher Besitzer aller Sinfonien Milhauds. Auch wenn hier schon einige Zeilen zu den Sinfonien geschrieben wurde, so scheint es mir günstiger zu sein, den allgemeinen Threads einen Spetialthread über die Sinfonien hinzuzufügen, denn wie es scheint existiert ein gewisses Interesse für Milhaud - und 400 Werke in einem Thread - das wäre vielleicht ein bisschen zu üppig (?)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Darius Milhaud, der am 4. September 1892 geboren wurde, starb am 22. Juni 1974. Dazu habe ich folgende CD ausgesucht:



    Heute ist Darius Milhauds 41. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Und heute ist sein Geburtstag. Dazu habe ich diese CD ausgesucht:



    Heute ist sein 123. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • In einer Produktinformation des Werbepartners jpc zu einer Sinfonie Darius Milhauds lese ich:


    "Sein Werk enthält 441 Opusnummern, und es gibt wohl kaum eine musikalische Gattung, die er nicht mit einem wesentlichen Beitrag bedacht hätte."


    Es lohnt sich mit dem Werk des französischen Komponisten auseinanderzusetzen. Einige der bisher erwähnten CDs habe ich in meiner Sammlung. Es hat Ernst, Esprit und Witz in seinen Kompositionen. Da gäbe es noch viel zu entdecken. Der Werbepartner gibt momentan 380 Treffer an.


    https://www.jpc.de/s/darius+milhaud


    Diese CD mit Kammermusik finde ich gut. Die Interpreten sind: Pierluigi Bernard (Klarinette), Mauro Tortorelli (Violine & Viola), Angela Meluso (Klavier). In der Box aus Beitrag 15 ist bis auf eines (Scaramouche op. 165b) keines der Werke vertreten.


    Suite op. 157b für Violine, Klarinette & Klavier; Danses de Jacaremirim op. 256 für Violine & Klavier; Sonatina Pastorale op. 383 für Violine solo; Elegie op. 251 für Viola & Klavier; Farandoles op. 262 für Violine & Klavier; Caprice op. 355a für Klarinette & Klavier; Sonatine op. 100 für Klarinette & Klavier; Duo Concertante op. 351 für Klarinette & Klavier; Scaramouche Suite op. 165d für Klarinette & Klavier


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928