Musik ist ein ganz besondrer Saft - Dr. Pingel´s musikalische satyrische Brosamen

  • Alles schon ziemlich gut, einige Lösungen sogar besser als meine! Auflösung nächstes Wochenende!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Das schwerste Musikrätsel der Welt - Neufassung1. Warum haben Dirigenten im Sinfoniekonzert häufig keine Noten, die Musiker aber immer? Die Musiker haben Noten, weil sie sich nicht vertun dürfen. Das Dirigat ist im Konzert eher eine pantomimische Abbildung der Musik und hat nur geringen Einfluss auf den muskalischen Ablauf
    2. Was haben Brahms und Hugo Wolf gemeinsam? Beide haben keine Oper geschrieben; die von Hugo Wolf heißt "Der Corregidor"
    3. Paul Dessaus Oper "Das Verhör des Lukulllus" (mit Text von Brecht) musste auf Veranlassung der SED in "Die Verurteilung des Lukullus" geändert werden. Warum lieben Geiger im Opernorchester dieses Stück? Geiger werden im Lukullus nicht benötigt!
    4. Wie erreicht man, dass zwei Bratschen unisono spielen? Indem man einen Bratscher erschießt
    5. Kannten Goethe und Brahms den Fußball? Es ist die berühmte Altrhapsodie. Sie beginnt so: "Aber abseits, wer ist´s?
    6. Welches war das Lieblingsgemüse von Bach? Wirsing. Bach hat darauf eine Anspielung im Weihnachtsoratorium gemacht. Choral "W i r s i n g en dir in deinem Heer"
    7.In Hamburg hört man ahms / gerne was von Brahms. Von wem ist dieser Spruch?
    a. Alfredo Kraus
    b. Adalbert Kraus
    c. Detlef Kraus, Pianist x
    d. Joseph Martin Kraus
    8. "Morgens rasiert und abends eine Leiche" - aus welcher Oper? Peter Cornelius, Der Barbier von Bagdad
    9. Erich Kleibers vier Lieblingsopern (fangen alle mit F an)? Fidelio, Freischütz, Figaros Hochzeit, der Fogelhändler
    10. Wann lebte die Komponistin Fanny Hünerwadel? Lebte sie überhaupt? 1826-1856
    11.Wahr oder von Dr. Pingel erfunden: der Komponist Peter Bares schrieb eine Messe für 3 Solostimmen und Viola als op. 935 und die Messe für Blechbläser op. 1036? Peter Bares wirkt in Sinzig am Rhein


    TAGLINES
    (Taglines sind Sprüche, die Produkte oder Filme begleiten, z.B. "Nichts ist unmöglich". Taglines könnten auch neue Titel alter Opern sein. Bei den folgenden Taglines gilt es, die Oper zu erraten).
    Respekt, liebe Freunde. Hier habt ihr fast alles rausgekriegt; zudem sind einige Vorschläge dabei, die auch sehr gut passen!


    12. Die letzte Kugel für die Braut Freischütz
    13. Das Lied der Wolga Katja Kabanowa
    14. Wenn der Komtur 2x klingelt Don Giovanni
    15. Mit Schnellboot wär das nicht passiert Der fliegende Holländer
    16. Ein Schuss - ein Tor Der Wildschütz. Parsifal und Freischütz passen auch
    17. Kopflos in Jerusalem Salomé
    18. Dschungelcamp in Sibirien Totenhaus
    19. Kinder - allein zu Haus Hänsel und Gretel; Turn of the Screw ist auch sehr gut
    20. Hunde, wollt ihr ewig leben? Die Sache Makropulos
    21.Babyleiche im Eis Jenufa. Im Wozzeck ist nur eine Leiche: Marie
    22. Wo die schlauen Tiere wohnen Das schlaue Füchslein
    23. Sex in the City of Rome Tosca. Trovatore spielt in Spanien
    24. Rattengift als Gattengift Lady Macbeth von Mzensk
    25. Der Nürnberger Prozess Meistersinger

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Tamino: Erneut muss ich Dr. Pingel wegen eines neuen musikalischen Verbrechens interviewen. Um mich nicht zu diskreditieren, hat man mir hier Anonymität zugesichert.
    Tamino: Herr Dr. Pingel, Sie haben erneut zugeschlagen. Welche Ungeheuerlichkeit ist es diesmal?
    Pingel: Nun, es ist keine Ungeheuerlichkeit, die nicht schon an den Opernhäusern verübt worden wäre. Nur fasse ich sie alle zusammen.
    Tamino: Also, was ich gehört habe, gehen Sie weit darüber hinaus, indem Sie Dinge inszenieren, an die sich selbst die "Regisseure des Grauens" nicht getraut haben! Welche sind das?
    Pingel: Gemach. Alles zu seiner Zeit.
    Tamino: Wie sind sie überhaupt zu dieser Regie an der Deutschen Oper am Rhein gekommen.
    Pingel: Düsseldorf ist meine Heimatstadt, ich habe dort viele Opern gesehen, ich habe überhaupt viele Opern gesehen und ich habe viel Regietheater gesehen.
    Tamino: Aber sie sind doch ein Laie, wieso können Sie plötzlich Makropulos inszenieren, eine der schwierigsten Opern der Welt?
    Pingel: Nun, der Begriff Laie ist ja seit Joseph Beuys (jeder ist ein Künstler) und dem Regietheater (Alles ist erlaubt) nicht mehr zeitgemäß. Was diese Regisseure können, kann ich auch! Wenn alle Künstler sind, sind auch alle Regisseure.
    Tamino: Makropulos??
    Pingel: Nun, meine erste Makropulos-Inszenierung war in den 70ern von Bohumil Herlischka, traditionell, aber aufregend, ich werde sie nie vergessen. Wenn mir einer gesagt hätte, könntest du das auch, hätte ich ihn für geisteskrank gehalten. Die zweite Inszenierung kenne ich von DVD, mit Anja Silja, unter Nikolaus Lehnhoff, eine respektable moderne Inszenierung, kein Regietheater; keine Chance für mich. Die dritte war die letzte Salzburger Inszenierung unter Marthaler. Da muss ich sagen, das hätte ich auch gekonnt, und zwar noch schriller. Und das kann ich jetzt beweisen. Ich brauch ja nur abzukupfern (haha!) und zu übertreiben.
    Tamino: Gut. Was aber ist jetzt das Neue, die Übertreibung?
    Pingel: Nun, wenn der Regisseur alle Freiheiten hat, dann auch der Dirigent. Ich greife in die Partitur ein.
    Tamino: Um Gottes Willen!
    Pingel: Ja, aber wo ist die Logik? Wenn der Regisseur das Stück verunstalten darf, dann darf es der Dirigent auch.
    Tamino: Beispiel?
    Pingel: Och, ich wollte die Hauptperson, Emilia Marty, zuerst mit einer Person besetzen, die gar nicht singen kann.
    Tamino: Bitte einen Brandy. Nein, einen doppelten.
    Pingel: Na gut, ich habe es dann anders gemacht. Gehen wir in die Details.
    Tamino: Ich bin auf alles gefasst.
    Pingel: Nun, die Oper beginnt mit einer der grandiosesten Ouvertüren der Operngeschichte. Da hat sich Herr Marthaler gedacht, dass er das besser kann. Vor der Ouvertüre unterhalten sich zwei rauchende Frauen in einem Glaskasten über die Zeit und über die Frage, was wäre, wenn man sehr, sehr lange leben könnte. Dann setzt erst die Ouvertüre ein. Nun, diesen Text würde ich übernehmen und dann noch 10 Minuten alles still sein lassen, also kein Text, keine Musik. Das soll den Hörern die Bedeutung der Zeit drastisch fühlbar machen.
    Tamino: Das habe ich befürchtet.
    Pingel: Das habe ich von Christof Loy in Düsseldorf bei "Louise" von Charpentier gelernt.
    Tamino: Dann kommt die Ouvertüre und der erste Akt.
    Pingel: Ja.
    Tamino: Aber bestimmt nicht so, wie wir das kennen.
    Pingel: Bestimmt nicht. Wir befinden uns in der Kanzlei des Rechtsanwaltes Kolenaty. Für Sänger sind nur 6 Quadratmeter Platz, der Rest ist vollgestellt mit Möbeln, die durch dicke Möbelpacker abgeräumt werden.
    Tamino: Aber die werden doch so viel Krach machen, dass die Musik übertönt wird.
    Pingel: Ja, klar: Zerstörung der Musik, jetzt haben Sie es begriffen. Teile des ersten Aktes sind sehr langweilig, da geht es um einen Erbstreit. Das haben wir gestrichen, das kann der Hörer im Programm nachlesen.
    Tamino: Für den 2. Akt ahne ich Schlimmes!
    Pingel: Mit Recht. Es gibt zwei Varianten. Die eine streicht den Akt ganz; der Hörer muss den Inhalt im von mir verfassten Text des Programmheftes nachlesen! Die Einnahmen dieses Heftes gehen total an mich. Aber diese Variante schätze ich nicht; ich will etwas anderes. Hier kommt die Änderung der Musik. Der 2. Akt spielt auf dem Theater; einige Personen machen der Sängerin Emilia Marty ihre Aufwartung. Jetzt kommt es: Emilia Marty probt in dieser Zeit den Schlussmonolog der Salomé!
    Tamino: (fällt um und muss mit weiteren teuren Brandy reanimiert werden).
    Pingel: Der dritte Akt läuft eigentlich normal, nur dass Emilia Marty statt im Hotelzimmer oben im dritten Rang singt!
    Tamino: Lassen Sie mich raten! Damit wollen Sie die Entfremdung der Frau von der Umwelt andeuten!
    Pingel: Ich freue mich, dass Sie langsam mitkommen.
    Tamino: Sie hatten noch etwas Neues angekündigt!
    Pingel: Ja. Während das Orchester die Schlusstakte spielt, erscheint Emilia Marty im Orchestergraben, sie wird hochgefahren und erschießt alle auf der Bühne.
    Tamino: Wo haben Sie das denn her?
    Pingel: Tanja Gürbaca in Düsseldorf: Salomé!
    Tamino: Na, dann ist ja endlich Schluss!
    Pingel: Denken Sie! Emilia Marty, ganz in Weiß, klettert auf die Bühne, hält eine DVD hoch und sagt: "Meine Damen und Herren, wenn Ihnen das Stück gefallen hat, erwerben Sie am Ausgang diese Aufzeichnung von der Première; 39,99 Euro!"
    Tamino: Ich fass es nicht. Was werden die Taminos sagen?
    Pingel: Darauf bin ich auch gespannt!

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  • Im Buch "Ball bei Thod" von Herbert Rosendorfer findet sich auf S. 166 folgende Notiz.
    "Ich erlebte Georg Solti und Erich Kleiber, der bei der Neuinszenierung des 'Freischütz' darauf bestand, dass eine Wildsau in der Wolfsschluchtszene über die Bühne laufen musste. Als Kleiber dann die Oper nicht mehr dirigierte, ließ man die Wildsau weg. Man hielt es für einen Spleen des großen Meisters. Erst viele Jahre später entdeckte ich, dass man ihm Unrecht damit tat. Die Wildsau ist werkgetreu, sie steht in der Partitur: Poco più moto (Takt 293 der Wolfsschluchtszene) ' ein schwarzer Eber raschelt durch´s Gebüsch und jagt wild vorüber', ist sogar musikalisch durch eine auf- und abraschelnde Bewegung im Bass illustriert. Ich habe sowohl Kleiber als auch die Wildsau noch mit eigenen Augen gesehen."
    Was Rosendorfer hier nicht erwähnt, ist die Vorschrift, dass die Wildsau vom Regisseur zu spielen und möglichst von Max mit einer echten Kugel zu erlegen ist. Ich habe den Text an alle Opernhäuser geschickt, die reißen sich schon drum.
    Weiter habe ich vorgeschlagen, in der einschlägigen Damenwelt zwei tolle Models als Agathe und Ännchen auszusuchen, die dann auch nackt wie Max auftreten (gesungen wird im Orchestergraben).

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  • Lieber Dr. Pingel,


    bedauerlicherweise habe ich dieses Thema erst heute entdeckt. Warum es mir bisher entgangen ist, kann ich mir selbst nicht erklären. Es waren vielleicht immer Tage, an denen ich bei einer "Sitzung" nicht die Zeit hatte, mir alle seit dem letzten Besuch neu erstellten Themen anzusehen und diese dann beim nächsten Besuch nicht mehr angezeigt wurden, vielleicht sogar nicht mehr unter denen der letzten 24 Stunden.
    Herzlichen Glückwunsch, deine Brosamen sind immer etwas Köstliches. Du hast zur Sache Makropulos ja wirklich tolle Einfälle gehabt, und da Emilia Marty am Ende immer noch lebt (jetzt als DVD-Verkäuferin, wirst du sicher noch weiter neue Ideen haben, wie man die verunstalteten Inszenierungen dieser und anderer Opern noch weiter verunstalten kann. Hat dich denn noch kein Intendant engagiert, man sucht doch heute händeringend Regisseure, die den Tod der Oper noch beschleunigen können. Dann hat Elina Makropoulos vielleicht auch die Chance, nach mehr als 300 Jahren endlich zu sterben.
    Ich freue mich schon auf deine weiteren Inszenierungen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wie hinreichend bekannt ist, war René Magritte ein pfiffiger und zum Nachdenken bringender Maler, der auch noch gut malte. Neulich habe ich in Düsseldorf eine Szene erlebt, die auch Magritte erfreut hätte. Ein Franzose betritt den an der Graf-Adolf-Straße ansässigen Tabakladen und verlangt "une pipe". Der Verkäufer kommt mit einer Baguette und einer Flasche Rotwein zurück. Der Franzose strahlt, zahlt und geht.

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  • Die Regisseure des RT haben an viele Dinge noch nicht gedacht, da muss ich nachhelfen. Nach dem Antasten der musikalischen Substanz breche ich jetzt ein weiteres Tabu: die Trennung von Probe und Aufführung.
    Also: jede Szene wird gezeigt, aber vorher wird gezeigt, wie sie geprobt wurde. Ein erster Versuch mit Rheingold in Mönchengladbach dauerte 3 Tage, das Rote Kreuz stellte Feldbetten und Decken zur Verfügung, ein Caterer lieferte Essen und Getränke. In Hohenems außerhalb der Schubertiade ging man noch weiter. Hier durfte bei den Proben jeder Zuschauer mitentscheiden, auch durfte man Kostüme und Requisiten mitbringen. Rheingold dauert so eine Woche und wird als Kompaktpaket angeboten. Die nächsten 5 Jahre, mit verschiedenen Opern, sind schon ausgebucht. Allerdings muss jetzt für jede Aufführung ein Saalschutz engagiert werden, da es im Publikum natürlich verschiedene Meinungen gab. Auch Tamino - Mitglieder wurden gesichtet, aber die Namen halte ich natürlich geheim!

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  • Alle Debatten um das RT haben gezeigt, dass die Anwendung der Prinzipien des RT noch ausbaufähig sind, sowohl in der Kunst, vor allem aber im Alltag. Ich erinnere mich an einen Cartoon, wo man ein Fußballfeld aufgebaut sieht mit allerlei unnützem, sinnlosem Zeug; auf den Stehplätzen sind zwei Männer zu sehen. Der eine: "Ich versteh nix!"; darauf der andere: "Regiefußball!"
    Aus dem NEW YORKER ist dieser Cartoon, den ich beschreiben muss, weil ich die Bildrechte nicht habe und die können sehr teuer sein, sowohl legal wie illegal.
    Man sieht eine Frau ratlos in einem Badezimmer. Links oben, unerreichbar, Handtuchhalter mit Handtuch. Darunter die Badewanne, hochkant. Rechts oben an der Wand, unerreichbar, das Waschbecken, darunter die Brause, zu tief und ohne Becken. Darunter das Klo, Spülkasten unten, Klobecken senkrecht.
    Im Hintergrund ruft der Hausherr: "Careful in the bathroom - we just had it reimagined!"

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  • Heute ein Vorschlag zum RT - Kirchbau. Gewisse Vorlagen hat ja der Limburger Bischof schon gemacht, aber es geht noch radikaler.
    Gebaut wird eine Kirche mit zwei Türmen. Diese Türme werden 150 m tief in die Erde versenkt. Die Symbolik ist klar: das feste Fundament der Kirche. Darüber, oberirdisch, kommt ein leichtes Zelt, unbeheizbar. Dieses symbolisiert den theologischen Topos des "wandernden Gottesvolkes", wie er einem im Alten Testament ja schon begegnet.

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  • Auch Tamino - Mitglieder wurden gesichtet, aber die Namen halte ich natürlich geheim!



    Leider hast Du mich nicht erkannt. Ich war der, der seinen Kopf unter dem Arm hatte. Das hat die Speiseneinnahme unwahrscheinlich erleichtert, und sie war kleckerfrei, so wurde mein Schlips nicht versaut. Ich kann ihn wieder benutzen, und das ist gut so. Es ist seit 30 Jahren mein einziger.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat von Dr. Pingel: Auch Tamino - Mitglieder wurden gesichtet, aber die Namen halte ich natürlich geheim!

    Lieber Herr Dr.,


    vielen Dank, dass du meinen Namen geheim halten willst. Ich war nämlich derjenige, der in dem Müllhaufen die Stecknadel gesucht hat, die eventuell einen Zusammenhang mit dem proklamierten Werk hätte haben können, und der sich jetzt schämen muss, dass er sie nicht gefunden hat.


    Liebe Grüße
    Gerhard



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    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Variante 1: Bei der Formel 1 auf dem Nürburgring wird das Feld ins Rennen geschickt. Nachdem kein Wagen mehr sichtbar ist, wird der letzte Wagen ins Rennen geschickt, allerdings in die andere Richtung. Die Idee von Christoph Marthaler, diesen letzten Wagen durch einen Panzer zu ersetzen ("..um die Gewalt in der Gesellschaft bloßzustellen...") wird verworfen.


    Variante 2: Parallel zur Formel 1 wird großräumig ein Radrennen angekündigt, worauf in der weiteren Umgebung umfangreiche Absperrungen erfolgen. Dieses Radrennen findet jedoch nicht statt, es ist nur ein Ablenkungsmanöver. Auf der Rennstrecke selber wird eine Schikane eingebaut, mit der man die Hauptstrecke sperren und die Rennwagen auf die parallel laufende Bundestraße schicken kann. Nach der ersten Runde wird diese Schikane über die Piste geschoben, die Hauptstrecke gesperrt. Alle Rennwagen finden sich auf der Bundesstraße wieder und wollen so schnell wie möglich zurück. Das aber geht nicht, weil alles abgesperrt ist (das ominöse Radrennen). Der Weg führt immer tiefer in die Eifel und endet in einer Sackgasse tief in einem Waldstück. Um Mitternacht fährt Sebastian Vettel auf einem alten Damenfahrrad (wahrscheinlich geklaut) über die Ziellinie und wird damit erneut Weltmeister. Viele der anderen Fahrer kommen Tage später oder bleiben für immer verschwunden. Ein Brasilianer verliebt sich in eine Bauerstochter und übernimmt den Hof. Ab und zu nimmt er seinen Rennwagen, um in Adenau einzukaufen.

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  • Lieber Dr. Pingel


    ich hörte gerade die letzte Meldung von diesem Rennen. Unter der Rennfahrern befanden sich fast alle die Regisseure der verunstalteten Inszenierungen. Sie sind in der Sackgasse gelandet und sind nicht wieder aufgetaucht, werden aber außer ein paar einsamen Figuren vermisst sie kein Mensch.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ach, guter alter Hoffmann;
    was dieser Dichter soff, Mann.
    Das muss ich schon beklagen,
    das war kaum zu ertragen,
    wie es vom Tische troff, Mann.
    Es gab den reinsten Zoff, Mann!


    Dann kam doch dieser Offenbach,
    so oft auch er besoffen, ach!
    Doch seine Oper "Hoffmann",
    das war ein geiler Stoff, Mann!

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  • Inklusion wird in NRW als Begriff vom Schulministerium gebraucht und bedeutet den gemeinsamen Unterricht von gesunden und behinderten Kindern. Offensichtlich sollen auch Kinder mit geistiger Behinderung dort unterrichtet werden, um die sich bisher speziell ausgebildete Lehrer in Förderschulen bemüht haben. Die Idee ist eher finanziell als pädagogisch begründet, denn diese teuren Schulen werden geschlossen. Das Ganze wird krachend an die Wand fahren.
    Aber die Idee möchte ich auf das Regietheater übertragen und es Inklusions-Regietheater nennen.
    Beispiel: Don Giovanni.
    Don Giovanni: sitzt im Rollstuhl
    Der Komtur: ist blind, daher kann ihn Giovanni leicht umbringen
    Donna Anna: ist schon im Original hysterisch, hier hat sie noch das Tourette-Syndrom (normal agierende Menschen, die plötzlich aus heiterem Himmel obszöne Flüche ausstoßen). Diese obszönen Flüche textet der Regisseur selbst, sie werden in die Rezitative eingebaut
    Elvira: schwerstens depressiv
    Zerlina: halbnackt und mit einer Beinschiene, wie im Bild in einem anderen thread zu sehen
    Masetto: hochaggressiv
    Leporello: Alzheimer, das bedeutet, dass er im ganzen Stück immer die gleiche Arie singt
    Don Ottavio: der einzige Gesunde
    Die Premiere dürfen nur Personen mit Behindertenausweis besuchen.
    (Das Inszenieren von Opern im Sinne des Regietheaters wurde jetzt von der Bühnengenossenschaften und den meisten Krankenkassen als Berufskrankheit anerkannt und berechtigt zu einer stattlichen Rente, allerdings mit der Auflage, mit dem Inszenieren von Opern aufzuhören!)

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  • Langsam wäre mal die umgekehrte Satire angebracht (ich finde, die gegen das Regietheater läuft sich in der x-ten Wiederholung sehr unkomisch ziemlich tot).


    Also: Für eine historisch werktreue Aufführung gibt es eine Auferstehung von den Toten: Die Uraufführung der Zauberflöte von 1791 wird im Jahre 2013 wiederholt an der Wiener Staatsoper. Da die Toten niemand sehen kann, bleiben die Zuschauer draußen. Im Zuschauersaal sitzen allein Mozart und Schikaneder - auch gerade frisch dem Grab entsprungen und unsichtbar. Es gibt allerdings eine Videoübertragung, auf der die leere Bühne zu sehen ist. Jeder der lebenden Zuschauer bekommt einen Ohrstöpsel mit einer Aufnahme von Harnoncourt, damit er sich wenigstens vorstellen kann, was eine werktreue Aufführung gewesen wäre. Hinterher gibt es dann eine vor Lob überschäumende Besprechung durch die Musikkritik: Endlich mal keine Verfälschung! Denn: Wo nichts zu sehen ist, kann auch nichts verunstaltet werden. Bravo! Bravo! Bravo! Es lebe das tote Theater!!!! :angel:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Endlich mal keine Verfälschung! Denn: Wo nichts zu sehen ist, kann auch nichts verunstaltet werden. Bravo! Bravo! Bravo!



    Wo gibt's dafür Karten? Ich würde sofort hingehen und sogar Harnoncourt in Kauf nehmen! Um einem möglichst breitem Publikum diesen Genuß zu gönnen, würde ich vorschlagen, damit auf Tournee zu gehen. Die Züricher oder Münchener würden sicher froh sein, wenigsten mal eine Oper ohne Bühnenbild und Regie sehen zu können. Und auch in der Provinz würde mancher mit offenen Armen lauern.


    Allerdings bin ich skeptisch, was die positive Kritik betrifft. Ein positives Echo auf diese Inszenierung setzt viel Blut, Urin, Uniformen und Sex voraus. Deshalb glaube ich nicht an eine positive Kritik, eher an ein vernichtendes Urteil!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Allerdings bin ich skeptisch, was die positive Kritik betrifft. Ein positives Echo auf diese Inszenierung setzt viel Blut, Urin, Uniformen und Sex voraus. Deshalb glaube ich nicht an eine positive Kritik, eher an ein vernichtendes Urteil!


    Ich bin da sehr optimistisch. :D Denn der geniale Regieeinafall ist: Jeder sieht tatsächlich das, was er sehen möchte und nur das. Die Wiederholung der Uraufführung will jeder vom Regietheater Gestreßte haben und erwartet dies mit heißer Sehnsucht wie Omas Schokoladenkuchen - dafür gibt es Karten, die finden reißenden Absatz. Hinterher weiß jeder, was er gesehen hat, nach dem er so unendlich viel Sehnsucht hatte: einfach nur das Richtige! Schwamm drüber, daß das alles nicht wirklich existiert! So eine olle Kamelle! :thumbsup:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Langsam wäre mal die umgekehrte Satire angebracht (ich finde, die gegen das Regietheater läuft sich in der x-ten Wiederholung sehr unkomisch ziemlich tot).




    Schöne Grüße
    Holger


    Satire richtet sich gegen das, was ist. Und das, was ist, ist nun mal Regietheater.

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  • Satire richtet sich gegen das, was ist. Und das, was ist, ist nun mal Regietheater.

    Was "ist", das sind auch die Illusionen der Zuschauer, ihre Kopfgeburten, welche sie für wahr und wirklich halten. Ein reiches Feld für Satire.


    Ich finde ja außerdem das Verfahren, immer nur über die "Anderen" zu lachen, ein bisschen vulgär. Wirklich Humor hat für mich derjenige, der sich selbst auf die Schippe nehmen kann. Die RT-Gegner erlebt man bezeichnend als völlig humorlose, bierernste, verbitterte und verbissene Leute. Wenn das kein Feld für Satire ist, dann weiß ich nicht! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Zitat von Dr. Pingel: Satire richtet sich gegen das, was ist. Und das, was ist, ist nun mal Regietheater.

    Lieber Dr.Pingel,


    recht so. Mach weiter deine herzerfrischenden Satiren. Lass dich in keinem Fall von jemanden entmutigen, der auch dieses Thema zerschießen will.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich finde ja außerdem das Verfahren, immer nur über die "Anderen" zu lachen, ein bisschen vulgär. Wirklich Humor hat für mich derjenige, der sich selbst auf die Schippe nehmen kann. Die RT-Gegner erlebt man bezeichnend als völlig humorlose, bierernste, verbitterte und verbissene Leute. Wenn das kein Feld für Satire ist, dann weiß ich nicht!


    Hallo Holger,


    wer wird denn jetzt schon wieder persönlich?


    Ich habe mehrere der RT- Gegner bei Tamino kennengelernt und sie als durchaus fröhliche und humorvolle Menschen in


    Erinnerung. Dasselbe gilt für RT-Kritiker in meinem persönlichen Umfeld.


    Nur leider: Beim RT vergeht einem das Lachen!


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Und bei diesen sogen. Satiren kommt noch nicht einmal Lachen auf. Dieser ganze Thread ist nur eines: peinlich.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich finde ja außerdem das Verfahren, immer nur über die "Anderen" zu lachen, ein bisschen vulgär. Wirklich Humor hat für mich derjenige, der sich selbst auf die Schippe nehmen kann. Die RT-Gegner erlebt man bezeichnend als völlig humorlose, bierernste, verbitterte und verbissene Leute. Wenn das kein Feld für Satire ist, dann weiß ich nicht! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger


    Wie vulgär meine Satiren sind und ob ich über mich lachen kann, kannst du in diesem thread überprüfen, ebenso, wie bierernst wir sind. Das zweite: dann mal los! Schreib hier oder mach einen eigenen thread auf, dann ernennen wir dich bestimmt zum Dr. humoris causa.
    Noch eins: wenn du so viel Humor hast, veröffentliche doch mal meine Satire auf die Regiecuisine, die du damals erfolgreich löschen ließest.
    P.S. Dass meine Satiren auf das Regietheater vielleicht nicht so komisch sind, liegt vor allem daran, dass sie die grandiose unfreiwillige Komik der Originale nicht erreichen, wie hier Dutzende von Bildern belegen. Mein satirischer Lieblingssatz ist von Karl Kraus: "Nichts ist so satirisch wie die Wirklichkeit!"

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Wie schade. Alfred fand es lustig.


    Das ist wirklich schade. Ich habe von Dir sehr viel ausgesprochen Geistreiches gelesen, und Du gehörst zu den von mir sehr geschätzten Migliedern. Ums so größer der Frust hier. Sei mir da bitte nicht böse.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Wie schade. Alfred fand es lustig.


    Wirklich gute Satire finden alle lustig, und nicht nur eine Klientel oder Partei, welche sich daran ergötzt, immer nur die Anderen blöd zu finden. Sonst ist das Humor in der Art von Belgierwitzen, wie sie die Niederländer machen: Es liegt jemand tot auf der Straße. Woran erkennt man, ob es ein Belgier ist? Es liegt eine Tüte Pommes frites daneben. Haha!

  • Zitat

    Zitat von Thomas Pape: Das ist wirklich schade. Ich habe von Dir sehr viel ausgesprochen Geistreiches gelesen, und Du gehörst zu den von mir sehr geschätzten Migliedern. Ums so größer der Frust hier. Sei mir da bitte nicht böse.

    Lieber Thomas,


    mich und viele andere frustriert es nicht. Im Gegenteil. Es ist die beste Möglichkeit, die Lächerlichkeit dieser Entstellungen aufzuzeigen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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