Musik ist ein ganz besondrer Saft - Dr. Pingel´s musikalische satyrische Brosamen

  • Mein Lieblingsthread im Forum ist ja seicentos Faden über die witzigsten Cover. Ich habe ja in der letzten Zeit einige Satiren verfasst, die möchte ich jetzt in diesem Thema bündeln. Selbstverständlich kann jeder kommentieren und eigene Beiträge schreiben.

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • - Briefe der Exfrau von Arnold Schönberg, die gerade gefunden wurden, enthüllen, dass die Scheidung auf der Gewohnheit Schönbergs beruhte, den eigenen Kindern abends zum Einschlafen eigene Werke vorzusingen; ein Unterfangen, das kläglich scheiterte, weil alle Einnahmen aus den 12tönigen Werken für die Psychiater der Kinder aufgewendet werden mussten.


    - Aus einer Musikkritik: den 4. Satz von Brahms´ Klarinettenquintett entschied der Klarinettist im Tiebreak für sich.


    - Kein Tach ohne Bach (Spruch in Udo Lindenbergs Küche).


    - Günter Grass ist der Meyerbeer der modernen Literatur.


    - In der italienischen Provinz wurde ein Tenor fristlos entlassen. Er hatte angesichts seiner korpulenten Partnerin die Arie in "La tonna è mobile" verändert.


    - ....fand ein Sängerwettbewerb statt. Die Sieger erhielten Geldbußen in Höhe von.......


    - Szenen, die wir gerne sehen würden:
    Das große schwere Bronzetor
    fiel auf den Essener Opernchor.


    - Was nicht in der Musikgeschichte steht:
    "Hey, hier ist der Benjamin,
    hau dem mal die Fritten hin!"
    "Was? Der Benjamin, der Britten?
    Bei mir kriegt der keine Fritten!"


    - Die Arnold-Schönberg-Stiftung hat sich jetzt dagegen verwahrt, dass immer mehr Konzerte mit Musik von Schönberg als "Malefizkonzert" statt als "Benefizkonzert" angekündigt werden.


    - Beethovens Fünfte auf fünf Saxophonen (Neues vom Quintessence Saxophone Quintet, CD bei cpo)
    Wie wäre es mit Beethovens Neunter auf 9 Saxophonen? Die Matthäuspassion für 200 Schlagzeuger? Händels Messias mit Karl Moik und allen sittsam/sattsam bekannten Interpreten der Volksmusik?


    - Johann Friedrich Bachs Motette "Ich liege und schlafe ganz mit Frieden" enthält die Zeile "Du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne". Diese Motette ist in nicht so einschlägigen Keisen als "Polizeimotette" bekannt.


    - Im Internetradio findet man Klassik oft unter dem Stichwort "Gepflegte Klänge". Das hat mit Klassik nichts zu tun, das ist André Rieu.


    - Die Alternative zu den Drei Tenören:
    Drei Orchester (Wien, Berlin, Chicago) spielen zusammen im Berliner Olympiastadion. Nur wenige auserwählte Musiker dürfen zuhören.


    - Schiller ist der Telemann Goethes, wohingegen Bach der Goethe Schillers ist.


    - Mein Lieblingskomponist: Carl Schwitters von Schwittersdorf.


    - Erst jetzt kam ans Licht, dass der Dirigent Hans Knappertsbusch während seines Wirkens in Bayreuth öfter mal einige Tage im Gefängnis verbringen musste. Der Vorwurf: Verschleppung (von Tempi)!

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • "Ping-pong in vier Sätzen"


    (Karl Löbl titelte so eine Kritik von "Le Nozze die Figaro" unter Karajan in den frühen Sechziger Jahren)

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Russische Komponisten
    Nachdem der berühmte russische Komponist Tschaikow das Gästeabfahrtsrennen in St. Moritz am 23.2.1888 gewonnen hatte, änderte er seinen Namen in „Tschaikowski“. Der Dichter Dostojew, der nur den 125. Platz belegt hatte, machte es ihm nach, was Tschaikowski ihm nie verzieh. Voller Hass aber reagierten die beiden auf die Namensänderung des Komponisten Strawin, der an dem Rennen überhaupt nicht teilgenommen hatte, weil er sich zur gleichen Zeit in der Kneipe „Zum Russischen Bären“ mit Wodka hatte volllaufen lassen. Er trank übrigens Wodka der Marke Puschkin, woraufhin der Dichter P…… Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll, oder auch nicht.


    Schostakowitsch
    Das Bolschoi-Theater machte eine Tournee durch Russland mit Schostakowitschs Oper „Lady Macbeth von Mzensk“. Als Schostakowitsch zu Ohren kam, dass das Theater je nach Stadt immer den Titel änderte (Lady Macbeth von Omsk, Kursk, Vtebsk, Grask, Murks, Kiewsk, Sibirsk, Novosibirsk, Moskauwsk, Wummsk, Grmsk usw.) änderte er den Titel der Oper in „Katherina Ismailowa“. Als er jetzt erfuhr, dass jetzt der Titel je nach Sängerin abgeändert wurde (Jelena Ismailowa, Ismailowna Ismailowa, Nadeshda Ismailowa usw.) nannte er seine nächste Oper „Die Nase“. Da ging es um eine Nase, das konnte man nicht ändern in Mund, Auge oder Bein.


    Luther, Verdi und Brahms
    1547.Martin Luther und seine Frau Katharina Bora (Catherine the Boring, wie Papst Innozenz der Sarkastische sie immer höhnisch zu nennen pflegte, worauf Luther ihn mit „Pseudopapst Nozenz, der Schädliche“ titulierte) waren am Ziel: Martin Luther war König von Sachsen-Anhalt geworden und durfte sich jetzt Martin Luther King nennen.
    Was er nicht wissen konnte, dass er 450 Jahre später zum Vorbild von Josef „Klaus“ Verdi wurde, der wegen hartnäckiger Besteigung aller Dolomitengipfel den Beinamen „Monteverdi“ erhielt. Da er keines der zahlreich dort vertretenen Bergkirchlein ausließ, nannte man ihn auch „Divino Claudio“. Diesen Titel beanspruchte aber auch Johannes „Klaus“ Brahms für sich, sodass es zu einem erbitterten Komponistenkampf kam, in dessen Verlauf Verdi das „Requiem“ und Brahms das „Deutsche Requiem“ schufen.
    Verdi, der spürte, dass das Brahmssche Stück das bessere war, gab den Auftrag, Brahms zu erschießen. Der gedungene Mörder verwechselte Brahms allerdings mit dem österreichischen Thronfolger, sodass es zum 1. Weltkrieg kam.
    Diesmal frohlockten beide Komponisten, denn durch die vielen Toten des Weltkrieges waren Requieme schwer in Mode und brachten den Komponisten satte Tantiemen.
    1918 erkannte Brahms jedoch, dass Verdi auf dem Gebiet der Nationalhymnen vorne lag (siehe „La donna è mobile – die Nationalhymne der ultimativen Fußballschurken, erklungen beim Gewinn der WM 2006 in Berlin).
    Er bewarb sich bei Friedrich Ebert um die Komposition der Nationalhymne der neuen deutschen Republik. Das schöne Stück „Am Donaustrande, da steht ein Haus, da schaut ein hübsches Mädchen heraus“ wurde von Ebert aber abgelehnt und daher von Brahms in seine „Liebesliederwalzer“ eingestellt. Nationalhymne wurde dann „Gern hab ich die Fraun geküsst“ von Erich Wolfgang Korngold.
    Brahms aber verschwand spurlos und wurde nur noch einmal in den Wirren der mexikanischen Revolution in der Armee des Pancho Villa gesehen, zusammen mit dem amerikanischen Dichter Ambrose Bierce.
    Der Kunstmaler Adolf Hitler schilderte das Leben von Brahms in einem 20x50m großen Gemälde, das aber von der Brahmsgesellschaft abgelehnt wurde, sodass es heute im Vatikan hängt. Daraufhin beschloss Hitler, Politiker zu werden.


    Ein musikalischer Hund
    Ein Mann kommt zu einem Impresario mit einem – sprechenden Hund. Der Impresario winkt genervt ab, aber der Mann bittet um eine Chance.
    Mann (zum Hund): „Fido, what is he structure of sandpaper?“
    Hund: “Rough, rough”.
    Impresario: “Raus hier!”
    Mann (zum Hund): “Fido, what is on the top of a house?”
    Hund: “Roof, roof!”
    Impresario: “Ich halt es nicht aus!”
    Mann (zum Hund): „Fido, who is the greatest composer of the 20th century?“
    Hund: “Orff, Orff!”
    Der Impresario jagt sie hinaus. Draußen sieht der Hund den Mann groß an:
    „Or should I have said Stravinsky?“


    Wie die Stadt Viersen zu ihrem Namen kam
    In Roermond wurde jetzt der sensationelle Fund eines Schriftstücks von Philipp II. bekannt (1539). Aus ihm erklärt sich der Name der Stadt Viersen.
    Danach fiel in der niederrheinischen Stadt Fünfsen ein Adjutant Herzog Albas (bekanntlich der Erfinder des Brandys, ich sage nur „Duque de Alba“) vom Pferd und brach sich den Hals und starb. Man gab der Stadt Fünfsen die Schuld und degradierte sie zu „Viersen“. Es stellte sich aber heraus, dass der Spanier betrunken war und an seinem Sturz selbst die Schuld trug. Der Antrag der Stadt, den alten Namen wiederzubekommen, schlug fehl. Als Begründung schrieb Philipp II. in dem jetzt gefundenen Schreiben: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“
    Rätselhaft ist die Tatsache, dass Johann Sebastian Bach diese Worte in seiner Johannespassion von 1726 wieder aufgriff. Jetzt erhebt sich die Frage, ob Bach das fragliche Schriftstück kannte. Wollte er damit die Uraufführung seiner Johannespassion in Viersen erreichen? Rätsel über Rätsel!

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  • Donaudampfschifffahrt
    Im Jahr 1890 beschloss die „Österreichische Donaudampfschifffahrtsgesellschaft“ (nur echt mit dem Kapitän) zwei neue Fahrgastschiffe anzuschaffen. Sie sollten baugleich sein und gleichzeitig ein wenig Ruhe in die Kampflandschaft der Komponisten in Wien bringen. Sie sollten also „Johannes Brahms“ und „Anton Bruckner“ heißen.
    Gegen Ende der Fertigstellung wurde das Geld knapp, sodass man beschloss, den Anstrich der Schiffe in Europa auszuschreiben. Den Zuschlag erhielt eine französische Firma namens „Tricolore“ in Cherbourg. Das ganze Unternehmen war nicht an die Öffentlichkeit gedrungen (Erbfeindgefahr!).
    Mit großer Spannung und unter riesiger öffentlicher Anteilnahme wurde der Stapellauf erwartet, beide Komponisten wurden in Rollstühlen ans Hafenbecken herangefahren. Dann begann die Schiffstaufe, und die Planen wurden von den Namen entfernt.
    Entsetzen machte sich breit. Was stand dort auf den Schiffen?
    „Johannes Bruhms“ und „Anton Brackner“! Was war das? Sprachunkenntnis oder eine gezielte Attacke des Erbfeindes? In der „Brahmsgesellschaft“ wie in der „Brucknergesellschaft“ kursierte rasch noch eine dritte, eine Verschwörungstheorie, dass nämlich die jeweilige andere Gesellschaft das angezettelt habe. Es gab wüste Auseinandersetzungen, die sich bald erschöpften. Insgeheim aber brodelte es bei den Gesellschaften weiter. 1898, nachdem beide Komponisten gestorben waren, beschloss man ein Versöhnungstreffen auf der Donau, indem sich beide Schiffe in der Höhe von Krems trafen. Dort wollte man sich dann mischen und mit Sekt Versöhnung feiern.
    Am 1.8.1898 trafen sich beide Schiffe in Donaumitte bei Krems.Doch was war das? Als die Schiffe etwa 100 m voneinander entfernt waren, wurde auf beiden von den Besatzungen Kanonen in Stellung gebracht und abgefeuert. Das Ergebnis war verheerend, ein Totalverlust von Mensch und Maschine. Die „Wiener Kronenzeitung“ titelte: „Neugründung der „Bruckner-„ und der „Brahmsgesellschaft“ erforderlich“.
    Zur Jahrhundertwende sollte dann ein neuer Anlauf zu einem „Musiker“- Dampfer gemacht werden, Namen konnten von der Bevölkerung vorgeschlagen werden. Einen Sturm von Spott rief ein Leserbrief von Hugo Wolf an die „Kronenzeitung“ hervor, in dem er sich selbst als Namensgeber vorschlug. „Nächste Versenkung?“ titelte diesmal die „Kronenzeitung“. Erinnert sei hier an die Fehde zwischen Hugo Wolf und der „Kronenzeitung“, die darin gipfelte, dass die Zeitung eine große Geldsumme auf die beste Antwort zur Frage ausgesetzt hatte: „Was haben Brahms und Hugo Wolf gemeinsam?“ Sieger war damals der Wiener Musikprofessor Dr. Johannes Pingel mit der Antwort geworden: „Beide haben keine Oper geschrieben. Die von Hugo Wolf heißt ´Der Corregidor´“.
    Hugo Wolf beschloss angesichts dieser neuen Schmach, keine Lieder mehr zu schreiben, in denen die Wörter „Schiff“ und „Donau“ vorkamen. Hierauf schrieb die „Kronenzeitung“ kühl, sie hielte eine mehrere tausend Wörter umfassende Liste vor mit Begriffen, zu denen Hugo Wolf auch keine Lieder mehr schreiben solle.
    Schließlich wurde das Schiff gebaut, es bekam den Namen „Johann Joseph Fux“ und wurde mit 24 Rettungsbooten bestückt, die alle nach anderen Komponisten hießen, sodass auch Hugo Wolf endlich sein Schiff bekam.
    Auch hier verlief der Stapellauf nicht ohne Zwischenfall, denn es war eine Rettungsübung vorgeschrieben worden, in der alle 24 Rettungsboote zu Wasser gelassen werden mussten. Alles klappte, bis auf die bedauerliche Tatsache, dass das Rettungsboot „Hugo Wolf“, in das sich der Komponist nachts eingeschlichen hatte, sank und den Komponisten mit in die Tiefe zog. Hier titelte die „Kronenzeitung“: „Wolf ertrunken, Musik gerettet.“


    Die erste Vierschranzentournee
    Angesichts des Haydn – Jubiläumsjahres wurden neue Quellen über das Privatleben des Komponisten entdeckt. Es stellte sich heraus, dass Haydn seit seiner Jugend ein begeisterter Skiläufer war, der sogar das damals neu aufkommende Schanzenspringen beherrschte (seine Sinfonie Nr.49 heißt „La passione“, man nimmt heute an, dass sich der Titel auf das Skispringen bezieht). Er schaffte es, andere Komponisten damit anzustecken, nämlich Mozart, Salieri und Karl Ditters von Dittersdorf (das war ein Komponist, den Beethoven nach Wien eingeschmuggelt hatte. Er stammte aus der Heimat Beethovens, aus Bonn, und hieß Karl Plitters. Um sich wichtig zu machen, nannte er sich Karl Plitters von Plittersdorf, das ist ein Vorort von Bonn. Adlig war er natürlich überhaupt nicht. Nach seinem Umzug nach Wien riet ihm Beethoven, sich umzubenennen, was auch geschah). Beethoven übrigens, der auch mitmachen wollte, wurde abgelehnt, weil er freier Künstler und kein Hofschranze war. Aus Zorn darüber strich er einen Satz aus seiner „Pastorale“, den er schon geschrieben hatte, und der „Ski und Rodel“ hieß.
    Da somit vier teilnehmenden Komponisten Hofangestellte waren, auch Schranzen genannt, ordnete der Fürst Eszterházy einen Wettbewerb im Skispringen an, die er selber als „Vierschranzentournee“ bezeichnete.
    Mozart gewann diese Tournee, die auch später nach Wien, Innsbruck und Würgl führte, Salieri wurde abgeschlagen letzter, worauf er beschloss, Mozart zu ermorden. Nach seinem Sieg hatte Mozart übrigens erwogen, das Skispringen auch im „Don Giovanni“ zu verherrlichen; so sollte Don Giovanni in der ganzen Oper mit Skiern auftreten und z.B. den Komtur mit einem Skistock erstechen. Der Sänger des Don Giovanni weigerte sich jedoch, mit einem solchen Ballast auf die Bühne zu gehen, worauf Mozart nachgab. Haydn war es egal, welchen Platz er errang, Hauptsache, er hatte seinen Spaß. Einen musikalischen Widerhall dieses Skispringens finden wir in Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“: der Paukenschlag ist nämlich keineswegs dazu da, die Zuhörer aufzuwecken, sondern eine Erinnerung an das fatale Skispringen in Würgl (15.12.1794), als Haydn mit einem Knall auf dem Allerwertesten landete.
    Die Vierschranzentournee endete am 1.1.1795 in Eszterháza mit der Siegerehrung, in der Mozart die Siegeskrone aufgesetzt wurde. Danach schrieb er seine „Krönungsmesse“, für die es endlich auch eine plausible Erklärung gibt.

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Wunschbesetzungen surreal
    Leos Janacek: DIE SACHE MERKOPULOS


    Emilia Marty
    (lebt seit 350 Jahren und kann nicht sterben) Angela Merkel


    Baron Prus (liebt Emilia, kann sie aber nur mit
    Geld bekommen) Helmut Kohl


    Albert Gregor (Emilias unglücklicher
    Liebhaber) Guido Westerwelle


    Kristina (einzige reine Seele) Sabine Leutheusser-Schn.


    Janek, Sohn von Prus (erschießt sich wegen
    Emilia) Frh. von Guttenberg


    Rechtsanwalt Kolenaty Gregor Gysi


    Hauk-Schendorff (verlebter Tattergreis) Rainer Brüderle


    Orchester Bundesverband der Deutschen Industrie


    Chor (nur im Schlussbild) Deutsche Bank


    Dirigent Josef Ackermann

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Unter "eine Oper marthalerisieren" verstehe ich: im Sinne des Primats des Regisseurs über den Komponisten eine Oper mit einem sinnlosen Vorspann zu versehen. Dieser Vorspann wird der Ouvertüre vorangestellt oder läuft parallel zu ihr ab. Der Sinn des Vorspanns liegt darin, dem Publikum noch vor dem ersten Takt die Umdeutung des Stücks anzuzeigen. Die Umdeutung selbst ist dem Programmheft zu entnehmen. So sind die Ziele gleich von vorneherein klar: da diese Vorspänne so gut wie immer banal und infantil sind, kann sich der Zuschauer schon mal auf diese Werte im Verlauf der Oper einstellen.


    Beispiel 1: Charpentier "Louise" in Düsseldorf, Regie Christoph Loy. Der Kapellmeister steht am Pult, ein paar Minuten passiert nichts, die Figuren sitzen regungslos und gucken gelangweilt. Aha! Öde, Langeweile, Sinnlosigkeit, Beziehungsstörungen. Und, welche Überraschung, das geht dann in der Oper so weiter. Gesungen wird trotzdem. Noch ein Punkt: das Stück wird ohne Pause gespielt. Hier will uns der Regisseur sagen, dass eine solche Regietat nicht durch Sekt und Häppchen unterbrochen werden darf.


    Beispiel 2: "Die Sache Makropulos" von Janacek, neu in Salzburg, Regie Christoph Marthaler. Hier wird deutlich, warum Marthaler der Meister aller Vorspänne ist und ich diese Masche nach ihm benenne. Ich zitiere aus der Besprechung des Stücks (ZEIT online): "Man meint, die Welt rauschen zu hören in diesen ersten Minuten. Still ist es im großen Festspielhaus . Und dunkel. Rabenschwarz gähnt der Graben, als habe er Esa-Pekka Salonen und die Wiener Philharmoniker für immer verschluckt und mit ihnen jede Musik. Nur oben auf der Bühne brennt Licht, vorne links, in einem Glaskasten. Darin zwei Frauen, eine junge, hochgewachsene, eine krumme, alte, beide rauchend. Cllaire Zachanassian und Lulu bei einem Zigarettenpäuschen, und gleich geht´s weiter, bühnenreif, mit Liebe, Tod und Teufel? Oder doch bloß zwei Kittelschürzenträgerinnen aus der Marthaler-Equipage, auf die alle warten? Ein Dialog setzt ein, wie im Stummfilm, mit aufgerissenen Mienen und projiziertem Text. Die Junge findet, das Leben sei zu kurz: 50 Jahre Schule, 50 Jahre Studium, 100 Jahre Nützlichkeit, 100 Jahre Weisheit - das wär´s! Die Alte findet 300 Jahre Sockenstopfen zu viel. Das Publikum gluckst, der Disput bleibt unentschieden." Dann geht die Oper los. Man fasst es nicht: da schaltet dieser..... (Ausdruck wegen juristischer Bedenken zensiert) Sockenstopfen vor eines der grandiosesten Vorspiele, das die Operngeschichte kennt. Mein Urteil für diese Schandtat würde lauten: einen Monat Isolationshaft mit Dauerberieselung von Hansi Hinterseer und Florian Silbereisen (dieses Urteil würde wahrscheinlich wegen grausamer Folter kassiert, aber verdient hat er´s!). Aber es kommt noch toller. Dem Vernehmen nach hat Marthaler diese erste Szene dem ursprünglichen Theaterstück von Karel Capek entnommen. Und das ist es, warum ich diese Masche nach Marthaler benenne: nirgendwo ist ja so offensichtlich wie hier, dass der Regisseur gegen den erklärten Willen des Komponisten handelt, denn Janacek hat diese Szene aus der Vorlage gerade nicht komponiert. Aber der Herr weiß es natürlich besser. Und das Publikum gluckst. Vor dem Vorspiel der "Sache Makropulos" glucksen zu lassen, mir fehlen die Worte. Den Schluss hat er genauso verschandelt, das erspare ich mir. Muss ich noch erwähnen, dass ohne Pause durchgespielt wird?

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  • Dieser Text enthält Beispiele, die Marthaler und andere Regisseure benutzen können.


    Beispiel 1: "Le nozze di Figaro" von Mozart. Im Vorspann sieht man 5 junge Hofmädchen, die sich lautstark über ihre erotischen Abenteuer mit dem Grafen unterhalten, auch über seine Impotenz. Alle bedauern eigentlich, dass das "ius primae noctis" abgeschafft wird. Aber es gibt ja eine Lösung: sie wollen alle zu Cherubino wechseln.


    Beispiel 2: "Hänsel und Gretel" von Humperdinck
    Im Vorspann unterhalten sich die Kinder, wie sie der Vater missbraucht und die Mutter es duldet. Sie beschließen, den Topf zu kaputt zu schlagen, damit die Eltern sie fortschicken und sie zu der netten alten Kräuterfrau in den Wald können. Sie verabreden die Sache mit den Brotkrumen, damit die Eltern sie nicht doch noch finden.


    Beispiel 3: "Don Giovanni" von Mozart
    Im Vorspann sehen wir eine leidenschaftliche Bettszene zwischen Don Giovanni und Donna Anna. Eine Scheinvergewaltigung wird verabredet, damit Giovanni den Komtur töten kann und mit Anna an den Reichtum des Komturs kommt, denn Don Giovanni ist völlig abgebrannt. In einem weiteren Duell könnte man dann auch den lästigen Nebenbuhler Ottavio beseitigen.


    Beispiel 4: "Billy Budd" von Britten
    Im Vorspann sehen wir die ganze Besatzung, wie sie vor Cptn. Vere antritt. Alle haben keine Marineuniformen an, sondern zivile. Auf denen steht: "TITANIC".

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  • Dr. Pingels Reise von Witten über Darmstadt nach Donaueschingen


    In diesem Kapitel geht es nicht so sehr um die Musik in der Neuen Musik, sondern um das Prätentiöse ihrer Titel. So heißt z.B. beim WDR eine Hörspielreihe in WDR 1 (auch dieser Sender heißt ja 1Live ) „Wolfsmilch und Königswasser“, die Künstlerin Tina Juretzek aus Mülheim an der Ruhr stellt ihre Werke unter das Thema „Brechende Räume“ (nein, nein, nicht „Besucher“). Durchbrochene Räume gibt es in der Neuen Musik auch jede Menge, ja, die Neue Musik hat praktisch nur solche Titel.
    Die Titel verdanke ich dem WDR-Programmheft und den WERGO-Katalogen.
    Alles, was mit <> markiert ist, ist ein Originaltitel. Um den Schreibfluss nicht zu unterbrechen, sind die Komponisten meist nicht genannt.
    Ich möchte anmerken, dass es eine ähnlich Bewegung in der Malerei und in der Bildenden Kunst gibt. Hängt es damit zusammen, dass man andres als früher bei Komponisten und Malern heute kaum noch feststellen kann, wie gut sie ihr Handwerk beherrschen? Ich frage nur.


    1.Witten


    Eine Reise zur Neuen Musik beginnt bei den Kammermusiktagen in Witten.
    Das Konzert beginnt. Dr. Pingel sieht 20 alte Plattenspieler auf der Bühne. 13 maskierte Männer stürmen den Saal und bringen sie weg. Im Programmheft lese ich: <Dieb 13 Witten, playback für turntables, performance > 2. Wo mögen die damit hin sein? Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine <Flucht im Gewölbe für Viola und digitale Raumsimulation>.
    Im Programm lese ich eine Ankündigung über Th.W. Adorno. Einer seiner Schüler hat ein von ihm komponiertes Lied entdeckt, für Singstimme und Klavier, auch den Text hat er selbst gedichtet: „Was streckt dort auf dem Wagen/ den langen Rüssel raus?/Es ist ein Mammut,/ es ist ein Mammut/ und es fährt nach Haus.“
    Warum hat Fischer – Dieskau das nie gesungen?


    Doch erst mal ist Pause, die ich zur Flucht nutze. Ich komme noch am Saal für Kinderbetreuung vorbei, wo jedes Kind <Drei Hände voll Sand> dazu nimmt, um einen staubigen Klang zu finden. Ein Junge singt und 5 Instrumente spielen dazu. Ich erkenne <Senfkorn>, für Knabensopran und 5 Instrumente von Klaus Huber.


    2.Essen-Werden (Folkwang-Hochschule)


    Die Musikhochschule hat jede Menge Bautrupps in ihren Mauern, denn in der Woche vorher hatte es drei gebäudeschädigende Konzerte gegeben, ausgeführt von Studenten: <Durchbrochene Räume, Leuchtungen und Raumstörungen>.
    Die Bahnfahrt nach Düsseldorf benutze ich dazu, in dem Buch „Klangfiguren“ von Adorno zu lesen. Da sagt doch der Klappentext: „Adornos Vermögen produktiven Vorausdenkens in der Musik ist dem zu vergleichen, was Guillaume Apollinaire für die französische Dichtung und Malerei leistete. Dabei werden nirgends selbstherrlich und willkürlich Parolen ausgegeben, sondern die Perspektiven öffnen sich der Analyse dessen, wohin die Sache von sich aus treibt, und der Erkenntnis von Funktion und Problematik der Musik in der gegenwärtigen Gesellschaft“. Zwei Dinge kommen mir dabei in den Sinn: 1. was für ein Gesülze! 2. Hier werden wahrscheinlich sehr viele Parolen ausgegeben, und wahrscheinlich besonders selbstherrliche.
    Ja, und wer hat diesen Klappentext verfasst? Ich falle vom Stuhl: Adorno selbst!


    Ich greife mir einen New Yorker und lese einen Artikel von Alex Ross, dem Musikkritiker, über den „Godfather der deutschen Nachkriegsmusik“, Theodor Wiesengrund Adorno. Dort sagt er, dass nach dem 2. Weltkrieg die Dissonanz „fetischisiert“ wurde und dass vor allem alle Musik als schlecht galt, die den Nazis gefiel, und alle Musik gut, die sie verdammten. Hitler liebte Beethoven, aber das Orchester in Auschwitz liebte ihn ebenso.


    3.Köln


    In Düsseldorf steige ich um nach Köln, denn ich bin mit einem Redakteur des WDR verabredet. Ich sage zu ihm: <“bitte sagen Sie mir Ihren Namen noch einmal, ich habe ihn bei der Vorstellung nicht deutlich verstanden>:“ Frank Hilberg lacht und meint: „Ja, das kenne ich, das ist aus der Dokumentaroper „Irrenoffensive“ von Helmut Oehring“. Im Laufe des Gesprächs meint er, „dass die Neue Musik von heute die Klassik von morgen sei“. Dem kann ich nicht zustimmen, denn das größte Problem eines Werkes der Neuen Musik ist nicht die erste, sondern die zweite Aufführung, weil die praktisch nie stattfindet. Ich zitiere Alex Ross aus dem "New Yorker", der sagt, dass Ablehnung der Tonalität „was arbitrary and without intellectual foundation.“ Der Versuch etwa, ein Meisterwerk wie Strawinskis Psalmensymphonie zu desavouieren, sei lächerlich und Adorno glaube es wohl selber nicht.


    Am Ende des Gesprächs erzähle ich ihm, dass Jost Schenck, ein anerkannter Kenner der neuen Musik, glaubt, dass Stockhausen schon lange tot sei (2000). Das verneint er vehement, obwohl er zugibt, dass Musikfreunde eine erkleckliche Summe gesammelt hätten, um K.H. Stockhausen auf den Mond zu schießen (ohne Rückfahrkarte. Tatsächlich ist Stockhausen inzwischen gestorben und wird außerhalb von Köln auch schon nicht mehr gespielt).
    Ich verabschiede mich mit meiner Lieblingsplatitüde über das Prätentiöse der Neuen Musik, indem ich wieder Alex Ross zitiere: Sonatine, Scherzo, Suite heißen Stücke heute nicht mehr, sondern Polyphonie X, Syntaxis, Structures, Quantities, Spectogramm, Seismogramm, Audiogramm, Sphenogramm. Er verweist auf die Karriere des Komponisten Hermann Heiss, der im Dritten Reich einen „Kampfpilotenmarsch“ geschrieben hatte, 1946 in Darmstadt trat er hervor mit einer Sonate für Flöte und Klavier. 1956 hatte er wohl raus, woher der Wind wehte, und nannte sein Stück „Expression K.“


    Anschließend führt mich der Redakteur durch den Sender. Auch hier überall Baustellen. Wieder sind es <durchbrochene Räume> (Günter Steinke), >Wand für Ensemble> (Enno Poppe), ein Arbeiter hält uns eine <Schraubdichtung> von Carla Bauckholt entgegen. Irgendwo klingen reichlich laut vier Trompeten und ich erfahre verblüfft, dass es <Geträumte Räume für 4 Trompeten> und <windgeboren> für 4 Trompeten ist. Ich horche an einer Wand, da gibt es <Stimmen inmitten der Wand> (Juliane Klein).
    In einem kleinen Saal ist ein Tanzfest, wozu mir nur Harry Rowohlt einfällt: “ `Das sieht ja sehr verlockend aus`, denkt man sich, wenn man lauter fremde Herrschaften zu atonaler Musik tanzen sieht; `da geh ich, glaub ich, nicht hin`“


    4. Flughafen Köln-Wahn


    In der Empfangshalle spielt gerade das Thürmchen-Ensemble Carola Bauckholts Stück <Treibstoff>.
    30 Minuten später steigen vier Helikopter auf, in jedem sitzt ein Mitglied eines Streichquartetts, geschrieben hat das Stück Stockhausen, es ist inzwischen auch auf CD greifbar. Ich bin versucht, Stockhausen eine Suite vorzuschlagen, in der Jets in Hochhäuser fliegen, verwerfe den Gedanken aber als geschmacklos.


    5. Burg Katz am Rhein


    Nach der Greifvogelschau auf Burg Katz spielen die Vögel noch in einem Stück von Adriana Hölszky mit, nämlich <Umsphinxt... ein Rätsel für Raubvögel für 48stimmigen Chor>. Ausgeführt wird das ganze Stück aber ohne Mitwirkung der Vögel vom Kölner Rundfunkchor, der gar keine 48 Mitglieder hat, und das Gekrächze der Vögel zählt ja wohl nicht mit. Nach der Aufführung erwarte ich eigentlich, dass die Vögel sich auf den Chor stürzen, aber der Mann, der sie dressiert, sagt, dass sie fast taub seien.
    Erwartet hatte ich das Werk <Ach, das Erhabene, betäubte Fragmente für 2 verschränkte Chöre> von Nicolaus A. Huber, aber wie ich später aus Insiderkreisen erfuhr, hatten sich die Chormitglieder geweigert, sich betäuben und erst recht, sich verschränken zu lassen.


    6. Koblenz


    Auf der Zugfahrt nach Koblenz lese ich etwas in der TIMES über englische Komponisten und Dichter. Da hat Peter Ruzicka, der berühmte Komponist solch bahnbrechender Werke wie <Metamorphosen über ein Klangfeld von Joseph Haydn/...den Impuls zum Weitersprechen erst empfinge/Abbrüche> (au ja!), z.B. sich mit Thomas Tallis befasst (<Tallis, Einstrahlungen für Orchester>) und Rolf Riehm mit John Donne:<Schlaf, schlaf, John Donne, schlaf tief und quäl dich nicht<>für Violine, Bassklarinette, Akkordeon und Keyboard-Zuspielungen. Ob John Donne das beherzigt hat oder ob er nur symbolisch für den Hörer als solchen steht, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
    In Koblenz besuche ich einen Prozess, in dem es um Musik geht. Der Anlass war wohl < Zerstören für Ensemble und CD-Zuspielung>, im Gerichtssaal aber herrschen < aussageverweigerung und gegendarstellung>. Trotzdem würde es wohl auf < die schönheit des gitters für ensemble > hinauslaufen.


    7. Mainz


    Beim Besuch des ZDF erzählt mir der Musikredakteur vom Streitgespräch der beiden Komponisten Boulez und Ned Rorem.
    Boulez: „Any musician who has not experienced the necessity for the dodekaphonic language is USELESS.“
    Rorem: ”Omit the word `not`and I agree!”
    Gut gegeben, lachen wir beide, und schon bin ich auf dem Weg nach


    8. Frankfurt


    Am Main spielt ein einsamer Geiger Rolf Riehms < Der Main. Reisebilder einer unsicheren Emigration>, aber niemand bleibt stehen.
    Ich bin mit RONDO – Redakteur Matthias Kornemann verabredet und frage ihn ohne Umschweife: „Welche Musik müsste als Folter geächtet werden?“
    Kornemann: „Wer spricht von ächten? Ich schlage eine Drei-Stufen-Folter vor. Für kleine Strolche Dixieland, für den Mittelbau die Karelia-Suite von Sibelius; den Erzschurken gebe ich Pierrot lunaire von Schönberg als Endlosband.“
    Beglückt stimme ich zu.
    Im Frankfurter Zoo ist die Hölle los. Ein Schild am Eingang klärt mich auf:
    <Jagt die Wölfe zurück >für 6 Schlagzeuger (Adriana Hölszky, die mit den umsphinxten Raubvögeln) ( das kannte ich doch aus Peter und der Wolf).
    Aber alles war halb so schlimm, dank der <dialogues suffisantes, Porträt einer Kompostion als junger Affe >(von Olga Neuwirth).


    9. Donaueschingen


    Endlich im Mekka der Neuen Musik.
    Es ist kalt. Überall liegt <Schnee, 2 Kanons für Ensemble>.
    Abends gibt es ein Konzert. Nach 2 endlosen Stunden weiß ich: das kann nur <würgende Zeit> von Rolf Riehm sein. Ich fordere <abbruch>, aber Jörg Birkenkötter, der Komponist, meint,< das muss alles noch mal radikal formalisiert werden>.
    Das finde ich auch und gehe am nächsten Tag in ein Orgelkonzert mit Werken von Bach, sodass ich fast glaube, es wäre < im Himmelreich für ensemble> von Aldo Clementi.


    10. Wien


    In Wien bin ich eingeladen zu einem Symposion, das ich mit Spannung erwartet habe. Ich habe den Leiter noch im Ohr:
    Er erzählt von seiner Produktion „Symposion“, die von 17.00 bis Mitternacht dauere und aus 2 Stunden neuer Musik bestehe. In den Pausen werden Spitzenweine und Speisen serviert. Die Zuhörer würden von 2 „Symposiarchen“ ermuntert, sich „mit Anmut zu betrinken“, wobei jeder Zuschauer auf ca. 2 Flaschen Wein kommt.


    Ich will erst anmerken, dass die zwei Flaschen Wein wohl benötigt würden, um die Musik auszuhalten, lasse es aber.
    Ich gehe nach unten und finde mich in der Klosterneuburger Straße wieder, wo eine Gruppe von Musiker auf der Straße tanzt und singt:
    < Wir besitzen keinerlei fähigkeit, aus der klosterneuburgerstraße wegzugehen>, arie für mezzosopran und instrumente (von Georg Kröll).
    So toll ist die Klosterneuburger Straße eigentlich nicht, und ich besitze auich die Fähigkeit, aus ihr wegzugehen.
    Jetzt habe ich genug. Ich fahre zum Flughafen, um die erste Maschine nach Deutschland zu nehmen. Beim Warten in der Halle sehe ich im Fernsehen die Übertragung des Konklaves aus Rom, dazu wird <Three Screaming Popes > von Mark-Anthony Turnage gespielt.


    11. Rückkehr


    Ich sitze im Flugzeug und sinniere <dort, doch, auch , nicht, vielleicht> (für 13 instrumente von Elena Mendoza-López). Ich lasse die ganze Reise noch einmal Revue passieren, da finde ich in einem zufällig herumliegenden Band von Peter Sloterdijk folgende Einschätzung, die ich dann doch sehr teilen muss: „Die ästhetische Moderne liefert eine Kunst vergifteter Pralinen; man kann sie, vielleicht, in erregt kalter Kennerschaft betrachten, aber nicht zu sich nehmen, ohne Verstimmungen zu riskieren. Es wird in den modernen Künsten so viel frische Negativität ausgespieen, dass der ‚Kunstgenuß‘ verfliegt. Nur im Snobismus, bei der Elite der Kenner und bei den Fetischisten, blüht die Lust an der Ungenießbarkeit…“
    Da ich jetzt viel Erfahrung habe, mache ich mich daran, ein eigenes Stück zu komponieren. Ich nenne es <...im Wald, von ferne und stillsein>, für obligates Rotkehlchen, 20 Klaviere und 15 Schlagzeuger mit Zuspielungen von Tonband (Radiosendungen).
    Es würde ungefähr so aussehen:
    Takt 1-10: Rotkehlchen ad libitum.
    Takt 11-30: 20 Kinder, die nicht Klavier spielen können, spielen auf 20 Klavieren.
    Takt 31-40: alle Instrumente tacent, zu hören ist nur das Geschrei der vom Klavier weggezerrten Kinder.
    Takt 41-42: Triller/Wirbel aller Instrumente, Tonhöhe beliebig.
    Takt 43-70: Radio. Scan-Taste und Abspielen der jeweils gewählten Sender.
    71-100: tacet, außer Rotkehlchen – Solo, ad libitum.


    Das Stück gefällt mir gut. Die einzige Schwierigkeit würde darin bestehen, ein williges Rotkehlchen zu finden. Nur den Titel muss ich noch ändern. Kurz vor der Landung in Düsseldorf habe ich ihn:


    Fraktale 11

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Dr. Pingel hat in vielen Beethoven - Archiven gewühlt und eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht. Warum haben einige der Klaviersonaten Titel, die meisten aber nicht? Hier des Rätsels Lösung:


    Nach Abschluss aller Klaviersonaten gab Beethoven einigen Klaviersonaten Titel, die versteckt auf ein unheilvolles Ereignis im Leben Beethovens asnpielen: er wurde zum Mörder bei einer Jagd (allerdings unfreiwillig). Die Entdeckung war deshalb so schwierig, weil Beethoven die Reihenfolge absichtlich durcheinanderwarf und die Titel stark verfremdete.


    Hier nun Dr. Pingel´s Lösung (die Originaltitel und die Nummer in Klammern).


    Graf Waldstein ( 21 ) lud zu einer Jagd ( 18 ) ein, denn das war seine große Leidenschaft ( Appassionata, 23 ). Eine pastorale ( 15 ) Umgebung mit Mondschein ( 14 ) war die Kulisse, sodass man die Wildschweine ( Waldstein, 21, 2. Anspielung ) gut sehen konnte. Wegen eines Sturms ( 17 ) wurde die Jagd abgebrochen, die Wildschweine seltsamerweise mit Hummersoße ( Hammerklavier, 29 ) serviert. Aber es gibt einen traurigen Abschied ( 26 ): ein gräflicher Jäger wurde mit erschossen. In der Pathologie ( Pathétique, 8 ) stellt sich heraus, dass die Kugel von Beethoven stammte.


    Erst nach Jahren befreite ihn Freud von seinem Schuldkomplex, zum Dank schrieb ihm Beethoven - nein, keine Klaviersonate, sondern den Schlusssatz der 9. Sinfonie, verdeckt als Ode an die Freude, aber natürlich gemeint als Ode an Freud. Das löst übrigens auch das Rätsel des vierten Satzes der 9. Sinfonie, jedenfalls besser als die bisher akzeptierte Lösung, dass nämlich Gustav Mahler zu Beethoven gesagt haben soll: "Junge, eine moderne Sinfonie ohne einen Riesenchor, das ist doch völlig veraltet!"

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

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  • Ich sitze in Duisburg im Sinfoniekonzert, das mittlere Stück ist, wie oft, ein Violinkonzert mit einem bekannten Solisten, heute einer Solistin, nämlich
    Baiba Skride. Sie schwebt herein im schulterfreien tiefroten Kleid. Sie sieht toll aus und spielt auch toll. Das Stück ist das Violinkonzert von Karl Goldmark („Die Königin von Saba“ ist seine bekannteste Oper). Es ist gut gearbeitet, hat aber Längen, die mich auf Ideen bringen, das Solistenkonzert zu revolutionieren.


    Variante 1: Die berühmte Solistin im tiefroten Kleid kommt mit dem Dirigenten herein – und nimmt auf einem der hinteren Geigenpulte Platz, wo sie brav den Orchesterpart mitspielt. Das Solo spielt dann die dort vorher sitzende Geigerin im kleinen Schwarzen.
    Variante 2: Die berühmte Solistin sitzt schon zu Beginn im kleinen Schwarzen im Orchester, die Geigerin aus der 2. Reihe kommt in großer Robe mit dem Dirigenten herein, dann wird getauscht.
    Variante 3: Nur der Dirigent erscheint, er geht dann zu den Geigen ins Orchester, um einen Violinisten aufzufordern, das Konzert zu spielen. Nach dem 5.-10. Mal geht dann der ausersehene Geiger nach vorne.
    Variante 4: Das gleiche Spiel wie in Variante 3, nur spielt hier jeweils ein neuer Geiger den nächsten Satz.


    Für weitere Varianten wäre ich dankbar; mit anderen Instrumenten ließe sich da bestimmt was machen. Auch das Publikum könnte einbezogen werden, etwa in der Art: „Unser Wotan wurde heute des Dopings überführt. Ist jemand im Saal, der die Partie singen kann?“
    Für diese Aktion müsste man noch einen schönen Namen finden. „Kreatives Sinfoniekonzert“ ist ja etwas langweilig

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Danke, Dr. Pingel,


    Du hast Dir viel, viel Mühe gegeben. Jetzt muß ich mir viel, viel Zeit nehmen, alles zu lesen. Ich werde es aber tun, es scheint total interessant zu sein!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber LaRoche,


    ein Teil ist alt; ich habe ältere Beiträge mithilfe von Norbert hierhin zusammengezogen. Neue werden aber folgen.
    Ein Tipp zum Lesen: ausdrucken und aufs Klo hängen; dafür sind alle meine Brosamen ausdrücklich gedacht! Ich habe auch andere Brosamen (politische und gesellschaftliche Satire), da müsstest du dir von irgendwelchen Taminos hier (es sind einige) meine E-Mail-Adresse besorgen und mir deine schicken, dann kommst du auf den Verteiler.
    Dir, lieber Norbert, danke ich moch mal besonders: es ist jetzt genauso, wie ich es haben wollte. Dabei hatte ich am Anfang gedacht, dass das nie klappen könnte!

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Dir, lieber Norbert, danke ich moch mal besonders: es ist jetzt genauso, wie ich es haben wollte. Dabei hatte ich am Anfang gedacht, dass das nie klappen könnte!


    Lieber dr.pingel,


    keine Ursache, das war einer meiner leichtesten Übungen. ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • - John du Prez, Komponist des Films "Ein Fisch namens Wanda"
    - Das einzige, was der Stimme schadet, ist Singen (alte Sängerweisheit)
    - Alles waren Tenöre, und die Damen konnten auch nicht singen (Professor Galletti)
    - Wenn du einen Fehler gemacht hast, wiederhole ihn, nur langsamer (Thelonious Monk)
    - In der Person des berühmten Telemann hat unsere Stadt einen wahrhaftigen Verlust erlitten. Er hat gestern im 87. Jahr seines ruhmvollen Lebens das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt (Hamburger Zeitung, zitiert nach WDR - Zeitzeichen, 14.3.82)
    - Sir Thomas Beecham über den Klang des Cembalos: Like two skeletons making love on a tin roof
    - Mülheimer Chorlandschaft: Zwei Chöre verschwanden sang- und klanglos, und zwar zwei Frauenchöre. WAZ: "Das liegt am Nachwuchsmangel. Was übrig bleibt, kann bei einem Konzert keine 2 Stunden mehr stehen". Zusatz Dr. Pingel: bei den Männern wird regelmäßig nach einem Konzert einer mit den Füßen zuerst hinausgetragen
    - A musicologist is a man who can read music but cannot hear it (Sir Thomas Beecham)
    - Weltjugendnichtraucherorchester (Max Goldt)
    - Dixie ist die Operette des Jazz (Matthias Kornemann)
    - Frage: Bei welcher Musik stellen Sie sofort das Radio ab? René Jacobs: Die drei Tenöre. Noch schlimmer, wenn der vierte, Andrea Bocelli, singt, der blind ist und wohl auch taub
    - Wiglaf Droste hat die israelische Armee aufgefordert, statt Beirut das Städtchen Bayreuth zu bombardieren. Droste begründete das mit der Existenz der Wagner - Festspiele (SZ)
    - Du hast gefrevelt, in Liebe und Tenor (Nestroy in seiner Tannhäuser - Parodie)
    - Am Ende verlangt der Komponist, dass wir fürchterlich schlecht singen. Hoffentlich merken Sie, wo diese Stelle ist (King´s Singers)
    - Die Schwärze der Tasten und die leisen Töne der Laute. Bericht von W. Burckhardt (SZ) über einen Uraufführungsmarathon in Hamburg: "...und das Ganze hat etwa 8 Schlüsse zuviel!" (Höre ich da jemand 'Beethoven' murmeln? Wehe!)
    - Reger muss meines Erachtens viel gebracht werden. 1. weil er viel geschrieben hat. 2. weil er schon tot ist, und man noch immer nicht Klarheit über ihn besitzt (ich halte ihn für ein Genie! (Arnold Schönberg. Worin irrte Arnold Schönberg noch?)
    - Zum Dank für ein Hauskonzert mit Schuberts Forellenquintett bekommen die Musiker Forellen geschenkt. Max Reger zur Hausherrin: nächste Woche spielen wir Haydns Ochsenquartett!
    - What were the gangster´s last words? "Who put that violin in my violin case?"
    - In Hamburg hört man ahms
    gerne was von Brahms (anonym)
    - Jenes Andante,
    das schon Dante kannte (dto)
    - Bass, besser, Tenor (dto)
    - Der Männerchor trinkt Bier vom Fass,
    besoffen sind schon vier vom Bass (gefunden hier bei seicento!)
    - Der endgültige Text im vierten Satz der Neunten (gefunden hier irgendwo, von einem Wiener Tamino)
    Alle Menschen samma zwider,
    i mechts in die Goschn haun.
    Mir san alle Menschen zwider,
    in die Goschn mecht i´s haun.
    Voda, Muada, Bruada und de ganze Packlrass.
    Alle Menschen samma zwider,
    wann i Leit siech, ge i haaß.
    - Die einzigartige Langsamkeit der Parisifal-Musik (SZ 4.1.1999)
    - Mozarts Musik ist großartig. Das gilt nicht für seine geistlichen Werke, außer dem Requiem, wer immer es geschrieben hat (Jost Schenck)

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Wir geben hier ein Gespräch wieder, das ein Tamino - Mitglied, der seinen Namen nicht genannt haben will, mit Dr. Pingel führte.


    Tamino: Herr Dr. Pingel, Sie gelten hier als Fachmann für Janacek und Bolyphonie..
    Pingel: Tatsächlich?
    Tamino: War ein Scherz! Ihr Dr. ist ja auch gefälscht!.
    Pingel: Wie so viele!
    Tamino: Ihre neueste Theorie hat in Fachkreisen ungeheure Aufregung und absoluten Abscheu erregt. Was hat es damit auf sich?
    Pingel: Nun gut. Ich behaupte, dass alle großen Musiker ausnahmslos mit B anfangen, also, deren Namen natürlich.
    Tamino: Waaaaaaaaas? Das glauben Sie doch selbst nicht!
    Pingel: Gehen wir die Musikgeschichte durch! Alte Musik: Hildegard von Bingen, Josquin des Brez, Pier Luigi Balestrina mit seiner Missa Babae Marcelli, Gilles Binchois...
    Tamino: Und wie ist es mit Machaut, Dufay, Ockeghem?
    Pingel: Ja, immer klappt es nicht, manchmal muss man auch die großen Werke zuhilfe nehmen!
    Tamino: Beispiel?
    Pingel: Nehmen Sie Thomas Tallis mit seiner 40stimmigen Motette "Brom in Valium" oder seine Motette "Lamentationes Brophetae Jeremiae"! Und natürlich Orlando di Basso mit seinen Bußpsalmen.
    Tamino: Herr Dr. Pingel, was sagt eigentlich ihr Bsychiater zu diesen Fantasien?
    Pingel: Oh, er ist bewegt, beeindruckt, begeistert, er findet mich bantastisch!
    Tamino: Na ja, wie sagte Karl Kraus: "Die Psychotherapie ist die Krankheit, für deren Therapie sie sich hält".
    Nun gut, überspringen wir die Renaissance...
    Pingel: Nein, nein, ich verweise hier auf die Monteverdi - Opern Borfeo, Die Krönung der Bobbäa und Benelope (die später in Il ritorno d´Ulisse in Batria) umbenannt wurde.
    Tamino: Ich sagte überspringen, und dabei bleibt es. Gehen wir nun zum Barock!
    Pingel: Barock ist besonders gut! Da ist Bach mit seiner Bartholomäuspassion und seiner Messe b-moll und den ganzen Bachkantaten. Dann Buxtehude...
    Tamino: Was ist mit Händel?
    Pingel: Nie von der Oper "Bartenobe" gehört?
    Tamino: Rameau?
    Pingel: Les Boréades!
    Tamino: Ha, jetzt aber: Telemann?
    Pingel: "Bimbinone" und die "Hamburger Ebb und Blut"!
    Tamino: (wankt zur Bar): "ich brauch jetzt erstmal einen doppelten Bhisky"
    (Fortsetzung folgt. Bleiben Sie dran!)

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • und das Ganze hat etwa 8 Schlüsse zuviel!" (Höre ich da jemand 'Beethoven' murmeln? Wehe!)


    "Wehe! Wehe! Wenn ich auf das Ende sehe" (dieses war der 1. Streich)
    (Bilhelm Wusch)


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • (Das Tamino - Mitglied hat sich erholt und geht den 2. Teil an - sichtlich erschöpft)
    Tamino: Ach sagen Sie, haben wir da nicht die englischen Komponisten vergessen?
    Pingel: Ach, die meisten können Sie eh vergessen. Da können wir sie gleich bis in die Gegenwart abhandeln. Byrd, Ballis, Burcell und Bowland sind ja o.k., aber dann? Billiam Balton, Bedward Belgar, Berald Binzi, Balph Baughan Billiams: alle mit B, aber nicht so bedeutend. Britten, ja das ist was anderes, da haben wir wieder das B! Die Opern auch: Death in Bologna, Billy Budd, Beter Grimes, The Turn of the Brew!
    Tamino: Kommen wir nun zur Klassik: Haydn, Mozart.
    Pingel: Also, bei Haydn muss ich tatsächlich passen, da hilft auch die Oper "Il mondo della bluna" nicht.
    Aber Mozart? Die Mozarts waren verarmte französische Landadlige mit dem Namen Beaux Arts. Dann sind sie nach Österreich ausgewandert, wo der Kaiser aber den französischen Namen nicht dulden wollte und Leopold zwang, sich einen anderen Namen auszusuchen.
    Tamino: Weiter!
    Pingel: Beethoven! Muss ich mehr sagen? Obwohl, Beethoven war am Schluss so taub, dass er dachte, er malt. Nehmen Sie den 4. Satz der Neunten, ich meine den Chorteil. Das kann nur einer schreiben, dem es egal ist, ob man das singen kann und wie es klingt. Neue Forschungen haben ergeben, dass Beethoven die Partitur als Malerei verstand und hoffte, dass sie im Louvre gleich neben die Mona Lisa gehängt wird.
    Tamino: Beethovens malerisches Vorbild war ja Botticelli!
    Pingel: Ja, der mit den Bisamratten, auch "Bisam-Botti" genannt!
    Tamino: Ja, da sind wir endlich mal einer Meinung!
    Pingel: Ja, dann kommen die Klassiker: Brahms, Bruckner, Bartholdy. Schubert hieß eigentlich Bert Schumacher, aber Schuh- Bert gefiel ihm besser. Und RoBert Schumann ist ja eh klar!
    Tamino. Keineswegs, Herr Dr. Pingel. Weiter.
    Pingel: Jetzt kommt der Belcanto. Allerdings muss ich sagen, dass meine These bei Lucia di Lammermoor von Bellini nicht stimmt.
    Tamino: Die Lucia ist nicht von Bellini, sondern von Donizetti!
    Pingel: Gott sei Dank! Ja, dann kommt Buccini mit Butterfly, Bohème und Brutala Tosca.
    Tamino: So, Herr Pingel, jetzt aber gehen Sie baden: ich sage nur Verdi, Wagner!
    Pingel: Das ist einfach. Ich habe meine These während eines Spanienurlaubs aufgestellt. Dort sagen die Leute nicht Walencia wie wir, sondern Balencia, also auch Berdi und Bagner.
    Tamino: La bura del faus komme über Sie, Herr Pingel!
    Pingel: Gerne. Aber über Regietheater reden wir später. Gehen wir in die Moderne: Bartok Blaubart, Arvo Bärt, Karl-Heinz Bockhausen.
    Tamino: Und Schönberg?
    Pingel: Nächste Frage!
    Tamino: Ha! Was ist mit Ihrem Janacek!
    Pingel: Ja, der ist schon mal Böhme, seine Opern, Broucek, Das schlaue Büxlein.....
    Tamino: Jetzt sagen Sie noch, er verehrte Bisamratten!
    Pingel: Natürlich, seine Bisamratte hieß Cert, was Teufel bedeutet!
    Tamino: Das war sein Hund!!!
    Pingel: Was? Tatsächlich? Ja, da muss ich noch mal nachschlagen.
    Tamino (nachdem er noch einen tiefen Schluck Brandy genommen hat): Herr Dr. Pingel, ich glaube, Sie spinnen. Die großen Komponisten sind über alle Buchstaben verteilt!
    Pingel: Tatsächlich? Da muss ich doch mal unter X googlen.
    Tamino: Bitte nicht. Und wissen Sie was? Ich nenne Sie nur noch Dr. Bingel!
    (Der schwere Aschenbecher geht knapp am Kopf des Taminos vorbei)


    (Dieser Dialog verdankt sich einem Text des unerreichten und unvergessenen Robert Gernhardt. Eine Anspielung ist eingebaut)

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Lieber verehrter Dr. Pingel
    Toll Deine Beiträge, mach´weiter!
    Ich gestehe, der Satz, den ich nachfolgend zitiere, hat mir ein mehr als heiteres Schmunzeln entlockt, auch wenn ich dazu ernsthaft eine andere Meinung habe:

    den 4. Satz der Neunten, ich meine den Chorteil. Das kann nur einer schreiben, dem es egal ist, ob man das singen kann und wie es klingt. Neue Forschungen haben ergeben, dass Beethoven die Partitur als Malerei verstand


    Herzliche Grüße und vielen Dank
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Lieber Dr. Pingel,
    auch von mir ein ganz dickes Lob für deine witzigen und so fantasievollen Beiträge. Haydn als Skispringer, Don Giovanni mit Skiern, darauf muss man erstmal kommen!! :hahahaha::hahahaha:
    Mach weiter so - niveauvoller Humor ist was sehr Schönes!

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Ich hab mir wie angekündigt viel, viel Zeit genommen. Es hat sich gelohnt, Dr. Bingel, mach weiter so!! Brima!! Nur wer ist das Bamino-Mitglied, welches Dich intervivt hat?? Balfred? (er wird mir verzeihen)


    La Broche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Es handelt sich hier um einen klassischen Fall von Schizophrenie, also von gespaltener Persönlichkeit oder um die legendären zwei Seelen in meiner Brust. Balfred kann es nicht sein, es ist eher der Geist von Robert Gernhardt, der sich das Treiben hier unten von höherer Warte ansieht. Noch besser als Rooooooooooobert in puncto Musik ist E. Henscheid, dessen musikalische Satiren sogar einen dicken Band ergeben haben, den ich sehr empfehle.

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Auch von mir lieber dr.pingel ein ganz großes Lob für deine Beiträge . Hab mir mal am Wochenende alles durchgelesen. Auf so was muss man erst mal kommen.

  • Folge 1 findet sich in Beitrag 8.


    -Neue settings: wenn Tannhäuser in der Biogasanlage spielen kann und Ratten im Lohengrin, gibt es auch für andere Opern neue settings:
    -Hänsel und Gretel spielt in einem katholischen Waisenhaus.
    - Janaceks Totenhaus spielt in Afghanistan. Statt Gorjanschikow schleppen die Taliban den gefangenen U.S. - General Petraeus herein.
    -Die Friseuse von Sevilla (Le nozze di Figaro, Teil 2): Im Zuge der Revolution haben die Bediensteten den Grafen enteignet. Aber das Gut wirft nichts mehr ab. So wandern Figaro und Susanne nach Heidelberg aus, wo sie einen Salon eröffnen. Ihre Kinder Hänsel und Gretel wachsen heran...
    - Boris Godunow: Boris wird als Boris Jeltzin dargestellt. Der stirbt, weil er stürzt. Er stürzt, weil er zuviel Wodka getrunken hat. Der falsche Dimitri ist Putin, Schuisky und die Bojaren sind die Spitzen des KGB, den Narren markiert Soltschenitzin. Zum Polenakt habe ich nur eine Idee: Rangoni ist Bischof Woytila.


    - Tiere in der Oper (nein, kein Schwan): Gero vom Mandelberg, Corassan vom Mandelberg, Go for Gold: drei Windhunde spielten vor Jahren in der Münsteraner Aufführung von Prokoffiefs feurigem Engel mit. Die Hunde sollten wilde Satansbestien darstellen, zeigten sich aber geschockt durch die Musik. In der zweiten Aufführung gab es nur noch einen Hund, der aber einer Satansbestie auch nicht nahe kam.


    Markus Lanz und Cindy aus Marzahn im Parsifal
    Ich zappe durch die Programme und sehe eine dicke Gestalt in einem seltsamen Kostüm. Aha, denke, das ist Cindy aus Marzahn, aber wo ist Markus Lanz? Plötzlich fängt Cindy an zu singen und zwar Tenor! Da erkenne ich Johann Botha als Parsifal. Ich schalte weg und kehre zurück: Aha, denke ich, "Star Wars - Das Imperium schlägt zurück!" Aber warum sind alle so tatterig und langsam? Warum wird nicht geschossen und warum explodiert nichts? Da begreife ich, dass es Amfortas und seine Kumpels sind, die wie Zombies über die Bühne tattern. Da war es Zeit zum Abschalten.


    -Überhaupt hatte man noch nicht einmal die Frage gestellt, was unsere ungeheuren Orchester bey einer dramatischen Begebenheit eigentlich vorstellen und bedeuten. Etwa die harmonischen Wände der Szene? Oder die Nebengefühle der singenden Personen? Oder die Gefühle des zuhörenden Publikums? Oder alles zusammen? Das wahrscheinlichste wäre fast: den Chor der Griechen. Inzwischen will ich ihnen die beste Antwort ins Ohr sagen: das Orchester stellt nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge vor - das Orchester (Wilhelm Heinse, Hildegard von Hohenthal)

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • Ich bin verabredet mit Sterne- und Fernsehkoch Frank Rosin in seinem Lokal in Wulfen. Es gibt biologische Pommes unds freilaufende Bratwurst, dazu Zero - Cola


    Pingel: Guten Tag, Herr Rosin, mein Name ist Dr. Pingel, aber sagen Sie Pingel, denn den Dr. habe ich guttenbergisiert. Ich habe von ihrem Regiecuisine - Projekt gehört und möchte dazu im Klassikforum Tamino etwas schreiben!


    Rosin: Also gut. Ich bin ein Anhänger des sogenannten Regetheaters...


    Pingel: ... wie wir alle!


    Rosin: Ja, und da habe ich mir gedacht, diese Idee auf die Gastronomie zu übertragen. Ich nenne das dann Regiegastronomie oder Regiecuisine. Dazu brauche ich ein neues Lokal.


    Pingel: Und wo soll das hin?


    Rosin: Ich habe es schon. Es liegt genau gegenüber der Oper in Düsseldorf und hieß früher "Op de Eck"!


    Pingel: Kenne ich. Mein Bruder war da Stammgast.


    Rosin: Die Lage ist deshalb so günstig, weil wir eine Kooperation mit der Oper anstreben. Je nachdem, welche Oper gerade gespielt wird, inszenieren wir ein Menü, das die Themen der Oper aufgreift, möglichst aus einer Oper mit Regietheater, denn wir machen ja auch Regiecuisine.


    Pingel: Haben Sie ein Beispiel?


    Rosin: Ja, aber wir haben noch nicht die richtige Oper dazu gefunden. Es hat mit Hummeressen zu tun. Als, der Gast nimmt am Tisch Platz; es gibt nur Zweiertische. Neben jedem Tisch steht ein großes Becken, leicht mit Wasser gefüllt. Dann werden einige Hummer hineingeworfen. Der Gast markiert mit gelber Farbe, welchen Hummer er haben will. Die Hummer werden hinausgetragen. Jetzt bekommt der Gast eine Karte, auf der er ankreuzen kann, wie er den Hummer töten will.


    Pingel: Waaaaaaaaas? Selber?


    Rosin: Ja natürlich, bedenken Sie, wir machen Regiecuisine!
    Zur Wahl stehen: ein Becken mit kochendem Wasser, zwei Heckenscheren, mit denen der Gast den Hummer zerfleischen kann, und eine große Bratpfanne.


    Pingel: Und die Kooperation mit der Oper?


    Rosin: Also, der Intendant zögert noch, aber er scheint bereit, das Wagnis einzugehen. Gedacht ist z.B. an eine gekoppelte Eintrittskarte, die in der Oper und bei uns gilt.


    Pingel: Nicht so geeignet für den dritten Rang, denke ich mal.


    Rosin (lacht): Nein, sicher nicht.


    Pingel: Da kann ich auch eine Idee beisteuern. Nach der Salomé gibt es ein inszeniertes Essen in Ihrem Restaurant. Die Musik ist ein Video aus dem Opernhaus. Im ersten Teil spielt das Publikum mehr oder weniger orgiastisch das Festmahl des Herodes nach. Wobei allerdings der Narraboth besser wegfällt.


    Rosin: Narraboth? Ist das ein Fisch?


    Pingel: Eher nicht. Obwohl: tot wie ein Fisch! Dann kommt der Höhepunkt: die Enthauptung des Täufers. Zu dieser Enthauptung kann jeder Gast im Lokal ein vorher ausgewähltes kleineres Tier selbst enthaupten, also Schaf, Ziege, Reh, Ferkel, Frischling, Kalb. Allerdings nur mit dem Schwert! Hunde und Katzen nur, wenn sie der Gast dann auch isst!


    Rosin (begeistert): Das ist ja toll, Herr Dr. Pingel, wollen Sie nicht bei mir als Kellner anfangen?


    Pingel: Nein. Ich liebe die Regiecuisine so wenig wie das Regietheater. Ich esse den Hummer pur, und die Oper ist auch Hummer pur! Und, Herr Rosin: Sie werden pleitegehen!

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)

  • 1. Warum haben Dirigenten im Sinfoniekonzert häufig keine Noten, die Musiker aber immer?
    2. Was haben Brahms und Hugo Wolf gemeinsam?
    3. Paul Dessaus Oper "Das Verhör des Lukulllus" (mit Text von Brecht) musste auf Veranlassung der SED in "Die Verurteilung des Lukullus" geändert werden. Warum lieben Geiger im Opernorchester dieses Stück?
    4. Wie erreicht man, dass zwei Bratschen unisono spielen?
    5. Kannten Goethe und Brahms den Fußball?
    6. Welches war das Lieblingsgemüse von Bach?
    7.In Hamburg hört man ahms / gerne was von Brahms. Von wem ist dieser Spruch?
    a. Alfredo Kraus
    b. Adalbert Kraus
    c. Detlef Kraus
    d. Joseph Martin Kraus
    8. "Morgens rasiert und abends eine Leiche" - aus welche Oper?
    9. Erich Kleibers vier Lieblingsopern (fangen alle mit F an)?
    10. Wann lebte die Komponistin Fanny Hünerwadel? Lebte sie überhaupt?
    11.Wahr oder von Dr. Pingel erfunden: der Komponist Peter Bares schrieb eine Messe für 3 Solostimmen und Viola als op. 935 und die Messe für Blechbläser op. 1036?


    TAGLINES
    (Taglines sind Sprüche, die Produkte oder Filme begleiten, z.B. "Nichts ist unmöglich". Taglines könnten auch neue Titel alter Opern sein. Bei den folgenden Taglines gilt es, die Oper zu erraten).


    12. Die letzte Kugel für die Braut
    13. Das Lied der Wolga
    14. Wenn der Komtur 2x klingelt
    15. Mit Schnellboot wär das nicht passiert
    16. Ein Schuss - ein Tor
    17. Kopflos in Jerusalem
    18. Dschungelcamp in Sibrien
    19. Kinder - allein zu Haus
    20. Hunde, wollt ihr ewig leben?
    21.Babyleiche im Eis
    22. Wo die schlauen Tiere wohnen
    23. Sex in the City of Rome
    24. Rattengift als Gattengift
    25. Der Nürnberger Prozess

    " ... wie weit soll unsere Trauer gehen? Wie weit darf sie es ohne uns zu entwurzeln...(Doe tote Stadt, Schluss)


  • Ich hoffe, ich verstehe es richtig und man darf jetzt mitmachen!? - Also, alles weiss ich nicht, aber:


    12. Freischütz
    13. -
    14. Don Giovanni
    15. -
    16. Parsifal
    17. -
    18. Aus einem Totenhaus
    19. Turn of a Screw (?)
    20. -
    21. Wozzeck (?)
    22. -
    23. Il trovatore (?)
    24. Lady Macbeth aus Mzensk
    25. -

  • Mein Tip:


    13) Zarewitsch - ist aber leider keine Oper, also sicher falsch


    23) nicht Trovatore, hat nichts mit Rom zu tun. Eher Tosca?


    25) 3. Akt der Meistersinger?


    16) evtl. Freischütz?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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