Sind die Medien schuld am "Klassikdesaster?"

  • sondern die Veranstalter sollen den Rahmen mehr den jungen Menschen anpassen. Noch immer wird klassische Musik vom Bürgertum oft dazu benutzt, sich selbst zu zelebrieren (ich sehe das - pardon - auch hier im Forum). Ich habe Freunde, die durchaus einen Zugang zu Mozart usw. hätten, aber diesen Aspekt des Konzertlebens nicht ausstehen können.


    Aber was genau schwebt Dir hier vor? Wie gesagt, ist legere Kleidung meinem Eindruck nach bei den meisten Konzert/Opernveranstaltungen akzeptiert.
    Mund halten und stillsitzen ist für mich unabdingbar, wenn die Musik im Mittelpunkt steht. Und denen, die das gerne möchten, zu verbieten, sich fein anzuziehen, damit sich der Jeans-Träger nicht in der Minderheit fühlt, fände ich etwas übertrieben.
    Ich glaube nicht, dass man je auschließen kann, dass Kulturveranstaltungen auch von Teilen des Publikums zur Selbstdarstellung genutzt werden (auch wenn mich der von Dir genannte Dünkel auch eher abstößt). "Sehen und gesehen werden" steht schon so ähnlich bei Ovid bzgl des antiken Theaters :D

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich dachte gar nicht daran die "Glanzschiene" zu demontieren. Wie gesagt, ich habe Verständnis dafür, dass das manche so wollen. Und es ist auch klar, dass (relative) Ruhe herrschen sollte. Trotzdem, man sieht doch, wie sich immer eine Menge Leute um Straßenmusikanten gruppieren, auch wenn sie etwas Klassisches spielen. Das könnte ich mir für kleinere Besetzungen durchaus in normalen Lokale vorstellen. Man muss ja nicht unbedingt quatschen, aber wenn man gerade will, liest man halt Zeitung. Die Musik hielte das aus. Tatsächlich war diese Art zu musizieren ja jahrhundertelang eher die Norm. Klassische Musik sollte mehr in den Alltag eingebaut werden und nicht diesen exklusiven Touch haben. Beim Jazzen muss man sich ja ebenfalls (wenn nicht sogar mehr) konzentrieren, und da geht es nicht so heilig zu.

  • Zum Thema Kleidung: Da bin ich etwas altmodisch und find das man sich dem Anlass entsprechend kleiden sollte. Zur Beerdigung geht man ja auch nicht in Jeans und Straßenklamotten. Wenn ich in die Oper oder ins Konzert gehe dann ziehe ich auch einen Anzug an und gehe nicht wie ich das in Duisburg schon gesehen habe in eine Premiere mit Jeans und Pullover oder im Sommer mit kurzen Hosen in die Vorstellung. Und das Ruhe herrschit ist gar nicht mal so selbstverständlich und das leider nicht nur bei der jüngeren Generation. In Düsseldorf gehen höufiger Schulklassen in die Oper, was ich ja an für sich auch gut finde. Nur während der Vorstellung klingen dann die Handys oder es wird sich lautstark unterhalten und Kaugummi gekaut. Wenn man sich dann beim Lehrpersonal beschwert, kommt dann immer der Standardspruch: Sie waren wohl niemals jung. Und ich sage dann immer: Doch nur meine Eltern bzw Lehrer haben mir beigebracht wie ich mich richtig zu benehmen habe. Ganz schlimm sind solche älteren Leute die meinen alles lautstark was auf der Bühne passiert kommentieren zu müssen. Die haben dann für Beschwerden überhaupt kein Verständnis und bei denen kommt dann immer der Komentar: Wenns ihnen nicht passt dann setzen sie sich doch woanders hin. Die heutige Jugend hat ja überhaupt keinen Bezug mehr zur Klassik. Für sie gibt es leide nur Viva, MTV oder YOu Tube oder den Walkürenritt als Handyklingelton. Und genau dort müsste man ansetzen das z.B. bei Viva oder MTV ein Konzert oder eine Oper gesendet werden und dann mit den jungen Leuten darüber diskutiert wird. Oder es müsste über Anna Nebtreko und Co in der Bravo berichtet werden. Nach zwei missglückten Versuchen habe ich es aufgegeben meinen Neffen für die klassische Musik begeistern zu wollen. Ich habe ihn letztens mit in die Duisburger Zauberflöte genommen aber er famd den ersten AKt nur furchtbar langweilig und wurde dann in der Pause von seinen Eltern abgeholt die auch sauer auf mich waren, weil ich siie wohl bei irgendwas gestört habe mit meinen Anruf :) .

  • Die Kleidungsdiskussion empfinde ich, ehrlich gesagt, auch als Scheinargument. Mag sein, dass ich für mein Alter kleidungstechnisch generell konservativ eingestellt bin, aber das Argument, man gehöre in Pullover, T-Shirt, Jeans, Jogginghosen, tlw. kurzen Hosen "nicht dazu", lässt sich doch auch umdrehen. Im Smoking wird man in der Disko oder im Kino auch nicht "dazugehören". Ich bin noch nicht mal der Auffassung, man müsse unbedingt im Smoking oder Zweireiher in die Oper oder ins klassische Konzert gehen, aber "angemessen" sollte wohl für jeden machbar sein. Ein schickes Sakko, meinetwegen auch ohne Krawatte oder Fliege. Wie schon gesagt, man geht ja normalerweise (es gibt Gegenbeispiele!) auch nicht in Freizeitkleidung auf eine Beerdigung oder in die Kirche.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ein schickes Sakko, meinetwegen auch ohne Krawatte oder Fliege. Wie schon gesagt, man geht ja normalerweise (es gibt Gegenbeispiele!) auch nicht in Freizeitkleidung auf eine Beerdigung oder in die Kirche.


    Jetzt hast Du nolens volens mein Argument ja bekräftigt! Du stellst den Konzertbesuch in eine Reihe mit Begräbnissen und Kirchbesuchen. Gehen junge Menschen im Allgemeinen gerne auf Begräbnisse und in die Kirche? Nein. Ich pesönlich habe nichts dagegen, wenn Du und andere klassische Musikkonzerte mit gehobener Garderobe verbinden, a priori hat das eine mit dem anderen aber nichts zu tun. Ich verstehe schon, dass manche den Wunsch haben, einen schönen Abend mit allem Drum und Dran zu erleben. Das soll auf jeden Fall möglich sein. Ich habe auch nichts gegen Restaurants mit Krawattenpflicht und Etiquette - aber es gibt eben auch andere Möglichkeiten auswärts zu speisen. Und genau so sollte es bei klassischer Musik auch sein.

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  • Noch immer wird klassische Musik vom Bürgertum oft dazu benutzt, sich selbst zu zelebrieren (ich sehe das - pardon - auch hier im Forum). Ich habe Freunde, die durchaus einen Zugang zu Mozart usw. hätten, aber diesen Aspekt des Konzertlebens nicht ausstehen können.


    Was ist eigentlich so grundsätzlich verkehrt daran, wenn das Bürgertum eigene Formen des Kulturerlebens kreiert und diese mit bestimmten Ritualen verknüpft? Die Proll-Kultur der Unterschicht feiert ja auch auch allenthalben fröhliche Urständ' im öffentlichen Raum, wird durch alle Medien gehypt und von grenzdebilen Feuilleton-Schreibern in verquasten Artikeln auch noch bejubelt. Und wenn man das dann nicht teilen will, dann wird gleich die Keule mit der Aufschrift 'elitärer Dünkel' ausgepackt ... ach, wie ist mir das alles zuwider!


    (Das geht jetzt alles gar nicht gegen dich, Felix - ich wüte nur so vor mich hin in meinem nächtlichen Kämmerlein, umtost von Respighis Violinsonate :D )


    Grüße
    Garaguly

  • Ich habe auch auf Beerdingungen schon ziemlich legere Kleidung erlebt.
    Im Falle des klassischen Konzerts ging es aus meiner Sicht auch nicht um kurze Hosen oder Jogginghosen (damit kommt man auch in keine Disco, die was auf sich hält), sondern um zB Jeans und normales Hemd ohne Krawatte oder gar Pullover/Sweatshirt. So war ich jedenfalls schon vor 20 Jahren in der Berliner Philharmonie, u.a. da unterwegs und damals als Student nicht auf spontanen Konzertbesuch eingerichtet.


    Ich halte das Kleidungsargument für einen Strohmann.


    Beim Vergleich mit der Jazzkneipe, in der man trinken und sich unterhalten kann, weiß ich zum einen nicht, ob es so etwas ähnliches nicht schon in der Klassik gibt, bei Freiluftkonzerten o.ä. Andererseits ist die Musik im Jazzkeller eben so laut, dass das kein solches Problem darstellt. Und ich bin auch nicht der Ansicht, dass man beim Jazz immer so zuhört wie bei der Klassik. Sonst hätte sich längst ein entsprechend "steifes" Jazzkonzert, bei dem man ruhig dasitzt, flächendeckend durchgesetzt.
    Gewiss mögen manche Einzelheiten Rituale sein. Aber es ist kein reiner Zufall, dass sich das klassische Konzert genau so entwickelt hat und eben nicht mehr wie zu Mozarts Zeiten (oder beim Jazzkonzert) nach einer gelungenen Passage mitten im Satz applaudiert wird oder in der Oper nebenher geflirtet und gekungelt wird.

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  • Verzeihung, aber den Strohmann habt schon Ihr aufgestellt! Ich habe die Kleidung nur als einen Punkt unter mehreren genannt, welche dazu beitragen, dass sich viele potentielle Interessenten nicht unbedingt motiviert fühlen, in ein Konzerthaus zu gehen. Ich selbst gehe gemessen an meiner Klassikbegeisterung sehr selten ins Konzert. Mir ist das zu gezwungen und schlichtweg ungemütlich. Weshalb soll ich mucksmäuschenstill und die Hände auf den Schoß gefaltet auf einem unbequemen Stuhl verharren, wenn ich Musik hören will? Nein, da bleibe ich lieber zuhause. Man könnte sagen: ist ja auch kein Problem. Es ist aber eines, weil die meisten Musiker, selbst erfolgreiche, von Plattenverkäufen nicht leben können. In Jazzkneipen ist es "mittellaut", auf jeden Fall aber kann man dabei trinken, die Beine ausstrecken etc.. Es ist insgesamt viel eher eine Situation, die ich als angenehm beschreiben würde. Klarerweise quatscht man dabei nicht rum, aber ein "Bravo" oder "sehr gut" ist natürlich nicht nur erlaubt sondern sogar erwünscht. In einem Konzertsaal hat man oft den Eindruck, es würden hunderte Misanthropen zusammengepfercht nur darauf warten, dem anderen ihre Verachtung zu zeigen. Am sympathischten sind wirklich noch die Großeltern von Chormitgliedern, die vor Stolz über das ganze Gesicht strahlen und dann und wann ein bisschen schwätzen. Musik hat auch etwas mit Musikantentum zu tun, mit Ausgelassenheit und Bewegung. Die klassische Musik hat sich in den letzten 150 Jahren sehr weit von der ursprünglichen Funktion entfernt und dient jetzt vielen als quasireligiöses Ritual der bürgerlichen Betulichkeit. Wie gesagt, auch das soll erlaubt sein, ebenso wie die Polonaise von leicht angeheiterten deutschen Urlaubern auf Mallorca. Aber jeden interessiert das halt nicht. Es interessiert unter den Jüngeren sogar nur sehr wenige.....

  • Hallo Felix,


    gut geschrieben, sehe ich so ähnlich.


    Allerdings gehen in eine Jazz-Kneipe um die 50 Leute rein, in einen Konzertsaal 1000. Und die braucht man auch, um ein Orchester bezahlen zu können, das ja seinerseits auch mit bald 50 Mann anrückt.


    Solistenkonzerte oder Kammermusik (nomen est omen) dürften aber gern in einer "entspannteren" Atmosphäre stattfinden.

  • Allerdings gehen in eine Jazz-Kneipe um die 50 Leute rein, in einen Konzertsaal 1000. Und die braucht man auch, um ein Orchester bezahlen zu können, die ja ihrerseits auch mit bald 50 Mann anrücken.


    Solistenkonzerte oder Kammermusik (nomen est omen) dürften aber gern in einer "entspannteren" Atmosphäre stattfinden.


    Absolute Zustimmung! Oper und Symphonisches brauchen natürlich den althergebrachten Rahmen. Sehr komplexe Spätwerke Bachs und Beethovens brauchen für den von mir vorgeschlagenen Rahmen vielleicht auch zu viel Konzentration. Aber es gibt doch unzählige Werke, die man sehr gut in so einem Rahmen aufführen könnte. Es macht gar nichts, wenn da nur 50 Leute drinnensitzen, denn selbst dann wäre es für normale, klassisch ausgebildete Musiker, eine gute Sache dort aufzutreten.

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  • Ich habe im Konzertsaal noch nie an Platzangst gelitten. Und klassische Musik ist - wie anspruchsvoller Jazz auch .- Musik zum Zuhören. Dazu gehört, daß man selber still ist. Das hat finde ich hat mit Misanthropie und verstaubtem Bürgertum nichts zu tun. Die Romantiker haben diese Haltung mal "Andacht" genannt - wer das nicht mag, der kann das von mir aus auch modern "Meditation" nennen. Wer meditiert, der möchte sich in sich selbst versenken - und zwar in der Stille. In unserer säkularisierten Gesellschaft ist vom Religiösen sowieso kaum noch etwas übrig - aber das Moment der Besinnung, die Fähigkeit, auf die Stille zu hören, die es wenigstens noch in einem Solisten- oder Symphoniekonzert gibt, die soll nun auch von gestern sein? Dann können wir auch gleich in den Vergnügungspark - auf die Kirmes - gehen, oder Musik als Beilage zu Hummer und Kaviar genießen oder als Bewegungstherapie beim Sport. Das Kleidungsproblem ist längst nicht mehr gegeben. Vielleicht am ehesten in der Oper, die ein Gesellschaftsereignis ist mehr oder weniger (vielleicht noch in Wien :) ), wo "man" in die Oper geht, weil es der gesellschaftlichen Stellung entspricht. Von Frederico Mompou gibt es einen schönen Klavierzyklus, der heißt: "Musica calada" - Musik der Stille. Dazu soll man also schwätzen, Kaffee trinken, laut klatschen und "Bravo" rufen nach jedem Stück und aus so einem Vortrag eine Karnevalsveranstaltung machen? Tut mir Leid, Felix, ich weiß eigentlich nicht, was Du damit sagen willst. Weil ich Musik Ernst nehme, kann ich es mir nicht vorstellen, aus einem Konzert einen Kaffeeklatsch zu machen.


    Nur eine Anekdote: Vor vielen Jahren besuchte ich einen Klavierabend in der Düsseldorfer Tonhalle mit Vladimir Ashkenazy. Ashkenazy, der ein sehr kleiner Mann ist, betrat das Podium in seinem üblichen Outfit - weißer Puli und blauer Bläser, verbeugte sich mit seinen putzigen eckigen Bewegungen und setzte sich an den Flügel. Auf dem Programm stand zur Eröffnung Beethovens Klaviersonate op. 10 Nr. 3. Was dann passierte, war unglaublich. Die ersten drei vier Oktaven setzte er mit einer solchen Konzentration, Präzision und Tonschönheit in die Tasten, das dieser riesen Sall auf einem Schlag "stumm" wurde. Das war eine knisternde Stille - und Ashkenazy hat es auf einen Schlag geschafft, daß der Saal ihm wie gebannt zuhörte, so, als hätte er jeden einzelnen Zuhörer in Trance versetzt. Sind wir also alles bürgerliche Spießer und quasireligiöse Spinner, die so etwas erleben (können)?


    Schöne Grüße
    Holger

  • Holger, es ist mir egal, was irgendwelche Romantiker mal gesagt haben, oder Adorno, oder der olle Konfuzius. Es sei Dir auch unbenommen, weiterhin die Art von Konzerten zu besuchen, die Du besuchen möchtest. Ich aber möchte, dass es auch Alternativen gibt - und viele andere auch. Es gibt mehrere Arten von Zuhören. Zudem: wenn einer so gekonnt auftritt wie Ashenazy, hört ihm ja ohnehin jeder begeistert zu. Aber das ist eben eine Bringschuld :untertauch: des Musikers. Es ist außerdem völlig absurd zu behaupten, jegliche klassische Musik, wäre eine "Musik der Stille".

  • Ich habe die angeblich einengende Atmosphäre bei Konzerten nie so empfunden. Die Musik steht klar im Mittelpunkt, nicht Entspannung und Gemütlichkeit. Bei mehreren hundert oder gar über tausend Zuschauern ist da eben auch mehr Rücksicht ansgesagt als in der Jazz- oder Folk-Kneipe.
    Das hat überhaupt nichts mit "Musik der Stille" zu tun, sondern mit der optimalen Konzentrationsmöglichkeit für Musiker und Zuhörer.


    Auch ich gehe nicht so häufig in Konzerte, was aber nicht daran liegt, dass ich die Atmosphäre dort nicht mag oder kein Sakko anziehen will, sondern daran, dass ich oft zu faul bin, mich überhaupt aufzuraffen.
    Zumal ich meistens an eher provinziellen Orten gelebt habe, wo fast immer eine längere Autofahrt nötig gewesen wäre oder aber die Konzerte mir vom Preis-Leistungs-Verhältnis nicht besonders toll erschienen. Während man in Berlin eben (zumal als Student) aufgrund des Überangebots Restkarten für 10 Euro nachgeworfen kriegt (so war das jedenfalls noch um 2000), zahlt man anderswo für provinzielle Kräfte schnell mal 20-30. Lebte ich in Berlin, Hamburg, Frankfurt würde ich vermutlich auch häufiger ins Konzert gehen, wegen des besseren Angebots.

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  • Bei mehreren hundert oder gar über tausend Zuschauern ist da eben auch mehr Rücksicht ansgesagt als in der Jazz- oder Folk-Kneipe.


    Klar, und habe ich etwas anderes behauptet? Es ist aber irgendwie absurd, ein Kammermusikstück (!!!) zusammen mit 500 Leuten in einem großen Saal anzuhören. Kein Wunder, dass da manche vor Steifheit nicht mehr zu schlucken wagen und wie wild darauf loshusten, weil ihre Kehle trocken ist. Selbstverständlich muss dieses Husten aber auch mit Verachtung gestraft werden!

  • Holger, es ist mir egal, was irgendwelche Romantiker mal gesagt haben, oder Adorno, oder der olle Konfuzius. Es sei Dir auch unbenommen, weiterhin die Art von Konzerten zu besuchen, die Du besuchen möchtest. Ich aber möchte, dass es auch Alternativen gibt - und viele andere auch. Es gibt mehrere Arten von Zuhören. Zudem: wenn einer so gekonnt auftritt, wie Ashenazy, hört ihm ja ohnehin jeder begeistert zu. Aber das ist eben eine Bringschuld :untertauch: des Musikers. Es ist außerdem völlig absurd zu behaupten, jegliche klassische Musik, wäre eine "Musik der Stille".


    Das ist natürlich richtig, lieber Felix. Es gibt verschiedene Rezeptionshaltungen, in denen man Musik erleben kann. Nur Musik, die wir zumeist als klassische hören, die aus der Klassik und Romantik stammt, ist eben eine solche, die aus der Stille kommt. "Andacht", wie es die Romantiker verstanden, meint eine kontemplative Haltung, die zugleich sehr enthusiastisch ist. Nicht die Musik und der Musiker hat hier die Bringschuld, sondern der Hörer. Kontemplative Andacht heißt, daß ich mich auf die Musik zubewegen muß und nicht umgekehrt diese versucht, mich "anzumachen". Gemeint ist die Fähigkeit, mich einfühlend in ein musikalisches Geschehen zu versenken. Robert Schumann faßte deshalb die Musik als eine Geheimsprache auf, die nicht jeder versteht und auch nicht verstehen soll, der nicht den Geheimschlüssel zu ihr hat. Der ordinäre Pop-Hörer, der von Musik "angemacht" werden will, wird deshalb auch nie einen wirklichen Zugang zu klassischer Musik finden, weil er schlicht die Fähigkeit zur kontemplativen Versenkung in ein musikalisches Geschehen nicht besitzt. Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist, daß man lernt, im Konzert still zu sitzen. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Der ordinäre Pop-Hörer, der von Musik "angemacht" werden will, wird deshalb auch nie einen wirklichen Zugang zu klassischer Musik finden, weil er schlicht die Fähigkeit zur kontemplativen Versenkung in ein musikalisches Geschehen nicht besitzt. Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist, daß man lernt, im Konzert still zu sitzen. :hello:


    Das Problem, das ich hier sehe, ist, dass so viele Barrieren aufgebaut und x Vorbedingungen postuliert werden, die "erfüllt" werden müssen (Holschuld - Bringschuld, "grundlegende Voraussetzungen", etcc.), dass man sehr viele Menschen schon im Vorfeld abschreckt, sich überhaupt mit dem Thema klassische Musik zu befassen. Würde ein potentiell Interssierter Deine Ausführungen lesen, würde er sich denken "Was will der Typ eigentlich von mir?!". Den "ordinären Pop-Hörer" gibt es nicht, das ist eine Abgrenzungskategorie.
    Die Diskussionen "Holschuld - Bringschuld" kann ich ohnehin nicht ausstehen. Das ist für mich nur eine Facette der trägen, selbstzufriedenen Jammergesellschaft, die heute das öffentliche Leben prägt. Alle Probleme werden mit diesem überflüssigen "Denkmodell" überlagert, damit man sich ja keine wirklichen Gedanken um Lösungen machen muss. Ein Dekadenzphänomen meiner Meinung nach....


  • Klar, und habe ich etwas anderes behauptet? Es ist aber irgendwie absurd, ein Kammermusikstück (!!!) zusammen mit 500 Leuten in einem großen Saal anzuhören. Kein Wunder, dass da manche vor Steifheit nicht mehr zu schlucken wagen und wie wild darauf loshusten, weil ihre Kehle trocken ist. Selbstverständlich muss dieses Husten aber auch mit Verachtung gestraft werden!


    Naja, aber es gibt eben nicht mehr so viele Salons, in denen man Kammermusik halb-privat mit 50 Zuhörern hören kann. Ich stimme zu, dass für einen großen Teil der Musik des 18. und auch bis in die Mitte des 19. Jhds. der Konzertsaal eigentlich ein anachronistischer Rahmen ist. Andererseits wurde Kammermusik ab Beethoven und Klaviermusik ab Liszt eben auch durchaus in größeren Sälen (wenn auch meist kleineren als heute) gespielt und dahingehend konzipiert. Für die Musik von Beethoven bis zur Klassischen Moderne, die auch das heutige Konzertleben dominiert, ist dieser Rahmen sehr gut passend, weil er sozusagen in Ko-Evolution mit dieser Musik sich herausgebildet hat.


    Ich bin allerdings nicht der Ansicht, dass ein Rahmen wie er vielleicht für ein Haydn-Quartett oder Chopins Klaviermusik seinerzeit bestanden hätte, weniger formal war als ein heutiges Konzert. Im Gegenteil kam in solch einen Salon ziemlich sicher nur rein, wer sich entsprechend zu benehmen wusste . Und von Beethovens ist ja überliefert, wie er reagierte, wenn sein Spiel nicht entsprechend konzentriert gewürdigt wurde.

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  • Naja, aber es gibt eben nicht mehr so viele Salons, in denen man Kammermusik halb-privat mit 50 Zuhörern hören kann.

    Eben deswegen muss man eben nach Alternativen suchen. Wie das genau funktionieren soll, weiß ich auch nicht, denn ich bin kein Unternehmer. Reizvoll fände ich so etwas auf jeden Fall. In Wien gibt es übrigens Kaffeehäuser, in denen gelegentlich Pianisten auch klassische Musik spielen.



    Im Gegenteil kam in solch einen Salon ziemlich sicher nur rein, wer sich entsprechend zu benehmen wusste . Und von Beethovens ist ja überliefert, wie er reagierte, wenn sein Spiel nicht entsprechend konzentriert gewürdigt wurde.

    Ich bin nicht dafür, dass Musiker respektlos behandelt werden! Ich denke aber, dass alle von einem legeren Rahmen profitieren würden. Wie bereits erwähnt ist doch z.B. das leidliche "Hustenproblem" ganz einfach physiologisch aufgrund der unnatürlichen Haltung, die man über längere Zeit einnehmen muss, zu erklären.

  • Das Problem, das ich hier sehe, ist, dass so viele Barrieren aufgebaut und x Vorbedingungen postuliert werden, die "erfüllt" werden müssen (Holschuld - Bringschuld, "grundlegende Voraussetzungen", etcc.), dass man sehr viele Menschen schon im Vorfeld abschreckt, sich überhaupt mit dem Thema klassische Musik zu befassen. Würde ein potentiell Interssierter Deine Ausführungen lesen, würde er sich denken "Was will der Typ eigentlich von mir?!". Den "ordinären Pop-Hörer" gibt es nicht, das ist eine Abgrenzungskategorie.
    Die Diskussionen "Holschuld - Bringschuld" kann ich ohnehin nicht ausstehen. Das ist für mich nur eine Facette der trägen, selbstzufriedenen Jammergesellschaft, die heute das öffentliche Leben prägt. Alle Probleme werden mit diesem überflüssigen "Denkmodell" überlagert, damit man sich ja keine wirklichen Gedanken um Lösungen machen muss. Ein Dekadenzphänomen meiner Meinung nach....


    Da denke ich völlig anders. Es gibt so etwas wie Geist und Tiefsinn. Wer den Buddhismus verstehen will, oder die Tiefe des Gedankens der christlichen Gnade oder mystischen Theologie und Metaphysik, der muß bereit sein, sich anzustrengen. Die tiefsten Ebenen des menschlichen Geistes sind nicht von der Art, daß sie sich mit allem und jedem gemein machen. Dann ist es auch gut so, daß die Oberflächlichen davon abgeschreckt werden. Und es gibt bestimmte Musik, die eine solche Tiefe hat. Ich bin nun mal ein Metaphysiker. Das "tiefere Leben" (davon sprach der Symbolist Maurice Maeterlinck, der Textdichter von Debussys Oper "Pelleas et Melisande") ist etwas, was eben nicht das banal-alltägliche ist. Dazu hat die Kunst einen Zugang - eine solche freilich, die eine transzendentale Dimension hat. Der ordinäre Pop-Hörer ist auch keine Abgrenzungskategorie, den gibt es. Dazu existieren ganz seriöse musikpsychologische und - soziologische Studien. Ein schönes Beispiel ist Thomas Gottschalk, der nun wirklich gar keinen Sensus für klassische Musik hat. Als Radioreporter eine Schumann-Symphonie anzusagen, fand er nach eigenen Angaben langweilig und öde. Diese Musik sagt ihm rein gar nichts. Wenn er etwas von klassischer Musik überhaupt mag, dann ist es die Oper. Na klar, denn in der Oper geht es um Affekte - und da kann ein Pop-Hörer mitgehen. Was sagte Novalis: "Poesie soll keine Affekte machen. Denn Affekte sind so etwas wie Krankheiten."


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich bin nicht dafür, dass Musiker respektlos behandelt werden! Ich denke aber, dass alle von einem legeren Rahmen profitieren würden. Wie bereits erwähnt ist doch z.B. das leidliche "Hustenproblem" ganz einfach physiologisch aufgrund der unnatürlichen Haltung, die man über längere Zeit einnehmen muss, zu erklären.


    Also ich verbringe die meisten Tage größtenteils in sitzender Haltung, was zwar nicht gesund sein mag, aber bei mir keinen Hustenreiz auslöst. Ich habe die Sitzhaltung in einem Konzert noch nie als unnatürlich empfunden und halte es für ein Gerücht, dass sie Husten auslöst. ich muss so gut wie nie im Konzert husten; wenn ich erkältet bin, bleibe ich zu Hause oder lutsche Hustenbonbons.

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  • Ich gehe viel in Streichquartettkonzerte. Ich kann mir aber eigentlich nicht gut vorstellen, die in einer Jazzkeller-Atmosphäre zu goutieren. Vielleicht das Kronos-Quartett mit seinen Weltmusik-Crossovers. Oder wenn nur leichte Kost gespielt wird. Aber bei spätem Beethoven, Bartok, Ligeti etc würde mich ein geräuschvolles Umfeld maßlos stören.

  • Also ich verbringe die meisten Tage größtenteils in sitzender Haltung, was zwar nicht gesund sein mag, aber bei mir keinen Hustenreiz auslöst.


    Ich glaube schon, dass Du weißt, was ich meine. Der Husten im Konzert geht doch nicht auf Erkältungen zurück sondern auf Hustenreiz durch eine trockene Kehle wie man sie oft bei Nervosität hat. Viele Leute werden durch das Gezwungene der Situation nervös ("ja keinen Mucks machen, still sitzen") und beginnen dann zu husten. Wenn ich zehn Leuten sagen würde, "Euer linkes Auge darf auf keinen Fall zucken sonst kracht's" würden bei 2-3 gleich die Augenwinkel zu zucken anfangen.

  • Aber bei spätem Beethoven, Bartok, Ligeti etc würde mich ein geräuschvolles Umfeld maßlos stören.


    Mir fallen sicher noch ein paar Komponisten ein! Was aber ist mit den riesigen Mengen an Musikliteratur, die im Konzert fast nie erklingt, weil sie zu "leichtgewichtig" ist. Streichquartette von Pleyel, Klaviertrios von Jadassohn, Divertimenti von Haydn - Liste beliebig fortsetzbar. Alls dies ist gut gemachte Musik und durchaus hörenswert, man muss aber nicht wie der Einsiedler in Versenkung dabeisitzen.

  • Ich bin nun mal ein Metaphysiker.


    Auch das sei Dir unbenommen, aber Dein metaphysischer Zugang zu Musik ist eben nicht auf alle umwälzbar. Mir geht es nicht darum, die Musik zu verändern (also in Konzertsälen Müll aufzuführen) sondern den Menschen einen möglichst freien, individuellen Zugang zu Musik finden zu lassen. Und der kann eben ganz anders als Deiner sein. Vorbedingungen zu definieren schreckt Leute nur ab. Außerdem ganz ehrlich: wenn ich mir Beethovens op. 132 anhöre, dann nicht um eine "Schuld zu begleichen" sondern weil ich es möchte und weil es mir gefällt :yes: . Um so weit zu kommen habe ich mich aber einige Zeit auf meine eigene Art damit beschäftigen müssen (was auch heißt, sich lange Zeit nicht damit auseinanderzusetzen). Hätte mir jemand gesagt: "Wenn Dir das nicht gefällt, dann bist Du halt ein Pop-Idiot", hätte mich das nur auf die Barrikaden gebracht. Die Werke sind da - jeder soll seinen eigenen Zugang finden. Wer Interesse hat, dass möglichst viele einen Zugang finden, muss mehr "Wege" anlegen. Will ich, dass möglichst viele den Ausblick von einem Berg genießen können, dann muss ich neben Extrempfaden für Alpinisten auch Straßen und Seilbahnen anlegen - aber nicht den Berg abtragen.


  • Ich glaube schon, dass Du weißt, was ich meine. Der Husten im Konzert geht doch nicht auf Erkältungen zurück sondern auf Hustenreiz durch eine trockene Kehle wie man sie oft bei Nervosität hat. Viele Leute werden durch das Gezwungene der Situation nervös ("ja keinen Mucks machen, still sitzen") und beginnen dann zu husten. [...]

    Wenn dies so stimmt (und der empirische Beweis wäre noch anzutreten), ist es doch hochinteressant: Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner 25jährigen Kariere als Konzert- und Operngänger (stets ohne Anzug und Krawatte, aber dafür auch in den seltensten Fällen im Parkett ;) ) jemals einen ausgesprochenen Hustenreiz verspürt zu haben, geschweige denn, ich hätte wegen eines Hustenanfalls den Raum verlassen müssen. Andererseits habe ich aber im Konzertsaal oder Opernaus die dort übliche Atmoshäre für mich nie als zwanghaft empfunden. Der Zwang bestand höchtens darin, dass gebotene live erleben zu wollen. - Da stellt sich nun zwangsläufig die Frage, warum sich die "Huster" diesem Zwang überhaupt aussetzen? Es besteht doch anders als z.B. früher in der Schule, beim Wehr- oder Zivildienst oder auch im Beruf für mich kein erkennbarer Zwang, ein Konzert oder eine Opernaufführung zu besuchen. Und das vermutete Argument des Sehens und Gesehenwerdens ist mir da einfach zu beliebig.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner 25jährigen Kariere als Konzert- und Operngänger (stets ohne Anzug und Krawatte, aber dafür auch in den seltensten Fällen im Parkett ;) ) jemals einen ausgesprochenen Hustenreiz verspürt zu haben,


    Ich kann mich nicht erinnern, jemals Heuschnupfen gehabt zu haben. Alles Simulanten!

  • Wenn dies so stimmt (und der empirische Beweis wäre noch anzutreten), ist es doch hochinteressant: Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner 25jährigen Kariere als Konzert- und Operngänger


    Dito. Ich kann mich auch nicht erinnern, bei "Zwang", also Prüfungen, Vorstellungsgesprächen etc. Hustenreiz aufgrund der Anspannung verspürt zu haben. Schweißausbrüche, trockenen Mund etc. meinetwegen. Aber kein Husten.
    Aber wenn ich so etwas als BESUCHER in einem Konzert bekäme, würde ich ebenfalls nicht hingehen, und ich verstehe die bedauerlichen Geschöpfe, die so etwas vermeiden wollen.
    Ich halte es aber für eine extrem abenteuerliche Hypothese, dass Besucher eines Konzerts verkrampft und aufgeregt sind und zwar, weil sie auf keinen Fall husten wollen, so dass sie dann auf jeden Fall husten müssen. Das klingt zwar ganz lustig, aber doch ziemlich absurd und deckt sich überhaupt nicht mit meiner Erfahrung. Eher vermute ich, dass die, die ohnehin gelangweilt sind, husten müssen. Wenn man sich wirklich auf die Musik konzentriert, entsteht so schnell auch kein Hustenreiz.

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  • Ich halte es aber für eine extrem abenteuerliche Hypothese, dass Besucher eines Konzerts so verkrampft und aufgeregt sind, weil sie auf keinen Fall husten wollen, dass sie dann auf jeden Fall husten müssen.


    Tja, zu glauben heißt eben nicht zu wissen. Hier ein nach einer einsekündigen Recherche gefundener Artikel zu dem Thema:


    http://www.aponet.de/service/n…-gegen-konzerthusten.html


    Besonders unterstreichen möchte ich folgende Passage:


    Mediziner kennen einige Gründe: Mancher atmet an leisen Stellen unbewusst flacher, um keinen Krach zu machen, was den Hals aber reizt. Husten scheint auch anzustecken. Räuspert sich der Nebenmann, kratzt es plötzlich im eigenen Hals. Und mancher Konzertsaal besitzt wegen der besseren Akustik ein trockenes Raumklima, was Husten fördert.

  • Lauscht doch mal in Eure Life-Aufnahmen aus Opernhäusern hinein, da könnt Ihr was hören! In meinen letzten drei Live-Aufnahmen gab es ein Hustenkonzert, besonders an den interessantesten leisen Stellen, als wäre es eingeübt! :cursing:

    W.S.

  • Auch das sei Dir unbenommen, aber Dein metaphysischer Zugang zu Musik ist eben nicht auf alle umwälzbar. Mir geht es nicht darum, die Musik zu verändern (also in Konzertsälen Müll aufzuführen) sondern den Menschen einen möglichst freien, individuellen Zugang zu Musik finden zu lassen.


    Es gibt aber nun mal Musik, lieber Felix, die schreibt Dir eine ganz bestimmte Rezeptionshaltung einfach vor. Die "Freiheit" des Interpreten oder Hörers führt da schlicht und einfach zu einer kapitalen Fehlinterpretation oder sogar Sinnentleerung der Musik - ein schönes Beispiel dafür ist Franz Liszt, der die romantische Idee der Einheit aller Künste sowie von Kunst, Religion und Philosophie in Tönen umgesetzt hat. Wer sich diese Dimension nicht erschließen kann, der macht aus dieser Musik nichtssagendes, virtuoses Tastengeklingel. Das kann man dann alles hören und auch erleben, nur wird dieses Musikerleben so zu einem ganz und gar geistlosen, was mit Liszt selber nichts mehr zu tun hat. Ähnliches gilt für viele andere Komponisten.


    Schöne Grüße
    Holger

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