Deswegen dürfen ihn die Hunde auch ruhig fortbellen.
Hallo Holger,
für mich liegt das Gewicht auf den wachen Hunden.
Durch Schuberts Vertonung wird allerdings genau das vollzogen: Auch die ersten beiden Strophen bekommen eine emotionelle Stellungnahme und subjektive Erlebnisperspektive. Die von Schubert gewählte Musiksprache ist für meine Ohren höchst ungewöhnlich und befremdlich. Es lassen sich jedoch Anhaltspunkte finden, welche ihre Aussage zu entschlüsseln helfen. Auffallend ist einmal das Pendelmotiv der Singstimme, welches in ihrer monotonen Mechanik an das Lied von der Erde erinnert, wo das Pendeln die einschlafende Welt in Töne fasst als Sinnbild des Stillstandes von Zeit, von Erstarrung.
Die Monotonie charakterisiert den gefühllosen Zustand des Winterreisenden und das "Bild" der Stadt soll als Gleichnis diese Gefühllosigkeit verständlich machen.
Bei Schubert meint man die höchst schmerzliche Anstrengung eines Menschen zu vernehmen, der auf das, was er vor Augen hat, eigentlich gar nicht hinschauen möchte, dies quasi in Not geraten gepresst und gezwungen tut.
Ich meine, die ersten beiden Strophen (bei Schubert!) sind die Beschreibung eines emotionslos gesehenen/vorgestellten Zustandes.
Oder bezieht es sich statt dessen auf das Gesehene, das in ihm so etwas wie Abscheu und Ekel erzeugt? Oder mischt sich in diese Verzerrung Spott und Ironie? Über all das gibt es letztlich keine normativ-verbindliche Antwort – es unterliegt der Auslegungsfreiheit des Interpreten.
Wenn sich der Interpret mit der Aussage des Gedichts befasst, "ihr wachen Hunde, lasst mich nicht ruh'n - zu Ende mit allen Träumen..." hat er wenig Auslegungsfreiheit.
In Beitrag Nr. 26 habe ich gepostet, was ich nun den Zitaten zuordne.
Viele Grüße
zweiterbass