Max Bruch - Die Sinfonien und Konzerte

  • Dieser Thread soll sich ausschließlich mit den Sinfonien und Konzerten von Max Bruch (1938-1920) befassen – und vielleicht auch ein wenig mit der Frage, warum diesen wunderbaren Werke heute nicht mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als dies der Fall ist. Beginnen werde ich mit der ersten Sinfonie, die in Wirklichkeit gar nicht Bruchs erste war. Er hat in seiner Jugend einige geschrieben, die inzwischen aber allesamt als verloren gelten. Bruch war ja ein Wunderkind, begabt als Zeichner und Musiker und er wurde von jeher gefördert und komponierte schon in Kinderjahren.
    Die Sinfonie Nr 1 in Es-Dur op 28 ist viersätzig
    1. Allegro maestoso
    2. Scherzo. Presto
    3. Quasi fantasia. Grave
    4. Finale. Allegro guerriero
    Sie wurde am 26. Juli 1868 in Sondershausen uraufgeführt. Die Presse reagierte wohlwollend – indes nicht begeistert. Das Vorbild – Felix Mendelsohn–Bartholdy – schimmert deutlich durch, was von Zeitgenossen beanstandet wurde – ich persönlich aber mit Freude konstatiere.
    Man höre via Soundsample ins Scherzo hinein....
    Ich ziehe Kontinuität und Wohlklang gegenüber angeblicher oder wirklicher Originalität stets vor, daher ist diese Sinfonie für mich geradezu ein Leckerbissen.
    Bruch war von Anbeginn ein eher konservativer Komponist, was sich im Laufe seines Lebens verstärkte. Er erlebte in seinen Werken keine „Entwicklung“ – was in der Regel heute beanstandet wird – ihn aber zu einem berechenbaren Komponisten macht.. Die erste Sinfonie ist ein romantisches Werk, welches allerdings teils eine eher beschauliche, dann wieder eine majestätische oder freudig triumphierende, manchmal eine feierliche Stimmung erzeugt. Gelegentlich ist eine leichte Neigung zum Bombast und zur (heute verfemten) Gefälligkeit nicht zu leugnen.
    Persönlich verfüge ich über die abgebildete Aufnahme aller 3 Sinfonien Bruchs auf 2 CDs unter Kurt Masur – eigentlich ursprünglich eine Philips-Aufnahme – welche zu meiner Überraschung und Freude – wenngleich unter dem Label DECCA - noch immer im Angebot ist.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Warum die erste Symphonie von Max Bruch nicht im Repertoire ist, ist mir schleierhaft. Das ist ein wirklich frisches und schönes romantisches Werk, das Scherzo hat geradezu Ohrwurmcharakter, trotz oder auch gerade wg. der Nähe zu Mendelssohn. Schubert, Mendelssohn und Schumann haben alle schwächere Orchesterwerke geschrieben, die viel häufiger eingespielt wurden. Das ist das bittere Los der "Kleinmeister", das ihre besten Stücke nicht so wahrgenommen werden, wie die oft weniger interessanten frühen Werke der Großmeister.

  • Die generelle heutige Unterbewertung von Bruchs Sinfonien (über 2 und 3 wird noch zu reden sein) hat vielerlei Ursachen. Einerseits erwartet man von Wunderkindern Besonderes - andrerseits mag man sie nicht. Wenn sie dann noch besonders von sich eingenommen sind, dann verschärft das die Probleme noch. Bruch stand schon in frühen Jahren in Opposition zu den "Neudeutschen", aber auch "seine "Fraktion", nämlich jene im Umkreis von Johannes Brahms mochte ihn nicht besonders, berühmt ist jene Anekdote, wo Bruch Brahms ein neues Werk von sich vorlegt und Brahms daraufhin meint: "Was für ein herrliches Notenpapier! Wo haben Sie das nur her?" Umgekehrt schätzte Bruch den erfolgreicheren Kollegen sehr, wenngleich er auf dessen Ruhm eifersüchtig war. Immerhin widmete Bruch seine erste Sinfonie Brahms - um die es in diesem Thread geht. Was nun folgt ist indes keine Anekdote, sondern schriftlich fixierte Realität. Die Sinfonie wurde wiederholt aufgeführt und Brahms, der sich bereits für die Widmung schriftlich bedankt hatte schreib anlässlich einer Aufführung in Wien folgende Sätze in einer Rezension: "Die Sinfonie ging wirklich ganz vortrefflich - durchaus. Sie wurde in allen Sätzen ohne Widerspruch applaudiert. Namentlich das Scherzo hatte einen ganz ungewöhnlichen Beifall, den indes nicht bloß das Stück, sondern auch die prächtige, schwungvolle Ausführung verdiente".


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Neuaufnahme der drei Symphonien von Max Bruch kommt auf uns zu. Das Besondere: zum ersten Mal wurde die frühe fünfsätzige Version der 1. Symphonie eingespielt. Es musizeren die Bamberger unter dem jungen amerikanischen Dirigenten Robert Trevino.


  • Eine Neuaufnahme der drei Symphonien von Max Bruch kommt auf uns zu. Das Besondere: zum ersten Mal wurde die frühe fünfsätzige Version der 1. Symphonie eingespielt. Es musizeren die Bamberger unter dem jungen amerikanischen Dirigenten Robert Trevino.


    Ja, genau diese Aufnahme habe ich mir vorgestern - zusammen mit anderen cpo-Neuheiten - schon bestellt. Soll am Donnerstag auf dem Markt sein. Bin gespannt darauf!


    Grüße

    Garaguly

  • Dieser Thread ist jetzt fast 5 Jahre alt, und in den wenigen bisherigen Einträgen war nur von den Sinfonien die Rede. Da im Titel aber auch die Konzerte eingeschlossen sind, möchte ich jetzt auf das wenig bekannte Violinkonzert Nr. 2 des Komponisten aufmerksam machen, daß seit jeher ein Schattendasein fristet. Ohnehin ist Max Bruch den meisten Musikfreunden fast ausschließlich durch seine berühmtes erstes Violinkonzert ein Begriff.


    In einem alten Plattenführer wird der Komponist mit drei Sätzen abgefertigt, im letzten heißt es: " …. das zweite Konzert in d-moll, dessen letzter Satz zum Besten gehört, was Bruch überhaupt geschrieben hat, wird von Jascha Heifetz (RCA) funkelnd interpretiert".

    Ich lasse die Aussage mal unkommentiert stehen, aber das zweite Konzert ist in dieser genannten Ausgabe noch zu haben:

    Jascha Heifetz (Violine) und das RCA Victor Symphony Orchestra, Dirigent: Izler Solomon (Aufnahme: 11/1954, Mono).


    Ob es wertvoller ist als die populäre Nr. 1, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall ist es längst nicht so eingängig, von der Anlage her eher spröde. Das erklärt wohl den geringen Bekanntheitsgrad. Heifetz spielt es natürlich makellos und mit großem Einsatz. Der Klang ist für das Alter der Aufnahme annehmbar. Es gibt allerdings auch moderne Aufnahmen, wie diese z.B.:

    Die kenne ich allerdings nicht.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • ... möchte ich jetzt auf das wenig bekannte Violinkonzert Nr. 2 des Komponisten aufmerksam machen, ob es wertvoller ist als die populäre Nr. 1, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall ist es längst nicht so eingängig, von der Anlage her eher spröde.

    Ja, da das zweite Violinkonzert Bruchs mit einem langsamen Satz beginnt, dürfte für viele Hörer zu ungewohnt sein. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich das Werk überhaupt kennenlernte. Aber seitdem ich es kenne, höre ich es gern. Das erste Konzert ist und bleibt ein Kracher der Violinkonzertliteratur, ohne Frage. Aber die Nr. 2 finde ich wirklich sehr beeindruckend.

    Warum dann die dritte Konzert in der Aufmerksamkeit des Publikums und der Interpreten noch weiter abfällt. als das zweite, verstehe ich dann aber gar nicht. Es ist ebenfalls ein glutvolles romantisches Violinkonzert, das viel zu bieten hat.


    Grüße

    Garaguly

  • Darüber hat sich schon Bruch sehr geärgert.

    Bei Wikipedia steht, daß er selbst nicht unschuldig war, weil er seine Werke nicht mit genügend Nachdruck "durchsetzte"

    Das mag in ersten Augenblick als "billige Ausrede gelten, ist aber in Form zahlreicher Gegenproben gut belegt.

    Im Harenberg wird aber die vermutlich tiefere Ursache für seine "Mißerfolge" aufgeführt- Er war streitbar und stets verbittert, fühlte sich stets angegriffen. So macht man sich keine Freunde und kein "Netzverk" Allgemein gesehen wurde er ohnedies anerkannt und oft gespielt, aber er erwartete mehr, liess ausser Brahms keinen anderen Komponisten gelten (und hatte selbst gegen diesen Einwände. Also ein "genialer Querulant und Misanthrop" - vielleicht ein wenig übertrieben aber im Grunde dürfte es stimmen.

    Uns solte so etwas indes nicht tangieren, dzu müssen wir aber (nicht nur bei Bruch) vieles vergessen was einst geschrieben - und immer wieder abgeschrieben wurde.

    Bei Tamino geniesst er indes doch großes Interesse. wie eine Vielzahl von einenader überschneidenden Threads zeigt.

    Hier ein Zitat eines Einführungsbeitrags -Textes von mir


    Max Bruch war ein ringender Perfektionist, mehrmals arbeitete er da Werk, um und ließ sich dabei von Joseph Joachim, dem Widmungsträger, aber auch von anderen berühmten Geigern beraten (Bruch selbst war Pianist). Der Erfolg war überwältigend, jedoch bekam Bruch das Werk bald über, weil er (nicht zu Unrecht) behauptete , diese Komposition würde alle seine anderen Arbeiten verdrängen.

    Seine Abneigung ging soweit, daß er Geigern, die bei im vorspielen wollten, verbot dieses Allerweltsconcert, wie er es nannte, zu spielen.



    Schöpfer eines "Allerweltsconcertes" - Max Bruch (1838-1920)




    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier fehlt noch ein Werk, welches für mich ein verkapptes Violinkonzert ist, nämlich die "Schottische Phantasie". Mancher mag vielleicht meinen, daß es sich dabei um eine Aneinanderreihung schottischer Volkseisen handeln mag, die allerdings wirkungsvoll miteinander verknüpft sind. Bruch selbst nannte das Werk auch seine 3. Sinfonie oder "Schottisches Konzert". Für mich gehört es zu den Werken, die völlig unverdient ein Schattendasein genießen müssen. Eine Fülle schönster Melodien, 3 Sätze, prachtvolle Linien der Solovioline, einfach tolle Musik. Eine Verbindung von Volksmusik mit klassischer Konzertform.



    Für mich neben der Aufnahme mit Perlman und dem Israel Philharmonic Orchester ist David Oistrach mein Favorit.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Eine Fülle schönster Melodien, 3 Sätze, prachtvolle Linien der Solovioline, einfach tolle Musik …

    Das möchte ich unbedingt unterschreiben. Mein Favorit ist auf der Scheibe enthalten:



    Da sind allerdings noch jede Menge interessanter Werke zu finden … allesamt hörenswert! :hello:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Das möchte ich unbedingt unterschreiben

    Danke, lieber Maurice,


    leider kenne ich das wunderbare Werk nur von Tonkonserven. Noch nie hatte ich das Glück, die schottische Fantasie live zu erleben.

    Dagegen war es mir vergönnt, das 1. Violinkonzert mit Igor Oistrach genießen zu dürfen, es war auch etwas Besonderes. Igor Oistrach - das nur nebenbei - erlebte ich auch mit Beethovens Violinkonzert, in Gera.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • leider kenne ich das wunderbare Werk nur von Tonkonserven. Noch nie hatte ich das Glück, die schottische Fantasie live zu erleben.

    Lieber La Roche,


    mir geht es genauso. Aber es ist in der Tat ein wunderbares Werk, das ich persönlich höher schätze als das berühmte e-moll-Konzert.


    Meine Lieblingsaufnahme ist diese:



    Jascha Heifetz (Violine) und das New Symphony Orchestra of London, Dirigent: Sir Malcolm Sargent (Aufnahme: 5/1961, Stereo).

    Ich denke, daß es sich um das London Symphony Orchestra handelt, das aus vertraglichen Gründen nicht mit seinem Originalnamen genannt werden durfte.

    Eine großartige Version, Heifetz ist mal wieder voll "bei der Sache".


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • BRUCH Max: Konzert für 2 Klaviere und Orchester op.88a



    Heuer ist das 100. Todesjahr von Max Bruch- Grund genug um sich ein wenig mit seinen Konzerten zu befassen. Die meisten sind nicht mal in den Konzertführern zu finden, Harenberg begnügt sich mit der Nennung der drei Violinkonzerte. Csampai/Holland hingegen kommen zum Fazit, daß - mit Ausnahme des Violinkonzerts Nr 1 - es sich bei Bruch um versunkenes Komponistenschaffen handle, das trotz einiger musikwissenschaftlicher Bemühungen nicht mehr wieder zum Leben zu erwecken sei. Das ist natürlich kein Wunder, wenn man diesem Komponisten ganze 3 Seiten Text widmet und sich auf seinen "akademischen Konservativismus" konzentriert und seine erzkonservative Haltung unterschwellig belächelt, ja sogar behauptet, er sei schon zu Lebzeiten nicht ernst genommen worden und wäre ohne sein Violinkonzert Nr 1 längst vergessen.

    Andere Quellen bestätigen indes den Verlust seiner Bedeutung, aber zwischen 1870 und 1900 soll er einer der meistgespielten deutschen Komponisten gewesen sein, durchuas vom Ansehen her mit Brahms vergleichbar.

    Glücklicherweise gibt es immer wieder Plattenlabels die unbekannte Meisterwerke hervorholen und sie für eine größere Öffentlichkeit verfügbar machen.

    Eines dieser Konzerte ist das Konzert für 2 Klaviere op 88a aus dem Jahre 1915. Die a Nummer konnt daher, weil das Konzert die Version der Suite Nr 3 ist, welche der Autor des Booklets voll Begeisterung als schlüssiger bezeichnet als beispielsweise die 3 Sinfonien (?)

    Ich hoffe, die etwas unübersichtliche Schilderung im Booklet richtig verstanden zu haben und habe mich auch ansonst ein wenig informiert.

    Das Pianistinnen-Duo der Schwestern Rose (1870-1957)und Ottilie (1872-1970)SUTRO - in jenen Tagen berühmt - machte solch einen Eindruck auf Max Bruch, daß er versprach ein Konzert für sie zu schreiben. Dazu bediente er sich weitgegen Teilen einser geplanten Suite für Orgel und Orchester.

    ER gestand ihnen das exklusive Aufführungsrecht für die Vereinigten Staaten zu.

    Die Schwester überarbeiteten das Werk indes signifikant - ohne Wissen oder Erlaubnis von Bruch, setztem ein auf sie selbst lautendes Copyright und führten das Werk in der von ihnen bearbeiteten Verson 1916 unter Leopold Stokowski auf. Es folgte eine weitere Bearbeitungen und Aufführung- Danach wurde es nie wierder aufgeführt aber von den Schwestern laufend weiter entstellt. Mach dem Tod von Ottilie Sutro 1970 wurde der Nachlass versteiger und ein Pianist namens Nathan Twining (nicht in WIKI gelistet)

    kaufte für 11 Dollar eine Schachtel mit nicht näher bezeichneten Papieren. Er fand das Original des Konzerts - das er natürlich nicht kannte - aber wusst sofor was es War. Bedauerlicherweise war hie nur der Solopart enthalten. Die restlichen Noten (Orchesterstimmen) hatten andere Teilnehmer der Auktion gekauft.Twinig bemühte sich diese Leute zu finden und es gelang ihm die Note zurückzukaufen. Gemeinsam mit dem Pianisten Martin Berkofsky stellte er den Originalzustand des Konzert wieder her. Diese Originalfassung wurde in November 1973 mit dem London Symphony Orchestra unter Antal Doraty uraufgeführt.

    Die hier gezeigte Aufnahme mit dem Klavierduo Genova und Dimitrocals Solisten und dem Bulgarian National RSO unter Yordan Kamdzhalov emthält genau dieses Konzert in der "Urfassung"

    Es gibt eine weitere Aufnahme. Ich habe sie hierher verlinkt - kenne sie indes nicht...


    mfg aus Wien

    Alfred


    mfg aus Wien Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • BRUCH Max: Violinkonzert Nr 2 op 44


    Es war einmal mehr das Label cpo, welches mich inspirierte - und zwar durch die seit einiger Zei entstehende Serie mit Werken von Max Bruch.

    Es gibt zwar IMO überraschedn viel andere Aufnahmen - teilweise mit hochkarätigen Interpreten, aber irgendwie sind die meisten nicht in mein Bewusstsein vorgedrungen. Das Abhören der CD mit Bruchs Konzert für 2 Klaviere op 88a hat zum Kauf einigeR cpo CDs mit Werken von Mac Bruch geführt, dessen Todestag sich heuer zum 100. Male jährte.Auf dem Programm stand heute das Violinkonzert Nr 2, einem Schmerzenskind Bruchs in das er viel Energie hineingesteckt hatte - er hielt es übrigens für sein bestes und er hasste das Violinkonzert Nr 1, dessen Bekanntheitsgrad sämtliche anderen Werke Bruchs überstrahlte. Er hatte shon einen Satz zu diesem geplanten Konzert geschrieben, fand ihn dann aber duch nicht als Kopfsatz für ein Violinkonzert geeignet und veröffentlichte ihn als Solostück unter dem Namen "Romanze" als op 42.

    Eine Aufführung des Violinkonzerts mit Sarasate als Solist, welche Begeisterrungsstürme auslöste ließ in Bruch die Überzeugung reifen, daß er für diesen Ausnahmeviolinisten ein zweite Violinkonzert schreiben wolle. Deas Glück will es, daß er und Saraste sich auf Anhieb verstehen. Dennoch dauert es eine ziemliche Weile bis das Werk aufgeführt werden kann: Bruch ändert und prüft, lässt sich von Sarasate und Joachim beraten. Brahms hält zu Beginn nichts von dem Werk - revidiert seine Meinung später aber.

    Die Uraufführung war am 4. November 1877 in London. Ich konnte keine Angabe über Erfolg oder Mißerfolg finden,indes die Uraufführung in Deutschaland am 15. November wurde von der Presse teilweise ignoriert, Hans von Bülow äusserte sich kritisch, Bruch vermutete eine Verschwörung.

    Generell muß man sagen, das Konzert ist wirklich ausgezeichnet. Es ist in gewisser Weise Programmusik, handelt von Krieg und Tod. Bruch wollte sein erstes Konzert übertreffen und legte es teilweise sehr auf Effekt bedacht an. Es fehlt ihm vielleicjt ein wenig die Geschlossenhheit des ersten, aber das mag ein subjektiver Eindruck sein, weil man das erste ja bereits gut kennt. Darüber hinaus enthält es wunderbare Stellen. Auch wenn man Bruchs Ansicht nicht teilt, es sei jeder einzelne Teil besser als sein gesamtes erstes, so ist es doch ein hörenswertes Konzert das man kennen sollte.

    Über die Hilfestellung von Joachim beim ersten Konzert - und warum sie notwendig war - über Gründe warum Bruchs Werke offensichtlich immer wieder boykottiert wurden - ein andermal. Offensichtlich ein Mann der gut komponierte, aber ansonsten immer das falsche machte oder aber zumindest einen falschen Eindruck erweckte....und dafür langfristig leiden mustste....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Erstbegegnung mit Max Bruchs Konzert für 2 Klaviere und Orchester. Ein echtes Hammerkonzert, warum das nicht weiter bekannt ist, ist mir schleierhaft. Hat alles was ein spätromantisches Konzert so braucht, schwelgerische Themen, saftige Orchestrierung und brillanten Klaviersatz, eben ein Sahnestückchen. Zur Geschichte des Konzerts siehe Beitrag 13.
    Die Pianisten Oliver Schnyder und Julia Kociuban machen ihre Sache sehr gut und Howard Griffiths weiß, wie man so etwas begleitet.