Schostakowitsch, Dmitri: Katerina Ismailowa - Sinfonie für grosses Orchester

  • Bei der Suche nach Fedossejew-CD´s fand ich heute diese (mir noch unbekannte) Schostakowitsch-Sinfonie nach seiner Oper Katerina Ismailowa vor
    ... gleich bestellt !!!
    Die Aufnahme wurde C1997 von Vladimir Fedossejew mit den Wiener Sinfonikern gemacht ... lest auch die amazon - Kritik dazu !


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    Callig (KOCH), C1979, ADD?



    Ich werde mehr berichten, wenn die CD da ist ...
    :jubel: Katerina Ismailowa instrumental ... genau das Richtige für den teleton !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Katerina Ismailowa ist die Zweitfassung der Lady Macbeth. Sie wurde 1965 in Wien uraufgeführt. Daher vermute ich, dass die Orchestersuite eine Bearbeitung ist (von wem? Wahrscheinlich von Benjamin Basner, wer immer das ist). Schostakowitsch himself und dr. pingel waren in Wien auch dabei, der Komponist in der Ehrenloge und dr. pingel stehend auf dem 5. Rang. Der Erfolg war nicht besonders, darum sind ja alle Opernhäuser auf die Erstfassung zurück gekommen. Leider habe ich das Programmheft nicht mehr.

    Manchmal ist wenig immer viel! (Thorsten Legat)

  • Veniamin Efimovich Basner (1925 - 1996) war ein sowjetischer Komponist, Schostakowitsch-Schüler und Schostakowitsch-Freund. in der Sowjetunion war er so anerkannt und bekannt, dass 1971 sogar ein Asteroid nach ihm benannt wurde.
    Die Katherina Ismailowa-Sinfonie dürfte es sich um ein Arrangement Venjamin Basners unter Verwendung von Originalmusik Schostakowitschs handeln, wobei auf Grund der Professionalität Basners zu vermuten ist, dass es ähnlich wie Schtschedrin Carmen-Arrangement sehr hochwertig ist.


    Wie die Musik ist, kann ich nicht sagen, ich hab aberTeleton nahgeeifert und mir die Scheibe auf Grund ihres günstigen Preises sofort bestellt. Wenn sie da ist, werd ich ebenfalls meinen Kommentar dazu abgeben.


    Zum Namen des Komponisten sei noch anzumerken, dass das lateinische V bzw. W im kyrillischen Alphabet wie ein großes lateinisches B aussxhaut.


    John Doe :hello:


  • Katerina Ismailowa ist die Zweitfassung der Lady Macbeth. Sie wurde 1965 in Wien uraufgeführt.


    Die abgemilderte Neufassung der Oper, die schließlich den etwas allegemeinen Titel "Katerina Iamailowa" erhielt, wurde 8. Januar 1963, am Stanislawski-und-Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater in Moskau uraufgeführt. Die Orchester-Suite zur Katerina ist etwas anderes als die von teleton ins Spiel gebrachte Sinfonie. Da vermischt Dr. pingel etwas.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Benjamin Basner, wer immer das ist)



    Basner war ein sowjetischer Komponist, am 1. Januar 1925 in Jaroslawl geboren, am 3. September 1996 in St. Petersburg gestorben.* Er war ein Schüler von Schostakowitsch, mit dem er schließlich sogar Freundschaft schloss. 1955 gewann er mit seinem zweiten Streichquartett einen Preis beim Internationalen Komponistenwettbewerb in Warschau.



    * Sorry, lieber John Doe, ich habe Deinen Beitrag, der sich außerhalb meines Bildschirms befand, erst jetzt gelesen. Du hattest ja schon alles gesagt. Danke.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wer der Arrangeur und Komponist Benjamin Basner (1925 - 1996) war, wurde ja bereits von John Doe und Rheingold berichtet.


    Schostakowitsch hatte bereits 1934 den Plan eine Sinfonie über Themen aus "Lady Macbeth" (früherer Titel der OPER) zu komponieren ... so in der Art, wie es Prokofieff bei seiner Oper "Der feurige Engel" in seiner Sinfonie Nr.3 gemacht hatte. In diese Idee weihte er seinen Schüler und Freund Benjamin Basner ein. Als 1966 der Kinofilm "Lady Macbeth" gedreht wurde, kam er wieder auf seine alte Idee dieser Aufgabe zurück. Schostakowitsch beauftragte Benjamin Basner, der inzwischen ein bekannter Komponist, Arrangeur und Filmmusikkomponist geworden war, mit der Ausarbeitung, die er mit Basner nach einem genauen Plan erarbeitete. Die Aufgabe wurde jedoch bis zu Schostakowitsch Tod nicht verwirklicht und so stellte Basner das unerfüllte Vermächtnis seines Freundes nach vorliegenden Skizzen fertig:
    :!: Basner: Es gibt keine Note, die nicht von Schostakowitsch selber stammt !


    Die fünf Sätze der Sinfonie Katerina Ismailowa beziehen sich auf Schlüsselszenen der Oper:
    1. Katerina
    2. Der Schwiegervater
    3. Nacht ; Geist
    4. Verhaftung / Arrest
    5. Gefängnis


    Das vorbildliche Textheft der CALIG-CD beschreibt die Handlung der Sätze genau (in Deutsch und Englisch).
    Wer für diese überaus interessante und ergreifende Umsetzung der Oper als Sinfonie Interesse hat, kann die Handlung dort genaustens nachlesen.


    :!: John Does Vermutung, dass wir es mit einem hochwertigen Arrangement zu tun haben, kann ich hier nur bestätigen. Ich habe die CD dieser Tage erhalten und heute gehört. Als "Nichtopernfan" bin ich megabeindruckt über diese mir "voll in die Karten spielende" Umsetzung als Sinfonie.
    :angel: Ein dramatisches, packendes höchst beindruckendes Werk, das von den Wiener Symphonikern unter Fedossejew mit Hingabe und höchster Interpretationsleistung ausgeführt wird.


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    CALIG, 1997, DDD


    Die Aufnahme von 25.-27.Februar 1997 aus dem Musikvereinssaal Wien wurde aus den LIVE - Aufführungen zusammen geschnitten. Es sind keine Zuschauergeräusche hörbar und der mit Sicherheit tosende Schlussapplaus ist auf der CD (wie bei einer Studioproduktion) nicht enthalten.
    Spieldauer: 46:39

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Danke für diese Rezension. Für EUR 1,63 konnte ich jetzt nicht widerstehen, mir diese "Sinfonie" zuzulegen. Ich kann Dir wirklich auch die Oper an sich ans Herz legen, lieber Wolfgang – wohl wissend, dass Du weniger der Opernfan bist. Aber dieses Werk sollte man wirklich mal gehört haben!


    Die unerreichte sowjetische Referenzeinspielung der Letztfassung namens "Katerina Ismailowa":



    Typischer Orchesterklang aus der Sowjetunion, den wir so schätzen. Sehr gutes Stereo (Aufnahme 1964).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es gibt ja nun eine "Katerina Ismailova-Suite op. 114a" mit Neeme Järvi und dem Scottish National Orchestra auf Chandos, die ich absolut umwerfend finde:



    Sie hat zwar "nur" eine Länge von ca. 17 Minuten, aber die Intensität und Überwältigung der Aufnahme lassen das vergessen. Ich frage mich nun, ob ich da wirklich noch diese Fedosseyev-Fassung mit den Wiener Sinfonikern benötige. Noch dazu in einer Live-Aufnahme...?

  • Hallo Agon,


    die von Dir gezeigte N.Järvi-Aufnahme der Katerina Ismailowa - Suite (Dauer 16:59) in 5 Sätzen besitze ich ebenfalls seit Jahren auf der Doppel-CD mit den Schostakowisch Suiten Nr.1-5. Es ist IMO sogar die beste und umwerfenste Suite dieser Suiten-Aufnahmen unter Neme Järvi. Ich höre diese auch mit Begeisterung !



    Chandos, 1988-89, DDD


    :!: Aber Du glaubst nicht wirklich, dass man die Handlung der Oper in knapp 17 Minuten in einer Suite abspulen kann. Ich kann Dir versichern, dass diese Katerina Ismailowa-Sinfonie aus ganz anderem Holz geschnitzt ist und die Atmosphäre der Oper und ihre Dramatik ungleich packender und in ihrer Handlung folgerichtig darstellt.


    *** Nachdem ich dieses Werk heute zum ersten Mal hörte, kann es kaum glauben, dass diese Sinfonie so ein Schattendasein pflegt und nur einmal auf CD existiert.
    Aber in einer unglaublich guten Aufnahme. ;) Und das diese LIVE ist, davon hört man (wie gesagt !) gar nichts; ausser der unglaublich wachen und lebendigen Interpretation von Fedossejew.
    :thumbsup: Meine Freude ist auf meiner Seite eine weitere Schostakowitsch-Sinfonie zu besitzen und hören zu können. Megaklasse !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang, auch mein Dank ist Dir gewiss. Du hast uns die Sinfonie näher gebracht. Darüber bin ich sehr froh. Jetzt werde ich mich umgehend um die Anschaffung bemühen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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    Dmitri Schostakowitsch

    "Katerina Ismailowa", Sinfonie für großes Orchester nach der gleichnamigen Oper op. 114d (Bearbeitung: Weniamin Basner)

    Rundfunk-Sinfonieorchester Moskau (ehem. Sinfonieorchester des Allunions-Rundfunks der UdSSR)
    Dirigent: Wladimir Fedossejew
    Aufnahme: Studio 5 des Moskauer Rundfunks, 18. April 1996

    CD Canyon PCCL-00356 (1996) / Exton OVCL-00193 (2004)


    Neben der weiter oben gezeigten Einspielung mit den Wiener Symphonikern (1997) hat Fedossejew die sinfonische Bearbeitung der "Katerina Ismailowa" von Basner im Jahr zuvor auch mit seinem Moskauer Orchester für Canyon im Studio eingespielt (später auf Exton erschienen). Ich kam durch einen Schostakowitsch-Enthusiasten bereits vor einiger Zeit in den Genuss dieser Aufnahme und sehe, dass sie nun auch bei den üblichen verdächtigen Streaming-Anbietern problemlos verfügbar gemacht wurde. Umso besser. So gut bereits die Wiener Produktion ist, diejenige aus Moskau übertrifft das sogar noch. Das RSO Moskau hat einfach den idiomatischeren Tonfall und ist auf seinen Chefdirigenten, der ihm seit 1974 bis heute vorsteht, eingeschworen. Und dann die geballte Klangpracht, die manche SACD in den Schatten stellt. Hier waren wirkliche Könner am Werke. Besser geht es nicht. Höchstwertung in sämtlichen Belangen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II.,


    die Canyon/Exton-Aufnahme scheint nicht mehr erhältlich zu sein. Das Wiener Konzert gibt es aktuell in dieser Ausgabe:



    :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Die Urfassung dieses Werks (Katerina Ismailowa) heißt "Lady Macbeth von Mzensk"und wird im Moment in Düsseldorf angeboten, z.B. heute. Diesem meinem Besuch steht leider das heutige Frühlingswetter entgegen.

    Außer der Bearbeitung als Katerina Ismailowa Uraufführung in Wien (mit der Teilnahme von Schostakowitsch himself (Ehrenloge) und Dr. Pingel himself (Stehplatz 5. Rang) habe ich die "Lady von Mzensk" in Köln und in Düsseldorf gesehen.

    Mein Eindruck ist dieser, dass die Zweitfassung nur als Sinfonie überleben wird, die Originalfassung wird bleiben.

    Manchmal ist wenig immer viel! (Thorsten Legat)

  • Die Neufassung der Oper, an der Schostakowitsch seit 1956 gearbeitet hatte, wurde am 8. Januar 1963 am Stanislawski- und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater in Moskau vor Publikum uraufgeführt (eine erste nicht öffentliche Vorstellung gab es bereits am 26. Dezember 1962).


    Darauf folgten 1964 Produktionen in London, Neapel, Nizza, Mailand, San Francisco.


    Die erste Aufführung in Wien fand erst am 12.02.1965, also mit zwei Jahren Verspätung, statt.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo