Liebe Tamino-Freunde,
heute erreichte mich telefonisch eine Bitte: Ich suche eine Lied/Arie, in welchem folgender Text vorkommt:
"Wer die Heimat nicht gesehen kennt mein Hoffen und meine Flehen... und dann hat Gott ja mein Gebet erhört."
Die offensichtlich alte Dame meinte, dass es Gottlob Frick gesungen hätte. Obwohl wir so ziemlich alles von Gottlob-Frick in der Gedächtnisstätte archiviert haben kenne diese Aufnahme weder mit Frick noch mit einem anderen Sänger. Kennt jemand dieses Lied oder den Text? Ich möchte gerne helfen, weil dieses Stück der Dame nach eigener Aussage viel Trost spendete und sie es in den Weihnachtsabend einbauen möchte. Können wir Taminos Weihnachtsmann spielen und helfen. Wenn es die Taminos, die alle Rätsel knacken nicht können, wer dann?
Herzlichst
Operus
Hilferuf!
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Leider Fehlanzeige.
Die Frage wurde übrigens andernorts im Internet vor einiger Zeit gestellt - ebenfalls ohne ErfolgDas Lied erinnert mich an die sentimentalen Propaganda- und Heimatlieder des zweiten Weltkriegs (den ich glücklicherweise nicht erleben musste, aber ich bin einigermaßen historisch interessiert) Trotz eifriger Recherche. Ich habe diese Lieder 2 STUNDEN abhört, aber das Richtige war nicht dabei -es ist ja auch nur eine Vermutung. Ich ham darauf, weil als Sänger Frick gennt wurde. Der hat allerdings meines Wissen sowas nie gesungen. Und so kam ich auf Wilhelm Strienz und seine Heimatlieder in diversen Propagandakonzerten des Reichsrundfunks, der in dieser Hinsicht so berühmt war ("Heimat Deine Sterne" etc, daß viele Leute gar nicht wussten, daß er eigentlich Opernsänger war.
Der Text kännte auch zu einer Oper von Kienzl passen, aber wäre das der Fall, so würde man ihn im Internet finden...LG aus Wien
Alfred -
Ich habe beim Text zuerst an eine ganze schlechte Übersetzung der Germont-Arie gedacht.
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Ich habe beim Text zuerst an eine ganze schlechte Übersetzung der Germont-Arie gedacht
Chapeau !! Immerhin stimmt das Ende des Satzes fast wörtlich
Es wurde ja früher kaum "übersetzt, sondern nachgedichtet" Die Abweichungen sind beträchtlich
Sollte sich das bewahrheiten und verifizieren lassen, dan beanspruche ein Drittel des Rums.... ääähhhh Ruhms für mich, weil ich ja aus Deinem Scherz ernst gemacht habe...
Rum wäre mir - unter uns gedagt - lieber als Ruhm . Meine Marke ist (bevor Anfragen kommen) DICTADOR 12 Jahre alt aus Coluimbien, zur Not tuts auch ein 7Jahre alter Havana Club aus Cub. Beide zeihe ich den Rümmern oder Rums aus TSCHAMEIKA vor..... (THSMEIKA scheint ja derzeit allgemein nicht belibt zu sein)Beste Grüße aus Wien
AlfredPS Offitielle Auftrag an Alle Tamino Mitglieder. Jeder hört bitt die ihm zugänlichen deutsch Versionen der in Verdacht geratenen Arie durch - da ist viel kostbares dabei.
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Wobei Gottlob Frick ganz sicher nie den Vater Germont gesungen hat.
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VOn Frick bin ich schon lange weg, die Dame ist dem Vernehmennach schon über 30, da kann man schon mal was verwechseln....
Lg
Alfred -
Der Text ließe sich jedenfalls ganz gut auf die Germont-Arie singen. Vielleicht der Dame ggf. mal das Stück in einer anderen Textfassung vorspielen.
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Das klingt tatsächlich sehr nach Germont in unüblicher Übersetzung. Ein Hinweis darauf ist, daß in der gebräuchlichen Übersetzung Gott nicht vorkommt - wohl aber im italienischen Original. Das wirkt fast so, als habe der Übersetzer die übliche Übersetzung vor sich liegen gehabt, aber alle Reizwörter des Originals zusätzlich unterzubringen versucht. Dagegen spricht, daß es von dieser Übersetzung zwangsläufig eine Aufnahme geben müßte - doch wer soll die gemacht haben? Alles, was sich findet, ist das herkömmliche "Hat dein heimatliches Land...".
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Ich übersiedle den Thread in den öffentlichen Bereich - vielleicht meldet sich jemand im große weiten Internet.
Daß die Frage seinerzeit beim ersten Aufruf nicht beantwortet wurde, will nichts besagen die war nämlich bei "die gute Frage" gepostet..........mfg aus Wien
Alfred -
Ich suche eine Lied/Arie, in welchem folgender Text vorkommt:
"Wer die Heimat nicht gesehen kennt mein Hoffen und meine Flehen... und dann hat Gott ja mein Gebet erhört."Ich kenne zumindest eine deutsche Texfassung der Germont-Arie, die mit der Zeile endet:
".. ja dann hat Gott mein Fleh´n erhört".
LG, Elisabeth
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Liebe Taminos,
Als Zwischenstand: Danke für die gebotene Hilfe. Es scheint sich auf die Germont-Arie einzupendeln. Weitere Recherchen werden wohl nicht viel mehr erbringen. Danke, dass Alfred sogar auf die große Bühne des Internet geht.Herzlichst
Operus -
Lieber Hans,
eindeutig paßt der Text zur Melodie der Germont-Arie. Ich habe einige Übersetzungen im Internet angesehen, wörtlich paßt da allerdings nichts.
Sicher hat sich die Dame aber beim Interpreten geirrt. Du kennst das Repertoire von Gottlob Frick am besten, und da wird der George Germont wohl nicht dabei gewesen sein, die Tessitura ist zu hoch für einen Baß. Aber das alles ist Dir ja bekannt.
Herzlichst La Roche
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Das Lied erinnert mich an die sentimentalen Propaganda- und Heimatlieder des zweiten Weltkriegs (den ich glücklicherweise nicht erleben musste, aber ich bin einigermaßen historisch interessiert) Trotz eifriger Recherche. Ich habe diese Lieder 2 STUNDEN abhört, aber das Richtige war nicht dabei -es ist ja auch nur eine Vermutung. Ich ham darauf, weil als Sänger Frick gennt wurde. Der hat allerdings meines Wissen sowas nie gesungen.LG aus Wien
AlfredHallo Alfred ,
"Offtopic-Frage", wie das jetzt so heißt.
Ich habe mir auf Deine Anregung hin mal die Memoiren von Sir Rudolf Bing ("5000 Abende in der Oper") zugelegt.( Cent-Artikel, sehr empfehlenswert, wie Du schon schriebst)
Für die Saison 1950 suchte er händeringend einen König Philipp ( Ghiaurov und Szekely durften wegen des McCarran Acts bzw. der McCarthy-Ausschüsse nicht in die USA einreisen)
Er schreibt dann weiter:
ZitatAus London schlug (Alfred ) Diez ( Künstleragent) Gottlob Frick vor, aber in meinen Augen hatte dieser in meinen Augen zu offenkundig mit den Nazis sympathisiert, selbst wenn die Einwanderungsbehördenicht so streng darüber gedacht hätte ( was ich aber bezweifelte).
Das war mir neu, Frick mit den Nazis sympathisiert??? Wie kommt Bing darauf? Weil er von Böhm entdeckt wurde und mit ihm zusammengearbeitet hat oder weshalb? Wikipedia gibt keine Auskunft und die Buch-Biographie habe ich noch nicht gelesen.
Frick hat ja 10 Jahre später dann doch noch sehr erfolgreich an der MET gesungen.
Weißt Du @Alfred Näheres zu dieser Bemerkung Bings zu sagen oder Du operus?
Ich danke im voraus!
Beste Gruesse,
MDM
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Du kennst das Repertoire von Gottlob Frick am besten, und da wird der George Germont wohl nicht dabei gewesen sein, die Tessitura ist zu hoch für einen Baß. Aber das alles ist Dir ja bekannt.
Lieber Ulli,
wie auch Stimmenliebhaber bereits ausführte den Germont hat Gottlob Frick nie gesungen. Es war eine Stärke der beiden großen deutschen Bässe Gottlob Frick und Kurt Moll, dass sie immer in den Grenzen ihres Stimmfachs blieben und den großen Versuchungen von Partien wie Sachs, Wotan und Wanderer nie erlegen sind. Der Lohn dafür war, dass beide bis ins sehr reife Sängeralter auf hohem Niveau singen konnten. Auch bei Sängern wird offensichtlich Vernunft und kluge Selbstbegrenzung belohnt.
Herzlichst
Operus -
Das war mir neu, Frick mit den Nazis sympathisiert??? Wie kommt Bing darauf? Weil er von Böhm entdeckt wurde und mit ihm zusammengearbeitet hat oder weshalb? Wikipedia gibt keine Auskunft und die Buch-Biographie habe ich noch nicht gelesen.
Lieber MDM,
halten wir uns an die belegbarenTatsachen: 1943 ist Gottlob Frick nach langem Zögern eher widerwillig in die NSDAP eingetreten. Er hatte leidhaft erleben müssen, dass Sänger ohne Parteimitgliedschaft bei der Rollenvergaben benachteiligt und überdies sehr schnell zum Militärdienst eingezogen wurden. Der Einfluss des Natinonalsozialismus in der Dresdner Staatsoper war beträchtlich. Frick war und blieb Zeit seines Lebens ein unpolitischer Mensch. So sind auch die Äußerungen von Rudolf Bing in seinem Buch "5000 nights at the opera", er habe Gottlob Frick wegen seiner Verstrickungen in der Nazizeit nicht engagiert, nicht zutreffend. Tatsächlich liegt nämlich ein Vertrag der Metropolitan Opera für Gottlob Frick vom 25. September 1950 vor, den Bing selbst unterschrieben hat. Darin wurde Gottlob Frick für den Zeitraum von 6. November 1950 bis zum 28.Januar 1951 für die Metropolitan Opera mit einer Wochengage von 400 US$ zuzüglich Spesen und Sonderhonoraren verpflichtet. Das er nicht erfüllt wurde lag an den politischen Verhältinissen in der sogenannten Mc Carthy- Ära. wo kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auch im Kulturbetrieb eine Voreingenommenheit gegenüber allem Deurtschen herrschte. Von verschiedenen Seiten beraten und über die Situation in den Vereinigten Staaten aufgeklärt und gewarnt, verzichtete Gottlob Frick auf den Versuch, die Erfüllung des Vertrages zu erwingen.Wie Du, lieber MMM, richtigerweise schreibst kam es in den 60er Jahren dann doch noch zu Met-Auftritten für Gottlob Frick, die sehr erfolgreich waren. Der Kritiker Richard Pass resümierte in einer Rückschau: "1962 war Frick an der Metropolitan ein unübertrefflicher Fafner, den Hunding hörte man selten besser und sein Hagen war fantastisch."
Wenn Du mir möglichst privat Deine Adresse mitteilst, sende ich Dir gerne ein Widmungsexemplar der kleinen Biographie, die ich über den Sänger schrieb. Auf das Politische gehe ich darin allerdings nicht ein: Ich beleuchte den Sänger als Künstler und vor allem würdige ich die menschlichen Seiten vom "Lobl".
Herzlichst
Operus -
Lieber operus,
ganz herzlichen Dank für Deine kompetente und ausführliche Antwort sowie das Geraderücken der Fakten zu Gottlob Frick!
Auf Dein freundliches Angebot komme ich sehr gerne zurück!
Den Kontakt werde ich über Eure Internetseite herstellen.
Nochmals Dank und herzlichen Gruss,
MDM
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Das ist nach wie vor ein schwieriges Themas. Erna Berger zum Beispiel, die 1942 zu Hitlers Gbeurstag in der Alten Philharmonie in Berlin unter einem riesigen Hakenkreuz in der Neunten von Beethoven sang und fürwahr keine Widerstandskämpferin war, reiste bereits 1949 zu Gastspielen nach New York, um an der Met als Sophie im "Rosenkavalier" zu debütieren. Josef Greindl, der sogar auf der so genannten Gottbegnadetenliste stand, trat 1952 erstmals an der Met auf. So genau scheint man es dort nicht genommen zu haben. Was nun Gottlob Frick anbelangt, nehme ich den "eher widerwillig(en)" Eintritt in die NASDAP nicht ganz ab. Wie wir inziwischen wissen, wurde beim Aufnahmeverfahren schon ziemlich genau hingeschaut. Mal eben so einteten, war nicht. Diesen Schritt verübele ich ihm aber nicht. Er war ein junger Mann und hoch talentiert. Der wollte nur eines - singen.