Lieber William B.A.
ein schwieriges Thema: Tastenistrument-Solokonzerte sind eine relativ junge Gattung im Konzertwesen. Sie wurden erst in der Mitte des 19. Jhdts. durch Moscheles u.a. eingeführt. Vorher gab es die nicht, die Tasteninstrumentvirtuosen spielten Konzerte und brachten danach Solozugaben (meist improvisiert) als Dank für den Beifall.
Das wiederum heisst im Klartext: die gesamte Tasteninstrumentliteratur, gleich ob für Cembalo, Clavichord oder Hammerklavier, die vor 1830/40 komponiert wurde, war nicht für Solokonzertabende mit Hunderten an Zuhörern gedacht. Sie wurde für Kenner/Liebhaber geschrieben, die Spielmaterial brauchten und deswegen die Noten kauften (oder kopieren ließen), eine wichtige Einnahmequelle für die Komponisten. Dass Kenner/Liebhaber manchmal auch Zuhörer hatten (Familie, Freunde) steht außer Diskussion. Daraus folgt jedoch, dass Bach-, Haydn-, Mozart-, Beethoven-Klavierwerke keine Konzertliteratur waren sondern erst später dazu gemacht wurden. Für Virtuosen sind diese Werke uninteressant, da sie die Virtuosität kaum berücksichtigen. Dafür waren dann Chopin, Liszt und andere zuständig.
Dass ein Soloklavierabend, ausschließlich das WTC betreffend die Säle nicht füllt, darf doch nicht wundern. Von A bis Z komplizierte Kennerliteratur, ohne größere Virtuosenansprüche. Viele Kenner werden auch nicht da hingehen wg. "falsches Instrument", und ein Cembalo geht in einem großen Konzertsaal klanglich unter. Selbiges gilt auch für die nach-bachische Klavierliteratur bis zur Mitte des 19. Jhdts.