Beethovens Werke - Welches sind Eure Lieblingsinterpretationen?

  • Hallo



    Stimmenliebhabers Spiel mit den Opernrollen hat mich inspiriert, über ein vergleichbares Prinzip bei der Behandlung der Werke unseres Jubilars nachzudenken.


    Folgende Regeln möchte ich dazu aufstellen:

    • Alle Werke Beethovens mit eigener Opus – Zahl sind zugelassen (WoO bleiben außen vor). Dabei werden die Werke einzeln betrachtet, d. h. es kommt beispielsweise keine Gesamteinspielung aller Sinfonien zum Einsatz, sondern zur jeweiligen Sinfonie die von den Taminos am meisten geschätzten Interpretationen. Das gilt auch dort, wo eine Opus-Zahl mehrere Werke umfasst – auch hier betrachten wir jede Komposition einzeln. Eine Ausnahme würde ich lediglich bei seinen Liedern Op. 52, 75 und 82 sehen, hier macht ggf. eine Betrachtung für das gesamte Opus Sinn.
    • Jeder kann zu einem Werk bis zu drei Lieblingsinterpretationen benennen. Gerne mit entsprechenden Links auf die CD oder eine Youtube-Aufnahme. Dabei gerne mit einer kurzen Begründung. Die kritische Auseinandersetzung mit Vorschlägen anderer sollte nicht hier im Thread erfolgen.
    • Als weitere Voraussetzung möchte ich bitten, nur solche Interpretationen einzustellen, die irgendwann auf Platte oder CD veröffentlicht wurden.
    • In Zusammenhang mit den Werken Beethovens erscheint es mir nicht sinnvoll, täglich neue Werke aufzurufen. Ich möchte mich mit den Interpretationen, die ich kenne, gerne beschäftigen, bevor ich sie einstelle. Das geht Euch hoffentlich genauso. Das heißt, wir „kreisen“ einige Zeit um ein Werk, um dann zum nächsten überzugehen. Kommen mehrere Werke gleichzeitig ins Spiel, können wir uns sicher einigen, eines hínten anzustellen. Allerdings können auch zu späterem Zeitpunkt noch Interpretationen nachgeschoben werden.
    • Als Werkverzeichnis soll _Wikipedia dienen: Wikipedia Beethoven Werkverzeichnis

    Da ich derzeit beruflich sehr stark eingespannt bin, weiß ich nicht, ob ich immer tagaktuell auf Beiträge reagieren kann. Dennoch habe ich Lust, den Thread zu starten. Doch wenn uns die Krise etwas gelehrt hat, dann sicher, dass es sinnvoll ist, auch ab und zu Geschwindigkeit raus zu nehmen (und dass das auch geht).


    Ich hoffe auf eine rege Beteiligung und wünsche uns allen viel Spaß und neue Erkenntnisse.

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo


    Beginnen möchte ich nicht mit einer Sinfonie oder einem Konzert, sondern mit der Konzertarie „Ah, perfido“ Op. 65, die 1796 in Leipzig uraufgeführt wurde.


    Ich habe heute die Aufnahmen, die ich besitze und einige Youtube-Mitschnitte angehört und stelle hier die beiden folgenden Interpretinnen bzw. Aufnahmen ein:


    Die Mattila-Aufnahme habe ich erst heute in der Beschäftigung mit dem Werk kennengelernt (und gleich bestellt). Mir sagt die beinahe opernhafte Ausführung sehr zu.


    Christiane Karg liebe ich ihrer Stimme wegen - auch finde ich die Aufnahme sehr klar und ausgewogen.



    Gruß

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo


    Da habe ich ja wohl direkt ins Schwarze getroffen. Ich hoffe noch, dass die ausgebliebene Beteiligung nicht mit der Zielsetzung des Threads als solcher, sondern vielmehr mit der von mir zu Einstieg gewählten Konzertarie zusammen hängt.


    Also möchte ich als nächstes drei ausgewählte Aufnahmen der Dritten Sinfonie, der Eroica, seinem Op. 55 einstellen. Dabei kann ich bei einigen Aufnahmen selbst nicht so genau sagen, warum ich sie immer wieder zu ihnen greife.


    Da ist zum einen Bernstein mit den Wiener Philharmonikern aus den 80ern.


    Ebenso Karajan aus dem Jahr 1986


    Und wenn ich eine schlanke, recht schnelle Interpretation hören möchte, greife ich auf Gielen zurück:


    Gruß Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Lieber Wolfgang,


    bei Gielen bin ich ganz bei Dir, allerdings bevorzuge ich die 1980er Aufnahme aus Cincinnati:



    -mit ihr lernte ich Beethoven in deutscher Orchesteraufstellung und mit Befolgung der Metronomangaben kennen.


    Zwei Jahre früher entstand die Aufnahme mit Carlo Maria Giulini:



    -ein "großer, majestätischer" Beethoven


    Auf jeden Fall mit hinein gehört die Aufnahme mit Pierre Monteux:



    -es ist unglaublich bewegend zu hören, mit welcher Frische, welcher Lebensbejahung, welcher Eleganz der zum Zeitpunkt der Aufnahme 87-jährige Pierre Monteux im Juli 1962 das fantastisch aufspielende Orchester dirigierte.


    Gleichzeitig tief empfundenes "sorry" an Otto Klemperer, Jordi Savall, Hermann Scherchen, Claudio Abbado, Carl Schuricht u.a.m, die es ebenfalls verdient hätten, hier genannt zu werden...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich hoffe noch, dass die ausgebliebene Beteiligung nicht mit der Zielsetzung des Threads als solcher, sondern vielmehr mit der von mir zu Einstieg gewählten Konzertarie zusammen hängt.

    Die Wahl war doch sehr gut! Mir gefiel, dass die erste Aufnahme in diesem Thread mehr vom Rande her kam und nicht aus dem Zentrum. Ich schätze die perfekt gebaute Konzertarie "Ah! Perfido!" sehr. Im Konzert habe ich sie noch nie gehört. Immerhin gibt es aber sehr schöne Aufnahmen. Die mir liebste ist jene mit Hanne-Lore Kuhse von 1968 für das DDR-Label Eterna. Arthur Apelt leitet die Staatskapelle Berlin. Erstmals erschienen ist sie im Rahmen einer nie vollendeten Gesamtausgabe der Werke Beethovens auf Schallplatten anlässlich des 200. Geburtstages von Beethoven. Ich dachte erst heute wieder an die Arie, als ich Helmuts Text über das Lied "Verschling' der Abgrund meines Liebsten Hütte" von Hugo Wolf las.



    Hier mal eine deutsche Übersetzung:

    Aus Copyrightgründen von der Moderation entfernt !!! - Mod 001 Alfred

    Und so sah die originale Schallplatte aus:


    eterna_826328_beeth_italarien_i_1.jpg

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Beethoven ist einer meiner absoluten Lieblingskomponisten. Wieso beteiligte ich mich bisher hier nicht? Zum einen habe ich diesen Thread bis heute komplett übersehen. Zum anderen hätte ich zu Ah perfido! (wie wohl viele) nichts beitragen können.


    Nun also die Eroica. Zugegebenermaßen höre ich diese Symphonie weit seltener als die Fünfte, die Siebte oder auch die Neunte. Ja selbst die "kleineren" gehen bei mir eher. Für die Dritte braucht es eine gewisse Überwindung. So richtig warm geworden bin ich mit ihr irgendwie nie, auch wenn ich nach einem vollständigen Hördurchgang dann doch denke: großartig. Ich muss auch lange überlegen, um eine absolute Lieblingsinterpretation benennen zu können. Schließlich habe ich mich für folgende entschieden:


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    Das ist die späte Einspielung von Carlo Maria Giulini mit dem Scala Philharmonic Orchestra. Aufnahme: Teatro Abanella, Mailand, 15.-17. November 1992. Spielzeiten: 21:04 - 17:50 - 6:40 - 13:59.




    Ebenfalls als vorzüglich empfinde ich diese Aufnahme des hierzulande noch immer weitgehend ignorierten großen japanischen Dirigenten Takashi Asahina mit dem (heutigen) Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (damals eigentlich noch RSO Berlin). Aufnahme: Berliner Philharmonie, 24. September 1989. Spielzeiten: 20:22 - 18:27 - 6:52 - 13:10.


    Man kann daran schon erkennen, welche Lesarten mir besonders zusagen: monumental und zelebriert, einer heroischen Symphonie angemessen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo


    Danke für Eure Beiträge.


    Die Giulini - Aufnahme besitze ich auch. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Sinfonie etwas schneller gespielt liebe - vor allem den 1. Satz. Ich werde sie allerdings auch noch mal hören.


    Mit Monteux habe ich mich noch nie beschäftigt - vielleicht sollte ich das nachholen?


    Das Hane-Lore Kuhse die Konzertarie Ah Perfido eingespielt hat, war mir nicht bekannt. Ich werde mir die Youtube-Aufnahme anhören.


    Gruß und gute Nacht

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich will mal mit einer der beiden Klaviersonaten anfangen, die ich zuletzt besprochen habe und wegen der es einigen heißen Wind in ihrem Thread gegeben hat, die Klaviersonate Nr. 21 in C-dur op. 53 "Waldstein".


    Da habe ich zunächst:



    Emil Gilels, der die Waldstein-Sonate von dieser CD im Januar 1972 in Berlin (UFA-Studios) aufgneommen hat. An dieser Aufnahme kommt man einfach nicht vorbei. Sie lässt keine Fragen offen, und sie ist auch der Grund dafür, warum Swjatoslaw Richter diese Sonate nie aufgenommen hat.


    Dann habe ich eine frühe Aufnahme von Arthur Rubinstein von Ende Dezember 1954. "Früh" ist natürlich relativ, weil Rubinstein damals schon 67 Jahre alt war:

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    Rubinstein hat nur 7 Klaviersonaten von Beethoven aufgenommen, davon z. B. die Appassionata mehrfach. Aber hier geht es ja um die Waldstein, und da ist Rubinstein m. E. auch Referenz.


    Als Dritten möchte ich Vladimir Ashkenazy vorstellen. Er hat die Waldsteinsonate 1973 in London aufgenommen:

    41C1HGCRWDL._AC_UY355_.jpg


    Alle drei Pianisten sind bzw. waren große lyrische Ausdrucksmusiker und Klangmagier, und das kommt bzw. kam ihnen bei der Waldsteinsonate in besonderem Maße entgegen. Man kann das z. B. an so einem Detail erkennen wie der Zeit, die sie sich für die "Introduzione" ließen, den relativ kurzen langsamen Satz von nur 28 Takten. Aber was haben sie daraus gemacht.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat von Wolfgang Kaercher

    Mit Monteux habe ich mich noch nie beschäftigt - vielleicht sollte ich das nachholen?


    Das wäre nicht das Verkehrteste. Seine Symphonien-GA ist schon legendär, mit dieser Box:

    Für gut 10 € weniger bekämst du die Beethoven-Samphonien GA, aber in dieser Box sind noch etliche andere Komponisten enthalten, wie du selber sehen kannst. Für die 24 CDs ist das ein Schnäppchenpreis.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Wolfgang,


    ich schließe mich Willis Empfehlung an.


    Monteux hat keinen "titanenhaften" Beethoven eingespielt, sondern einen "französisch eleganten", einen mit viel Esprit, Schwung und Charme. Als weiteres, eindeutiges Highlight sei die 7. Sinfonie empfohlen mit einem Schlusssatz, den man sich entfesselter kaum vorstellen kann.


    Aber auch alle anderen Sinfonien werden auf einem sehr hohen Niveau interpretiert.


    (Und fernab von Beethoven sollte ibs. wegen der fantastischen Interpretationen von Brahms' 2. Sinfonie (mit den Wiener Philharmonikern, die mit dem LSO kenne ich nicht), Dvoraks 7., Sibelius' 2. und Berlioz' "Roméo et Juliette" die Box unbedingt gekauft werden.)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Mit Monteux habe ich mich noch nie beschäftigt - vielleicht sollte ich das nachholen?

    Das würde ich Dir sehr empfehlen, lieber Wolfgang Kaercher!


    Pierre Monteux, erstmals in den Schlagzeilen als Dirigent der Skandal-Uraufführung von Strawinskys "Sacre du Primtemps" 1913 in Paris, hat sich u.a. auch intensiv mit Beethovens Sinfonien befaßt. Es gibt sie inzwischen sogar als CD-Box:

    Es sind Stereo-Aufnahmen aus den Jahren 1958 bis 1962, Nr. 1, 3, 6, 8 mit den Wiener Philharmonikern, Nr. 2, 4-5, 7 & 9 mit dem London Symphony Orchestra. Zusätzlich enthält die Kassette noch die EROICA mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, 1962 für PHILIPS produziert. Diese letztere ist der Wiener Aufnahme klanglich überlegen, darstellerisch gibt es keine gravierenden Unterschiede.


    Doch hier ging es ja eigentlich um die EROICA. Da nenne ich mal meine drei Favoriten, obwohl mir die Wahl (zwischen 23 in meinem Bestand) sehr schwer fällt:

     

    Fricsay und Klemperer sind in STEREO aufgenommen, Erich Kleibers Version wurde 1950 aufgezeichnet, klingt aber für ihr Alter ausgezeichnet und hat einen Drive, der staunen macht. Der Aufdruck "1953" auf dem Cover ist irreführend, er bezieht sich auf die Fünfte.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo


    LvBeethoven


    Frühe Variationen für Klavier (außer den c-moll)

    Bagatellen Op.33 & 119

    Variationen Op.34

    Polonaise Op.89

    2 Rondos WoO

    2 Rondos Op.51


    Mikhail Pletnev, p


    (DG, DDD, 1997)


    Schon die Zusammenstellung ist abseits des Üblichen. Pletnevs Art des leisen Spiels und der feinen Artikulation kommt das Programm sehr entgegen. Außerdem verteilen sich die Werke von der Bonner Zeit bis zur späten Wiener Periode.


    LG Siamak

  • Hallo


    Hier die bisherigen Nennungen.

    Lieber Siamak - Deine Nennung habe ich nicht mit aufgenommen, da wir uns den Werken einzeln zuwenden wollen. Ich hoffe, das ist okay für Dich:hello:

    Gruß

    Wolfgang


    Klaviersonate Nr. 21 "Waldstein" Opus 53
    Emil Gilels
    Artur Rubinstein
    Vladimir Ashkenazy
    Nr. 3 "Eroica" Opus 55
    Bernstein / Wiener Philharmoniker
    Karajan / Berliner Philharmoniker (1986)
    Gielen / SWR SO
    Gielen / Cincinnati SO
    Giulini / Los Angeles SO
    Giulini / La Scala Philharmonic Orchestra
    Monteux / Concertgebouw Orchestra
    Asahina / Deutsches SO Berlin
    Friscay / Berliner Philharmoniker
    Klemperer / Philharmonia Orchestra
    Kleiber / Councertgebouw Orchestra
    Ah, Perfido Opus 65
    Karita Mattila
    Christiane Karg
    Hane-Lore Kuhse

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Lieber Wolfgang,


    vielleicht kannst Du meine Nennung für die Bagatellen Op.33 und 119 und das wunderbare Andante favori F-Dur WoO 57 in die Liste aufnehmen. Die Bagatellen sind gewissermaßen zyklusartig zusammengefasst.


    LG Siamak

  • Hallo Siamak


    Ursprünglich wollte ich Werke ohne Opusbezeichnung außen vor lassen - aber da es Dir offenbar viel bedeutet, nehme ich es dennoch gerne auf. Ebenso die beiden Bagatellen. Ich möchte mit dem Aufruf, Lieblingsaufnahmen zu diesen Kompositionen zu benennen, allerdings noch etwas warten, da sonst zu viele Werke gleichzeitig im Thread behandelt werden.


    Schließlich möchte ich mich mit den Kompositionen auch beschäftigen. Für die von Dir genannten werde ich meine Brendel-Box aus dem Regal nehmen.

    Die von Dir genannte Pletnev-CD werde ich streamen um mein Spektrum auch hier zu erweitern.


    Ich danke Dir

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo


    Zu der von Willi eingeführten Waldstein - Sonate:


    Ich habe tatsächlich heute die drei Aufnahmen, die mir nahe liegen, nacheinander gehört. Und siehe da, es war sehr aufschlussreich.

    Ich bin nicht in der Lage, Aufnahmen hinsichtlich ihrer Unterschiedlichkeit in der Interpretation "zu zerlegen". Dennoch ein paar Sätze zu jeder Aufnahme:



    Pollini hat bei mir immer einen Vorschuss. Meist verdient. Die Aufnahme erscheint mir stellenweise sehr nüchtern, die Emotionen schäumen nicht über. Das schadet allerdings nicht, ich höre die Aufnahme sehr gerne.



    Er ist für mich "Dr. Beethoven". Das gilt vor allem für die Sonaten (sein Diabelli-Projekt ist gerade unterwegs zu mir).



    Igor Levit - ein unheimlich emotionaler Zugang, der mich mitreißt.


    Gruß Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Lieber Wolfgang,


    ich habe auch die Klaviersonaten-GA mit Buchbinder und Levit sowie die Waldstein-Einspielung Pollinis aus den 80er. Ich teile Deine Einschätzung !


    LG Siamak

  • Hallo


    LvBeethoven


    Klaviersonate Nr.32 c-moll Op.111


    Ivo Pogorelich, p


    (DG, DDD, 1982)


    Für mich ist dies die ultimative Aufnahme dieser Sonate. Es war die 2. Platte bei der DG. Ich war Schüler in der 11 und habe die Op.111 mit dieser Aufnahme erstmals gehört. Bis heute habe ich keine ‚bessere‘ Aufnahme gehört. Klanglich und dynamisch!


    LG Siamak

  • Ah, sehr schön, Siamak! Ich kann mir richtig vorstellen, was er bei der 111er bietet. Und die Scheibe kostet ja noch nicht einmal tausend Euro. Kleiner Scherz, den ich wahrscheinlich nur selber verstehe ... :P


    Schon bestellt!


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Lieber Wolfgang,


    auch bei Schumanns Symphonischen Etüden und der Toccata wirst Du große Freude haben.


    LG Siamak

  • Ich erlaube mir, heute eine weitere Sinfonie von Beethoven zu benennen und zwar die 2., op. 36


    Diese Sinfonie schätze ich sehr, weil an ihr ganz gut der "Weg zur Eroica", der "großen sinfonischen Revolution", zu verfolgen ist. Die Tradition, insbesondere hervorgebracht durch Mozart und Haydn, ist noch ein wenig präsent, aber das Streben nach eigenen Wegen schon deutlich hörbar.


    Auch hier ist es wieder unglaublich schwierig, nur drei Einspielungen zu benennen, deswegen möge ich mir verzeihen, dass ich z.B. Karl Böhm (Audite), Osmo Vänskä, Claudio Abbado (B Ph, Live aus der Accademia de Santa Cecilia), Ernest Ansermet oder Pierre Monteux nicht benannt habe.


    Ich nominiere:



    -bei dieser Aufnahme wird exemplarisch verdeutlicht, welch Hörgewinn durch das Verwenden historischer Instrumente erzielt werden kann. Eine sehr transparente, "farbige" Aufnahme, bei der kein einzelnes Tempo als zu schnell empfunden wird.



    -Karl Schumann beschrieb Kubeliks Interpretation der 2. Sinfonie als "Beethovens Werther", was den Dirigenten glücklich machte. Ich finde die Beschreibung sehr gelungen, denn der "Sturm und Drang", der dieser Sinfonie innewohnt, wird durch diese Live-Aufnahme vom 01.02.1971 sehr gut herausgearbeitet. Das "Larghetto", der 2. Satz, erklingt in dieser Aufnahme wunderbar gesanglich-lyrisch ausmusiziert.



    -Ich gestehe, ich habe ein Faible für Drahos' Beethoven Interpretationen. Die 2. Sinfonie erklingt hier nicht ganz so attackierend revolutionär wie bei den beiden anderen, aber im sehr guten Sinne "ausgewogen" mit einer schönen Balance zwischen Streichern und (Holz-) Bläsern.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Konzertarie „Ah, perfido“ Op. 65, die 1796 in Leipzig uraufgeführt wurde.

    Dazu möchte ich, wenn auch verspätet, noch meine Lieblingsaufnahme nennen:

    Elisabeth Schwarzkopf (Sopran) und das Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Herbert von Karajan (Aufnahme: 20.9.1954, London).


    Eine IMO großartig gesungene, von Karajan erstklassig begleitete Aufnahme, die trotz Monotechnik erstaunlich gut klingt. Auch die ebenfalls enthaltene große Leonoren-Arie aus dem FIDELIO "Abscheulicher, wo eilst du hin", am gleichen Tag aufgenommen, erfährt eine große Interpretation.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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    Dann bleibe ich mal bei "Ah! Perfido", der Konzertarie, für die ich eine große Schwäche habe. Geerbt hatte ich mal eine Single mit Astrid Varnay. Die ließ ich mir sogar digitalisieren - bis ich sie in dieser Box fand:



    Begleitet wird die Sängerin, die vor allem mit Wagner und Strauss sehr erfolgreich war, vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung ihres Ehemannes Hermann Weigert. Ihr Vortrag ist gemessen an der Schwarzkof, die Nemorino dankenswerterweise ins Spiel brachte, etwas grober und wuchtiger. Mir gefällt die Aufnahme, weshalb ich sie hier einstelle.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Nilsson ist mir die liebste .....


    Aufgenommen 12.-14.5.1958 Philharmonia Orchestra unter Heinz Wallberg

    .....auch die Varnay kann bei mir punkten, ich bin eher derjenige der bei der Leonore sowie der Konzertarie etwas Drive braucht, nicht nur schönen Gesang!

    Zu der anderen Dame verkneife ich mir einen Kommentar!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich möchte jetzt hier Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 nennen, das (für mich) nicht nur sein schönstes, sondern überhaupt das wunderbarste Konzert für Klavier und Orchester überhaupt ist.

    Ich besitze es in mindestens zwei Dutzend Aufnahmen, doch besonders möchte ich die folgenden drei Interpretationen hervorheben.

    Kennengelernt habe ich das Konzert mit dieser Fontana-LP:

    Rudolf Serkin, The Philadelphia Orchestra, Eugene Ormandy, Ludwig ...

    Rudolf Serkin (Klavier) und das Philadelphia Orchestra, Dirigent: Eugene Ormandy (Aufnahme: 10.3.1955, Mono).


    Es gibt aber, in gleicher Besetzung, eine neuere, die in Stereo produziert wurde:

    Beethoven:Piano Ctos. 4 & 5 - Serkin: Amazon.de: Musik

    Aufnahme: 28.1.1962.

    Die letztgenannte klingt natürlich besser als die Monoplatte, obwohl auch diese technisch durchaus in Ordnung ist. Interpretatorisch sind die Unterschiede gering, so daß ich die neuere bevorzuge. Es gibt von Rudolf Serkin noch eine weitere Studioaufnahme aus Boston, mit Ozawa (Telarc), die ich aber nicht kenne.

    Rudolf Serkin war ein bedeutender Beethoven-Interpret, er zählt überhaupt zu den herausragenden Pianisten des 20. Jahrhunderts. Geboren wurde er in Eger, mußte aber wegen seiner jüdischen Herkunft während der Nazi-Herrschaft in die USA flüchten, wo er sich auf Dauer niederließ.


    Neben Serkin nenne ich jetzt noch zwei Aufnahmen, die mir besonders ans Herz gewachsen sind:

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    Claudio Arrau (Klavier) mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, Dirigent: Bernard Haitink (Aufnahme: 4/1964)


    und diese:


    Emil Gilels (Klavier) und das Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Leopold Ludwig (Aufnahme: 5/1957, Abbey Road Studio No. 1, London).


    Diese ist in ihrem Zusammenspiel noch vollendeter als die Version Gilels/Szell (EMI) aus der berühmten Gesamtaufnahme von 1968/69. Es gibt weitere großartige Einspielungen, sie alle aufzuführen würde den Rahmen sprengen, doch die oben genannten scheinen mir zu den Sternstunden der Schallplatte zu gehören.


    LG Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die Nilsson hat die Konzertarie Ah! perfido op. 65 offenbar noch mindestens zwei weitere Male eingespielt:


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    1963 mit dem Orchestra of the Royal Opera House, Covent Garden, unter (damals noch nicht Sir) Edward Downes (Decca)



    1970 mit den Wiener Symphonikern unter Ferdinand Leitner (DG)

    Ich lausche gerade ersterer Aufnahme und bin sehr angetan. :thumbup:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • die Konzertarie Ah! perfido op. 65

    ist bei mir nicht häufig vorhanden. Neben der bereits genannten und gepriesenen Aufnahme mit Elisabeth Schwarzkopf findet sich nur noch eine weitere:

    mit Maria Callas und dem Conservatoire Orchestra Paris, Dirigent: Nicola Rescigno (Aufnahme: 12/1963 & 1/1964, Paris).


    Da war die Callas schon weit über ihren Zenit hinaus. Ihre dramatische Gestaltungskraft ist zwar noch ungebrochen, doch stimmlich gibt es nicht zu überhörende Probleme, die sie aber mit ihrer Technik weitgehend noch gut ausgleichen kann. Schwarzkopf verfügt über die schönere Stimme, doch insgesamt überzeugt die Callas, trotz der genannten Einwände, mehr.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo


    Klaviersonate Nr.30 E-Dur Op.109

    Klaviersonate Nr.31 As-Dur Op.110


    Valery Afanassiev, p


    (Denon, DDD, live, 1990)



    Es handelt sich um das erste live-Recital Afanassievs nach seiner Emigration in der Sowjetunion (Moskau). Die Sonorität und Verbindung aus Intellektualität sowie Leidenschaft kommt den beiden Sonaten sehr gut entgegen. Es klingt wie improvisiert.


    LG Siamak

  • Hallo


    Ich werde am Wochenende sicher dazu kommen, alles wieder zusammen zu fassen.

    Hier Zwischendurch ein aktueller Überblick über die bislang eingestellten Werke:


    Sinfonie Nr. 2 Op. 36

    Sinfonie Nr. 3 "Eroica" Opus 55

    Ah, Perfido Opus 65

    Klavierkonzert Nr. 4 Opus 58

    Klaviersonate Nr. 21 "Waldstein" Opus 53

    Klaviersonate Nr.30 E-Dur Op.109

    Klaviersonate Nr.31 As-Dur Op.110


    Ich denke, wir ergänzen zunächst diese Werke um weitere Lieblingsinterpretationen, um den Überblick zu bewahren.


    Gruß und Danke

    Wolfgang


    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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