Meine wenigen Begegnungen mit Ursula Schröder-Feinen prägte deren raumfüllende Präsenz. Nicht nur mir schien es so zu gehen. Eine prominente Zeitzeugin: "Ich werde nie vergessen, als ich sie zum ersten Mal hörte, bei einer "Elektra"-Probe in Berlin. Man hatte mir wohl gesagt, dass ich eine herrliche Stimme hören werde, aber ich war nicht gefasst auf das, was dann kam. Sie war so anrührend als Elektra, dass mir die Tränen gekommen sind" - das sagte keine Geringere als Leonie Rysanek.
Umso merkwürdiger, dass es von dieser Stimme keine offizielle, autorisierte Aufnahme gibt. Eine Produktion des "Lohengrin" unter Karajan lag so lange auf Eis, bis die als Ortrud vorgesehene Ursula Schröder-Feinen die Partie zurückgeben musste und Dunja Vejzovic übernahm. Verdienstvoll, dass auf dem Orfeo-Label ein Sängerportrait vorliegt, mit Live-Aufnahmen aus der Deutschen Oper am Rhein, dem langjährigen Stammhaus von Ursula Schröder-Feinen.
Am 21. Juli 1936 in Gelsenkirchen geboren, studierte die Künstlerin erst in ihrer Heimatstadt, anschließend an der Folkwangschule in Essen. Ab 1958 sang sie im Opernchor Gelsenkirchen, und übernahm dort 1961 mit der Post-Christl im "Vogelhändler" ihre erste Solopartie. Fast nicht zu glauben, aber wahr, eine Woche später stand sie im gleichen Haus in der Titelpartie von Verdis "Aida" auf der Bühne. Sie blieb Gelsenkirchen treu, und sang dort ein breites Repertoire, bis zu ihrem Wechsel 1968 an die Deutsche Oper am Rhein.
Parallel dazu entwickelte Ursula Schröder-Feinen eine rege Gastspiel-Tätigkeit, die sie an viele Bühnen im In- und Ausland führte. Erwähnt sei ihr Debut 1970 an der Metropolitan als Chrysothemis in "Elektra" von Richard Strauss. 1972 gab sie dort auch die Brünnhilden. Ursula Schröder-Feinen war die Salome der kanadischen Erstaufführung in Montreal. Die Färberin gestaltete sie in den Jahren 1974 und 1975 bei den Salzburger Festspielen.
Auf dem Grünen Hügel in Bayreuth war Ursula Schröder-Feinen 1971 erstmals als Senta zu erleben, dann 1972 als Ortrud und 3. Norn, in 1973 als Siegfried-Brünnhilde und schließlich 1975 als Kundry.
Viel gerühmt auch die Rollengestaltungen der Schröder-Feinen als Fidelio-Leonore und in den Puccini-Titelrollen von "Tosca" und "Turandot".
Nach ihrem 40. Lebensjahr beendete eine Stimmkrise die Karriere von Ursula Schröder-Feinen. Sie äußerte sich dazu in einigen Interviews, die auch Einblicke in die Härte des Operngeschäfts geben.
An den Folgen einer schweren Grippe-Erkrankung starb Ursula Schröder-Feinen am 9. Februar 2005, im Alter von 68 Jahren, in Hennef bei Bonn.