Ich liebe die Musik von Malcolm Arnold sehr. Ich kam zu ihr, weil ich irgendwann einmal in einem Klassikmusikgeschäft die Sinfonien 1 und 2 entdeckte und sofort begeistert war.
Malcolm Arnold war und ist ein englischer Komponist, der 1921 geboren geboren wurde und meines Wissens auch noch lebt. Er widersetzte sich vielem. Zunächst mal widersetzte er sich als kleines Kind kategorisch der Schule ( auf diesen Gedanken hätte ich auch kommen sollen). So mußte er denn auch nicht zur Schule, sondern bekam Privatunterricht. Später - im zweiten Weltkrieg - widersetzte er sich dem Militär und wurde Kriegsdienstverweigerer. Allerdings wurde er dann schließlich doch Soldat, schoß sich aber bald in den Fuß, so daß aus der Sache dann doch nichts wurde. Schließlich aber widersetzte er sich dann schließlich auch bald der modernen Musik. Er ist ein konservativer Musiker, und ein solches Statement wie "eine Sinfonie ist für mich Mozart, Beethoven und Brahms" ( und Berlioz für ihn das große Vorbild) kennzeichnet ihn nun sozusagen als extrem konservativen Musiker, obwohl das völlig irreführend ist, weil seine Musik dann doch nicht nach Mozart, Beethoven und Brahms klingt, sondern dann eben doch viel moderner ist und auch er kann dann schon mal schroff, schrill, ja aggressiv und in Maßen dissonant klingen.
Malcolm Arnold ist jedenfalls ein Komponist, den ich wirklich ausgesprochen gerne höre. Ich muß sagen, daß er vermutlich dann doch der Komponist ist, den ich aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg am meisten höre. Er wird im Plattentext der Naxosaufnahmen als Spätromantiker gehandelt, aber ich weiß nicht so recht, irgendwie empfinde ich ihn beim Hören gerade der Sinfonien wirklich nicht als Spätromantiker. Also die blaue Blume der Romantik sucht er in seinen Sinfonien nun sicherlich nicht.
Zum Beispiel der erste Satz der 7. Sinfonie dürfte die Geschmacksgewohnheiten eines an Spätromantik gewöhnten Hörers doch schon gewaltig überfordern:
Wie auch immer, nach dem ich mit der 1. und 2. Sinfonie eingestiegen war, kaufte ich nach und nach auch die anderen Sinfonien aus der Naxosreihe, immer mit großer Vorfreude und Begeisterung. Die 4. Sinfonie ist schon manchmal ein wirklich fetziges Stück Musik. Und gerade was nun das "Spätromantische" bei Arnold anbetrifft, ist nun weiß Gott der erste Satz mit diesem massiven Einsatz des Schlagzeugs alles andere als spätromantisch:
Aber auch die 5. höre ich sehr gern. Den zweiten Satz hat ein wirklich schönes und eingängiges Thema. Daß dieses Thema, das dann im letzten Satz wieder aufgegriffen wird, nun sagen wir mal die Noblesse eines Brucknerthemas hat, nun das wohl nicht, aber ich glaube sowieso, daß man Arnold nicht auf die "big tunes" reduzieren sollte. Ich finde seine Musik immer spannend, immer interessant, auch abseits der "big tunes".
Arnolds 9. ist dann seine letzte Sinfonie und auch seine längste. Der letzte, sehr lange Satz, ein Lento, ist dann ein letzter Satz vielleicht im Stile von Mahlers 9. oder Tschaikovskys 6. , ich finde ihn bewegend, obwohl dann doch meinetwegen zu Mahler schon ein Abstand ist. Eigentlich ein ungewöhnlicher Satz für Arnold, dessen Sinfonien zwar keineswegs kurzatmig sind, aber sich dann doch eher im Rahmen meinetwegen Beethovenscher oder Nielsens Sinfonielängen bewegen. Die Naxos CD enthält zusätzlich ein Interview mit dem Komponisten, der allerdings ein bißchen nuschelt, so daß sein Englisch nicht immer leicht zu verstehen ist.
Die Sinfonien sind nun vermutlich die ambitioniertesten Werke von Arnold, aber die sinfonischen Tänze muß man meiner Meinung nach unbedingt haben. Auf der Naxos CD befinden sie sich in chronologischer Reihenfolge so daß man gewissermaßen auch den Werdegang des Komponisten von den wunderbar fetzigen frühen englischen Tänzen über die oft herrlich originellen späteren bis zu den oft schwermütigen spätesten verfolgen kann. Diese CD befand sich sehr oft in meinem CD Player, ich habe die immer sehr gerne gehört, und wenn die sinfonischen Tänze auch nicht so ambitioniert sein mögen wie die Sinfonien, enthalten sie doch eine Fülle guter Arnoldscher "Tunes", die dann auch wunderbar verarbeitet und instrumentiert sind.
Erfreulicherweise sind all die hier aufgeführten Sachen billig zu erwerben. So ist auch die folgende Decca CD sehr billig ( 3 Euro bei JPC). Am besten gefällt mir hier das Gitarrenkonzert ( die englischen Tänze sind natürlich auch auf der Naxos CD), das ich mir oft, wenn ich mal in der Stimmung war, aufgelegt habe.
Sehr schön ist die Naxos CD mit Kammermusik von Malcolm Arnold. Ich finde diese Musik sehr gut. Beeindruckend ist vor allem die Cellosonate ( ohne Klavierbegleitung). Irgendwie mag ich so etwas nicht, aber Arnold schafft es doch, einen selbst mit dem Cello alleine zu fesseln ( Benjamin Brittens Cellosonaten vermochten das zum Beispiel nicht).
Malcolm Arnold hat mich eigentlich nie enttäuscht. Aber die Klavierstücke haben es dann doch getan. Nun gut, Malcolm Arnold ist auch kein Komponist, der vom Klavier kommt. Er war Trompetenspieler ( nachdem er als Kind Louis Armstrong hörte, wollte er unbedingt Trompete spielen). Als Trompetenspieler hat er es dann auch weit gebracht, immerhin zum ersten Trompeter der Londoner Philharmoniker. Deshalb hat er auch für Orchester sehr gute Musik geschrieben ( und die Trompeten vielleicht doch irgendwie ein bißchen bevorzugt?). Und er hat dann möglicherweise auch immer im kompositorischen Understatement gesagt, wie stolz er doch sei, ein Trompetenspieler zu sein. Dagegen machte er sich über Komponisten, die am Klavier komponierten lustig ( "Wenn man am Klavier komponiert, schreibt man Sachen wie Franz Liszt"). Ich werde mir die Scheibe trotzdem noch mal anhören ( sie ist auch spottbillig, 3 Euro). Entschuldigt, das Cover ist wirklich winzig, aber ich finde nichts besseres.
Wenn man dann die CDs, die ich aufgeführt habe, schon kennt, sollte man die folgende Scheibe mal ins Auge fassen. Sie enthält die Sinfoniettas und das Flöten und Oboenkonzert. Die erste Sinfonietta und das Oboenkonzert sind mir zu betulich konservativ, aber die anderen Sachen finde ich besser, ohne daß sie dann an die Sinfonien heranreichen würden. Und natürlich sind die Sachen auch relativ kurzatmig. Auch diese CD ist nicht teuer.
Aber wie steht ihr zu Malcolm Arnold ( falls ihr ihn kennt)? Ich schätze ihn sehr hoch ein. Und wenn denn auch Britten, Schostakowitsch und Messian dann doch sicher höher gehandelt werden ( und wahrscheinlich auch zu Recht), aber ich weiß nicht, einen Komponisten, den man so gerne und oft hört, sollte man den nicht doch ein wenig höher hängen, ihn vielleicht sogar in diese Kategorie aufnehmen? Was ist eure Meinung?
Gruß Martin