MOZART Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr 25 in C-Dur KV 503
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Wow, das ist spannend - hoffentlich erscheinen die einzelnen Alben dann auch digital, wie bei Warner üblich.
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Die "legendären" Aufnahmen Bernsteins von Mozart-Konzerten sind wohl KV 450 und 453, die ich aber nicht kenne (es gibt wohl schon eine frühe Mono-Aufnahme (in der oben gezeigten Box) und dann welche mit den Wiener Philharmonikern). Das KV 503 habe ich in einer älteren 3er-Box, die ich ingesamt recht gemischt in Erinnerung habe (+ Beethoven 1, Ravel, Schostakowitsch, Gershwin, sowie Mozart und Schumann mit dem Juilliard Q). KV 503 ist aber nicht schlecht, wenn auch sehr breit im ersten Satz. In der Kadenz zitiert Bernstein m.E. u.a. aus Mozarts c-moll-Konzert
Es ist das letzte der regelmäßig komponierten Wiener Konzerte (die letzten beiden sind Nachzügler, wobei KV 537 ja für auswärts/unterwegs komponiert wurde) dabei ein seltsames Werk, oszilliert zwischen "Sperrigkeit" (eher rhythmisch bestimmte "Allerweltsthemen" im langen Kopfsatz) und teils recht eingängiger Melodienseligkeit besonders im Finale.
Eine ungewöhnliche und faszinierende Einspielung ist Kocsis/Rolla. Kocsis ist in allen Mozartkonzerten, die er eingespielt hat, eher zügig unterwegs, aber kein anderes sticht so heraus. Vermutlich ist das nicht mehr "maestoso", aber das Stück erhält so eine ganz neue Geschlossenheit und Dynamik. Unter konventionellen Aufnahmen schätze ich auch Kovacevich/Davis (+ KV 467). Ich muss aber zugeben, dass das Werk keines meiner großen Favoriten geworden ist.
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Am 11.11.2022 erscheint diese gewaltige CD-Box, die einen Meilenstein für jeden Walter Gieseking - Fan darstellen wird:
Lieber Don_Gaiferos,
vielen Dank für diese Neuigkeit. Es ist längst überfällig, daß Walter Gieseking wieder etwas mehr in den Fokus der Klavierfreunde gerückt wird. Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg.
Ich werde allerdings nicht zu den Käufern zählen, da ich die meisten EMI-Aufnahmen Giesekings in meiner Sammlung habe (Beethoven, Mozart, Ravel, Debussy etc., auch die Konzerte von Schumann und Grieg, Schumanns Kinderszenen u.v.a. Außerdem kann ich mich für diese Riesenkisten (48 CDs!) nicht begeistern. Praktisch sind sie m.E. nicht, deshalb schätze ich mehr Einzel- oder Doppel-CDs, obwohl sie mehr Platz beanspruchen.
Trotzdem ist es eine gute Nachricht.
LG Nemorino
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Weitere erwähnenswerte Aufnahmen mit hochkarätigen Pianisten, die von Interesse sein könnten (sämtlich in Stereo):
André Tchaikovsky, Klavier
Chicago Symphony Orchestra
Fritz Reiner
Aufnahme: Orchestra Hall, Chicago, 2/1958
Éric Heidsieck, Klavier
Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire
André Vandernoot
Aufnahme: Salle Wagram, Paris, 9/1961
Andor Foldes, Klavier
Berliner Philharmoniker
Leopold Ludwig
Aufnahme: Jesus-Christus-Kirche, Berlin, 2/1963
Julius Katchen, Klavier
Stuttgarter Kammerorchester
Karl Münchinger
Aufnahme: Schloss Ludwigsburg, Stuttgart, 9/1966
Lili Kraus, Klavier
Wiener Festspielorchester
Stephen Simon
Aufnahme: Konzerthaus, Wien, 9/1966
Ingrid Haebler, Klavier
London Symphony Orchestra
Alceo Galliera
Aufnahme: London, 8/1967
Dino Ciani, Klavier
Orchestra Sinfonica A. Scarlatti della RAI di Napoli
Sir John Barbirolli
Aufnahme: Radio Televisione Italiana, 1/1968
Ivan Moravec, Klavier
Tschechische Philharmonie
Josef Vlach
Aufnahme: Rudolfinum, Prag, 2/1973
Martha Argerich, Klavier
Netherlands Chamber Orchestra
Szymon Goldberg
Aufnahme: Amsterdam, 6/1978
Swjatoslaw Richter, Klavier
Orchestra di Padova e del Veneto
Yuri Bashmet
Aufnahme: Teatro Regio, Parma, 10/1993
Paul Badura-Skoda, Klavier und Leitung
Prager Kammerorchester
Aufnahme: Prag, 6/2003
KV 503 führt wahrlich kein Schattendasein!
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Joseph II. hat dankenswerter Weise etliche der wesentlichen Einspielungen des C-dur-Klavierkonzerts KV 503 aufgeführt. Eines sollte aber auch nicht unterschlagen werden. Es wurde im Rahmen der ersten GA der Mozart-Konzerte durch Géza Anda aufgenommen und war als Einzel-LP erstmals so erhältlich:
Als CD ist das Werk m.W. nur in der Gesamtaufnahme veröffentlicht worden, zuerst in dieser schönen Aufmachung:
später dann, zu einem deutlich günstigeren Preis, in dieser spartanischen Ausführung:
Immerhin liegt ein ordentliches Textbuch bei.
LG Nemorino
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Ich wollte heute anlässlich dieses Threads die Aufnahme mit Geza Anda hören, hab mich aber im letzten Moment für jene mit Rudolf Serkin entschieden, der heute weitgehend unbekannt ist. Natürlich nicht völlig unbekannt, aber er war schon zu Lebzeiten kein Blender, Provokateur oder Wichtigtuer. Zudem hat er kaum eine Aufnahme hinterlassen, die man als "spektakulär" bezeichnen würde. Es ist natürlich schwer einzuschätzen, wie die folgenden Generationen einen Künstler bewerten, aber aucgh ich musste nachsehen, wo denn im allgemeinenen die Schwerpunkte dieses Pianisten lagen. Bei Brendel, Gieseking, Schnabel, Horowitz, Rubinstein, Kempff und Backhaus wissen wir es.
Die - IMO übrigens vorzügliche Aufnahme ist Teil einer unvollendeten Gesamtaufnahme von Mozarts Klavierkonzerten - oder war nie an einen kompletten Zyklus gedacht ?
Es ist schade, daß der Zyklus nicht vollendet wurde, aber das lag nicht am vorzeitigen Tod Serkins, denn er wurde von 1981-86 aufgenommen. Serkin konzertierte indes noch (so meine Quellen stimmen) bis 1989. Danach machte sein Gesundheitszustand weitere Auftritte unmöglich. Serkin spielt bei dieser Aufnahme des Klavierkonzerts Nr 25 die Kadenz von Robert Casadesus.
mfg aus wien
Alfred
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Hallo Alfred,
ich denke schon, dass es von Serkin einige herausragende Einspielungen gibt, die Interpretationsgeschichte geschrieben haben, an seine Beethoven-Aufnahmen (op. 109!!!) kommt man bspw. nicht vorbei - und an seinen erfüllten, lebendigen, maskulinen Mozart auch nicht. Allerdings empfehle ich bei KV 503 die frühere Aufnahme mit George Szell am Pult (gibt es als digitalen Download oder on einer Mozart-Box):
Viele Grüße
Christian
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Rudolf Serkin (1903-1991) war einer der bedeutendsten Klavierspieler des 20. Jahrhunderts, aber
er war schon zu Lebzeiten kein Blender, Provokateur oder Wichtigtuer.
Sehr richtig, und deshalb mag sein Bekanntheitsgrad nicht die Werte eines Horowitz oder Rubinstein erreicht haben. Künstlerisch steht er den ganz Großen in keiner Weise nach!
Außerdem stand in Serkins Repertoire Mozart sicher nicht an letzter Stelle, aber seine Konzertprogramme waren durch überwiegend von Beethoven, Brahms, Schubert und Schumann dominiert.
Die späten Mozart-Konzertaufnahmen mit Claudio Abbado aus den 1980er Jahren (DGG) waren als GA angelegt und geplant, aber leider konnte der Pianist die Reihe nicht mehr vollenden, doch immerhin noch eine stattliche Anzahl, die auch geschlossen zu haben sind:
mit den Nr. 8, 9, 12, 15-24 und Nr. 27, mit dem London Symphony Orchestra bzw. dem COE (Nr. 16).
Es sind weise, sehr schön ausgeformte Altersaufnahmen, von Abbado einfühlsam begleitet, doch die Frische und Lebendigkeit der älteren CBS-Produktionen haben sie nicht ganz erreicht. Aus dieser Reihe habe ich nur diese CD:
mit den Konzerten Nr. 20 (Szell) und Nr. 27 (Ormandy), aufgenommen in den 1960er Jahren. Vergleiche zwischen diesen und den jüngeren Abbado-Versionen sind recht aufschlußreich.
LG Nemorino
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Die Mozart-Einspielungen mit Abbado scheinen beim Sponsor nicht mehr zu bekommen zu sein. Aber die folgende Box, die gerade im Angebot ist beinhaltet die Werke vollständig
Serkin hat einen sehr sachlichen Stil und versucht nicht die Musik durch Aufgesetztes anzureichern. Mir sagt das zu. Übrigens eine Eigenschaft, die er seinem Sohn weitergegeben hat, ob bewusst oder nicht ...
Rudolf Serkin war mit Adolf Busch befreundet, was auch musikalische Spuren hinterlassen hat
Wir hören ihn hier als ausgezeichnten Kammermusiker mit Adolf Busch und Teilen seines Quartettes zusammen mit Werken von Ludwig van Beethoven (Violinsonaten), Franz Schubert (Klaviertrio, fantasie in C-Dur), Johannes Brahms (Klavierquartette, Violinsonaten), Mozarts Es-Dur K. 449 mit dem Busch Kammerorchester und ein paar Violinsonaten. Eine schöne Gelegenheit, noch einmal an diese Box zu erinnern ...
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Serkin war mit Buschs Tochter verheiratet und hat über Jahrzehnte mit Busch und dem Streichquartett bzw. als -trio zusammengearbeitet.
Die späten DG-Aufnahmen kenne ich nicht; die Rezensionen waren ziemlich durchwachsen; von den anderen Mozart-Konzerten fand ich die stereo-Aufnahme von KV 459 u. 466 (mit Szell) eher enttäuschend, eine etwas frühere Mono-Aufnahme des d-moll (IIRC mit Ormandy) erheblich besser. Leider sind bei Serkin die Mono-Aufnahmen oft kaum zu finden, und ich bin auch nicht der größte Fan (selbst seine Beethoven-Aufnahmen finde ich nicht alle auf der gleichen Höhe), daher treibe ich keinen Aufwand, die alten Aufnahmen zu finden.
Gestern habe ich die CD mit Kovacevich/Davis in KV 503/467 gehört und die ist hervorragend, besonders im ersten Satz; beide sind sich über den grandiosen sinfonischen Charakter einig, aber ohne zu schleppen. Ich habe sie in einer älteren günstigen Philips-Reihe, eher lieferbar ist anscheinend eine Ausgabe der Penguin Rosette (quasi deren Diapason d'or oder dt. Schallplattenpreis) Kollektion.
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Eine wirklich gelungene Einspielung entstand ein paar Jahre davor ebenfalls mit dem London Symphony Orchestra, diesmal unter der Leitung von Alceo Galliera. Solistin war die Wienerin Ingrid Haebler, mittlerweile 93 Jahre alt (Aufnahme: London, 8/1967). Haeblers Zyklus der sämtlichen Klavierkonzerte von Mozart (entstanden zwischen 1964 und 1973 mit vier verschiedenen Dirigenten, neben Galliera sind dies Sir Colin Davis, Witold Rowicki und Eduard Melkus) stand zu Unrecht im Schatten anderer, was sicher auch an der schlechten Verfügbarkeit liegt. Stand heute, ist er neu nur in der Riesenbox "The Philips Legacy" (58 CDs) greifbar. Gebraucht gibt es eine 10-CD-Box der Mozart-Klavierkonzerte. Einzeln scheint das Konzert Nr. 25 nie auf CD erschienen zu sein. Interessant, dass Philips im Abstand weniger Jahre (Kovacevich/Davis datiert auf 1972) zwei Aufnahmen davon mit dem LSO machte.
Die LP sah wie folgt aus:
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Die Frage tauchte auf in einem anderen Thread...
Diese Aufnahme geht aufs Konto TAMINO KLASSIKFORUM
... warum Richter bei dieser Aufnahme (des verblichenen Labels Teldec) keine Kadenzen spielt, wofür er auch kritisiert wurde. Vielleicht gibt darüber Richters Tagebuch Auskunft. Wenn ich es wieder greifbar habe, schaue ich nach!
Schöne Grüße
Holger
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Von Arturo Benedetti Michelangli gibt es durchaus zahlreiche Dokumente seiner Beschäftigung mit den Mozart-Konzerten - es sind vor allem vier, die in diversen Mitschnitten und auch Studioaufnahmen seit den 1950iger Jahren kursieren: KV 415, KV 450, KV 466 und KV 488. Ich dachte immer, es gäbe von KV 503 nur diese seine späte Aufnahme mit Cord Garben:
Diese Aufnahme ist auch im Zusammenspiel mit dem Orchester eine ideale Balance. Das Konzert hat eine gewisse konzertante Heiterkeit, einen Oberflächenglanz, der von einer sublimen Trauer durchzogen ist. Diese Gebrochenheit vermittelt ABMs unglaublich facettenreiches und farbiges Spiel wunderbar. Bei keinem anderen Pianisten hört man zudem so expressive Seufzermotive. Auch das Orchester ist hier auf Augenhöhe. Eine exemplarische Einspielung. Hat ABM etwa für diese Aufnahme KV 503 in sein Repertoire neu aufgenommen? Irrtum - es erschien nämlich der folgende Mitschnitt vom 19. November 1957:
Zwischen beiden Aufnahmen liegen wahrlich Welten! Der Mitschnitt von 1957 ist unfassbar virtuos gespielt - allein pianistisch ist das ein Wunder und unbedingt hörenswert!
Inzwischen hat das ABM-Document-Center in Brescia bei Youtube einen weiteren Mitschnitt aus Paris (Dirigent ist Peter Maag) veröffentlich vom 26. Juni 1987 - also noch vor seinem Herzanfall im darauffolgenden Jahr 1988. Da ist noch etwas von den virtuosen Funken der 1957iger Aufnahme spürbar. Spannend!
Schöne Grüße
Holger
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Im Rahmen meiner intensiven Beschäftigung mit Mozarts Klavierkonzerten bin ich auch auf diese Aufnahme gestoßen:
Leonard Bernstein (Klavier & Dirigent) und das Israel Philharmonic Orchestra
(Aufnahme: 11/1974, Tel Aviv).
Meine Wertschätzung für denn Dirigenten Leonard Bernstein ist bekannt. Daß er hin und wieder auch als Pianist in Erscheinung getreten ist, dürfte auch kein Geheimnis sein. Auch hier ist er in Personalunion vertreten, und ich muß sagen, daß er als Klavierspieler vielleicht den letzten Schliff eines Virtuosen vermissen läßt, dies aber durch seine wunderbare Musikalität und seine hörbare Spielfreude vergessen macht.
Allerdings kann ich mit seinem Tempo des zweiten Satzes nicht anfreunden. Das ist kein Andante, wie es der Komponist vorschreibt, sondern ein Adagio, das an manchen Stellen einfach nicht vom Fleck kommt. Zum Vergleich: Bernstein benötigt für den Satz 8.40 Minuten, während z.B. Géza Anda nach 6.21 Min. fertig ist, obwohl er nicht gerade für flotte Tempi steht. Auch Christian Zacharias ist deutlich schneller, er braucht 7.06 Min. Im Kopfsatz fügt Bernstein eine eigene Kadenz ein; sie scheint mir recht konventionell zu sein. Dagegen hat Zacharias mit seiner Kadenz deutlich mehr zu bieten.
Fazit: Eine schöne, gut klingende Aufnahme, für Bernstein-Liebhaber sicher ein Muß, aber nach meinem Geschmack bewegt sie sich höchsten im oberen Mittelfeld.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß Bernstein 1966 mit den Wiener Philharmonikern (Decca) eine Aufnahme des Konzerts Nr. 15 KV 450 hinterlassen hat, die ich zu den schönsten rechne, die ich kenne. Auch hier läßt er sich im zweiten Satz viel Zeit, aber zum Gewinn des Stückes. Selten habe ich diesen Satz so traumhaft schön empfunden.
LG Nemorino
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Gleich im Anschluß habe ich dann folgende CD gehört:
Rudolf Firkusny (Klavier) und das Sinfonie-Orchester des SWF Baden-Baden, Dirigent: Ernest Bour.
(Aufnahme: Funkhaus Baden-Baden, 1990). Es handelt sich um eine Produktion des ehemaligen Südwestfunks mit dem Label INTERCORD.
Mein erster Eindruck: Eine gut durchgeformte, großformatige Produktion, die weit entfernt ist von jedem Anflug von HIP. Doch erstklassig gespielt, Firkusny betont die Beethoven-Nähe dieses Spätwerks von Mozart. Seine Tempi sind flott, aber keineswegs gehetzt, und der langsame Satz hat die genau richtigen Proportionen. Firkusny benötigt für das Andante exakt 7.30 Minuten.
LG Nemorino