Alban BERG: WOZZECK

  • Der junge Endrik Wottrich sang den Andres sowohl in einer Gesamtaufnahme von Bergs Oper, als auch in einer des Werkes von Manfred Gurlitt !

    Endrik Wottrich sang den Andres 1994 nicht nur in einer Gesamtaufnahme, sondern auch auf der Bühne der Staatsoper Berlin, es ist nämlich ein Live-Mitschnitt.


    In Darmstadt kann man gerade beide "Wozzeck"-Oper, die von Berg und die von Gurlitt, an einem Abend erleben. :)
    Allerdings ohne Herrn Wottrich! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • In Darmstadt kann man gerade beide "Wozzeck"-Oper, die von Berg und die von Gurlitt, an einem Abend erleben


    Die armen Zuschauer, wer, bitte, kommt denn auf die Idee? Es gab in Berlin die Strauss'sche "Elektra" und eine wüst zusammengestrichene "Cassandra" von Gnecchi an einem Abend. Das war auch so ein mehr sportlicher oder artistischer Irrtum. Mit Kunst hat so etwas nach meiner Meinung nichts zu tun. :no:


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mit Kunst hat so etwas nach meiner Meinung nichts zu tun.

    Ein sehr hartes Urteil, dass die Aufführung zweier Opern an einem Abend nichts mit "Kunst" zu tun haben soll - nicht nur deshalb, weil du den Abend nicht erlebt hast. Ich auch nicht, aber was ich in der Presse darüber gelesen habe, war durchaus positiv. Jedenfalls habe ich zuvor keine weiteren Zweifel darüber vernommen, dass dieser Doppelabend "Kunst" sei.


    Es war sicherlich insgesamt kürzer als ein eine "Götterdämmerung".

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Frage ist doch, warum man diese beiden Versionen an einem Abend spielen sollte? Nur, weil die selbe Vorlage von zwei verschiedenen Komponisten fast zeitgleich in Töne gesetzt wurde? Das reicht mir persönlich nicht. Deshalb sehe ich in dem Darmstädter Experiment mehr eine sportliche Leistung, so, als würde man "Elektra" und "Salome" an einem Abend spielen wollen, was zwar mal geplant, nach meinem Kenntnisstand aber nie ausgeführt wurde. Oder an einem Abend die "Soldaten", auch von Gurlitt und dann noch von Zimmermann. Darf es also ein Soldat mehr sein? :D Schaut her, wir können so etwas! :jubel: Wenn ich mir vorstelle, nach dem Gurlitt noch den Berg? Oder umgedreht, ich weiß nicht, wie es gegeben wird. Für meinen Teil bevorzuge ich Berg, wenngleich Gurlitt in seiner Reduzierung nicht uninteressant ist. Einer reichte mir wirklich, schließlich sind das keine leichten Singspiele. Zusammen würden sich beide Werke doch gegenseitig etwas wegnehmen von ihrer Einmaligkeit, sie würden sich erschlagen im kollektiven Selbstmord. Auch wenn beide zeitlich zusammengerechnet noch nicht auf die "Götterdämmerung" kommen, halte ich Zusammenziehung für keine gute Idee.


    Deshalb, lieber Stimmenliebhaber, möchte ich diesem Experiment auch nicht bewohnen - weil es meinem Kunstverständnis widerspricht.


    Vielleicht ist ja jemand unter uns, der es erlebt hat. Ein Bericht wäre schon interessant.


    Grüße von Reingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Auch wenn beide zeitlich zusammengerechnet noch nicht auf die "Götterdämmerung" kommen, halte ich Zusammenziehung für keine gute Idee.

    Sie bleiben zusammen sicher sehr deutlich unter der "Götterdämmerung", vielleicht sogar unter dem "Lohengrin".


    Dass du das für keine gute Idee hältst, ist dein gutes Recht, und das darfst du so natürlich auch äußern. Ich verstehe bloß nicht, warum du behauptest, dass das keine "Kunst" sei? Hier schon wieder:


    weil es meinem Kunstverständnis widerspricht.

    Geht es nicht auch ne Nummer kleiner??? Du ärgerst dich darüber, wenn die Gegner des Regietheaters den entsprechenden Regisseuren absprechen, "Künstler" zu sein, weil deren Arbeiten ihrem Kunstverständnis widersprechen. Und in diesem Fall verfährtst du nun eigentlich ganz genauso wie diejenigen, über die du dich sonst ärgerst - MUSS das wirklich so sein, lieber "Rheingold1876?" ;(

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Sie bleiben zusammen sicher sehr deutlich unter der "Götterdämmerung", vielleicht sogar unter dem "Lohengrin".


    Dass du das für keine gute Idee hältst, ist dein gutes Recht, und das darfst du so natürlich auch äußern. Ich verstehe bloß nicht, warum du behauptest, dass das keine "Kunst" sei? Hier schon wieder:


    Geht es nicht auch ne Nummer kleiner??? Du ärgerst dich darüber, wenn die Gegner des Regietheaters den entsprechenden Regisseuren absprechen, "Künstler" zu sein, weil deren Arbeiten ihrem Kunstverständnis widersprechen. Und in diesem Fall verfährtst du nun eigentlich ganz genauso wie diejenigen, über die du dich sonst ärgerst - MUSS das wirklich so sein, lieber "Rheingold1876?" ;(


    Lieber Stimmenliebhaber, mit Verlaub, ich wüsste nicht, dass ich wie jene verfahre, die neuerdings ihren pauschalen Unwillen gegen gewisse Bilder aus dem Internet mit Seitenhieben auf nicht näher genannte hochqualifizierte Mitglieder dieses Forums verbinden zu müssen meinen. Das ist ihre Sache. Nur bringe mich bitte nicht in solche Zusammenhänge. Darauf lege ich gar keinen Wert. Ich schätze sowohl Berg als auch Gurlitt, bin aber grundsätzlich gegen diese Inszenierungen im Bündel, die ich für ein Missverständnis halte. Das ist alles.


    Es grüßt herzlich Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich schätze sowohl Berg als auch Gurlitt, bin aber grundsätzlich gegen diese Inszenierungen im Bündel, die ich für ein Missverständnis halte. Das ist alles.

    Nun ist es aber absolut üblich, nicht abendfüllende Oper zu kombinieren. "Cavalleria rusticana" und "Bajazzo" usw. Puccini selbst hat drei Einakter zum "Trittico" kombiniert.
    Ich finde, dieser Berg-Gurlitt-Abend ist ein interessantes Experiment, das bei vielen, die drin waren, sehr gut angekommen ist.


    Hier finden sich gleich zwei Rezensionen:


    http://www.deropernfreund.de/darmstadt-neuprod.html


    Da steht auch, dass der Gurlitt nur 70 Minuten dauert. Der Berg dauert in der Regel 90 Minuten, das ist also insgesamt eine normale Opernabendlänge, Puccinis "Trittico" ist mit 3x 50 Minuten nur unwesentlich kürzer.


    Ich möchte nochmal betonen, das ich deine negative Meinung zu solchen Kombinationen absolut respektiere und auch deine Gründe nachvollziehen kann. Ich verstehe nur nicht, warum du dazu einen Satz bemühst wie "Mit Kunst hat das meiner Meinung nach nichts zu tun." (siehe Beitrag Nr. 63 dieser Rubrik). Kein Mensch zwingt dich, dir das anzusehen, aber einem solchem Theaterabend abzusprechen, "Kunst" zu sein, finde ich problematisch.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo,


    es gibt am Staatstheater Nürnberg (seit 3 Wochen) die Neuinszenierung der Oper Wozzeck von Alban Berg; Auszug aus der Besetzungsliste:
    Philharmonie und Chor des Staatstheaters Nürnberg
    Dirigent: Gabor Kali
    Inszenierung: Georg Schmiedleitner
    Bühne: Stefan Brandmayr
    Kostüme: Alfred Mayerhofer
    Wozzeck: Jochen Kupfer
    Marie: Katrin Adel
    Tambourmajor: Tilmann Unger
    Doktor: Jens Waldig
    Andres: Ilker Arcayürek



    Die Handlung ist ins 21. Jh. verlegt, also heraus aus dem Soldatenleben.

    Hauptmann, der so heißt, aber keiner ist.
    Wozzeck ist der Mensch, der 3 Jobs braucht um (sich und) seine Familie über Wasser halten zu können und zum Gespött der besser Situierten wird, was sich zum Eklat entwickelt, als ruchbar wird, dass „seine“
    Marie (der er seinen ganzen Verdienst aushändigt) dem
    Sexprotz (Tambourmajor) erliegt.
    Andres, der Freund (nicht bis zum bitteren Ende) von Wozzeck


    Die Kostüme von Tambourmajor und Marie sind dem in der Handlung angelegten Charakter der beiden Handelnden angepasst.

    Die Bühne ist mit drei quadratischen, an gegenüberliegenden Seiten offenen, dreidimensional verschiebbaren Boxen ausgestattet, welche die unterschiedlichen Handlungsräume und -zeiten versinnbildlichen; die Boxen selbst sind innen nur andeutungsweise/spärlich ausgestattet.



    Mich hat die gelungene Transponierung ins Heute sehr angesprochen und die Musik von Berg ist ebenso zeitlos wie die der Handlung zugrunde liegende Problematik/Dramatik.



    Die Oper hat 3 Akte mit je 5 Szenen, welche in Musik gesetzt werden.
    1. Akt – 5 Charakterstücke, in denen Wozzeck mit je 5 Hauptpersonen musikalisiert wird
    ………..Hauptmann – Suite: Präludium, Pavane,Gigue, Gavotte, Air, Reprise
    ………..Andres – Rhapsodie über 3 Akkorde – 3-strophiges Jägerlied
    ………..Marie – Militärmarsch, Wiegenlied
    ………..Doktor – Passacaglia mit 21 Variationen
    ………..Tambourmajor – Andante affettuoso, quasi Rondo


    2. Akt – Symphonie in 5 Sätzen
    ………...Sonatensatz
    ………...Invention und Fuge über 3 Themen
    …………Largo
    …………Scherzo
    …………Rondo martiale con introduzione


    3. Akt – 5 Inventionen
    …….Invention über ein Thema – Thema, 7 Variationen und Doppelfuge
    …….Invention über einen Ton (H)
    …….Invention über einen Rhythmus
    …….Invention über einen Sechsklang; Orchesterzwischenspiel: Invention über eine Tonart
    …….Invention über eine Achtelbewegung




    Die 15 Musikstrukturen rational eindeutig zuordnen zu können war mir mit einmaligem Hören nicht möglich. Ich habe große Übereinstimmung zwischen überwiegend (aber nicht stets!) atonaler Musik einerseits und Handlung andererseits gehört und war von der Musik emotional sehr berührt. Die Interpretation und Qualität der Sänger/Darsteller, Orchester und Chor haben mich überzeugt.


    Ein nachdenklicher, -wirkender Opernabend mit Musik außerhalb gewohnter Pfade/üblicher Hörgewohnheiten.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Die Diskussion hier um die Aufführung mehrere kleiner Opern an einem Abend erinnert mich an "Monteverdissimo" vor einigen Jahren in Berlin, als alle drei Monteverdi-Opern hintereinander gespielt wurden. Das ein Desaster zu nennen, würde bedeuten, es zu loben.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Im Prinzip ist bereits alles gesagt, aber ich bin wahrlich begeistert von der Einspielung unter Pierre Boulez (CBS) mit einer Sängerbesetzung, die ich mir eigentlich nicht besser vorstellen kann. Als Anfänger in Sachen Berg sehe ich mich in dieser Einschätzung gestützt durch Berg-Experten, die auch heute noch häufig diese Aufnahme als Standardempfehlung nennen. Eingespielt wurde sie übrigens im Jänner 1966 in der Maison de la Mutualité in Paris, die seinerzeit häufig für Aufnahmesitzungen genutzt wurde. Walter Berry in der Titelpartie ist der Höhepunkt unter vielen Höhepunkten. Ausnehmend gut fand ich auch Karl Dönch (späterer Wiener Volksoperndirektor) als den Doktor - eine genial-bizarre Zeichnung dieses Wahnwitzigen. Anrührend Isabel Strauss als Marie. Die Diktion sämtlicher (!) Beteiligter ist ungemein wortdeutlich, so dass ich keines Librettos bedurfte. Klanglich gibt es überdies keinen Grund zur Klage.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Claudio Abbado hat Alban Bergs Wozzeck 1987 an der Staatsoper in Wien dirigiert. In Beitrag 3 und 4 wurde diese Interpretation erwähnt.

    Es singen: Hildegard Behrens, Franz Grundheber, Heinz Zednik, Philip Langridge, Aage Haugland, Wiener Philharmoniker



    Von der Inszenierung (Regie Adolf Dresen) gibt es eine Blu-Ray Disc.



    und eine DVD


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Auf dem Bildträgermarkt gibt es einiges an Aufführungen der Oper Wozzeck von Alban Berg.

    Ich bin dazu übergegangen mir Opern mit Bildunterstützung anzuschaffen.



    Christian Gerhaher, Gun-Brit Barkmin, Chor der Oper Zürich, Philharmonia Zürich, Fabio Luisi




    Georg Nigl, Mardi Byers, Maxim Paster, Petr Migunov, Bolshoi Theatre Orchestra, Teodor Currentzis




    Christopher Maltman, Eva-Maria Westbroek, Frank van Aken, Marcel Beekman, Netherlands Philharmonic Orchestra, Marc Albrecht

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Auf dem Bildträgermarkt gibt es einiges an Aufführungen der Oper Wozzeck von Alban Berg.

    Ich bin dazu übergegangen mir Opern mit Bildunterstützung anzuschaffen.

    An meinem Fernseher ist so ein kleines Bose-Brickett dran, was zwar Krawall macht, aber nicht die höheren Weihen des guten Klanges genießt ;)


    Noch ein paar Monate auf arte zu hören ist aus Aix-en-Provence eine Wozzeck Aufführung


    https://www.arte.tv/de/videos/…001-A/alban-berg-wozzeck/


    Mich hat die Oper begeistern können. Das ist selten, weil ich natürlich ein Opern-ignorant bin :(.

    Zitat von Arte

    Live - leicht zeitversetzt - vom Opernfestival in Aix-en-Provence: Bei seiner dritten Arbeit für das renommierte Festival nahm sich Simon McBurney Alban Bergs Oper an. Aus der schauerlichen Handlung von "Wozzeck" hat er eine eindrucksvolle Allegorie auf eine von Liebe, Verlangen und Tod gequälte Menschheit geschaffen. Sir Simon Rattle dirigiert das London Symphony Orchestra.