"Schleppend und uninspiriert" - Kritik im Kreuzfeuer

  • Liebe Forianer


    Das Thema heute sollte sein, "Wie zuverlässig ist eine "professionelle" Kritik überhaupt" , wie zuverlässig kann sie überhaupt sein ?


    Gleich vorweg: Dies ist KEIN Thread der darübe referieren soll ob professionelle Kritiker notwendig sind (ich meine JA) oder nicht, sondern
    lediglich einer, der die Frage stellt, ob Kaufentscheidungen danach getroffen werden können oder sollten (ich tendier mit Einschränkungen zu NEIN, werde das aber im Laufe des Threads näher erläutern), bzw inwieweit eine Kritik von der "Tagesverfassung" des Kritikers abhängt.


    Es ist keine Frage, daß jeder von uns gewisse Vorlieben und Abneigungen hat - ja sogar die Produzenten. Jeder Produzent, der heute beispielsweise Beethovens 5. erneut einspielen lässt, weiß, daß er gegen eine Reihe von "Referenzeinspielungen" antreten muß - und natürlich muß er sich gegen sie behaupten. Danach sucht man schon mal die Ausführenden aus (Fixverträge wie dereinst sind ja selten geworden). Hier ist schon eine erste Auslese gegeben - es gibt Künstler- und Orchester - die kommen erst gar nicht zum Zuge- was Aufnahmen betrifft.


    Nun tritt der Kritiker in Aktion. Das Gehörte vergleicht er mit anderen Aufnahmen (hoffentlich !!) und auch mit seinem eigenen Idealbild der Interpretation dieses Werkes. Dazu kommen noch vorlieben und Abneigungen in Bezug auf Tontechnik etc....


    Der Kritiker gibt nun ein subjektives Bild des Gehörten wieder - das ist normal, ein anderer Kritiker mag das anders sehen.
    Was wäre aber, wenn man dem Kritiker 3 Wochen später, dieselbe Einspielung auf einer anderen Anlage vorspielte - würde der Eindruck derselbe oder ähnlich sein ?


    Ich selbst erwische mich nämlich immer wieder - daß ich ein Werk -bzw die Ausführung desselben - zu verschiedenen Zeiten verschieden beurteile. Das wäre aber ein echtes Problem...


    Glücklicherweise bin ich kein Kritiker, aber auch das Forum hat eine ziemliche Breitenwirkung. Wie ich das persönlich löse teile ich im Laufe des Threads mit


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Gleich vorweg: Dies ist KEIN Thread der darübe referieren soll ob professionelle Kritiker notwendig sind (ich meine JA) oder nicht, sondern
    lediglich einer, der die Frage stellt, ob Kaufentscheidungen danach getroffen werden können oder sollten (ich tendier mit Einschränkungen zu NEIN, werde das aber im Laufe des Threads näher erläutern), bzw inwieweit eine Kritik von der "Tagesverfassung" des Kritikers abhängt.


    Salut,


    mir geht es genau wie Dir - kürzlich erlebt: Ich hatte im vergangenen Jahr eine heißersehnte Oper erworben, eingelegt und sogleich an ein bestimmtes similie gedacht [X=5, Y=2]. Vor wenigen Tagen hörte ich sie erneut und war begeistert. Genau das sollte ein fähiger Kritiker auch tun [es sei denn, er heißt Mr. Spock].


    Ich treffe Kaufentscheidungen niemals nach Kritiken - gelegentlich fliege ich darüber. Was z.B. DIE ZEIT bewertet, kann ich nicht nachvollziehen... hingegen habe ich mittlerweile hier im Forum einen Kritikerstab entdeckt, dem ich blind vertrauen kann.


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Kritiker sind auch nur Menschen und geben lediglich ihre eigene Meinung zu Kenntnis.Das hat mit meiner Meinung überhaupt nichts zu tun.
    Deshalb bilde ich mir meine Meinung lieber selbst.Seit ich das Tamino-Forum kenne,habe ich daraus schon wertvolle Tipps entnommen,doch letztlich bin ich für meinen Geschmack selbst verantwortlich.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,
    das ist ja nun ein zeimlcih diffiziles Thema. Zunächst einmal, denke ich, muß man unterschieden zwischen Kritiken zu einer Veranstaltung und denen zu CD-Aufnahmen.
    Im ersten Fall sollte man ja davon ausgehen, daß der Rezensent zumindest zu wesentlichen Teilen anwesend und einigermaßen munter war.


    Aber ich denke, Alfreds Thema zielt mehr auf den zweiten Fall.
    Bei den Musikkritikern wird es sicher so sein, wie bei allen anderen Berufsgruppen auch. Es gibt welche, die ihre Aufgabe ernst nehmen und solche die mit möglichst minimalem Aufwand sich Ihrer Pflichten entledigen.
    Mich würde wirklich interessieren, wieviele CD-Besprechungen es gibt, bei denen der Rezensent die besprochene AUfnahme nicht einmal komplett gehört hat. (Nein, eigentlich will ichs gar nicht wissen).
    Da man nun als Leser kaum entscheiden kann, wieviel Mühe sich der Kritiker gegeben hat, halte ich von abgedruckten Rezensionen nicht viel. Zumindest beeinflussen Sie meine Kaufentscheidungen viel, viel weniger, als z. B. das, was bei Tamino zu lesen ist.


    Man lese zum Thema den "Musikkritiker" von Georg Kreisler :D


    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo zusammen,


    es ist nun schon viele Jahre her, da stellten meine Weinfreunde und ich zwei Amerikanische Weine gegeneinander. Von mir kam der teurere und ich lies mich von meiner Einschätzung den kostbareren im Glas zu haben nicht abbringen bis ich hinausgeschickt wurde. Ich sollte blind Verkosten. Als ich den Raum erneut betrat, standen vor mir zwei Gläser Wein. In Farbe und Temperatur schienen sich die Weine kaum zu unterscheiden. Blieben mir Geruch und Geschmack. Ich versuchte den ersten und war überzeugt den meinen im Glas zu haben. „Da brauch ich den anderen gar nicht mehr versuchen“, hörte man mich höhnen. Ich tat es trotzdem, was mich in meiner Einschätzung nur bekräftigte…


    …unter lautem Gelächter wurde mir mitgeteilt, ich hätte zweimal den selben Wein im Glas - den günstigeren!



    Auch beim Beurteilen einer Aufnahme spielt meiner Meinung nach die Erwartungshaltung eine große Rolle. Der Kritiker kennt sehr viele Einspielungen, weiß über die Qualitäten eines jeden einzelnen. Hat Vorlieben und Vorurteile entwickelt. Vielleicht ist deshalb das eine oder andere Urteil auf Tamino wertvoller. Ich kann Euch beispielsweise nicht sagen, warum mir das Violinkonzert von Dvorák erst mit Isabelle Faust gefallen mochte, diese Einspielung hat mich einfach berührt. Vielleicht berührt sie Euch auch. Dieses Urteil ist höchst subjektiv, aber es ist vorurteilsfrei – wenn Ihr versteht was ich meine.


    Liebe Grüße
    Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Persönlich bin ich froh, daß es Musikkritiker gibt - obwohl ich in der Regel viele Jahre meine Kaufentscheidung nicht von deren urteil abhängig machte.
    So waren (und sind es noch teilweise !!) mir Ingo Harden, Susanne Benda, Clemens Höslinger und Karl Löbl - um nur einige zu nennen - mir jahrelang treue Begleiter auf meiner Klassikreise.


    Man muß mit einem Kritiker in der Regel nicht übereinstimmen um Nutzen aus ihm zu ziehen - es gibt auch Kritiker wo man weiß: Wenn der das lobt - dann mag ich es nicht.


    In der Regel habe ich es in meiner Jugend so gehalten, daß ich ZUERST eine Aufnahme kaufte - und ANSCHLIESSEND die Kritik las.
    Das hat mir enorm geholfen zu erkennen, welch schlechten Geschmack ich habe :P


    Im Ernst - viele geliebte Aufnahmen wären nicht da, hätte ich auf die Kritik gehört. Aber das stellt nicht die Kritik in Frage - im Gegenteil:
    Als es noch kein Internet gab, war das die einzige Möglichkeit mit Meinungen von Experten in Kontakt zu kommen - und eigentlich ist das irgerndwie noch heute so. Eine Klassikzeitschrift ist etwas Reales - da kann man nach Jahren noch nachschlagenen - Internetforen sind flüchtig - auf Zeit geborgt. Zudem ist die Zusammenballung von Experten in Foren eher selten, Tamino ist da woh in diesem Umfang einzigartig.


    Ich verlasse mich aber nahezu IMMER auf Kritiken, wenn ich ein Werk voraussichtlich nicht mag: Dann nehm ich jene Aufnahme die mehrheitlich als "Referenz" eingestuft wird. Wenn die mir dan wie er wartet NICHT gefällt - weiss ich, daß es nicht an der Einspielung liegen kann, sondern am Werk -oder an mir.


    Was mich aber bei der Eröffnung dieses Threads beschäftigt hat - ist die Tagesverfassung des Kritikers - Freude-Frust-Depression-Streit mit dem Künstler (ja das gibt es) inwieweit fliesst das in die Kritik ein ?


    Aber die Kritiker - oft angegriffen - brauchen sich uim Ihre Zukunft wenig Sorgen zu machen: Wir lesen sie immer wieder gern.


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Um eine Entscheidungshilfe zu bekommen,sind mir die Kritiken hier im Forum lieber als die sog. Profis, bei denen ich ja nie weiß, welche Beziehungen sie zB zur Musikindustrie pflegen....... (na, von den Foristi weiß ich das auch nicht ;) ), aber ich nehem an, das Forum repräsentiert einen guten Querschnitt des Geschmacks engagierter Klassikfreunde.
    Trotzdem lese ich gern Kritiken: Sie haben oft einen hohen Unterhaltungswert, wie zB die manierierten Eitelkeiten von Kaiser, und sie provozieren mich oft, mir ein eigenes Urteil zu bilden.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ich lese Kritiken, aber es interessiert mich (fast) nicht. Ob gut oder schlecht.


    Meine Eltern waren einmal im Concertgebäude. In der zweiten Hälfte des Konzertes wurde die Solistin unwohl, und mußte sie das Konzert vorzeitig beenden.


    In der Zeitung stand nächsten Tag eine lobende Kritik über gerade diese zweite Hälfte.
    Der Kritiker war nur den ersten Teil des Konzertes da.


    LG, Paul

  • Das erinnert mich an die Kritik eines Konzertes, das unmittelbar vor Beginn abgesagt werden musste. Der Kritiker war übers Wochende weg, und hatte für das Freitag-Abend-Konzert die Rezension im Voraus in der Redaktion abgeliefert. Das Pech mit der Absage war dann natürlich sehr peinlich...


    (Ist schon Jahrzehnte her ;) )

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Was Theophilus berichtet, erlebt man immer wieder. Besonders amüsant fand ich den Fall einer österreichischen Fachzeitschrift, deren Kritiker die Inszenierung einer Barock-Oper in Grund und Boden stampfte - nur, dass der wackeren privaten Truppe das Geld ausgegangen war und die Oper konzertant dargeboten wurde. Tja...


    Tagesverfassung - davon ist niemand frei, auch ein Kritiker nicht. Ich unterstelle, dass (fast) jeder Kritiker prinzipiell seine Arbeit gewissenhaft macht, dass aber die Tagesverfassung Fehler verursachen kann.


    Es ist natürlich auch möglich, dass sich Kritiker von einem (Vor-)Urteil blenden lassen, auch von einem Gefälle zwischen Aufnahme und Realität (eine fantastische Aufnahme schraubt die Erwartungshaltung hoch, die Realität kann sie nicht erfüllen und wird als schlechter empfunden als sie tatsächlich ist.


    Mitunter wird auch seitens des Lesers etwas missverstanden: Einige Konzerte finden öfter statt: Der Kritiker sitzt im ersten und moniert etwa die heftig schmeißenden Hörner, der Leser hat das (im Radio übertragene) zweite im Ohr, in dem die Hörner perfekt agierten - und fragt sich, was der Kritiker wohl gehört haben mag.


    Abgesehen davon freut es mich, dass hier noch niemand "objektive(re) Kritiken" verlangt hat - die gibt es nicht. Kritik ist immer völlig subjektiv. Eine Art Objektivität entsteht nur, wenn der Kritiker sein Urteil begründet, also die Kriterien darlegt.

    ...

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Tagesverfassung - davon ist niemand frei, auch ein Kritiker nicht. Ich unterstelle, dass (fast) jeder Kritiker prinzipiell seine Arbeit gewissenhaft macht, dass aber die Tagesverfassung Fehler verursachen kann.


    Auch die kritische Beurteilung von CDs is (leider) nicht sauber.
    Ich weiß nicht mehr wann es passierte (vor 5 oder 6 Jahre). In England wurden einige CDs beurteilt. Der Kritiker machte von einige CDs Hackfleisch. Ein Artist wurde böse und schrieb der Chef des Magazins.
    "Da hatte der Kritiker die CDs verwechselt", wurde nachher gesagt, und das Blatt entschuldigte sich. ?( ?(


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Besonders amüsant fand ich den Fall einer österreichischen Fachzeitschrift, deren Kritiker die Inszenierung einer Barock-Oper in Grund und Boden stampfte - nur, dass der wackeren privaten Truppe das Geld ausgegangen war und die Oper konzertant dargeboten wurde. Tja...


    Das hätte mir durchaus auch passieren können... die Übergänge von Konzertant und Inszeniert sind ja durchaus fliessend...


    :rolleyes:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Wobei ich in Edwins Fall eher glaube, das der Kritiker das Werk im Probenstadium einmal gesehen und dann die aktuelle Entwicklung verschlafen hat. Irgendwo musste er doch die Information zu seinem Verriss herhaben...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wenn man sich schon darüber einig ist, daß es im Bereich der Wertung kein "richtig" oder "falsch" geben kann, muß es über den persönlichen Geschmack des einzelnen hinausgehend, einen anderen Maßstab für die Bewertung eines Konzerts geben - und das ist die Partitur. Es gibt aus meiner Laienperspektive heraus nichts verabscheuungswürdigeres, als einen Kritiker, der sich unvorbereitet, unneugierig in eine Musikveranstaltung begibt und vor dem Hintergrund seines festgeprägten Interpretationsmodells eine Wertung abgibt. Der Kritiker sollte mE versuchen eine Aufführung aus Sicht des Komponisten zu betrachten. Erst sobald die von dem Interpreten beanspruchte Individualität den erkennbaren Absichten des Komponisten zuwiederläuft, hat der Kritiker einzuschreiten. Darauf beschränkt sich im wesentlichen seine Aufgabe.


    Eine andere, vielleicht auch darüber hinausgehende Aufgabe, hat der sog. Kritiker nicht.

  • Salut,


    dann landen wir automatisch zunächst bei dieser Frage:


    Der Wille des Komponisten - Dogma oder Empfehlung ?


    Sie ist m. E. noch nicht geklärt. Darauf aufbauend kann dann erst "entschieden" werden, wie oder ob überhaupt ein Kritiker etwas zu sagen hat. Aber das ist ja alles gar nicht das Thema.


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Zitat

    das der Kritiker das Werk im Probenstadium einmal gesehen und dann die aktuelle Entwicklung verschlafen hat.


    Mitnichten. Es hatte lange bevor die Aufführung in ein konkretes Planungsstadium trat, eine Pressekonferenz gegeben, in der der Regisseur von seinen Vorstellungen geschwafelt hatte. Der wackere Kritiker hat sich die Unterlagen aufgehoben - und tatsächlich eine völlig fiktive Inszenierung (natürlich ohne Erwähnung von Details) vernichtet.
    Er war nicht einmal so weit, sich ein Programm zu holen, denn das hatte ein Einlagblatt mit der Entschuldigung, dass aus finanziellen Gründen nur eine konzertante Aufführung möglich wäre.
    Übrigens: Der gute Mann war damals Chefredakteur des Organs. Immerhin hat er diese Position vorübergehend verloren.

    ...

  • Ich werde mal zu Hause nachschauen. Da muß ich noch ein Büchlein haben, "Musikalische Schmetterlinge fangen".


    Musikalische Anekdoten und Witze. Berechtigte und unberechtigte musikalische Ärger. Und auch Kritik. Alles steht da drin.


    Da kan man sich Stundenlang amusieren oder/aber ärgern.


    LG, Paul

  • Zitat

    Der wackere Kritiker hat sich die Unterlagen aufgehoben - und tatsächlich eine völlig fiktive Inszenierung (natürlich ohne Erwähnung von Details) vernichtet.


    Da weiß ich dann nicht, was ich mehr bewundern bzw. verurteilen soll: den Mut oder die Unverschämtheit.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus!
    Aber jetzt stell Dir einmal vor, was dieser Kritiker von sich gegeben hat, als ein gewisser durchaus zu Bosheiten neigender Mensch (hör bitte auf, auf mich zu zeigen, obwohl Du mit Deiner Vermutung unter Umständen recht haben könntest) ihn anrief, ihm zu seiner Kritik gratulierte und ihn fragte, warum er den schauerlichen chinesischen Drachen nicht erwähnt hatte, der im Finale vom Himmel geschwebt war. Die Antwort war: "Ich wollte nicht auf Details eingehen, sondern den Unwert der Regie grundsätzlich diskutieren."
    Und jetzt stell' Dir weiter vor, was der Kritiker gesagt hat, als dieser boshafte Anrufer dann sagte, es habe weder einen Drachen gegeben noch eine Inszenierung, die man grundlegend diskutieren könne, weil es eine konzertante Aufführung gewesen sei...!
    Dieses göttliche Gestottere werde ich nie vergessen...!
    LG



    PS.: Selbiger Kritiker hat mehrfach interessante "Fachurteile" abgegeben. Aber weder vorher noch nachher hat er einen so kapitalen Bock geschossen. Leider eigentlich...

    ...

  • Jetzt beneide ich dich richtig darum, Teil einer so köstlichen Anekdote zu sein!!!


    :D :D :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    wie zB die manierierten Eitelkeiten von Kaiser, und sie provozieren mich oft, mir ein eigenes Urteil zu bilden.


    Immer wieder lese ich hier, dass Herr Kaiser eitel uns selbstgefällig gewesen sei (bzw ist).
    Bei der Lektüre seines Buches "Große Pianisten in unserer Zeit" hatte ich - speziell beim Lesen des Vorworts - einen ganz anderen Eindruck:
    Kaisere befasst ich vielmehr unter anderem mit Unzulänglichkeiten von Kritikern, den Möglichkeiten von Fehlurteilen (auch eigenen), der Auswirkung von Schallplattenaufnahmen auf die Kritik, den Persönlichen Beziehungen (Sympathie-Antipathie) von Interpret-Kritiker und einigem mehr. So betont er auch, daß sein Buch URSPRÜNGLICH eher juingen Pianisten der Gegenwart gegolten hat (von Ausnahmen mal abgesehen) aber der Sinn des Buches von Auflage zu Auflage weniger erreicht wurde, weil die entsprechendn Damen und Herren inzwischen scho sehr reif wurden. Er hat selbstkritisch auch geschrieben, daß er sich mit den Pianisten der letzten Generation zu wenig befasst habe um darüber fachgerecht zu schreiben - und hat dieses Kapitel einem Jüngeren überlassen.


    All das macht auf mich den Eindruch eines reflektierten Menschen, der um seine Grenzen weiß.



    Zitat

    Aber jetzt stell Dir einmal vor, was dieser Kritiker von sich gegeben hat, als ein gewisser durchaus zu Bosheiten neigender Mensch (hör bitte auf, auf mich zu zeigen,


    NIEMAND lieber Edwin wird auf Dich zeigen !!!
    Da werfe ich mich schützend dazwischen
    sowas von unboshaft bzw (nach neuer Rechtschreibung) bosheitsfrei
    wie DU bist - das hat die Welt noch nicht gesehn. !!!


    Liebe Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !