hm, meine derzeitige Hypothese ist, daß im Gegensatz zu den Beethovensymphonien, die auch lt. Beethoven für schnelle Tempi komponiert wurden und deshalb dann auch mehr "Sinn" ergeben (für mich z.B. aber auch für viele Andere) in der Leibowitz-Fassung (RPO London wohlgemerkt) , bei Schubert es genau umgekehrt sein könnte: Schubert hatte sie vermutlich für mittlere Tempi komponiert, womit sie am besten begreifbar sind und die Übertragung, daß bei Schubert hohe Tempi ebenfalls ein Gewinn bringen, könnte ein Irrtum sein.
Ich habe gerade gemerkt, daß ich versehentlich in einem vorherigen Post geschrieben hatte, daß besonders der 2. Satz bei Leibowitz zu schnell sei, nach meinem Befinden, aber ich meinte vor allem den Schluß des ersten Satzes und den Dritten, der Zweite ist nicht ganz so schnell, wie schon von Dir bemerkt, sondern dann der Dritte ist aber wieder auffallend schnell bei Leibowitz. Habe eben nochmal die ganze Symphonie durchgehört und gewöhnte mich nun ein wenig an das Tempo, sehe auch mittlerweile einige Vorteile, aber es fühlt sich falsch an, da die strengeren Themen sehr mechanisch klingen und die ruhigen Zwischentöne im Kontrast gehen eher manchmal etwas lieblose in der Wirkung unter, wenn auch manchmal durch das Tempo die vergnügten Stellen herausgearbeitet sind. Zudem gehen manche Nebenstimmen wie verquirlt manchmal der Wahrnehmung verloren, aber nicht weil sie nicht detailgenau gespielt wären, sondern weil alles so schnell geht. Auch ist da ein statischer Gesamteindruck, wie ein Stahlgerüst, ohne organisches Atmen, fast wie von einem Automaten gleichförmig automatisiert gespielt. Mal davon abgesehen, ist der Sound bei Böhm/Berliner wärmer. Das Scherzo ist ja teilweise im 3/4 Takt, den könnte bei Leibowitz nur von trainierten Sportturnern getanzt werden, wohingegen bei Böhm ein vergnügtes Tanzpaar in den Sinn kommen kann. Nein ich bleibe dabei, da ist mehr Menschlichkeit und Herz bei Böhm, ohne daß es etwa kitschig oder süßlich klingen würde. Der Vierte Satz ist bei Böhm auch nicht gerade langsam, zwischendrin wird das Tempo angezogen...bei Leibowitz High-Speed...dadurch ernster, straffer. Respekt für die Genauigkeit des Spiels und die Durchsichtigkeit des Klangs. Wie gesagt irgendwann gewöhn ich mich noch an den Drive...denn es gibt auch erstaunlich vorteilhafte Stellen. Vielleicht ist ja die Einspielung mit dem "Vienna State Opera Orchestra", die langsamer ist, was für mich...
Da wir uns hier im Kreis drehen: Mal schaun was Rene´L. selbst dazu zu sagen hat (=Buchlieferung noch abzuwarten).