Anna Netrebko - Einzigartig oder nur Marketing?

  • Moment, liebe Mitdiskutanten, der holländische Schmalztopf hat mit dem russischen Sopran-Erotikstar nichts zu tun. Das ist etwas völlig Anderes.


    Rieu, den ich nicht mag, der aber gewisse Verdienste hat (immer noch besser, Rieu hören als die "Echten Murtaler Alpenjodler") ist ein Kitschproduzent ersten Ranges. So unseriös ist die Netrebko bis jetzt noch nicht gewesen.


    Gut, diese Massenevents, wie sie Severina anführt, sind sicherlich nicht künstlerisch hochwertig. Andererseits: Warum denn nicht. Was das betrifft, bin ich keineswegs Purist. Brot, Spiele, hohes C - sogar an solchen Abenden kann, im Rahmen des Möglichen Qualität geboten werden. Und das hat die Netrebko schon gemacht.


    Und sonst? - Kein Crossover (obwohl sicherlich nicht nur ich mir eine CD mit russischen Volksliedern in geschmackvollem Arrangement wünschen würde), keine Musical-Nummern. Nichts davon. Leider - sonst würd' ich mich viel leichter tun, gegen Anna Netrebko zu argumentieren.


    Aber in diesem Punkt muß ich zugeben, daß sie künstlerisch seriös vorgeht.


    Andererseits ist es auch gar nicht nötig, sie mit Crossover und anderem Schwachsinn für die Softpop-Hörer interessant zu machen, weil die Netrebko in Wahrheit ja längst im Popgeschäft ist - nur, daß sie statt Pop-Nummern eben Klassik singt. Aber von der Positionierung (im Westen!) her: Kein Unterschied.


    :hello:

    ...

  • Liebe Taminos und Paminas,


    wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir Edwins Potential sinnvoll kanalisieren müssen. Es gibt sicherlich einige unter uns, die mehr über das sowjetische Label Melodiya erfahren würden, über Komponisten und Interpreten aus dem Ostblock, gerne auch unter Einbeziehung von Supraphon, Muza, Eterna, Nova oder Electrocord, alles Schätze, die Edwin bekannt sein dürften und deren Entdeckung nun unter der medialen Existenz von AN zu leiden haben.


    Fassen wir also zusammen: Die Dame verfügt über ein gutes bis sehr gutes Stimmaterial, hat eine Bühnenpräsenz, mit der sie RV problemlos an die Wand spielt (wie kann man eigentlich über Rudolf Schocks Singgrimassen lästern und gleichzeitig RV....aber das ist ein anderes Thema), sieht gut aus, hat aber gleichzeitig Intonationsschwächen, könnte freilich weiter an sich arbeiten, ist aber vielleicht ganz zufrieden mit dem Erreichten, profitiert vom Zeitgeist des Marketing und lebt nicht schlecht dabei.


    "Plus est en Eux" , so lautete das Motto der Groothuse, einem reichen Geschlecht im mittelalterlichen Brügge. Das mag auch für Anna gelten.


    Heute Nachmittag sah ich sie auf dem Bildschirm eines bekannten Kölner Musikkaufhauses. Zusammen mit RV. War offensichtlich der Liebestrank. Blasiert fad-historisierende Inszenierung, RV grimassiert wie die Figuren von Wallace and Groomits. Und mir kam die Idee, daß da ein Publikum angesprochen werden soll, daß der Oper fernsteht und durch die DVD die Idee bekommen soll, eine Oper zu sehen.


    Alles in allem also eine fabelhafte Sängerin, die überdies über tolle darstellerische Qualitäten verfügt, sich an das Maximum ihres Potentials nicht heranarbeitet. Richtig beschrieben? Und der Verdruss, lieber Edwin, bestünde darin, daß diese Frau nicht das aus sich macht, was in ihr steckt?


    Nehmen wir es verdrießlich zur Kenntnis: Der Rubel muss rollen. Und der Rubel wird am Boulevard verdient. Und wenn die DGG die AN-Einnahmen u.a. dazu nutzt, ihren Back-Katalog zu pflegen und vielleicht auch noch zugänglich zu halten, dann sage ich "Danke,Anna".


    Ich hoffe, 721 Beiträge sinnvoll zusammengefasst zu haben und verbleibe


    mit lieben Grüßen


    Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas,


    ich fürchte, ich muss Dich trotz voller Zustimmung doch enttäuschen: dieser Thread lässt sich nicht zusammenfassen, da sich sein Hauptgehalt auf einer Meta-Ebene abspielt.


    AN und RV und die drei T und und und sind da nur Chiffren für Größeres, Schöneres, Wahreres.


    Ich profitiere täglich von der Lektüre dieses komplexen, bunten, lebensprallen, oft bizarren, manchmal philosphischen, immer dynamischen Threads und wünsche ihm noch viele viele Beiträge und neue Kombattanten.


    Frau Netrebko wird's verkraften, Herbert hoffentlich auch.


    Mein Dank gilt allen Beteiligten, und ich rufe nochmals ein schallendes: nur nicht nachlassen!


    Das ist jetzt nicht ironisch gemeint, sondern so wie ich es sage. Keine Hintergedanken oder Seitenhiebe zwischen den Zeilen.


    Ich hoffe, ihr glaubt es mir,
    :hello:
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von Barockbassflo
    Lieber Thomas,


    ich fürchte, ich muss Dich trotz voller Zustimmung doch enttäuschen: dieser Thread lässt sich nicht zusammenfassen, da sich sein Hauptgehalt auf einer Meta-Ebene abspielt.


    Lieber Florian,


    da hast Du wohl recht (ein Schelm, wer's nicht bemerkt hätte). Besonders Edwin dürfte klar sein, wie sehr er bewirbt, was er ablehnt. Dennoch: irgendwann sollte Schluss sein.


    Auch das HB-Männchen Bruno ist nur 27 Jahre über die deutschen Bildschirme getobt. Dann war Schluß. Am Rande bemerkt: das ist in der Werbung bislang unübertroffen. Dennoch: die Verfallszeiten werden kürzer. Herbert hat die größere Hinterlassenschaft, Wilhelm den größeren Namen (und auch einiges hinterlassen, das sich durch den Namen verkaufen lässt).


    Die Beteiligten werden freilich in ihrer Diskussionsfreude nicht nachlassen. Leider! Und anna, da hats Du wohl recht, wird's am hübschen Hinterteil vorbeigehen.


    Wenn Du Dir die Fortsetzung dieser Diskussion im bekannten Strickmuster wünschst, sei allerdings eine Frage an Dich gestattet: studierst Du etwa Soziologie oder Psychologie? In diesem Falle ist dieser Thread freilich eine Fundgrube!


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas,


    nein, aber ich interessiere mich für Rechtssoziologie...zählt das?


    :untertauch:


    Mich interessiert der Mensch. Kunst ist für mich - eine Anleihe bei Richard Kroner - die "Selbstverwirklichung des Geistes", also eine zutiefst menschliche Angelegenheit, bei der mich nur das "Menschliche" daran, also die geschmäcklerisch-emotionale Seite, interessiert. Töne und Harmonien als solche sind mir sowas von wurscht...


    Und so ein Thread erlaubt Einblicke ins Kunstverständnis, das finde ich unglaublich wertvoll, spannend und bereichernd. Ich finde auch nicht, dass sich irgendwer der Beteiligten lächerlich macht oder gar das ganze Forum: ganz im Gegenteil, hier wird die Macht der Musik deutlicher als in manch anderem Thread.


    Hinzu kommt die psychologische Faszination des Problems der Kommunikation, der Interpretation nicht nur von Werken, sondern auch der Postings der jeweils anderen Forenteilnehmer. Kommunikation ist ja an sich schon eine dramatische Sache, aber wenn dann die Emotionen so hochkochen und es um das Wahre, Schöne und Gute geht, die Gerechtigkeit auch noch ins Spiel kommt, um die Objektivierbarkeit der Kriterien gekämpft wird, man mächtig dampfend um die Definition der Tatsachen ringt - da kann mir niemand erzählen, dass hier eine peinliche Entgleisung vorliegt.


    Ich versteh' Dich natürlich - aber wie gesagt, darum geht's nicht.


    Und es geht mir (sicherheitshalber zur Klarstellung) hier auch nicht darum, aus mild abgeklärter Höhe weise lächelnd auf die Diskutanten herabzusehen und sie genüsslich zu "analysieren" - DAS WÄRE EIN FURCHTBARES MISSVERSTÄNDNIS!


    Ich lese gebannt und lerne und staune.


    :hello:
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

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  • Lieber Florian,


    da sind wir uns wieder sehr einig. Aber da Du wie der kleine Häwelmann offensichtlich nicht genug kriegen kannst....


    Ich lege mich jedenfalls jetzt schlafen.


    Gute Nacht wünscht in die Online-Runde


    der Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Guten Morgen Santoliquido,


    Zitat

    hat aber gleichzeitig Intonationsschwächen, könnte freilich weiter an sich arbeiten, ist aber vielleicht ganz zufrieden mit dem Erreichten,


    Alles in allem also eine fabelhafte Sängerin, die überdies über tolle darstellerische Qualitäten verfügt, sich an das Maximum ihres Potentials nicht heranarbeitet. Richtig beschrieben?


    Kurzer Einspruch :D Misha und Barockbassflo haben es bereits erwähnt:



    Zitat

    Misha
    Mein Bild von AN hat eine gewisse Korrektur erfahren. Ich habe vor einigen Tagen ein Portrait auf dem russischen Kanal "RTR Planeta" gesehen und da kam sie sehr natürlich, bodenständig und bescheiden um ihre Grenzen wissend, ernsthaft was den künstlerischen Anspruch angeht, 'rüber. Auch etliche seriöse Kommentare aus ihrem familiären und künstlerischen Umfeld waren überzeugend.


    Barockbassflo
    das passt auch hervorragend zu einem Interview in der New York Times von ein paar Monaten zurück: da hat sie ihre Intonationsprobleme und Koloraturschwäche erwähnt und gesagt, ihr Ziel sei, immer weiter an diesen Schwächen zu arbeiten.
    Wenn ein Sänger so etwas dieser ja bekanntlich völlig unbedeutenden Zeitung im Zusammenhang mit einer wichtigen Premiere solch ein selbstkritsches Interview gibt, dann habe ich davor Respekt.


    Damit kann man den Punkt , "sie wüßte nicht über ihre Schwächen Bescheid bzw. gäbe sich mit dem Erreichten zufrieden", auch abhaken.


    :hello:


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Kann man denn diesen Thread nicht mal abwürgen ?
    Der ist doch langsam total uninformativ und
    uninteressant. :rolleyes: :rolleyes:
    :hello:Herbert.


    Als ich dies las, war mein erster Gedanke, dass es zum Glueck keinen Zwang gibt, diesen thread zu lesen oder sich daran zu beteiligen. Von einigen Beiträgen Herberts weiss ich jedoch, dass er eine lange Erfahrung im Hören von Stimmen hat (hat schliesslich Wunderlich schon 1960 in Köln gehört). Daher dachte ich, dass gerade Herbert zur Versachlichung dieses threads sehr viel beitragen könnte.


    Die Antwort auf die urspruengliche Fragestellung "einzigartig oder nur Marketing" ist doch einfach = weder - noch. Nur verbohrte Fans (oder ahnungslose Journalisten der yellow press) können Netrebko fuer eine "zweite Callas" halten. Und nur fuer Ahnungslose kann sie NUR ein Marketing-Produkt sein.


    Fuer viel interessanter halte ich die von Edwin vehement vertretene These, dass sie ueber die "Erotik-Schiene" vermarktet wird. Dem habe ich nicht widersprochen (unbeachtet der Tatsache, ob sie nun Täterin, Mitschuldige oder Opfer ist), wohl aber der Behauptung, dass durch diese Art der Vermarktung bewusst von (von mir eingeräumten) vokalen Mängeln abgelenkt werden soll.


    Bis zu diesem Punkt kann ich verstehen, wenn Herbert den sich wiederholenden Beiträgen ueberdruessig geworden ist. Deshalb habe ich versucht, diesen thread auf eine sachlich-seröse Ebene zu holen. Man könnte z.B. sehr gut darueber diskutieren, ob Netrebko tatsächlich das ist, was sie (u.a.) singt, nämlich Lucia, Sonnambula, Puritani, und dadurch Defizite deutlich werden. Oder darueber, in welche Richtung sich ihre Karriere entwickeln könnte/muesste.


    Das war meine Motivation, weswegen ich mich an diesem thread beteiligte, nicht, um Klatsch oder andere Trivialitäten auszutauschen. Indem wir das tun, begeben wir uns nicht auf dasselbe Niveau einer Vermarktung, die wir eigentlich ablehnen?


    Gruesse aus Helsinki


    Mikko

  • Zitat

    Original von Mikko
    Oder darueber, in welche Richtung sich ihre Karriere entwickeln könnte/muesste.
    Mikko


    DAS z.B. würde mich sehr interessieren: welche Rollen AN singen sollte bzw. in Zukunft singen könnte - unter der Voraussetzung, daß sie die bemängelte Intonation in den Griff bekommt.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Austria
    DAS z.B. würde mich sehr interessieren: welche Rollen AN singen sollte bzw. in Zukunft singen könnte - unter der Voraussetzung, daß sie die bemängelte Intonation in den Griff bekommt.
    LG
    Austria


    Ich habe versucht, aus meiner Sicht eine Antwort darauf zu geben :


    "Zum Anderen wuerde ich dazu raten, von den Koloraturpartien wie Lucia, Olympia & Co. Abstand zu nehmen, wo AN sich doch nur dem Vergleich mit Koloratursopranistinnen aussetzt, dem sie nicht stand halten kann. Meine Empfehlung wuerde lauten : Ausbau des französischen Faches mit z.B. Marguerite, Mélisande, Blanche; bei den Russen Iolanta, Tatyana (wenn die duennstimmigere Irina Mataeva das kann, kann AN dies schon längst); bei Puccini Liù; bei Verdi vielleicht in 5 Jahren Desdemona."


    Was sagst Du dazu?


    Mikko

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  • Zitat

    Original von Mikko
    "Zum Anderen wuerde ich dazu raten, von den Koloraturpartien wie Lucia, Olympia & Co. Abstand zu nehmen, wo AN sich doch nur dem Vergleich mit Koloratursopranistinnen aussetzt, dem sie nicht stand halten kann.


    Da schließe ich mich gerne an, ihre Koloraturen sind auch für mein laienhaftes Ohr nicht überzeugend. Außerdem ist meiner Meinung nach ihre Stimme dafür zu dunkel timbriert. Ich hoffe, ich blamiere mich nicht mit dieser Begründung :untertauch:


    Zitat

    Meine Empfehlung wuerde lauten : Ausbau des französischen Faches mit z.B. Marguerite, Mélisande, Blanche; bei den Russen Iolanta, Tatyana (wenn die duennstimmigere Irina Mataeva das kann, kann AN dies schon längst); bei Puccini Liù; bei Verdi vielleicht in 5 Jahren Desdemona."
    Was sagst Du dazu?
    Mikko


    Blöde Frage, sorry Mikko: warum muß sie für die Desdemona 5 Jahre warten?


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Mikko,
    von der Mélisande würde ich dringendst abraten. Sie könnte es zweifellos von der Stimme her, aber ihre extrem mangelhaften Sprachkenntnisse und ihre rhythmischen Freizügigkeiten sind wenig geeignet, eine Deklamation zu interpretieren, die fast ausschließlich auf Sprachklang und geschmeidigem Rhythmus aufbaut.


    Bei den Russen könnte ich mir obendrein die "Boris"-Marina vorstellen, die wohl eher gebraucht wird als eine Iolanta (so schön das Werk auch ist).


    Und sollte sie einmal einen Abstecher zum Barock machen, wäre wohl eine Poppea interessant - von wegen Rollenbild und so. :D


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Austria
    Blöde Frage, sorry: warum muß sie für die Desdemona 5 Jahre warten?
    LG
    Austria


    Die Frage ist gar nicht blöd, denn nicht erst seit heute besteht die Tendenz, Partien zu "klein" zu besetzen. Netrebko ist sicher schon heute in der Lage, die lyrischen Stellen der Desdemona zu bewältigen, also das Liebesduett sowie Lied von der Weide und Ave Maria des 4. Aktes. Fuer die grossen Ausbrueche des 3. Aktes muss sie jedoch eine spinto-Sopran-Stimme haben, um ueber Chor und Orchester hinueber zu kommen, ohne sich weh zu tun. Dieses Material hat Netrebko (noch) nicht.


    Auf der anderen Seite sang sie mit Donna Anna und Violetta Partien, die ihre Fachgrenzen ueberschritten. Unabhängig davon, ob man sie hier als vokal ueberfordert empfand oder nicht, war es in meinen Augen positiv, dass sie sie mit ihrer Stimme sang und nicht versuchte, ihrem Material kuenstlich mehr Volumen und Farben abzuverlangen. Eine gute Altersversicherung!


    LG


    Mikko

  • Hoffentlich ist RV dann nicht zum idealen Charaktertenor für Poppeas Amme gereift :untertauch: in der Zwischenzeit...


    Sorry. Konnte nicht widerstehen - und hier ist doch der Thread für den Subtext, oder?


    :stumm:


    :hello:
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von Barockbassflo
    Hoffentlich ist RV dann nicht zum idealen Charaktertenor für Poppeas Amme gereift :untertauch: in der Zwischenzeit...
    Sorry. Konnte nicht widerstehen - und hier ist doch der Thread für den Subtext, oder?
    :stumm:
    :hello:
    BBF


    Die Gefahr, dass jemand RV den Otello anbietet und er annimmt, scheint mir grösser zu sein.


    Mikko

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  • Im Ernst: nach seinen Äußerungen in der letzten Zeit denke ich, dass er nicht zusagen würde - und ich hoffe inständigst, dass er seine Stimmkrise überwindet - als Amme kann er dann ja immer noch auftreten und sein komödiantisches Talent entfalten.


    Ich wünsche beiden Sängern eine lange, glänzende Karriere.


    :hello:
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von Barockbassflo
    Im Ernst: nach seinen Äußerungen in der letzten Zeit denke ich, dass er nicht zusagen würde - und ich hoffe inständigst, dass er seine Stimmkrise überwindet - als Amme kann er dann ja immer noch auftreten und sein komödiantisches Talent entfalten.


    Ich wünsche beiden Sängern eine lange, glänzende Karriere.


    :hello:
    BBF


    Das hoffe ich auch inständigst, aber im Moment schaut's leider nicht so aus, denn wie ich eben dem Internet entnahm, hat er nun auch die restlichen Manons in Berlin abgesagt, und wenn er ein solches Prestigeprojekt, noch dazu mit seiner Lieblingspartnerin, sausen lässt, muss es ihm wirklich schlecht gehen. Jammerschade..... ;( ;(
    Auch wenn ich die Einzige bin: Ich finde ihn schauspielerisch (mit Ausnahme des Nemorino) ausgezeichnet, und habe nun schon etliches mit ihm gesehen, live und auf Konserve. Aber das ist wohl wie bei den Stimmen Geschmackssache. Ich weiß, das ist der AN-Thread und daher OT, aber weil dieser Vorwurf auch hier immer wieder auftaucht....
    lg Severina :hello:

  • Man kann die Absagen auch positiv sehen: wenn die Ursache ist, dass er sich übernommen hat, dann braucht er jetzt vor allem Ruhe, Entspannung und dann vielleicht ein Überdenken seiner Technik. Was nicht möglich wäre, wenn er weitersänge - dass er das nicht tut scheint mir darauf hinzudeuten, dass es ihm Ernst ist. Wir dürfen also hoffen, dass diese herrliche Stimme (ich kenne ihn als Darsteller leider nur als Alfredo, war davon - wie von der Regie - aber restlos begeistert) uns erhalten bleibt.


    Peter Seiffert ist ja nach seiner Stimmkrise auch stärker als zuvor zurückgekehrt.


    Hoffen & wünschen wir das Beste - Rolando, wir brauchen Dich!!!!


    :hello:
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von severina
    Aber auch das darfst du nicht AN (oder ihrem bösen Management) in die Schuhe schieben, die Wurzel dieses Übels musst du bei "The three Tenors" suchen, die haben diese Goldgrube als erste entdeckt und hemmungslos ausgebeutet.
    lg Severina :hello:


    Ja, aber im Gegensatz zu einem Baum, der bei geeignetem Klima und Bodenbeschaffenheit sich gar nicht dagegenwähren kann, daß seine Wurzel Früchte trägt und in die Höhe wächst, hat der Mensch doch immer noch die WAHL zu entscheiden, ob er auf einen Zug aufspringt und den Wurzeln Nährstoffe liefert.
    Unabhängig von AN: Wer das mitspielt, kann sich nicht rausreden auf den Beginn - das ist Blödsinn. Im Gegenteil: Meist wird ja argumentiert - das haben die auch schon gemacht, also bin ich aus dem Schneider. So einfach ist das aber nun auch wieder nicht....


    LG
    Wulf


  • Oh ja!!! :yes: :yes: :yes: :yes: :yes:
    lg Severina :hello:


    PS: Sorry, musss noch einmal gründlicher nachlesen :O , ich dachte, du zählst auch zu denen, die RV als "Mister Bean" der Oper bezeichnen!

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  • Lieber Wulf,


    so heilig mir die Kunst auch ist - ich sehe nicht, inwieweit z.B. Domingos künsterlische Statur durch die 3T-Events beeinträchtigt worden wäre. Schon Caruso hat vergleichbare Massenspektakel bedient und das hat ihn nicht daran gehindert, zu einem Monument expressiven Singens heranzuwachsen - für Pavarotti fiel der 3T Zirkus chronologisch zusammen mit dem Nachlassen seiner stimmlichen Mittel - einen kausalen Zusammenhang sehe ich da nicht.


    Warum sollen Künstler nicht die Freiheit haben, diesen Markt zu bedienen - es wird ja niemand gezwungen, sich das anzuhören - und der Kunst schadet es auch nicht, wenn der Künstler von ihr leben kann...


    Ich gönne es ihr (und den 3Ts natürlich auch).

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Lieber bar-rockender Flo,


    ich habe auch nichts dagegen. Bloß severina hat ein wenig falsch argumentiert. Denn: Entweder man sagt: Ok, Massenpektakel geht in Ordnung, oder man sagt, es geht nicht in ordnung und lehnt es ab: Im letzteren Fall kann man aber die Traditon nicht zur Verteidigung der Tat heranziehen, die man ja dann eigentlich ablehnt, nur um die einem liebe Person zu verteidigen.
    Verstehst was ich meine?


    P.S. Meistens wird gerne in folgender Richtung argumentiert: Ich mag XY, jetzt macht XY aber etwas, was in einem bestimmten Personenkreis umstritten ist. Ich selbst bin auch kritisch. Aber gut, haben ja andere auch schon gemacht, also nicht so schlimm wenn XY das auch macht.

  • Hm... wieso fallen mir da gerade Themen wie "ist Klassik elitär"? oder so ähnlich ein?. Oder "wieso ist es so schwierig, die Jugend an die Klassik heranzuführen?" oder "warum hören nur 5% der Musikhörer Klassik?" Oder auch "wie kam ich zur Klassik?"


    Naja, man kann sich aber auch gar zu schön lustig machen über das Waldbühne-Publikum, das womöglich noch an den falschen Stellen dumb vor sich hinklatscht...


    ;-)
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Wulf,
    nu laß die Frau doch Kohle machen. Aus ihren Interviews geht hervor, daß sie einen riesigen Aufwand an Schuhen und Garderobe treibt. Das muß finanziert werden! Markenware kaufst Du heute nicht mal mehr in Rußland billig! :wacky:
    :hello:

    ...

  • Nun muss ich doch auch nochmal mich hier einmischen, auch wenn der gute Edwin mich wahrscheinlich indiskutabel findet und mich daher wieder keiner Antwort wuerdigt...... :boese2:


    Lieber Santoliquido(was fuer eine heilige Fluessigkeit hat dich denn zu DIESEM Nickname animiert?????)- ich finde deine Zusammenfassung Spitze. Irgendwann laeuft sich das Thema dann vielleicht dochmal tot, und da ist das Resumée genau richtig. Aber offenbar hat der Thread mehr als sieben Leben- sehr verdaechtig!


    Was Annas kuenftiges Repertoire angeht, hat sie selbst gesagt, dass ihre Stimme und Persoenlichkeit nach dramatischerem Futter verlangt. Gottseidank sieht sie aber ein, dass es noch nicht soweit ist fuer sie und hat ausser der Traviata bisher alle Verdi-Angebote abgelehnt. Gilda singt sie nicht mehr, gibt zu, dass es ihr zu hoch ist.
    In naechster Zeit scheint sie mit dem Belcanto-Repertoire frz. und italienischer Provenienz einen Weg zu suchen, ihre Stimme nicht fruehzeitig zu verschleissen . Manon, Juliette(Gounod) Guilietta(Bellini) sind allerdings Rollen fuer Damen mit lyrischen Koloratur- Qualitaeten und ich habe da so meine gelinden Zweifel ob das wirklich IHR Stimmfach ist. Ich sehe sie rein stimmlich auch viel mehr als Mimi oder Liu vor meinem gesitigen Auge. Vom Rollenportraet scheint Manon allerdings ideal. Leider habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, sie darin zu hoeren. die Arie "Adieu notre petite table" stelle ich mir richtig gut vor, dagegen "Je marche sur tous les chemins" eher grenzwertig.
    Was das dunkle Timbre angeht, sehe ich die Sache wie Austria. Ich habe einfach z.B. als Manon Beverly Sills, Gruberova und aehnliche Stimmen im Ohr. Vielleicht sind das aber auch nur Hoer-Gewohnheiten, die man skeptisch sehen sollte? Lieber Mikko, warum meinst Du, dass Rollen zu klein besetzt werden? Hast du ein paar aktuelle Beispiele oder auch von Cd-Aufnahmen?
    Und liebe Severina, du bist nicht ganz allein. Mich stoeren die Grimassen von R.V. nur peripher und dass ich ihn neben Netrebko "unbeholfen "fand, liegt nicht an seinem Schauspieltalent. Es liegt nur daran, dass Anna einfach ein "Weib" ist und Netrebko eben kein "Kerl". Das weiter auszufuehren hat vielleicht Zensur und Schlimmeres zurfolge, daher nur soviel...... :D
    Jedenfalls bedaure ich zutiefst, dass RV stimmlich so angeschlagen ist.
    Aber vielleicht oeffnet ihm das die grossen Aeugelein noch mehr und er hat in Zukunft genausoviel saengerische Vernunft wie Talent zu bieten.


    Fairy Queen :angel:

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  • Hallo Austria, morjen Edwin.


    Erste Sätze gehen wohl immer unter. Ich sage ja, daß ich nichts gegen Massenauftritte a la 3T habe. Wems gefällt, bitte. Die Idee an sich, hier in Berlin Oper unter freiem Himmel für umsonst anzubieten fand ich klasse.


    Natürlich bin ich nicht hingegangen. Bin ja momentan schwer arbeitender Student :P

  • Zitat

    Original von Austria
    Hm... wieso fallen mir da gerade Themen wie "ist Klassik elitär"? oder so ähnlich ein?. Oder "wieso ist es so schwierig, die Jugend an die Klassik heranzuführen?" oder "warum hören nur 5% der Musikhörer Klassik?" Oder auch "wie kam ich zur Klassik?"


    Naja, man kann sich aber auch gar zu schön lustig machen über das Waldbühne-Publikum, das womöglich noch an den falschen Stellen dumb vor sich hinklatscht...


    ;-)
    Austria


    Hallo Austria,


    Die alte Frage wäre, ob man eine Öffnung für eine erweiterte Zielgruppe durch massiven Qualitätsverlust erkaufen sollte. Der künstlerische Ertrag der 3-Tenöre-Konzerte geht gegen Null - zumindest wenn es um anspruchsvolle Gesangskultur geht. Es wurde lediglich der Nachweis erbracht, dass 3 Männer trotz fortgeschrittenen Alters sehr lange sehr laut sehr hoch singen können.


    Die Waldbühnenkonzerte finde ich sehr Hübsch. Sowohl die Musiker als auch das Publikum haben viel Spaß daran. Der künstlerische Ertrag ist gelegentlich mäßig, aber darum gehts ja nicht. Nur gehe ich nicht hin, weil es halt nicht mein Ding ist, wenn ein Tschaikowski-Klavierkonzert durch Mitklatschen und die Kaugeräusche meines Pickniknachbarn veredelt wird. Die Erfahrung zeigt aber, das es ein großes Klientel gibt, die zwar jedes Jahr in der Waldbühne sind, aber nie ein "normales" Konzert besuchen. Insofern bezweifle ich, dass solche Events der Klassik wirklich ein breiteres Publikum erschließen - und bezweifle auch, dass es erstrebenswert ist, dafür im künstlerischen Anspruch runterzugehen. Lustig machen tue ich mich nicht über das Waldbühnenpublikum, höchstens über das Publikum von Adres Rieu - aber damit können die wohl leben. :D


    Gruß
    Sascha


    Wulf: Die Live-Manon auf dem Bebelplatz fürs meines Wissens auf den 19.05 verlegt, kannst also noch hingehen. ;)

  • Zitat

    Original von Fairy Queen



    Lieber Santoliquido(was fuer eine heilige Fluessigkeit hat dich denn zu DIESEM Nickname animiert


    Liebe Fairy Queen,


    das ist schnell erläutert: der Nick ist eine Referenz an die Pianistin Ornella Pulti-Santoliquido, die mit Arriago Pelicca und Massimo Amfiteatroff das Trio Santoliquido gebildet hatte, das eine für meine Ohren exorbitante Einspielung der Beethoven-Trios gemacht hat.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Antracis
    Sowohl die Musiker als auch das Publikum haben viel Spaß daran.
    Sascha


    Eben. Ich gehe allerdings auch nicht zu Open-air Veranstaltungen, war noch nicht mal in Verona und werde auch nicht hinfahren.


    Dennoch: manchmal hat man das Gefühl, daß einige Taministen dem musikalischen Plebs schlicht die Freude an der Musik nicht gönnen und auf sie herabsehen. Klassische Musik muß "erkämpft", "erarbeitet", "verdient" werden. Wer sie einfach nur gerne hört, ist ihrer unwürdig :D


    :hello:
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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