Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion

  • Ich habe genug,


    oder doch nicht ? Ich habe wirklich genügend Aufnahmen. Auch einen Querschnitt von Suzuki :


    Nun sehe ich von ihm eine neuere SACD (komplett). Die soll langsamer aufgenommen sein. Hier habe ich nichts über sie gefunden, kennt sie jemand ?



    Kalli

  • Ich habe die 2019er Suzuki-Aufnahme kürzlich gekauft, noch nicht viel daraus gehört, hat soweit gut gefallen, ja Eingangschor ist schön langsam aber detailliert spannend gestaltet. Ich höre später nochmal quer. Willst Du etwas Spezielles erfahren?

    Er hat Jehova gesagt!

  • Danke,


    mir kommt ja schon die ältere Aufnahme nicht soo schnell vor. Aber zu gemächlich mag ich ja auch nicht. Wichtig wären mir die Solisten, der Chor und das Orchester sind ja bei Suzuki immer auf sehr hohem Niveau.


    Kalli

  • So,


    Solti mit der MP erklingt gerade, fast bin ich durch. Mit den Solisten und dem Orchester komme ich zurecht. Aber der Chor, nein das kann ich nicht gut ertragen - zu mächtig, wie ein zu dicker Brei. Ich halte aber durch. Danach kommt Mc Creesh - das liegt mir deutlich mehr.

    Eine Frage hätte ich noch, von Gardiner habe ich nur einen Querschnitt. Wie ich das "erlesen" habe sind die Solisten bei dieser älteren Aufnahmebesser als bei der neueren die dafür nicht so gehetzt sein soll. Was denkt ihr ?


    Kalli

  • Hallo kalli ich aber deine Frage und das mit dem Ø nicht so ganz verstanden!?


    1.Gardiner DGG, DDD, 1988



    2.Gardiner SDG, DDD/LA, 2016




    Von den Sängern her gefällt mir die erste besser, musikalisch (obwohl gleiches Orchester) die zweite!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Um die beiden geht es.


    Solisten sind wohl bei der älteren besser, du siehts das ja auch so. Hören sich ja bei meinem vorhandenen Querschnitt gut an. Aber sonst - ist die neue "besser" ? Ist sie langsamer ? Das Tempo der Mac Creesh Aufnahme passt mir gut.


    Gruss


    Kalli

  • Mir geht es nicht um schneller oder langsamer, mir geht es um das Ergebnis,! d.h. man hört in der neuen Gardiner Aufnahme, dass sie sich weiter entwickelt haben! Sozusagen Hipper! ^^

    Die Neuere ist 3 Minuten langsamer! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Danke !


    Das Thema Antisemitismus im Text wurde ja schon besprochen----dazu meine Meinung :


    Als früherer Religionslehrer..... eine gute Doku. Dazu weiß ich aus meinem Studium, dass man dem Judentum die Schuld am Tod Jesu gegeben hat und Pilatus als "Friedensstifter" in den Evangelien stilisiert hat, das ist Unsinn. Er wurde später von Rom abgesetzt - weil es so grausam war. Die Evangelisten waren keine Zeitzeugen sondern, wenn man so will, haben sie Geschichte "interpretiert". Paulus war clever, wenn man im römischen Reich missionieren wollte war es ungünstig die Schuld den Römern anzulasten. Somit ist - leider, leider - das Christentum der Anfang des Antisemitismus. Dazu passt auch, dass den ersten Christen von den jüdischen Autoritäten der Besuch des Tempels verboten wurde. Wenn man so will - so hat das Christentum begonnen. Und was noch - ich bleibe Christ.
    Frohe Ostern !


    https://www.3sat.de/dokumentat…DdpXSLRuX5ffKsPnEk0LPRFss

  • Ich habe gerade beide Werke von Flavius Josephus gelesen, 1500 spannende Seiten: Jüdische Altertümer und Der Jüdische Krieg. Josephus war selbst Jude und sogar Kommandeur in einer jüdischen Stadt. Als die Römer die Stadt stürmten, beschlossen einige Männer, darunter Josephus, sich gegenseitig zu töten (in Masada ist das tatsächlich so geschehen).

    Die Reihenfolge wurde per Los ermittelt. Wie durch ein "Wunder" blieben zwei Männer übrig, darunter Josephus. Der überzeugte den anderen, gemeinsam zu fliehen.

    Er kam dann nach Rom, erst ins Gefängnis, später war er römischer Bürger und am Hof sehr angesehen. Sein bellum judaicum ist so gut wie immer gegen die Juden gerichtet. Die Quintessenz: nicht die Römer waren schuld, sie kamen immer als Friedensbotschafter, um die furchtbaren Verbrechen der Juden zu unterbinden. Der Höhepunkt ist der Untergang Jerusalems, als sich die Juden weigerten, die Stadt den Römern kampflos zu überlassen. Nach der Lektüre dachte ich: Butscha in der Ukraine gab es auch früher.

    Daher muss ich kalli zustimmen: der Antisemitismus beginnt im NT.

    Noch drei Textstellen:

    -Aber der Hauptmann... wahrlich dieser ist Gottes Sohn gewesen (bekennt ein Römer)

    - die Römer bewachen das Grab, damit die Jünger nicht den Leichnam stehlen können und sagen, er sei auferstanden

    -sein Blut komme über uns und unsere Kinder


    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Ich habe jetzt nicht alle acht Seiten des Threads durchgesehen, um herauszufinden, ob die Aufnahme bereits genannt worden ist...


    Ich habe am Karfreitag eine Aufnahme in meinem Vinyl-Bestand entdeckt (von Eltern und Großeltern übernommen und noch lange nicht durchgehört), die mich fulminant überrascht, wenn nicht gar umgehauen hat. Peter Schreier leitet die Staatskapelle Dresden, die Aufnahme wurde wohl 1984 gemacht. Zu den Solisten gehören unter anderem Lucia Popp und Theo Adam. (Die CD-Ausgabe habe ich bei jpc leider nicht gefunden, daher ohne Coverbild.)


    Im Duktus wird hier keineswegs schwer oder übermäßig romantisierend musiziert, trotzdem aber sehr klangschön und wunderbar ausgestaltet. Es tat auch mal wieder gut, Bach mit Sängern zu hören, die nicht klingen, als hätte man sie im Wartezimmer einer Lungenklinik rekrutiert. ^^:untertauch:


    Für alle, die nicht apodiktisch an HIP hängen, ist diese Aufnahme m. E. ein überaus empfehlenswerter Schatz. Ich werde sie zukünftig zu Ostern sicherlich häufiger hören.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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  • Die ältere Gardiner Aufnahme ist jetzt gebraucht unterwegs zu mir,


    nach nochmaligem Hören meines Querschnittes wollte ich doch erstmal die GA. Und da diese hier auch schon unterwegs ist sage ich es mal mit meiner Lieblingskantate : " Ich habe genug "


  • Peter Schreier leitet die Staatskapelle Dresden, die Aufnahme wurde wohl 1984 gemacht.

    So ist es:


    Johann Sebastian Bach

    Matthäus-Passion BWV 244


    Evangelist: Peter Schreier, Tenor

    Jesus: Theo Adam, Bass

    Petrus: Andreas Scheibner, Bariton

    Judas: Ekkehard Wlaschiha, Bass

    Pontius Pilatus: Hermann Christian Polster, Bass

    Hoherpriester: Olaf Bär, Bariton

    1. Zeuge: Johann Schneiderheinze, Alt

    2. Zeuge: Ekkehard Wagner, Tenor

    1. Magd: Andrea Ihle, Sopran

    2. Magd: Elisabeth Wilke, Alt

    Weib des Pilatus: Helga Termer, Sopran

    Rezitative und Arien: Lucia Popp, Sopran; Marjana Lipovsek, Alt; Eberhard Büchner, Tenor; Robert Holl, Bass


    Dresdner Kapellknaben (Einstudierung: Konrad Wagner)

    Rundfunkchor Leipzig (Einstudierung: Jörg-Peter Weigle)

    Staatskapelle Dresden

    Dirigent: Peter Schreier


    Aufnahme: Lukaskirche, Dresden, 22. Aug.-4. Sept. 1984


    VEB Deutsche Schallplatten Berlin

    Koproduktion mit Philips


    LP Eterna Stereo 827 822-825 (1985)

    LP Philips Stereo 412 527-1 (1985)
    CD Philips 412 527-2 (1985)

    CD Philips 475 7761 (2006)


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Vielen Dank dafür! Das spart mir viel Tipp-Arbeit. ^^


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Gerne!

    Die Einspielung unter Peter Schreier war m. W. die dritte in der DDR erhältliche Gesamtaufnahme nach Günther Ramins Einspielung von 1941 (Übernahme von Electrola 1966) und der klassischen Produktion der Gebrüder Mauersberger von 1970, wo (wohl einmalig) der Leipziger Thomanerchor und der Dresdner Kreuzchor beide involviert waren. Zudem gab es noch eine Eterna/DG-Koproduktion von Auszügen, ebenfalls unter Ramin, von 1955. (Die Johannes-Passion gab es als Gesamtaufnahme in der DDR unter Ramin von 1954, unter Hans-Joachim Rotzsch von 1975/76 sowie wiederum unter Schreier von 1988.)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zudem gab es noch eine Eterna/DG-Koproduktion von Auszügen, ebenfalls unter Ramin, von 1955.

    Dies hätte dann die vierte in der DDR erhältliche Aufnahme der "Matthäuspassion" werden können. Der Anfang war gemacht worden - und zwar mit den Sopran-Soli durch Irmgard Seefried. Als Altistin war Herta Töpper vorgesehen, mit der die Seefried noch "So ist mein Jesus nun gefangen" singt. Die Einspielung blieb Fragment, weil Ramin am 27. Februar 1956 gestorben ist. Veröffentlicht gemeinsam mit Ausschnitten aus der "Johannespassion" auf dieser LP:


    SMP-Ramin-R3-2a[Eterna-820390-LP].jpg

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es tat auch mal wieder gut, Bach mit Sängern zu hören, die nicht klingen, als hätte man sie im Wartezimmer einer Lungenklinik rekrutiert. ^^:untertauch:

    Da würde ich doch gerne ein paar Namen wissen. Ich sage nur: mach das ernsthaft, was dein Untertauch-Smiley vorgibt.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Da würde ich doch gerne ein paar Namen wissen. Ich sage nur: mach das ernsthaft, was dein Untertauch-Smiley vorgibt.


    Mit Humor hast Du es nicht so, gelle? ;)


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Eines der markantesten Stücke in der Matthäuspassion und im gesamten Kirchenliedgut ist "O Haupt voll Blut und Wunden".


    Hier in 4 verschiedenen Versionen, die an unterschiedlichen Stellen in der Passion auftauchen:


    Erkenne mich, mein Hüter

    Ich will hier bei dir stehen
    O Haupt voll Blut und Wunden
    Wenn ich einmal soll scheiden




    Diese Melodie ist zudem von Paul Simon aufgegriffen worden und firmiert erstaunlicherweise unter dem unbescheidenen Titel "American Tune",

    hier in der Version von Eva Cassidy:



    Bach hat es allerdings seinerseits auch "entlehnt", und zwar von Leo Hassler:


  • So,


    Ostersonntag, und ich bin immer noch bei der Matthäus Passion. Dank unerwartetem Geldsegen habe ich mir die alte Gardiner GA ( hatte nur einen Querschnitt ) und die neuere SDG Aufnahme, die neuere Suzuki und die Kuijken bestellt. Jetzt kann ich wirklich sagen - Ich habe genug.

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  • Herreweghe? Köln 2010, bei YT komplett.

    Karl Richter? (heute ist der 1. April).

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Ein Live-Konzert der Matthäus-Passion aus dem Jahr 2017 ist auf You Tube abrufbar.


    Franziska Bobe, Sopran

    Lidia Vinyes Curtis, Alt

    Jan Kobow, Tenor (Evangelist)

    Stephan Scherpe, Tenor (Arien)

    Benjamin Appl, Bass (Arien)

    Dominik Wörner, Bass (Christusworte)

    Stuttgarter Kantorei

    Stuttgarter Hymnus Chorknaben (cantus firmus im Eingangschor)

    Stiftsbarock Stuttgart

    Leitung: Kay Johannsen


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928