Meiner Meinung nach ist weder "modern" noch "altmodisch" ein Qualitätskriterium für eine Inszenierung. Allerdings habe ich wenige "altmodische" Inszenierungen gesehen, die wirklich perfekt gewesen wären - meistens verzettelt sich da der Regisseur in völlig unwichtigen Details (die meistens eh im Libretto auch nicht stehen... ). Das heißt aber keineswegs, dass eine "moderne" Inszenierung a priori gut wäre, ganz im Gegenteil. Gut ist eine Inszenierung meines Erachtens dann, wenn sich der Regisseur eine gute und einleuchtende Interpretation der Handlung (und nicht etwa der Regieanweisungen im Libretto oder der Entstehungszeit) ausgedacht hat, die er mit der notwendigen Subtilität dem Publikum näherbringt, dem aber selbst auch noch die Möglichkeit gegeben werden muss, darüber nachzudenken und zu interpretieren.
Weil ich in Graz seit dem letzten Intendantenwechsel so wenig solcher guter Inszenierungen gesehen habe, bin ich seither kaum noch in der Oper gewesen (ein weiterer Hinderungsgrund sind die seltsamen Werke, die immer gespielt werden...). Im Schauspielhaus gibt es allerdings immer wieder sehenswerte Inszenierungen, z. B. in dieser Saison Grillparzers "Medea" oder Tschechows "Platonow".