In den Jahren 1786 und 1787 komponierte Joseph Haydn für die Pariser Freimaurerloge Olympique sechs Sinfonien [Nrn. 82-87]. In Wien gehörte Joseph Haydn seit dem 11. Februar 1785 der Loge Zur wahren Eintracht an, deren Mitglied auch Wolfgang amadé Mozart war. Das besondere daran ist, dass dies Pariser Loge damals über das größte Orchester von Paris mit rund 65 Musikern verfügte. Als Vermittler dieses Auftrages vermutet man Marie Antoinettes Musikdirektor: Chevalier de Saint Georges. Unter diesen Sinfonien ist natürlich die 85. mit dem Werkbeinamen „La Reine“ [die Königin].
Die Sinfonie ist – wie in dieser Zeit immer bei Haydn – viersätzig und beginnt mit einer kurzen langsamen Einleitung, ein Adagio. Der Hauptsatz ähnelt Mozarts zwei Jahre später entstandener Es-Dur-Sinfonie KV 543 im Hauptthema sehr, wie ich finde. Der Satz ist sehr feurig und fordert das Mitschwingen extrem heraus.
Als zweiter Satz folgt eine Romanze, ein Allegretto in Es-Dur, das wiederum nach den Beobachtungen Charles Rosens Mozarts Andante aus dem Streichquintett Es-Dur sehr ähnelt – aber auch hier war Mozart um einige Jahre später am Zug. Bemerkenswert, dass Haydn hier im Mittelteil es-moll wählt, welches er nach Ges-Dur auflöst. Aber er lässt den Hörer nicht lange irritiert, sondern kehrt schnell ins gewohnte Es-Dur zurück, wartet mit einer Soloflöte auf.
Das Menuett hält sich im Rahmen – fällt vielleicht durch viele Vorschläge im Hauptteil, dann aber speziell durch ein schönes Fagottsolo mit Streicherpizzicati im Trio auf.
Das Presto-Finale ist wieder so ein Satz, den man lieben muß: Fagott mit Streichern beginnen mit einem tänzerisch-ländlichen Thema, das in der Folge sehr schön variiert dargeboten wird. Besonders liebe ich die Unisoni im Mittelteil des Satzes.
Wer es kurz und knackig mag, dem sei die Live-Aufzeichnung aus dem Grote Zaal Concertgebouw Amsterdam vom 20.09.1998 mit dem Radio Kamerorkest unter Ton Koopmans Leitung empfohlen. Die Romanze erscheint mir ein wenig zu schnell genommen und damit weniger romanzen- als liedhaft.
Die Zeiten für Vergleiche:
01 7’46“
02 6’57“
03 3’17“
04 3’39“
Ob man die Aufzeichnung noch bekommen kann, weiß ich nicht. Scheint aber in Kooperation mit Brilliant Classics Nr. 92139 mal vorhanden gewesen zu sein [sonst hätte ich sie ja nicht].
Ulli